nach
muster.
cktt
5 449.
M
verkaufen
tthekc.
kN
Neuwerî
ifT
weise fiii
Vertretei
t Mei-
*»
Adam.
K
I beziehet
ü lister.
Vits
It sich
birch e.
tt
lsdorf.
Dame«!
en
tr. 3.
cht
en höhet
evers.
militär-
Böse.
tljkņ
thien,
. Tr. _
ev
istraße.
rà«vrr.-
§rsoe.
jetzig?!
lî.
ibmacher
r.
shaus-
>en.
ic 59. ^
it'll
l Stube,
str. 57.
lewohntet
t. zll ver
tr. 403. ,
e«,
Wohnung
'reinkunft
ochenbl.
Zimmert
?e 71.
obbin be
chend aut
Oct. d. I-
ppelu ^
tober
it Jahre,
hör.
e 517. ^
iethett
str. 4.
tr. 202.,
lietliÄ
>, part.
pril,
ft benutzt
Nlstr. 4.
Krscheint tägLich.
Hìcndsburger
Wbcheiil'tait.
Bezugspreis:
Merteljährtich 2 j(.~, frei ins Haus geliefert
2 15 c\
für Auswärtige, durch die Post bezogen
2 Jt 25 §
kiel. Postprovision re-, jedoch ohne Bestellgeld.
Zņsertionsprcis: pro Pctttzcile 15
Wo. 219.
Bei Betriebsstörungen
trgeiid welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. >» JÄ*,-,«»,
Blatt „Mode und Heim" gratts bcigegeberr.
3000 Abonnenten.
Aeltektes und gelesenstrs Klatt im Kreise Kendsdnrg.
rgesnummer werden bis 12 II
88 siet Jahrgang.
Donnerstag, öen 19. September
1895.
Msrezen-Dep eschen
Kiel, 19. Sept. Zum Kommandanten
der Kaiseryacht „Hohenzollern" wurde der
Capitain zur See, Freiherr von Boden-
hausen, ernannt.
Berlin, 19. Sept. Dem „Bert. Tgbl."
geht aus Madagascar ein Kabeltelegramm
zu, wonach bei Andriba ein kleines Gefecht
am 30. August stattgefunden hat. Bei
der Ankunft der französischen Truppen in
Stärke von 2000 Mann ergriffen die
Hovas die Flucht. Die Franzosen er
beuteten ein aus englischen Fabriken
stammendes Geschütz, eine Menge Munition
und Lebensmittel. Die Hovas zerstörten
aus ihrem Rückzüge alle Ortschaften durch
Feuersbrunst. Das französische Haupt
quartier wird am 30. September in
Antananarivo ankommen. Der Gesund
heitszustand der Truppen ist jetzt ein
besserer. In den. Telegramm heißt es
weiter, der Premierminister der Hovas
habe seine drei Sekretäre ermorden lassen
weil er sie für Franzosenfreunde hielt.
Berlin, 18. Sept. Ueber die Aus
stellung „Italien in Berlin" ist der
Konkurs eröffnet worden.
München, 19. Sept. In der Angelegen
heit des Premierlieutenants a. D. Krafft
wegen der bekannten Broschüre „Glänzendes
Elend" hat das Ehrengericht nun das
Urtheil gefällt, welches dahin lautet, daß
Krafft des Offiziertitels für verlustig er-
klärt wird. Im Uebrigen wird innerhalb
der nächsten 14 Tage eine neue Broschüre
dessen Verfasser ebenfalls Krafft ist, er
scheinen, welche unter dem Titel „Das
Kasernenelend" sich mit den Verhältnissen
der Unteroffiziere und Mannschaften be
schäftigen wird.
Sprottau, 19. Sept. In Anwesenheit
der Staats- und Städtebehörden, des
Burgtheater-Direktors Dr. Burkhardt aus
Wien, mehrerer Kunst- und Theatergrößen
und eines zahlreichen Publikums, fand
gestern Mittag die Enthüllung des
Denkmals Heinrich Laube's
statt. Professor Hünel hielt die Weiherede
Der Bürgermeister übernahm das Denk
mal Namens der Stadt. Der Vertreter
des Leipziger Stadttheaters und Andere
legten Kränze nieder.
