Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

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Vierteljährlich 2 Ji.~, frei ins Haus geliefert 
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für Auswärtige, durch die Post bezogen 
Aoltrstrs und grlelenstr« Matt im Kreise Rendsburg. 
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irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
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Wo. 212. 
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ch 88stev Jahvgttng, 
Mittwoch, den 11. September 
Als Beilagen 
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben. 
Morgen-Depeschen 
Berlin, 11. Sept. Der „Post" wird 
aus Frederikshavn geschrieben: Das ge- 
sunkene deutsche Torpedoboot hat bisher 
noch nicht aufgefunden werden können, ob 
gleich der Kreuzer „Gefion" bereits über 
eine Woche nach ihm gejuckt hat. Nun- 
mehr soll der deutsche Taucherdampser 
„Norden" mit 5 bis 6 Tauchern nebst 3 
Torpedobooten dem „Gefion" bei der Auf 
suchung des verunglückten Schiffes Helsen. 
Eine Belohnung von 500 Kronen wurde 
von der deutschen Marineverwaltung für 
Denjenigen ausgesetzt, der irgend welche 
zur Auffindung des Torpedobootes 8 41 
führende Mittheilungen machen kann. 
Berlin, 11. Septbr. Unter choleraver 
döchtigen Erscheinungen sind gestern zwei 
Personen, eine Frau Müller und ein jun 
ger Mann, Namens Behrens, in das 
Barackenlazareth zu Moabit eingeliefert 
worden. Die Wohnungen der beiden Pa 
tienten wurden gründlich desinfiziert. Wie 
verlautet, soll die im Krankenhause vorge 
nommene gründliche Untersuchung ergeben 
haben,^ daß es sich in beiden Fällen nicht 
um asiatische Cholera, sondern um akuten 
Magenkatarrh handelt. 
Köln, 11. Septbr. Der „Köln. Ztg." 
wird aus Czarnikau von einer aus natio 
nalem Haß von Polen gegen Deutsche 
verübten rohen Ausschreitung gelegentlich 
des Sedaufestes geschrieben. Von einem 
Ausflug heimkehrende Schulkinder wurden 
mit sammt ihrem Lehrer und ihren Ange 
hörigen von einem Menschenhaufen ange 
griffen. Der einschreitende Gendarm wurde 
derart verdrängt, daß er von der blanken 
Waffe Gebrauch machen mußte. Ein Guts- 
besitzer, sowie ein Schulkind wurden schwer 
verletzt. Die „Köln. Ztg." fordert die 
Regierung auf, den immer dreister hervor- 
tretenden Gewaltthätigkeiten gegen die 
friedliche deutsche Bevölkerung 'ein Ende 
zu machen. 
Nürnberg, 9. Sept. In Herpersdorf 
ist, wie der „L.-A." meldet, ein schreck 
licher Mord aus Rache verübt worden. 
Der verheirathete Schneidermeister Dümniler 
wähnte sich von dem Bürgermeister Merkel 
benachtheiligt. Als dieser vom Mirths- 
dvus aus auf dem Heimwege begriffen 
war, lauerte Tümmler ihm auf und streckte 
ihn mit einem wuchtigen Hiebe, den er 
mit einem Prügel ausführte, todt zu 
Boden. Der Mörder ist verhaftet worden. 
Belgrad, 10. Sept. Metropolit Clement, 
der bekanntlich schwer krank darniederliegt, 
wird aus dringendes Anrathen der Aerzte 
nach Bad Wranska Banya gebracht. 
Belgrad, 11. Sept. Ein hier mit ziem 
licher Bestimmtheit aufgetretenes Gerücht be 
sagt, KönigAlexander werde sich in den nächsten 
Tagen mit einer russischen Großfürstin in 
Biarritz verloben. Die bereits angekündigte 
Ankunft des Großfürsten Sergius in Biarritz 
soll damit im Zusammenhang stehen. Wie 
es heißt, hat die Exkönigin Natalie die 
Angelegenheit in die Hand genommen. 
