Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

England. 
Cowes, 6. Aug Heute Morgen 9 Uhr 
begab sich der deutsche Kaiser an Bord 
des aus der hiesigen Rhede liegenden 
Panzerschiffes „Wörth" und hielt aus An- 
laß des heutigen Gedenktages eine Ansprache 
in der er hervorhob, wie in dieser Schlacht 
zu Beginn des Feldzuges schon die Eini 
gung der deutschen Stämme zum Ausdruck 
gekommen sei. Darauf brachte der Com 
mandant des Schiffes, Prinz Heinrich, ein 
Hoch auf den Kaiser aus. Gegen 10 Uhr 
unternahm der Kaiser eine Segelparthie 
mit dem „Meteor". 
London, 6. Aug. Bei einem Feuerwerk 
im Preston-Park zu Brighton zur Ver 
herrlichung des Bankfeiertages explodirte 
ein Centner Feuerwerkskörper. 16 Personen 
wurden schwer, darunter mehrere lebens 
gefährlich, verletzt. 
Dänemark.. 
Kopenhagen, 6. Aug. Die Krankheit 
des Königs erregt Unruhe. Der König 
leidet große Schmerzen, die ihn sehr er- 
matten. Zwei Aerzte sind immer um den 
Patienten. Er leidet an einem Prostata 
übel. 
Frankreich. 
Paris, 6. Aug. Anna Porte, genannt 
„Nana", wurde heute von ihrem Geliebten 
Jusseme, einem Trunkenbolde, gefährlich 
bedroht. Sie flüchtete sich zu dem Grafen 
Angueville de Beaumont, einem herab 
gekommenen Edelmanne von uraltem Ge 
schlechte, der mit seiner Maitresse Juliette 
einer Freundin Nanas, im Nachbarhause 
wohnt. Jussême verfolgte Nana dorthin, 
und da der Graf ihm den Eintritt in die 
Wohnung verwehrte, faßte ihn der mit 
herculischen Kräften begabte Unhold und 
schnitt ihm mit einem Rasirmesser die 
Gurgel bis an den Halswirbel durch. Die 
beiden entsetzten Mädchen hatten sich untere 
dessen im Schlafzimmer eingeschlossen; Jus 
fên'.e sprengte jedoch die Thüre und schoß 
Nana zwei Kugeln in die Brust; dann 
tödtete er sich über ihrer Leiche. 
Serbien. 
Aus Belgrad berichtet die „Boss. Ztg.": 
Vorgestern Abend und gestern Nachmittag 
wüthete ein orkanartiger Sturm mit 
Wo lken brächen, der einen ungeheuren 
Schaden anrichtete. Das Flußbad im 
Savefloß ist sammt den Badenden weg 
geschwemmt worden. 
Schweiz. 
Im Hochgebirge bei Andermatt ist seit 
Sonntag plötzlich eine intensive Kälte 
eingetreten. Montag-Morgen wurden die 
mit der Heuernte beschäftigten Bauern durch 
Sch nee fall überrascht. Die Walliser 
Berge sind bis zu einer Höhe von 1700 
Metern herunter mit Schnee bedeckt, 
was in dieser Jahreszeit ein ganz außer 
gewöhnliches Ereigniß ist. 
Belgien. 
Brüssel, 5. Aug. Heute früh bemerkte 
der Kassierer der Brüsseler Staats 
kassen das Fehlen von 188 000 Francs 
in Bankbilletts aus der Cassette. Da keine 
Spur von einem Einbruch vorhanden war, 
so nimmt man an, daß der Dieb die That 
begangen hat, bevor die Cassette in den 
Geldschrank eingeschlossen wurde. 
Oesterretch-Ungarn. 
