Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

Dem Gefäß entströmten so starke Gase, 
daß die mit der Untersuchung des Kellers 
beauftragten Männer betäubt wurden und 
einer in Folge der Einathmung in einen 
Zustand förmlicher Raserei verfiel. Als 
ein Arbeiter ein Streichholz anzündete, 
erfolgte eine heftige Explosion, wobei vier 
Mann schwere Brandwunden davontrugen. 
In einem großen Ofen wurden stark ver 
brannte Menschenknochen, eine geschmolzene 
Damenuhr und andere Dinge gefunden; 
an einer andern Stelle entdeckte man eine 
Kiste mit blutbefleckten Messern und 
Schwämmen sowie einen blutbefleckten 
Tisch, im Keller endlich zwei Steinge 
wölbe, die je 1 Meter breit und 2 Meter 
lang und mit ungelöschtem Kalk und 
Menschengebeinen gefüllt waren. Durch 
Anwendung chemischer Mittel beraubte der 
Mörder mehrere Leichen ihrer Fleischtheile 
und ließ die Skelette durch einen ver 
kommenen Maschinisten Namens Chappel 
zusammenstellen, um sie dann an Institute 
zu verkaufen. Nicht ausgeschlossen ist, 
daß Holmes bei Ausführung seiner Schand 
thaten in obengenanntem Pförtner Quinlan 
einen Theilnehmer hatte, ebenso scheint ein 
gegenwärtig wegen Pferdediebstahls im 
Gefängniß zu Little Rock in Arkansas 
sitzender Mann Namens Allen, oder Hatch, 
oder Caldwell, oder Bond, sein Spießge 
selle gewesen zu sein, der ihm bei den 
Lebensversicherungsschwindeleien und den 
Mordthaten behilflich war. 
Die reichste Erbin Amerikas, Miß 
Gertrud Vanderbilt, die einzige 
Tochter des Eisenbahnkönigs Cornelius 
Vanderbilt, wurde kürzlich auf einem in 
der neuen Villa ihres Vaters gegebenen 
Balle in die „Gesellschaft" eingeführt 
Miß Vanderbilt besitzt schon jetzt ein 
eigenes Erbtheil von 20 Millionen Dollars 
und soll, wie man erzählt, mit einem 
deutschen Prinzen demnächst ihre Ver 
lobung feiern. 
New-Uork, 19. Aug. Einen in Trenton 
(New-Jersey) ansässigen, auf Jan 
(Westindien) begüterten Pflanzer ist die 
Nachricht zugegangen, daß 7000 Karaiben 
die englischen Pflanzer in Jamaica und die 
Neger, welche die Eisenbahnen von den 
Pflanzungen in South Belize (Britisch 
Honduras) nach der Küste durch die 
Karaiben-Rcserve bauen, mit wüthender 
Gewalt angriffen. Die Neger waren go 
zwungen zu weichen, nachdem 6 00 von 
ihnen getödtet waren. Die Karaiben 
risse» die Schienen auf. Dreihundert von 
der Horde wurden von den stets bewaffneten 
Eisenbahnarbeitern getödtet, sechs hundert 
verwundet. Eine starke Militärabtheilung 
ist nach der Scene des Kampfes abgegangen 
Die Karaiben drohen den Angriff zu 
wiederholen, wenn man fortfährt, in ihre 
Reserven einzudringen. 
Das Städtchen Berlin in Maryland 
wurde am 5. August durch ein großes 
Feuer fast vollständig zerstört. 75 Ge- 
bände fielen den Flammen zum Opfer 
Nur vier Geschäftsgebäude sind stehen ge 
blieben, außerdem das Postgebäude, die 
Odd Fellows Halle, sowie die Schulen 
und Kirchen. 
Der Ausstand hat sich jetzt auch aus die 
Provinz Santa Clara ausgedehnt. Dort 
hat der Jnsurgentenführer Roloff eine 
Truppenmacht von 2000 Mann versammelt. 