Bonn, 19. Sept. Hier und in der
Umgegend sind in den letzten Tagen mehrere
Raubansälle verübt worden, am gestrigen
Tage allein drei. Die Bevölkerung, nament
lich auf den Dörfern, ist beunruhigt. Es
sind bereits mehrere Räuber, darunter
einige Zigeuner, in polizeilichen Gewahrsam
genommen worden.
Köln, 19. Sept. Die „Köln. Ztg."
meldet aus Petersburg: Die zweite russisch
französisch-chinesische Anleihe soll im No
vember abgeschlossen werden, wobei aber
mals Frankreich Geld hergeben muß und
Rußland das Hauptgeschäft machen wird.
Wie russische glaubwürdige Persönlichkeiten
dem Correspondenten der „Köln. Ztg."
versichern, wird der deutsche Markt wieder
um bestimmt ausgeschlossen sein. In Zu
sammenhang mit der Anleihe steht die
Gründung einer russisch-chinesischen Bank
mit 9 /, 0 französischen Geldes. Die dies-
bezüglichen Verhandlungen sind bereits so
weit gediehen, daß seit Ende der vorigen
Woche die russischen Finanzbevollmächtigten
nach Peking unterwegs sind. Der Direktor
der Petersburger internationalen Bank.
Rothstein, ist nochmals nach Paris gereist;
desgleichen wird sich der Finanzminister
Witte mehrere Tage in Paris aufhalten.
Köln, 19. Sept. Die „Köln. Ztg."
-ordert Stöcker auf, sein Schweigen zu
brechen und sich bestimmt über den Fall
Guethlein zu.äußern. Der Staatsanwalt
habe telegraphisch Hammerstein's Verhaftun g
in Sistrans und die Auslieferung des
elben nach Berlin beantragt.
Belgrad, 19. Sept. Zwei Italiener,
welche in hiesigen Wechselstuben falsche
italienische Banknoten zu verwerthen suchten
wurden verhaftet.
Rom, 19. Sept. Nach Depeschen aus
Neapel ist der Vesuv wieder in vermehrter
Thätigkeit; die ausströmende Lava bedroht
die Provinzialstraße.
Mailand, 19. Septbr. Die Polizei in
Genua nahm die Verhaftung von acht
Zollbeamten wegen Begünstigung eines
großartigen Schmuggels von Colonial-
waaren vor. Die betheiligten Firmenin
haber sind geflüchtet.
Bern, 19. Sept. Aus Frutingen ivird
gemeldet, daß von dem Altelsgletscher in
der Nacht vom Montag zum Dienstag
abermals Eismassen abgestürzt seien. Auch
ei ein neuer Gletscherbruch entdeckt, wo
durch das Gasterthal bedroht ist. Um staat
liche Hilfe ist nachgesucht worden.
MMarrd.
Italien. ,
Rom, 17. Sept. Gestern gab der
e u t s ch e K ü n st l e r v e r e i n zu
Ehren der deutschen Turner einen
Commers, zu welchem auch sämmtliche inRom
anwesenden Mitgliederder deutschen Boischa t
erschienen waren. Nach dem Toast au :
den Kaiser Wilhelm, welchen Herr Trog
in Vertretung des Präsidenten ausbrachte,
und nach einer Rede des Senators
Trodaro in italienischer Sprache sprach
Herr Hoppe, der Vorsitzende der Berliner
Turnerschaft, für die freundliche Aufnahme
durch die Bevölkerung Roms, insbesondere
durch den Künstlerverein seine Freude und
seinen Dank aus. Beim Gesang deutscher
patriotischer Lieder nahm das Fest einen
höchst anregenden Verlauf.
Rom, 18. September. Im Palais der
schönen Künste eröffneten gestern der
König Humbert und die Königin in
Begleitung des Prinzen von Neapel die
italienische Kunstausstellung.
