Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

kanrìr. 
Ill 
Hal. 
!s 
► 
§rerk. 
guter 
B02. 
>en 
lstr. 10. 
eņ. 
5,2.eti 
vohnter 
zu Der: 
403. 
r 
stuben^ 
sowie 
272. 
>bin be-! 
end aus 
et. d. J.i 
pel« 
ung 
Näheres 
:ller. 
t. 
:c 9. 
then 
tr. 97. 
Jimmerfl 
R. W. 
then 
mndlicht 
Zubehör 
ce 679. 
ober 
lohnunc 
Stuben 
c> ander. 
eyer. 
>cn 
Zubehör 
enstraße 
üohnuns. 
e 
199), 
n, Küch'. 
:e 81). 
■ Horst 
Zimme 
/104. 
I. Wohn 
paffend 
30 1. 
Zimmer» 
euthor. 
hen: 
re. 
cstrahe. 
ni Haust 
bestehen! 
enzimmet 
hfrei. 
wiener. 
- Erscheint täglich. 
Aendsburger 
Wochenblatt 
Bezugspreis: 
Vierteljährlich 2 J$.—, frei ins Haus geliefert 
2 Ji 15 Ķ 
für Auswärtige, durch die Post bezogen 
2 Jh 25 S) 
inet. Postprovision ?c-, jedoch ohne Bestellgeld. 
lìņļerļilnisnrcis: pro Petitzeile 15 Ķ 
Aeltestes und geleseustes Klatt im Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
88stev Jahrgang. 
Ski Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmWge Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Als Beilagen 
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode und Heim" gratis beigegeben. 
SÖOO Abonnenten. 
Morflen-Devekchen 
Berlin, 22. Aug. Der amtliche Bericht 
über die Handwerker-Conferenz vom 30 
Juli bis 1. August soll, dem Vernehmen 
nach, Ende dieser Woche veröffentlicht 
werden. „ 
Berlin, 22. Aug. Die „Staatsb. Ztg- 
schreibt: In Bezug aus das Höllenma- 
schinen-Attentat, dem der Polizei-Oberst 
Krause zum Opfer fallen sollte, stud neuer- 
dings gegen mehrere Personen wichtige 
Verdachtsmomente zu Tage getreten, in 
folgedessen fanden heute Vormittag aus 
Veranlassung der Staatsanwaltschaft durch 
Polizeibeamte mehrfache Haussuchungen 
und Verhaftungen statt; die Verhafteten 
sollten noch im Laufe des Nachmittags 
der Staatsanwaltschaft vorgeführt werden. 
Man hofft nunmehr, auf der richtigen 
Spur zu fein und die Attentäter über 
führen zu können. 
Berlin, 22. Aug. Heute begann vor 
der 2. Ferienstrafkammer die Verhandlung 
gegen den Gymnasiallehrer Dr. Philipp 
Bersu wegen Sittlichkeitsverbrechens. Be 
lastungszeuge ist der Vorschäler Fritz 
Müller. Die Verhairdlung findet unter 
Ausschluß der Oeffentlichkeit statt 
Schwerin (Mecklenburg), 23. Aug. Das 
von den, Bildhauer Hugo Bärwald in 
Berlin verfertigte Denkmal Heinrich 
Schliemann's wurde heute Vormittag 
feierlich enthüllt. 
Frankfurt a. M, 23. Aug. Der 
RedacteurdesOfsenbacher General-Anzeigers, 
Julius Hoß, wurde, wie der „L.-A." 
meldet, heule Nacht hier auf der Straße 
schwer gemißhandelt. Er zog zu seiner 
Vertheidigung einen Revolver und gab 
zwei scharfe Schüsse ab, wodurch der 
Krankenwärter Weise durch einen Schuß 
in den Leib und der Spengler Christian 
durch einen Streifschuß am Halse ver- 
mundet wurden. Hoß wurde vorläufig 
verhaftet. , . 
Mainz, 23. Aug. Nach dem „L.-A." 
trifft zun, Besuch Kaiser Wilhelms am 
Montag der Großherzog von Baden hier 
ein. Auch die noch in Darmstadt und 
Wiesbaden weilenden Truppen haben den 
Befehl erhallen, Montag früh hier einzu- 
treffen. Den Befehl über sämmtliche 
Truppen wird General-Lieutenant von 
Roon führen. 