Eine merkwürdige Höhle ist in 
Arizona am White River, acht Meilen von 
Camp Apache entfernt, aufgefunden wor 
den. Die Entdecker mußten 600 Fuß weit 
auf Händen und Füßen kriechen, bis sie in 
den Haupttheil der Höhle gelangen könn- 
ten. Dort fanden sie 3000—4000 mensch 
liche Skelette. Man glaubt, daß die Ske 
lette von Personen herrühren, die vor al 
tersgrauer Zeit in der Höhle im Rauche 
erstickten; die Skelette haben eine sehr ver 
schiedene Größe, manche sind außerordent 
lich klein. Bei den White Mountain Apache- 
Indianern steht die Höhle sehr in Verruf; 
sie sagen, es befinde sich inmitten derselben 
ein großer See mit giftigem Wasser, doch 
ist derselbe vorläufig noch nicht gefunden 
worden. 
Ein von Rotiingdean kommender O m - 
nibus stürzte mit dreißig Pas 
sagieren unweit Brighton infolge Ver 
sagens der Bremse den st e i l e n Ab 
hang hinab, 19 Personen mußten, 
darunter mehrere lebensgefährlich, in das 
Hospital geschafft werden. Der Omnibus 
wurde zerschmettert. 
Nach einem amtlichen Telegramm aus 
Sansibar wurden bei der Erstürmung 
der befestigten Stellung der Ein 
geborenen von Mweli drei englische 
Offiziere, einschließlich General Mathews 
und sechs englische Seeleute verwundet. 
Zwei eingeborene Soldaten wurden ge 
tödtet. Der aufständische Häuptling Zahran 
sei gefangen, Mbaruk aber sei entkommen. 
Nach einem Telegramm der „Times" 
aus Hongkong berauben die chinesischen 
Truppen fortwährend die Bevölkerung, die 
glaubt, daß die Fremden die Ursache ihres 
Elends seien und daß cs daher nöthig sei, 
die Fremden zu vertilgen. In Canton 
sind dieser Tage weitere Plakate angeschlagen 
worden, in denen wieder mit Brandstiftung 
gedroht wird. 
England. 
London, 20. Aug. Wie die „Times" 
aus Tokio melden, sucht Rußland alle Re 
formen, die Japan in Korea einführen 
will, zum Scheitern zu bringen, denn es 
habe ein großes Interesse daran, daß die 
gegenwärtige Lage auf Korea nicht ver 
ändert werde. 
London, 20. Aug. Wie der „Standard" 
aus Rom meldet, werden sich die Re 
gierungen in Paris und Rom in den näch 
ten Tagen über den Abschluß eines neuen 
Vertrages betreffend die Handelsbeziehungen 
zwischen Italien und Tunis verständigen. 
Oesterreich-Ungarn. 
: Brüx beträgt laut Bericht des 
Bürgermeisters an den Gemeinde-Ausschuß 
der festgestellte durch die H ä u s e r e i n st ü r z e 
angerichtete Schaden 2 033 130 Gulden 
Hiervon entfallen auf 31 ganz zerstörte 
Gebäude 981 958, auf theilweise zerstörte 
670 084 und auf den Mobiliarschaden von 
700 Parteien 381 000 Gulden. Die Stadt- 
gemeinde erleidet einen Schaden von ca. 
40 000 Gulden durch die Störungen der 
Wasserleitung und Kanäle. An Unter- 
lützungen gingen bisher 135 000 Gulden 
ein, wovon an etwa 600 Parteien Theil 
entschädigungen im Gesammtbetrage von 
70 000 Gulden ausgezahlt wurden. 
Ein größeres Packet mit D y 
namitpatronen wurde am Montag 
früh in Fiume auf dem Dampfer „Villam" 
unmittelbar vor der Abfahrt nach Ancona 
von dem Heizer in den Kohlen gefunden. 
Die Abfahrt verzögerte sich bis 10 Uhr, 
die Polizei leitete Recherchen ein. Bis 
jetzt ist noch unaufgeklärt, wie das Dy- 
namit auf das Schiff kam. 
Lrsilkn. 
Rom, 20. Aug. Auf Grund eines Haft- 
befehls sind mehrere Angestellte des 
Bankhauses Fratelli Bingen, zwei 
Makler und ein Kaufmann, verhaftet. 
Sie werden der Mitschuld an dem Fallisse 
ment Bingen beschuldigt. 
Rom, 20. Aug. Ein seltenes Phänomen 
beunruhigt die Bewohner der italienischen 
Alpen. Seit Anfang August liegen zahl 
reiche hohe Spitzen derselben in dichtem 
Schneemantel, während sie sonst noch 
Ende September schneefrei zu sein pflegen 
Der Monte Legnone und der Pizzi dei tre 
Signori sind darum gänzlich unzugänglich 
geworden. Auf ersterem ist sogar eine 
Sennerin, welche Lebensmittel in eine 
Schutzhütte bringen wollte, durch ein 
Schneetreiben um's Leben gekommen. Man 
fand ihre Leiche unter einer hohen 
Schneewand. 
