Inland.
— Das Sparkassengesetz, dessen
Inangriffnahme vor längerer Zeit ange-
kündigt war, ist, wie die „Zeitschrift für
das Versicherungswesen" erfährt gegen-
wärtig im Ministerium des Innern in der
Ausarbeitung begriffen und in seinen Grunde
zögen der Vollendung nahe. Dasselbe be-
schränkt sich auf die öffentlichen
Sparkassen, d. h. auf Institute, die
die von kommunalen Verbänden, unter deren
Garantie ins Leben gerufen sind und unter
der Verwaltung und Aufsicht dieser Ver
bände stehen.
— Eine Verstärkung der Pionier-
bataillone von vier auf fünf Kompag
nien soll nach der K. K. Z. beabsichtigt
sein, es würde sich also, da nur das Garde
Pionierbataillon und die beiden baierischen
Pionierbataillone bisher fünf Kompagnien
haben, um die Errichtung von 17 neuen
Kompagnien handeln.
— Die Affäre Kotze haben zwei
Jndustrieritter ausnutzen wollen. Es sind
zwei Schwindler festgenommen, worden,
deren einer sich unter dem Namen von
Schmitt bei Herrn v. Kotze eingeführt nnd
ihm mitgetheilt hatte, er besitze durch einen
Zufall den Schlüssel zu den Vorgängen
Er habe in einem vornehmen Weinrestaurant
seit einiger Zeit zwei Herren beobachtet
und belauscht und sei dadurch auf die
Spur gekommen. Seitens der Familie
v. Kotze wurde jedoch, ehe man sich mit
Herrn „v. Schmitt" einließ, ein Oester-
reicher mit Ermittelungen beauftragt.
Diesem soll es gelungen sein, den Schwindel
aufzudecken. Er fand auch einen Genossen
„von Schmitt's" und belegte seine Angaben
derart, daß eine polizeiliche Verhaftung
der beiden Verbündeten, von denen der
Eine Unter den Linden, der Andere in der
Friedrichstraße festgenommen wurde, erfolgen
konnte. Es sind dabei, wie es heißt, den
Hochstaplern achtzehn Briefe abgenommen
worden, in denen mehrfach die Reise
eines bekannten Anwalts nach Paris er
wähnt ist.
— Zu einer Strafanzeige wegen
Erpressung hat, wie ein Berichterstatter
mittheilt, der Bierboykott in einem Einzel
fall Veranlassung gegeben. Ein Berliner
Gastwirth hat neben seiner zahlreichen aus
bürgerlichen Parteien zusammengesetzten
Kundschaft u. a. auch Lieferungen für die
Arbeiter von drei Fabriken, welche an N.
die Forderung richteten, das bislang ge
führte Bier der Schultheißschen Brauerei
durch ein nicht boykottirtes Getränk zu
ersetzen. Da jedoch die bürgerliche Kund
schaft nur boykottirtes Bier trinken wollte,
der Gastwirth von einer Partei allein nicht
zu leben vermochte, machte er den Ar
Leitern das Anerbieten 40 Mark für deren
Parteikasse zahlen zu wollen, wenn ihm
gestattet würde, neben nicht boykottirtem
Bier, solches aus der Schultheißschen
Brauerei auszuschänken. Hiermit war
jedoch die Boykottpartei nicht einverstanden
sie erklärte vielmehr diese Erlaubniß nur
geben zuwollen, wenn Herr N. 100 Mk
an die Parteikasse abführen werde. Ein
nicht sozialdemokratischer Kunde, welcher
von diesen Unterhandlungen erfahren, hat
nunniehr Strafanzeige gegen den Führer
der Arbeiterpartei und zwar wegen Er
Pressung erstattet.
— Wie der „Vorwärts" mittheilt, hat
sein verantwortlicher Redakteur P ö t s ch
jüngst eine richterliche Vorladung in der
Strafsache „wider Unbekannt" wegen Ver
öffentlichung des N i e d e r b a r n i m e
Erlasses betr. die Zugehörigkeit der
Rekruten zur Sozialdemokratie erhalten
Herr Pötzsch hat die Zeugenaussage ver
weigert, weil er dadurch evtl, selbst in ein
strafgerichtliches Verfahren verwickelt wer
den könnte.
