Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

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rgesnummer werden bis 12 II 
88 siet Jahrgang. 
Donnerstag, öen 19. September 
1895. 
Msrezen-Dep eschen 
Kiel, 19. Sept. Zum Kommandanten 
der Kaiseryacht „Hohenzollern" wurde der 
Capitain zur See, Freiherr von Boden- 
hausen, ernannt. 
Berlin, 19. Sept. Dem „Bert. Tgbl." 
geht aus Madagascar ein Kabeltelegramm 
zu, wonach bei Andriba ein kleines Gefecht 
am 30. August stattgefunden hat. Bei 
der Ankunft der französischen Truppen in 
Stärke von 2000 Mann ergriffen die 
Hovas die Flucht. Die Franzosen er 
beuteten ein aus englischen Fabriken 
stammendes Geschütz, eine Menge Munition 
und Lebensmittel. Die Hovas zerstörten 
aus ihrem Rückzüge alle Ortschaften durch 
Feuersbrunst. Das französische Haupt 
quartier wird am 30. September in 
Antananarivo ankommen. Der Gesund 
heitszustand der Truppen ist jetzt ein 
besserer. In den. Telegramm heißt es 
weiter, der Premierminister der Hovas 
habe seine drei Sekretäre ermorden lassen 
weil er sie für Franzosenfreunde hielt. 
Berlin, 18. Sept. Ueber die Aus 
stellung „Italien in Berlin" ist der 
Konkurs eröffnet worden. 
München, 19. Sept. In der Angelegen 
heit des Premierlieutenants a. D. Krafft 
wegen der bekannten Broschüre „Glänzendes 
Elend" hat das Ehrengericht nun das 
Urtheil gefällt, welches dahin lautet, daß 
Krafft des Offiziertitels für verlustig er- 
klärt wird. Im Uebrigen wird innerhalb 
der nächsten 14 Tage eine neue Broschüre 
dessen Verfasser ebenfalls Krafft ist, er 
scheinen, welche unter dem Titel „Das 
Kasernenelend" sich mit den Verhältnissen 
der Unteroffiziere und Mannschaften be 
schäftigen wird. 
Sprottau, 19. Sept. In Anwesenheit 
der Staats- und Städtebehörden, des 
Burgtheater-Direktors Dr. Burkhardt aus 
Wien, mehrerer Kunst- und Theatergrößen 
und eines zahlreichen Publikums, fand 
gestern Mittag die Enthüllung des 
Denkmals Heinrich Laube's 
statt. Professor Hünel hielt die Weiherede 
Der Bürgermeister übernahm das Denk 
mal Namens der Stadt. Der Vertreter 
des Leipziger Stadttheaters und Andere 
legten Kränze nieder. 
Bonn, 19. Sept. Hier und in der 
Umgegend sind in den letzten Tagen mehrere 
Raubansälle verübt worden, am gestrigen 
Tage allein drei. Die Bevölkerung, nament 
lich auf den Dörfern, ist beunruhigt. Es 
sind bereits mehrere Räuber, darunter 
einige Zigeuner, in polizeilichen Gewahrsam 
genommen worden. 
Köln, 19. Sept. Die „Köln. Ztg." 
meldet aus Petersburg: Die zweite russisch 
französisch-chinesische Anleihe soll im No 
vember abgeschlossen werden, wobei aber 
mals Frankreich Geld hergeben muß und 
Rußland das Hauptgeschäft machen wird. 
Wie russische glaubwürdige Persönlichkeiten 
dem Correspondenten der „Köln. Ztg." 
versichern, wird der deutsche Markt wieder 
um bestimmt ausgeschlossen sein. In Zu 
sammenhang mit der Anleihe steht die 
Gründung einer russisch-chinesischen Bank 
mit 9 /, 0 französischen Geldes. Die dies- 
bezüglichen Verhandlungen sind bereits so 
weit gediehen, daß seit Ende der vorigen 
Woche die russischen Finanzbevollmächtigten 
nach Peking unterwegs sind. Der Direktor 
der Petersburger internationalen Bank. 