şşr«ràķtà 
Paris. 20. Aug. Wie die Temps 
meldet, sind von den für Cuba einbe 
rufenen Reservisten aus den Provinzen 
Barcelona und Gerona sechshundert 
nach Frankreich entflohen und 
suchen in den Fabriken von Perpignan 
Arbeit. 
Paris, 20. Aug. Die Oberleitung der 
französischen Sozialdemokratie hat sich, so 
schreibt der „L-A.", des Ausstandes von 
Carmaux bemächtigt und erläßt Aufrufe 
an alle Arbeiter Frankreichs, worin offen 
die Absicht ausgesprochen wird, die Car 
mauxer Glaswerke durch Arbeitsinterdict 
bis zur völligen Unterwerfung der Gesell- 
schaft zur Einstellung der ganzen Produk 
tion zu zwingen. 
Ueber die Beraubung einer Leich 
wird dem „B. T." aus Paris gemeldet 
Die in ihrem Sterbezimmer aufgebahrte 
Leiche einer Frau Cassius in der Rue Co- 
lombier wurde eines Schmuckes im Werthe 
von 300,000 Franks beraubt. Der Ver 
dacht trifft das Stubenmädchen, welches 
die momentane Abwesenheit der frommen 
Schwestern benutzt haben soll, den Dieb 
stahl auszuführen. 
Paris, 20. Aug. Die Generalräthe 
wurden gestern eröffnet. Meistens wurden 
die bisherigen Präsidenten wiedergewählt 
Ministerpräsident Ribot lehnte die ihm 
von den Generalräthen des Pas-de-Calais 
angebotene Präsidentschaft ab. 
Gchweiz. 
Basel, 20. Aug. Der Bergsport svr 
derte wiederum mehrere Opfer. Vom Höh 
stock, Cant. Wallis, stürzte der Engländer. 
Addokat Ayres, bei Glarus der Schreiner 
Oberle aus Lörrach, vom Morgenberg- 
Horn der Postgehülfe Züllig aus Bern 
ab. Die Leiche des auf der Jungfrau Der 
unglückten Schriftsetzers Ritzow aus BreS 
lau konnte noch nickt aufgefunden werden 
Bulgarien. 
Sofia, 20. Aug. Die türkische Re 
gierung verlangte in einer Note von B u l 
garieu Genugthuung wegen des 
Grenzvorfalles bei Dospat 
Die bulgarische Regierung entsendete den 
diplomatischen Agenten Dimitrow, um der 
Pforte zu erklären, daß die Regierung mit 
dem Vorfalle nichts gemein habe und die 
allerstrengsten Maßregeln treffen werde, 
um Wiederholungen dieses Vorfalles vor- 
zubeugen. 
Sofia, 20. Aug. Nach aus guter Quelle 
stammenden Informationen ist die Bande 
die das einige Kilometer von der Grenze 
entfernte Pomakendorf Dospat bei M 
nakli zerstörte, identisch mit jener Bande 
deren Auftauchen in der Umgegend von 
Dubnitza vor ungefähr zehn Tagen signa 
tisirt und die sofort von zwei Kompagnien 
der Garnison von Dubnitza verfolgt wurde 
ohne daß man sie eingeholt hätte. Die 
Bande, bie 100 Mann stark war, zog sich 
50 Kilometer auf türkisches Gebiet zurück 
Angesichts der Berichte, die besagen, daß 
die Bande, die das Dorf Dospat angriff, 
400 Mann zählte, muß angenommeo wer- 
den, daß sich der verfolgten Masse vor 
dem Angriff auf das Dorf zahlreiche an 
dere Flüchtlinge angeschlossen haben. Wie 
versichert wird, wurde das Dorf Dospat 
üst gänzlich eingeäschert. Der größte Theil 
der männlichen Bevölkerung rettete sich 
durch die Flucht, während zahlreiche Frauen 
und Kinder getödtet wurden. Die Bande 
oll sich zerstreut haben. Ungefähr 10 
Mitglieder derselben sollen im Tatar Ba- 
zardschyk verhaftet worden sein. Dieselben 
sollen nächstens vor ein Kriegsgericht ge- 
kellt werden. 
