heil anrichtete. In Egense, Svendborg
Distrikt, wurden sämmtliche Gebäude des
Hofbesitzers Frederiksen infolge Blitzschlages
in Asche gelegt. In Kolding zündete der
Blitz ebenfalls und es wurden auch dort
mehrere Gebäude zerstört. Auch aus Gre-
naa wird gemeldet, daß dort durch Blitz
schlag ein ganzes Gehöft verbrannt, sowie
ein Theil des Viehbestandes umgekommen
sei. Ueber Verluste an Menschenleben wird
nichts gemeldet.
Wie man aus Kopenhagen berichtet,
trifft man gegenwärtig am dänischen Hofe
eifrige Vorbereitungen für die großen
Feierlichkeiten anläßlich der silbernen Hoch
zeit des kronprinzlichen Paares. Es steht
fest, daß sämmtliche mit der dänischen
Königsfamilie verwandten Höfe bei diesen
Feierlichkeiten vertreten sein werden, und
zwar dürften nachfolgende Persönlichkeiten
gegen den 28. d. Mts. in Kopenhagen
eintreffen: König Oskar II. von Schweden,
wahrscheinlich mit einem seiner Söhne;
König Georg von Griechenland, der Groß
fürst Thronfolger von Rußland, der aus
England kommen wird (der Zar kommt
dagegen nicht), der Prinz und die Prinzessin
Wales, der Herzog und die Herzogin 'von
Cumberland. Verschiedene der übrigen
Höfe dürften zur Darbringung ihrer Glück-
wünsche an das Kronprinzenpaar besondere
Missionen nach Kopenhagen entsenden.
Inland.
Berlin, 18. Juli. Zum Danke für das
glückliche Vollbringen des Baues des
Nord-Ostsee-Kanals wird beabsich
tigt, an der Ostmündung des Kanals, in
Holtenau eineKirche zu erbauen. Der
dem Kaiser bereits vorgelegte Plan
ist, der „D. W." zufolge, von ihm mit
Freuden gebilligt worden. Die Bemühun
gen der höheren Kanalbauten, die zum
Bau der Kirche erforderlichen Mittel auf
zubringen, sind von erfreulichem Erfolg
gekrönt worden, da alle am Kanalbau be
schäftigten Unternehmer ihre Hilfe und
rege Unterstützung des Projekts ausgespro
chen haben. Allem Anschein nach soll die
Kirche ein Kunstwerk ersten Ranges werden
und würdig dem zu verkörpernden Gedan
ken. Jetzt liegt der Plan der kaiserlichen
Kanalkommiffion zur weiteren Förderung
vor. Gleichzeitig sind die ersten Schritte
wegen Lostrennung der Gemeinde Holtenau
von der Kirchengemeinde in Dänischenhagen
gethan, da aller Wahrscheinlichkeit nach
Holtenau sich nach Eröffnung des Kanals
wohl derart vergrößert, daß es über kurz
oder lang eine eigene Kirchengemeinde wird
bilden müssen.
— Der Landtagsabgeordnete Kammerherr
von Riepenhausen ist nach der „Kreuz-
Ztg." unlängst von einem Unfall betroffen
worden. Beim Passiren des Gerüstes bei
einem Neubau wurde der Abgeordnete durch
einen herabfallenden Balken derart verletzt,
daß in einer Ausdehnung von niehr als
zwei Zoll die Schädeldecke bloß gelegt war.
Der raschen ärztlichen Hülfe ist es zu
danken, daß gegenwärtig von einer Lebens
gefahr nicht mehr die Rede sein kann.
— Der Finanzminister Dr. Miguel
tritt am 20. d. Mts. seinen Urlaub an,
den er in Schwarzburg in Thüringen zu
zubringen beabsichtigt.
Berlin, 16. Juli. Fürst Bismarck ist
auf der Fahrt von Schönhansen nach Var-
zin kurz vor 4 Uhr auf dem hiesigen Stet-
tiner Bahnhof eingetroffen und wurde leb'
haft von einigen hundert Personen, darun-
ter zahlreichen Studenten begrüßt. Der
Fürst sprach seine besondere Freude über
den Empfang der Studenten aus und
sagte dann: „Ich bin ein halber Berliner,
als ich nach Berlin kam, war ich 7 Jahre
alt. Jede Oertlichkeit hier ist mir ein Re
präsentant der Vergangenheit, denn ich war
in Berlin als ^Schuljunge, als Student,
als Referendar und als Minister. Ich
Siebe sein soll, wenn Sie nicht selbst
doch woran denke ich, welche Bilder gaukelt
meine erhitzte Phantasie vor meine Seele —? !
