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88ster Jahrgang, şi-
ZiensLag, den
August
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1895.
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I Nerliu 19 Aug. Die Denkmäler fürlder Nachbarhäuser Schüsse abgefeuert und! Budapest, 20 Aug. Mezo-Borezzy Ausland.
^Gefallenen aus den Kriegen 1864, Eisentheile, Flaschen und Steine auf die entgleiste em Lastzug ; vrer Waggons wur-I Oesterreich-Ungarn.
mid 1870 71 wurden heute von Schutzmannschaft herabgeMeudert. .D^envollsta^lgzertrum^ k b - P„siburg wird dem Pester Lloyd
streichen Veteranen besucht und kostbare Gendarmerie erwiderte die Schusse. Eme schädigt. Menschenleben stn nch z -ànde ^ kielte» Eisenbahngeschichte mit-
änze an den Denkmälern niedergelegt, große Anzahl von Personen wurde durch klagen. Paris" aetheilt- Dieser Tage erregte am hiesigen
Berlin, 19. Aug. Der „Reichsanz.'Säbelhiebe Stemwürfe und ^ ^ dkuGe-Staatsbahnhosein eleganter Herr großes
wffentlicht nachfolgende Kabinets-Ordre schüsse verletzt und dem Krankenhaus uber-veroffentlich Cornelius Herz und Aussehen ^welcher einem Coupee 2. Classe
das Kriegsministerium: „Ich will aus geben. Ein löchhriger Bursche lieg ^ sundhertszustand von.Corn-lms j Silleiner Schnell
laß der 25. Wiederkehr del Siegestage Sterben; ein Fabrikdirektor hat emeu /Hauptel der^ ^eJet «4M> f f Die Ursache, wes-
i Krieges von 1870/71 den Besitzern Säbelhieb davongetragen. Viele Frauen wie englische B Jbjl!. der Pan- bald sein Erscheinen auf dem belebten
i Eisernen Kreuzes einen erneuten Be- und Kinder wurden verletzt. E,ne große Eine Cor»sp z & rynrnetiug Herz Perron Anlaß zu lebhafter Heiterkeit bot,
is Meiner Königlichen Gnade dadurch Anzahl von Ruhestörern ist verhaftet zostschen ^ 8 Cornelius Herz^soll war der Zustand seiner Toilette. Er
Theil werden lasten, daß Ich ihnen die worden. ® , <■ kämmtlicken lies nämlich ohne Schuhe in Socken
wechtiqung verleihe, nach der beiliegen- Wilhelmshaven, 20. Aug. Das Panzer- arm rsp ch h , Î . Ans ! daher welcher Mangel mit seinem elegan-
a Probe auf dem Ordensbande drei schiff „Hagen" ist mit der Mder-
chenblätter von weißem Metall mit der für Rockstroh von Marokko im hiesigen l die Schriftstücke ver'pruch bildete Man hatte es jedoch keines-
>hl 25 darauf zu tragen. Ich beaus- Hafen eingetroffen. n ernfalls werde er Schrytstu w ^ mit einem übereifrigen Anhänger
ige das Staatsminisierium, wegen der Wilhelmshaven, 20. Aug. Im Nach- °Ne "iiq n Telearaph' Kneipp's zu thun, wie man annahm. Der
ekanntmachiing dieses Meines Erlasses hardorse Mariensiel sind bei dem Brande Sonbon * 0 ;. Jļ“* ^äanbbobe ÜHerrwarvielmehr durch die Bosheit eines
s Erforderliche zu veranlassen. Berlin, eines Hauses vier Kinder im Alter von 4 meldet Petersburg, R ^ 7.. aus Mitreisenden um seine schönen naturledernen
