Full text: Newspaper volume (1895, Bd. 2)

5. Slug. Ein neuer Ausbruch 
des Vesuv hat stattgefunden. Die aus 
drei neuen Oeffnungen hervorströmende 
Lava hat die umliegenden Ortschaften schwer 
heimgesucht; man bringt diesen neuen Aus 
bruch mit den in Venedig, Ferrara und 
Florenz verspürten Erdbeben in Zusammen 
hang. 
Frankreich 
Paris, 5. Aug. In Aniche bei Douay 
wurde gestern Vormittag, wie bereits 
telegraphisch gemeldet, ein Bombenattentat 
verübt. Man feierte das fünfzigjährige 
Dienstjubiläum des Minen - Direktors 
Vuillemin. Ein Bankett von tausend 
Gedecken, woran sämmtliche Angestellte 
theilnehmen sollten, war vorbereitet. Vor 
her begab sich Vuillemin in die Kirche. 
Als er dieselbe, umgeben von seinen 
Ingenieuren, verließ, feuerte ein Individuum 
fünf Schüsse auf ihn ab, von denen drei 
ihn in Wange, Rücken und Hand trafen. 
Die Menge stürzte sich ans den Attentäter, 
einen anläßlich des Ausstandes von 1893 
verabschiedeten agitatorischen Arbeiter 
Namens Decoux. Aber bevor sie ihn er 
reicht hatte, faßte er unter den Rock, um 
eine dort verborgene Bombe zu werfen' 
Sie platzte zu früh und schleuderte ihn, 
furchtbar verstümmelt, im Bogen zwei 
Meter weit fort. Er starb nach wenigen 
Minuten. Außerdem wurden noch zehn 
Personen verwundet und viele Fenster 
zertrümmert. Da Vuillemin sehr beliebt 
war, gerieth die Menge in große Wuth 
Der alte Decoux, der Vater des Atten- 
täters, trat in seiner Erbitterung den 
verröchelnden Sohn mitFüßen und 
rief ihm: „Canaille, Mörder" zu. Der 
Direktor konnte im Wagen heimbesördert 
werden. Seine Verletzungen flößen nur 
wegen des hohen Alters des Verwundeten 
Befürchtungen ein. Der Attentäter Decoux 
war 28 Jahre alt. Seine ganze Familie, 
Vater, Brüder und zwei Oheime, befanden 
sich im Zuge, in den Decoux die Bombe 
werfen wollte. Die Explosion riß dem 
Attentäter sämmtliche Kleider vom Leibe. 
Die Fetzen seiner Bekleidung wurden 20 
und 30 Meter entfernt gefunden. In 
einem stak eine Nummer des Jntransigeant. 
Der R> voider ist noch nicht gefunden. 
Zàà 
Wilhelmshöhe, 5. Aug. Die Kaiserin 
ist gestern Abend nach 8'/* Uhr mit den 
ältesten kaiserlichen Prinzen auf Station 
von ihm herauszubringen, so will ich durch 
alle mir zu Gebote stehenden Mittel diese 
Person zu bewegen suchen, auf eine gericht 
liche Verfolgung Ihres Bruders zu verzichten. 
Den Wechsel werde ich einlösen." 
„Gott segne Sie!" rief das junge Mäd 
chen, und noch ehe Wolfgang es zu hindern 
vermochte, ergriff sie seine Hand und 
drückte ihre Lippen darauf. 
Dann versank sie auf einige Augenblicke 
in Nachdenken. 
„Aber, ach! ich fürchte," sagte sie, „daß 
ich meinen Bruder nicht werde bewegen 
können, den Namen zu nennen." 
„Versuchen sie es wenigstens," ricth 
Wolfgang. „Auch ich werd'e sehen, was ich 
erfahren kann, und habe bereits Schritte 
gethan, die mich auf Erfolg hoffen lassen. 