— Die Kommission der Saalbesitzer
Berlins und Umgegend hielt am Diens
tag tvieder eine Sitzung ab, in welcher
berichtet wurde, daß die a l l g e m e i n
Sperre bisher kaum verspür
worden ist. Am Sonntag seien die
Ausschanklokale der Brauereien überall
überfüllt gewesen. Bei den Gastwirthen
die hauptsächlich mit Fabrikkundschaft zu
rechnen haben, ist der Rückgang im Ver
kauf von „Ringbier" kaum merklich, !vas
auch dadurch bestätigt werde, daß nur
wenige Unterstützungsgesuche von solchen
Gastwirthen eingegangen sind. Die Kom
der Alters- und Jnvaliditätsver
sicherung erklärt. Vertreten waren 65
Städte. Der Leiter der Versammlung
ist der Bnndesvorsitzende Wollschläqer
Berlin.
„Bst! — die Haushälterin Seiner Excellenz
sind übelgelaunt — folglich — also — u. s. w
-— u. s. w. — Prost, — Herr Hofmarschall!
Aber Sie schneiden heute selbst bei Ihrem
geliebten Aldegunder ein saures Gesicht!"
neckte der Flügeladjutant.
„DaS ist nicht der Aldegunder — es ist
doch die Haushälterin," nahm Herr Schunk
seinen Wein in Schutz. — —
(Fortsetzung folgt.)
- „Wir sollen un§ an diese Welt nicht hängen
und nicht in ihr heimisch werden; noch 20 oder
30 Jahre, im glücklichsten Falle, und wir beide
sind über die Sorgen dieses Lebens hinaus, und
unsere Kinder sind an unserem jetzigen Stand
punkt angelangt und gewahren mit Erstaunen,
daß das eben so frisch begonnene Leben schon
bergab geht. Es wäre des An- und Aus
ziehens nicht werth, wenn es damitvor-
bei wäre."
Fürst Bismarck
am 16. Aug. 1861.
Mission bewilligte indessen doch in ihrerlfängniß und 1500 Jl Geldstrafe Die
gestrigen Sitzung an solche kleine Gast- beiden ersten Direktoren Boß und Fortsch
Wirthe Unterstützungen in Höhe von 2500 die die Bankgeschäfte des Instituts fast
Mark. Bei der Saalkommission sind wieder durchweg selbstständig führten, während
beträchtliche Geldsendungen aus den Kreisen Grothe sich eigentlich nur als Buchhalter
der Industriellen eingegangen. Bon der betrachtete, haben sich s. Z. der Verant-
Dachdecker-Innung ist der Saalkommission Wortung durch Selbstmord entzogen. Der
angezeigt worden, daß diese in ihrer letzten Bankverein, frühereine Genossenschaft seit
Sitzung eine namhafte Summe zur Unter- 1889 Aktiengesellschaft mit einer Million
stutzung der Gastwirthe bewilligt habe; Mark Kapital, ist durch unsinnig hohe
andere Innungen würden ebenfalls den Kredite zu Grunde gegangen, die einzelnen
Gastwirthen Geldunterstützungen zukommen Firmen gewährt worden, z. B. Becker u
lassen. Am Donnerstag Nachmittag soll Schulze-Naumburg rund 3 Millionen .41
un Buggenhagenschen Saale am Moritzplatz Gothe u. Heidrich-Berlin rund 400000UT
eine allgemeine Versammlung der Saalbe- Bartenstein-Berlin 116400 Jl., Ehrhardt
itzer stattfinden, zu der aber nur Saalbe- Naumburg 92 380 Jl. Nur Bartenstein
cher Einlaß finden. Gegen den Unfug, hat seine Schuld an den Bankverein voll-
welchen „zielbewußte Genossen" durch Be- bezahlt. Becker u. Schulze haben ihren
chädigungen von Firmenschildern der Gast- Bergwerksbetrieb für die Schuld von 3
Wirthe, Beschmieren von Thüren, Tischen Millionen abgetreten und die Bank hat
rc. verüben, soll in energischer Weise vor- dafür von einem Berliner Konsortium nur
gegangen werden. Gegen drei dabei er- 100000 jl erhalten. In dem Konkurse,
tappte Boykotteure ist bereits der Straf- der seit Jahren vom Kredite des Bank-
antrag wegen Sachbeschädigung gestellt Vereins existirenden Firma Gothe u. Neid-
worden. Den Gastwirthen soll empfohlen rich, sind im Ganzen 2,89 pCt. erzielt
werden, in jedem derartigen Falle die worden. Die Deutsche Genossenschaftsbank
