5. Slug. Ein neuer Ausbruch
des Vesuv hat stattgefunden. Die aus
drei neuen Oeffnungen hervorströmende
Lava hat die umliegenden Ortschaften schwer
heimgesucht; man bringt diesen neuen Aus
bruch mit den in Venedig, Ferrara und
Florenz verspürten Erdbeben in Zusammen
hang.
Frankreich
Paris, 5. Aug. In Aniche bei Douay
wurde gestern Vormittag, wie bereits
telegraphisch gemeldet, ein Bombenattentat
verübt. Man feierte das fünfzigjährige
Dienstjubiläum des Minen - Direktors
Vuillemin. Ein Bankett von tausend
Gedecken, woran sämmtliche Angestellte
theilnehmen sollten, war vorbereitet. Vor
her begab sich Vuillemin in die Kirche.
Als er dieselbe, umgeben von seinen
Ingenieuren, verließ, feuerte ein Individuum
fünf Schüsse auf ihn ab, von denen drei
ihn in Wange, Rücken und Hand trafen.
Die Menge stürzte sich ans den Attentäter,
einen anläßlich des Ausstandes von 1893
verabschiedeten agitatorischen Arbeiter
Namens Decoux. Aber bevor sie ihn er
reicht hatte, faßte er unter den Rock, um
eine dort verborgene Bombe zu werfen'
Sie platzte zu früh und schleuderte ihn,
furchtbar verstümmelt, im Bogen zwei
Meter weit fort. Er starb nach wenigen
Minuten. Außerdem wurden noch zehn
Personen verwundet und viele Fenster
zertrümmert. Da Vuillemin sehr beliebt
war, gerieth die Menge in große Wuth
Der alte Decoux, der Vater des Atten-
täters, trat in seiner Erbitterung den
verröchelnden Sohn mitFüßen und
rief ihm: „Canaille, Mörder" zu. Der
Direktor konnte im Wagen heimbesördert
werden. Seine Verletzungen flößen nur
wegen des hohen Alters des Verwundeten
Befürchtungen ein. Der Attentäter Decoux
war 28 Jahre alt. Seine ganze Familie,
Vater, Brüder und zwei Oheime, befanden
sich im Zuge, in den Decoux die Bombe
werfen wollte. Die Explosion riß dem
Attentäter sämmtliche Kleider vom Leibe.
Die Fetzen seiner Bekleidung wurden 20
und 30 Meter entfernt gefunden. In
einem stak eine Nummer des Jntransigeant.
Der R> voider ist noch nicht gefunden.
Zàà
Wilhelmshöhe, 5. Aug. Die Kaiserin
ist gestern Abend nach 8'/* Uhr mit den
ältesten kaiserlichen Prinzen auf Station
von ihm herauszubringen, so will ich durch
alle mir zu Gebote stehenden Mittel diese
Person zu bewegen suchen, auf eine gericht
liche Verfolgung Ihres Bruders zu verzichten.
Den Wechsel werde ich einlösen."
„Gott segne Sie!" rief das junge Mäd
chen, und noch ehe Wolfgang es zu hindern
vermochte, ergriff sie seine Hand und
drückte ihre Lippen darauf.
Dann versank sie auf einige Augenblicke
in Nachdenken.
„Aber, ach! ich fürchte," sagte sie, „daß
ich meinen Bruder nicht werde bewegen
können, den Namen zu nennen."
„Versuchen sie es wenigstens," ricth
Wolfgang. „Auch ich werd'e sehen, was ich
erfahren kann, und habe bereits Schritte
gethan, die mich auf Erfolg hoffen lassen.