Mag nun Ihr Bruder Ihnen die Aus 
kunft geben oder nicht, so müssen Sie von 
ihm getrennt und anderswo in Sicherheit 
gebracht werden. Ich werde niit meinem 
ehemaligen Vormund, dem Iustizrath Earns, 
sprechen, daß er sich Ihrer annimmt, und 
durch seine Familicnverbindungen, die er 
hier besitzt, eine geeignete Zufluchtsstätte 
für Sie ausfindig macht." & 
„Ach, Herr Baron," entgegnete Melanie 
traurig, „sind Sie vollkommen überzeugt, 
daß der Herr Justizrath in dieser Sache 
auch so fühlen und urtheilen würde, wie 
Sie? Aeltere Leute sehen die Dinge mit 
ganz andern Augen an, als die Jugend; 
das Herz wird durch Erfahrungen verhär 
tet und die Vernunft ist strenger als das 
Gefühl." 
„Sie kennen dm Justizrath nicht," lächelte 
Wolfgang, „obgleich alt an Erfahrung und 
reif an Urtheil, hat er sich doch ein junges 
Herz bewahrt. Er wird Ihnen den Schutz 
und Beistand gewährn und Ihnen den Weg 
zu einer achtbaren Existenz ebnen." 
Mehr kann ich nicht wünschen und ich 
werde ihm sehr dankbar dafür sein," sagte 
Melanie. „Aber er kann nie für mich thun, 
was Sie für mich gethan haben, Herr 
Baron, Sie haben mich aus der Tiefe der 
Verzweiflung gezogen und mir Trost gebracht, 
ohne sich dabei von einem selbstsüchtigen 
oder unedlen Gefühle leiten zu lassen! ich 
kann mir keinen anderen Mann denken, 
welcher mit gleich zartsinnigem, hochherzigem 
Wohlwollen, wie Sie, mir die Beschämung 
zu ersparen verstünde, ein hilfloser Gegenstand 
des Mitleids zu sein!" 
Baron von Sturen fühlte, daß er dieses 
Lob doch nicht ganz verdiene, und erinnerte 
sich, wie nahe er daran gewesen war, seiner 
Leidenschaft dm Sieg über seine Großmuth 
zu überlassen. 
Etwas verwirrt nahm er Abschied von 
Melanie Rettberg, nachdem er sie gebeten, 
alle Mittel anzuwenden, um von ihrem 
Bruder den Namen zu erfahren, den dieser 
-"-mißbraucht hatte. (Fortsetzung folgt.) 
Wilhelmshöhe eingetroffen und im offenen 
Wagen nach Schloß Wilhelmshöhe gefahren. 
Die angesammelte Menge begrüßte die 
Kaiserin enthusiastisch. 
Berlin, 5. Aug. Die Zahl der Theil 
nehmer an dem gestrigen großen Bete 
ranenappell betrug etwa 6000, die 
sich Nachmittags in der Kaserne des zwei 
ten Garde-Regiments versammelten, wo sie 
dort vom Ehrenpräsidenten der Gedenkfeier, 
General Zpchlinski, begrüßt wurden. Als 
dann setzte sich der Zug, an dessen Spitze 
in laubbekränzten Equipagen der Ehren 
Präsident und die Mitglieder des Festaus 
schusses, hierauf in sechs Equipagen 24 
weißgekleidete Ehrenjungfrauen fuhren, 
nach der Siegessäule in Bewegung. Dort 
wurde ein Riesenkranz mit der Widmung 
der Veteranen des deutschen Reiches nieder- 
gelegt, worauf sich der Zug durch das 
Brandenburger Thor, die Friedrichstraße 
nach dem Tempelhofer Feld bewegte. Auf 
der östlichen Seite erhob sich eine Kanzel, 
um die sich Ehrenjungfrauen, Offiziere 
und in weiterem Umkreise Veteranen grup 
pirten. Mit dem Choral „Lobe den 
Herren" begann hier die Feier. Der 
Superintendent Vorberg gab in einer be 
geistert aufgenommenen Rede einen Rück 
blick der großen Zeit von 1870 und schloß 
mit dem Gelöbniß, die erworbenen Güter 
heilig zu halten und treu die Alten zu 
bleiben in Gottesfurcht, Königstreue und 
Vaterlandsliebe. Hierauf folgte Gebet, 
,egen und Feldgottesdienst. General Zych 
linski hielt eine Ansprache an die Vete 
ranen, die mit neunfachem Hurrah auf 
den Kaiser ausklang. Der Choral „Nun 
danket Alle Gott" schloß die Feier, der 
Tausende in andächtiger Stimmung bei 
wohnten. 
