und uns gegenseitig zu geloben, mit zu
bauen und mit zu arbeiten an dem, was
er geschaffen. Daß dabei die Provinz
Pommern blühen, wachsen und gedeihen
möge, daß Stettin zu einer mächtigen
Handelsstadt emporblühen möge, das ist
mein innigster Wunsch. Wir erheben die
Gläser und trinken auf das Wohl der
Provinz Pommern!
— Ueber die Selbsthülfe der Land
wirthe hat sich jetzt auch der Statthalter
von Elsaß - Lothringen geäußert. Fürst
Hohenlohe-Langenburg hielt anläßlich der
Vvm landwirthschaftlichen Kreisverein in
Diedenhofen veranstalteten landwirthschaft-
lichen Ausstellung eine längere Rede, in
welcher er betonte, daß im Großen und
Ganzen die Landwirthschaft auf Selbst
hülfe angewiesen und eine genossenschaft
liche Organisation der kleinen Betriebe
dringend geboten sei. Auf Kosten der
anderen Erwerbszweige könne und dürfe
die Landwirthschaft von der Regierung
nicht unterstützt werden, weil sonst die
Fürsorge für die Staatsangehörigen ein
seitig gehandhabt würde. Er wisse sich in
dieser Hinsicht eins mit dem Kaiser.
— Zu der Kameel-Jnschrift über
sendet Baurath Schmechten, der Bau-
meister der Kaiser Wilhelm-Gedächtnißkirche
der „Nordd. Allg.Ztg." folgende Erklärung :
Mit der von dem „Vorwärts" mit so
viel unwahren und tendenziös aufgebausch
ten Zusätzen versehenen Nachricht über die
auf die Stadtverordneten sich beziehende
Inschrift an einer Thür der Kaiser Wil-
Helm-Gedächtnißkirche verhält es sich fol>
gendermaßen: Entgegengesetzt den Mit
theilungen des „Vorwärts" ist die üetref-
sende Thür die von dem Altar am weite
sten gelegene. Das betreffende Relief ist
als Entwurf nach den Bildern aus der
Bibel von Schnorr von Carolsfeld nur
begonnen, an einer durchaus dunklen
Stelle, so daß es den Augen des Kirchen
besuchers ganz entzogen war und noch
heute ist. Daß das Relief Portraits ent
halte, ist unwahr; die Inschrift ist eine
Nachahmung eines bei altromanischen und
gothischen Bauten fast überall sich findenden
Architekten. Scherzes. Die Fertigstellung
des Reliefs wurde durch die Einweihung
der Kirche unterbrochen und nimmt jetzt
noch eine längere Zeit in Anspruch. Der
nur skizzirte Entwurf ist von der Bau-
Kommission noch nicht einmal besichtigt
worden und es war derselben der darauf
befindliche Scherz vollständig unbekannt.
Daß der Scherz sich, wie der „Vorwärts"
erzählt, auch auf den Oberhofmeister Frhrn.
v. Mirbach bezöge, ist selbstverständlich
unwahr.