Türkei. 
Konstantinopel, 18. Aug. Die „Osma- 
nische Post" meldet, Pator Farosch, der 
Superior der unter österreichischem Schutz 
letzenden St. Georgsanstalt, beschloß an 
läßlich des heutigen Geburtstags 
es Kaisers von Oe st erreich die 
Begründung eines deutschen Gym 
nasiums in Konstantinopel 
Die Eröffnung soll bereits am 15. Sept. 
lattfinden. 
Der Kaiser traf am Montag Abend 
m Kassel ein und wurde am Bahnhof von 
der Kaiserin begrüßt. Am Dienstag unter 
nahm der Kaiser mit der Kaiserin eine 
Ausfahrt im offenen Wagen durch die 
Stadt. Sie besuchten das Atelier des 
Prof. Knackfuß. 
— Reichskanzler Für st zu Hohen 
o h e reiste am Dienstag für kurze Zeit 
auf seine russischen Besitzungen in der Nähe 
von Wilna ab. 
■ Die Zahl der nach Chile abgehenden 
deutschen Offiziere beläuft sich auf 30. 
Der Kaiser hat sich dieselben am Sonn 
tag vorstellen lassen. Ihre Abreise erfolgt 
am 24. d. Mts. von Antwerpen aus. 
Am Sonntag fand ein Abschiedsessen in 
Berlin statt, zu dem auch die hier anwesen 
den chilenischen Offiziere geladen waren, 
die nächster Tage in die preußische Armee 
eintreten. 
-In der K l a g e s a ch e des Abg 
Singer gegen den verflossenen „Kreuze 
zeitungs".Redakteur Frhrn. v. Hammer 
lein wegen des von der „Kreuzzeitung" 
erhobenen Vorwurfs, Singer habe den 
Berliner Bierboykott zu B ö r- 
enspekulationen benutzt, theilt der 
Vorwärts" den Grund der Verzögerung 
des Termins wie folgt mit: „Nach Er- 
Hebung der Anklage schützte Ehren-Hamnter- 
lein seine Immunität als Abgeordneter 
vor und jetzt, wo Termin auf einen Tag 
im September angesetzt ist, wird man eben 
abwarten müssen, ob der Kämpfer für 
Gott, König und Vaterland zur Vertre- 
tung seiner Verleumdung aus seinem Ver 
steck in Tirol zurückkehren wird. 
Berlin, 20. Aug. Gestern fand vor 
der II. Strafkammer am Landgericht I die 
Verhandlung gegen 8 polnische S t u 
deuten statt, welche angeklagt waren 
einer geheimen Verbindung an 
zugehören. Dieselben hatten hier einen 
polnischen Selbstbildungsverein gegründet, 
in welchem wissenschaftliche Thematas 
örtert und auch aus Marx' Schriften vor 
gelesen wurde. Die Verhandlung wurde 
in polnischer Sprache geführt. Sämmt 
liche Angeklagte wurden f r e i g e 
p r o ch e n, weil keine Beweise einer ge 
heimen Verbindung zu finden waren. 
An der Siegessäule in Berlin er 
schossen har sich am Sonntag früh ein 
etwa 40 Jahre alter Mann. Er wurde 
nach dem nächsten Krankenhause gebracht 
wo er verstarb, ohne das Bewußtsein 
zurückerlangt zu haben. Der Unbekannte 
der weder Papiere bei sich hatte, noch ein 
Zeichen in der Wäsche trug, war mit einem 
zu einem Civilkleid umgeänderten Offiziers 
Ueberrock, einer grauen Hose und mit 
Schaftstiefeln bekleidet. In seiner ledernen 
Geldtasche befand sich kein Pfennig. 
Eine Beute im Werthe von 
7 000 Mark machten Diebe, welche 
der Nacht zum Sonnabend dem Juwelier 
geschäft von Heckert in Berlin einen Be 
such abstatteten. Die Diebe drangen mit 
telst Nachschlüssels in den mit Doppelthür 
und Kunstschlössern versehenen Lagerraum 
und eigneten sich 60 goldene Damen- und 
Herren-Uhrketten, 16 goldene und 4 silberne 
Damen-Uhren, 8 goldene Hcrren-Uhren und 
210 goldene Herren- und Damen-Ringe 
verschiedener Form an. Auf die Wieder 
erlangung der Werthgegenstände ist eine 
Belohnung von 500 Mk. ausgesetzt. 