Berlin, 5. Aug. Der Geh. Commerzien- 
rath Stephan, sowie die übrigen Direc- 
toren der preußischen Bodencredit- 
bank sind, wie das „Berl. Tagebl." hört, 
kürzlich auf Grund einer gegen sie ein- 
gereichten Denunciation vernommen worden. 
Die Denunciation lautete einerseits auf 
Meineid. Die bezeichneten Persönlichkeiten 
! sollen nämlich bei ihrer Vernehmung in 
dem vor einigen Jahren verhandelten 
Prozeß Gersdorff-Abrahamson wahrheits 
widrig geschworen haben, daß sie keine 
Provision genommen haben. In der ein 
geleiteten Untersuchung hat sich ergeben, 
daß die obige Aussage in der Prozeßver 
handlungen gegen Abrahamson nicht proto- 
kollirt worden ist. Bei der Vernehmung 
der Herren Stephan und Genossen haben 
diese ausgesagt, daß sie ihrer Erinnerung 
nach damals gesagt haben, für die Hypo 
theken, die in dem Prozesse Abrahamson 
in Rede standen, keine Provision genommen 
zu haben. Die Direktoren der Bank haben 
bei ihrer neuerlichen Vernehmung aus den 
Büchern bewiesen, daß ihre damaligen 
Aussagen zutreffend waren. Die oben er 
wähnte Denunciation bezieht sich dann 
auch darauf, daß sich die Direktoren der 
Bodencreditbank in demselben Prozesse 
einer strafbaren Beeinflussung eines Zeugen 
hätten zu Schulden kommen lassen. Nach 
den Aussagen dieses Zeugen und der 
Direktoren der Bank ist die Beschuldigung 
ebenso unbegründet wie die die Meindeid 
betreffende Denunciation. 
— Nach dem Entwurf eines Reichs 
apotheken-Gesetzes, der gegenwärtig 
der Begutachtung der Bundesregierungen 
unterliegt, verbleibt es, der „Freis. Ztg." 
zufolge, hinsichtlich der dinglichen Apothe 
kenberechtigungen bei dem bestehenden 
Recht, bis die Landesgesetzgebung zu deren 
Ablösung gegen Entschädigung schreitet. 
Dagegen hört in Betreff aller sonstigen 
zur Zeit übertragbaren Apotheken diese 
Uebertragbarkeit nach Ablauf einer gewissen 
Zeit auf. Der Termin hierfür, welcher 
keinesfalls vor das Jahr 1900 fallen soll, 
ist in dem Entwurf offen gelassen. Schon 
einmal war in einem Reichsgesetzentwurf 
von 1876 ein solcher Termin, damals von 
25 Jahren, normirt worden. 
Wie theuer ein einziger K u ß zu stehen 
kommen kann, mußte in Marienlverdcr ein 
junger Beamter zu seinem Leidwesen er 
fahren. Aus einer Bank vor dem R 'schen 
Hotel saß kürzlich Abends eine junge 
Dame. Als der junge Beamte nach sröh 
lichem Kneipgelage vor die Thür trat und 
die weibliche Gestalt auf der Bank erblickte, 
reiste der kühne Entschluß in ihm, der ein 
samen Jungfrau einen herzhaften Kuß aus 
zudrücken Gesagt, gethan. Kaum aber 
hatte der Adonis die Lippen der Dame mit 
seinem Munde, der nicht besonders geduftet 
haben mag, berührt, als die Unbekannte 
sich ihm zu erkennen gab und voll Zorn 
den ihr wohlbekannten Kußjäger auffor- 
gerte, als Sühne 50 Mk. an die Armen 
kaffe zu zahlen. Zerschmettert verließ hier 
auf der Missethäter die ihm unheimlich 
gewordene Stätte. Sein erster Schritt 
am nächsten Morgen war, 50 Mark bei 
den, Magistrat für die Stadtarmen zu 
zahlen. 