Berlin, 6. Sept. Eine der am Sedan-
tage verbotenen sozialdemokratischen
Versammlungen ist gestern, von etwa
1000 Personen besucht, abgehalten worden.
Abgeordneter Auer sprach über das Thema,
warum die Sozialdemokratie die Sedan
seier nicht mitmache. Er erklärte am An-
sauge seiner mehr als zwei Stunden
Lauernden, durch große Mäßigkeit auf
fallenden Rede, daß es ihm nicht einfalle,
die Versammlung zu einem Protest gegen
die Sedanfeier zu veranlassen. Er wolle
die Schlußfolgerungen aus seinem Vor
trage Jedem überlassen. Er führte dann
aus, daß die Sozialdemokratie ursprünglich
nicht antimonarchisch gewesen und daß sie
auch nicht antinational sei. Der „Allge
meine deutsche Arbeiterverein" habe noch
den Geburtstag des Königs gefeiert, ihm
gratulirt, auch einen allerhöchsten Dank
vom Flügeladjutanten dafür erhalten. Po
litik und Bourgeosie hätten die Arbeiter
allmählig von den Stufen des Thrones
abgedrängt. Auch 1870 habe die sozial
demokratische Partei keine antimonarchische
Haltung angenommen; allerdings hätten
Bebel und Liebknecht sich bei Bewilligung
der Kriegsanleihe der Abstimmung ent
halten, Schweitzer und Hasenclever aber
hätten dafür gestimmt. Die Sozialdemo
kratie habe sich erst nach der Schlacht von
Sedan, nach der Gefangennahme Napo
leons gegen die Weilerführung des Krieges
und gegen die Annexion erklärt, weil sie
das Selbstbestimmungsrecht der Völker
gewahrt wissen wollte. Die jetzige Sedan
feier könne man nicht mitmachen, weil sie
keine nationale, sondern eine Parteifeier
sei. Die Sozialdemokraten zählten nicht
zu den Reichsfeinden. Sie erkennen an,
daß die nationale Einigung Deutschlands
eine wirthschaftliche Nothwendigkeit war
daß die Emser Depesche gefälscht (?) wor
den sei, habe ja Bismarck zugegeben. Auer
kann in dieser Fälschung aber kein Ver
Melanie war aufgestanden und ihren
Arm um Felicita's Hals schlingend, ließ
-sie ihren strömenden Thränen freien Lauf
Sie fragte nicht weiter. „O, Felicitas,"
rief sic, „wollte Gott, daß wir uns nie
trennen müßten. Ich fühle die Kraft in mir,
Sie trösten zu können."
Das Gespräch wurde unterbrochen. Teß
ner trat mit Melanie's Bruder ein, der
heute wieder von Berlin gekommen war.
Die beiden Mädchen trockneten eiligst
die Spuren ihrer Thränen ab und nahmen
die Alltagsmiene als Maske vor. Teßrnr
hielt zwei Schriftstücke in der Hand und
überreichte das eine davon Melanie.
(Fortsetzung folgt.)
brechen finden. Die Sozialdemokraten
seien in den letzten Tagen von Oben nach
Unten angegriffen worden und es habe
den Anschein, daß sie demnächst eine Hetze
erleiden würden wie nie zuvor. Die Vor-
gänge von 1878 würden sich wiederholen,
aber die deutschen Sozialdemokraten sähen
trotz aller Verfolgungen der Zukunft mit
Vertrauen entgegen. Mit einem Hoch auf
die internationale Sozialdemokratie wurde
die Versammlung geschlossen.
— Wie Stöcker zur Zeit, als er noch
Hofprediger war, dem Kaiser und dem
Fürsten Bismarck gegenüber in den
Jahren 1888 bis 1890 intriguirt hat,
ergiebt sich aus einem Briefe Stocker's an
einen konservativen Gesinnungsgenossen, den
der „Vorwärts" zum Abdruck bringt:
„3£ (Name eines konservativen Ab
geordneten) sagte mir, daß Sie einige
Artikel, welche das schnöde Spiel von
Bismarck und Genossen mit dem Kaiser
aufdecken, für zeitgemäß hielten. Darf ich
Ihnen dagegen meine Anschauungen über
das, was ich für richtig halte, darlegen?
Ich glaube, daß im Augenblick Fürst
den Kaiser vollkommen eingenommen
hat, ganz besonders in Bezug auf das
Kartell, das nun einmal Bismarck für die
Grundlage seiner Politik und für ein
ungemein großes Ereigniß ansieht. Will
man dagegen die B.'schen Intriguen seit
der Waldersee-Versammlung ausspielen, und
zwar mit mehr oder weniger Gegenüber
stellung von B. und dem Kaiser, so verliert
man das Spiel und reizt den letzteren. Ich
hörte noch gestern, daß er ganz für die
Kartellpolitik gewonnen ist. Was man
nun meines Erachtens thun kann und muß,
ist Folgendes:
Prinzipiell wichtige Fragen, wie Juden
stage, Mutineum, Harnack, Reichstags-
Wahl im sechsten Wahlkreise, die gewiß
mit einem Fiasko der antisozialdemokratischen
Elemente schließt, muß man, ohne B. zu
nennen, in der allerschärfsten Weife benutzen,
um dem Kaiser den Eindruck zu machen,
daß er in dieser Angelegenheit nicht gut
berathen ist, und ihm den Schluß auf B.