Graz, 6. Aug. Gestern Vormittag fand 
die Bundesversammlung des deutschen 
Radfahrer-Bundes in den Annen- 
säten und Nachmittags das Wettrennen 
um die Meisterschaft von Deutschland am 
dem Niederrade statt. Die Fahrbahn ist 
1000 Meter lang. Erster Sieger wurde 
Theodor Schlütter-Flensburg, zweiter Me- 
wes-Altona. Das Hauptinteresse erregte 
das 100 Kilometer lange Wettfahren um 
die Meisterschaft auf dem Niederrade, aus 
dem Mündener-Berlin in 2 Stunden 47 
Min. 12 Sek. als erster Sieger ^hervor- 
ging; zweiter wurde Seger in 2 Stunden 
48 Min. 46 Sek. Schlütter stürzte bei 
90 Kilometer und gab das Rennen auf 
Abends fand darauf ein Fest am Hilm 
teiche statt. 
Er ernannte seinen ehemaligen Vormund 
zu seinem Testamentsvollstrecker uud erklärte 
mit wenigen Worten die Ursache des Zwei 
kampfs. Seine beiden Güter fielen den ge 
schlichen Erben zu, einem ziemlich entfern 
ten Zweige seiner Familie, mit dessen Re 
Präsentanten er nur in sehr oberflächlich 
Berührung gekommen war. Bon deni Baar 
vermögen, welches sich während seiner Min 
derjährigkeit gesammelt hatte, vermachte e 
Melanie Rettberg eine Summe, welche ihr 
ein bequemes, sorgenfreies Leben sicherte 
Seine sämmtlichen Diener wurden mir an 
ständigen Jahrgeldern bedacht. 
Als Wolfgang mit seinem Testament 
fertig war, verschloß er dasselbe in ein Cou 
vert und adressirte dieses an dm Justizrath 
um es morgen früh, che er sich zu deni 
Waffcngange anschickte, Maitland zur 
eventuellen Besorguirg anzuvertrauen. 
Inzwischen war der Abend vorgerückt 
Seine Uhr wies auf die achte Stunde 
als er aus dem Hotel trat, um nach der 
Wohuung der Frau von Prachwitz zu fahren 
(Fortsetzung folgt.) 
Wir wandeln alle in Geheimnissen. Wir sind 
von einer Atmosphäre umgeben, von der wir 
noch gar nicht wie sie mit unserem Gei» 
8 ',G(rinnouu<; IM Goethe. 
ifte 
— Ueber die Begegnung zwischen dem 
eutschen Reichskanzler und dem 
österreichischen Minister des Aus 
wärtigen, Graf Goluchowski, 
meldet die Wiener „Pol. Corresp.", die 
bekanntlich offiziöse Beziehungen pflegt, 
entgegen anderen Mittheilungen: Das Ge- 
mäch des Reichskanzlers Fürsten Hohen 
lohe mit dem Grafen Goluchowski soll 
ehr kurz gewährt haben; der Ab- 
chied war sehr gemessen. Graf 
Eulenburg, der nicht Zeuge der Begegnung 
war, übernachtete in der Billa Hohenlohe. 
Der Minister der öffentlichen Arbeiten, 
Herr Thielen, ist zur Kur nach Karls 
bad gereist. 
— Die Schifffahrtskreise verhalten sich, 
wie berichtet wird, hinsichtlich der Be 
nutzung des N o r d - O st s e e > K a n a l s 
lehr reservirt. Die Rotterdam-Linie, welche 
allen Stettiner Linien voran sofort mit 
löblichem Eifer zur Benutzurg des Kanals 
ich entschloß, ist von den bisherigen Er 
fahrungen damit sehr wenig erbaut, die 
andern Linien verhalten sich vorerst ab 
wartend und zum Theil ablehnend, nur 
die niit Hamburg und Bremen rüstet sich 
zu einer regelmäßigen Benutzung. In 
einer Zuschrift der „Allg. Zeitung" von 
der Firma Spediteur > Verein Herrmann 
und Theilnehmer wird gesagt, daß Stettin 
und die Osthäfen überhaupt mit ihrer 
Schifffahrt durchaus nicht ohne weiteres 
und insgesammt durch den Kanal gehen 
würden, im Gegentheil dessen Benutzung 
bisher noch sehr reservirt gegenüberständen. 