Gute Nacht, Bertha." -
Er erhob sich, sic aber zog ihn in den
Sessel nieder.
„Nein, so dürfen Sie nicht fortgehen, Sie
haben das noch nicht überwunden, was ich
Ihnen eben sagte, und solche halb ausgegohrenen
Gefühle lassen eine unliebsame Hefe zurück.
— Sie bleiben; ich habe noch so Vieles mit
Ihnen zu besprechen."
- „Sic haben Recht, Sie kluge, gute Frau.
Ich wußte ja außerdem schon, was Sie mir
sagten, ich wollte von Ihnen bestätigt hören,
daß Sie einst wahrhaft liebten. Und sollte
ich mich dessen als uneigennütziger Freund
nicht freuen? -— Sollte ich Ihnen dieses
nachträglich noch durch Eifersucht verkümmern?
-— Nein Bertha, Sie sollen mich als un
parteiischen, ruhig denkenden Mann kennen
lernen. Bei meinen Jahren auch nicht mehr,
wie Sie verlangen können," setzte er resignirt
hinzu.
„Die Jahre und das Herz stehen oft in
den schreiendsten Widersprüchen. Aber recht
so, Lorenz!" Sie gab ihm die Hand. —
Freundschaft — Freundschaft ohne Ende!"
„Ohne Ende," wiederholte Lorenz leise, den
Blick auf Bertha geheftet.
(Fortsetzung folgt.)
kann sagen, daß ich immer gern in Berlin
gewesen bin, obwohl ich auf dem Lande
aufgewachsen und mit vielen Wurzeln im
Lande lebe. Ich kenne Berlin schon, als
es noch kein Trottoir hatte und als die
Friedrichstraße von der Behrenstraße bis
zur Kochstraße noch keinen einzigen Laden
besaß. 1836 und 1837 wußte ich so ge
nau Bescheid, daß ich hätte Droschkenkut-
scher werden können, was jetzt freilich nicht
mehr geht. Berlin ist mir jetzt politisch
und wirthschaftlich über den Kopf gewachsen
Politisch bin ich mit der Mehrheit der
Berliner in mancher Beziehung auseinander
gekommen, aber mein Heimathsgefühl für
Berlin ist geblieben. Mag das werden,
wie es will, ich wünsche Berlin Gedeihen
und Wohlergehen." Nach einer lebhaften
Unterhaltung des Fürsten mit den Studenten
trat er um 4 Uhr 5 Minuten die Weiter
reise an.
Der bisherige preußische Gesandte in
Darmstadt, Frhr. v. Plessen, ist zum Ge
sandten am griechischen Hofe ernannt worden.
— Das 6. Ulanen-Regiment, zum Ver
band des XL Armeekorps gehörend, ver
läßt zum Okiober seine bisherigen Garni
sonen Langensalza und Mühlhausen und
bezieht die Garnison Hanau.
Stettin, 14. Juli. Wegen fahrlässigen
Falsch ei des war vom Landgericht zu
Stettin der Arbeiter Wolter zu 1 Monat
Gefängniß verurtheilt worden. Der An
geklagte war in einer Sache als Zeuge
geladen und nach seinen Vorstrafen befragt
worden. Er gab an, daß er verschiedene
Male wegen Feld- und Forstdiebstahls be
straft sei, sich aber weitere Vorstrafen nicht
erinnere. Auf Befragen des Staatsan
walts, ob er denn nicht mit einer Geld
strafe belegt worden sei, antwortete der
Angeklagte, daß ihm dieselbe nicht mehr
im Gedächtniß sei. Die Acten ergaben,
daß der Angeklagte nicht weniger als 31
Mal wegen Feld- und Forstdiebstahls und
einmal wegen Körperverletzung mit 15 Ji
Geldstrafe vorbestraft war. Gegen das
richterliche Erkenntniß legte der Angeklagte
Revision ein. Das Reichsgericht hob jetzt
das Urtheil auf und sprach den Angeklagten
kostenlos frei.
