MWWŞ
Korresp.", welcher nach Erklärungen sucht
sür die gegenwärtigen Schwankungen der
Getreidepreise, kommt nach Auszählung all
der Gründe, welche einen Aufschlag recht
fertigen würden, zu dem Ergebniß, daß
erfahrungsgemäß die Spekulation gerade
jn dem Momente, in welchem der Bauer
feine Saat zu Markte bringe, die inländi
schen Vorräthe in stärkerem Maaße heran
ziehe, um einen Druck auf das inländische
Getreide auszuüben und so den Bauer zu
schädigen. Wenn diese Behauptung, welche
eine Beleidigung des gesummten deut
schen Getreidehandels enthält, von irgend
einem Organ des Bundes der Landwirthe
aufgestellt worden wäre, so würde es nicht
der Mühe werth sein, sie zu widerlegen
Die „Nat.-Lib. Korrespondenz" aber müßte
wissen, daß jede künstliche Be ein-
flussung der Getreideprerse
ein Schnitt ins eigene Fleisch
wäre und daß dieselbe selbst mit den
größten Geldopfern nicht durchgeführt wer
den könnte. Hier scheitert alle Kunst an
der Macht der Verhältnisse. Die Schwank
ungen der Getreidepreise der letzten Wochen
erklären sich auf ganz natürliche Weise
durch eine Unterschätzung der noch vorhan
denen Bestände und durch eine Ueber
schätzung des argentinischen Erntedefizits"
— Einige Vorgänge an der
Berliner Universität entbehren
nicht des allgemeinen Interesses. So hat
vornehmlich die Wahl Adolf W a g n e r's
große Bedeutung. Wie erinnerlich, war
dieser Gelehrte wegen seiner volkswirth-
schastlichen und politischen Richtung die
Zielscheibe heftiger Angriffe im Parlament
(durch Frhrn. v. Stumm) und Presse, die
sogar zu Duellforderung und Beleidigungs-
klage geführt hoben. Daß der Lehrkörper
der ersten Universität des Reiches Adolf
Wagner jetzt zum Rector wählt, ist nicht
nur eine persönliche Genugthuung für ihn.
sondern eine Demonstration für die „Srei
heit der Lehre, und der Wissenschaft."
Auck ein anderer Fall, von dem die
„Franks. Ztg." berichtet, gehört in ge
Hussein Sinne hierher: Der zu Anfang des
Scwmersemesters vielbesprochene Versuch,
den Privatdocenten Dr. Leo Arons
wegen seiner Zugehörigkeit zur social
demokratischen Partei aus dem Lehrkörper
der Universität zu entfernen, hat nunmehr
in den Facultätsberathungen seinen Ab-
schluß gefunden. Die Facultät hat die
Remotion von Dr. Arons nicht be
antragt.
von Verbindung betrifft, auf wUche Sie an
gespielt haben, so mag ein Mann zu einer
solchen wohl durch eine Vereinigung ver-
hängnißvoller Umstände bestimmt werden
können, mit reiflicher Ueberlegung aber ver
möchte ich einen derartigen Plan nicht
fasten. Ich werde mich daher wohl hüten,
einen so gefährlichen Boden wieder aufzu
suchen."
„Nun. wenn Sie es nicht wollen, Baron,"
sagte Maitland, „so werde ich es thun."
„Vielleicht werden Sie die Willfährigkeit
nicht finden, die Sie erwarten, Maitland,"
versetzte Wolfgang empfindlich.
„Lieber Baron," lachte Maitland „Sie
haben kein Recht, für diese schöne Waise
Mitleid zu erwecken, und sich dann selbst
von ihr abzuwenden mit dem Entschlüsse,
einen anderen großmüthigen Mann zu ver
hindern, ihr seine Theilnahme zu bezeigen."
„Ich habe nicht gesagt, daß ich sie ver
lassen will," entgegnete Wolfgang. „Mein
nächster Gang führt mich zu meinem ehe
maligen Vormunde —"
„Dem Justizrathe Doktor Carus, der sich
täglich Bulletins über Ihr Befinden kommen
ließ?" W «W - .
Wolfgang .nickte. „Ich werde chm die
Geschichte der jungen Dame erzählen. Er
ist ein Menschenfreund und wird in dieser
Sache für mich alles thun, was ich persönlich
nicht thun kann."