Zugegeben mag sein, daß im Verhältniß 
zu dem Anlagekapital die Gebühren von 
der Regierung nicht zu hoch bemessen sind, 
aber sie sind thatsächlich für den Zweck 
zu hoch, die Schifffahrt vom Sund nach 
dem Kanal abzulenken, zumal sie noch eine 
kaum glaubliche Erhöhung erfahren durch 
Lootsgelder sowohl im Kanal, als auf ver 
Ostseeseite, als namentlich auch auf der 
Elbe, wo deren Erhebung in einer Höhe 
erfolgt, daß ste an den verflossenen Sund 
zoll gemahnt, und die Reichsregierung 
wird wohl nicht auf die Dauer zugeben, 
daß der Kanal einer derartigen Sonder 
teuer unterworfen und in seiner Benutzungs- 
nhigkeit eingeschränkt wird. 
— DassozialdemokratischeAgrar 
rogramm wird demnächst in Berlin 
zur allgemeinen Besprechung in Volks' 
Versammlungen kommen. Bon den sozial' 
demokratischen Vertrauensmännern sind 
nr Dienstag, den 13. August, 7 öffent 
liche Volksversammlungen einberufen 
worden. 
Zu den Urtheilen über das Agrar' 
Programm ist auch von Interesse die An 
tcht eines Mitarbeiters der „Leipz. Volks 
zcitung", deren Redakteur, bekanntlich Abg 
Schönlank, Mitglied der Agrarkommission 
ist. Das Urtheil wird, wie folgt, zu 
sammengefaßt: „Das Agrarprogramm 
würde eine Bresche legen in die 
Sozialrevolutionäre Taktik der Partei, ohne 
daß nur die geringste Aussicht vorhanden 
wäre, auf diese Weise das Bauernthum zu 
gewinnen. Es ist unpraktisch, utopisch 
und zum Theil schablonenmäßig zuge 
chnitten. Dabei ist es in seinen 
Forderungen kleinlich, zaghaft und unbe 
'timmt. Es raubt der Partei in hohem 
Grade die Widerstandskraft gegenüber 
den feindlichen Angriffen und setzt sie 
noch obendrein dem Hohn und Spott der 
Feinde aus. Nicht die Kommission trifft 
die Schuld an diesem Agrarprogramm 
Denn auf dem Wege, den sie betreten hat 
konnte sie nichts Besseres zu Stande 
bringen. Das Agrarprogramm bedeutet 
vielmehr ein entschiedenes Fiasko jener 
gesammten Richtung innerhalb der Partei 
die glaubt, das Bauernthum dadurch für 
die Sozialdemokratie erobern zu können 
daß sie es künstlich konservirt Und daß 
die positiven Forderungen des Programms 
so wenig entschieden und so unbestimmt 
sind, ist sogar als gesunde Reaktion gegen 
diese Richtung zu betrachten. Daß sie 
nichts Schlimmeres schuf, das rechnen wir 
der Kommission zum Verdienst an 
Dieses Programm ist unan nehmbar 
Darum würde die Komniission am besten 
thun, es zurück zu ziehen, zumal sie keines 
wegs daran gebunden ist, ein Programm 
zu diesem Parteitag zu liefern." Würde 
aber dieses Agrarprogramm, was wir 
allerdings für gänzlich ausgeschlossen 
halten, vom Parteitag angenommen, dann 
ist es so gut wie sicher, daß die Süddeutsche 
Volkspartei, die jetzt ebenfalls an der Er 
Weiterung ihres Programms arbeitet, in 
der Agrarfrage die Sozialdemokratie weit 
überholen würde." 
