Frankreich.
Wie aus Bittel gemeldet wird, hat der
Kriegsminister General Zurlinden ein
Diner gegeben, dem auch die an den
französischen Manövern theilnehmenden
fremden Offiziere beiwohnten. General
Zurlinden gedachte in einem Trinkspruch
auf den General Saussier des Erfolges
der Manöver und der Fortschritte der
Armee, sandte auch Wünsche nach Mada-
gaskar. General Saussier sprach seinen
Dank aus und begrüßte die fremden
Offiziere.
England.
London, 16. Sept. Angesichts der
allem Anscheine nach bevorstehenden Christen
verfolgungen im Innern Chinas ertheilt
„Daily News" den Missionaren in China
den Rath, nach den Vertraghsäfen zu
flüchten.
London, 16. Sept. Meldungen aus
Tientsin zufolge sollen die englischen Be
hörden ihren Pflichten betreffs des Schutzes
der Missionare und Christen in keiner
Weise nachgekommen sein.
Inland.
Danzig, 16. Sept. Die „Danziger
Zeitung" meldet: Der Kaiser verblieb
gestern an Bord der „Hohenzollern" bei
der Mannöverflotte, die des stürmischen
Wetters wegen in dem „Putziger Wiek"
unter dem Schutz der Halbinsel Hela an
kerte. Vormittags fand ein Gottesdienst
auf der „Hohenzollern" und sämtlichen
Schiffen des Geschwaders statt. Nachmit
tags war Wettrudern der Geschwaderboote.
Um 5'/2 Uhr verließ die „Hohenzollern"
unter donnerndem Salut aller Schiffe die
Flotte und fuhr nach Neufahrwasser, be
gleitet von 4 Panzerschiffen, welche das
Meer mit ihren elektrischen Scheinwerfern
erhellten. Gegen 7 Uhr fuhr der Kaiser
in den Hafen ein und verblieb dort über
Nacht an Bord der „Hohenzollern". —
Das Geschwader wurde aufgelöst und ist
zum Theil noch gestern Abend abgefahren,
zum Theil liegt es noch bei Hela.
Danzig, 16. Sept. Der Kaiser verließ
um 10 Uhr Neufahrwasser und traf um
10 '/4 Uhr am Hohenthor-Bahnhof hier
ein; in seiner Begleitung befand sich der
preußische Gesandte in Hamburg, Geh.
Legationsrath Herr von Kiderlen-Wächter.
Der Kaiser fährt direkt nach Berlin. Der
Reichskanzler, von Werki kommend, bestieg
den kaiserlichen Zug am Hohenthor-Bahn
hof und begleitete den Kaiser nach Berlin.
In der Begleitung des Reichskanzlers be-
fand sich der Geh. Legationsrath von
Lindenau.
— Der „Danz. Ztg." zusolge sind
Prinz Heinrich und Kapitän z. See
v. Arnim gestern zu Contre-Admirä len
ernannt worden.
— Schloß Babelsberg dürfte, wie
wir hören, in späteren Jahren für die
gute Jahreszeit alsResidenz desKron-
Prinzen in Aussicht genommen sein,
wenn derselbe nach seiner Confirmation
eine eigene Haushaltung bekommen haben
wird.
— Herzog Ernst Günther von
Schleswig-Holstein fuhr am Freitag-
Bormittag mit dem fahrplanmäßigen Zuge
um 10 Uhr 5 Minuten vom Potsdamer
Bahnhof nach Wildpark, versäumte jedoch
in Wildpark, wo eine Hofequipage auf ihn
wartete, auszusteigen und fuhr bis Werder
weiter. Dort stieg er in voller Erregung
aus und verlangte sofort zurückzufahren;
da ihn jedoch niemand kannte, erwiderte
der Stations-Assistent: „Der nächste Zug
nach Potsdam geht dann und dann". Der
Herzog gab sich hierauf zu erkennen und
fuhr, da ihm das Anhängen von Wagen
zu lange dauerte, auf der Tender-Maschine
Nr. 1433, Lokomotivführer Dröscher, in
Begleitung des Stationsvorstehers nach
Wildpark zurück.
— Ueber das Verhalten der
Staatsanwaltschaft in Sachen
Hammerstein bemerkt die „Köln. Ztg."