Rothstein, ist nochmals nach Paris gereist; 
desgleichen wird sich der Finanzminister 
Witte mehrere Tage in Paris aufhalten. 
Köln, 19. Sept. Die „Köln. Ztg." 
-ordert Stöcker auf, sein Schweigen zu 
brechen und sich bestimmt über den Fall 
Guethlein zu.äußern. Der Staatsanwalt 
habe telegraphisch Hammerstein's Verhaftun g 
in Sistrans und die Auslieferung des 
elben nach Berlin beantragt. 
Belgrad, 19. Sept. Zwei Italiener, 
welche in hiesigen Wechselstuben falsche 
italienische Banknoten zu verwerthen suchten 
wurden verhaftet. 
Rom, 19. Sept. Nach Depeschen aus 
Neapel ist der Vesuv wieder in vermehrter 
Thätigkeit; die ausströmende Lava bedroht 
die Provinzialstraße. 
Mailand, 19. Septbr. Die Polizei in 
Genua nahm die Verhaftung von acht 
Zollbeamten wegen Begünstigung eines 
großartigen Schmuggels von Colonial- 
waaren vor. Die betheiligten Firmenin 
haber sind geflüchtet. 
Bern, 19. Sept. Aus Frutingen ivird 
gemeldet, daß von dem Altelsgletscher in 
der Nacht vom Montag zum Dienstag 
abermals Eismassen abgestürzt seien. Auch 
ei ein neuer Gletscherbruch entdeckt, wo 
durch das Gasterthal bedroht ist. Um staat 
liche Hilfe ist nachgesucht worden. 
MMarrd. 
Italien. , 
Rom, 17. Sept. Gestern gab der 
e u t s ch e K ü n st l e r v e r e i n zu 
Ehren der deutschen Turner einen 
Commers, zu welchem auch sämmtliche inRom 
anwesenden Mitgliederder deutschen Boischa t 
erschienen waren. Nach dem Toast au : 
den Kaiser Wilhelm, welchen Herr Trog 
in Vertretung des Präsidenten ausbrachte, 
und nach einer Rede des Senators 
Trodaro in italienischer Sprache sprach 
Herr Hoppe, der Vorsitzende der Berliner 
Turnerschaft, für die freundliche Aufnahme 
durch die Bevölkerung Roms, insbesondere 
durch den Künstlerverein seine Freude und 
seinen Dank aus. Beim Gesang deutscher 
patriotischer Lieder nahm das Fest einen 
höchst anregenden Verlauf. 
Rom, 18. September. Im Palais der 
schönen Künste eröffneten gestern der 
König Humbert und die Königin in 
Begleitung des Prinzen von Neapel die 
italienische Kunstausstellung. 
Frankreich 
Paris, 17. Sept. Das „Echo de Paris" 
veröffentlicht eine Serie Telegramme und 
Briefe, die seit 1884 zwischen dem König 
Leopold l, Bismarck und Kaiser 
Wilhelm II. bezüglich der Beziehungen 
zwischen Belgien und Deutschland ge 
wechselt worden seien. Das Blatt will 
dadurch beweisen, das König Leopold und 
ganz Belgien vollständig in Diensten 
Deutschlands stehen. Unter den Ver- 
öffentlichungen befinden sich Briefe zwischen 
König Leopold und Bismarck in der An 
gelegenheit des Professors Geffken. 
England. 
London, 18. Sept. Wie das Reuter 
che Bureau aus Hongkong meldet, 
haben die auswärtigen Consuln der gestern 
in Kutscheng erfolgten Hinrichtung von 
ieben Eingeborenen, die in erster 
Reihe bei den Niedermetzelungen der 
Christen betheiligt waren, beigewohnt. — 
Den Blättern zufolge ist das Auswärtige 
Amt noch mit der Prüfung der Documente, 
die es von der belgischen Regierung in 
& er Stokes-Angelegenheit erhielt, 
beschäftigt und deshalb nicht im Stande, 
eine Erklärung abzugeben. 