— Zur 25jährigen Wiederkehr der Ev 
innerungstage einer großen Zeit (1870/7" 
wurden allerhand Heldenthaten aus 
dem großen Kriege aufgefrischt. Dabei 
verdient auch eine barmherzige Schwester 
Theresia. Superiorin der barmherzigen 
Schwestern zu Tonkin, eine lobende Er 
wähnung. Wie auf freundlicher, so auch 
auf feindlicher Seite dienten diese Engel 
ver Liebe todtverachtend den Verwundeten 
und Sterbenden auf dem Schlachtfelde 
Schwester Theresia, schon erprobt auf ver 
schiedenen Schlachtfeldern, wurde bei Wörth 
verwundet, wo »tan sie unter einen Hanse 
todter Kürassiere hervorzog. Später fiel 
eine Granate mitten in die ihrer Sorge 
anvertraute Ambulanz. Sie ergriff die- 
'eï&e schnell und trug sie etwa 80 Meter 
weg. Als die Granate platzte, wurde 
Schwester Theresia nochmals schwer ver 
wundet. Wie heldemnüthig diese Jungfrau 
überhaupt war, geht am besten aus der 
ihr gewordenen Ehrung hervor, die ini 
Dezember 1889 zu Tonkin stattfand. In 
Gegenwart aller französischen Truppen, 
welche in der Hauptstadt von Tonkin in 
Garnison liegen, überreichte der General- 
Gouverneur mit seinem Generalstabe ihr 
das Kreuz der Ehrenlegion. Die Truppen 
hatten Carree gebildet, und inmitten der- 
elben hielt der Gouverneur eine An- 
prache an sie: „Schwester Maria Theresia! 
Kaum 20 Jahre alt wurden Sie auf dem 
Schlachtselde von Balaklava (im Krim 
kriege) verwundet, als Sie den Ver 
wundeten ihre Dienste widmeten. Bei 
Magenta sind Sie in erster Linie ver' 
wunder worden. Sie haben dann unsere 
Krieger in Syrien, China und Mexico 
gepflegt. Bei Reichshofen (Wörth) hob 
man Sie verwundet vom Schlachtfelde auf. 
Später fiel eine Granate mitten in die 
Ihnen anvertraute Anibulanz. Sie ev 
griffen dieselbe schnell und wurden schwer 
verletzt. Nachdem Sie geheilt waren, sind 
Sie dem Rufe nach Tonkin gefolgt." 
Dann ließ der General die Schwester 
niederknien, zog den Degen und berührte 
dreimal ihre Schulter, indem er sagte: 
„Im Namen des französischen Volkes 
und Heeres ertheile ich Ihnen das Kreuz 
: ür bewiesene Tapferkeit. Niemand kann 
heldenmüthigere Thaten zur Erlangung 
desselben aufweisen. Niemand wird einen 
entsagungsvolleren Lebenslauf, so gänzlich 
dem Dienste seiner Brüder und seines 
Vaterlandes gewidmet, nachweisen können. 
Soldaten! präsentirt die Waffen!" 
Berlin, 4. Aug. Ein neues Ver 
gnügungs-Etablissement soll in der 
nächsten Umgegend Berlins, in Friede 
nau, ins Leben treten. Auf einem 30 
Morgen großen Platz zwischen der Ring 
bahnstation Wilmersdorf und dem Orte 
Friedenau sollen insgesammt zur Ausführung 
kommen: eine Parkanlage, die einen 
See (1 Morgen groß), ein Restaurant für 
2500 Personen, ein Cafö für 900 Pers., 
eine Bodega und Bar für 400 Personen 
einen Musikpavillon, mehrere kleine Pa 
villons, 3—400 Meter Laubengänge, Fon 
tainen, Kaskaden, Grotten, Anlagen re 
Maschinenhaus, für elektrische Anlage und 
Wasserwerk enthalten soll. Auf dem Haupt' 
theil des Unternehmens aber, dem Sport 
olatz, sollen auf einem Platz von 22 Mor 
gen nicht weniger als folgende — Kleinig 