Nachfolgendes: „Ueber die Geschäfts-
gebahrung des Herrn v. Hammerstein sind
die unerboulichsten Dinge an den Tag ge-
kommen, Fonds der „Kreuzzeitung" sind
ihrer Bestimmung entfremdet, ein anderer
Fonds ist unterschlagen worden. Glaubt
die Staatsanwaltschaft nicht, daß sie sich
unter solchen Umständen darum kümmern
sollte, wie das eigentlich zugegangen ist?
Die Vorgänge, die jeder des Lesens
kundige Deutsche kennt, können der Staats
anwaltschaft unmöglich verborgen geblieben
sein. Es liegen genug Angaben vor,
um die Einleitung einer Voruntersuchung
zu verfügen, und wir glauben, daß die
Staatsanwaltschaft Berlins nicht zögern
darf, dieselbe einzuleiten. Wenn sie es
nicht freiwillig thut, wird sie auf ein oder
die andere Weise dazu gezwungen werden,
sich mit der Angelegenheit zu befassen."
Berlin, 17. Sept. Wie die „Volksztg."
aus guter Quelle erfährt, sind die Ver-
Man hörte nur das Klingen der Münzen,
das Schwirren der Scheibe, das Gerassel
der Kugel und von Zeit zu Zeit den näseln
den gleichmäßigen Ruf des Croupiers:
,,Faites Yotre jeu, Messieurs!“ und „Rien
ne va plus!“
(Fortsetzung folgt.)
gehen, welche dem Frhrn. v. Hammer
stein zur Last fallen, nicht blos Unter
schlagung und Betrug, sondern auch
Wechselfälschung. Der frühere Leiter
der „Kreuzztg." habe, wie verlautet, einen
Wechsel im Betrage von 200,000 Jl auf
den Namen des Grafen von Finckenstein
gefälscht und in Umlauf gesetzt. Als
dieser Wechsel zum Vorschein kam, sah
Graf von Finckenstein sich zur Anzeige an
die Staatsanwaltschaft veranlaßt.
— Herr Geheimrath Leyden ist von
Kopenhagen, wohin er zur Consulation
des russichen Thronfolgers gereist war, auf
Helgoland eingetroffen.
Eine große Erbschaft hat die Stadt
Berlin angetreten. Ein Rentier Schmidt
hatte vor seinem Tode bestimmt, daß, wenn
eines seiner Kinder ohne Nachkommen
stirbt, das auf das betreffende Kind ent
fallende Erbtheil an die Stadt Berlin zur
Begründung eines Kinder-Asyls über
gehe. Nachdem nun einer seiner Söhne
hier in Berlin ohne Nachkommen verstorben
ist, ist dessen Erbtheil in Höhe von etwa
900 000 Mark der Stadtgemeinde zuge
fallen, welche Summe nunmehr zur
Gründung eines Kinder-Asyls unter dem
Namen Schmidt - Gallus - Stiftung Ver
wendung finden soll. Die Stiftung soll
in erster Reihe den Zweck verfolgen, Find-
tinge, d. h. solche Kinder, welche aufge-
funden werden und deren Eltern unbe
kannt und nicht zu ermitteln sind, in das
Kinder-Asyl aufzunehmen.
— Ueber das Testament Friedrich
Engels', der, wie wir bereits berichteten,
circa 500,000 Mark hinterlassen hat, wer-
den jetzt die folgenden interessanten Einzel-
heiten bekannt: Nach Aussetzung von je
5000 Mark für die beiden Testamentsvoll
strecker und von 60,000 Mark für eine
Nichte wird Frau Eleanor Aveling, eine
Tochter von Karl Marx, mit den literari
schen Manuscripten und den Briefen, die
von Letzterem herrühren, bedacht. August
Bebel und Paul Singer erhalten die
Bücher und die Urheberrechte des Ver
storbenen, sowie die Verwaltung eines
Fonds von 20,000 Mark, der zur Förde
rung der Reichstagscandidaturen solcher
Personen dienen soll, die sie nach völlig
freiem Ermessen für geeignet halten.
Bebel und Bernstein werden zu Eigen
thümern der Manuscripte des Erblassers
eingesetzt. Das übrige Vermögen wird
getheilt, -unb zwar zu 3 / 8 für Frau Lasar-
gue aus Paris, eine andere Tochter
Marx', zu 3 /s für Frau Aveling und 2 / a
für Luise Kautsky.