London, 17. Sept. Die wegen der 
Hinrichtung Stokes' von England 
und Deutschland erhobenen Reclamationen 
seinen in Brüssel ihren Eindruck nicht 
verfehlt zu haben. Wie von dort nämlich 
gemeldet wird, soll die Kongoregierung 
den Commandanten Lothaire bereits 
uspendirt und zur Verantwortung 
ach Brüssel eitirt haben. Mittlerweile 
ist eine neue Gewaltthat Lothaire's bekannt 
geworden, über die der „Daily Telegraph" 
einen Brief aus Uganda veröffentlicht 
worin Major Lothaire beschuldigt wird 
über hundert von Stockes gemiethete 
Wanyamwese-Lastträger, welche Stokes im 
belgischen Fort Mpanis zurückließ, er 
schossen zu haben, weil sie sich weigerten, 
Lothaire, der nach Stokes' Erhängung 
dorthin kam, zu folgen. Ein Knabe in 
Mpanis, den Lothaire fesseln ließ, entkam 
nach dem englischen Fort Toro und er 
zählte den Vorgang; sonst sei von Stokes 
Karawane Niemand zurückgekehrt. — 
Sollte sich vorstehende Nachricht auch nur 
theilweise bestätigen, so darf die belgische 
Regierung nicht einen Augenblick mehr 
zögern, Lothaire einfach wegen Mordes 
den Prozeß zu machen, es sei denn daß 
er infolge hochentwickelten „Tropenkollers" 
nicht in's Zuchthaus, sondern in's Irren 
haus gehört. In jedem Falle muß aber 
der Mann unschädlich gemacht werden. 
Holland. 
Haag, 17. Sept. Die Königin-Re 
gentin eröffnete heute die General 
taaten mit einer Thronrede, in der es 
heißt: „Der allgemeine Zustand des 
Landes und der Bevölkerung ist befriedigend 
Die Beziehungen zum Auslande sind sehr 
reundschaftliche. Die Lage der Marine 
und der Truppen in Indien giebt neue 
leuchtende Beweise von Muth und Aus 
dauer. Die Ernte'ist in mehrfacher Be 
ziehung gut zu nennen. Der Gesundheits 
zustand ist günstig. Die unter dem Vieh 
graffirende Maul- und Klauenseuche ist 
verschwunden. Was den auswärtigen 
handelspolitischen Einfluß anbetrifft, so ist 
die Lage des Handels und der Industrie 
nicht ungünstig. Die gegenwärtige Session 
ist in erster Linie bestimmt zur Fort 
führung der landesgesetzlichen Arbeiten, 
zur Revision der Personalsteuern und des 
Wahlrechtes." 
Norwegen. 
Aus Christiania wird geschrieben: Die 
norwegische Mobilmachung ist in 
denjenigen Theilen, die sich bis jetzt Über 
ehen lassen, ,als sehr geglückt zu bezeichnen. 
Die Einfahrt in die Rhede von Christiania 
kann in 24 Stunden durch Minen u. s. w. 
gesperrt werden. Eine Ueberrumpelung 
der norwegischen Hauptstadt durch irgend 
welchen Feind dürfte schwer glücken. Von 
bedeutendem Eindruck war die Wirkung des 
mit großer Schnelligkeit in Thätigkeit ge 
atzten Scheinwerfers der an der schmälsten 
Stelle des Christianiafjords liegenden 
Festung Oskarsborg. Alle Schiffe, die 
49) 
3« Bmk alter êchà 
Roman von Gustav Höcker. 
„Versprechen will ich es Ihnen," erwiderte 
Wolfgang. 
„Und nun leben Sic wohl." 
„O, gehen Sic nichl!" bat Wolfgang. 
„Ich kann nicht länger weilen," cntgegncte 
sic, „man erwartet mich." Sie riß sich sanft 
los, wandte sich nach einigen Schrillen noch 
einmal nach Wolfgang um, ihn noch einen 
letzten Gruß mit der Hand zuwinkend, und 
eilte nach dem Casino zurück. 