Ernenn, 11. Sept. In der hiesigen 
Zwangsarbeits-Anstalt brach eine Revolte 
aus, weil einige Sträflinge mit Arrest be 
straft werden sollten. Eine Kompagnie 
Jäger mußte zur Wiederherstellung der Ruhe 
rcquirirt werden. 
Prag, 11. Sept. Während des Gottes 
dienstes hat der Blitz in die Kirche zu 
Altkolin eingeschlagen. Unter den An- 
dächtigen entstand eine heillose Verwirrung. 
Die Wenigsten konnten den Ausgang aus 
der Kirche finden. Zahlreiche Personen 
haben im Gedränge Verletzungen erlitten 
Nur durch das Eingreifen einiger besonne 
ner Personen wurde ein größeres Unglück 
verhütet. 
London, 11. Sept. Die „Daily News" 
melden aus Kars eine Reihe Einzelheiten 
über die stattgesundenen Grausamkeiten 
gegen die im Distrikte Erzhinghian leben- 
den Armenier. Diese Gräuelthaten sollen 
deshalb verübt worden jsein, weil in der 
Nähe der armenischen Niederlassung ein 
Angriff auf einen türkischen Offizier statt- 
gefunden hat. Zahlreiche Verhaftungen 
wurden vorgenommen. Fünf Dörfer und 
vier Klöster wurden niedergebrannt, wobei 
die Männer gemartert und 'die Frauen und 
Kinder fortgeführt wurden. 
Antwerpen, 11. Sept. Gestern Nacht 
ließ der norwegische Dampfer „Xania", 
von Bergen nach Antwerpen unterwegs, 
mit dem spanischen Dampfer „Manilla", 
welcher auf der Reise von Antwerpen 
nach Santander war, östlich von Blissin- 
gen zusammen. Die „Xania" wurde in 
zwei Stücke zerschnitten und sank sofort, 
die ganze Besatzung mit sich in die Tiefe 
ziehend. Ein belgischer Lootse, der die 
„Xania" führte, zwei Kinder des Kapitäns 
und drei Matrosen sind ertrunken. Der 
Rest der Besatzung wurde von der „Ma 
nilla" aufgefischt, welche dieselben in 
Vlissingen an's Land setzen wird. Die 
Beschädigungen der „Manilla" sind nicht 
chwer. 
Petersburg, II. Sept. Der deutsche 
Reichskanzler Fürst zu Hohen 
lobe ist hier eingetroffen und am Bahn 
höfe von den Mitgliedern der deutschen 
Botschaft empfangen worden. In seiner 
Begleitung befand sich der Wirkliche Legn 
tionsrath von Lindenau. 
Rybinsk, 10. Sept. Auf einem Schlepp 
dampfer fand eine Keffelexplosion statt. 
Der Capitain und zwei Matrosen wurden 
getödtet und drei verletzt. Der Dampfer 
ist gesunken. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Das Haus des Massenmörders 
Holmes in Chicago gerieth in der Nacht 
vom 17. auf den 18. August in Brand 
und ist bis auf den Grund zerstört. Um 
Mitternacht vernahmen Vorübergehende 
in dem Gebäude eine dumpfe Explosion, 
der bald darauf drei weitere folgten. Dann 
stand das ganze unheimliche Gebäude mit 
einem Schlage in Flammen, und sämmtliche 
Stockwerke waren bereits ausgebrannt, ehe 
die Feuerwehr auf dem Platze erscheinen 
konnte. Man vermuthet, daß das Feuer 
von Brandstiftern angelegt worden ist, die 
an den Holmes'schen Verbrechen betheiligt 
sind und alle Spuren der in dem Gebäude 
begangenen Unthaten aus dem Wege räunien 
wollten. 
Eine Wasserhose entlud sich bei dem 
algierischen Orte Sidi-Aich an der Eisenbahn 
von Bougie nach Benie-Mansour; die 
Häuser stürzten ein und begruben 14 
Einwohner, die todt hervorgezogen 
wurden; außerdem gab es zahlreiche Ver- 
loundete. Eine Brücke ist eingestürzt und 
ein heranfahrender Zug war nahe daran, 
in den Fluß zu stürzen. Ein kleines 
Arabermädchen hatte ihn durch ihre Zeichen 
rechtzeitig zum Halten gebracht. 