„Sie handeln edel und gut, Baron, —
vielleicht nicht so praktisch für das Glück des
jungen Mädchens, als wenn sie sich für den
anderen Plan entschieden Hütten, aber alls
jeden Fall begehen sie keine Handlung, die
nicht wieder gut gemacht werden kann. Jeder
muß selbst am Bisten wissen, was ihn am
glücklichsten macht. Der eine liebt die leiden
schaftlichen Freuden, auf welche freilich, wie
wenigstens die Moralisten behaupten, auch
ebenso große Schmerzen folgen sollen; ein
anderer zieht die stilleren, bescheidenen Ver
gnügungen vor, die zwar weniger berauschend,
aber desto dauernder und über eine größere
Fläche ausgebreitet sind. „Thun Sie also,
was Sie für das Beste halten. Was die
Duellangklegenheit betrifft," fügte Maitland
hinzu, so werde ich diesen Rittmeister von
Kvssatz sagen, daß sic jede Entschuldigung
verweigern. Soll ich auch Ort und Zeit
bestimmen?"
„Ja, Maitland, und zwar sobald als
möglich. Ich schiebe dergleichen Dinge nicht
gern auf." .
„Sagen wir also morgen früh," schlug
Maitland vor. „Im Grünewald, halb sechs
Uhr. Für cm paar gute Pistolen werde ich
Sorge tragen, und dann wollen wir mit
diesem Herrn von Quinna schon fertig
werden. Es müßte ja mit dem Teufel
zugehen, wenn ein ehemaliger Husar __ einen
zitternden Feigling nicht über den Haufen
schießen sollte." (Fortsetzung folgt.)
Der Bau der Usambra-Eisen
bahn in Deutsch-Ost-Afrika schreitet rüstig
vorwärts. Die Bahn ist jetzt bis Ngomeni,
einem Dorfe im Digolande, im Betriebe,
und da der Unterbau bis gegen Muhesa
in der Nähe von Magila vollendet ist,
dürfte die Eröffnung der Strecke bis zu
diesem wichtigen Punkte in der nächsten
Zeit erfolgen. Damit aber wäre der vor
läufige Hauptzweck der Bahn, nämlich die
Verbindung der fruchtbaren Gegenden
Usambras mit dem Hafen von Tanga, er-
reicht. Die Bahn ist eine schmalspurige
mit 1 Meter Spurweite, ihre ganze An
läge ist durchaus sorgfältig ausgeführt.
şNach den Gutachten von Sachverständigen
ist mit Eröffnung der Strecke nach Ngo
meni die hauptsächlichste Schwierigkeit über
wunden, und auf Grund der nunmehr ge
wonnenen Erfahrungen wird die Fortsetzung
der Arbeit weiter gegen das Innere hin
verhältnißmäßig leicht sein. Auch was die
Rentabilität der Bahn anbetrifft, sind die
Aussichten günstig, denn schon jetzt findet
auf der verhältnißmäßig ganz unbedeuten
den Strecke Tanga-Ngomeni ein ständiger
Personen- und Frachtenverkehr statt. Mit
der Erreichung von Muhesa werden neue
blühende Länderstriche erschlossen und der
Bahn die aufblühenden Plantagengebiete
von Handel, die Plantage von Lewa und
die Mission Magila zufallen. Ferner wer-
den, falls die Verlängerung bis Korogwe
zur baldigen Ausführung gelangt, damit
nicht nur neue Plantagenländer erschlossen,
I sondern auch der Getreideverkehr Useguas
dahin konzentrirt.
Eine oft gerügte Spielerei hat
am Donnerstag denTod eines kleinen
Mädchens herbeigeführt. Der Berliner
Polizeibericht meldet: Jn der Gneisenau
straße fiel ein sünsjähriges Mädchen, als
es dort neben einem mit Heu beladenen
Wagen herging und etwas von der Ladung
herausziehen wollte, vor ein Hinterrad,
wurde über den Kopf gefahren und auf
der Stelle getödtet.