Aus Görlitz wird telegraphisch ge
meldet: In Keula bei Sagan wurde der
Grubenarbeiter Traugott Cameur von 4
Arbeitern durch Schläge mit Holzpantoffeln
ermordet und beraubt. Die Mörder sind
verhaftet.
Eine jugendlicke Mörderin, ein
Schulmädchen aus Ziesar im Kreise
Jerichow, ist in dem Nachbardorfe Zitz
verhaftet worden. Dem Mädchen waren
früher in dem Dorfe Carow bei Verwandten
zwei kleine Kinder zur Beaufsichtigung an
vertraut worden. Beide Kinder von eins
bis zwei Jahren starben kurze Zeit nach
einander. Das Mädchen kam dann nach
Zitz, ebenfalls zur Pflege eines kleinen
Kindes. Bald nach dem Anzuge des
Mädchens zeigten sich bei dem Kinde ganz
plötzlich auffallende Krankheitserscheinungen.
Der Arzt stellte alsbald fest, daß ein Versuch
vorläge das Kind zu ersticken. Der Ver
dacht der Thäterschaft lenkte sich auf das
Kindermädchen, das nach einigem Leugnen
auch eingestand, den Versuch gemacht zu
haben, das Kind durch Ersticken aus der
Welt zu schaffen, indem es ihm Nase und
Mund zuhielt. Es gab auch zu, die
beiden Kinder in Carow getödtet zu
haben. Welche Beweggründe das Mädchen
für seine grausigen Thaten gehabt hat, ist
unbekannt.
Soest, 17. Juli. Es passiren doch
wunderbare Dinge in der Welt. Nun hat
der „Bund der Landwirthe" hier ein
Land rathsblatt boycottirt. Abgesehen
von dem Boycott, der principiell doch in
ganz gleicher Linie steht mit dem socialistischen
Bierboykott in Berlin, ist die ganze Ge
schichte zu drollig um nicht veröffentlicht
zu werden. Der Landrath des Kreises,
Herr von Bockum-Dolffs brachte bei
einem Feste des landwirthschaftlichen Kreis-
vereins Soest einen Toast aus, in welchem
er ausführte, „daß es mit der Landwirth
schaft doch wohl nicht so schlimm stehe, als
es von verschiedenen Seiten gemacht würde".
Diese Stelle wurde von dem Landraths
blatt natürlich ohne weiteres in der Re
production der Rede mit abgedruckt.
Daraufhin erfolgte der Boycott, der seine
Spitze ja vielmehr gegen den Landrath als
gegen das Blatt richtet.
Eine Trombe war am Sonnabend
Nachmittag südlich nahe bei Kölu sichtbar.
Von dem um 3 Uhr Nachmittags zu
Berg fahrenden Dampfboot ans zeigte sie
sich in Gestalt eines Hellen Schlauches
aus dunkeln Wolken in lebhafter
Rotation; man konnte deutlich erkennen,
daß die wirbelnden Massen aus der Höhe
gegen die Erde hinabgedrückt wurden. Das
Ende schien jedoch den Boden nicht zu
berühren. Gegen 3 Uhr 10 Min. wurde
die Erscheinung schwächer, der Wolken
schlauch erschien jetzt schmaler und dunkler,
seine untere Spitze wurde etwas in die
Höhe gebogen und von dort schienen
schwarze Wölkchen, wie Dämpfe, ausge
stoßen zu werden. Fünf Minuten später
zeigte sich die Trombe schmal und wellen
förmig, wie ein dunkles vom Wind in
Bewegung gesetztes Band oder ein unge
heurer Wimpel, auch lag sie nunmehr fast
horizontal in den Wolken. Nach ihrem
Verschwinden trat auf dem Rhein ein
äußerst heftiger Regenguß ein.
Lüdenscheid, 15. Juli. Der Sohn des
verstorbenen Abgeordneten vom Heede,
Paul v. Heede, Prokurist der Firma
v. H. u. Cie., ist der „Köln. Ztg." zufolge
gestern gegen Kaution aus der Haft ent'
laffen worden.
Mainz, 16. Juli. Ein mächtiges Feuer
zerstörte heute Mittag die Militär-Heu
und Stroh-Magazine auf der Eisgrube.
Der Schaden beträgt über 100,000 Ji.