n 18 August 1895. Wilhelm R." bis 14 Jahren verbrannt. “ Voraussicht kommender Ere-gm!ft °u giebt näm-
Berlin, 19. Aug. Heute Vormittag ist Saarlvuis, 20. Aug. Auf der Grube J»«*» £”* J* Es sei lich ^o MpstRdsame Leute, die es nicht
Glatz die Kaiserliche Kabmetsordre em-^^urosseln ist das Schachlgebäude abge- ^ « ei H lb ,s l g v Regierung vertragen können, wenn ein Coupeegenoffe
troffen durch welche Herr v. Kotze, der L rannt Die Förderschaale stürzte ab. Die 'Ş1 Änlich V werd .veiter einzn-sich im Sommer die Bequemlichkeit erlaubt,
kanntllch seit sechs Wochen die wegen ^ Rauch gefährdete Belegschaft wurde 7^° ^nochrg s , ŗ Şchuhe zu entledigen. Eme
s Duells mit Herrn v. Reischach uberl ^ Der Brand, von dem auch die 'Şnr-n. Nach einer Times'- solch nervöse Natur scheint der Coupee-
n verhängte Festungshaft m Glatz ver- Schachtzimmernng ergriffen wurde, dauert Meldung aus Havanna fordert das gelbe genösse unseres Helden gewesen zu fern,
rßt, begnadigt wird. . noch fort. lieber unter den spanischen Truppen zahl- denn er erlaubte sich den Spaß, während
Berlin, 19. Aug. Heute früh wurde Neapel, 19. August. Gestern Abend s — Der Aufstand hat ^ sich sein viaH schlief, dessen Schuhe beim
rs dem Terrain der Berliner Gewerbe-drängte sich eine große Anzahl Wähler ^ Pf ^ ^ovin- Santa Clara offenen Coupeefenster hinauszuwerfen und
usstellung für 1896 von den strelkencenPber Treppe des Gemeindehauses . <£, ort w ber Insurgenten- selbst in einer Station vor Preßburg aus-
immerleuten dre Arbeit wieder aufge-Mercato zusammen und stürzte, nachdem Noloü eine Truvvenmacht von 2000 zusteigen.
ommen, nachdem ihnen eine Lohnerhöhungeiserne Treppengeländer eingeriffen0 ^ versammelt ^ Der 27jährige Fürst Albert Woron-
ewährt worden ist. „..war, in die Tiefe. Von 60 Personen, ' Aua In einer Blättermel- jew ski, ein naher Verwandter des aus
Cöln, 19. Aug. Nach gestriger osM- ^e diesen Unfaü erlitten, ist eme getödtet, ^ aus'Shanghai wird behauptet, daß dem Jahre 1848 bekannten Fürsten gleichen
ller Eröffnung fand heute Vormittag der> ^ si„d dem Ende nahe; vierzehn wurden ^ àS der chinesischen Regierung ge-Namens, hat, wie aus Budapest gemeldet
àlegirtentag der deutschen Schuhmacher- ^er und etwa dreißig leicht verletzt.^ ' , ii der Angelegenheit wird, der Polizei brieflich angezeigt, datz
nnungen statt. Es wurde bejchlostei,, die ^ Verletzten wurden ins Hospital geschafft. aus Hunger und Elend einen
Staatsregierung zu veranlasftn die Cr- WMand, 20. Aug. Zu der von Brüsseler Missionare zu keinem Ergebniß führen Selbstmord begehe. Man hat den
ichtung der Filialen zu beschranke^ be. ^^^tern aus Petersburg gebrachten Mel- öie(ni ^ r dadurch nur neue Ruhe- Unglücklichen noch nicht aufgefunden.