Der Glockengießerei von Gustav Col-
lier in Zehlendorf hat der Kaiser neun
bei Straßburg erbeutete französische Ge
schütze im Gewicht von 5500 Kilogramm
überwiesen, von denen am Montag eine
Anzahl zum Guß von vier Glocken für
die neue evangelische Garnisonkirche in
Hannover umgeschmolzen wurde.
Die Polizeiverwaltung in Beuthen macht
nicht weniger als — 78 Personen bekannt,
welche als Trunkenbolde erklärt
werden und deshalb von keinem Gast- oder
Schankwirth mehr Getränke erhalten dürfen.
Bezeichnend ist dabei noch besonders, daß
sich unter den 78 Personen, die in Beuthen
ausgiebig dem Alkoholgenuß huldigen, auch
27 Angehörige des — schöneren Geschlechts
und unter diesen wiederum 14 „Fräuleins"
befinden.
Ein Heirathseldorado scheint das
Dorf Göllschau zu sein. In einer Annonce
in den Haynauer Blättern macht der Be-
sitzer des Dominiums Ober-Göllschau be
kannt: „Wegen Ver heirathung
meiner sämmtlichen Mägde suche ich
pr. 2. Januar 1896 neue."
Glcgau, 16. Sept. Der Material
schaden, der bei dem Brande der
Brückenkopf-Kaserne entstanden ist,
beträgt rund 270000 Mk. Die Höhe der
Summe erklärt sich daraus, daß verschiedene
Regimenter des 5. Armeekorps ihre
Monturen hier lagern hatten. Der Ur
heber des jedenfalls böswillig angelegten
Brandes wird nach dem bisherigen Er
gebniß der Untersuchung schwerlich er
mittelt werden.
Die Erzählung von dem armen
Kunstschüler namens Fritz Sauvage,
dessen sich der Kaiser angenommen haben
soll, wird von der „Frkf. Ztg." für eine
„Ente" erklärt. Angeblich sollte Sauvage
durch Vermittelung des Kaisers eine An
stellung als Lehrer an der Kunstgewerbe
schule in Frankfurt a. M erhalten haben.
Die Erzählung erweist sich, so weit darin
von Frankfurt a. M. die Rede ist, als
unrichtig, denn der Name des angeblichen
kaiserlichen Schützlings ist in den zu
ständigen Frankfurter Kreisen nicht bekannt,
und ebensowenig ist dort Jemand auf
persönliche Empfehlung des Kaisers als
Lehrer an der Kunstgewerbeschule angestellt
worden.
In Pokau im Erzgebirge sind 15 Ge
bäude niedergebrannt. Das Feuer
soll durch die Funken einer Lokomotive
entstanden sein.
In der Nähe von Asbach wurde ein
Soldat, der bei einem Bauern in Ein-
quartirung lag, mit einer Mistgabel er
st 0 ch e a. Der Soldat soll dem Bauer
für sein Pferd etwas Heu entwendet
haben.
Konstanz, 16. Sept. Zur Theilnahme
an der 26. Jahresversammlung des Ver
eins der Geschichts- und Alterthums
forscher sind etwa 120 Mitglieder aus
Deutschland, Oesterreich und der Schweiz
hier eingetroffen. Die Versammlung wurde
heute in Anwesenheit des Großherzogs
von Baden eröffnet.
Stuttgart, 16. Sept. Unter gewaltigem
Getöse und merklicher Erschütterung der
Erde drangen in den Schacht des Berg
werks Friedrichshall bei Jagstfeld Wild-
wasser ein. Es ist ein beträchtlicher
Schaden zu verzeichnen. Da wegen des
Sonntags die Arbeit ruhte, ist Niemand
verunglückt.
Einen eigenartigen Industrie
zweig hatte ein Kellner betrieben, der
in Wernigerode verhaftet wurde. Derselbe
war mehrere Monate in einem Hotel in
Andreasberg angestellt gewesen und hatte
sich dort eine eigene Speisekarte
angefertigt, auf der die Portion durch
weg 50 Pfg. höher verzeichnet war,
als auf der offiziellen Speisekarte. Die
Touristen haben natürlich ahnungslos die
höheren Preise bezahlt, bis endlich der
Betrug entdeckt wurde.