ketten angelegt werden: ein R e st a u r a t i o n S 
Pavillon, 20 Lawntennis-Plätze 
4 Croquet-Plätze, 2 Boccia-Plätze 
6Kegelbahnen,1 Billardpavillon 
ein Fecht pavillo n, russische Kegel 
bahnen, ein großer Turnplatz, ein 
Kinderspielplatz, eine Reitanstalt 
mit Reitbahn, eine Radfahrbahn, eine 
G a rdero be mit 300 Schränken, 2 Ruh e 
äse. Schreib- und Lesesaal, 50 Kabinen 
Friseurhalle, eine Badeanstalt mit 
Brausen, Warmbävern und großem 
Schwimmbassin, ein photographi 
sches Atelier, Schießstände mit 
Wildpark und Thvntaubenschießen 
mehrere kleinere Hallen und Pavillons 
auf allen Plätzen, Bureau, Kassen rc 
Alles übrig bleibende Gelände, etwa 
Morgen, soll von der Radfahr- und Reit 
bahn eingeschlossen und mit Rasen be 
pflanzt, die Bahnen sollen an vier Stellen 
überbrückt und so der Rasenplatz für Fuß' 
ball-, Croquet-, Reif-, Schlag-, Fang- und 
Schleuderball > Spielen zugängig gemacht 
werden. Auch sollen auf demselben Ring- 
kämpfe, Dauerläufe rc. veranstaltet werden 
können. Dies ganze Unternehmen soll 
wie in dem Genehmigungsantrage erklärt 
wird, den „denkbar vornehmsten Charakter 
tragen und in jedem Punkte etwas „in 
der ganzen Welt noch nicht Bestehendes 
bieten". Infolgedessen hat denn auch die 
Friedenauer Ortsbehörde ihre Zustimmung 
zu dem Projekt ertheilt. 
Der richtige Schildbürger st a nd 
Punkt kam kürzlich in der Altmark zum 
Vorschein aus Anlaß der Frage, ob aus der 
Elbbrücke in Wittenberge, welche die Alt' 
mark mit der Priegnitz verbindet, der 
Brückenzoll aufgehoben werden soll. Der 
Landrathsamtsverweser des Kreises West- 
Priegnitz hatte sich in einem Gesuch um 
Aushebung dieses Zolles an den Minister 
des Innern gewandt und den Landrath 
des benachbarten Osterburger Kreises er 
sucht, sich ihm hierin anzuschließen. Hier 
auf erfolgte die Antwort, „daß der Kreis 
Osterburg ablehnen müsse, sich für die 
Aufhebung zu verwenden, da der Verkehr 
und in Folge dessen zu viel Get 
aus dem Kreise Osterburg her 
ausgehe"! 
Hannover, 6. August. Bei den Wett 
schreiben des Stolzeschen Stenv 
graphentages trugen den Sieg davon 
im Richtigschreiben: 1. Frt. Karget 
Berlin, 2. Otto Jenson-Berlin, _ 3 
Hannover; im Schnellschreiben nach Dictat 
bis 450 Silben in der Minute 1. Winckter 
Breslau, 2 Neukirch-Berndnrg, bis 180 
Silben 1. Leniger-Frankfurt, 2. Frt 
Kärgel, bis 240 Silben 1. Drews-Berlin, 
(bor» de concours) 2. Mencken < Bremen, 
Hennings-Lübeck. Die großen Ehrenpreise 
der Stadt Hannover errangen Frl. Kärgel 
und Mencken. 
Aus Brotterode ist bei dem Hilfskomitee 
in Erfurt ein Schreiben eingegangen, daß 
die Lage in dem abgebrannten Orte in 
recht düsteren Farben schildert. Es sind 
eingegangen an Geld annähernd 130000 
Mk.; davon werden bis jetzt täglich ca. 
1000 Mk. gebraucht für Unterhalt der 
Abgebrannten und für laufende Rechnungen 
an Zimmerleute, Arbeiter u. s. w., die für 
die Gemeinde arbeiten. Es sind fünf 
Baracken gebaut (12000 Mk.) Hunderte 
müssen noch ohne Unterbetten, fast Alle 
ohne Oberbetten die Nächte zubringen. 