Wilhelmshaven, 22. Aug. Das Tor 
vedoboot „8. 55" hat Ordre erhalten, der 
am 2. September stattfindenden Feier am 
Niederwald-Denkmal beizuwohnen. Es 
geht bereits in den nächsten Tagen von 
hier den Rhein aufwärts. 
Meiningen, 22. August. Die Landes 
ynode beschloß, den Oberkirchenrath zu 
ersuchen, dahin zu wirken, daß der gesetz 
liche Zwang zur Abnahme überflüssiger 
Eide in Wegfall komme. 
München, 23. Aug. Die „Münch. 
Neuest. Nachr." melden aus Berlin: Der 
Reichskanzler hat eine Anzahl von Sach 
verständigen mit den Vorarbeiten für 
einen Gesetzentwurf betr. die Vereinfachung 
bezw. Vereinigung der drei bisher ge 
trennten Arbeiter - Versicherungs - Institute 
beauftragt. 
Mannheim, 23. Aug. In Plankstadt 
bei Schwetzingen wurden bei einer großen 
Feuersbrunst 11 Wohnhäuser, 13 Scheunen 
und mehrere Nebengebäude eingeäschert. 
Im Ganzen sind über j30 Häuser zerstört. 
Bozen, 23. Aug. Die Ortschaft Ilona 
im Sarcathale wurde von einer Feuers 
brunst heimgesucht, welche die meisten 
Häuser einäscherte. Auch das Post- und 
das Gerichtsgebäude sind zerstört. 
Sofia, 23. Aug. Die Eröffnung der 
Telephonlinie Sofia-Rustschuck wird dem 
nächst bei Anwesenheit des Fürsten Fer 
dinand stattfinden. 
Wien, 22. Aug. Ein Illjähriger Schuh- 
machergehilfe hat in der Borstadt Maria 
hilf an seiner Arbeitgeberin, der 62 Jahre 
alten Wittwe Anna Leitgeb Raubmord 
verübt. Der Thäter ist verhaftet. 
Lemberg, 22. August. Der „Kurse! 
Lwowski" berichtet: Während des letzten 
Manövers der hiesigen Garnison nahm 
eine Kavallerie-Attacke auf das 24. In 
fanterie-Regiment einen so unglücklichen 
Verlauf, daß 30 Infanteristen unter die 
Pferde kamen und schwere Verletzungen 
erlitten. 
Bukarest, 21. Aug. Aus Constantza in 
Rumänien wird die Entdeckung einer bul- 
garisch-irredentistischen Verschwörung ge 
meldet, welche die Wiedererwerbung der 
Dobrudscha für Bulgarien zum Zwecke 
hatte. An der entdeckten Verschwörung 
waren viele reiche Unterthanen bulgarischer 
Nationalität in der Dobrudscha, Braila, 
Galatz betheiligt, ferner russische Consulate 
Zankow, Karawelow, Tüfektschiew und 
das macedonifche Comitee in Sophia 
Zahlreiche Verhaftungen sind in Ruinänien 
erfolgt. 
London, 22. Aug. Wie der „Standard" 
aus Rom meldet, ist man in offiziellen 
Kreisen darüber beunruhigt, daß die Re 
gierung zögert, einen neuen italienischen 
Botschafter am Petersburger Hofe zu er- 
nennen. Es sei dies ein Beweis, daß die 
Beziehungen zwischen Italien und Rußland 
erkalten. 
Landau (Pfalz), 23. Aug. In der Nähe 
des Dorfes Arzheim wurde an einem 
Wingertsbalken der 52jährige Kausmann 
Christian Sibbers aus Butters- 
büll, Kreis Tondern (Schleswig-Hol 
lein), erhängt aufgefunden. Er kam, wie 
ans seinen Papieren zu schließen ist, aus 
Monaco, wo er, wie dies aus schriftlichen 
Aufzeichnungen hervorgeht, sein ganzes 
Vermögen verspielt hat. 
Dundee, 23. Aug. Trotz der von den 
Jutespinnern bezüglich der Lohn 
erhöhung den Arbeitern gemachten Zuge- 
ländnisse nimmt der Ansstand zu. Jetzt 
ind 17,000 Arbeiter ausständig. 
iew, 23. Aug. Auf dem Passagier 
dampfer „Ataman" erfolgte, während er i> 
bei der Stadt Kanew hielt, eine Kessel 
explosion, wodurch gegen 30 Personen 
verwundet wurden, darunter eine tödtlich. 