Hamburg, 16. Sept. Die Militär
behörde in Altona verbot den Sol
daten den Besuch von 24 Hamburger,
11 Altonaer und 2 Wandsbecker Tanz-
und S chanklokalen.
Hamburg, 16. Sept. Im ehmaligen
Ausstellungspark erschoß sich gestern ein
den besseren Ständen angehörender unbe
kannter junger Mann, welcher vorgestern
200 Mark zur Leichenverbrennung von
Berlin aus an die hiesige Polizei gesandt
und dabei mitgetheilt hatte, ein Dr. Knopf
könne nähere Auskunft geben. Der Selbst
mörder war ungefähr 25 Jahre alt. Ob
der unbekncnte junge Mann selbst, und
Dr. Knopf, auf den er sich bezog, Berliner
sind, ist noch nicht festgestellt.
Ein „Zwangs"-Pferdemarkt fand
am Donnerstag in Hamburg statt. In
den meisten Kalendern war irrthümlich für
den Hamburger Pferdemarkt der 12. Sep
tember angegeben, während er in Wirklich
keit am 5. September stattfinden sollte.
Letzterer war fast gar nicht besucht und
hatte sich zu Donnerstag eine größere An
zahl Pferdehändler eingefunden, aber die
Viehhof-Verwaltung wollte einen Markt
nicht zulassen. Die Polizei trat vermittelnd
ein und konnte darauf ein flotter Handel
auf dem neuen Pferdemarkt stattfinden.
Provinzielles.
In Vogelfang bei Dahme wurde das
dem Käthner Petersen gehörige Wohnhaus
mit den gesammten Erntevorräthen ein
Raub der Flammen. — Die Scheune des
Fuhrwerksbesitzers C. Gerdts in Mölln ist
niedergebrannt. Das Feuer soll dadurch
entstanden sein, daß Kinder in dem Ge
bäude mit Streichhölzern gespielt haben.
# Neumünster, 15. Sept. Jetzt sind
auch die beiden letzten Pferde des Pferde
händlers Pries Hieselbst, welche von der
Rotzkrankheit befallen waren, erschossen
worden; hoffentlich ist nun die Seuche er-
loschen. — Freitag wurde der Amtsvor
steher Thode in Boostedt verhaftet und
kurz darauf wieder entlassen; über den
Grund ist nichts Bestimmtes bekannt. —
Ein 60 Jahre alter Händler wurde hier
Freitag wegen eines begangenen Sitten
verbrechens verhaftet. — Unsere evange
lische Kirche ist mit einer Gasbeleuchtungs
Anlage versehen worden. Die vorgestern
abgehaltene Probebeleuchtung fiel sehr
günstig aus.
î Bordesholm, 15. Septbr. Heute
wurde in hiesiger Kirche das Ernte-Dank-
fest gefeiert. — Die Hühnerjagd befriedigt
hier sehr wenig. Die Jäger kehren mit
geringer Beute zurück und die Rebhühner
haben hohe Preise.
SS Kappeln, 15. Sept. Gestern Mor
gen wurden bei einer Arbeiterfamilie im
benachbarten Fegetasch 75 Mark aus der
Kommode gestohlen. Die Diebe sind durch
ein Fenster in die Stube gelangt und mit
ihrem Raub spurlos verschwunden. —
Unser Dampfschiff „Ditmarsia II" fährt
von jetzt ab für die Dauer des Winters
nur dreimal wöchentlich nach Kiel. —
Die Eckernförder-Kappelner Spurbahn be
förderte im August d. Js. 7575 Personen,
846 Tonnen Güter und 947 Stück Vieh
und erzielte eine Einnahme von 6137 Jl,
678 Mark mehr als im August vorigen
Jahres. — Die Rebhühner haben in die
sem Jahre schlecht gebrütet, weshalb unsere
Nimrode mit dem Ertrage der Hühner
jagd sehr unzufrieden sind. — Die Obst
ernte fällt in diesem Jahre sehr dürftig
aus. Kern- und Steinobst gibt es fast
gar nicht; auch die Haselnuß- und Brom
beersträucher haben wenig Früchte angesetzt.