Jn einem Restaurant Unter den Linden
in Berlin wurden seit einigen Wochen die
dort aufgestellten Automaten mittels Nach
schlüssels geöffnet und ihres Geldinhalts
beraubt. Der Besitzer des Restaurants
kam nun auf folgenden Gedanken:
wurde eine sogenannte Hundepatrone ge
nommen, wie sie die Radfahrer benutzen
um bei Reisen über Land die lästigen
Dorfhunde zu verscheuchen. Als nun der
Automatenräuber mit einem Nachschlüssel
den Kasten, in welchem sich das Geld be
fand, öffnete, explodirte die Patrone. Der
Dieb war durch den Knall so verblüfft,
daß die Angestellten des Lokales, die den
Kniff ihres'Wirthes kannten, mit Leichtig
keit den Spitzbuben fassen konnten. Der
selbe ist ein 19jähriger elegant gekleideter
Mann, in dessen Besitz sich ein großes
Bund Nachschlüssel fand. Eine reichliche
Tracht Prügel und die Ueberführung nach
der Polizeiwache war sein vorläufiges
Schicksal.
—DieZeitschriftdesAllgemeinenDeutschen
Sprachvereins theilt folgende amtliche
S t i l p r o b e n mit: Aus dem „Reichs
Anzeiger: „In der gestrigen Berathung
des durch Zuziehung des General-Synodal
Vorstandes erweiterten Collegiums . des
evangelischen Oberkirchenraths über die in
Folge ddr Vorgänge bei dem im Herbst
F. in Bonn abgehaltenen Ferienkursus
kirchlichen Kreisen entstandene Beun
ruhigung gelangte man zu dem Schluffe,
daß zuvörderst noch die zur Beurtheilung
erforderlichen thatsächlichen Unterlagen der
Vervollständigung bedürfen." — Aus dem
Urtheile eines Königl. Preußischen Amts
gerichts: „Gegen den Beklagten mußte
daher die aus dem Urtheilstenor ersichtliche
Strafe sür den Fall eines Verwagens der
Verhinderung eines Schloßanbringens
wegen Vorliegens einer durch seine event
Handlung begehenden Besitzstörung ausge
chrochen werden." — Und da aller guten
Dinge drei, so mag die Musterleistung
„einer Preußischen Behörde", — sagt das
Blatt nur, den Namen rücksichtsvoll ver
schweigend — den Beschluß machen: „Wir
machen es ihnen daher besonders zur
Pflicht, die Unterstützungsbedürftigkeit der
Bewerber so sorgfältig zu prüfen, daß die
in der nach Anleitung des unserer Rund
Verfügung vom 31. März 1881 beige
gebenen Musters aufzustellenden Nach
Weisung enthaltenen Angaben als unbe-
dingt zuverlässig, bei Bewilligung und
Bemessung der Unterstützungen zu Grunde
gelegt werden können."
Am 1. Juli d. I. betrug die Zahl der
seit dem Inkrafttreten der Jnvaliditäts
und Altersversicherungs-Gesetzes erhobenen
Ansprüche auf Bewilligung
v o n A l t e r s r e n t e bei den 31 Per
sicherungs-Anstalten und den 9 vorhandenen
Kasseneinrichtungen 323,646. Bon diesen
wurden 256,414 Rentenansprüche aner
kannt und 56,168 zurückgewiesen, 3490
blieben unerledigt, während die übrigen
7574 Anträge auf andere Weise ihre Er
ledigung gefunden haben. Die Zahl der
während desselben Zeitraumes erhobenen
Ansprüche auf Invalidenrente
betrug 183,424. Bon diesen wurden
128,347 Rentenansprüche anerkannt und
37,544 zurückgewiesen, 9119 blieben uner
ledigt, während 8414 Anträge aus andere
Weise ihre Erledigung gefunden haben.
Unter den Personen, die in den Genuß
der Invalidenrente traten, befanden sich
2578, die bereits vorher eine Altersrente
bezogen.
Die Räume des kaiserlichen
Jagdhauses in Theerbude werden
gegenwärtig einer Erneuerung unterzogen.
