Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

Schicksalsschläge, das Haus Habsburg bis 
in die neueste Zeit betroffen, die aber die 
Freundschaft nur hätten befestigen können, 
und brachte dem verbündeten Freunde und 
Monarchen ein Hurrah aus. Der Kaiser 
Franz Joseph, sichtlich bewegt durch dieses 
herzliche Willkommen, daß ihm der Kriegs- 
Herr an der Spitze seines deutschen Heeres 
darbot, dankte dem Kaiser für die gewin 
nenden, ihn freudig berührenden Worte 
und bat die anwesenden deutschen Offiziere, 
als deren treuer Verbündeter er sich be 
trachtet, als Repräsentanten der deutschen 
Armee dem Kaiser Wilhelm ein Hoch 
auszubringen, was in begeisterter Weise 
geschah. 
— König Al bert von Sachsen ist 
von Stettin in Schloß Pillnitz in Dres 
den wieder eingetroffen. 
— Der Reichkanzler Fürst Hohen 
lohe gedenkt noch einige Tage in Werkt 
zu verweilen und Anfang nächster Woche 
nach Berlin zurückzukehren. 
— Die Commission für das bürger 
liche Gesetzbuch wird ihren Entwurf 
bis Ende dieses Monats fertigstellen, so 
daß der Bundesrath demnächst zur Be 
schlußfassung über die Arbeit der Commision 
schreiten kann. 
Berlin, 13. Sept. Die letzte Nummer 
des „Sozialist" ist heute in der Redak 
tion und bei allen Zeitungsspediteuren 
confiscirt worden. In dem Leitartikel 
„Eines Anarchisten Antwort auf die Rede 
des Kaisers" wird Majestätsbeleidigung 
gefunden. 
Berlin, 1t. Septbr. Der Mechaniker 
Jeger aus Lemberg wurde wegen anar 
chistischer Umtriebe ausgewiesen. 
Ueber die Ermordung des Propstes 
W odda in Friedheim wird dem „Bromb. 
Tagebl." noch berichtet: In Friedheim 
giebt es, seitdem die katholische Kirche ab 
gebrannt ist, nur eine Kapelle, in der sich 
für die Meßgeräthe kein besonderer ver 
schließbarer Raum befindet. Als am 
Sonntag früh die Frau des Kirchendieners 
die Kapelle öffnete, schlich sich alsbald ein 
Mann in die Kapelle, der sich nach einiger 
Zeit wieder entfernte. Der Giftmörder 
hat in raffinirter Weife den Verdacht auf 
den Probst selbst lenken wollen, indem er 
auf dem Wege zu den Meßgeräthen und 
beim Altar selbst Strychnin verstreute. Es 
sollte den Anschein erwecken, als ob der 
Probst sich das Gift selbst beigebracht 
hätte. Dem geweihten Wasser war eine 
starke Dosis Strychnin beigemengt, der 
Propst hat infolge des verdächtigen- Ge 
schmacks davon nur sehr wenig getrunken, 
der größte Theil blieb im Glase zurück. 
Aber diese geringe Menge reichte hin, um 
in kurzer Zeit den Tod herbeizuführen, 
der unter allen Anzeichen der Strychnin 
vergiftung erfolgte. 
In Reichwalde brannte infolge Un 
vorsichtigkeit mit einer Lampe oder auch 
durch böswillige Brandstiftung die dortige 
große .Schäferei nieder; während 
nahezu das ganze Vieh gerettet werden 
konnte, verlor der Häusler Biele, der noch 
die letzten Thiere retten wollte, sein Leben. 
Er wurde unter dem zusammenstürzenden 
Gebäude begraben. W 
Die Häuser im Westen von Rosdzin 
erhielten durch den Abbau der Louisen 
grube derartige Risse, daß das Haus 
des Apothekers Gräfe abgebrochen werden 
muß. 
Der berüchtigte langgesuchte Verbrecher 
G o n s ch i e r alias Schwierz, der seiner 
Zeit aus Rache vor dem Hause eines 
Försters in Lngnian, Kreis Oppeln, eine 
Dynamitpatrone zur Explosion 
gebracht und dadurch furchtbares Unheil 
verursacht hatte, deshalb festgenommen, 
aber wieder ausgebrochen und nach Ame 
rika geflüchtet war, ist dort auf Betreiben 
des deutschen Konsuls in New-Iork von 
Geheimpolizisten ausfindig gemacht und 
nach hartem Kampfe festgenommen worden. 