Frankreich
Paris, 17. Sept. Das „Echo de Paris"
veröffentlicht eine Serie Telegramme und
Briefe, die seit 1884 zwischen dem König
Leopold l, Bismarck und Kaiser
Wilhelm II. bezüglich der Beziehungen
zwischen Belgien und Deutschland ge
wechselt worden seien. Das Blatt will
dadurch beweisen, das König Leopold und
ganz Belgien vollständig in Diensten
Deutschlands stehen. Unter den Ver-
öffentlichungen befinden sich Briefe zwischen
König Leopold und Bismarck in der An
gelegenheit des Professors Geffken.
England.
London, 18. Sept. Wie das Reuter
che Bureau aus Hongkong meldet,
haben die auswärtigen Consuln der gestern
in Kutscheng erfolgten Hinrichtung von
ieben Eingeborenen, die in erster
Reihe bei den Niedermetzelungen der
Christen betheiligt waren, beigewohnt. —
Den Blättern zufolge ist das Auswärtige
Amt noch mit der Prüfung der Documente,
die es von der belgischen Regierung in
& er Stokes-Angelegenheit erhielt,
beschäftigt und deshalb nicht im Stande,
eine Erklärung abzugeben.
London, 17. Sept. Die wegen der
Hinrichtung Stokes' von England
und Deutschland erhobenen Reclamationen
seinen in Brüssel ihren Eindruck nicht
verfehlt zu haben. Wie von dort nämlich
gemeldet wird, soll die Kongoregierung
den Commandanten Lothaire bereits
uspendirt und zur Verantwortung
ach Brüssel eitirt haben. Mittlerweile
ist eine neue Gewaltthat Lothaire's bekannt
geworden, über die der „Daily Telegraph"
einen Brief aus Uganda veröffentlicht
worin Major Lothaire beschuldigt wird
über hundert von Stockes gemiethete
Wanyamwese-Lastträger, welche Stokes im
belgischen Fort Mpanis zurückließ, er
schossen zu haben, weil sie sich weigerten,
Lothaire, der nach Stokes' Erhängung
dorthin kam, zu folgen. Ein Knabe in
Mpanis, den Lothaire fesseln ließ, entkam
nach dem englischen Fort Toro und er
zählte den Vorgang; sonst sei von Stokes
Karawane Niemand zurückgekehrt. —
Sollte sich vorstehende Nachricht auch nur
theilweise bestätigen, so darf die belgische
Regierung nicht einen Augenblick mehr
zögern, Lothaire einfach wegen Mordes
den Prozeß zu machen, es sei denn daß
er infolge hochentwickelten „Tropenkollers"
nicht in's Zuchthaus, sondern in's Irren
haus gehört. In jedem Falle muß aber
der Mann unschädlich gemacht werden.
Holland.
Haag, 17. Sept. Die Königin-Re
gentin eröffnete heute die General
taaten mit einer Thronrede, in der es
heißt: „Der allgemeine Zustand des
Landes und der Bevölkerung ist befriedigend
Die Beziehungen zum Auslande sind sehr
reundschaftliche. Die Lage der Marine
und der Truppen in Indien giebt neue
leuchtende Beweise von Muth und Aus
dauer. Die Ernte'ist in mehrfacher Be
ziehung gut zu nennen. Der Gesundheits
zustand ist günstig. Die unter dem Vieh
graffirende Maul- und Klauenseuche ist
verschwunden. Was den auswärtigen
handelspolitischen Einfluß anbetrifft, so ist
die Lage des Handels und der Industrie
nicht ungünstig. Die gegenwärtige Session
ist in erster Linie bestimmt zur Fort
führung der landesgesetzlichen Arbeiten,
zur Revision der Personalsteuern und des
Wahlrechtes."
Norwegen.
Aus Christiania wird geschrieben: Die
norwegische Mobilmachung ist in
denjenigen Theilen, die sich bis jetzt Über
ehen lassen, ,als sehr geglückt zu bezeichnen.
Die Einfahrt in die Rhede von Christiania
kann in 24 Stunden durch Minen u. s. w.
gesperrt werden. Eine Ueberrumpelung
der norwegischen Hauptstadt durch irgend
welchen Feind dürfte schwer glücken. Von
bedeutendem Eindruck war die Wirkung des
mit großer Schnelligkeit in Thätigkeit ge
atzten Scheinwerfers der an der schmälsten
Stelle des Christianiafjords liegenden
Festung Oskarsborg. Alle Schiffe, die
49)
3« Bmk alter êchà
Roman von Gustav Höcker.