Zur Vergrößerung des vor dem Jagd
hause gelegenen Platzes sind durch das
Hofmarschallamt die Besitzungen zweier
Häusler angekauft worden. Da die Häusler
in Theerbude bleiben wollen, aber ander-
weitig keine Wohnung finden, so wird
jetzt für sie in norwegischem Stile ein
Wohnhaus aufgeführt, worin sie bis zu
ihrem Lebensende Aufnahme finden sollen
Spandau, 2. Aug. Die kgl. Muni
st i o n s f a b r i k Hierselbst, die bisher
durchschnittlich 4000 Arbeiter und Arbeite
rinnen beschäftigte, entläßt bis zum
Oktober 900 Personen wegen Mangels
an Arbeit. 750 Arbeiterinnen und
150 Arbeiter erhalten die Kündigung. Jn
jeder Woche kommt ein Bruchtheil an die
Reihe.
Eine seltsame Erkrankung de
Hände und Arme hat sich in einigen
Gegenden der Mark unter den Land
l e u t e n gezeigt. Sie besteht in merk
würdigen, geschwulstartigen Anschwellungen
an den bezeichneten Gliedern, ohne daß
die davon Befallenen zunächst wußten,
wodurch sie sich das Leiden zugezogen. Die
ärztlichen Untersuchungen haben nun er-
geben, daß die betreffenden Landleute mit
Verletzungen an den Händen, wie sie ge-
rade die ländlichen Arbeiter so leicht und
häufig zuziehen, auf den Aeckern Kunst
dünger ausgestreut haben, welcher Chile-
Salpeter und Kalisalze enthalten hat. Die
Stoffe, die, wenn sie ins Blut gelangen,
äußerst gefährlich wirken, sind durch den
Kunstdünger in die offenen Verletzungen
eingedrungen und haben an den Händen
und Armen Entzündungen der Lymph
gefäße und damit Blutvergiftungen hervor
gerufen, welche in mehreren Fällen die
Amputation der erkrankten Gliedmaßen
nothwendig machten. Es wird daher au:
Grund dieser Feststellungen von ärztlicher
Seite dringend gemahnt, mit der geringsten
Verletzung an den Händen keinen solchen
Kunstdünger auszustreuen oder mindestens
nicht mit der Hand zu berühren.
Bei dem Brande in Brotterode lag
inmitten des Flammenmeeres am Markt
platz zwischen Nachbarhäusern eingebaut
das Amtsgericht, das, wie die meisten
Häuser des Fleckens, in Fachwerk errichtet
jedoch mit Falzziegeln gedeckt war. Ver
möge dieser feuersicheren Bedachung und
der' unausgesetzten Thätigkeit einer Feuer
spritze gelang es, das Gebäude eine ge
raume Zeit hindurch dem wüthenden
Elemente streitig zu machen. Schließlich
zwangen jedoch die Hitze und der Rauch
der benachbarten brennenden Gebäude die
Löschmannschaften, zur Rettung des eigenen
Lebens Spritze und Haus im Stiche lassen,
worauf beide in kurzer Zeit ein Raub der
Flammen wnrden. Leider sind hierbei
die Grundbuchakten und sonstige Urkunden,
welche in einem gewölbten Raum des
Amtsgerichts untergebracht waren, zerstört
worden. Von etwa 100 Bänden Grund-
büchern konnten nur ungefähr 15 gerettet
werden, welche noch dazu die Nachbarorte
betrafen, während die für den abgebrannten
Ort selbst gänzlich zerstört sind. Vernichtet
sind ferner eine Anzahl geöffneter Testamente
und die Standesamtsregister, die in Ab-!
schrift beim Amtsgericht aufbewahrt werden;
und da auch die Urschriften im Gemeinde
hause, ebenso wie die Kirchenhücher den
Flammen zu Raub fielen, so sind diese
Urkunden für alle Zeiten unwiederbringlich
verloren. Jn dem Raume befand sich ein
feuerfester Geldschrank, die Grundbücher
wurden in hölzernen Schränken, welche den
Wänden entlang aufgestellt waren, aufbe-
wahrt. Während die Grundbücher und
Urkunden gänzlich zu Asche verbrannt waren,
hatte sich der Inhalt des Geldschrankes,
kleinere Baarsummen und Kassenbücher, im
Feuer tadellos erhalten.
Wegen angeblich sozialdemokra-
t i s ch e r Tendenzen ist in Wiesbaden
das schon in den achtziger Jahren auf-
geführte Volksstück „ A us g e wi es en " von
Karl Böttcher verboten worden.
Jn dem badischen Dörfchen Altlußheim
in der Nähe von Speyer wurde jüngst
das Tollste von Fe st bum me lei
geleistet, was seit langem vorgekommen ist.