Der Mordgefeüe war im Augenblick seiner 
Verhaftung in einem amerikanischen Erz- 
werk thätig und drothe, seine Häscher in 
vor ihrer Verheirathung bei dem Advokaten 
als Wirthsch afterin gedient hatte. Sie wissen 
so gut wie ich, welchen Dienst sie ihm er 
wiesen hat, als ich im Kriege war; er hatte 
es zur Bedingung gemacht, daß sie das 
Geld, durch welches er sie bestach, in 
Amerika verzehre, denn er wollte sich die 
Mitwisserin eines so gefährlichen Geheim 
nisses vom Halse schassen ; er fürchtete auch, 
daß meine Mutter mir die Sache gelegent 
lich ausplaudern könnte, nnd um uns beide 
für immer von einander zu trennen, log er 
mir vor, meine Mutter sei während der 
Uebcrfahrt nach Amerika gestorben; ihr selbst 
aber hat er geschrieben, ich sei meiner 
letzten Verwundung erlegen. Bis vor einigen 
Monaten haben wir einander für todt ge 
halten. Erst durch einen meiner berüchtigten 
Genossen, der sich nach Amerika flüchten 
mußte und dort zufällig mit meiner Mutter 
zusammentraf, erfuhr sie, daß ich am Leben 
sei; ihr letztes Geld zusammenraffend, eilte 
sic nach Deutschland zurück und schloß ihren 
todtgeglanbten Sohn, den sie in einer ihr 
bezeichneten Verbrecherkneipe fand, in dem 
selben Augenblick in die Arme, wo dieser 
die Kunde erhielt, daß die Häscher hinter 
ihm her seien . . . 
(Fortsetzung folgt.) ' 
die Walzen und Räder der Maschine zu 
werfen. Die Frau und der Sohn des 
Verbrechers drangen mit langen Messern 
auf die Polizisten ein. Gonschier wird 
an Deutschland ausgeliefert und in Oppeln 
abgeurtheilt werden. 
In Krippen bei Schandau verstarb im 
80. Lebensjahre der Erfinder des Holz 
papierstoffes, der Mechaniker Friedrich 
Gottlob Keller aus Hainichen, welcher 
jedoch beinahe 50 Jahre in Krippen seine 
Thätigkeit entfaltete. 
Bremen, 13. Sept. Die Berathungen 
des I u r i st e n t a g c s wurden gestern 
beendigt, nachdem folgender Beschluß gefaßt 
worden war: Da der Entwurf des 
Bürgerlichen Gesetzbuches in zweiter Lesung 
wesentliche Verbesserungen erfahren hat, so 
erklärt der Deutsche Juristentag es als 
wünschenswerth, daß der Bundesrath und 
der Reichstag ein baldiges Zustandekommen 
des Gesetzbuches herbeiführe. Endlich 
wurde nachstehende Resolution gefaßt: „Es 
empfiehlt sich, im Wege der Gesetzgebung 
einen wirksamen Schutz gegen den un 
lauteren Wettbewerb zu schaffen. Die 
Frage, in welcher Weise der Schutz zu 
schaffen ist, ob insbesondere durch straf 
rechtliche Bestimmungen, bleibt jener späteren 
Beschlußfassung vorbehalten." 
Aus Rache schoß in Osnabrück der 
Lokomotivführer a. D. Brachem mit einem 
Revolver auf seine Ha us wir thin und 
verletzte diese leicht an der linken Seite 
und an der Hand; darauf versuchte er, 
sich zu erhängen. Er wurde an diesem 
Vorhaben gehindert und geschlossen zur 
Polizeiwache gebracht. Die Frau hatte 
ihn und seine Familie am Sonntag-Abend 
ausgeschlossen, und auf wiederholtes Klopfen 
und Rufen nicht geöffnet, so daß Br. in 
einem Gasthause übernachten mußte. In 
der Badezelle des Gefängnisses erhängte 
sich Brachem an einem Handtuch. 