überlassen. Man muß also rings um das
politische Centrum resp. das Kartell
Scheiterhaufen anzünden und sie hell auf
lodern lasten, den herrschenden Opportunis
mus in die Flammen werfen und dadurch
die Lage beleuchten. — Merkt der Kaiser,
daß man zwischen ihm und B. Zwietracht
men will, so stößt man ihn zurück. Rührt
man in Dingen, wo er instinktiv auf unserer
Seite steht, seine Unzufriedenheit, so stärkt
man ihn prinzipiell, ohne persönlich zu
reizen. Er hat kürzlich gesagt: sechs
Monate will ich den Alten — B. —
verschnaufen lassen, dann regiere ich selbst.
B. hat selbst gemeint, daß ec den Kaiser
nicht in der Hand behält. Wir müssen
also, ohne etwas zu vergeben, doch behutsam
(ein. . . . Herzliche Grüße. Ihr getreuer
Stöcker."
— Es sind Zweifel darüber entstanden,
wie die Bestimmungen hinsichtlich des
sogenannten Ehrensoldes (Gesetz vom
22. Mai d. I.), wonach von der Theil
nahme an dessen Wohlthaten diejenigen
Kriegstheilnehmer ausgeschlossen find, die
aus Reichsmitteln gesetzliche Invaliden-
vension oder entsprechende sonstige Zu
wendungen beziehen, auszulegen sind. Es
wird hierzu ausdrücklich bemerkt, daß
hierunter die auf Grund der Reichs
gesetze über die Jnvaliditäts-Unfall-
und Altersversicherung gewährten
Renten nicht zu verstehen sind.
Ein Generalstreik für alle Branchen
des Vergoldergewerbes (Barock-Ver
golder, Versilberer, Farbigmacher re.) ist
gestern von einer Versammlung von Ver-
goldergehilfen und Berufsgenossen in Ber
lin proklamirt worden und soll mit Be
ginn der kommenden Woche in Kraft treten.
Gefordert werden 337 3 pEt. Zuschlag zu
den Accordsätzen, um die jetzt vielfach 9
bis 15 Mark betragenden Wochenverdienste
aufzubessern.
Aus der Provinz Posen. Die „Bres
lauer Ztg." veröffentlicht folgenden selt
samen Erlaß, der von einer Ortspoli
zeibehörde in der Provinz ausgegangen
sein soll: „Nach beendeter Tagesarbeit
haben sich die Arbeiter in ihre Wohnung
zu begeben und dürfen dieselben zum
Zwecke von Ausflügen außerhalb des
Dorfes nicht mehr verlassen. Um zeh
Uhr Abends muß sich Jeder zu
Ruhe begeben . . . . Ueberall, bei der
Arbeit, auf dem Hinweg und Rückweg,
im Dorfe und in den Wohnungen muß
die größte Ruhe herrschen. Jedes Lärmen
und Schreien ist verboten .... Saufge
läge, Musik und Tanzvergnügungen dürfen
nicht abgehalten werden. Doch können
letztere beide bei zufriedenstellenden Leistun
gen unô guter Führung gestattet werden,
bedürfen jedoch in jedem einzelnen Falle
der ortspolizeilichen Genehmigung. Ihrem
Unternehmer, der Gutsverwaltung, sowie
deren Beamten resp. Vertretern, ist jeder
Arbeiter unbedingten Gehorsam
schuldig und hat denselben stets bescheiden
und überhaupt in einer Weise zu begeg
neu, wie sie Arbeitern ihren Brodherren
gegenüber geziemt und von Untergeben
gefordert wird . . . Obige Bestinimungen
finden auch auf die einhklmischen Arbeiter,
soweit sie auf dieselben Bezug haben, An
Wendung. Zuwiderhandlungen gegen diese
Vorschriften werden je nach Schwere der
Umstände mit Geldstrafe bis 15 Mark für
jeden einzelnen Fall oder entsprechender
Haft im hiesigen Polizeigefängnisse, even
tuell unter Zuhilfenahme des Polizei-
Distriktsgefängniffes geahndet werden."
Der Mann, der diesen Erlaß versaßt hat,
scheint 100 Jahre geschlafen zu haben
Die Breslauer Zeitung sollte sich das
Verdienst erwerben, den Namen des braven
Mannes zu nennen.
Eine Wuchereraffäre erregt ,n
Breslau großes Auffehen. Ein ange
sehener Fabrikant, der Graveur Fritz
Sedlatzek, ist ins Ausland gegangen,
nachdem der Staatsanwalt benachrichtigt
worden, daß Sedlatzek von Schülern und
Studenten Wechsel bis zum Betrage von
17 000 Mk. genommen habe, wofür die
Bewucherten Goldsaaren annehmen mußten.