Am letzten Montag beging dort der Turn
verein in der feierlichsten Weise das Fest
seiner T r i n k h o r n e i n w e i h u n g !
An der Borabendfeier, ohne die es ja bei
keiner Festlichkeit mehr abgeht, Fackelzug
durch die Dorfstraßen, am Festlagsmorgen
Weckruf, daraus Festzug und hernach feier
liche Uebergabe des T r i n k h o r n S durch
zwei „Horndamen", wie diese weib
lichen Ehreuwesen wörtlich benannt wurden.
Ein Festball beschloß die hehre Feier, bei
ver es gewiß an ergreifenden, zu Herzen
gehenden Reven nicht gefehlt haben wird.
Vier auswärtige Turnvereine waren dabei
Gäste der Altlußheimer Horubesitzer. Und
das Alles um ein T r i n k h o r n.
Aachen, 4. Aug Den beiden iuhastirten
Alexiauerbrüdern Heinrich
und Jrenäus, die gleich nach Be
endigung des Mellageprozesses wegen Mein
eidsverdachts in Untersuchung gezogen
worden sind, ist die Anklage zuge
gangen. Bruder Heinrich wird sich wegen
wissentlichen Meineids vor dem Schwur
gericht, Bruder Jrenäus wegen fahrlässigen
Falscheids vor der Strafkammer zu ver-
antworten haben. Als Vertheidiger für
beide Angeklagte ist neben Rechtsanwalt
Oster von hier Rechtsanwalt Gammersbach
von Köln, bekannt aus dem Buschoff-Prozeß,
gewonnen worden. Wie der „F. Z." zu
plge verlautet, wird die Anstalt Maria
b e r g von der Provinzialverwaltung nicht
angekauft, sie ist nur auf vier Jahre ge
pachtet, doch hat sich die Provinzialver
waltung das Vorkaufsrecht gesichert.
Aus Württemberg, 4. Aug. Die zum
großen Theil beendigte Getreideernte
ist in diesem Jahre so ergiebig gewesen,
daß man thatsächlich mit der Frucht nich
weiß, wohin. Bäcker und Getreidehändler
haben bereits Plakate an ihren Laden
thüren und Comptoiren angebracht mit
der Aufschrift „Getreide-Offerten werden
nicht mehr angenommen." — Dazu ist
der Import russischen und österreichischen
Getreides bedeutend und zwar aus dem
Grunde, weil das deutsche Getreide ohne
Zusatz fremder Brotfrucht sich nicht als
hinreichend backfähig erweist. Würde, um
die inländischen Kornpreise zu heben, ja
um nur einen einigermaßen acceptablen
Verkauf möglich zu machen, der Import
alles ausländischen Getreides verboten
werden können (was ja nicht möglich ist),
würden die Bäcker nicht in der Lage
ein, die gewünschte backfähige und ge
wohnte Waare herzustellen. Daß unter
diesen Umständen aber die Getreide ver
kaufenden Landwirthe leiden, ist nicht
zu leugnen und unter Umständen ist sogar
die Existenz derselben fragwürdig.
Dresden, 2. Aug. Wie im Bericht der
hiesigen Handelskammer mitgetheilt wird,
hat sich die im vorigen Jahre innerhalb
der deutschen Glasindustrie geschlossene
Konvenrion der Bierseidel-
a b r i k e n gütlich wieder aufgelöst. Es
ist dadurch möglich geworden, mit den
angehäuften Waarenvorräthen, zu aller
diiigs gedrückten Preisen, aufzuräumen.
Leipzig, 2. Aug. Die Unsitte der Zu
sendung anonymer „W i tz k a r t e u" am
Neujahrstage scheint unausrottbar. Der
Musiker B., jetzt in Helmstedt, hat für
einen „Witz" einen Denkzettel in Gestalt
von 8 Tagen Gefängniß erhalten,
die ihm auferlegt wurden, weil er seiner
früheren Braut eine Karte unsittlichen, be
leidigenden Inhalts zusandte.