Vom 20. d. Mts. an wird die Austern
fischerei bei Husum wieder eröffnet werden,
jedoch ist nur das beschränkte Quantum
von 300' Tonnen für diesen Herbst in
Aussicht genommen.
Der diesjährige Tönninger Zuchtvieh-
markt war aus allen Theilen der Provinz,
aus Oldenburg, Reinfeld, Ascheberg, Plön,
Kiel, Bordesholm, Segeberg, aus dem
westlichen Holstein u. s. w. stark besucht:
Es waren im Ganzen 350 Thiere ange
trieben.
In Schleswig trank ein Handwerker
versehentlich aus einer mit Vitriol gefüllten
Flasche. Der Unglückliche ist unter schreck
lichen Schmerzen verstorben.
Im Friedrichskoog geriethen 4 Arbeiter
in Streit. Polizist Ehlers wollte sie
trennen und wurde nun selber (überfallen.
Sie hieben auf ihn ein, rissen ihm einen
Theil des Bartes aus und entwanden ihm
den Säbel. Marner Gendarmen wurden
telegraphisch zu Hülfe gerufen.
In Meldorf fordert die sogenannte
Schweineseuche zur Zeit viele Opfer. Der
Schweine-Bersicherungsverein hat in kurzer
Zeit nicht weniger als gegen 3000 Mk.
für im Verein versichert gewesene, an der
Seuche crepirte Schweine vergüten müssen.
*** Kreis Rendsburg, 17. Sept. Der
von der Provinzial - Verwaltung ange
nommene Wanderlehrer für Obstbau
kunde, Herr Lesser in Kiel, beabsichtigt
im hiesigen Kreise während der Zeit vom
10.—12. Oktober d. I. und vom 3. bis
8. Februar 1896 Borträge zu halten
bezw. praktischen Unterricht in der
Obstbaumpflege zu ertheilen. Die
Polizeibehörden des Kreises sind ersucht,
den im hiesigen Kreise vorhandenen Obst
und Gartenbau-, sowie landwirthschaftlichen
Vereinen hiervon gefällig Mittheilung zu
machen.
Krogaspe, 16. Sept. Von der hiesigen
Meierei-Genossenschaft war die mit der
Nordischen Ausstellung in Lübeck ver
bundene Molkerei-Ausstellung mit Butter
beschickt. Das Urtheil der Preisrichter
lautet: „Geschmack und Farbe fein, Salz
gut, Consistenz fein, Bearbeitung gut, Ge-
sammt-Urtheil: fein." — diesen Erfolg
verdankt die Genossenschaft in erster Linie
ihrem Meieristen, Herrn Dohse. Seine
Tüchtigkeit ist auch anderweitig erkannt
worven, und so ist er zum Leiter der großen
Petersdorfer Meierei auf Fehmarn gewählt
worden.
Nortorf. In der letzten Versammlung
des „Bienenzuchtvereins für Nortorf und
Umgegend", die recht gut besucht war,
wurde ein Kaiser-Stock verauktionirt. Der
selbe war auf Vereinskosten angeschafft
worden, um die hier wenig vertretene
Mobil-Jmkerei etwas zu fördern. In
längerer Ausführung wurde dargelegt, daß
sich zur Ausfütterung der Völker für den
Winter am besten Zucker eigne. Da die
Versammlung von derRichtigkeit überzeugt
war, wurden sogleich 10 Centner bestellt
Ein schrecklicher Unglücksfall trug sich
Mittwoch Abend zu Königsförde zu. Zwei
Knechte gingen von dort nach Rosenkranz
zu am Kanal entlang. In einer Rutschung
wo sich die Pfähle der elektrischen Be
leuchtung gesenkt hatten, geriethen sie gegen
den Draht. Während der eine betäubt
niederstürzte und nach ungefähr einer
halben Stunde wieder zum Bewußtsein
kam, berührte der andere, Namens Gosch,
den Draht mit dem Gesichte, fiel, denselben
niederreißend, vornüber und blieb ini
Fallen mit den Beinen darauf liegen. Bei
der Leiche, die einen gräßlichen Anblick
bot, war das eine Bein unterhalb
des Kniees querdurch vollständig verkohlt;
auch im Gesicht bemerkte man starke
Brandwunden.