Mehrere sind ertrunken. 
Kopenhagen, 23. Aug. Eine schwere 
Blutthat ill, wie dem „L. A." gemeldet 
wird, hier begangen worden. Ein Mann 
hat seine Frau, seine drei Kinder und dann 
sich selbst getödtet. Als man heute Nie- 
manden von der Familie sah, wurde die 
Thür gesprengt, und man fand die fünf 
Leichen erhängt vor. Wahrscheinlich haben 
Nahrungssorgen das Drama veranlaßt 
Anscheinend haben die Eheleute im Ein- 
verständniß gehandelt. 
Rom, 23. Aug. Auf Sardinien wurde 
zwischen Orani und Onifei ein Postwagen 
von 15 Briganten angegriffen. 1500 Lire 
wurden geraubt und außerdem den vier 
Passagieren ihre Werthsachen genommen. 
Die Personen selbst blieben unberührt, 
Bald darauf wurden die Briganten bei 
Nuoro nach schwerem Kampfe von der 
Polizei umzingelt und verhaftet. 
Außereuropäische Gebiete. 
Havanna, 22. Aug. Eine Abtheilung 
Regierungstruppen unter Palanka stieß auf 
Jnsurgentenbanden unter Führung 
von Roloff und Sanchez. Sechzig 
Insurgenten wurden getödtet, die anderen 
wurden bis in die Provinz Puerto Principe 
hinein verfolgt. Der Jnsurgentenches 
Mugica wurde in Matnnzaserschossen 
England. 
Ueber den jüngsten Besuch des Kaisers 
auf Schloß Lvtvthcr verlautet Folgendes: 
Als der Schloßherr einige Stunden ab 
wesend war, befahl der Monarch seinen 
Dienern, eine schwere Kiste auszupacken, 
die seine Büste in Marmor enthielt. Ueber 
das vorzüglich gelungene Kunstwerk deckte 
der Kaiser eine Palme, so daß das Ge 
schenk unsichtbar blieb. Als Lord Lonsdale 
zurückkam, zog der Kaiser ihn an die 
Palme, nahm dann die grünende Hülle 
weg und widmete nun dem überraschten 
Wirthe das kostbare Andenken. Die Aus 
nähme, die die Bevölkerung von Penrith 
dem kaiserlichen Gast bereitete, hat ihn 
aufs Höchste befriedigt. Er hat 1000 Mk. 
gespendet, die im Winter, oder wenn es 
sonst Noth thut, vertheilt werden sollen 
Für die Dienerschaft von Lvwther Castle 
bestimmte der Kaiser 3000 Mk. Nach seiner 
Ankunft in Potsdam hat der Monarch in 
einem längeren Telegramm an Lord Lons- 
dale für die glänzende Aufnahme seinen 
lebhaften Dank ausgesprochen. . 
London, 22. Aug. Das Reuter'sche 
Bureau meldet aus Aokohama, daß seit 
dem Ausbruch der Cholera in Japan 
dort 25000 Erkrankungen vorge- 
kommen seien, von denen 13 000 einen 
tödtlichen Ausgang hatten. 
şxsrļkreiļļr. 
Paris, 22. Aug. Der ganze sozial 
demokratische General stab ist 
nach C a r m a u x zusammenberufen. Die 
Ausständigen erklärten in einer vom Sb' 
geordneten Jaures geleiteten Versammlung, 
alle Versuche einer partiellen Arbeits 
aufnahme mit Gewalt unterdrücken zu 
wollen. Da die Ausständigen kaum drei 
hundert von zwölshundert Arbeitern aus 
machen, wird die Regierung zum Schutze 
der Nichtausständigen einschreiten müssen. 