Hannover Der seines Amtes enthobene 
welfische Pastor Dankw erts theilt mit, 
daß er nicht, wie es hieß, wegen Majestäts 
beleidigung zu Gefängniß, sondern wegen 
Vergehen gegen die öffentliche Ordnung 
zu Festungshaft verurtheilt ist. Der Vor 
gang, der zu seiner Verurtheilung führte, 
spielte sich gelegentlich der Gustav-Adolf- 
Feier ab; anstatt die vom Landesconsistorium 
angeordnete Collekte für den Gustav-Adolf- 
Berein zu empfehlen, warnte er vor der 
selben, indem er auf den preußisch-unirten 
Charakter des Vereins hinwies — obwohl 
die Collekte speziell zur Unterstützung der 
Diaspora in der hannoverschen Landeskirche 
bestimmt war. Im folgenden Gottesdienst 
und in der „Kinderlehre" hat er dann 
seinen politischen Standpunkt dargelegt, 
wobei seine Charakterisirung der heutigen 
Zeit in dem Satze gipfelte: „Die Fürsten 
treten das Recht mit Füßen". Der wel 
fische Heißsporn ist, wie es heißt, von einem 
mecklenburgischen Rittergutsbesitzer, der 
ebenfalls der „Rechtspartei" angehört, für 
eine Pfarre seines Patronats gewonnen. 
Hamburg, 12. Septbr. Das Schöffen 
gericht verhandelte gestern die Anklage 
gegen die Verbreiter der falschen 
Hamburger Choleranachricht im 
August ds. Js. Der Staatsanwalt bean 
tragte gegen den Korrektor Stenzel vom 
„Hamburger Generalanzeiger", als eigent 
lichen Verbreiter der Nachricht, 6 Wochen, 
gegen den Redakteur Grueffethin vom 
„Berliner Tageblatt" ebenfalls 6 Wochen, 
gegen Richter, den Inhaber eines Berliner 
Korrespondenzbureaus, und gegen Faktor 
Schuh vom „Rostocker Anzeiger" 4 Wochen 
Haft. Der Gerichtshof verurtheilte Sten- 
zel zu 4 Wochen, Grueffethin zu 150 Jl., 
eventuell 2 Wochen Haft. Schuh wurde 
freigesprochen. Gegen Richter wurde die 
Verhandlung ausgesetzt, weil er nicht er 
schienen war. 
Der 1890 in Angriff genommene Bau 
eines großen Häsens in Cuxhaven ist 
nunmehr so weit vollendet, daß die Durch 
stechung des Sperrdammes und damit zu 
gleich die Verbindung mit der Elbe dem 
nächst folgen wird. Die Bauzeit war ur 
sprünglich nur auf drei Jahre berechnet 
gewesen. Die Schwierigkeit des Bodens 
hat indessen die Arbeit sehr verzögert. 
Sie wurden namentlich durch unterirdische 
Zuflüsse mit Treibsand wesentlich gestört. 
Dennoch ist es gelungen, mit den für den 
Hafenbau ausgeworfenen 7 000000 Mk. 
auszukommen. Die Benutzung des 
neuen Hafens für Seeschiffe wird aber 
erst im Laufe des Winters möglich sein, 
da sich neuerdings die Nothwendigkeit einer 
gründlichen Ausbaggerung des Hasenbodens 
herausgestellt hat. Noch später, wahr 
scheinlich erst vom nächsten Frühjahr ab, 
werden die großen Amerikadampfer zuge- 
lassen werden, für die bereits eine 
größere Quaistrecke gemiethet worden ist. 
Provinzielles. 
In einem feuerfesten Schrank in der 
Altonaer Hauptkirche eingeschlossen wurde 
gestern Nachmittag durch eigenes Ver 
schulden ein neunjähriger Knabe, Sohn 
eines hiesigen Schlachters. Auf dem Vor 
platz der Hauptkirche, beim Haupt- 
Portal bei der zum Thurm führenden 
Treppe befindet sich ein eingemauerter 
feiiersester Geldschrank, der zur Auf 
bewahrung der Kirchenbücher und sonstigen 
Akten dient. Der Schrank steht zur Zeit 
offen, da auch die Eingangsthür des 
Gotteshauses wegen der auf dem Dache 
vorgenommenen Reparaturen Tags über 
offen steht. Gestern Nachmittag spielten 
mehrere Knaben auf dem Vorplatz, und 
der eine versteckte sich nach Kinderart in 
den Schrank. Plötzlich schnappte das 
Schloß zu und der Knabe war gefangen. 