Mainz, 17. Juli. Das Feuer in den
Garnisons-Heu- und Strohmagazinen soll
durch Selbstentzündung frisch einge
fahrenen Heues entstanden sein; der Scha
den beträgt nach zuverlässiger Mittheilung,
einschließlich des Gebäudeschadens, rund
150000 Mark; versichert ist überhaupt
nichts, da der Militärfiskus mit allen
seinen Gebäulichkeiten nicht versichert ist. ! ?
Eine cyklonartige Windhose hat,
wie wir bereits gemeldet^haben, am Sonn
abend-Nachmittag zwischen 2'/2 und 3 Uhr
mehrere Ortschaften in Oberbayern schwer
heimgesucht. Besonders hart sind Forstinding,
Schwarbnerwegen, Mooshäusel, Förstern
und Eitersteinering mitgenommen worden.
200 Bauernanwesen wurden durch den
Cyklon vollständig zerstört. Das Elend
der fast obdachlosen Bevölkerung ist unbe
schreiblich. 100 Pioniere sind zur ersten
Hülfeleistung hingesandt. In Forstinding
sind von 150 Wohnhäusern 80 geradezu
vernichtet. In Förstern riß der Sturm
den Kirchthum ein, sodaß die Glocken auf
den Altar fielen, entwurzelte Eichen und
andere starke Bäume; Schiefer- und Blech
dächer, Bretter und Balken wurden auf
weite Strecken hin weggerissen. Die
Fluren des Marktes Schwaben hat gleich
zeitig ein gewaltiger Hagelschlag mit Ge-
Witter vernichtet.
München, 16. Juli. Die Verwüstung
im Cyklongebiete ist unbeschreiblich, der
Schaden unübersehbar, die Noth groß. Bis
jetzt sind zwei Todte und zahlreiche Ver-
letzte festgestellt worden.
Bamberg, 12. Juli. Der hiesige Rechts
anwalt Heigel, Verfasser der „Spazier
gänge eines Atheisten" und anderer Schrif
ten, wurde wegen eines im „Nürnberger
Anzeiger" veröffentlichten Gedichtes von
der Anwaltskammer Bamberg zu einer
Geldstrafe von 500 Ji verurtheilt und ihm
zugleich ein Verweis ertheilt mit der An
drohung, daß ein zweiter Verweis die Ent
ziehung der anwaltlichen Praxis zur Folge
haben werde.
Aus Sachsen, 13. Juli. Auch die
Einzelheiten mit. Der dortigen Polizeibe
hörde ging aus Sachsen die Mittheilung
zu, daß dort an verschiedenen Stellen
Flugblätter aufregenden Inhalts verbreitet
worden sind. Die Flugblätter enthielten
die Aufforderung, keine Autorität anzu
erkennen, die Gewalten zu vernichten und
für die anarchistischen Bestrebungen Propa
ganda zu machen. Alle Anzeichen deuteten
darauf hin, daß die Verbreitung der Flug
blätter über ganz Deutschland von hier
aus ins Werk gesetzt wurde. Diese An
nähme hat sich in vollem Umfange be-
stätigt. Die Altonaer Kriminalpolizei ver
haftete in dem zum Altonaer Polizeibe
zirk gehörigen Ort Langenfelde zwei
Porzellanmaler und später einen Tischler-
gesellen, welche geständigermaßen die Ver
breitung der Flugblätter bewerkstelligt haben.
Sie gaben unumwunden zu, Anar-
chisten zu sein, verweigerten aber auf
die Frage, ob sie allein oder mit weiteren
Komplizen die Flugblätter vertheilt, jede
Auskunft. Die Porzellanmaler sind in
der Raven'schen Porzellanfabrik in dem
eine Stunde von hier entfernten Ort
Eidelstedt beschäftigt gewesen, der eine ist
aus Berlin, der zweite aus Wien gebürtig,
während der Tischler in Stettin geboren
ist. Weitere Einzelheiten in dieser Ange
legenheit entziehen sich im Interesse der
Untersuchung vorläufig der Veröffentlichung.
Zwischen einem Weinhändler und einem
Zimmermeister in Altona fand ein Wett-
kegeln statt, bei welchem es sich darum
handelte, wer in je hundert Würfen, gleich-
zeitig mit Kugeln kleinster Sorte geloorfen,
das meiste Holz erzielen würde. In drei
viertel Stunden war diese Leistung voll
führt, welche als Resultat ergab, daß der
Zimmermeister 498, der Weinhändler 551
Holz geworfen, Letzterer also die Wette ge
Wonnen hatte.