„Versprechen will ich es Ihnen," erwiderte
Wolfgang.
„Und nun leben Sic wohl."
„O, gehen Sic nichl!" bat Wolfgang.
„Ich kann nicht länger weilen," cntgegncte
sic, „man erwartet mich." Sie riß sich sanft
los, wandte sich nach einigen Schrillen noch
einmal nach Wolfgang um, ihn noch einen
letzten Gruß mit der Hand zuwinkend, und
eilte nach dem Casino zurück.
So Plötzlich, so unerwartet schnell war sie
entschwunden, daß Wolfgang nicht einmal
Zeit gefunden hätte, sie zu fragen, welchen
Umständen er diese überraschende Begegnung
überhaupt zu verdanken habe. Einige Augen
blicke lang fühlte er sich versucht, ihr nach
zueilen, aber er gab den Gedanken wieder
aus und bog in einem der Gänge des
Gartens ein, die auf dem Platze mündeten.
So lange er Felicitas' Stimme gehört,
hatten ihre Aöorte ihn nur in tiefe Traurig
keit versetzen können; jetzt aber, wo er sich
wieder allein sah, kam eine unsägliche Bitter
keit über ihn. Warum verschwieg sie das
Hinderniß, welches auch jetzt noch zwischen
ihnen stand? Die Festigkeit, welche in Fe
licitas' Resignation lag, ließ ihn an ihrer
Liebe, daß Gcheimnißvolle an ihrer Auf
richtigkeit zweifeln. Wie kam sie hierher nach
Monte Carlo? fragte er sich. Warum riß
sie sich so schnell wieder von ihm loS und
wer erwartete sie?
Wolfgang fühlte sich plötzlich von einem
unbestimmten Argwohn erfaßt. Er wollte
wissen, in wessen Begleitung Felicitas sich
hier befand Er kehrte um und eilte nach
dem Casino.
Aber es war elf Uhr. die Stunde, wo
das Spiel geschlossen wird, und die Säle
waren bereits leer. Um diese Zeit pflegte
der Nachtzug die Tagcsgäste von Monte
Carlo nach Nizza zu führen. Gehörte Felü
citas mit ihrer unbekannten Begleitung
vielleicht zu diesen?
Wolfgang eilte die Tcrassenstufen hinab
Auf dem Perron der Haltestelle unten drang
ten sich die Passagiere in die Coupes. Der
Perron war hell erleuchtet. Wolfgang täuschte
sich nicht: jene Dame dort, welche etwa
zehn Schritte von ihm in ein Coupee ver
schwand, war Felicitas. Ein Diener, der
hinter ihr gestanden, reichte ihr einen Shawl
hmcin, welcher über seinem Arm gehangen
hatte, und eilte dann den Zug entlang, um
denselben ebenfalls zu besteigen. Er mußte
an Wolfgang vorbei. Dieser ergriff ihn am
Arme.
„Wer war die Dame," fragte er, „der
Sie eben den Shawl ins Coupö gereichi
haben?"
„Frau Justizrath Earns von Berlin,"
antwortete der Gefragte höflich, den Hut in
der Hand.
„Ich meine," sagte Wolfgang, indem
vom elektrischen Scheinwerfer getroffen
wurden, mußten die Dampfpfeife ertöne"
lassen, und es stellte sich heraus, daß jebe r
Versuch, sich unbemerkt heranzuschleichen-
im Ernstfälle mißglücken müßte.
Kuhland.
Petersburg, 18. Sept. Der Großfürst-
Thronfolger, Großfürst Alexander
Michailowitsch und Großfürstin
Xenia Alexandrowna trafen in
Odessa ein und setzten mittels Dampfers
die Reise nach Batum fort.
Dänemark.