Saarbrücken, 5. Aug. Die Jubelfeier 
der Erstürmung der Spicherer Höhen 
wurde gestern hier begangen. Die Stadt 
prangt in herrlichem Festschmuck. In 25 
Sonderzügen sind 40,000 Fremde ange 
langt. Eine Gedenkfeier auf dem Krieger 
ftiedhofe in Sonct Johann begann den 
Tag in würdiger Weise. Am Nachmittag 
fand ein großartiger historischer Festzug 
statt, 1000 der ehemaligen Kämpfer von 
Spicheren nahmen an demselben Theil, die 
auf dem ganzen Wege überall mit stürmi 
schem Jubel begrüßt wurden. Außerdem 
marschirten etwa 15,000 Kriegstheilnehmer 
in dem Zuge. Daran reihten sich prächtige 
historische Gruppen, darunter die kurbran- 
denburgische Reitergarde Friedrich's II., die 
Nassau-Saarbrücker Garde, die Lützow'sche 
Freischaar, die Landwehr von 1813, die 
Erstürmer der Düppeler Schanzen und 
Gruppen, die das gegenwärtige Heer dar- 
stellten. Der Vorbeimarsch des Zuges 
dauerte eine Stunde. 
Den Austritt aus der Landes 
kirche haben in Luckenwalde bis jetzt etwa 
300 Personen angezeigt. Es geht das 
Gerücht, der Superintendent sei bereits 
nicht mehr im Amte. 
Einen höchst sonderbaren Streik ver 
ursachte in Heiligenstadt die vom Kreis- 
Ausschuß des dortigen Kreises beschlossene 
Herabsetzung der Fangprämie für Mai- 
käfer von 10 Pfg. auf 5 Pfg. das Pfd. 
Die Sammler stellten die „Arbeit" ein. 
Die 4prozentige Anleihe der Stadt 
Danzig im Betrage von 2 550 000 Mk. 
ist konvertirt worden. Ebenso ist der 
Zinsfuß der städtischen Anleihe von Glei- 
witz im Betrage von 550 000 Mk. von 
5 auf 314 pCt. herabgesetzt worden. Der 
Minister des Innern und der Finanz- 
minister haben die Genehmigung ertheilt. 
Die Würde einer königlichen Be 
hörde verbietet die Betheiligung an einem 
Festzug. Zu dieser Ansicht bekannte sich 
der Regierungspräsident v. Tiedemann 
aus Anlaß der Vorbereitungen, die für 
die Sedanfeier in Bromberg getroffen 
werden. An dem geplanten Festzug werden 
sich die königlichen Behörden nicht betheili 
gen. Als Grund dafür gab Herr v. Tiede 
mann an, „er halte es für unverein 
bar mit der Würde einer königlichen Be 
hörde, sich in corpore auf der Straße zu 
zeigen und nach dem Takte der Musik im 
Festzuge zu marschiren. Alle anderen Kor 
porationen seien durch Banner und Em 
bleme kenntlich, die Behörden hätten nichts 
Aehnliches: die Uniform zu tragen, in der 
man ihn (den Präsidenten) einmal für 
Napoleon gehalten habe, könne man den 
Beamten doch nicht zumuthen. Und außer- 
dem, wenn die Regierung einmal als 
Ganzes auftreten solle, so gehörten zu ihr 
auch die Unterbeamten bis zum letzten 
Aufwärter. 
Das braunschweigische Städtchen Cal 
vörde am Dröniling ist in der vergangenen 
Nacht von vier Feuersbrünsten heim 
gesucht worden. Zuerst brannten die Stal- 
lungen eines Oekonomen, kurze Zeit darauf 
an der entgegengesetzten Seite des Ortes 
eine Scheune und Stallung, bald darauf 
ein drittes Gebäude und endlich brach 
mitten im Ort bei einem Bäcker ein 
größerer Brand aus, der vier Gehöfte in 
Asche legte. Erst heute früh gegen 5 Uhr 
war die größte Gefahr beseitigt. Es sind 
zwei der Brandstiftung verdächtige Per 
sonen verhaftet worden. 