— Rendsburg, 17. Septbr. Am letzten
Sonntag unternahmen 24 Mitglieder un
seres Turnvereins eine Turnfahrt nach
Eckernsörde. Die Fahrt wurde Morgens
mit dem Tourendampfer nach Kiel ange
treten, welcher die Schaar bis nach Sehe
stedt brachte. Von hier aus begann der
Fußmarsch, welcher über Hohenlied, Holt-
see nach Altenhof führte und nach kurzem
Aufenthalt daselbst um 12 Uhr in wurde
Eckernförde einmarschirt. Nach diesem
Marsche schmeckte das Mittagessen prächtig
und nachdem man bis 2 Uhr geruht, er
folgte ein Spaziergang nach Borby, sowie
ein Besuch von Preußer's Grab auf dem
Kirchhof. — Hierbei mag erwähnt werden,
daß auf Preußer's Grab ein Kanonenrohr
pom Schiffe Christian Vlll. s.Z. aufgepflanzt,
welches von den Dänen entfernt und
durch ein hölzernes ersetzt wurde. Im
Jahre 1865 am 5. April vertauschten die
Kampfgenossen von 1848/50 ein ihnen zu
diesem Zwecke aus den 1864 erbeuteten
dänischen Geschützen überwiesenes Kanonen
rohr wieder mit dem hölzernen. Unsere
Turnerschaar nahm sich noch so viel Zeit
um bei dem Sommervergnügen des Eckern-
fürder Turnvereins, dem Knabenriegen
turnen zuzusehen und dann um 4 '/ 2 Uhr
den Rückmarsch anzulreten. Ueber -Kl.-
Wittensee, wo wieder ein Stündchen ge-
rastet wurde und Holzbunge trafen Alle
wohlbehalten gegen 10 Uhr in Büdelsdorf
an. Im Neuen Kruge mußte noch eine Er-
quickung genommen werden, einige Jüng
linge schwangen sogar noch einmal das
Tonzbnn, um dann gemüthlich in £bie
Staoc einziehen. Solche Turnfahrten
haben viel Anziehendes für die jugend
lichen Leute, Kameradschaft wird geübt
und Freundesbande gefestigt. Man sollte
glauben, daß der Turnkunst mehr,
als geschieht, gerade die Jugend sich zu
wende. Von unserem Turnverein läßt
ich allerdings sagen, daß derselbe in den
letzten Jahren einen gedeihlichen Auf-
chwung genommen hal.
ì Rendsburg, 17. Septbr. Die zu
gestern Abend in Anlaß der Gründung:
eines Lehrlingsheim im Hotel „Germania"
anberaumte Versammlung der Jnnungs-
Vorstände war von reichlich 20 Personen
besucht. Vertreten waren: die Fleischer-
Innung, Schlachter-, Schneider-, Barbier-,
Schlosser-, Schmiede- und Klempner- und
die Buchbinder-Jnnung, sowie die Bauhütte.
Nicht vertreten waren die Maler- und
Bäcker-Innung. Zur Theilnahme an der
Versammlung war der Herr Bürgermeister
Rühle v. Lilienstern eingeladen und er-
chienen. Der Obermeister der Schlachter-
Innung, Herr Fr. Albrecht, eröffnete die
Versammlung und forderte die Anwesenden
auf, sich zu Ehren des Herrn Bürger-
meisters von den Plätzen zu erheben. Nach
dem dieses geschehen, erhielt derselbe das
Wort und dankte zunächst für den ihm
gewordenen freundlichen Empfang. Zur
Zur Sache führte Redner dann aus, daß
in der Angelegenheit des Lehrlingsheims
,■ igenfcheinlich zweifelhafte Auffassungen
unterlaufen seien. Wenn der Staat und
die Behörden die Errichtung eines solchen
wünschten, so thäten sie dies lediglich im
Interesse der Innungen, resp. der Lehrlinge.
In dem früher bestandenen patriarchalischen
Verhältnisse zwischen Meister und Lehrling
sei eine wesentliche Aenderung eingetreten.