Kopenhagen, 18. Sept. Die Prinzes
sin W a l d e m a r ist auf Schloß Bern-
storff von einer Prinzessin entbunden
worden.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 18. Septbr. Wie zu erwarten
war, beschäftigt sich heute die ganze öffent
liche Meinung Oesterreichs mit dem Aus
all der gestrigen Gemeinderaths
wahlen. Die liberalen Blätter fordern
die Bevölkerung auf, alle Anstrengungen
zu machen, um wenigstens die Sitze des
ersten und zweiten Wahlkörpers für die
Liberalen zu retten. Gleichzeitig aber ver
langt ein Theil der liberalen Presse, daß
die liberalen Gemeinderäthe, bei Zusam
mentritt des neuen Gemeinderathes, so
lange Abstinenz betreiben sollen, bis eine
neuerliche Auflösung des Gemeinderaths
und die neuerliche Uebernahme der Com-
munalverwaltung durch den Regierungs-
commisiar herbeigeführt sind. Die Regie
rungsblätter sind jedoch der entgegenge-
etzten Ansicht, und der Umstand, daß sie
die Liberalen auffordern, die ihnen zuge
fallenen Mandate auch wirklich auszuüben,
deutet darauf hin, daß die Regierung nicht
daran denkt, die geheime Oeffnung der
liberalen auf Auflösung eines antisemiti
schen Gemeinderaths zu erfüllen. Die
intiliberalen Blätter jubeln über den ent-
cheidenden Sieg ihrer Partei.
Wien, 17. Sept. Das Resultat der
Wiener Gemeinderathswahlen des dritten
Wahlkörpers ist vollständig antisemitisch
ausgefallen. In sämmtlichen Bezirken,
mit Ausnahme des 10. Bezirks, wo Stich-
wähl nothwendig ist, sind mit vorwiegen-
der Majorität Antisemiten gewählt.
Klagrufurt, 17. Sep. Der Brand in
Friesach, über den wir gestern telegraphisch
berichteten, ist durch spielende Kinder
verursacht worden. Im Ganzen sind 60
Baulichkeiten abgebrannt. Der Thurm
der Stadtpsarrkirche ist theilweise einge-
er
mit aller Kraft seine Fassung aufrecht zu
erhalten suchte, „ich meine, der Herr Justiz
rath kann noch nicht lange verheirathet sein."
„Erst seit zwei Wochen. Er befindet sich
eben auf der Hochzeitsreise."
. Mit bitterem Lächeln zog Wolfgasig eine
Visitenkarte hervor und gab sie dem 'Diener
mit dm Worten: „Für Frau Justizrath
Cams mit nieinem Glückwünsche!"
. . . Das also war das Hinderniß! . . .
XXX VIII.
Wolfgang hatte cine schlaflose Nacht ver
bracht. Sein Kopf schwindelte, als er sich
am andern Morgen Bewegung in der freien
Luft machte und mit dem hastigen, unsiche
ren Gang eines Mannes dahinschritt, wel
cher der Spielball furchtbarer seelischer Be-
wegungen ist. Sein Auge erkannte die Ge
genstände nicht, auf welche es sich richtete,
sein Geist schien sich von allen sinnlichen
Wahrnehmungen abgeschlossen zu haben.
Plötzlich erfaßte jemand seinen Arm.
„Was ist Ihnen, Baron? Ich folge
Ihnen seit einer halben Stunde und glaube
zu bemerken, daß Sie nicht wissen, wohin
Sie gehen oder was Sie thun."
„So ist es, Maitland," antwortete der
Baron, nachdem er sich eine Weile besonnen,
„ich bin das Opfer einer unerhörten Täu
schung geworden."
„Sagen Sie mir Alles, Baron. Vielleicht
kann ich Ihnen rathen."
Wolfgang erlag fast unter der Last seines
Schmerzes, er fühlic sich außer Stande,
das Schreckliche allein zu tragen. Nichts
war ihm daher willkommener als diese Ge
legenheit, sein Leid den: thcilnehmcnden
Freunde anzuvertrauen. Er bedeckte einige
Minuten das Gesicht mit beiden Händen,
um seine Gedanken zu sammeln, und erzähl
te dann seinem Begleiter rückhaltlos die Ge
richte seiner Neigung zu seiner ehemaligen
Jugcndgcspielin, von jener ersten Wicder-
begcgnung zu Pferde an der Parkgrenze des
„Villenhofes" bis zu dem Augenblicke, wo
ie sich gestern Abend so rasch von ihm
verabschiedet hatte. Was dann unten an der
Haltestation geschehen war, welche uner
wartete niederschmetternde Aufklärung über
das rälhselhaftc Verhalten der Geliebten ihm
durch eine einfache Auskunft aus dem Munde
eines Dieners geworden war, — darüber
schwieg er vorläufig noch.