>er Anmeldung emer solchen den Durch- in Tula eine Kaserne gesprengt -,' ertste&en könnten. Nach mehrtägiger Verhandlung wurde
chnittssatz von 16 Mark zu veranlagen ,^n sei, wobei 300 Soldaten und ^ ^ .««0 20 Aug. Die aus Madagaskar am Mittwoch in Brüx in dem Prozesse
venn auch ein Einkommen von 1500 Mk. ^ Offiziere ums Leben kamen, be- ^er emaetro'ffenen Zeitungen von Tamatave gegen den Badergehilfen Josef Weiß,
licht nachgewiesen ist, ferner mit allen ^ ein hiesiges Blatt aus Petersburg,Kben S bie^ Hovas seien entschlossen, grader aus Brunnersdorf, welcher unter
Kräften darauf zu dringen, daß bei dem, ^ Untersuchung habe ergeben, daß die Tananarivo^^in Brand zu stecken der Anklage stand, am 10. Oktober v. I-
Lntwurf gegen den unlauteren Wettbcwerv Ķoş^ne nnterminirt gewesen fei- un b sich nach dem Süden zurückzuziehen, seine beiden Eltern und seine acht Jahre
len Innungen und Corporatronen ^ F^ner meldet das Blatt, es seien bereits Der General der Hovas, der'bei Maroway alte Schwester Clara mit einer Hacke er-
Recht zur Erhebung der Civilttage v»-! ^hlreiche Verhaftungen vorgenommen .Klagen wurde, sei abgeurtheilt und mordet zu haben, das Urtheil gefällt,
gelegt wird. worden. lebendig verbrannt worden. Alle in Jmerina Weißgrober war bereits am 9. Mai d. I.
Cöln, 19 Aug. Die Unruhen in Mul-1 ^ i9 aug _ Gestern Abend ansässigen deutschen und englischen Kaufleute von den Geschworenen einstimmig schuldig
Hel», dauern fort. H°^ä^äbeinnae10 Uhr 25 Min. wurde hier eine kurze, „„d Missionare seien vertrieben ivorden. befunden und zum Tode durch den
Berichte eingefordert, ob Milltaravtheuui ge ^jge Erderschütterung verspürt. Die Autorität und das Ansehen des Premier-Strang verurtheilt worden, ^n
in den nächsten -vagen den Sicherhelts- 2 0 Aua In Radvvil bei ministers seien im schnellen Abnehmen Folge seiner Nichtigkeitsbeschwerde ordnete
dienst verrichten sollen. «ls gesterr L.«b'rg.> 20^ Augi ver Oberste Gerichtshof eine neue Ver-
Abend die durch die Colner Gendarmerie BroÄy s w % i - ss Ì S Handlung an, bei welcher nun Weißgraber
verstärkte Polizei die Werft räumte und org werden niedrere verdäcktiac einstimmig freigesprochen wurde. Er
die tausendköpfige Menge îv die Seiten- Prz ) ! wurde sofort auf freien Fuß gesetzt.
itiumuM“;““ - . straßen zurücktrieb, wurden aus den Fenstern l Erkrankungen gemeldet.
Roman von Gustav Höcker.
XX.
Eine Stunde später ließ Maitland sich bei
Frau von Prachwitz melden. Sic war nicht
wenig über diesen Besuch verwundert, und,
als derselbe eintrat, für den ersten Augenblick
über dessen Aehnlichkeit mit Wolfgang frap-
pirt. Höflich- etwas gemessen, empfing
sie ihn, und nachdem sie ihn gebeten, sich zu
setzen, erkundigte sie sich, welchem glücklichen
Umstande sic die Ehre seiner Gegenwart
verdankte. ,
„Verzeihen Sie, gnädige Frau, wenn ich
Sie belästige," begann Btaiiland. „Obgleich
sch es der Schicklichkeit angemessen fand,
mich bei Ihnen melde» zu lassen, so gilt
mein Besuch doch eigentlich einer l«ngm
Dame, die sich gegenwärtig unter Ihrer
wohlwollenden Obhut befindet. Ich meine
Fräulein Rcttberg."
Frau von Prachwitz besaß Geistcsgcgenivait
genug, um ihre Ueberraschung zu verbergen
„Fräulein Rettberg machte mir allerdings
die' Freude, ein paar Tage bei mir zuzu
bringen," antwortete sie in harml»sem Tone,
bat mich aber heute verlassen."
" Vihatetd) Maitland den Schein des Gleich
n,ullis beizubehalten suchte, so lag doch eme
0 3, mi.mlW Sch-,ft m ,àm T°».
? ' M «vmiSi>rte' Dann erlaube ich mir
îgnädige^Frau, Sie «m Fräulein Reitberg'l
bà der Lage diesen
Wunsch zu erfüllen," war d.e höfliche Antwort.