Seine Genossen liefen davon und machten 
dem Vater des Knaben Anzeige von dem 
Geschehenen. Dieser eilte nach der Kirche 
und veranlaßte, daß ein Schlosser herbei 
geholt wurde, um das Schloß zu öffnen. 
Es widerstand jedoch allen Anstrengungen. 
Es folgten nun bange, entsetzliche Minuten, 
sowohl für die draußen Stehenden, wie 
auch für den kleinen eingesperrten Knaben, 
der sich gewiß in keiner beneidenswerthen 
Lage befand. Da alle Versuche, den 
Schrank zu öffnen, vergeblich waren, 
wurden Maurer herbeigeholt, welche sich 
daran machten, die Mauer neben dem 
Schrank aufzubrechen. Dies dauerte 
ziemlich lange Zeit. Endlich hatte man 
in der mehr als einen Fuß dicken Mauer 
eine Oeffnung hergestellt, groß genug, um 
den Knaben herauszuholen. Glücklicher 
weise hat der unfreiwillige Aufenthalt in 
dem Schrank für den Knaben keine 
schlimmen Folgen nach sich gezogen. 
Die Holzbauten des Pumpenwerkes der 
Alsen'schen Thongruben bei Reusing sind 
total niedergebrannt. — In W andsbek 
ist der Laden des Kaufmanns Westphal 
mit allen Waarenvorräthen ausgebrannt. 
Der Schaden beträgt 4000 Mk. 
ş Itzehoe, 13. Sept. Ein schrecklicher 
Unglücksfall ereignete sich hier heute Vor 
mittag auf dem Bahnhof. Der Fuhrmann 
Johnsen vom Speditionsgeschäft Alpen & 
Co. hatte die Verladung einer Caroussel 
zu besorgen. Als er mit seinem Wagen 
auf dem Bahnhof zur Range fahren wollte 
bogen die Pferde kurzweg um und der 
Fuhrmann gerieth zwischen seinem Wagen 
und Range, wodurch er einen doppelten 
Rippenbruch erlitt. Leider ist derselbe 
schon nach einer Stunde verstorben. 
Itzehoe, 13. Sept. Der Kornmarkt in 
hiesiger Gegend ist z. Zt. sehr flau bei 
niedrigen Preisen. Bezahlt wird für neuen 
Weizen pro 100 Kg. 12 ,M., neuen Roggen 
10 Jtneue Gerste 10 Jl., neuen Hafer 
pro 65 Kg. 6 Jt. Nur in einzelnen 
Füllen konnten einige Pfennige mehr erzielt 
werden. 
? Kiel, 13. Sept. Der, wie telegraphisch 
mitgetheilt, wegen Majestätsbeleidigung ver 
haftete Redakteur der „Schleswig-Holst. 
Volkszeitung", Stroebel, ist heute nach 
etwa zwölsstündiger Haft wieder freige 
lassen worden. Die konfiszirten Nummern 
des genannten Blattes bleiben beschlag 
nahmt und wie man hört, soll das Straf 
verfahren wieder aufgenommen werden. 
Flensburg, 13. September. Die Yacht 
„Christine" (nicht „Anne Marie", wie wir 
gestern irrthümlich gemeldet), Kapt. H. N. 
Meislahn aus Neustadt i. Holstein, mit 
Weizen aus Lemkenhafen nach hier be 
stimmt, ist Vormittag in einer Böe bei 
Holms in der Flensburger Föhrde geken 
tert und gesunken. Der Steuermann wurde 
gerettet; der Kapitän ist ertrunken. 
< Rade, 14. Sept. Ein bei einem 
hiesigen Schmiedemeister beschäftigter Ar 
beiter, welcher mit seinem Dienstherrn in 
Streit gerieth, wurde von demselben ent 
lassen. Nachdem der Herr mit seinem 
Knecht wegen des restirenden Lohnes ab 
gerechnet hatte und die Papiere ihm aus 
gehändigt waren, wurde derselbe wieder 
holt vergeblich zum Verlassen des Hauses 
aufgefordert und mußte er schließlich ge 
waltsam aus dem Hause entfernt werden. 