Mag nun Ihr Bruder Ihnen die Aus
kunft geben oder nicht, so müssen Sie von
ihm getrennt und anderswo in Sicherheit
gebracht werden. Ich werde niit meinem
ehemaligen Vormund, dem Iustizrath Earns,
sprechen, daß er sich Ihrer annimmt, und
durch seine Familicnverbindungen, die er
hier besitzt, eine geeignete Zufluchtsstätte
für Sie ausfindig macht." &
„Ach, Herr Baron," entgegnete Melanie
traurig, „sind Sie vollkommen überzeugt,
daß der Herr Justizrath in dieser Sache
auch so fühlen und urtheilen würde, wie
Sie? Aeltere Leute sehen die Dinge mit
ganz andern Augen an, als die Jugend;
das Herz wird durch Erfahrungen verhär
tet und die Vernunft ist strenger als das
Gefühl."
„Sie kennen dm Justizrath nicht," lächelte
Wolfgang, „obgleich alt an Erfahrung und
reif an Urtheil, hat er sich doch ein junges
Herz bewahrt. Er wird Ihnen den Schutz
und Beistand gewährn und Ihnen den Weg
zu einer achtbaren Existenz ebnen."
Mehr kann ich nicht wünschen und ich
werde ihm sehr dankbar dafür sein," sagte
Melanie. „Aber er kann nie für mich thun,
was Sie für mich gethan haben, Herr
Baron, Sie haben mich aus der Tiefe der
Verzweiflung gezogen und mir Trost gebracht,
ohne sich dabei von einem selbstsüchtigen
oder unedlen Gefühle leiten zu lassen! ich
kann mir keinen anderen Mann denken,
welcher mit gleich zartsinnigem, hochherzigem
Wohlwollen, wie Sie, mir die Beschämung
zu ersparen verstünde, ein hilfloser Gegenstand
des Mitleids zu sein!"
Baron von Sturen fühlte, daß er dieses
Lob doch nicht ganz verdiene, und erinnerte
sich, wie nahe er daran gewesen war, seiner
Leidenschaft dm Sieg über seine Großmuth
zu überlassen.
Etwas verwirrt nahm er Abschied von
Melanie Rettberg, nachdem er sie gebeten,
alle Mittel anzuwenden, um von ihrem
Bruder den Namen zu erfahren, den dieser
-"-mißbraucht hatte. (Fortsetzung folgt.)
Wilhelmshöhe eingetroffen und im offenen
Wagen nach Schloß Wilhelmshöhe gefahren.
Die angesammelte Menge begrüßte die
Kaiserin enthusiastisch.
Berlin, 5. Aug. Die Zahl der Theil
nehmer an dem gestrigen großen Bete
ranenappell betrug etwa 6000, die
sich Nachmittags in der Kaserne des zwei
ten Garde-Regiments versammelten, wo sie
dort vom Ehrenpräsidenten der Gedenkfeier,
General Zpchlinski, begrüßt wurden. Als
dann setzte sich der Zug, an dessen Spitze
in laubbekränzten Equipagen der Ehren
Präsident und die Mitglieder des Festaus
schusses, hierauf in sechs Equipagen 24
weißgekleidete Ehrenjungfrauen fuhren,
nach der Siegessäule in Bewegung. Dort
wurde ein Riesenkranz mit der Widmung
der Veteranen des deutschen Reiches nieder-
gelegt, worauf sich der Zug durch das
Brandenburger Thor, die Friedrichstraße
nach dem Tempelhofer Feld bewegte. Auf
der östlichen Seite erhob sich eine Kanzel,
um die sich Ehrenjungfrauen, Offiziere
und in weiterem Umkreise Veteranen grup
pirten. Mit dem Choral „Lobe den
Herren" begann hier die Feier. Der
Superintendent Vorberg gab in einer be
geistert aufgenommenen Rede einen Rück
blick der großen Zeit von 1870 und schloß
mit dem Gelöbniß, die erworbenen Güter
heilig zu halten und treu die Alten zu
bleiben in Gottesfurcht, Königstreue und
Vaterlandsliebe. Hierauf folgte Gebet,
,egen und Feldgottesdienst. General Zych
linski hielt eine Ansprache an die Vete
ranen, die mit neunfachem Hurrah auf
den Kaiser ausklang. Der Choral „Nun
danket Alle Gott" schloß die Feier, der
Tausende in andächtiger Stimmung bei
wohnten.