Dazu ist eine Masernepedemie ausge 
brochen; die kranken Kleinen liegen in 
Ställen, Küchen, Scheuern, Baracken und 
Zelten fast ohne Unterlage mil schlechter 
Bedeckung. 
Meiningen, 6. Aug. Die .Personen 
o st, welche die Strecke Wasungen-Oepfers' 
hausen befährt, stürzte ab. Ein Passagier, 
der Lehrer Völker aus Unterkatz, wurde 
getödtet- 
Hamburg, 6. Aug. Bei dem schweren 
Gewitter, das sich heute Nachmittag 
kurz vor 4 Uhr über Hamburg entlud, 
traf der Blitz einen in der Glacis-Chaussee 
am Heiligengeistfelde gehenden Selterwasser 
Fabrikanten. Der Verunglückte ivurde in 
bedenklichem Zustande ins Kurhaus ge 
bracht. Sogenannte kalte Schläge trafen 
ein Haus in der Hopfenstraße und das 
Haus Hammerdeich Nr. 21. 
Hamburg, 5. Aug. Der Attentäter 
Hugo Koch, welcher die Frau Bartelt in 
Groß-Hansdorf aus Eifersucht mit 40 
Messerstichen tödtlich verwundete, hat, sich, 
von Gewissensqualen getrieben, der Polizei' 
behörde selbst gestellt; er gab dort an, die 
nrchtbare That in einem Zustande geistiger 
Störung begangen zu haben. 
Brovti-zieUes. 
Altona/Ottensen, 4. Aug. Se. Königl 
Hoheit Prinz Ludwig von Bayern 
beehrte die Mohr'sche Margarine 
abrik bei seiner Anwesenheit während 
der Kaiserfeier in Bahrenfeld mit einem 
mehrstündigen Besuch. Der hohe Herr 
kam in einer offenen Equipage in Beglei 
tung eines Adjutanten und des Hrn 
General-Konsuls Dollmann um 2 Vs Uhr 
vor der Fabrik angefahren und nahm jo' 
'vrt unter der persönlichen Führung des 
Hrn. Mohr die gesammten Einrichtungen 
des Etablissements, die Herstellung der 
Margarine sowie die Käsefabrikation, ein 
gehend in Augenschein. Prinz Ludwig 
der bekanntlich alle wirthschaftlichen Fragen 
ein lebhaftes Interesse entgegenbringt, und 
in seiner Heimath sowohl wie auch au! 
Reisen gern renommirte landwirthschaft 
liche und industrielle Betriebe besucht, 
sprach wiederholt seine lebhafte Anerken' 
nung über das Gesehene aus und zeigte 
ich angenehm überrascht von der in der 
Fabrik auch in den kleinsten Dingen Herr 
schenden peinlichen Sauberkeit. Um 4'/. 
Uhr war die Besichtigung zu Ende und 
geruhte Se. Königl. Hoheit, im Privat 
Kontor des Hrn. Mohr Proben der Mar- 
garine und der verschiedenen Käsesorten 
zu schmecken, welche dem hohen Gast aus 
gezeichnet mundeten und seinen vollen Bei' 
fall fanden. 
Wandsbek, 5. Aug. Eine furcht' 
bare Scene spielte sich vorgestern 
gegen 2 Uhr Nachmittags in dem Garten 
des Bleichers With. Koch ab. In einern 
Anfalle von Delirium hat der Genannte 
seiner nichtsahnenden Frau acht Messer 
stiche mit einem Brodmesser zugefügt, von 
denen drei die Brust, die übrigen die Arme 
und den Kopf getroffen haben. Nur mit 
vieler Mühe gelang es den auf die lauten 
Hülferufe der unglücklichen Frau herbeige' 
eilte Nachbarn, den Wütherich von seinem 
Opfer, auf dem er kniete, fortzureißen, und 
diesen sestzunehmen. Zwei alsbald herbei 
geeilte Aerzte verbanden die entsetzlich zU' 
gerichtete Frau, deren schwere Verletzungen 
indessen nicht lebensgefährlich sind. Die 
Frau verblieb auf ihren Wunsch in ihrer 
Wohnung, während der Mann deni 
Krankenhause zugeführt wurde, woselbst er 
in der Deliriantenzelle gewaltig zu toben 
fortfuhr. 