Frankreich 
Paris, 10. Sept. Die gerichtliche 
Untersuchung in der Süd bahn an ge 
legen heit hat gestern begonnen. Die 
drei Angeklagten, Direktor Felix Martin 
und die Verwaltungsräthe Bobin und 
Andree, sind wegen Unterschlagung zur 
Anklage gestellt. Die Verhandlungen 
werden drei Tage in Anspruch nehmen, 
der Andrang dazu ist ein ungeheurer. 
Das Verhör der Angeklagten verlief ohne 
Zwischenfall. Der Direktor Felix Martin 
bekannte sich sür unschuldig und blieb da 
bei, daß Baron Reinach sür die begangenen 
Unterschlagungen verantwortlich sei. 
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SM Sint alter Sdļnlìi. 
Paris, 10. Sept. Der Lordmayor 
von London ist heute nach Bordeaux 
abgereist. 
Bordeaux, 10. Septbr. Der Lord 
M a y o r Sir I o s e p h R e n a l s kam 
Hierselbst an und wurde vom Publikum 
beifällig begrüßt. Der Stadtrath gab 
ihm ein Bankett im Stadthause, bei wel- 
chem der Lord - Mayor in seinem Toaste 
Frankreich und Felix Faure feierte, indem 
er ausführte: Wenn Faure nach England 
käme, würde seine Aufnahme die Fran 
zosen von den Freundschaftsgefühlen der 
Engländer überzeugen. Wenn eine Ri 
valität zwischen den beiden Ländern be 
stehen müßte, so könnte sie nur friedlich, 
ehrlich sein und nur einen commerziellen 
Charakter haben. Er feierte das Prinzip 
der Freiheit, welches die Grundlage des 
constitutionellen England und des republi- 
konischen Frankreich sei. Er hoffe, die 
Nationen würden die Wahrnehmung der 
Interessen aller Stände an Stelle des 
zweifelhaften Kriegsruhmes zu erstreben 
suchen. 
Dijon, 9. Sept. Gestern fand die Ent 
hüllung des Denkmals des ehemaligen 
Präsidenten Carnot in Nolay, dem 
Stammort seiner Familie, statt. Unterrichts 
minister Poincars hielt eine Ansprache, in 
der er Carnot's Verdienste rühmte und 
hervorhob, daß Carnot das Ansehen Frank 
reichs gehoben und dem Lande werthvolle 
Freundschaften gewonnen habe. 
Paris, 10. Sept. Wie die Blätter 
melden, ist der Urheber des Attentats 
gegen Rothschild entdeckt; er heißt 
Victor. Er stammt aus guter Familie, 
war Schüler der höheren Gewerbeschule 
zu Chalons, dann angeblich Maschinist bei 
der Nordbahn. Er wollte sich an Roth- 
schild rächen, weil er aus seiner Stellung 
entlassen worden war. 
Paris, 10. Sept. Infolge der an 
dauernden Hitze erhält halb Paris 
tatt Quellwasier Seinewasser, was 
bisher immer den Ausbruch einer Typhus- 
Epidemie und choleraverdächtiger Krank 
heiten im Gefolge hatte. Die großen Ma- 
növer in Langres werden wahrscheinlich 
in Folge des Wassermangels früher abge 
brochen oder verlegt werden. 
Türkei. 
Aus Pcra schreibt man: Infolge der 
letzten heftigen Erdbeben im Bilajet 
Aidin ist das blühende Dorf Bonnar nur 
noch ein großer Trümmerhaufen. Auch 
Kemper und Jmankeni haben dasselbe 
Roman von Gustav Höcker. 
XXXIV. 
Der Sitzungssaal, in welchem am andern 
Morgen die Verhandlung gegen Rölling 
stattfand, war bis a» die Thüren gefüllt. 
Rolling war der einzige Angeklagte. Ob die 
beiden verdächtigen Strolche, welche sich am 
Tage vor dem Einbrüche in der Kreisstadt 
herumgetrieben hatten, an dem Verbrechen 
belheiligt waren, konnte nicht ermittelt wer 
den, da sie spurlos wieder verschwunden 
waren. 