Berlin, 5. Aug. Der Geh. Commerzien-
rath Stephan, sowie die übrigen Direc-
toren der preußischen Bodencredit-
bank sind, wie das „Berl. Tagebl." hört,
kürzlich auf Grund einer gegen sie ein-
gereichten Denunciation vernommen worden.
Die Denunciation lautete einerseits auf
Meineid. Die bezeichneten Persönlichkeiten
! sollen nämlich bei ihrer Vernehmung in
dem vor einigen Jahren verhandelten
Prozeß Gersdorff-Abrahamson wahrheits
widrig geschworen haben, daß sie keine
Provision genommen haben. In der ein
geleiteten Untersuchung hat sich ergeben,
daß die obige Aussage in der Prozeßver
handlungen gegen Abrahamson nicht proto-
kollirt worden ist. Bei der Vernehmung
der Herren Stephan und Genossen haben
diese ausgesagt, daß sie ihrer Erinnerung
nach damals gesagt haben, für die Hypo
theken, die in dem Prozesse Abrahamson
in Rede standen, keine Provision genommen
zu haben. Die Direktoren der Bank haben
bei ihrer neuerlichen Vernehmung aus den
Büchern bewiesen, daß ihre damaligen
Aussagen zutreffend waren. Die oben er
wähnte Denunciation bezieht sich dann
auch darauf, daß sich die Direktoren der
Bodencreditbank in demselben Prozesse
einer strafbaren Beeinflussung eines Zeugen
hätten zu Schulden kommen lassen. Nach
den Aussagen dieses Zeugen und der
Direktoren der Bank ist die Beschuldigung
ebenso unbegründet wie die die Meindeid
betreffende Denunciation.
— Nach dem Entwurf eines Reichs
apotheken-Gesetzes, der gegenwärtig
der Begutachtung der Bundesregierungen
unterliegt, verbleibt es, der „Freis. Ztg."
zufolge, hinsichtlich der dinglichen Apothe
kenberechtigungen bei dem bestehenden
Recht, bis die Landesgesetzgebung zu deren
Ablösung gegen Entschädigung schreitet.
Dagegen hört in Betreff aller sonstigen
zur Zeit übertragbaren Apotheken diese
Uebertragbarkeit nach Ablauf einer gewissen
Zeit auf. Der Termin hierfür, welcher
keinesfalls vor das Jahr 1900 fallen soll,
ist in dem Entwurf offen gelassen. Schon
einmal war in einem Reichsgesetzentwurf
von 1876 ein solcher Termin, damals von
25 Jahren, normirt worden.
Wie theuer ein einziger K u ß zu stehen
kommen kann, mußte in Marienlverdcr ein
junger Beamter zu seinem Leidwesen er
fahren. Aus einer Bank vor dem R 'schen
Hotel saß kürzlich Abends eine junge
Dame. Als der junge Beamte nach sröh
lichem Kneipgelage vor die Thür trat und
die weibliche Gestalt auf der Bank erblickte,
reiste der kühne Entschluß in ihm, der ein
samen Jungfrau einen herzhaften Kuß aus
zudrücken Gesagt, gethan. Kaum aber
hatte der Adonis die Lippen der Dame mit
seinem Munde, der nicht besonders geduftet
haben mag, berührt, als die Unbekannte
sich ihm zu erkennen gab und voll Zorn
den ihr wohlbekannten Kußjäger auffor-
gerte, als Sühne 50 Mk. an die Armen
kaffe zu zahlen. Zerschmettert verließ hier
auf der Missethäter die ihm unheimlich
gewordene Stätte. Sein erster Schritt
am nächsten Morgen war, 50 Mark bei
den, Magistrat für die Stadtarmen zu
zahlen.