Darf ich bescheiden fragen, ob diese ab-
lchneiidc Antwort einen besonderen Grund
hat, oder ob Ihnen selbst der Aufenthalt der
jungen Dame unbekannt ist? Da ich für
Fräulein Rcttberg sehr wichtige Nachrichten
habe, so ist cs durchaus nöthig, daß ich
Ihre Adresse erfahre."
„Ich gestehe," versetzte Frau von Prach
witz „daß ich Ihnen den gewünschten Ans
chluß nicht gebe, weil das Fräulein mich
gebeten hat, Niemand zu sagen, wohin sie
9CS °Ser mit Rücksicht darauf,' erwiderte
Maitland, „daß Angelegenheiten der ernstesten
Art an welcher ihr Bruder betheiligt ist,
in meiner Hand ruhen, sollte ich doch mei
nen, sic müßte eine Ausnahme zu meinen
Gunsten gemacht haben."
„Sie hat cs nicht gethan,' entgegnete
Frau von Prachwitz trocken, „und somit
kann auch ich es nicht auf mich nehmen
eine Ausnahme zu machen.'
„Nein, gnädige Fra», dieser Ansicht ver
mag ich nicht beizupflichten," versetzte Mail-
land kühn, „ich sollte vielmehr glauben,
daß Sic in Betracht meiner gesellschaftlichen
Stillung ohne Bedenken die Ausnahme zu
meinen Gunsten aus sich nehmen könnten."
„Ich kann es nicht, wenn ich auch wollte,
bemerkte die Dame mit bedauerndem Achsel
zucken. „Fräulein Rcttberg ist vorläufig wr
ei» paar Tage zu einer Freundin gereist,
deren Adresse ich selbst nicht kenne, Sic
wird mir bald schreiben, und wenn sie mich
ermächtigt, Ihnen Auskunft über ihren
Aufenthalt zu geben, so werde ich Ihnen
dieselbe zuschicken.
Der Ton, in welchcin sic sprach, war fest
und bestimmt, und als Maitland sah, daß
er nichts weiter erreichen konnte, empfahl er
sich in der höflichsten Weise.
Alles, was Biaitland soeben von Frau
von Prachwitz gehört hatte, beruhte auf
Wahrheit. Melanie war heute abgereist.
Felicitas hatte vor einigen Tagen an ihren
Vater geschrieben und ihn gebeten, Fräulein
Rettberg als ihre Freundin auf einige Zeit
aufzunehmen. Seine Antwort war gestern
Abend eingetroffen. Er fragte, ob Fräulein
Rettberg's Mutter eine geborene von Bal
deneck und die Tochter einer Schauspielerin
gewesen sei, welche den Theaternamen Bal-
denecker geführt habe und vor dreißig und
etlichen Jahren in Hamburg gestorben sei.
Wenn dies alles zuträfe, schrieb er, so
würde es ihm znm größten Vergnügen ge
reichen, Fräulein Rcttberg bei sich aufzu
nehmen. Es sei nicht nöthig, daß sie ihre
Abreise bis zu Felicita's Heimkehr verschiebe;
er werde sie zu jeder Stunde willkommen
heißen: sie könne bleiben, so lange cs ihr
gefalle, und dürfe sich versichert halten, daß
er sie in jeder Beziehung wie sein eigenes
Kind behandeln werde.
Ueber diese Antwort waren alle erstaunt.
Felicitas fand eine solche Zuvorkommenheit
an ihrem Vater so ungewöhnlich, daß sic
gar nicht geglaubt haben würde, er habe dm
Brief geschrieben, wäre^ es nicht seine Hand
schrift gewesen. Melanie war nicht minder
erstaunt, ihre darin erwähnten Familien-
verhältn'isse mit allem, was ihr darüber selbst
bekannt mar, vollkommen übereinstimmend
;u finden. Felicitas wollte ihrem Vater
schreiben, daß alle seine Voraussetzungen zu
träfen und Melanie mit ihr in einigen
Wochen nach Göllnitz kommen werde. Me
lanie jedoch legte ihre schöne Hand auf dm
Arm der Freundin und sagte, ihr mil
bittendem Ausdruck iu's Gesicht blickend:
„Ich würde lieber schon morgen gehen."