So Plötzlich, so unerwartet schnell war sie 
entschwunden, daß Wolfgang nicht einmal 
Zeit gefunden hätte, sie zu fragen, welchen 
Umständen er diese überraschende Begegnung 
überhaupt zu verdanken habe. Einige Augen 
blicke lang fühlte er sich versucht, ihr nach 
zueilen, aber er gab den Gedanken wieder 
aus und bog in einem der Gänge des 
Gartens ein, die auf dem Platze mündeten. 
So lange er Felicitas' Stimme gehört, 
hatten ihre Aöorte ihn nur in tiefe Traurig 
keit versetzen können; jetzt aber, wo er sich 
wieder allein sah, kam eine unsägliche Bitter 
keit über ihn. Warum verschwieg sie das 
Hinderniß, welches auch jetzt noch zwischen 
ihnen stand? Die Festigkeit, welche in Fe 
licitas' Resignation lag, ließ ihn an ihrer 
Liebe, daß Gcheimnißvolle an ihrer Auf 
richtigkeit zweifeln. Wie kam sie hierher nach 
Monte Carlo? fragte er sich. Warum riß 
sie sich so schnell wieder von ihm loS und 
wer erwartete sie? 
Wolfgang fühlte sich plötzlich von einem 
unbestimmten Argwohn erfaßt. Er wollte 
wissen, in wessen Begleitung Felicitas sich 
hier befand Er kehrte um und eilte nach 
dem Casino. 
Aber es war elf Uhr. die Stunde, wo 
das Spiel geschlossen wird, und die Säle 
waren bereits leer. Um diese Zeit pflegte 
der Nachtzug die Tagcsgäste von Monte 
Carlo nach Nizza zu führen. Gehörte Felü 
citas mit ihrer unbekannten Begleitung 
vielleicht zu diesen? 
Wolfgang eilte die Tcrassenstufen hinab 
Auf dem Perron der Haltestelle unten drang 
ten sich die Passagiere in die Coupes. Der 
Perron war hell erleuchtet. Wolfgang täuschte 
sich nicht: jene Dame dort, welche etwa 
zehn Schritte von ihm in ein Coupee ver 
schwand, war Felicitas. Ein Diener, der 
hinter ihr gestanden, reichte ihr einen Shawl 
hmcin, welcher über seinem Arm gehangen 
hatte, und eilte dann den Zug entlang, um 
denselben ebenfalls zu besteigen. Er mußte 
an Wolfgang vorbei. Dieser ergriff ihn am 
Arme. 
„Wer war die Dame," fragte er, „der 
Sie eben den Shawl ins Coupö gereichi 
haben?" 
„Frau Justizrath Earns von Berlin," 
antwortete der Gefragte höflich, den Hut in 
der Hand. 
„Ich meine," sagte Wolfgang, indem 
vom elektrischen Scheinwerfer getroffen 
wurden, mußten die Dampfpfeife ertöne" 
lassen, und es stellte sich heraus, daß jebe r 
Versuch, sich unbemerkt heranzuschleichen- 
im Ernstfälle mißglücken müßte. 
Kuhland. 
Petersburg, 18. Sept. Der Großfürst- 
Thronfolger, Großfürst Alexander 
Michailowitsch und Großfürstin 
Xenia Alexandrowna trafen in 
Odessa ein und setzten mittels Dampfers 
die Reise nach Batum fort. 
Dänemark. 
Kopenhagen, 18. Sept. Die Prinzes 
sin W a l d e m a r ist auf Schloß Bern- 
storff von einer Prinzessin entbunden 
worden. 
Oesterreich-Ungarn. 