Durch ein explodirendes Gescho 
ist der Kanonier Vogel vom 4. Feld 
Artillerie-Regiment auf dem Schießplätze 
zu Jüterbog auf der Stelle getobte 
worden. Am Sonntag-Abend machte sich 
der Soldat mit einem sogenannten Blind 
gänger, den er auf dem Schießplätze auf 
gefunden hatte, unnützer Weise zu schaffen 
und wurde hierbei durch das explodirende 
Geschoß in Stücke zerrissen. Die Arme 
Beine und der Unterkiefer wurden vom 
Rumpf abgerissen, so daß der sofortig 
Tod eintrat. 
Ein s ch >v e r e r Unfall, der einem 
Heizer zugestoßen ist, wird aus Krone 
a. 
Br. berichtet: Als sich gerade der fahr 
planmäßige Nach mittagszug in Bewegung 
etzte, sahen die Passagiere plötzlich einen 
Bahnbeamten auf den Perron stürzen. Die 
Kleider des Mannes standen in hellen 
Flammen. Der Unglückliche wurde vom 
Bahnhofspersonal aufgehalten und ihm die 
Kleider vom Körper gerissen. Im Kranken 
hause, wohin man den Schwerverletzten, 
Namens Syring, brachte, wurde festgestellt, 
daß durch Explosion einer P e - 
troleumkanne beim Ausbrennen eines 
Rohres im Lokomotivschuppen die Kleider 
des Heizers in Brand gerathen waren. 
5000 Mk. hat der Magistrat in Danzig 
ur die Sedanfeier ausgeworfen, die 
zu einem allgemeinen Volksfest gestaltet 
werden soll. 
Schweres Unglück hat eine in Memel 
wohnhafte Familie betroffen. Der Schiffs 
zimmermann Schwemm auf dem Memeler 
Schiff „Ajax" wurde sammt dem Mast, 
auf dem er sich befand, durch heftigen 
Sturm in die See geschleudert und er- 
trank vor den Augen seiner Kameraden. 
Er hinterläßt eine trostlose Witwe mit 6 
zum Theil unversorgten Kindern. 
Ein neues Steuerkuriosum 
wird aus Neisse gemeldet. Dort ist eine 
Anzahl von Gartenbesitzern wegen der 
Gartenlauben, die sie auf ihrem 
Besitzthum errichtet haben, zur Gebäude 
l e u e r herangezogen worden. 
Aus Frankfurt a. M. lvird gemeldet, 
daß dort im Gasthaus „Römischer Kaiser" 
der Gerichtsassessor Walter A u g u st i n 
aus Berlin sich erschossen habe, nach 
dem er sich einige Stunden vorher mit 
einer Frankfurter Dame in der Katharinen 
kirche hatte trauen lassen. Assessor Au 
gustin war mit seinen Angehörigen nach 
Frankfurt gereist, um dort am Montag 
-eine Hochzeit zu feiern. Er wurde Mit 
tags 1 Uhr in der Katharinenkirche ge 
traut. Darauf erbat er sich kurzen Urlaub 
unter dem Hinweis, ein Stündchen ruhen 
zu wollen, ging jedoch aus und kaufte 
Revolver. Diese band er an einen Stuhl 
eines Hotelzimmers im „Römischen Kat 
er", kniete davor nieder und feuerte beide 
Waffen gegen seine Brust ab. Der Tod 
trat sofort ein. Bei der Trauung erschien 
der Bräutigam heiter und lebenssroh. Bei 
der Festtafel wartete man vergeblich am 
ihn, bis endlich die entsetzliche Katastrophe 
bekannt wurde. Seine junge Frau ist eine 
geborene Lida Eugenie Albert, Assessor 
Augustin stand im Anfang der dreißiger 
Jahre. Seine Leiche wird nach Berlin 
überführt. Das Motiv zur That soll ein 
unheilbares Leiden sein. Der so jäh aus 
dem Leben Geschiedene ist, nach dem „L.-A." 