Die Decentralisten beginnen in Frank 
reich einen Feldzug gegen die Pariser 
Weltausstellung von 1900. Der 
Gemeinderath von Nancy hat den Wunsch 
ausgesprochen, daß die Ausstellung, welche 
anss Neue den Strom der Geschäfte von 
allen Departements nach Paris ablenken 
und dort eine natürliche Preissteigerung 
Hervorrufen werde, nicht stattfinden möge, 
und daraufhin schreibt heute der ehemalige 
Abgeordnete dieser Stadt, Maurice Barres, 
dessen Steckenpferd die Dccentralisirung 
ist, einen Leitartikel im „Figaro" unter 
dem Titel: „Man kann die Ausstellung 
von 1900 vermeiden." „Alle Welt", so 
hebt Barres an, „ist damit einverstanden, 
daß die jnächste Weltausstellung die letzte 
/ein wird. Das Land sieht ihr mit Ekel 
entgegen. Es giebt keinen Einfältigen 
mehr, um in dem Gipfel des Eifsel- 
Thurmes ein Wahrzeichen des Heiles der 
Nation und der Menschheit zu sehen. Man 
giebt jetzt zu, daß eine Straße von Kairo 
und eine Geschichte der menschlichen Woh 
nungen, wie sie die letzte Ausstellung bot, 
ein Spielzeug ist, welches tief unter dem 
Trianon der Marie Antoinette steht und 
jedenfalls unwürdig ist, ein ganzes Jahr 
lang den Mittelpunkt des französischen 
Genies darzustellen." Barres führt dann 
des Weiteren aus, daß, wenn alle Pro 
vinzen das in Nancy gegebene Beispiel 
nachahmen, die Ausstellung noch sehr wohl 
verhindert werden könne, da das Parla 
ment die dafür nöthigen Credite noch nicht 
bewilligt habe. Selbst in Paris mache sich 
eine starke Bewegung gegen die Projekte 
geltend, welche für die Umgestaltung und 
theilweise Verunstaltung der Champs- 
Elysees gemacht werden. Die eben er 
öffnete Sitzung der Generalräthe biete eine 
vortreffliche Gelegenheit, die Sache in 
allen Departements zu besprechen und den 
Deputirten für die nächste Sitzung der 
Kammer die entsprechenden Anweisungen 
zu geben. Es ist immerhin sehr die Frage, 
ob dieser feindliche Vorstoß der Decentra 
listen gegen die künftige Weltausstellung 
Erfolg haben wird. 
Bulgarien. 
Sofia, 22. Aug. Die „Swoboda" bespricht 
die in Sachen der Ermordung Stambulow's 
geführte Untersuchung und tadelt, daß der 
Capitän Morfow, den das Blatt beschuldigt, 
die Mörder zu kennen, blos wegen Ueber« 
schreitung seiner Befugnisse, indem er den 
Diener Stambulow's verwundete, vor Gericht 
gestellt werden wird, und daß der Polizei- 
Commissar Jureckow, der Tüfektschew eigen 
mächtig noch an dem Abend des Attentats 
in Freiheit setzen ließ einfach nur abgesetzt 
werden soll. 
Oesterreich-Ungarn. 
Budapest, 22. Aug. Der Postkistendieb 
Csombar wurde heute, da das Ver 
brechen des von ihm begangenen Viertel« 
millionen-Diebstahls als verjährt erklärt 
morden ist, vom Gerichtshöfe freige 
lassen. Sein Vermögen wurde aber zur 
Deckung des Postärars beschlagnahmt. 
Lemberg, 22. Aug. Die Untersuchung 
gegen drei Russen, die in einem Ballon 
nach Galizien verschlagen wurden, hat 
26) ķ\ Bme à Tchilìî. 
Roman von Gustav Höcker. 
Der Wirth, welcher bisher hinter seiner 
Ladentasel gestanden und Speisen und Ge 
tränke gegen klingende Münze verabreicht 
hatte räumte eilig die Gläser weg. Dann 
setzte'er sich hinter seinen Ladentisch, ließ 
den Kopf auf beide übereinandcrgelegte Arme 
sinken und schien eben aus einem Schläfchen 
zu erwachen, als mehrere Kriminalschutz- 
männer eintraten. 
Zhre Frage nach cm paar Gasten, die sie 
genau beschrieben, verneinte er mit der un 
schuldigsten Miene von der ganzen Welt. Es 
seien überhaupt den ganzen Abend nur zwei 
Gäste dagewesen, sagte er gähnend und aus 
diese passe die Beschreibung nicht. Die ,i£ lten 
feien schlecht, die Leute hätten kein Geld, 
und wcnn's nicht bald besser würde, werde 
xr nächstens seine Bude zumachen. 
Die Polizei spürte keine Lust, den Lamm- 
lalioncn des Mirths über die trostlosen 
Zeiten lange zuzuhören, und da sie das Nest 
leer gefunden, s° entfernten sie sich rnteber 
um ihr Glück in einer anderen Verbrecher 
klappe zu versuchen. 
XXII. 