Die Opfer sind lauter Söhne guter
Familien.
Schwientochlowitz, 6. Sept. Rütgers
Theerfabrik in Schwientochlowitz ge-
rieth gestern Nacht in Brand. Bedeutende
Vorräthe an Naphtalin und Anthracenöl
sind verbrannt. Maschinen, Apparate und
Gebäude sind zerstört. Der Schaden wird
auf mehrere hunderttausend Mark geschätzt.
Zwanzig Feuerwehren konnten die anderen
Gebäude retten. Die Theerdestillation ist
unversehrt. Der Brand soll durch eine
zerschlagene Sicherheitslampe entstanden
sein.
Oels, 5. Sepi. Für die Reich st a gs-
wahlen in Oels-Groß-Wartenberg hat
das Zentrum Wahlentha-ltung- pro
klamirt.
n der Nähe des Dorfes? Straßberg
bei Plauen i. Vogtl. brannte dieser Tage
ein auf dem Felde stehender Stroh
feimen ab. Zwei Menschen; welche in
demselben genächtigt hatten, verbrannten
hierbei mit. Man fand in ber Asche nur
noch die Knochen vor.
Harm«, 5. Sept. Der bei der Staats
bahn angestellte Bahnmeister Al t mann
wurde heute Morgen am Ostbahnhof kurz
vor 7 Uhr bei dem Abgehen der Strecken
von dem Schnellzuge Berlin > Frankfurt
überfahren und getödtet.
Gelsenkirchen, 4. Sept. Zu wüsten
Szenen kam es gestern Abend vor dem
Hause des israelitischen Bürgers I.
Block, dessen Tochter heute ihren Hoch
zeitstag feiert. Hunderte von Menschen
hatten sich vor dem Hause in der Friedrich-
traße eingefunden und bombardirten es
mit allen möglichen Gegenständen; so daß.
bald kerne einzige Scheibe der der Straße
zugekehrten Fenster mehr ganz war- So
gar die Rolljalousien der Schaufenster
wurden zerschlagen und die werthvollen
Spiegelschsiben zertrümmert. Dabei wurde
die Menge durch antisemitische Hetzrafc
angefeuert. Da die Polizei viel zu schwach
war, um gegen den Pöbel etwas- aus
richten zu können, dauerte der Tumult bis
gegen 2 Ahr Nachts. Heute wurden- einige
Verhaftungen vorgenommen.
TraveMÜnde, 5. Sept. Hier wurden die
zusammengeschnürten Leichen, eines Liebes
paares angeschwemmt. Die. Selbstmörder
wurden als der Commis Schrader und
die Csnfektioneuse Roßniauith, Beide aus
Hamburg, ermittelt.
Eine S e d a n f e i e r n itSchrecke n
-and am Sonntag in dem Orte Mühlberg
bei Erfurt statt. In dem im ersten Stock
werke des Gemeindegasthauses belegenen
Tanzsaale war für die Schulkinder ein
Tanz veranstaltet. Etwa 150- Frauen
und Kinder befanden sich rm Saà
Plötzlich ertönte der Schreckensruf:. „Feuer!:"
Eine allgemeine Panik bemächtigte sich der
Festfeiernden. Sie drängten nach der
Hinteren Saaltrepşie zu. Die Auf
forderungen der Lshrer, Besonnenheit zu
bewahren, verhallten. Einer derselben,
Kantor Mänz, wurde gegen das Treppen
geländer gestoßen. Dieses gab nach, und
er fiel auf einen. Menschenknäuel. Sechs
beherzte Männer faßten zu und zogen
etwa zwanzig be wußtloseKinder
und Frauen hervor. Sie mußten
sämmtlich dem Erstickunģstode nahe ge
wesen sein, denn ihre Gesichler waren
vollständig blau. Die 10 Jahre alte
Therese Walther konnte nur als Leiche
hervorgezogen werden, ihre Brust war
durch einen Fußtritt ein ge
drückt. Biele ältere und junge Personen
trugen erhebliche Verletzungen davon. Als
der hohe Thurm der Schänke brannte,
war an ein Retten desselben nicht mehr
zu denken. Die Uhrglocke schmolz und
stürzte mitsammt dem Thurmknopfe hinab
Das Feuer ist durch einen 10jährigen
Knaben, welcher mit Windstreichhölzern
spielte, verursacht worden.