der einzige Sohn einer begüterten Ber 
liner Familie. Seine Studienzeit hatte er 
zum Theil an süddeutschen Universitäten 
verlebt. Nachdem er als Assessor beim 
Kammergericht gearbeitet, wurde er an das 
Landgericht II versetzt. Seine Braut stammt 
aus Konstantinopel, wo ihr Vater bei 
einer der türkischen Bahnen die Stelle 
eines Direktors bekleidet. Die Dame 
welche erst 19 Jahre zählt, war im Be 
ginn des Frühlings nach Berlin gekommen 
Hier befreundete sie sich mit der Schwester 
des Assessors, und so hatten die beiden 
jungen Leute sich kennen gelernt. Die 
Hochzeit sollte in Frankfurt a. M. des 
halb stattfinden, weil das Ziel der 
Hochzeitsreise des jungen Paares sich nach 
dem Süden richtete. Am Sonnabend 
hatte er Urlaub genommen und war am 
Sonntag von seiner in der Lützowstraße 
belegenen Junggesellen-Wohnung abgereist 
Von Kollegen hatte er sich noch einige 
Bücher entliehen, um, wie er scherzend be 
merkte, mit ihnen neben der Langweiligkeit 
der Reise auch die Ungeduld des Lieb 
habers zu bekämpfen. Die Annahme, daß 
er die That begangen, weil er einem 
unheilbaren Leiden verfallen gewesen, wird 
von seinen Berliner Freunden nicht getheilt, 
denn Augustin bot, wenigstens äußerlich 
ein Bild kraftvoller Männlichkeit. 
Der von dem Schwurgerichte in Essen 
wegen wissentlichen Meineids zu mehrjäh 
riger Zuchthausstrafe verurtheilte Berg 
mann Schröder- Dortmund ist von der 
sozialdemokratischen Kreis - Konferenz. des 
Wahlkreises Essen einstimmig als Reich s- 
tagskandidat aufgestellt wordem 
In Hünfcld (Hessen) erregt der S elbst 
mord des Fabrikanten Rudolf Aha 
Aufsehen. Derselbe war Hauptbetheiiigter 
bei der verkrachten Hünfelder Äktien-Zucker- 
fabrik und hat dabei große Verluste er 
litten. Aha war ein hochangesehener 
Mann, der die ersten Ehrenämter der Stadt 
bekleidet hat. , . 
In der Wohnung seiner Braut hat sich 
nach dem „Berl. Tagebl." in Wasungen 
der Premierleutnant a. D. Baron von 
Döring erschossen. Das Motiv 
zum Selbstmord ist unbekannt. 
Durch unvorsichtiges Umgehen 
mit einem T e s ch i n hat sich in Mar 
burg der 15jährige Sohn des Bauunter 
nehmers Münscher erschossen. 
Gera, 16. Aug. Ein einen Tag aus 
dem hiesigen Gefängniß beurlaubter Straf 
gefangener, der Dienstknecht Hässelbarth, 
unternahm gestern Morgen in dem nahe 
gelegenen Biebtich einen Mordversuch auf 
seine Frau. Er überraschte sie beim Betten 
machen, schlug, würgte und stach sie. Di 
Verwundungen sind nicht ganz ungefährlich. 
Gegen Abend wurde der Unhold von der 
Gendarmerie in der Schlafstube seiner Frau, 
wo er alles demolirt hatte, verhaftet, wobei 
sich herausstellte, daß er auch einen frag 
würdigen Selbstmordversuch unternommen 
hatte. 
Zu dem Zusammenstoß eines Ex- 
razuges mit drei Güterwagen auf 
dem Bahnhöfe zu Speier erhält der „L. 
A." folgenden ausführlichen Bericht: Auf 
der Rückfahrt von Straßburg nach Lud 
wigshafen lief ein Extrazug ein, dessen 
Insassen Arbeiter der Eisenbahnwerkstätte 
Ludwigshafen und der dortigen Anilin- 
und Sodasabrik waren, die in Straßbnrg 
die Ausstellung besucht hatten. Bei der 
Einfahrt des Zuges in den Bahnhof zu 
Speyer gerieth derselbe in Folge falscher 
Weichenstellung auf einen Schienenstrang, 
der mit Güter-Wagen besetzt war. Ein 
dumpfes Krachen — das Unglück war ge 
schehen. Glücklicherweise war das aus dem 
Zusammenstoß entstandene Unglück nicht so * 
groß, wie man zuerst vermuthet hatte. 