Obgleich Maitland Melanie nur Mes 
,«M°l „Ich---.9;fKf j*"« 
war sie ihm doch sofort a 
erschienen, nach welchem er | eib J n ' = 
sucht; ihre Schönheit rcl 3 tL ' 
schaff; ihre Unschuld fesselte Ü cr 
Bildung und ihren Talenten vcrsp ) 
sich Unterhaltung in jenen Stunden, 
sich von den gewohnten Genüssen angc v a 
fühlte. Es war sein Entschluß, sie zu ge 
winnen, und dieser Entschluß wurde durch 
die Hindernisse, die sich ihm entgegenstellten, 
nur noch befestigt und gestärkt. Daß es 
gerade der Baron von Sturen war, welcher 
'einen Plan durchkreuzte, reizte seinen Ehr 
geiz und seine Eitelkeit auf's höchste; von 
allen Menschen in der Welt wäre dieser 
der letzte gewesen, welchem Maitland einen 
Triumph über sich gegönnt hätte, dasselbe 
geheimnißvolle Motiv, welches ihn in allen 
einen Beziehungen zu dem Baron leitete, 
war auch hier in Thätigkeit und stachelte 
ihn zu energischerem Widerstand, als es die S1 
Leidenschaft für Melanie vermocht hätte, an. 
An dem Tage, wo er Rettberg in Sout 
hampton angelangt wußte, erwartete er mit 
Ungeduld dessen Depesche, die ihm Melanie's 
Aufenthalt namhaft machen sollte. Aber die 
Depesche kam nicht. Als sie auck während 
der nächsten Tage ausblieb, begann er zu 
daß Rettberg ihm entschlüpft sei. 
Rcanland sann bereits auf Mittel, wie er ans 
anderem Wege seinen Zweck erreichen könne 
als eines stags ganz unerwartet Rettberg 
selbft erfchien. Er kam direkt von South- 
hamptoii, wie er sagte, und so war es auch 
Maitland empfing ihn sehr kühl. 
„Ich muß wohl annehmen," sagte er, 
„daß Sie nur Nichts zu telegraphiren hatten 
und datz Ihre Reise verfehlt war." 
„Der Herr Baron übergab mir 
Bremerhaven auf dem Schiffe einen Brief 
meiner Schwester," antwortete Rcttberq und 
dieser Brief enthalt Alles, was sie zu wissen 
wünschen." 
„Und warum tclegraphirtcn Sic mir nicht 
sofort?" fragte Maitland. 
N.ttverg zuckte die Achseln. „Ehe ich 
mich weiter in dieser Sache cngagire, muß 
ich darauf bestehen, daß sic sich verpflichten, 
meiner Schwester eine anständige Rente aus 
zusetzen, bannt ihre Zukunft gesichert ist." 
Diese Forderung war das Resultat jener 
Unterredung mit Rolling, der ihn mißtrauisch 
gegen Maitlands Versprechungen gemacht 
hakte. Um ihn dieses Mißtrauen nicht mer 
ken zu lassen, gab er fich den Anschein, als 
ei cs ihm nur um seine Schwester zu thun; 
aber indem er Garantiem für deren Zukunft 
verlangte, sorgte er für sich selbst, denn cr 
wußte genau, daß M elanie ihren letzten 
Pfennig mit ihm theilen würde. 
Maitland maß ihn mit einem verächt 
lichen Blicke. „Seien Sie über die Zukunft 
Ihrer Schwester ohne Sorgen," versetzte er. 
„Vor allem sagen Sie mir, wo sie sich 
aufhält. Beeilen Sie sich aber mit der Ant 
wort, denn ich lasse nicht mit mir spaßen." 
„So lange Sie mir keine bessere Zu 
sicherung geben, als diese," versetzte Rett 
berg, „so lange ich hierüber von Ihnen 
nichts Schriftliches in der Hand habe, dür 
fen Sic auf meinen Beistand nicht rechnen." 
Maitland würde, um _ Melanie zu ge 
winnen, jede Bürgschaft für die Sicherung 
ihrer Zukunft gegeben haben, aber daß ihr 
Bruder, der an Händen und Füßen gebun 
den vor ihm stand, ihm Bedingungen vor 
schreiben wollte, reizte seinen Stolz. 
„Gut", mtgegnete er, nachdem er den 
Elenden eine Weile finster angestarrt hat, 
„Sie fordern selbst ihr Schicksal heraus 
Ich werde den Aufenthalt ihrer Schwester 
auch ohne Ihre Mithülfe ermitteln. Aber 
Sie sollen nicht ungestraft ihr Spiel mit 
mir getrieben haben." 