Saarbrücken, 5. Aug. Die Jubelfeier
der Erstürmung der Spicherer Höhen
wurde gestern hier begangen. Die Stadt
prangt in herrlichem Festschmuck. In 25
Sonderzügen sind 40,000 Fremde ange
langt. Eine Gedenkfeier auf dem Krieger
ftiedhofe in Sonct Johann begann den
Tag in würdiger Weise. Am Nachmittag
fand ein großartiger historischer Festzug
statt, 1000 der ehemaligen Kämpfer von
Spicheren nahmen an demselben Theil, die
auf dem ganzen Wege überall mit stürmi
schem Jubel begrüßt wurden. Außerdem
marschirten etwa 15,000 Kriegstheilnehmer
in dem Zuge. Daran reihten sich prächtige
historische Gruppen, darunter die kurbran-
denburgische Reitergarde Friedrich's II., die
Nassau-Saarbrücker Garde, die Lützow'sche
Freischaar, die Landwehr von 1813, die
Erstürmer der Düppeler Schanzen und
Gruppen, die das gegenwärtige Heer dar-
stellten. Der Vorbeimarsch des Zuges
dauerte eine Stunde.
Den Austritt aus der Landes
kirche haben in Luckenwalde bis jetzt etwa
300 Personen angezeigt. Es geht das
Gerücht, der Superintendent sei bereits
nicht mehr im Amte.
Einen höchst sonderbaren Streik ver
ursachte in Heiligenstadt die vom Kreis-
Ausschuß des dortigen Kreises beschlossene
Herabsetzung der Fangprämie für Mai-
käfer von 10 Pfg. auf 5 Pfg. das Pfd.
Die Sammler stellten die „Arbeit" ein.
Die 4prozentige Anleihe der Stadt
Danzig im Betrage von 2 550 000 Mk.
ist konvertirt worden. Ebenso ist der
Zinsfuß der städtischen Anleihe von Glei-
witz im Betrage von 550 000 Mk. von
5 auf 314 pCt. herabgesetzt worden. Der
Minister des Innern und der Finanz-
minister haben die Genehmigung ertheilt.
Die Würde einer königlichen Be
hörde verbietet die Betheiligung an einem
Festzug. Zu dieser Ansicht bekannte sich
der Regierungspräsident v. Tiedemann
aus Anlaß der Vorbereitungen, die für
die Sedanfeier in Bromberg getroffen
werden. An dem geplanten Festzug werden
sich die königlichen Behörden nicht betheili
gen. Als Grund dafür gab Herr v. Tiede
mann an, „er halte es für unverein
bar mit der Würde einer königlichen Be
hörde, sich in corpore auf der Straße zu
zeigen und nach dem Takte der Musik im
Festzuge zu marschiren. Alle anderen Kor
porationen seien durch Banner und Em
bleme kenntlich, die Behörden hätten nichts
Aehnliches: die Uniform zu tragen, in der
man ihn (den Präsidenten) einmal für
Napoleon gehalten habe, könne man den
Beamten doch nicht zumuthen. Und außer-
dem, wenn die Regierung einmal als
Ganzes auftreten solle, so gehörten zu ihr
auch die Unterbeamten bis zum letzten
Aufwärter.
Das braunschweigische Städtchen Cal
vörde am Dröniling ist in der vergangenen
Nacht von vier Feuersbrünsten heim
gesucht worden. Zuerst brannten die Stal-
lungen eines Oekonomen, kurze Zeit darauf
an der entgegengesetzten Seite des Ortes
eine Scheune und Stallung, bald darauf
ein drittes Gebäude und endlich brach
mitten im Ort bei einem Bäcker ein
größerer Brand aus, der vier Gehöfte in
Asche legte. Erst heute früh gegen 5 Uhr
war die größte Gefahr beseitigt. Es sind
zwei der Brandstiftung verdächtige Per
sonen verhaftet worden.