Die Stadt Eckeruförde hatte bei der 
Berufs- und Gewerbezählung 5909 Ein 
wohner. 
Elmshorn, 5. Aug. Als Bezirks 
Schornsteinfegermeister für Elmshorn ist 
Herr G. Lindemann ernannt. 
In Hnsum und Umgegend treibt ein 
Kaninchenmörder sein Unwesen. In 
der Nacht zum Freitag fielen dem Wütherich 
40 und in der Nacht zum Sonnabend 20 
Kaninchen zum Opfer. Er holt die armen 
Thiere aus ihren Küsten, die in der Regel 
auf den Höfen untergebracht sind, und 
dreht ihnen dann das Genick um. Auch 
ein Lamm hat er in dieser Weise getödtet, 
Ein unglücklicher Hausbesitzer, der 
in Oetkers Allee in Altona ein Haus von 
14 Wohnungen sein eigen nennt, wartete 
am letzten Miethezahlungstermin vergeblich 
ans das Erscheinen seine Miether. Er 
enlschloß sich endlich zu einem Rundgang 
bei den säumigen Miethern. Doch mit 
. höchst betrübter Miene trat er bald ivieder 
den Heimweg an, da es ihm nur gelungert 
war, von über 1200 Miethesorderung 
8 zu erhalten! 
Herrn Branddirektor Reichel in Altona 
ist der Königliche Kronenorden 4. Klasse 
verliehen worden. 
Das Oldcsloer Fabrikwesen, welches seit 
dem Brande der Wollwäscherei vollständig 
ruhte, scheint jetzt wieder im Aufblühen zu 
lein. Die frühere Wollwäscherei ging durch 
Kauf für 25000 Mk. an die-şşķ'G. 
Meyer & Co. in Lübeck über. — Die durch 
Konkurs seit ca. 10 Jahren außer Betrieb 
befindliche Papierfabrik ist ebenfalls zu 
einem bedeutenden Unternehmen auserseheu 
und ist der Ankauf von einigen Herren ans 
Hamburg und Wandsbek schon so gut wie 
beschlossen. Es soll dort eine Fahrrad- 
Fabrik größeren Stils errichtet werden. 
X Breiholz, 6. Aug. Auch in unserem 
Orte macht es sich bemerkbar, daß der 
Kanalbau zum Theil vollendet ist, sowie 
die Beamten und Arbeiter gekommen sind, 
ziehen sie auch allmählig wieder ab. Es 
arbeiten hier nur noch wenige Mann an 
der Erhöhung der Deiche in und beim 
Meckelsee, welche wegen des schlechten 
Untergrundes etwas gesunken sind, sowie 
ztvei Schwimmbagger, die den eingetriebenen 
Schlamm nochmals aus dem Kanal aus- 
heben. Die Baracke Wienböken wird auch 
zum 1. September eingehen. Der Kantinen- 
wirth, Herr Kujawski daselbst, welcher 
schon 15 Jahre in solcher Eigenschaft bei 
ver Firma Bering gewirkt hat, zieht nach 
Mecklenburg in die Gegend von Güstrow, 
wo er bei der Firma Frühling, Polensky & 
Zöllner, welche daselbst einen Kanal aus 
baut, wieder eine Kantine übernimmt. 
Herr Kujawski hat sich die Achtung vieler 
hiesiger Einwohner erworben und werden 
dieselben ihn in gutem Andenken behalten. 
© Kreis Rendsburg, 7. Aug. Die 
wenigen guten Tage, ivelche der August 
uns bis jetzt brachte, wurden von den 
Landleuten eifrig benutzt zum Einheimsen 
des Roggens. Die kleineren Besitzer haben 
denn auch das Brotkorn meist schon unter 
Dach und Fach gebracht, loährenv auf den 
Höfen noch viel Roggen draußen steht und 
bei dem starken Regen bereits leidet. Der 
Strohertrag ist überall ein reicher, der 
Körnerertrag sehr verschieden, jedoch in 
säst allen Fällen befriedigend. 