Thäter feststellen zu lassen und zur An- Sörgel Parrisius war mit 225 000 JL
zeige zu bringen. Hervorgehoben wurde bei dem Bankverein betheiligt. Als ihr
das große Solidaritätsgefühl der Saalbe- Direktor zur Prüfung der Lage erschien
itzer. Auch Saalbesitzer Behse (Renz Sa- nahm sich Boß das Leben. Wie in vielen
lon, Naunynstraße) hat jetzt den Sozial- anderen Fällen hatte sich der Aufsichtsrath
demokraten die Freundschaft gekündigt und in seinem unbeschränkten Vertrauen zu Boß
sich den Saalverweigerern angeschlossenen sträfliche Sicherheit wiegen lassen, bis
obwohl er nur auf Arbeiterkundschaft an-die Katastrophe eintrat. Mehrere Aufsichts-
gewiesen ist. Eine von der Saalkommission rathsmitglieder haben ihre Schuld bereits
zu veröffentlichende Erklärung über den mit Leben und Vermögen gebüßt. Die
Stand des Boykotts soll in der nächsten Aktionäre der Bank haben ihr ganzes
Saalbesitzerversammlung beschlossen werden. Kapital verloren, die Gläubiger einen
— Der „Vorwärts" hält es für ange- Theil; 10 pCt. erhalten letztere demnächst
zeigt, zwischen den Sozialdemokraten noch, dann dürfte es noch 1 bis 2 pCt.
und Anarchisten eine besondere Scheidung geben
inb T- er Eisleben, 17. Juli. Wie bekannt, war
^n St. Gallen von 1887 L or xjmger Zeit Baurath Henoch aus
lederholt auf Grund deren die anar- Gotha in unserer Stadt, um bezüglich der
ŞĢşischŞheorie als antrsozr- bedrohenden Erdsenkung en Unter-
ilistisch bezeichnet wur.e. Liebknecht auß^te s^chungen vorzunehmen und ein Gutachten
ich damals gegen die Anwendung von Ge- L, dieser Angelegenheit zu erstatten. Das
walt, die überhaupt nicht revolutionär Gutachten ist nun längst erstattet, aber es su
onberrt weit häufiger ein reaktionärer «sä I toirb in einer geradezu auffälligen Weise 5
revolutronarer Faktor gewesen sei. Die ^heim gehalten. In der letzten Sitzung
Verzweiflungstaten Einzelner seren keine unserer Stadtverordneten erklärte
revolutionäre Taktik In ähnlichem Sinne Bürgermeister Welcker auf eine Anfrage,
war auch die damals beschlossene Resolution daß das Gutachten bei dem Oberbergamt
s «Î . " f, t -U d. zu Halle sich befinde und daß es trotz
, "Torwart» ^ berichtet, ist der wiederholter Vorstellungen bei dem Re-
ozialistische Prediger v. Wachter iN gàngspräsidenten nicht möglich sei, eine
Srafel in Westfalen toierf}astet loorben,ļgibfdtļrift von dem Gutachten zu er-
und zwar wegen Gotteslästerung tnL a itett. Man ist sehr unwillig über die
einer Volksversammlung. Heimlichkeiten, um so mehr als' die Kala-
Bromberg, 18. ^ult. Der seit f un J[ mität der Erdsenkungen bereits so üble
Tagen vermitzte Burgerschullehrer und Folgen gehabt hat, daß die Stadtverord-
Chemnitz ist heute frühsten in ihrer letzten Sitzung 15500 ^ i inteUiaent oit schelmisch in die Welt klickt
als Leiche rm Bromberger Canal aufge- ^-s den Sparkassenüberschüssen des letzten intelligent, oft schelmisch rn die Welt blicken
N-u -n Uwrden, ob em Unfall oder ein Jg^es für Untersuchungen in der Zeißing-
Berbrechen vorliegt, ist noch nicht festgestellt, s^-aße und für die Beseitigung der durch
Der Verstorben^ hatte viele Nebenämter, die Erderschütterungen an der städtischen
Danzig, 18. ^uli. Nach emer Meldung Wasserleitung entstandenen Beschädigungen
des Staatskonimissars ist gestern em Flößer k a6en bewilligen müssen
ÎÏ!Sfata "imf Ä *““• d-n IM, B-chnmd imHk
stockn. z-nier ind im g.»ff- *1* f •**“>«
gestern 2 honte Stößer, der (£t»fan »erJ 6E Wtederzulo,lung der Reden,Mr,sen
doch», onigenommen worden. genehmig, hode. große Srafc Sie (Motten
©rauben j, 17. In«. Ans «rostenfc*”- à Ì1'S?!!