Der „Confectionär" schreibt aus Ham 
bürg: „In wie unverantwortlich leichter 
Weise oft Geschäfte geführt werden, be 
weisen Einblicke, die man bisweilen in Ge- 
schäftsfübrungen erhält, allerdings meistens 
leider erst, wenn es zu spät ist, nämlich 
beim Konkursverfahren. Das Räthsel 
der billigen Verkäufe, welche die gesammte 
solide Konkurrenz in empfindlicher Weise 
schädigen, findet alsdann gewöhnlich seine 
Auflösung, leider aber immer auf Kosten 
der Gläubiger, die in unerhörter Weise 
geschädigt werden. Geradezu haarsträubend 
ist der Bericht, welchen der deutsche Kre 
ditorenverband über den Konkurs von 
Abrahamson & Co., Hamburg, veröffent 
licht. Das Geschäft besteht 10, Jahre, hat 
einen Umsatz von 160,000 Mark gemacht 
und notorisch alle Waaren ohne Nutzen 
verkauft. Die fallite Firma schuldet an 
Waaren und Darlehnen 100,000 Mark, 
in der Masse liegen 15—20 Prozent, so 
daß also in dem kurzen Zeitraum von l| 
Jahren 80,000 Mark verwirthschaftet wor 
den sind. Das Geschäft muß also an den 
gesammten Verkäufen nichts verdient haben, 
sonst hätte doch wenigstens ein Theil der 
Spesen erübrigt werden müssen. Man ist 
gewohnt, daß in Hamburg die Konkurs 
meist ein sehr ungünstiges Erträgniß ab 
geben, wie dies in keiner zweiten Stadt 
Deutschlands der Fall ist, trotzdem ist wohl 
aber ein solches Resultat, wie es hier mit- 
getheilt wird, bei einem Umsatz von rund 
160,000 Mark 100,000 Mark Schulden, 
und dabei 80,000 Mark verschwunden, noch 
nicht dagewesen!" 
Eutin, 3. Aug. Das in der Nacht vom 
Sonntag auf Montag hier aufgetretene 
Gewitter nebst schwerem Sturin hat an 
unseren Gärten und Alleen bedeutenden 
Schaden angerichtet. So sind ihm wieder 
6 der stärksten Ulmen unserer schönen Allee 
nach Fissau zum Opfer gefallen, deren ge- 
wältige Wurzelballen 2,5 Meter Tiefe und 
wohl 4—5 Bieter breite Löcher in den 
Weg gerissen haben. Im Schloßgarten ist 
ferner nur noch eine der sehr starken 
Ulmen beim Vogelhause bis in die Wurzel 
mitten auseinander gebrochen, so das; auch 
'diese entfernt werden muß. In Fissau 
schlug der Blitz in einen großen Heu 
diemen, der aufbrannte. Auch in Gleschen 
dorf hat der Blitz ein Hans entzündet, 
wie auch bei Hansühn. 
Provinzielles. 
In der letzten Sitzung der Stadtkollegien 
zu Kiel theilte der Oberbürgermeister Fuß 
mit, daß die von der Stadt Kiel für die 
Kanalfestlichkeiten aufgewendete Summe 
27,691 Mk. betrage. 
Bei Trittau ging am 2. August Nach 
mittags ein wolkenbruchartiger Regen her 
nieder, der ungefähr 2 Stunden andauerte 
und durch den viele Felder theilweise unter 
Wasser gesetzt wurden. Auf den Koppeln 
ah man nachher tiefe Rinnsäle, der fort 
gerissene Boden lagerte an manchen Stellen 
uderweise. Biele Pflanzen waren 
chatsächlich entwurzelt, selbst alte Leute 
wissen sich eines solchen Platzregens von 
Io langer Dauer nicht zu entsinnen. 