Bei dieser Gelegenheit ergriff der Knecht 
ein auf der Diele liegendes Stück Holz 
und mißhandelte hiermit seinen Dienst 
herrn, dessen Frau und Mutter. Der 
Knecht wurde verhaftet und in das Ge. 
richtsgesängniß zu Rendsburg eingeliefert- 
Derselbe wird sich wegen Hausfriedens 
bruchs zu veranworten und eine recht 
empfindliche Strafe zu gewärtigen haben, 
umsomehr, da er ein vielfach vorbestraftes 
Subject ist. 
Q| Rendsburg, 14. Septbr. In der 
gestrigen Sitzung der städtischen Kollegien 
war der Magistrat vollzählig anwesend; 
vom Stadtverordneten-Kollegium fehlten die 
Herren Thormann und Speck I. Zur Ver 
handlung gelangten folgende Gegenstände: 
1. Das Protokoll über die letzte Re 
vision der Stadtkasse gab zu besonderen 
Bemerkungen keinen Anlaß. 
2. Der Vorsitzende theilte den Kollegien 
mit, daß der Bericht der Gesundheits- 
und Land-Kommission, betreffend die in 
anderen Städten bestehenden Abfuhr-Ein 
richtungen u. s. w. vorliege; es empfehle 
sich indeß, denselben erst bei den einzelnen 
Mitgliedern zirkuliren zu lassen. Die 
Kollegien beschlossen demgemäß und wurde 
gleichzeitig zu erkennen gegeben, daß die 
Neuregelung nicht vor dem 1. Oktober 
1896 eintreten könne. Tie vorher ab 
laufenden Kontrakte bezüglich der Straßen- 
abfnhr sollen event, bis zum genannten 
Zeitpunkt verlängert werden. 
2. Bezüglich der Unterbringung der 
städtischen Anleihe im Gesammtbetrage von 
2'/2 Millionen Mark lag eine längere 
Eingabe der Herren Hollesen, Psahler und 
Thormann vor, in welchem die Vermittlung 
des Geldes zum Zinsfuß von 3^ pCt. 
durch die hiesige Spar- und Leihkasse an- 
geboten wurde. In der betreffenden Ein- 
gäbe waren gleichzeitig auch die näheren 
Bedingungen fixirt und beschlossen die 
Kollegien debattelos das von der Spar 
und Leihkasse gemachte Anerbieten anzu- 
nehmen. 
4. Der Herr Vorsitzende bringt die Neu- 
regelung des Gefangenenausseherdienstes 
zur Sprache, welcher früher von dem 
Polizeiwachtmeister ausgeführt sei. Bei 
der Wiederbesetzung des letzteren Postens 
hätten sich bezüglich des Anfseherdienstes 
Schwierigkeiten ergeben und auch die z. 
Z. bestehende Einrichtung sei auf die 
Dauer unhaltbar. Es dürfe sich empfehlen, 
einen besonderen Aufseher etwa einen 
Pensionär anzustellen und demselben neben 
freier Dienstwohnung etwa 200 Jl zu be 
willigen. Beschlossen wird, versuchsweise 
diese Neuerung einzuführen und die noch 
immer unbesetzte Polizeiwachtmeisterstelle mit 
einem Gehalt von 1200 Jl nebst Uniform 
geldern auszuschreiben. 
5. Verschiedene Verpachtungen städtischer 
Ländereien und Uebertragungen bestehender 
Pachtverhältnisse werden genehmigt. 
6. Die Vorlage der Stadtkasse bezüglich 
der Etatsüberschreitungen, die der Herr 
Vorsitzende als nicht erhebliche bezeichnet, 
wird genehmigt. Die Gesammtsumme be 
trägt ca. 21500 Jl. 