Der Angeklagte war, wie seine Perso 
nalien ergaben, in früheren Jahren schon 
einmal wegen Diebstahls mit Gefängniß sbe- 
strast worden und gehörte notorisch unter 
die dunkeln Existenzen der Hauptstadt. Er 
hatte zwar ein Alibi beigebracht, zur Zeit 
des Einbruchs im „Blutigen Knochen" ge 
wesen zu sein, aber die Zeugen, welche dies 
bekunden wollten, waren selbst so übel be 
leumundete Subjekte, daß das Gericht sie 
abgelehnt hatte. 
Nach der Verlesung der Anklage schwieg 
Rölling einige Augenblicke. Dann antwortete 
er mit leiser Stimme: „Nicht schuldig." 
Die beiden ersten Zeugen, welche zur Beweis 
aufnahme vorgerufen wurden, waren Teßner's 
Dienstmädchen und Kutscher, deren Aussagen 
sich nur auf die Situation beschränkten, die 
sie bei Entdeckung des Einbruchs vorgefunden 
hatten. 
Ueber Rolling's Stirn flog ein Schatten, 
als der Name des nächsten Zeugen, Otto 
Maitland, aufgerufen wurde. 
Maitland erstattete über Alles, was er selbst 
in jener Raubnacht erlebt hatte, einen genauen 
und klaren Bericht. Er hielt sich dabei auch 
streng an die Wahrheit, nur in einem Punkte 
machte er hiervon eine Ausnahme. Er hatte, 
wie der Leser sich vielleicht erinnert, Melanie's 
leisen Schrei gehört, sich da»,als jedoch ein 
geredet, er habe nur geträumt, und war liegen 
geblieben, bis er cs an der Zeit fand, seinem 
Abenteuer nachzugehen. Um jeder verfäng 
lichen Deutung auszuweichen, stellte er die 
Sache so dar, als fei er infolge des ver 
nommenen Schrei's aufgestanden und hinaus 
geeilt; seine Rede und sein Ton wurden 
jedoch hierbei unsicher, weil er erst in dem 
Augenblicke, wo er diesen Punkt berührte, die 
Nothwendigkeit erkannte, von der Wahrheit 
abzuweichen. 
Haben Sic eine» von jenen beiden Män 
nern, die in Ihrem Zimmer waren, seitdem 
wiedergesehen?" fragte der Vorsitzende, nach- 
den, Maitland seine Erzählung beendet hatte. 
„Ich sehe eben jetzt einen vor mir," ant 
wortete Maitland, „der Angeklagte ist einer 
jener Männer." 
Während er sprach, richtete er sei» Aug 
Schicksal gehabt. Da, wo früher die 
Moschee von Kemper stand, hat sich ein 
größerer^ See gebildet, dessen Wasser 
starke Schwefeldämpfe absetzt. Dagegen 
sind die berühmten Thermen von Tgite 
plötzlich versiegt. Vielfach sind auch Men- 
schen bei der Katastrophe verunglückt. 
Spanien. 
Ferrok, 10. Sept. Ueber die Stadt 
wurde der Belagerungszustand 
verhängt, wobei kein Zwischenfall vorge- 
kommen ist. Die Erregung in der Stadt 
wurde durch den Beschluß des Marine- 
ministers, den in der Nähe von Ferrol 
entstandenen Seeschaden eines Kreuzers in 
Bilbao repariren zu lassen, hervorgerufen. 
Madrid, 10. Sept. Die spanische Re- 
gierung hat im Auslande 30,000 Mauser- 
gewehre bestellt. — Der „Heraldo" ver- 
öffentlicht ein Interview des Minister- 
Präsidenten Canovas del Castillo über die 
Beschießung des amerikanischen Schiffes 
„Alliante" durch einen spanischen Kreuzer. 
Canovas erklärte, die spanische Regierung 
werde die Bestimmungen des Völkerrechtes 
gewissenhaft beobachten. Er glaube, daß 
die Pacificirung Cubas schnell von statten 
gehen werde; 25,000 Mann neuer Truppen 
und, wenn nöthig, noch mehr würden 
nach Cuba gehen. Die Gerüchte von 
einer Krisis erklärte er für unbegründet. 