Aus Württemberg, 3. Sept. Die „Neck
Ztg." berichtet: „Heute starben in Kocher
steinsfeld zwei Soldaten der 51. Ins.
Brig, an den Folgen des Hitzschlages.
Die Infanterie rückte heute e r st nach 1
Uhr in ihren Quatieren ein, die Artillerie
sogar erst um 2'/2 Uhr. Wenn die
große Hitze anhält und die Uebungen nicht
früher abgebrochen werden, dürften wettere
Unglückefälle unausbleiblich sein."
Hamburg, 6. Sept. Die Erbauung des
neuen Cuxhavener Hafens ist soweit Mr
! geschritten, daß derselbe Ende dieses Monats
durch Sprengung des Sperrdammes, mix
der Elbe verbunden werden soll. Die
Kosten waren auf 7 Mill. Mk. veranschlagt.
Die Eröffnung für die Schifffahrt dürste
bereits im Winter erfolgen, wenn auch die
- Um schnell Feuer zs bekommen, wollte
eine Frau in Rapstedt Spiritus auf den
Torf gießen. Auf dem Heerd sind aber
wahrscheinlich einige Funken gewesen, denn
faum war etwas auf die Feuerung ge-
Amerika-Schnelldampfer erst im Frühjahr (gossen, als ein starker Knall entstand und
eingelassen werden können, da noch eine ‘ ‘
durchgreifende Ausbaggerung nothwendig
ist. Die Amerika-Linie hat bereits einen
Theil des Quais sür eigene Rechnung
gemiethet.
Der älteste Mann in Hamburg, Kauf
mann Cohn, welcher das seltene Alter von
102 Jahren erreichte ist am Dienstag
gestorben. Er besaß früher ein Produkten-
geschäft und erfreute sich bis bis zum Tà
seiner vollen geistigen Rüstigkeit und er
machte noch immer seine kleinen Spazier
gänge.
Hamburg, 4. Sept. In einer von
etwa zweitausend Personen besuchten
Volksversammlung, in welcher der ehe
malige Rechtsanwalt Dr. Bert hold
referirte, wurde ein Rech t schu tzverein
gegen den Mißbrauch der Amtsgewalt ge
gründet. Spezieller Zweck des Vereins
ist Schutz des Publikums gegen Uebergriffe
der Schutzleute und Niederer Polizeibeamten.
Provinzielles.
Einer Meldung des „Hamb. Corresp."
aus Helgoland zufolge brannte dort auf
der Düne in der Nacht zum Freitag Ohl-
sens Pavillon nieder. Die Bewohner
konnten nur das nackte Leben retten. Die
Feuerwehr fuhr hinüber und beseitigte die
Gefahr für die Nebengebäude.
Ei« Quarantäneaustalt für auslän
disches Vieh mit Bahnanschluß soll in Al
tona nach einem Beschl eß der dortigen
Stadtverwaltung demnächst gebaut werden.
Ein Viehhändler, wohnhaft zu Egge
büttel bei Pinneberg, der verdächtig ist,
einem ix der Jägerstraße in Altona wohn
haften Schlachter zwei! Kühe von der Weide
gestohlen zu haben, wurde verhaftet. Der
Viehhändler ist ferner verdächtig, auch der
jenige zu sein, der die in letzter Zeit so
zahlreich ausgeführten Diebstähle von Rin
dern und Pferden, die zur Nachtzeit von
den verschiedenen Weiden verschwanden,
auf dem! Gewissen zu haben. Der Ver-
hastcte bestreitet indeß energisch, der Thäter
zu sein.
Elmshorn, 5. Sept. Am Sonntag und
Montag, tagte hier der- sozialdemokratische
Parteitag für die Provinz. Schleswig-Hol
stein-, das Herzogthum Lauenburg, Fürsten
thum- WbsÄ und die freie Haņsastadt Ham
burg. int „Kaiferhof". Vertreten waren
47 Städte und Qrkschaften durch 55 De-
legirte. Den ersten Punkt der Tagesord-
nung bildete die Abrechnung und Bericht
der Agitationskomiiiission. Sodann folgte
der Bericht der Preßkomnrission und Fir-
menträger der Buchdruckerei der „Schles
wig-Holsteinischen Volkszeitnng". Sodann
hielt- der Reichstagsabgeordnete Molkenbuhr
einen ausführlichen Vortrag über das Agrar-
ProgramM. Teil Schluß des Parteitages
bildete die BescklußfaffuDg über die einge
gangenen Anträge und- Resolutionen, so
wie Wahl der Sitze der Agitations- und
Preßkom-Niission. Als Ort für die Ab
haltung, des nächsten Parteitages wurde
R e u W ü n st e r gewählt.