Ein Bild von dem Umfang der sozial
demokratischen Agitationsarbeit giebt ein
Bericht des „Vorwärts" über die Wahl-
arbeit im Kreise Pimiebcrg: „Bei der
Reichstagswahl im Kreise Pinneberg sind
von der Sozialdemokratie vor der Haupt-
wahl 105, zwischen Haupt- und Stichwahl
42, zusammen 147 Wählerversammlungen
abgehalten worden. Flugblätter wurden
210000 verbreitet, Laufzettel mit Ver-
ammlungseinladung 123000. Aufforderun
gen zur Wahl in Ottensen und Umgegend
32000, Aufforderungen zur Einsichtnahme
der Wählerlisten 8000, Aufrufe an die
Frauen und Mädchen Ottensens zur Be
theiligung an der Agitation 8000, Be-
kauntmachung der Bezirzseintheilung und
der Wahllokale 8000, Exemplare des „Ham
Flinten werden neuerdings im schönen'burger Echo" 6000, der „Nordwacht" 6000,
Sachsenlande vor Injurien geschützt. Flugblätter in polnischer Sprache 4000,
Nach einer Meldung der „Sächs
Arbeiterztg." beliebte es kürzlich in einer
'ozialdemokratischenVesammlung im Plauen-
Flugblätter für Handlungsgehülfen 3000,
Stimmzettel 400000. An der Agitation
betheiligt haben sich die Parteigenossen der
schen Grunde einem Redner, von „Schieß-drei Hamburger Wahlkreise, des achten
prügeln" zur sprechen. Da erhob sich (Altona), neunten (Segeberg), siebenten
sofort der überwachende Gendarm und er (Neumünster) und fünften (Kellinghusen)
suchte, derartige Ausdrücke künftig zu unter- Schleswig-Holsteinischen Wahlkreises."
lassen. Vielleicht kommt man im gemüth- Lütjcnburg, 14. Juli. Ein trauriges Ge-
lichen Sachsen noch dazu, die Flinte für
eine Staatseinrichtung anzusehen,
deren Verächtlichmachung nach § 131 des
Strafgesetzbuches mit Gefängniß bis zu 2
Jahren bestraft werden kann. In Sachsen
ist bekanntlich kein Ding unmöglich.
Chemnitz, 15. Juli. Die hiesige Polizei
hat dem Chemnitzer Freidenkerverein
eröffnet, daß sie in Zukunft öffentliche
Versammlungen desselben verbieten, da in
der letzten das Dasein Gottes unter Aus
fällen auf die Geistlichen geleugnet sei
und man einen, seinen Glauben an Gott
betonenden Theilnehmer der Versammlung
verspottet habe.
13 452 Kreuzottern sind nach einer die
letzten 5 Jahre umfassenden Statistik allein
im Bezirke der Amtshauptmannschast
OclZnitz, Königreich Sachsen, gegen eine
Prämiensumme von 3670,20 Mk. an die
Behörde eingeliefert worden.
Lüneburg, 15. Juli. In der Nacht vom
14. auf dem 15. d. Mts. hat der auf der
Breitenwiese vor der Stadt wohnende
Arbeitsmann Schuster seine Ehefrau in der
Schlafkammer mit dem Beil erschlagen
und darauf sich selbst mit einem Rasirmesser
den Hals durchschnitten. Beide Ehe-
leute wurden als Leichen vorgefunden;
die Hülferufe der Frau wollen die Nach
barn gehört haben. Der Mann sowohl
wie die Frau waren bereits in höherem
Lebensalter, die Kinder längst erwachsen
und nicht mehr im elterlichen Hause. Es
ist wahrscheinlich, daß der Mann im Zu
stand momentaner Geisteszerrüttung ge
handelt habe.
Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete
sich Sonntag-Morgen in dem Wirthschafts
lokale „St. Annenhof" in Billwärder.