Der „Confectionär" schreibt aus Ham
bürg: „In wie unverantwortlich leichter
Weise oft Geschäfte geführt werden, be
weisen Einblicke, die man bisweilen in Ge-
schäftsfübrungen erhält, allerdings meistens
leider erst, wenn es zu spät ist, nämlich
beim Konkursverfahren. Das Räthsel
der billigen Verkäufe, welche die gesammte
solide Konkurrenz in empfindlicher Weise
schädigen, findet alsdann gewöhnlich seine
Auflösung, leider aber immer auf Kosten
der Gläubiger, die in unerhörter Weise
geschädigt werden. Geradezu haarsträubend
ist der Bericht, welchen der deutsche Kre
ditorenverband über den Konkurs von
Abrahamson & Co., Hamburg, veröffent
licht. Das Geschäft besteht 10, Jahre, hat
einen Umsatz von 160,000 Mark gemacht
und notorisch alle Waaren ohne Nutzen
verkauft. Die fallite Firma schuldet an
Waaren und Darlehnen 100,000 Mark,
in der Masse liegen 15—20 Prozent, so
daß also in dem kurzen Zeitraum von l|
Jahren 80,000 Mark verwirthschaftet wor
den sind. Das Geschäft muß also an den
gesammten Verkäufen nichts verdient haben,
sonst hätte doch wenigstens ein Theil der
Spesen erübrigt werden müssen. Man ist
gewohnt, daß in Hamburg die Konkurs
meist ein sehr ungünstiges Erträgniß ab
geben, wie dies in keiner zweiten Stadt
Deutschlands der Fall ist, trotzdem ist wohl
aber ein solches Resultat, wie es hier mit-
getheilt wird, bei einem Umsatz von rund
160,000 Mark 100,000 Mark Schulden,
und dabei 80,000 Mark verschwunden, noch
nicht dagewesen!"
Eutin, 3. Aug. Das in der Nacht vom
Sonntag auf Montag hier aufgetretene
Gewitter nebst schwerem Sturin hat an
unseren Gärten und Alleen bedeutenden
Schaden angerichtet. So sind ihm wieder
6 der stärksten Ulmen unserer schönen Allee
nach Fissau zum Opfer gefallen, deren ge-
wältige Wurzelballen 2,5 Meter Tiefe und
wohl 4—5 Bieter breite Löcher in den
Weg gerissen haben. Im Schloßgarten ist
ferner nur noch eine der sehr starken
Ulmen beim Vogelhause bis in die Wurzel
mitten auseinander gebrochen, so das; auch
'diese entfernt werden muß. In Fissau
schlug der Blitz in einen großen Heu
diemen, der aufbrannte. Auch in Gleschen
dorf hat der Blitz ein Hans entzündet,
wie auch bei Hansühn.
Provinzielles.
In der letzten Sitzung der Stadtkollegien
zu Kiel theilte der Oberbürgermeister Fuß
mit, daß die von der Stadt Kiel für die
Kanalfestlichkeiten aufgewendete Summe
27,691 Mk. betrage.
Bei Trittau ging am 2. August Nach
mittags ein wolkenbruchartiger Regen her
nieder, der ungefähr 2 Stunden andauerte
und durch den viele Felder theilweise unter
Wasser gesetzt wurden. Auf den Koppeln
ah man nachher tiefe Rinnsäle, der fort
gerissene Boden lagerte an manchen Stellen
uderweise. Biele Pflanzen waren
chatsächlich entwurzelt, selbst alte Leute
wissen sich eines solchen Platzregens von
Io langer Dauer nicht zu entsinnen.