Bulgarien. 
Sofia, 10. Sept. Das ganze Aktcn- 
material über die Ermordung Stam- 
bulow's befindet sich nun beim Appell- 
gerichtshöfe, welcher über das Verlangen eines 
der Verhafteten, ihn gegen Stellung einer 
Caution auf freien Fuß zu setzen, berathen 
wird. Die bisherige Untersuchung ergab, 
daß außer Bone Gcorgicw, von dem fest 
gestellt ist, daß er einer der Mörder ist, 
und außer dem Kutscher, welcher Stam- 
bulow fuhr, noch zwei andere Personen an 
dem Morde betheiligt waren, welche jedoch 
nicht aufzufinden sind. Der Untersuchungs 
richter hat trotz des Verhörs von 30 Zeugen 
keine positiven Aussagen bezüglich dcr Iden 
tität der Mörder erlangen können. Er glaubt 
auch, daß die Mörder von den Passanten 
nicht erkannt seien; denn Bone Georgien, 
war nach vierjähriger Abwesenheit erst kurz 
vor dem Attentat nach Sofia zurückgekehrt. 
Der dritte Mörder, ein Macedonier, ist 
nicht einmal der Polizei bekannt, und nur 
Halm lebte in Sofia. 
Serbien. 
Aus Belgrad wird gemeldet: König 
Milan hat beschlossen, für längere Zeit 
voll auf Rolling's Gesicht und dieser erwi 
derte den Blick ebenso stolz und fest. 
Nachdem das Hauptverhör mit Maitland 
zu Ende war, erbat sich Rölling's Vertheidiger 
vom Gerichtshöfe die Erlaubniß, einige Fragen 
an den Zeugen richten zu dürfen. 
Dem Vertheidiger war die schwache Seile 
in Maitland's Darstellung nicht entgangen. 
„Sie haben soeben gesagt," redete er den 
Zeugen an, „Sie wären infolge des Schraies, 
den Sie gehört, sofort aufgestanden, hätten 
die Thür geöffnet und wären dann von den 
beiden Männern zu Boden geschlagen worden. 
Dem widerspricht aber die Aussage des 
Fräulein Rettbcrg, welche nach ihrer ersten 
Vernehmung am Tage nach dem Einbruch 
zu Protokoll genommen worden ist. Danach 
muß zwischen dem von ihr ausgestoßenen 
Schrei und dem Augenblicke, wo Sie die 
Thür geöffnet haben, eine geraume Zeit ver 
gangen sein, denn es hat'zwischen ihr und 
den beiden Einbrechern erst eine längere Ver 
handlung stattgefunden, ehe jene beiden Männer 
an Ihrer Thür gewesen sein können." 
Maitland wandte sich an den Vorsitzenden 
mit der Frage, ob diese Art Verhör gestattet 
sei, da dieser aber nichts dagegen einwenden 
konnte, so mußte er sich vom Vertheidiger 
eine ganze Reihe peinlicher Fragen gefallen 
lassen: wie er den Widerspruch zwischen jenem 
Protokoll und seiner Behauptung erklären 
könne; welchen Grund er habe, in seiner 
Darstellung von der Wahrheit abzuweichen 
u. s. w. Der Vertheidiger hatte die Freude, 
zu schen, daß seine Absicht, den Zeugen in 
Verwirrung zu setzen, und in Widersprüche 
zu verwickeln, vollkommen -rrcicht war. 
Hierauf fragte er ihn, an welchen Zeichen 
und Merkmalen er in dem Angeklagten einen 
ber Einbrecher wiedererkenne, da er doch ini 
Hauptverhör selbst zugestanden habe, daß die 
Gesichter der Männer in schwarzen Flor ge 
hüllt gewesen seien." 
„Ich erkenne ihn an seiner Figur, an 
einer ungewöhnlichen Größe wieder," ant 
wortete Maitland. 
„Dieses Kennzeichen bewegt sich zu sehr 
in der Allgemeinheit," entgegnete der Ver 
theidiger, „um ans die Person des An 
geklagten eine unmittelbare! Anwendung zu- 
ulassen. Einer der beiden verdächtigen 
Herumtreiber, die am Tage des Einbruchs 
hier' gesehen worden sind, soll ebenfalls 
von ungewöhnlicher Größe gewesen sein." 