7. Eine Eingabe des Frl. Hübbinett, für 
die Räumung der Schiffbrückenwache eine 
Miethsentschädigung von jährl. 200 Jl 
zu gewähren, wird genehmigt. Die Räu- 
mung des betr. Hauses wird im Monat 
November erfolgen. Genehmigt werden 
endlich auch die ortsstatutarischen Bestim 
mungen bezüglich des Anschlusses der 
Grundstücke an die Stadtkanalisation. Mit 
der Verlesung des Protokolls wird darauf 
die Sitzung geschlossen. 
Rendsburg, 14. Sept. Der Herausgeber 
der schleswig-holsteinischen Topographie, 
der frühere Rechtsanwalt und Senator 
a. D. Jürgen Hermann Biernatzky, ist 
am 11. d. M. in Ahrensbök gestorben. 
Der Verstorbene erreichte ein Alter von 
76 Jahren und ist durch seine schrift- 
stellerische Thätigkeit in der hiesigen Pro 
vinz eine sehr bekannte Persönlichkeit. Er 
ist ein Bruder des kürzlich in Altona in 
den Ruhestand getretenen Pastors gleichen 
Namens. 
A Rendsburg, 14. Sept. Heute morgen 
wurden im Gasthofe „Stadt Kiel" von 
dem Landw. Verein an der Obereider 7 
Fohlen verkauft. Dieselben waren zu 
Zuchtztvecken in der Tondernschen Marsch 
angekauft. Die Thiere bedangen einen 
verhältnißmäßig geringen Preis. Derselbe 
betrug 240—320 Mark. 
< Rendsburg, 14. Sept. Im Kron- 
werk wurde ein Mann zur Haft gebracht, 
weil er in der Wohnung fkandalirte, die 
Mitbewohner des Hauses in der Nacht 
ruhe störte und seine Frau, wie schon 
öfter zuvor mißhandelte. Hoffentlich wird 
der Mann jetzt zur Besinnung gelangen 
und in Zukunft dergleichen Schritte unter 
lassen. 
< Rendsburg, 14. Sept. Wegen 
Ueberfüllung des hiesigen Gerichts 
gefängnisses wurden gestern 4 Straf 
gefangene nach Nortorf transportirt. 
-i- Rendsburg, 14. Sept. Der Fisch 
reichthum der Obereider muß doch ein ganz 
bedeutender sein. Zur Evidenz wird dies 
bewiesen durch den Fang der in der letzten 
Woche gemacht worden ist. Zudem Haben 
wir früher in solcher Menge und von 
solcher Größe nie fangen sehen. 'Am 
meisten Staunen mußte aber der Fang 
erregen, der bei der Post mittels gewöhn 
licher Angel gemacht wurde. Es wurden 
wirkliche Trachten von Fischen heimgeführt 
und waren es meist Brachsen, die gefangen 
wurden, doch auch große Aale wurden in 
großer Zahl ihrem feuchten Elemente ent 
rissen. 
— Rendsburg, 14. Sept. Wir machen 
noch an dieser Stelle (siehe heutige 
Annonce) das Publikum darauf aufmerksam, 
daß das zu morgen angekündigte Kirchen- 
konzert des Frl. Bolbehr und Herrn 
Meymund-Schleswig wegen einer dringenden 
Reparatur der Orgel auf einen späteren 
Tag verschoben werden muß. 
X Rendsburg, 14. Sept. Der heutige 
Wochenmarkt war von Landleuten recht 
gut gesucht. Die Zufuhr an Ferkeln war 
wieder eine sehr starke. Die Preise be 
wegten sich zwischen 7 und 10 Mk. Butter 
kostete im Anfang 1,10 Mk. das Pfund, 
fiel dann aber auf 1 Mk. Für Eier 
wurden 1,30-1,40 Mk. das Stieg ver- 
langt. Hühner kosteten 1,50—1,60 Mk., 
Küken 60—80 Pfg. Rebhühner 60—90 
Pfg. das Stück. Kartoffel wurden pro 
Vierteltonne mit 1,20—1,30 Mk. bezahlt. 
Aepfel und Birnen kosteten pro 5 Liter 
40—50 Pfg. Die Zufuhr an Obst war 
eine recht reichliche. Verschiedene Gemüse, 
Fett- und Wurstwaaren bedangen die ge 
wohnten Preise. Auch der Torf kostete 
wie immer 4—5 Mk. per 1000 Soden. 
Mbend-Depeschen. 