„Aber warum das?" fragte Felicitas
„Meine Tante wünscht, daß Sie bleiben
und uns nach Rügen begleiten, wohin auch
der Baron —"
„Reden Sie mir nicht zu, liebe Felicitas,"
mtgegncte Mclanie in bewegtem Tone. „Es
giebt hier in Berlin so mancherlei, dem ich
gern aus dem Wege ginge."
Felicitas verstand sic und legte ihrem
Wunsche kein Hinderniß in den Weg. Me
lanie war abgereist, und da sie die Absicht
angedeutet, unterwegs eine ihrer ehemaligen
Zeichenschülerinnen zu besuchen, ohne daß
deren Name und Wohnort zur Sprache ge
kommen wäre, so hatte Maitland auch in
diesem Punkte von Frau von Prachwitz nur
die Wahrheit erfahren
XXl.
Im Osten Berlins befand sich in einer
ziemlich belebten Straße ein Kcllcrlokal. Ob
wohl darin eine Schankwirthschaft betrieben
wurde, so bedurfte dasselbe doch weder eines
besonderen Anlockungsmittels, noch eines
Aushängeschildes. Nicht jeder ^ war hier
willkommen, wer aber gern gesehen ward,
der fand dm Weg von selbst in dm „Blu
tigen Knochen", wie der Ort von seinen
Besuchern genannt wurde.
Man stieg einige Stufen hinab und ge
tangle in ein niedriges Zimmer mit roth
getünchten Wänden und einem sehr primitiven
Mobiliar. Ein zweites, anstoßendes Zimmer
vot einen nicht minder bescheidenm Aufent
halt. Ein paar Petroleumlampen, die von
der verräucherten Decke herabhingen, ver
breiteten eine ziemlich dürftige Helle. An
kleinen Tischen saß, gruppenweise von ein
ander getrennt, eine äußerst bunte Gesellschaft.
Einige der Gäste schienen, ihrer Kleidung
nach, dem Handwerkerstande anzugehören; an
einem anderen Tische machten sich drei oder
vier gänzlich zerlumpte Kerle breit; an einem
dritten unterhielten sich einige fast stutzerhaft
gekleidete Herren, das Monokel im Auge,
dm feinen Cylindcrhnt auf dem Kopfe, die
Wäsche tadellos und blendend weiß.
So wenig sic in diese Gesellschaft, unter
welcher sich auch einige frech dreinschauende
Frauenzimmer befanden, zu gehören schienen,
o unterschieden sie sich von derselben doch
,ur durch ihre elegante Kleidung, denn
ammtliche Gäste zählten ausnahmslos zu
jener Menschmklasse, welche bei der Wahl
ihres Berufes ein- für allemal einen dicken
Strich durch das siebente Gebot gemacht
hat, und der „Blutige Knochen" war einer
der besuchtesten „Berbrecherklappm" Berlins.
Unter jener Gruppe feiner Herren, welche sich
in jedem eleganten Restaurant „Unter den
Linden" hätten sehen lassen können, verbargen
Ich Hochstapler, Taschendiebe und Baucrn-
sänger; die abgerissenen, reducirten Gestalten
gehörten dem nächtlichen Strolchthume an;
die scheinbar biedern Handwerker waren
resolute Einbrecher.
Das Benehmen aller dieser Gäste bot
äußerlich durchweg nichts Besonderes. Sic
rauchten, tranken Bier oder Schnaps, unter
hielten sich, oder spielten. Nur wenige von
diesen Leuten kannten sich einander bei ihren
wirklichen Namen; jeder hatte seinen Spitz
namen, denn dieses Verstecken hinter fälschlich
beigelegten Namen führt das wachsame Auge
des Gesetzes irre. Unter den Anwesenden
wurde einer mit „Aalange", ein anderer mit
„Plattbein" angeredet, cm dritter, welche^.