Der Wirth war am Abend zuvor von der
Jagd zurückgekehrt, und hatte ein Jagd
freund seine Flinte in der Gaststube stehen
lassen. Der 7jährige Sohn legte scherzend
auf den Kellner an und erhielt Letzterer
die volle Ladung in den Kopf, so daß er
todt zusammenbrach. Der bedauernswerthe
junge Mann sollte gestern der Hochzeit
seiner Schwester in Bergedorf beiwohnen.
BrovinzielleS.
Zu der bereits telegraphisch gemeldeten
Verhaftung dreier Anarchisten in
Altona theilt das „B. T." noch folgende
schick ereilte den bei dem Wasserwerk auf
dem Haupthof Panker der Herrschaft Hessen
stein angestellten 30jährigen Heizer Schmal-
stig. Von dem Schwungrad der in Betrieb
befindlichen Dampfmaschine hatte sich der
Treibriemen gelöst. Um diesen wieder - zu
befestigen, gab der Heizer etwas Dampf,
wobei er von dem sich bewegenden Rad ge
faßt und gegen den Kessel geschleudert wurde.
Der Bedauerswerthe erlitt derartige innere
Verletzungen, daß der Tod sofort eintrat.
Ein Frevler hat dem Hahn und den
Hühnern des Lehrers Harbeck in Bönebüttel
die Schwänze abgeschnitten; das Hühner
volk dreht jetzt immer den Kopf nach
hinten und rennt sodann wie toll gegen
Mauern und Wände an.
Ncumiinster, 16. Juli. Eine große An
zahl Schützen auswärtiger Vereine hatte
sich zum heutigen zweiten Festtage des I u-
biläums - Schützenfestes Hierselbst ein
gefunden. Die Betheiligung an dem Schie
ßen war den ganzen Tag über eine rege,
auch das weitere Publikum betheiligte sich
wieder in umfangreichem Maße. Am Mit
tage fand auf dem „Schützenhofe" ein
Festessen statt.
Schleswig, 16. Juli. Dem fünfzig
jährigen Jubelfest des Schles-
wig-Holstein-Liedes wird auch der
Bruder des Dichters, der Privatier
Emil Chemnitz aus Hamburg, bei
wohnen. Ob auch der andere in Hamburg
wohnende Bruder Rudolph Chemnitz und
der Neffe, der Hauptpastor von St. Petri-
Hamburg, Dr. Rode, theilnehmen werden,
ist noch nicht sicher, auch über die Hierher
kunft der in Itzehoe lebenden Tochter des
Dichters, Eleonore Chemnitz und des drit
ten noch lebenden Bruders, des Mittel
schullehrers Chemnitz in Tondern, ist nichts
bekannt. Das Counts für das Chemnitz-
Bellmann-Denkmal hat diesmal von einer
offiziellen Einladung der Verwandten ab
gesehen, glaubte vielmehr eine solche der
Enthüllungsfeier des Denkmals, hoffentlich
am 24. Juli 1895, Vorbehalten zu sollen.
Zum S ä n g e r f e st in Schleswig
werden sich aus Altona allein etwa
100 Sänger begeben. Das Fest findet
vom 21. bis 23. Juli statt. Die Bethei
ligung ist, wie aus den Anmeldungen hervor
geht, eine außerordentlich starke. Fast
I sämmtliche größeren Städte der Provinz
werden vertreten sein.
Kappeln, 16. Juli. (F. N.) Kaum ist
die Unterschlagung von Postgeldern von
seiten des Postagenten Sim onsen in
Steinfeld bekannt geworden, so ist auch
schon wieder ein neuer Fall zu verzeichnen.
Der Briefbote K r a a k, bei der Posthülfs-
stelle Rabenkirchen angestellt, hat sich ver
schiedene Unterschlagungen, wie es heißt,
im Betrage von nahezu 1090 Ji nebst
Urkundenfälschung mehrfacher Art zu Schul
den kommen lassen. Der größte Betrag
der unterschlagenen Gelder betrug 700 Ji,
welche Kraak von dem Müller Carsten-
sen-Rabenkirchen zur Ablieferung mitbe
kommen, jedoch nicht ins Postbuch einge
tragen hatte. Was den Briefboten Kraak
zu dieser That veranlaßt, ist nicht erklär
lich, da er selbst 600 Ji. bei der Töstruper
Sparkasse belegt hat, mithin Nahrungs
sorgen nicht die Ursache gewesen sein können.
Wyk, 15. Juli. Wie die „F. N." be-
richten, waren auf Föhr bis zum 12. d.