Rostock, 17. Juli. Der 23. Kongreß
deutscher Barbiere und Friseure beschloß
in seiner heutigen Sitzung, ferner Peti
tionen einzureichen, welche sich gegen die
Ausdehnung des Unfallversicherungsgesetzes
auf Barbiere und Friseure sowie gegen
die Konkurrenz der militärische
Barbierstuben richten.
Als Nachfolger Pettenkofer's ist zum
ordentlichen Professor für Hygiene und
Bacterienkunde an der Universität München
Dr. Hans Buchner, bisher außerordent
licher Professor an der Universität München,
ernannt wordeu. Er übernimmt zugleich
mit der Professur die Leitung der Münchener
hygienischen Universitätsanstalt.
In Braunschweig lebt ein Wunder
kind, das gegenwärtig die ärztlichen und
pädagogischen Kreise dieser Stadt auf das
Lebhafteste interessirt, und alle erklären,
daß sie vor einem ungelösten Räthsel
tehen. Jenes Wunderkind ist das k a u m
zweijährige Söhnch en des Schlachter
Meisters Pöhlert am Südklint, das im
Stande ist, jede Schrift, ob geschrieben
oder gedruckt, ob deutsche oder lateinische
Schrift, jede zweistellige Zahl glatt und
korrekt zu lesen. Der Junge ist nicht
etwa systematisch in die Kunst des Lesens
eingeführt worden — was übrigens bei
einem noch nicht zweijährigen Kinde ein
Ding der Unmöglichkeit wäre, — sondern
hat sie spielend erlernt. Als er etwa
anderthalb Jahre alt war und ihn seine
Großmutter öfter spazieren führte, zeigte
er schon ein lebhaftes Interesse für
Schilder- und Plakatinschriften und noch
mehr für die Schaufenster der Buchläden;
über alles Gedruckte mußte ihm Rede und
Antwort gestanden werden. Im väterlichen
Hause wendete er seine Aufmerksamkeit
vornehmlich Büchern und Zeitungsblüttern
zu, und eines Tages, nachdem das Kind
einen Namen — Otto heißt es — ge
chrieben gesehen hatte, zeigte es freude
trahlend auf denselben Namen, den es in
einer Zeitung fand. Von dem Augenblick
ab begann das Kind, so ziemlich alles
Gedruckte und Geschriebene zu lesen, ab-
gesehen von schwierigen fremdsprachigen
Wörtern. Es ist, abgesehen von der Kunst
des Lesens, ein körperlich und geistig voll
kommen auf dem Niveau anderer gleich
altriger Kinder stehendes Kerlchen; ein noch
in langen Kleidchen steckender kleiner
Blondkopf, dessen braune Augen recht
bei Graudenz werden heute acht cholera- .waren die Häuser beflaggt und
verdächtige Flößer gefunden und nach baS Ereigniß wurde rührig besprochen
der Cholerabaracke gebracht, einer sterbend. Elberfeld, 17. Juli. In Remscheid
Festgestellt wurde, daß die Flößer drei Lobach tödtete der Schuster Waßmuth,
Tage nickts gegessen hatten. Die à Trunkenbold, seine Frau, welche ihm
Strohhütten ans den Trasten sind sofort Geld zum Kaufen von Schnaps ver-
verbrannt worden und sonstige Borsichts- weigerte, nnt einem Hammer. Der Mörder-
maßregeln getroffen. ist entflohen.