Neumünster, 5. Aug. Da die Wirth- 
-chaften durch das Gesetz betr. die Sonntags 
ruhe nicht betroffen werden, haben hiesige 
Wirthschaftsgarten < Besitzer sog. Früh 
schoppen-Concerte an den Sonntag 
Vormittagen veranstaltet, die denn auch, 
so lange der schwache Reiz der Neuheit 
anhält, natürlich stark besucht werden. Es 
hat die „Annehmlichkeit", daß damit die 
Trinkerei statt sonst Nachmittags schon 
Morgens beginnt. 
Von der Eider, 4. Aug. Die Nach 
frage nach fetten Schweinen ist im Westen 
unserer Provinz in den letzten Wochen 
eine regere gewesen. Schlachter und 
Händler kaufen in den Marsch- und Geest- 
distrikten wöchentlich zahlreiche Schweine 
auf, welche jeden Sonnabend zum Versand 
an den Hamburger Markt gelangen. Die 
Preise sind darum in letzter Zeit etwas 
gestiegen und bedingen 100 Pfd. Lebend 
gewicht jetzt wieder 32—33 Mk. gegen 
28 bis 30 Mk. im letzten Frühjahre und 
gegen 40 Mk. im Vorjahre. Im Klein 
handel kostet der Speck pro 100 Pfund 
50 Mk., vor einem Jahre 60—65 Mk. 
Die Preise sind immerhin im Vergleiche 
gegen die sehr niedrigen Getreidepreise 
hoch zu nennen. Im ganzen stehen die 
Schiveine- und Speckpreise hier im Westen 
unserer Provinz gewöhnlich um 2—3 Mk. 
pro 100 Pfund Lebendgewicht höher als 
im Osten, als z. B. in den Landschaften 
Schwansen und Angeln, wo die Schweine 
zucht einen besonderen Ruf genießt. 
=$= Aus der Provinz, 5. Aug. Das 
„Kirchliche Gesetz- und Verordnungsblatt" 
enthält ein- Urkunde über die Theilung 
der Gemeinde Dänischenhagen und die Er 
richtung einer selbständigen Kirchengemeinde 
Holtenau. Zu letzterer sollen eingepfarri 
werden Dorf und Gut Holtenau, Knoop, 
der Kanaldistrikt und Stift. — Aus der 
Probslei Oldenburg wird bittere Klage über 
die Zunahme der Unsittlichkeit geführt, die 
namentlich in den Meiereien ihren Haupt- 
heerd hat. Unter den 1105 Geburten 
der Propstei waren 147 unehelich. Der 
Prozentsatz der Abendmahlsgäste betrug 
dort nur 10 pCt. im letzten Jahr. 
Die Jtzchoer Zucker-Raffinerie verarbeitet 
täglich 4000 Centner Rohzucker und zahlt 
ur den im Auslande abgelieferten Zucker 
täglich ungefähr 20,000 .JL. Konsumsteuer. 
Zur Ausfuhr kommen täglich gegen 2000 
Centner nach Dänemark, England, Bia 
rokko, Arabien, Persien, Haiti re. Die 
tägliche Produktion liefert 4500 große, 
2500 kleine Broden, 700 Kisten Würfel-, 
500 Sack Krystrallzucker und 600 Sack 
gemahlener Raffinade, Melis und Farin. 