Letzterer habe vielfach nicht mehr Kost und
Wohnung im Hause seines Lehrherrn und
sei in seiner freien Zeit völlig auch auf
sich selbst angewiesen. In Folge dessen
komme es namentlich in den größeren
Städten häufig vor, daß der Lehrling auf
Abwege gerathe. Die Statistik über die
Verbrechen und Vergehen, welche von
jungen Leuten begangen würden, wiese
dieses nach. Durch Errichtung eines Lehr-
lingsheims solle nun den jungen Leuten
Gelegenheit gegeben werden, ihre freie Zeit
in nützlicher Weise angenehm zu verbringen
Es sollen ihnen ein —■ wenn auch nur
mangelhafter — Ersatz geboten werden
für den Aufenthalt in der Familie. Zu
seinem großen Bedauern habe die Maler-,
Schlosser, und Schmiede-Innung die an
alle Innungen ergangene Vorfrage, wie
sie zu der Frage der Errichtung eines
Lehrlingsheims ständen, in ablehnendem
Sinne beantwortet. Er hoffe, daß auch
von diesen beiden Innungen das letzte
Wort in der Sache noch nicht gesprochen
sei. Es handle sich zunächst weniger um
die noch aufzubringenden Kosten, als um
das zu bekundende Interesse, welches das
Bestehen der Sache gewährleiste. Redner
weist hin auf die Stadt Eckernförde, wo
selbst das Lehrlingsheim sehr segensreich
wirke und stark besucht werde. Was die
Einrichtung desselben anbelange, so könne
es sich vorläufig nur um Anfangsstadien
handeln. Da der Arbeiterverein von 1848
mehrere Räume unentgeltlich zur Ver
fügung gestellt habe und die Regierung
event. 200 Mark zur Verfügung stellen
werde, würden die Kosten voraussichtlich
nur etwa 1 Mark für jeden Lehrling be
tragen. Er lege den Anwesenden ans
Herz, der Sache die günstigste Seite abzu
gewinnen und zu versuchen, die Innungen
günstig für dieselbe zu stimmen. Bon der
Bauhütte sei bereits ein Betrag von 50
Mark und von der Fleischer-Innung ein
solcher von 30 Mark bewilligt.
Herr Albrecht tritt in gleicher Weise
für die Sache ein und betont, daß den
Innungen mit den ihnen zuerkannten
Rechten auch Pflichten erwachsen seien.
Nach längerer Debatte wurde beschlossen,
in den bevorstehenden Quartalsver
sammlungen der Innungen für die Er
richtung eines Lehrlingsheims einzutreten,
soweit nicht zustimmende Beschlüsse bereits
gefaßt seien. Nach dem bisherigen Verlauf
dieser Angelegenheit ist es somit nicht mehr
zweifelhaft, daß die Errichtung eines
Lehrlingsheims in Rendsburg demnächst
zur Thatsache wird.
Als zweiter Gegenstand war die ev.
Gründung eines Jnnungsverbandes für
alle hier bestehenden Innungen zur Tages-
ordnung gestellt. Es wurde allseitig an
erkannt, daß ein derartiger Verband für
die Handwerker von großem Werthe sei
und ihnen einen gebührenden Einfluß auch
auf kommunalem Gebiete sichere. Zur
weiteren Erörterung dieser Sache soll in
der nächsten Woche eine Versammlung der
Handwerksmeister einberufen werden und
wurde mit der Einberufung der derzeitige
Vorstand betraut.
»K« Rendsburg, 17. Sept. Hoch lebe
der Reservemann! So lautete die Losung
in diesen Tagen für die vielen Glücklichen,
die nach abgelaufener Dienstzeit ihrer
Pflicht bei der Fahne genügt haben und
nun als fröhliche Reserveleute zunächst
einen Abstecher nach „Muttern" machen,
um sich nach den mannigfachen Strapazen,
besonders der letzten Tage, einmal recht
zu pflegen und 'ranzufüttern." Dann
geht es mit frischem Muthe an den alten
oder auch neuen Beruf.
* Rendsburg, 17. Sept. Gestrandet
im Nord-Ostsee-Kanal lst zwischen hier
und Holtenau ein großer tiefgehender
englischer Dampfer „Zar Alexander 11."
Von Kiel gingen Schleppdampfer nach der
Unfallstelle ab. Der Dampfer ist be-
schädigt.
* Rendsburg, 13. Sept. Ueber den
TarifaufdemNordostseekanal
hat auch die Kieler Handelskammer an