Das Jagdschloß des Kaisers in Sümmern b. Iserlohn, 12. Juli. Bis
Theerbude soll noch in diesem Jahre um Abends 10 Uhr war das hies. Schützenfest
ein prachtvolles, zum Jagdhause führendes schön und ruhig verlaufen. Zum König
Thor in norwegischem Stile erbaut werden, ş hatte sich der Sohn des Mirths Schmidt
Die Zeichnungen hat Baumeister Swewe, im nahen Bade Marienbrunnen „geschossen",
der Erbauer des Schlosses, entworfen. der sich die Tochter eines reichen Gutsbe-
Der Bürgermeister der Stadt Pitscheu sitzers zur Königin erkor. Plötzlich fielen
in Oberschlesien hat eine Theilnahme an hinter dem Festzelte kurz nacheinander zwei
der in Ratibor stattfindenden Konferenz Schüsse, und als man nachsah, sandman
schlesischer Bürgermeister abgelehnt, weil am Boden liegend ein Dienstmädchen, das
k die auf der Tagesordnung stehende Be- aus zwei Wunden aus der Brust blutete,
sprechung über das neue Kommunalab- Wie sich herausstellte, hatte das Mädchen
gabengesetz für Pitschen wenig Interesse n u s E i f e r s n ch t ans die K ö n i g i n
habe. Und das ist in der That der Fall, in selbstmörderischer Absicht die Waffe au,
denn die finanziellen Verhältnisse dieser sich gerichtet. Der Entschluß freiwillig aus
Gemeinde sind so günstig, daß sie — dem Leben zu scheiden, reifte bei dem Mäd
Kommunal steuern überhaupt nicht chen in dem Augenblick, als ihm in Jser
erhebt. Glückliches Pitschen! lohn von dem Ausgang des Königsschießens
Der Schlosser Georg Schulze in Mühl- und von der Person der erkorenen Königin
Hansen in Thüringen hatte einem Pfe nnig Mittheilung gemacht wurde; es begab sich
durch Aetzung mit einer Säure ein weiß- sofort allein auf den Weg von Iserlohn
liches Aussehen verliehen und sein Freund und vollführte nach seiner Ankunft uuver
Zellmailn dies Geldstück als „Fünfer" züglich die unselige That.
beim Branntweinkauf in Zahlung gegeben. Würzbnrg. 17. Juli. Der Garten
Der Fall ivar zur Anzeige gebracht und etablissement-Besitzer Anton Küchenmeister
von der Staatsanwaltschaft gegen Beide der, weil er Studenten-Paukerei
Anklage wegen Münzvergehens erhoben in seinem Lokal geduldet hatte zu 23 T
worden. Am 11. Juni standen nun die
Angeklagten vor dem Schwurgericht in
Erfurt und die interessante Verhandlung
nahm mehrere Stunden in Anspruch. Das
Urtheil lautete auf Freisprechung des
Fälschers" Schulze, während Zellmann
wegen Betruges drei Tage Gefängniß zu
diktirt erhielt.