Im Dorfe Sarlhujrn erkletterte ein drei-
jähriger Knabe eine große eiserne Harke,
dieselbe kippte über und erschlug den
Knaben, der sofort eine Leiche war.
Fast täglich treffen in letzter Zeit in
Kiel Bahnwagen mit Kartoffeln ein. Ge
stern standen einige Wagen mit Kartoffeln
auf den Bahnschienen am Bootshafen,
welche aus Noriorf eingetroffen waren.
Der Preis für Eierkartoffeln beträgt 25.
Pf. für 5 Liter, andere Sorten sind bil
liger, magnulw donum kosten fünf Liter
20 Pf.
Die Stelle des Gemeindevorstehers in
Gaarden ist neu zu besetzen. Mit der
selben ist ein Gehalt von 5000 Mk. ver
bunden.
- ÜE EÄrnförde, 5. Sept. Am gestrigen
Tage fand die jährliche Auktion der Sei
tens des „Landwirthschaftlichen Vereins
am Kanal" angekauften '/-jährigen Füllen
aus der Wilstermarsch Hierselbst bei- Hotel
„Stadt Kiel" statt. 21 Füllen kamen zum
Aufgebot, dieselben bedangen im- Durch,
schnitt einen Preis von 300 Mk.
Schleswig, 5. Sept. Der heutige Pferde-
markt zeigte eine Menge von Pferden, ins
besondere von Füllen, wie wir sie seit
Jahren nicht gehabt haben, offenbar ein
Beweis, daß das Züchten von Pferden bei
unseren Landwirthen immer weitere Aus
dehnung gewinnt. Bei dem herrlichsten
Sommerwetter ging der Handel recht flott,
zumal viele Händler erschienen waren, um
Füllen aufzukaufen. Begehr war besonders
nach schweren Füllen. Sie wurden mit
150—300 Mk. bezahlt. 1'/2—2'/^jährige
Pferde wurden sehr gesucht, waren aber
nicht stark vertreten, die angetriebenen
gingen zu gu.en Preisen von 400—600
Mk. fort. Aeltere 'Arbeitspferde waren in
verschiedenen Sorten von 600—800 Mk
vertreten, sür einige wurden auch 900 Mk
gefordert. Der Markt war von Landleuten
sehr gut besucht
Für die Beschaffung von gemalten Fen
stern in der Domkirche zu Schleswig sind
im Ganzen 21,700 Mark gesammelt.
Oie Frau im Gesicht so stark verbrannt
wurde, daß sofort ärztliche Hilfe in An
spruch genommen werden mußte. Man
befischtet, daß die Frau das Augenlicht
verliert. Wieder ein Beweis, wie gefähr-
lich & ist, Spiritus, Petroleum oder der-
gleichen auf das Feuer zu gießen und wie
oft wird' nicht dieses Mittel von Mägden
in Anwendung gebracht.
In Westerland-Sylt soll eine katholische
Kapelle erbaut werden.
100 Meter Cigarren, pro 100 Stück
6 Mk., für 100 Meter grüne Aal, wovon
keiner unter ein viertel Pfund schwer-
(Dieser kuriose Handel ist in Bredstedt zu
stande gekommen. Das Messen der leben--
digen Aale wird jedenfalls eine recht in
teressante Beschäftigung werden.
A Husum, 5. Sept. Dem heutigen
Schweinemarkt waren 306 sog. Wagen-
ferkel zugeführt. Der Handel verlief etwas
schneller als in der vorigen Woche, doch
ist eine Preissteigerung nicht zu verzeichnen.
Vier bis sechs Wochen alte Ferkel bedangen
6—9' Mk., auch etwas weniger, sieben und
acht Wochen alte 10—14 Mk. pro Stück.
Jungschweine waren nicht am Markt. Der
Markt wurde annähernd geränmt. Aus
geführt wurden ca. 100 Ferkel nach Ha-
nerau, je 30 nach Hamburg und Meldorf
und kleinere Parthien nach Tondern, Gar
ding, Flensburg und Tönning.