In dem zwischen Ahrensburg und Tonn 
dorf belegencn, zum Hamburgischen Staats 
gebiet gehörigen Dorse Groß-Hausdorf 
wurde gestern eine Blutthat ausge 
iührt, welche in der Umgegend große Auf 
regung hervorgerufen hat. An der Grenze 
der idyllisch gelegenen Ortschaft wohnt der 
Landmann Detlev Knack. Vorgestern traf 
eine Tochter, die Frau Marie Bartels 
aus Hamburg, welche mit ihren vier, im 
Alter von 4 bis 9 Jahren stehenden Kin- 
dern im Hause des Vaters und Großvaters 
auf vier Wochen als Gäste die Sommer- 
rische genießen wollte, ein. Während 
Knack auf seinem Acker beschäftigt war, 
wurde Frau Bartels gestern Nachmittag 
das Opfer eines Unnienschen, des Schneider 
gesellen Vogt aus Hamburg. Die Frau 
saß mit ihren Kindern auf der Bank 
vor dem Ellernhause. Plötzlich wurde sie 
von Bogt von hinten gepackt und zu 
Boden geworfen. Alsdann kniete der 
entsetzliche Mensch auf die unglückliche 
Frau nieder und brachte ihr mit einem 
Dolchmcsser verschiedene Siichivunden bei, 
so daß die Verletzte schwerlich am Leben 
bleiben wird. Schreiend waren die Kinder 
fortgelaufen und hatten den Großvater 
herbeigeholt, der seine Tochter in einer 
Blutlache, auf dem Boden liegend vor 
fand. Der Thäter hatte bereits das Weite 
gesucht. Die gesammte Bewohnerschaft 
von Groß-Hausdorf machte sich, nachdem 
die Blutthat bekannt geworden, zur Ver 
folgung des Flüchtigen auf, doch war er 
bis zur Stunde noch nicht ergriffen. Nach 
Angabe der unglücklichen Frau Bartels ist 
der Thäter der Schneidergeselle Vogt, der 
zu Anfang., dieses Jahres am Hansaplatz 
in Hamburg bei ihr gewohnt und ohne 
Miethezahlung heimlich ausgezogen ist. 
Was ihn zu der Missethat getrieben, ist 
noch nicht ermittelt. 
AuS NordschleSwiq, 3. Aug. Nördlich 
von dem großen Festedter Moor, welches 
unmittelbar jenseits der Landesgrenze liegt, 
befindet sich eine Oedfläche, mehrere hun 
dert Tonnen Landes groß, die mit Haide 
kraut und Gestrüpp bedeckt ist. Zwischen 
Moor und Gestrüpp hat dort, wie die „I. 
N." erzählen, in den letzten 20 bis 30 
Jahren ein Mann gewohnt, welcher mit 
Recht als ein Sonderling zu bezeichnen ist. 
In der ganzen Gegend ist er unter dem 
Namen „Sören-Torfstreicher" bekannt. Er 
war nie verheirathet, ist jetzt siebzig und 
einige Jahre alt und hat stets ganz allein 
in einer kleinen elenden Hütte gehaust, die 
aus Pfählen errichtet ist und deren Wände 
aus Grassoden bestehen. Die Hütte hat 
keine Diele und keinen Schornstein, so daß 
der Rauch sehen muß, wie er aus Rissen 
und Oeffnungen entweicht. Alljährlich im 
Herbst werden die ärgsten Oeffnungen in 
der Hütte verkleistert, indem der Bewohner 
Torf in die Löcher setzt und dieselben mit ' 
Kuhdung zuklebt. Er hat eine Kuh, die 
ihren Platz hinter der Feuerstätte hat und 
die im Sommer auf dem Moor grast, 
während des Winters aber von getrockne 
tem Haidekraut und etwas Moorheu lebt. 
Zur Winterszeit hält Sören^ sich zumeist 
im Bette auf. Im verflossenen Winter 
kamen die Nachbarn nach einem mehrtä 
gigen Schneetreiben bei der Hütte an, um 
nachzusehen, ob der Alte nicht erfroren sei. 
Aber Sören lag ganz gemüthlich im Bett, 
und auf der Decke lag eine leichte Schnee 
schicht, die der Wind durch die Fugen ge 
jagt hatte. Einmal in jeder zweiten Woche 
wandert Sören nach Riepen, um Nah 
rungsmittel und ein Fäßchen Branntwein 
zu holen; in den darauf folgenden Tagen 
liegt er dann im Bett und trinkt, bis das 
Faß leer ist. In jedem Frühjahr wandert 
er ins Moor, um Kreuzottern zu fangen; 
die Haut derselben trocknet er auf einer 
Schnur unter dem Boden. Während des 
Sommers geht er baarfuß, und trifft es 
sich dann, daß er von einer Kreuzotter ge 
bissen, eilt er schnell nach Hause, nimmt 
ein Stückchen Kreuzotterhaut, zerreibt die- 
selbe zu Pulver und streut es aus die 
Milch, welche er trinkt. Das hilft stets, 
so sagt er. In verschiedenen Dingen ist er 
sehr geschickt, so u. A. im Nähen und 
Stricken. Jetzt ist Sören alt, aber in 
seinen jüngeren Jahren soll er ein tüch 
tiger Torfarbeiter gewesen sein und gutes 
Geld verdient haben. 