Wien, 18. Septbr. Wie zu erwarten 
war, beschäftigt sich heute die ganze öffent 
liche Meinung Oesterreichs mit dem Aus 
all der gestrigen Gemeinderaths 
wahlen. Die liberalen Blätter fordern 
die Bevölkerung auf, alle Anstrengungen 
zu machen, um wenigstens die Sitze des 
ersten und zweiten Wahlkörpers für die 
Liberalen zu retten. Gleichzeitig aber ver 
langt ein Theil der liberalen Presse, daß 
die liberalen Gemeinderäthe, bei Zusam 
mentritt des neuen Gemeinderathes, so 
lange Abstinenz betreiben sollen, bis eine 
neuerliche Auflösung des Gemeinderaths 
und die neuerliche Uebernahme der Com- 
munalverwaltung durch den Regierungs- 
commisiar herbeigeführt sind. Die Regie 
rungsblätter sind jedoch der entgegenge- 
etzten Ansicht, und der Umstand, daß sie 
die Liberalen auffordern, die ihnen zuge 
fallenen Mandate auch wirklich auszuüben, 
deutet darauf hin, daß die Regierung nicht 
daran denkt, die geheime Oeffnung der 
liberalen auf Auflösung eines antisemiti 
schen Gemeinderaths zu erfüllen. Die 
intiliberalen Blätter jubeln über den ent- 
cheidenden Sieg ihrer Partei. 
Wien, 17. Sept. Das Resultat der 
Wiener Gemeinderathswahlen des dritten 
Wahlkörpers ist vollständig antisemitisch 
ausgefallen. In sämmtlichen Bezirken, 
mit Ausnahme des 10. Bezirks, wo Stich- 
wähl nothwendig ist, sind mit vorwiegen- 
der Majorität Antisemiten gewählt. 
Klagrufurt, 17. Sep. Der Brand in 
Friesach, über den wir gestern telegraphisch 
berichteten, ist durch spielende Kinder 
verursacht worden. Im Ganzen sind 60 
Baulichkeiten abgebrannt. Der Thurm 
der Stadtpsarrkirche ist theilweise einge- 
er 
mit aller Kraft seine Fassung aufrecht zu 
erhalten suchte, „ich meine, der Herr Justiz 
rath kann noch nicht lange verheirathet sein." 
„Erst seit zwei Wochen. Er befindet sich 
eben auf der Hochzeitsreise." 
. Mit bitterem Lächeln zog Wolfgasig eine 
Visitenkarte hervor und gab sie dem 'Diener 
mit dm Worten: „Für Frau Justizrath 
Cams mit nieinem Glückwünsche!" 
. . . Das also war das Hinderniß! . . . 
XXX VIII. 
Wolfgang hatte cine schlaflose Nacht ver 
bracht. Sein Kopf schwindelte, als er sich 
am andern Morgen Bewegung in der freien 
Luft machte und mit dem hastigen, unsiche 
ren Gang eines Mannes dahinschritt, wel 
cher der Spielball furchtbarer seelischer Be- 
wegungen ist. Sein Auge erkannte die Ge 
genstände nicht, auf welche es sich richtete, 
sein Geist schien sich von allen sinnlichen 
Wahrnehmungen abgeschlossen zu haben. 
Plötzlich erfaßte jemand seinen Arm. 
„Was ist Ihnen, Baron? Ich folge 
Ihnen seit einer halben Stunde und glaube 
zu bemerken, daß Sie nicht wissen, wohin 
Sie gehen oder was Sie thun." 
„So ist es, Maitland," antwortete der 
Baron, nachdem er sich eine Weile besonnen, 
„ich bin das Opfer einer unerhörten Täu 
schung geworden." 
„Sagen Sie mir Alles, Baron. Vielleicht 
kann ich Ihnen rathen." 
Wolfgang erlag fast unter der Last seines 
Schmerzes, er fühlic sich außer Stande, 
das Schreckliche allein zu tragen. Nichts 
war ihm daher willkommener als diese Ge 
legenheit, sein Leid den: thcilnehmcnden 
Freunde anzuvertrauen. Er bedeckte einige 
Minuten das Gesicht mit beiden Händen, 
um seine Gedanken zu sammeln, und erzähl 
te dann seinem Begleiter rückhaltlos die Ge 
richte seiner Neigung zu seiner ehemaligen 
Jugcndgcspielin, von jener ersten Wicder- 
begcgnung zu Pferde an der Parkgrenze des 
„Villenhofes" bis zu dem Augenblicke, wo 
ie sich gestern Abend so rasch von ihm 
verabschiedet hatte. Was dann unten an der 
Haltestation geschehen war, welche uner 
wartete niederschmetternde Aufklärung über 
das rälhselhaftc Verhalten der Geliebten ihm 
durch eine einfache Auskunft aus dem Munde 
eines Dieners geworden war, — darüber 
schwieg er vorläufig noch. 