Neumünster, 5. Aug. Da die Wirth-
-chaften durch das Gesetz betr. die Sonntags
ruhe nicht betroffen werden, haben hiesige
Wirthschaftsgarten < Besitzer sog. Früh
schoppen-Concerte an den Sonntag
Vormittagen veranstaltet, die denn auch,
so lange der schwache Reiz der Neuheit
anhält, natürlich stark besucht werden. Es
hat die „Annehmlichkeit", daß damit die
Trinkerei statt sonst Nachmittags schon
Morgens beginnt.
Von der Eider, 4. Aug. Die Nach
frage nach fetten Schweinen ist im Westen
unserer Provinz in den letzten Wochen
eine regere gewesen. Schlachter und
Händler kaufen in den Marsch- und Geest-
distrikten wöchentlich zahlreiche Schweine
auf, welche jeden Sonnabend zum Versand
an den Hamburger Markt gelangen. Die
Preise sind darum in letzter Zeit etwas
gestiegen und bedingen 100 Pfd. Lebend
gewicht jetzt wieder 32—33 Mk. gegen
28 bis 30 Mk. im letzten Frühjahre und
gegen 40 Mk. im Vorjahre. Im Klein
handel kostet der Speck pro 100 Pfund
50 Mk., vor einem Jahre 60—65 Mk.
Die Preise sind immerhin im Vergleiche
gegen die sehr niedrigen Getreidepreise
hoch zu nennen. Im ganzen stehen die
Schiveine- und Speckpreise hier im Westen
unserer Provinz gewöhnlich um 2—3 Mk.
pro 100 Pfund Lebendgewicht höher als
im Osten, als z. B. in den Landschaften
Schwansen und Angeln, wo die Schweine
zucht einen besonderen Ruf genießt.
=$= Aus der Provinz, 5. Aug. Das
„Kirchliche Gesetz- und Verordnungsblatt"
enthält ein- Urkunde über die Theilung
der Gemeinde Dänischenhagen und die Er
richtung einer selbständigen Kirchengemeinde
Holtenau. Zu letzterer sollen eingepfarri
werden Dorf und Gut Holtenau, Knoop,
der Kanaldistrikt und Stift. — Aus der
Probslei Oldenburg wird bittere Klage über
die Zunahme der Unsittlichkeit geführt, die
namentlich in den Meiereien ihren Haupt-
heerd hat. Unter den 1105 Geburten
der Propstei waren 147 unehelich. Der
Prozentsatz der Abendmahlsgäste betrug
dort nur 10 pCt. im letzten Jahr.
Die Jtzchoer Zucker-Raffinerie verarbeitet
täglich 4000 Centner Rohzucker und zahlt
ur den im Auslande abgelieferten Zucker
täglich ungefähr 20,000 .JL. Konsumsteuer.
Zur Ausfuhr kommen täglich gegen 2000
Centner nach Dänemark, England, Bia
rokko, Arabien, Persien, Haiti re. Die
tägliche Produktion liefert 4500 große,
2500 kleine Broden, 700 Kisten Würfel-,
500 Sack Krystrallzucker und 600 Sack
gemahlener Raffinade, Melis und Farin.