Unter überaus großer Betheiligung der 
Bevölkerung Nordschleswigs, zahlreicher 
Kampfgenossen- und Kriegervereine, sowie 
vieler aus der Provinz herbeigekommener 
Fremden ging Sonntag - Nachmittag die 
feierliche Grundsteinlegung des Bismarck- 
Thur m e s auf dem K n i v s b e r g e bei 
Apenrade vor sich, die mit einem großen 
deutschen Volksfest verbunden war. Der 
Landrath v. Uslar eröffnete die Feier mit 
einem begeistert aufgenommenen Hoch auf 
den Kaiser. Nach der vom Pastor Jacobsen 
aus Scherrebeck gehaltenen eindrucksvollen 
Weiherede wurden vom Vorstande des deut 
schen Vereins, von den Landräthen und 
anderen hervorragenden Persönlichkeiten 
die Hammerschläge vollzogen; hieran schloß 
sich die Festrede, welche Landrichter Schwarz 
ans Flensburg an die Versammlung rich 
tete. Das patriotische Fest nahm einen 
überaus glänzenden Verlauf. 
Itzehoe. Auf dem Schützenfcstplatz wurde 
eine Taschendiebin, 11 Jahre alt, abgefaßt, 
und stellt sich jetzt heraus, daß seit einem 
Jahre fast täglich das Mädchen Taschen- 
diebstähle ausgeführt, bei besondere^ Ge- 
legenheiten drei bis sechs an einem -vage. 
Jede Menschenansammlung, Jahrmarkt, 
Beerdigungen, Wochenmärkke, Schaubuden, 
besonders aber auch die Bahnhofsdiele in 
der Nähe des Schalters rc. wurden von 
dem Mädchen ausgenutzt. Wenn es zu 
viel Geld hatte, warf es wohl etwas weg. 
Das Depot hatte das Kind im Dünger 
haufen hinter der elterlichen Wohnung. 
Viel Geld wurde in Leckerbissen angelegt. 
Die leeren Portemonnaies und nicht ver 
wendbarer Inhalt, wie Eisenbahnbillets, 
warf es regelmäßig in die Straßensiele. 
Die Polizei, welche so viele Klagen von 
Bestohlenen hören mußte, fahndete schon 
lange, und es ist fast ein Räthsel, daß ein 
Kind im Alter von 11 Jahren nicht schon 
längst angelaufen ist. Die Eltern wissen 
von nichts. 
Für die projektirte Eisenbahn Kalten 
kirchen-Bramstedt sind bis heute 243 000 
Mark gezeichnet, darunter von Margarine« 
fabrikant Mohr in Altona - Bahrenfeld 
50 000 Mark. Es fehlen also an der 
Baarsumme nur noch ca. 77 000 Mark. 
Ein Pantoffelmacher aus Pinneberg 
wurde wegen Majestätsbeleidigung 
zu 6 Monaten Gefängniß verurtheilt. Der 
Staatsanwalt hatte l'/ 2 Jahre Gefängniß 
beantragt. Die Anklage ist auf Grund 
eines gut geschriebenen und gut stilysirten 
anonymen Briefes erhoben worden. 
Grünenthal. Die Arbeiten am Kaiser 
Wilhelm-Kanal werden hier fortwährend 
eifrig betrieben. An der Stelle, wo an 
der dithmarscher Seite die Rutschungen 
vorgekommen sind, arbeitet zur Zeit noch 
ein Trockenbagger, um hier einen Theil 
der Böschung ganz abzuheben, damit nicht 
der Druck von oven zu groß ist. Die 
Böschung wird hier unter einem kleineren 
Winkel, w 
Abschrägn! 
Im Bette 
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