Berlin, 14. Sept. Wie verlautet 
wird in hohen militärischen Kreisen 
geplant, nächstes Jahr eine ge- 
meinsame Wafsenübung von deutschen 
und österreichischen Truppen abzu 
halten. — Der „Vorwärts" ver 
öffentlicht bereits einen Hammerstein- 
schen Brief vom 18. Juni 1880 an 
eiuen ungenannten Herrn, worin 
Hammerstein die Beseitigung des 
damaligen Landraths von Bielefeld, 
Ditfurty, zu erreichen hofft. 
Butter-Bericht 
von Ahlmann & Boysen, Hamburg. 
Hamburg, den 13. Sept. 1895. 
Butter. Notirung der Notirungs-Commisfiou 
vereinigter Butterkaufleute der Hamburger Börse. 
(rein NeNo-GewiÄr 
I. Classe Pr. SO Kilogr JL 106—103 
n. .. „50 „ 102-105 
Tendenz: „ruhig". 
pr. 50 Km 
Lrvländ. und Estland, frische Meierei- 
Butter JtSb—Wl 
Gestandene Parthien Hofbutter und 
fehlerhafte ' „90—100 
Schleswig-Holstein. und ähnliche frische 
Bauernbutter „ 85—90 
Frische Böhmische, Galizische und. 
ähnliche ) § I 78—85 
FinnUindische Winter- VSi 90—92 
Schmier- und alte Butter aller Art rg | 25—35 
Amerikanische und fremde Butter. 1 gl 50—70 
Der Verlaus des Geschäfts war wieder ruhig, 
und wenn auch Preise unverändert notirt wur 
den^ geschah dies nur, weil bevorzugte regel 
mäßige Marke willig dazu gekauft wurden. An 
dere Parthien wurden entweder mit Verlust ge 
räumt oder blieben auf Lager. Kopenhagen 
blieb unverändert, liefert besser und billiger zum 
Export nach England und verdrängt uns dadurch. 
Berlin notirt unverändert bei fester Tendenz. 
Der hiesige Consum-Absatz ist unverändert gut, 
dagegen der Bedarf für's Inland schwach. Fremde 
Sorten unverändert aber sehr ruhig. 
ärehLen 
wird es Jedem der sich unsere Mustcrcollectio» in Lrieh, »»ckskin, 
ri«>ii'nsar„, Eheviotr, Hnļetststsşiei, SHtmcst- 
turho» lammen läßt, daß die reichhaltig« Nu-wahl derselben ver 
bunden mit billigsten Hrcisnotiruiig-n vertheile sind, welche sich 
jeder Privatmann zu Nude machen.kann. Wir offerircn: 
Für 1 Ml. 80 Pf. 
Stoff zu einer eleganten 
seidendurcbwirktcn 
Wesse. 
Für L Mark 
6. Mtr. engl. Ccder 
in allen Farben zum 
Strapazier-Anzug 
Für 5 Mk.60 Pf. 
3 Meter 10 ctm. 
îNoèc-8t,eksk>>., 
zneinem hübschen Anzug 
Für 6 Mark 
3 Mkr Cheviot, 
braun, blau od schwarz 
z» einem Anzug 
FiirVMk.KvPf. 
3 Meter 
Fantasie-Cheviot 
z. Promenade Anzug 
Fiir!3Mk.80Pf. 
3. Mir. Hochs. Alunvl- 
garn - Lhcviot 
zu einem Salon-Auzug 
Sptfifllilät in àtiikļàMiijkSkk Art. McAsMhl. diWk îmffz.S: - 
K»iv4rNk.80ps.6Metcr 
Aleidcrstoft f. ein derbes Hauskleid 
Für t, Ark. àMtr. vainontuch 
für ein gediegenes Kostüm 
(tim sieg von der <3üte u. preioivüvdigkeit unserer Dtoffe vom Einfachsten 
;um Hoc8feinsten vurcil eigene Prüfung ükergeugcn gu können verfange man! 
weļchr kereitwikkrgst oßne (üeq>fPtdJ*u»g zum "kaufen versandt werden. 
g Neueste Modcbilder für Herren u. Damen gratis. 
î,rv»nķ»'idri,n«rA'ļi«.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.