Naumburg a. S., 14. Juli. In dem
Prozesse gegen den dritten Direktor des
allirten Nanmburger Bankver
eins Grothe, erkannte die Straf
ammer heute nach dreitägiger Verhand
lung, wie die „Franks. Ztg." bereits tele
graphisch gemeldet hat, auf 1 Jahr Ge-
Festung verurtheilt war, ist zu einer Geld
strafe von 150 Jl begnadigt worden
Dem Studenten Volkhardt, der, weil er
im erwähnten Lokale bei einer Paukerei
überrascht wurde, zu 3 Monaten Festung
verurtheilt war, wurde die Strafe auf
15 Tage ermäßigt.
Rostock, 17. Juli. Der 23. Berbands-
tag der deutschen Barbiere und
Friseure beschloß an seinem heutigen
ersten Berathungstage, eine Petition an
maßgebender Stelle einzureichen, worin er
um Einführung der Sonntagsruhe von
2 Uhr ab, sowie des Jnnungszwangs
ersucht, sich aber gegen die Einführung
Das Selbstbewußsein des Kleinen ist er
klärlicher Weise schon recht stark entwickelt
Wein und Bier zieht er der Milch erheblich
vor, und es kommt ihm nicht darauf an
wenn er in einem sogenannten Sommer
wagen der Straßenbahn fährt, einen heil
losen Spektakel zu machen, weil dort jedes
Reklanieplakat und ihm damit die „Lektüre"
fehlt. Ein Besucher legte dem literatur
freundlichen kleinen Manne die zweite
Nummer des Harzvereinsorgans „Der
Harz" vor und hörte zu seinem Erstaunen
wie das Kind schwierige, von ihm wohl
noch nicht gesehene Worte, wie Wernigerode
Zweigverein, „Magdeburgische Zeitung",
schnell und sicher las; eben so gab er die
in, Hute befindliche Kopfweiten-Nuinmer
auf einem Etiquett von der Größe eines
Silberzwanzigers mit 56 korrekt an u. a. m
Alles ging unter Umständen vor sich, die
die Vermuthung etwaigen Humbugs voll
ständig ausschließen. Uebrigens bestätigt
auch Sanitätsrath Dr. Berkhan, eine
Autorität auf dem Forschungsgebiete der
Anomalien, der gemeinsam mit den Medi
zinern Dr. Franke und Dr. Schucht den
kleinen Otto Pöhlert einer wissenschaftlichen
Untersuchung unterzogen hat, daß hier ein
Fall^ vorliegt, wie ihn die Geschichte der
Medizin noch nicht aufzuweiten gehabt hat.
Das Kind verfügt über einen wahrhaft
ungeheuren Reichthum an Erinnerungs
bildern; eine physiologische Erklärung aber
kann nicht gegeben werden.
Hamburg, 17. Juli. Rothschild aus Pa
ris traf gestern mit seiner elegant ausge
statteten Lustyacht „Saint Louis" hier ein
und gedenkt Ausflüge nach Berlin, Lübeck
und Kiel zu machen.
Hamburg, 18. Juli. Schon wieder ist
durch unvorsichtiges Hantieren mit der
Feurwaffe ein Menschenleben zu Grunde
gegangen. In eine Wirthschaft zeigte ein
Händler einen alten verrosteten Revolver
ohne zu ahnen, daß derselbe geladen sei.
Plötzlich ging der Schuß los und ein an
wesender Mann stürzte todt zu Boden.
Hamburg, 17. Juli. Das Landgericht
verurtheilte den Hamburger Rechtsanwalt
Vielhaben wegen Pistolenduells
mit dem Kaufmann Weiß-Berlin zu vier
Monaten Festungshaft. Die Verhandlung
gegen den erkrankten Weiß wurde ausgesetzt.
Der „Reichs-Anzeiger" meldet: Der
Kaiser hat dem Capitain H. Barends
von der Hamburg < Amer ika - Linie den
Kronenorden 4. Classe verliehen.
Hamburg, 17. Juli. Die traurige Lage
der Grundstücksbesitzer in Hamburg ist leider
eit der Cholera und unter der Ungunst der
gewerblichen Verhältnisse eine stehende Er
scheinung geworden. Es vergeht keine
Woche, daß nicht an der „Börsenhalle" an
öffentlicher Stelle 20—25 Grundstücke zu«
Zwangsverkauf angeboten werden. Zur
Erläuterung dieser gedrückten Lage mag
ein Fall angeführt werden. Ein hiesiges
Institut, ivelches seine Gelder nur in
Pupillarischen Hypotheken anlegt, hatte einen
Posten von 68 000 Jl erster Priorität in
einem Hause angelegt, welches auf 200000
geschätzt wurde und dessen Brandkassem
werth 154 000 Jl betrug. Das Institut
war gezwungen, das Grundstück käuflich
zu erwerben, da das höchste Gebot nicht
einmal die Höhe von 68000 Jl erreichte,
so daß sämmtlich übrigen Posten verloren
gingen.
Altengamme, 17. Juli. Gestern Nach
mittag 4 Uhr schlug der Blitz in das Haus
des Herrn Hans Barnstorf. Er drang am
Dachgiebel ein, theilte sich auf dem Boden,
wo er vier Sparren zersplitterte, dann
nahm er seinen Weg nach unten in die
Wohnstube, wo er ein Fenster zertrümmerte
und einen Ständer beschädigte. Nachdem
der erste Schreck verüber, machte nian sich
eiligst an die Untersuchung des Hauses und
und, daß der Blitz auf dem Boden des
Hauses gezündet hatt. Es gelang, das
Feuer im Entstehen zu löschen.
Mölln, 17. Juli. Ihre goldene
Hochzeit feierten heute Graf und Gräfin
von Bernstorff - Gyldensteen zu Schloß
Wotersen.
Broviazielles.