Daß in der Stadt Leipzig gelegentlich
auch Menschenhandel getrieben worden
ist, so lesen wir in Leipziger Blättern,
läßt sich wenigstens durch einen unkundlich
beglaubigten Fall nachweisen. Im Jahre
1686 erschien in Leipzig ein ungarischer
Kaufmann, der gefangene Türken ver
handelte. Hier wurde er zwei derselben
los, ein Weib Namens Heuscha, die Gattin
des türkischen Offiziers Mechmet Chiaußi
und Tochter Osman Paschas, und einen
etwa sechsjährigen Knaben, Sohn eines
Agas in Ofen. Die Frau tauschte ein
Kaufmann gegen einen Centner Zucker ein,
während der Knabe von einem anderen
Kaufmann sür zwanzig Thaler erworben
wurde. Die Frau brachte bald nachher
ein Knäblein zur Welt, das in der Nikolai
kirche, jedoch ohne Wissen und Willen der
Mutter, die den christlichen Glauben durch
aus nicht annehmen wollte, getauft und
Paulus benannt wurde. Bald nachher
wurde in derselben Kirche auch der äuge
kaufte Türkenknabe getauft und Christian
Joseph von Ofen benannt. Seine Tauf-
pathen waren der Bürgermeister Dr. Adrian
Sieger, Professor Dr. Born, Jungfer
Maria Barbara, Tochter des Superinten
denten Dr. Lehmann, des Rathsherrn Dr.
Falkner Jungfer Tochter Sibylle und der
Handelsherr Johann Jacob Keese. Am
6. September 1688 ließ sich nach langem
Zureden endlich auch die Türkin Heuscha
taufen. Sie empfing die Namen Christine
Sophie.
Aus der E i s e n b a h n f a h r t irr
sinnig g e w o r d e n ist ein blühendes,
junges Mädchen von ungefähr 18 Jahren,
welches gestern mit dem Hamburger
Schnellzuge von Hamburg aus auf dem
Lehrter Bahnhöfe eintraf. Ganz gesund
hat dasselbe mit ihren Angehörigen Ham
bürg verlassen; während der Fahrt begann
die Bedauernswerthe zu singen und die
mitfahrenden Passagiere zu belustigen. Bei
der Ankunft Hierselbst tobte das junge
Mädchen bereits derartig, daß sie mit
Hilfe einiger Beamten nach dem Bureau
der Bahnpolizei geschafft werden mußte,
von wo aus ihre sofortige Ueberführung
in die neue Charitee erfolgte.
Der Großherzog hat zum Neubau einer
Kirche im Dorfe Wustrow die Summe von
25 000 Mk. bewilligt, von der 12 500 Mk.
im Sommer 1896 und 12500 Mk. im
Sommer 1897 zum Bau verwendet werden
sollen. Die alte Kirche, die wegen Bau-
fälligkeit schon mit Stützen versehen und
später geschlossen werden mußte, wird
voraussichtlich noch in diesen Herbst ab
gerissen werden.
Jn Lübeck herrscht im Baugewerbe eine
solche Stille, daß um den Wiederaufbau
eines i« der Marlesgkube angebrannten
Gebäudes sich 50 Meister bewarben.
Hamburg, 3. Aug. Die Telephonlinie
Kopenhagen—Hamburg wird in aller
nächster Zeit fertiggestellt und gleich hinter-
her dann auch die Linie Kopenhagen-Berlin
dem öffentlichen Verkehr übergeben werden.
Die Linie Kopenhagen—Hamburg wird
!der „D. T." zufolge durch ein Gespräch
des Königs Christian IX. von Dänemark
mit dem hiesigen dänischen Generalkonsul,
Herrn Pontoppidan, und diejenige Kopen-
Hagen—Berlin durch ein Gespräch des
dänischen Königs mit Seiner Majestät dem
deutschen Kaiser, sowie der Minister des
Auswärtigen der beiden Länder eröffnet
werden.
Vor 14 Tagen reiste ein Hamburger
Geschäftsmann in Geschäftsangelegenheiten
nach der Schweiz, wo ihm vor einigen
Tagen ein Telegramm anzeigte, daß seine
Frau, die er in blühender Gesundheit ver
lassen hatte, schwer erkrankt sei. Als er
dann in Hamburg wieder eintraf, fand er
seine Frau in den letzten Zügen liegend
und konnte nur noch für immer von ihr
Abschied nehmen. Der Vorfall erschütterte
den bedauerswerthen Mann so furchtbar,
daß er in Geistesstörung verfiel und seine
Ueberführung ins Krankenhaus nothwendig
wurde.