In Wrsselbureu find 2200 Mk. Garan
tiesumme für das im nächsten Jahre dort
abzuhaltende Norddeutsche Bundesschießen
gezeichnet worden.
-n Jevenstedt, 6-, Sept. Die Erntever-
hältniffe gestalten sich zur Zeit im Ganzen
recht günstig. Es finden manche Landleute
für ihre Borräthe kaum noch Platz im
Hause. Namentlich ist das Sommerkorn
reichlich gewachsen. Auch hat dasselbe so
wie die Nachmahd bei der trockenen Wit
terung gut geborgen werden können. Um
möglichst Platz zu erhalten, sieht man die
Dampfdreschmaschine immer von Neuem
wieder in Thätigkeit. Am wenigsten gut
steht es vielleicht um die Kartoffeln. Die-
selben sind allerdings auch reichlich ge
wachsen, leiden aber sehr stark unter der
Seuche. Daß man mit ihrer Ernte schon
jetzt beginnt und begonMn hat, können wir
nicht für richtig halten.
T Fockbek/ 6. Sept. Der Lehrer Wieben
trat am 4. d: Mts. in das hiesige Lehrer-
kollegium ein und wurde heute von dem
Herrn Hauptpastor Heß aus Rendsburg
in sein neues Amt eingeführt. — Der
Maurermeister Bönning hat nicht, wie
irrthümlich berichtet wurde, von dem
Schachtmeister Pollex, sondern von dem
Landmann Garsten Sievers ein Haus für
3500 Mark, gekauft.
> Rendsburg, 7. Sept. Während in
der letzten Rächt wieder eine Compagnie
des hiesigen Trainbatallons die Stadt ver-
ließ, um sich in das Mannöver zu begeben,
verläßt morgen zu gleichem Zwecke das
IV. Bataillon des Inf. Reg. Nr. 85 ihre
Garnison. Das letztere wird mit einem,
Extrazug. der um 9 3(> Vormittags hier ein
trifft zunächst nach Malchin befördert. Mit
demselben Zuge fährt das IV. Bataillon:
des, Reg, 8S>, sowie dasjenige des Reg. 84.
7. Sept. Die seit An«-
fang dieser Woche eröffnete Hühnerjagd
liefert: in der hiesigen Gegend gute Resul
tate.' Die Jäger treffen überall. reichlich
Völker an und die einzelnen Thiere sind
in der Regel voll ausgewachsen. Es find
in dieser Woche bereits viele Hühner zur
Strecke- gebracht.
- X Rendsburg. 7. Sept. Der heutige
Wochenmarkt war von Landleuten nicht
sehr stark besucht. Auf dem Schweinemarkt
war die Zufuhr an Ferkeln wieder eine
reichliche und bewegten sich die Preise
durchweg zwischen 7 und 10 Mk. per
Stück. Butter kostete das Pfd. 1,10 Mk.
Eier wurden mit 1,20 Mk. das Stieg be
zahlt. Hühner kosteten 1,40—1,60 Mk.,
Küken 60—80 Psg, Rebhühner 60 Pfg.
bis 1 Mk. das Stück. Obst und Gemüse
war reichlich am Markt. Aepfel wurden
mit 10—25 Pf., Birnen mit 15—25 Pf.,
Zwetschen mit 20—25 Pf. das Liter be
zahlt. Kartoffeln kosteten das 5-Liter
20 Pf. und die Tonne 4—5 Mk. Ver-
schiedene Fett- und Wurstwaaren bedangen
die gewohnten Preise. Torf kostete wie
immer 4—5 Mk. pr. 1000 Soden.
AberrÄ-Depeschen.
Osterrode a. Harz, 7. Şeptbr.
Gestern ist hier ein Grostfeuer aus
gebrochen. Siebzig Gebäude sind
eingeäschert.
Budapest, 7. Septbr. D,e Leiche
des Erzherzogs Ladislaus ist auf
Wunsch der Elter» nicht einbalsamirt,
nur die Kugel wurde herausgezogen.
Tiesetbe war ein Explosivgeschoß und
explodrrtc im Körper.
Paris, 7 Setzt. Tie Regierung
har vier Belgier ausgewiesen wegen
Betheiligung an sozialistischen
gedungen.