© Rendsburg, 6 Aug. In letzter Zeit 
ist eine Anzahl hiesiger Sportsleute, welche 
theilweise schon dem deutschen Radfahrbnnde 
angehören, der Allgemeinen Radfahrer 
Union, die hauptsächlich ihren Sitz in 
Süddeutschland hat, beigetreten. Mehrere 
Herren haben bereits jetzt ihren 
Eintritt in die Union mit dem Be 
ginn des nächsten Jahres zugesagt und ist 
Rendsburg, welcher z. Zt. dem Consulate 
Hamburg unterstellt ist, bei einer gewissen 
Anzahl Mitglieder, eine eigene Consulat- 
Verwaltung in Aussicht gestellt. Als Ver 
eins und Stationslokal ist Carl Seyfert's 
Restaurant, Hohestraße ausersehen und 
finden daselbst jeden Sonnabend Abend 
9 Uhr regelmäßig Versammlungen statt, 
zu welchem Sportsfreunde jeder Zeit will 
kommen sind und genußreiche Stunden zu 
erwarten haben. Auch haben die Gäste 
daselbst Gelegenheit die verbreitesten 
Sportsblätter wie BnndeSzeitnng, Unions 
zeitung, Radwelt und Radfahrer - Zeitung 
zu lesen. Die Wahl des aufs Schönste 
eingerichteten Clublokals ist als eine gute 
zu bezeichnen und der Besuch desselben 
jedem Sportsfreunde zu empfehlen. 
X Rendsburg, 7. Aug. Gestern Nach 
mittag gegen 6 Uhr pafsirte der 
kommandirende Admiral auf der Grille 
von Brunsbüttel zurückkehrend die Straßen 
brücke beim Schützenhof. Später fuhr 
auch noch ein von Kiel gekommenes 
Kanonenboot hier durch. 
^ Rendsburg, 7. Aug. Die Arbeiten 
an der Kanalisation sind, soweit sie in 
diesem Jahre überhaupt gemacht werden 
sollen, fast beendet, so daß man in nächster 
Zeit mit der Herrichtung der Ansch usst 
den Anfang machen kann. Für die ^uwnre 
von 13,000 Mark wird die letztgenannte 
Arbeit von der Firma SchļichllNg' eu. 
Münster ausgeführt werden- 
^ Rendsburg, 7. Aug. M 
gestrigen heftigen Regen waren dl elx 
an etnigen Stellen der ntadt la ^lr3 
im Stande, das herniederstürzende Was er 
zu fassen. Es fanden daher- mehnr, 
Straßen-Ueberschwemmungen P 0 “- X 11 
stärksten war wohl diejenige am E»o ex 
Thorstraße und Schteußkuhle, wwet ! »le 
genannten Straßen tief überfluthet w reg, 
□ Rendsburg, 7. Aug. Neu u"d sehr 
beachtenswertst sürlandwirthschaMch ei 'e 
dürfte die Thatsache sein, daß wa rch 
Erbsenfütterung Vergiftungen ü e «i 
Vieh erzeugen kann. Vor nxwhienVti? 
Zeit hat Herr Thierarzt Alberts h selbst 
eine solche durch starke Erbstnsàrl, 
hervorgerufene Vergiftung unter «en 
in hiesiger Gegend konstatirt. X . " 7 
Stück zählenden Bestände stud . 
Zeit nicht weniger als 4 Pse ^ge 
gangen bezw. mußten dieselben 3 dtet 
werde». Ein Pferd ist zur 3 e ^ts- 
veitsunsähig. Bei vollständige»! - y^be- 
finden der Thiere sollen plötzlich W 1 e Hb c 
mehr oder weniger hochgradige ^ ^ '^be- 
schwerden die einzige» Symp-d-n. aeļet 
Art der Vergiftung sein.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.