Provinzielles.
Schleswig-Holstein. Die mit der Berufs
und Gewerbezählung dieses Sommers er
zielten Angaben über die Zahl der Be
völkerung liegen für eine Reihe von
Städten jetzt vor und lassen die Bewegung
der Bevölkerung in unserer Heimaths-
Provinz mit ziemlicher Deutlichkeit er-
kennen. Ziehen wir die Ergebnisse der
allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember
1890 zum Vergleiche mit heran, so ergiebt
sich folgendes Bild:
I. Städre von mehr als 10 000 Einwohnern.
14. Juni 1895 1.Dezbr.1890
145 678
92 730
39 547
21 704
21 567
16 970
14 341
13 700
11 848
143 249
69 172
36 894
17 539
20 571
15 123
13 195
12 481
9 803
Altona
Kiel
Flensburg
Neumünster
Wandsbek
Schleswig
Rendsburg
Itzehoe
Elmshorn
Wir ersehen durchaus eine allgemeine
Zunahme der Einwohnerschaft, die am
rapidesten ist bei Kiel, welches danach die
100 000 bald erreichen dürfte. Neumänster
hat Wandsbek überflügelt und hal^ die
Stelle Wandsbeks als viertgrößte Stadt
Schleswig-Holsteins eingenommen. Die
Reihe dieser Städte ist auf elf gestiegen,
indem Elmshorn die 10 000 über
schritten hat.
II. Städte von 5000—10000 Einwohnern.
14. Juni 1895 I.Dezbr. 1890.
8576
7268
6018
5537
5506
5168
8397
6761
5958
5311
5361
5120
Da die Angaben der letzten Zählung
über Heide, Eckernförde und Lauenburg
nicht vorliegen, ersehen wir nur ein lang
sames Wachsen der Einwohnerzahlen, das
sich am stärksten bemerkbar macht bei
Husum und mit dem lebhaften Handels-
verkehr, den großen Biehmärkten dieses
Ortes im Zusammenhang stehen wird.
III. Städte von unter 5000 Einwohnern.
14.Juni 1895 I.Dezbr. 1890
4159
3789
3368
3212
2716
2760
2492
2337
iur die 5
verpflicht«
wenn dies
Allgemein
^-Grundsatz
Du Dir
4751
4200
3598
3409
3071
2876
2405
„„ 2394
Aus dieser Zusammenstellung, die leider
wegen der noch ausstehenden Zahlen keine
vollständige sein kann, ergiebt sich, daß
nur die einzige Stadt Kappeln in der
Bevölkerung bemerklich zurückgegangen ist,
während alle anderen —- Oldesloe sogar
eine ziemlich bedeutende — Zunahme auf
zuweisen haben. Ein Kuriosum weist
unsere Provinz aus in einem Dorf, das
wir seiner Bevölkerungszahl unter I.
hätten aufführen müssen, es ist Gaarden
im Kreise Plön mit 11813 Einwohnern.
Schleswig-Holstein. In den Zeitungen
liest man häufig, daß Niemand irgend einer
Person etwas borgen solle, da die an
kündigende Person für nichts auskomme.
Dergleichen Anzeigen, welche Familien-
zwistigkeiten ans Licht bringen sind leidigen
Charakters und zumeist überflüssig. Das
Gesetz sagt schon ob für solche Darlehen
auszukommen ist oder nicht, das Letztere
ist so ziemlich die Regel, und an solchen
Gesetzesbestimmungen ändert keine Zeitungs-
annonce etwas. Wo auf der einen «eite
Gegenstände in Betracht kommen, me zu
der entsprechenden Lebenshaltung gehören,
da kann sich Niemand den ihm zukommenden
Verpflichtungen entziehen, mag er inseriren,
jo viel er will. Noch überflüssiger sind
die Zeitungsannoncen, in welchem es heißt,
daß^ die Zahlung einer Schuld nur daun
erfolge, wenn bis zu einem bestimmten
Termin die Rechnung präsentirt sei. Das
ist Schnickschnack und ohne wirksame Kraft.
die prom:
ligsten Ei
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' welche sie
Altona
Oder nach
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