In dem zwischen Ahrensburg und Tonn
dorf belegencn, zum Hamburgischen Staats
gebiet gehörigen Dorse Groß-Hausdorf
wurde gestern eine Blutthat ausge
iührt, welche in der Umgegend große Auf
regung hervorgerufen hat. An der Grenze
der idyllisch gelegenen Ortschaft wohnt der
Landmann Detlev Knack. Vorgestern traf
eine Tochter, die Frau Marie Bartels
aus Hamburg, welche mit ihren vier, im
Alter von 4 bis 9 Jahren stehenden Kin-
dern im Hause des Vaters und Großvaters
auf vier Wochen als Gäste die Sommer-
rische genießen wollte, ein. Während
Knack auf seinem Acker beschäftigt war,
wurde Frau Bartels gestern Nachmittag
das Opfer eines Unnienschen, des Schneider
gesellen Vogt aus Hamburg. Die Frau
saß mit ihren Kindern auf der Bank
vor dem Ellernhause. Plötzlich wurde sie
von Bogt von hinten gepackt und zu
Boden geworfen. Alsdann kniete der
entsetzliche Mensch auf die unglückliche
Frau nieder und brachte ihr mit einem
Dolchmcsser verschiedene Siichivunden bei,
so daß die Verletzte schwerlich am Leben
bleiben wird. Schreiend waren die Kinder
fortgelaufen und hatten den Großvater
herbeigeholt, der seine Tochter in einer
Blutlache, auf dem Boden liegend vor
fand. Der Thäter hatte bereits das Weite
gesucht. Die gesammte Bewohnerschaft
von Groß-Hausdorf machte sich, nachdem
die Blutthat bekannt geworden, zur Ver
folgung des Flüchtigen auf, doch war er
bis zur Stunde noch nicht ergriffen. Nach
Angabe der unglücklichen Frau Bartels ist
der Thäter der Schneidergeselle Vogt, der
zu Anfang., dieses Jahres am Hansaplatz
in Hamburg bei ihr gewohnt und ohne
Miethezahlung heimlich ausgezogen ist.
Was ihn zu der Missethat getrieben, ist
noch nicht ermittelt.
AuS NordschleSwiq, 3. Aug. Nördlich
von dem großen Festedter Moor, welches
unmittelbar jenseits der Landesgrenze liegt,
befindet sich eine Oedfläche, mehrere hun
dert Tonnen Landes groß, die mit Haide
kraut und Gestrüpp bedeckt ist. Zwischen
Moor und Gestrüpp hat dort, wie die „I.
N." erzählen, in den letzten 20 bis 30
Jahren ein Mann gewohnt, welcher mit
Recht als ein Sonderling zu bezeichnen ist.
In der ganzen Gegend ist er unter dem
Namen „Sören-Torfstreicher" bekannt. Er
war nie verheirathet, ist jetzt siebzig und
einige Jahre alt und hat stets ganz allein
in einer kleinen elenden Hütte gehaust, die
aus Pfählen errichtet ist und deren Wände
aus Grassoden bestehen. Die Hütte hat
keine Diele und keinen Schornstein, so daß
der Rauch sehen muß, wie er aus Rissen
und Oeffnungen entweicht. Alljährlich im
Herbst werden die ärgsten Oeffnungen in
der Hütte verkleistert, indem der Bewohner
Torf in die Löcher setzt und dieselben mit '
Kuhdung zuklebt. Er hat eine Kuh, die
ihren Platz hinter der Feuerstätte hat und
die im Sommer auf dem Moor grast,
während des Winters aber von getrockne
tem Haidekraut und etwas Moorheu lebt.
Zur Winterszeit hält Sören^ sich zumeist
im Bette auf. Im verflossenen Winter
kamen die Nachbarn nach einem mehrtä
gigen Schneetreiben bei der Hütte an, um
nachzusehen, ob der Alte nicht erfroren sei.
Aber Sören lag ganz gemüthlich im Bett,
und auf der Decke lag eine leichte Schnee
schicht, die der Wind durch die Fugen ge
jagt hatte. Einmal in jeder zweiten Woche
wandert Sören nach Riepen, um Nah
rungsmittel und ein Fäßchen Branntwein
zu holen; in den darauf folgenden Tagen
liegt er dann im Bett und trinkt, bis das
Faß leer ist. In jedem Frühjahr wandert
er ins Moor, um Kreuzottern zu fangen;
die Haut derselben trocknet er auf einer
Schnur unter dem Boden. Während des
Sommers geht er baarfuß, und trifft es
sich dann, daß er von einer Kreuzotter ge
bissen, eilt er schnell nach Hause, nimmt
ein Stückchen Kreuzotterhaut, zerreibt die-
selbe zu Pulver und streut es aus die
Milch, welche er trinkt. Das hilft stets,
so sagt er. In verschiedenen Dingen ist er
sehr geschickt, so u. A. im Nähen und
Stricken. Jetzt ist Sören alt, aber in
seinen jüngeren Jahren soll er ein tüch
tiger Torfarbeiter gewesen sein und gutes
Geld verdient haben.