Ein Werkmeister der Anilin-Fabrik, der 
zum Coupee-Fenster beim Einlaufen des 
Zuges hinausschaute und die Güterwagen 
auf dem betreffenden Geleise stehen sah, 
hatte die Nothbremse gezogen und somit 
zur Verringerung des Unglücks die Haupt 
sache beigetragen. Der Weichensteller soll 
von Sonntag früh 4 Uhr bis Abends 
10 Uhr ununterbrochen im Dienst 
gewesen sein. Der Director der pfälzi 
schen Eisenbahn, Herr von Lavale traf in 
Speyer ein, um den Thatbestand aufzu 
nehmen. Bemerkenswerth ist, daß die 
Locomotive des Extrazuges ebenfalls den 
Namen von Lavale trägt. Wie schon ge- 
meldet, wurden fünfundzwanzig Personen 
leicht und zwei schwer verletzt. 
Bon einem eigenthümlichen Schick- 
lal wurde der Landmann Rieken im 
Oldcnburgischeu betroffen. Derselbe wollte 
sich zum Begräbniß eines Freundes be 
geben, welcher beim Durchgehen der 
Pferde seinen Tod gefunden hatte. Auf 
dem Wege gingen auch Rieken's Pferde 
durch, wobei R. vom Wagen geschleudert 
wurde und ebenfalls seinen Tod fand. 
In der vergangenen Nacht wurde in 
Harburg die unverehelichte Frieda T., 
wohnhaft auf der Brookstraße, besinnungs 
los aufgefunden. Sie war durch acht 
Messerstiche am Kopfe und am rechten 
Arme ziemlich schwer verletzt worden. 
Sie ivurde von einem Arzte verbunden 
und nach dem Krankenhause gebracht. 
Die Verletzungen sollen ihr angeblich von 
einem Schiffer beigebracht sein, dessen Er 
mittelung voraussichtlich erfolgen wird. 
Wie das Berl. Tagebl. meldet, hat 
die Mecklenburgische Regierung die Ab- 
haltungeinessozi aldemokra tischen 
Parteitages für Mecklenburg und Lübeck 
in Parchim verboten. Derselbe findet 
daher am 16. September in Lübeck statt. 
In Folge einer Wette um ca. 1000 Mk. 
hatte es der Dragoner-Lieutenant von 
Bodecker unternommen, von Parchim nach 
Lübeck in acht Stunden zu reiten. Die 
Strecke beträgt über 100 Kilometer. Unter- 
wegs gerieth er von der geraden Straße 
ab, trotzdem erreichte er bei dem Umwege 
von 10 Klm. das Ziel 3 Minuten vor der 
abgelaufenen Zeit. 
Hamburg, 20. Aug. Zur Katastrophe 
auf der Unterelbe werden außer den in 
gestriger Nr. schon aufgeführten Namen 
der Opfer noch folgende mitgetheilt: Fräu 
lein Jenny Laski, Herr Julian Laski und 
Fräulein Steinberg. Von der Familie 
Laski sind also 3 männliche und 4 weib- 
liche Mitglieder zu betrauern. Heute 
Morgen ist es dem Taucher Herrn Harm- 
storff gelungen, die versunkene Barkasse 
„Alexander Beckmann" zu heben. Man 
fand in dem Fahrzeuge nur Stöcke, Schirme 
und kleinere Gegenstände, keine Leiche. 
Broviuzreües. 
Schleswig-Holstein. Die Gesainmtsumme 
der auf die einzelnen Kreise entfallenen 
Beträge aus den landwirthschaftlichen 
Zöllen (Huene-Fonds) ist wie folgt fest- 
gestellt: 
Für Hadersleben 
120,786 Mk., 
52,710 „ 
73,707 „ 
41,386 „ 
83,601 „ 
109,876 „ 
Äpenrade 
Sonderburg 
Flensburg Stadt 
Flensburg Land 
Schleswig 
Eckernförde 91,635 „ 
Eiderstedt 79,253 „ 
Husum 88,142 „ 
Tondern 124,033 „ 
Oldenburg 133,095 „ 
Plön 117,073 „ 
Kiel Stadt 87,466 „ 
Kiel Land 73,552 „ 
Rendsburg 77,073 „ 
Norderdithmarschen 97,552 „ 
Süderdithmarschen 119,826 „ 
Steinburg 130,763 „ 
Seqeberg 78,173 „ 
Stormarn 134,437 „ 
Pinneberg 113,782 „ 
Altona Stadt 182,967 „ 
Herzogthum Lauenburg 78,754 „ 
Bei Bäckermeistern und Schlachtern in 
Altona ist angefragt worden, wie viel
	        
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