Mit entschlossenen Schritten ging cr nach 
der Thür und drückte auf den Knopf der 
elektrischen Glockcnleitung. 
„Was haben Sie vor?" fragte Rettberg. 
„O, ich werde einfach nur nach einem 
Kriminalbeamten senden, diesem dm falschen 
Wechsel übergeben, und ihn ersuchen, Sie auf 
der Stelle zu verhaften." 
Rettberg hätte in diesem Augenblicke viel 
darum gegeben, zu wissen, ob seine Freunde 
chon für ihn gewirkt hatten, ob Maitland 
sie gefährlichen Papiere überhaupt noch be 
sitz, aber er hatte seit seiner Rückkehr von 
der Reise weder Rolling noch den „bunten 
Karl" zu finden vermocht. Wahrend Rett 
berg noch zögerte, ob er cs darauf ankommen 
lassen sollte oder nicht, erschien der Diener, 
dm das Glockenzeichen herbeigerufen hatte. 
Er wartete aus den Befehl seines Gebieters; 
als dieser aber schwieg, um Rettbcrg noch 
einen Augenblick Zeit zum Ucberlegcn zu 
lassen, meldete er/ es seien zwei Herren im 
Vorzimmer, die ihre Aufwartung zu machen 
wünschten. Der eine sei ein Herr von Leh 
mann, der andere habe keinen Namen genannt. 
„Laß die Herren eintreten," befahl Mail- 
land nach kurzem Ucberlegm „Sobald sie 
wieder gegangen sind, kommst Du zurück." 
Bald darauf erschienen die angemeldeten 
Besucher. Der eine war ei» imposanter, 
ältlicher Herr, dessen stattlicher Vollbart und 
sorgsam frisirtes Haar zu ergrauen begann. 
Eine Brille von bläulicher Färbung ver 
schleierte dm Blick seiner Augen, die von 
dichten, kräftigen Brauen beschattet wurden. 
Die feine Kleidung unter dem offenen, hellen 
Sommerüberzieher verrieth den wohlsituirten 
Mann. Er mochte wohl ein Gutsbesitzer 
und ehemaliger Offizier sein, wenigstens lag 
etwas Militärisches in seiner Haltung. Sein 
Begleiter war ein noch junger Mann, dessen 
Kleidung sich im Schnitt nach der neuesten 
Diode richtete, aber eine Neigung für bunte 
Farben erkennen ließ. 
Ein leises, unmerkliches Zusainmmzucken 
abgerechnet, gab Rettbcrg, gewohnt, seine 
Mime zu beherrschen, nicht das mindeste 
Zeichen der Ucderraschuiig kund, so unverhofft 
seinen Freund Rolling und den „bunten 
Karl" hier zu schm, und auch die beiden 
Gauner benahmen sich vollständig fremd 
gegen ihn, soweit sie ihn überhaupt beachteten. 
„Was verschafft mir das Vergnügen?" 
redete Maitland mit der kalten, vornehmen 
Höflichkeit, die er stets im Verkehr mit 
Fremden beobachtete, den alten Herrn an. 
„Verzeihen Sic, wenn ich störe," ant 
wortete dieser mit einem nichtssagenden Blick 
auf Rettbcrg, „aber ich werde Ihre Zeit nur 
für wenige Augenblicke in Anspruch nehmen, 
um mir eine Auskunft von Ihnen zu er 
bitten. Ich bin in der Wahl meines Dienst 
personals sehr vorsichtig, und da ich eben 
im Begriff stehe, einen neuen Kutscher zu 
mgagircn, der früher bei Ihnen gedient hat, 
so wollte ich mir die Frage erlauben, ob Sie 
mir dm Mann empfehlen können." 
„Wie heißt er?" 
„Butmering," erwiderte der alte Herr und 
schien gespannt die Antwort zu erwarten, 
obwohl cr genau voraus wußte, was kommen 
würde. 
„Bulmering," wiederholte Maitland, einen 
Augenblick in seinem Gedächtniß suchend. 
„Ganz recht, ich erinnere mich seiner genau," 
fügte er mit einem sarkastischen Lächeln 
hinzu, „ich habe weder vor noch nach ihm 
einen Kutscher gehabt, der sich so vortrefflich 
wie cr, ans die Führung von Zügel und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.