Unter überaus großer Betheiligung der
Bevölkerung Nordschleswigs, zahlreicher
Kampfgenossen- und Kriegervereine, sowie
vieler aus der Provinz herbeigekommener
Fremden ging Sonntag - Nachmittag die
feierliche Grundsteinlegung des Bismarck-
Thur m e s auf dem K n i v s b e r g e bei
Apenrade vor sich, die mit einem großen
deutschen Volksfest verbunden war. Der
Landrath v. Uslar eröffnete die Feier mit
einem begeistert aufgenommenen Hoch auf
den Kaiser. Nach der vom Pastor Jacobsen
aus Scherrebeck gehaltenen eindrucksvollen
Weiherede wurden vom Vorstande des deut
schen Vereins, von den Landräthen und
anderen hervorragenden Persönlichkeiten
die Hammerschläge vollzogen; hieran schloß
sich die Festrede, welche Landrichter Schwarz
ans Flensburg an die Versammlung rich
tete. Das patriotische Fest nahm einen
überaus glänzenden Verlauf.
Itzehoe. Auf dem Schützenfcstplatz wurde
eine Taschendiebin, 11 Jahre alt, abgefaßt,
und stellt sich jetzt heraus, daß seit einem
Jahre fast täglich das Mädchen Taschen-
diebstähle ausgeführt, bei besondere^ Ge-
legenheiten drei bis sechs an einem -vage.
Jede Menschenansammlung, Jahrmarkt,
Beerdigungen, Wochenmärkke, Schaubuden,
besonders aber auch die Bahnhofsdiele in
der Nähe des Schalters rc. wurden von
dem Mädchen ausgenutzt. Wenn es zu
viel Geld hatte, warf es wohl etwas weg.
Das Depot hatte das Kind im Dünger
haufen hinter der elterlichen Wohnung.
Viel Geld wurde in Leckerbissen angelegt.
Die leeren Portemonnaies und nicht ver
wendbarer Inhalt, wie Eisenbahnbillets,
warf es regelmäßig in die Straßensiele.
Die Polizei, welche so viele Klagen von
Bestohlenen hören mußte, fahndete schon
lange, und es ist fast ein Räthsel, daß ein
Kind im Alter von 11 Jahren nicht schon
längst angelaufen ist. Die Eltern wissen
von nichts.
Für die projektirte Eisenbahn Kalten
kirchen-Bramstedt sind bis heute 243 000
Mark gezeichnet, darunter von Margarine«
fabrikant Mohr in Altona - Bahrenfeld
50 000 Mark. Es fehlen also an der
Baarsumme nur noch ca. 77 000 Mark.
Ein Pantoffelmacher aus Pinneberg
wurde wegen Majestätsbeleidigung
zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der
Staatsanwalt hatte l'/ 2 Jahre Gefängniß
beantragt. Die Anklage ist auf Grund
eines gut geschriebenen und gut stilysirten
anonymen Briefes erhoben worden.
Grünenthal. Die Arbeiten am Kaiser
Wilhelm-Kanal werden hier fortwährend
eifrig betrieben. An der Stelle, wo an
der dithmarscher Seite die Rutschungen
vorgekommen sind, arbeitet zur Zeit noch
ein Trockenbagger, um hier einen Theil
der Böschung ganz abzuheben, damit nicht
der Druck von oven zu groß ist. Die
Böschung wird hier unter einem kleineren
Winkel, w
Abschrägn!
Im Bette
noch zwei
tiefung de-
Schlämmn
nach den
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