„Ich wußte nicht, daß Ihre Liebe eine 
so leidenschaftliche war," sagte Maitland, 
„wenn Sie wahrhaft lieben, so dürfen Sic 
sich nicht durch thörichte Gelübde abschrecken 
lassen, denn in der Leidenschaft liegt eine 
Macht, welche alle Hindernisse besiegt und 
der ein Weib aus die Dauer nicht zu wider 
stehen vermag. Sie müssen ihr beweisen, 
daß sic fest entschlossen sind, sie zu besitzen 
oder zn sterben." 
Dazu ist cs zu spät!" versetzte der 
Baron bitter, „ich vermuthe, ihr Vater hat 
ihr irgend ein Versprechen abgepreßt — 
gestern Abend noch erfuhr ich, daß sie jetzt 
die Gattin eines andern ist, eines Mannes, 
der mindestens das Doppelte ihrer Jahre 
zählt." 
Maitland blickte ihn überrascht an. Dann 
aber faßte er seine Hand, heftete sein dunk 
les flammendes Auge auf ihn und cntgcg- 
nete: „Wenn sie die Gattin eines andern 
ist, so müssen Sie sie diesem andern nehmen. 
Mit welchem Rechte darf ein anderer sie be- 
itzen. Gehört sic nicht Ihnen durch das 
unauflösliche Band der Herzensneigung, 
welches über das Grab hinausreicht. 
Kommen Sie mir nicht mit menschlichen 
Gesetzen und Anordnungen, wo nur Seele 
und Seele einander Gesetz sein können. 
Welche leeren Worte, gedankenlos an einen, 
Altar gesprochen, werden aus ihrem Herzen 
den Geliebten ihres Jugcndtrauins reißen 
können? Sehen Sic nicht ein, daß ihre 
ganze Zukunft nur eine endlose Kette des 
Elends, des Grams sein muß? Baron! 
wenn Sic wahrhaft lieben, so werden Si 
dies holde bethörte Wesen von der höllischen 
Pein befreien, welche ihr die Zärtlichkeit 
eines ungeliebten Gatten bereiten muß. Sic 
müssen ihr das vom Blitz der Leidenschaft 
getroffene Gesicht eines Diannes zeigen, dem 
sie den Himmel versprach und den nun das 
Höllcnfeuer betrogener Zuneigung verzehrt. 
Sic müssen mit der gewaltigen Sprache 
der Liebe sie drängen, Sie von Verzweif 
lung, Vernichtung und Tod zu retten und 
Ihnen die Seligkeit zurückzugeben, die sie 
Ihnen geraubt hat." 
So sprach Maitland und dabei kam ihm 
die überwältigende Beredtsamkeit der Blicke, 
der Gebärden und des Tones zu Hilfe, die 
mehr noch als seine Worte wirkten. Wolfs 
gang wußte wohl, daß die Worte, die er 
vernahm, böse waren, aber Maitland'- 
schlimme Lehren, wandten sich in einem 
Augenblicke an ihn, wo seine moralische 
Kraft durch den erlittenen Schmerz er- 
chüttert war. 
Beide gingen lange Zeit schweigend neben 
einander her. Sie waren an einen Punkt 
gekommen, der sich unmittelbar über der 
Bucht befand. In dieser schaukelten sich die 
vor Anker liegenden kleinen, graziösen Privat- 
Äjachten, welche reichen Engländern oder 
Amerikanern gehörten und deren Rativnal- 
taggcn trugen; einzelne Fischerboote, von 
>enen die rothe genuesische Mütze hcraus- 
chinnuertc, kamen über die blaue, leicht ge 
räufelte Fläche des Mittclmeeres hcrange- 
ft-gclt. 
Maitland'S Schritte waren langsamer ge 
worden und, in eifriges Sinnen verloren, 
blieb er endlich stehen und blickte in die 
Bucht hinab. (Forts, folgt.)
	        
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