„Ich habe ihn nicht allein an seiner 
Figur, sondern auch 'an seiner Stimme 
wiedererkannt," sagte Maitland, dem die 
augenblickliche Erbitterung die Besonnenheit 
raubte, „ich erwähnte schon vorhin, daß ich 
ihn einige Worte mit seinem Complicen 
reden hörte." 
Aber," rief der Vertheidiger, „wie 
können Sic wissen, wie die Stimme des 
Angeklagten klingt, da Sie ihn hier vor 
Gericht noch garnicht haben reden hören, 
denn während seiner Vernehmung befanden 
Sie sich im Zeugenzimmer. 
Unmöglich konnte Maitland auf die 
gestrige Unterredung mit dem Gefangenen 
exemplificiren, da dies für ihn selbst mehr 
als eine unangenehme Folge nach sich ge 
zogen haben ivürde. Er schwieg und damit 
war seine Zeugenrolle ausgespielt. 
Maitland verließ die Zeugenbank mit 
finster gerunzelter Stirn, nahm aber einen 
Platz unter dem Auditorium ein, um den 
weiteren Verhandlungen beizuwohnen. 
Als der nächste Zeuge, Melanie Rett- 
berg, aufgerufen wurde, begannen zwei Her 
zen _ in der Versammlung stürmischer zu 
klopfen das des Angeklagten und das 
Maitland's. 
Während sie erzählte, was in der Nacht 
des Einbruchs geschehen war, fühlte sie den 
Blick Maitland's, der in ihrer Nähe saß, auf 
ich gerichtet, als ob er versuchte, sie durch 
insteres, starres Ansehen einzuschüchtern. 
Doch Melanie fuhr unbeirrt in ihrem Be 
richte fort. Sie erzählte Alles auf's genaueste 
und stellte auf die Frage des Vorsitzenden, 
ob sie einen der Einbrecher mit unvcrhülltem 
Gesicht gesehen, dies auch nicht in Abrede, 
aber sie sagte Nichts, was mit ihrem Ver 
sprechen, ihn nicht zu verrathen, unverträg 
lich gewesen wäre. 
„Bedenken Sie," mahnte sie der Vor 
sitzende in etwas strengem Tone, „daß kein 
Versprechen, welches Ihnen durch eine 
Drohung mit dem Tode abgerungen worden 
ist, auch nur einen Augenblick bindend sein 
kann, und daß Sie eine Pflicht gegen ihr 
Vaterland, gegen die Gesetze und gegen die 
Gesellschaft zu erfüllen haben. Ich frage 
Sic daher: „Ist der Angeklagte dort der 
Mann, dessen Gesicht Sie in jener Nacht 
gesehen haben?" 
Melanie blickte vor sich nieder und schwieg. 
Im ganzen Saale herrschte Todtenstille. 
„Ich will nicht im geringsten Ausflüchte 
suchen," versetzte sie mit fester Stimme, ob 
wohl ihr Antlitz todtenblaß war, „aber ich 
werde keine Frage beantworten, welche einen 
Menschen ins Verderben stürzen könnte, 
der mein Leben schonte, wo mein Tod ihm 
die Gewähr seiner Sicherheit geboten hätte. 
Ich werde nicht sagen, ob ich ihn sehe 
oder nicht." 
Wieder entstand ein tiefes Schweigen 
und dann führte ihr der Vorsitzende in 
ernster, eindringlicher Rede noch einmal alle 
Ģcûnde vor, die er auffinden konnte, um 
die Zeugin zu überreden, die Frage zu be 
antworten. Nichts jedoch vermochte sie hierzu 
zu bewegen; und als er drohte,. ihre Miß 
achtung des Gesetzes zu bestrafen, erwiderte 
sie in demüthigen,, aber festem Tone: „Herr 
Präsident, ich habe diesen Ort mit der 
vollsten Kenntniß der Strafmittel betreten, 
welche dem Gerichte in einen, solchen Falle 
zur Verfügung stehen." 
Ist es Ihr letzter Entschluß," ergriff 
MW 
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