Am Dienstag-Abend fand ein in Altona
wohnender lediger Geschäftsmann in seinem
Schlafzimmer ein heftig schreiendes, etiva
zwei Monate altes Baby. Am Nach
mittag war in der Wohnung ein junges!
Mädchen erschienen, das sich nach dem Ge
schäftsmanne erkundigte und sich dann
eiligst unter Zurücklassung des Kindes ent-
-eriite. Das Baby befindet sich jetzt in
der Bersorgungsanstalt.
Das polizeilicheBerbotdes „Freidenker-
Jugendbundes" hat folgenden Wort
laut: „An den Arbeitsburschen (!)
Herrn Gustav Dalüge zu Altona, Karolinen-
traße 13. Der am 18. August 189-2
hier zur Anmeldung gelangte Verein
Freidenker-Jugendverein", als dessen Vor-
ätzender zur Zeit Emil Eduard August
von Schack und Sie angegeben sind, unter
gräbt in den Gemüthern seiner jugendlichen
Mitglieder und Gäste systematisch jede
Zucht, Sitte, Autorität und Religiosität
und trägt daher in diese Kreise Auffassungen
hinein, welche den öffentlichen Frieden ge-
-ährden. Zugleich aber ist er der Sammel
punkt der früher in der „Liberia" ver
einigten Anarchisten geworden, denen
sich andere Personen gleicher Gesinnung t
angeschlossen haben, und muß daher als
der eigentliche Träger anarchistischer Be
strebungen angesehen werden, welche um
so bedenklichere Folgen herbeiführen können,
als sie sich an unreife und unklare Köpfe
wenden. Da hiernach die Zwecke und die
Thätigkeit des Vereins den öffentlichen
Frieden und die öffentliche Sicherheit ge- ļ
fährden und mit den Gesetzen in Wider
spruch stehen, ist der „Freidenker-Jugend
bund" durch § 1 des Gesetzes, betreffend
das Versammlungs- und Vereinigungs
recht vom 9. Mai 1893 als verboten zu
erachten."
Der „Kieler Zeitung" wird aus Altona
unterm 18. Juli gemeldet: „Bekanntlich
geht die Staatseisenbahnverwaltung
mit der Absicht um, vom Jahre 1895 ab
die Bahnsteigsperre auf sämmtlichen
Bahnhöfen der königlich preußischen
Staatsbahiien einzuführen. Es fand aus
diesem Anlaß gestern im hiesigen Eisen
bahndirektionsgebäude unter Vorsitz des
Präsidenten Jungnickel eine Sitzung statt,
zu der auch Mitglieder der Betriebsämter
Berlin, Hamburg, Kiel, Flensburg und
Glückstadt herangezogen waren. Man ent
schied sich ausschließlich für die Einführung
der Bahnsteigsperre, obgleich dieselbe auf
einzelnen Bahnhöfen, deren örtliche Lage
und Verhältnisse wegen mit Schwierigkeiten
verknüpft ist und verschiedene bauliche Ver
änderungen nothwendig machen werden. —
Soweit das genannte Blatt. Ob die Ein
führung der Bahnsteigsperre, also die Er
hebung eines Eintrittsgeldes von den Ver
wandten und Freunden, die von ihren
Lieben Abschied nehmen, wirklich so noth
wendig ist, bleibe dahingestellt. Hoffentlich
werden sich die dadurch erforderlich werden
den baulichen Veränderungen derart gestal
ten, daß man dem langersehnten Ziele, dein
Bau eines Centralbahnhofes, etwas näher
kommt. Würde dies Ziel endlich erreicht,
o könnte man sich die Bahnsteigsperre
wohl gefallen lassen, namentlich wenn die
Zahlung des Eintrittsgeldes genügt und
man nicht etwa nach dem Muster der
Harmonikazüge noch extra eine „Platzkarte"
kaufen müßte.
Kiel, 18. Juli. Die bevorstehenden
großen Herbstmanöver der deutschen
Flotte werden bezüglich der Ausdehnung,
owie der Zahl der betheiligten Schiffe
nicht hinter den vorjährigen zurückstehen.
Ein besonderes Interesse bringt man in
den Fachkreisen dem geplanten Schein
angriff der^ Manöverflotte auf
ie Insel Helgoland entgegen/
die von der Marineartillerie vertheidigt
werden wird. Erzherzog Karl Stephan
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