„Ich wußte nicht, daß Ihre Liebe eine
so leidenschaftliche war," sagte Maitland,
„wenn Sie wahrhaft lieben, so dürfen Sic
sich nicht durch thörichte Gelübde abschrecken
lassen, denn in der Leidenschaft liegt eine
Macht, welche alle Hindernisse besiegt und
der ein Weib aus die Dauer nicht zu wider
stehen vermag. Sie müssen ihr beweisen,
daß sic fest entschlossen sind, sie zu besitzen
oder zn sterben."
Dazu ist cs zu spät!" versetzte der
Baron bitter, „ich vermuthe, ihr Vater hat
ihr irgend ein Versprechen abgepreßt —
gestern Abend noch erfuhr ich, daß sie jetzt
die Gattin eines andern ist, eines Mannes,
der mindestens das Doppelte ihrer Jahre
zählt."
Maitland blickte ihn überrascht an. Dann
aber faßte er seine Hand, heftete sein dunk
les flammendes Auge auf ihn und cntgcg-
nete: „Wenn sie die Gattin eines andern
ist, so müssen Sie sie diesem andern nehmen.
Mit welchem Rechte darf ein anderer sie be-
itzen. Gehört sic nicht Ihnen durch das
unauflösliche Band der Herzensneigung,
welches über das Grab hinausreicht.
Kommen Sie mir nicht mit menschlichen
Gesetzen und Anordnungen, wo nur Seele
und Seele einander Gesetz sein können.
Welche leeren Worte, gedankenlos an einen,
Altar gesprochen, werden aus ihrem Herzen
den Geliebten ihres Jugcndtrauins reißen
können? Sehen Sic nicht ein, daß ihre
ganze Zukunft nur eine endlose Kette des
Elends, des Grams sein muß? Baron!
wenn Sic wahrhaft lieben, so werden Si
dies holde bethörte Wesen von der höllischen
Pein befreien, welche ihr die Zärtlichkeit
eines ungeliebten Gatten bereiten muß. Sic
müssen ihr das vom Blitz der Leidenschaft
getroffene Gesicht eines Diannes zeigen, dem
sie den Himmel versprach und den nun das
Höllcnfeuer betrogener Zuneigung verzehrt.
Sic müssen mit der gewaltigen Sprache
der Liebe sie drängen, Sie von Verzweif
lung, Vernichtung und Tod zu retten und
Ihnen die Seligkeit zurückzugeben, die sie
Ihnen geraubt hat."
So sprach Maitland und dabei kam ihm
die überwältigende Beredtsamkeit der Blicke,
der Gebärden und des Tones zu Hilfe, die
mehr noch als seine Worte wirkten. Wolfs
gang wußte wohl, daß die Worte, die er
vernahm, böse waren, aber Maitland'-
schlimme Lehren, wandten sich in einem
Augenblicke an ihn, wo seine moralische
Kraft durch den erlittenen Schmerz er-
chüttert war.
Beide gingen lange Zeit schweigend neben
einander her. Sie waren an einen Punkt
gekommen, der sich unmittelbar über der
Bucht befand. In dieser schaukelten sich die
vor Anker liegenden kleinen, graziösen Privat-
Äjachten, welche reichen Engländern oder
Amerikanern gehörten und deren Rativnal-
taggcn trugen; einzelne Fischerboote, von
>enen die rothe genuesische Mütze hcraus-
chinnuertc, kamen über die blaue, leicht ge
räufelte Fläche des Mittclmeeres hcrange-
ft-gclt.
Maitland'S Schritte waren langsamer ge
worden und, in eifriges Sinnen verloren,
blieb er endlich stehen und blickte in die
Bucht hinab. (Forts, folgt.)