Mts. . 1510 Fremde eingetroffen gegen
1180 im Vorjahr um diese Zeit. — Am
letzten Mittwoch erhob sich hier gegen
Abend ein orkanartiger Sturm, der
das Wasser zu einer bedeutenden Höhe
herantrieb. Auf einigen Halligen, wie
z. B. Oland, ist leider als Folge davon
viel Heu fortgeschwemmt. Das Heu ist
bekanntlich der einzige Ernteertrag der
Halligbewohner. In diesem Jahre hatten
sie Aussicht auf eine reiche Ernte, da der
dortige Graswuchs ein vorzüglicher ist.
Leider hat die Flut diese Hoffnungen mit
Bezug auf die niedriggelegenen Halligen
zerstört. — Ein Amrumer Lustkutter, der
die auf einem Ausflug befindlichen Kinder
der Uetersumer Schule am Bord hatte,
konnte des Sturmes halber nicht landen,
und mußten die Insassen bis zum nächsten
Morgen sich in dem offenen Boot von den
Wellen schaukeln lassen.
-u Jevenstedt, 17. Juli. Ein Sohn des
Arbeiters R. in Schevenbrügge bei
Kattbeck war gestern mit seinem Vater
und einer Schwester zum Mähen gegangen
nach einer Wiese am Luhnstedter Gehege.
Eben nach Mittag entfernt sich derselbe
unter irgend einem Vorwände von seinen
beiden Genossen und badet in einer Mergel-
grube. Die Schwester sieht bald darauf,
daß er in der Grube treibt. Sie eilt
ogleich hin um ihn herauszuziehen, kann
aber leider, trotzdem sie ihr eigenes Leben
in Gefahr bringt, nichts ausrichten. Als
darnach der Vater kommt, ist der Knabe,
der im Alter von 10 Jahren stand, schon
ertrunken. — Wir bemerken noch, daß
es ihm von seinem Vater strenge verboten
war, zum Baden zu gehen.
Rendsburg, 18. Juli. Außer im
Kindergarten ist von Seiten der Stadt
auch noch an der Weiche in der Eisen
bahnstraße und am Hafen bei der Unter-
eider ein öffentlicher Trinkbrunnen einge
richtet worden. Sowohl an ersterer, als
auch an letzterer Stelle wird dieses mit
Freuden begrüßt. Ebenso wichtig aber
erscheint es, daß namentlich an letzterer
Stelle eine Bedürfnißanstalt eingerichtet
werde. Es arbeiten am Hafen zeitweilig
eine nicht geringe Anzahl von Menschen,
die das Fehlen einer solchen Anstalt oft
schwer beklagen. Hoffentlich wird die zu
ständige Behörde auch bald dafür sorgen,
daß diesem Uebelstande abgeholfen werde.
tßF Rendsburg, 18. Juli. Seit einigen
Tagen ist der Regierungsbagger „Wodan",
welcher bei Flensburg und Alsen baggerte,
nach hier zurückgekehrt. Derselbe soll zu
nächst in der Untereider im Hafen eine
kleinere Arbeit ausführen, damit die Schiffe
ordentlich anlegen können.
O Rendsburg, 18. Juli. Das Abbrechen
des Mauerwerkes anöden Pfeilern dec
alten Eisenbahnbrücke ist eine sehr mühe
volle und wenig zu fördernde Arbeit, da
das Gemäuer außerordentlich fest ist. Seit
einigen Tagen ist man wieder damit be
schäftigt. Es soll nämlich die Ausbagger
ung des Winterhafens für die Regierungs-
bagger, Schulen rc. vorgenommen werden;
doch kann dieses erst geschehen, wenn die
Pfeiler entfernt sind.
ş Rendsburg, 18. Juli. Wie wir
vernehmen, ist die wegen der Hafenanlage
an der Odereider nothwendige Abtragung
des Eilandes den Unternehmern Stange
und Jönk übertragen.
X. Rendsburg, 18. Juli. Billige Uhren
wurden heute auf dem Paradeplatze und
an verschiedenen anderen Stellen in der
Stadt zum Kauf und Tausch angeboten.
Namentlich trieb ein angeblich aus Bayern
gebürtiger Schlachtergeselle das Geschäft-
Für eine Zugabe von ca. 6 Mk. wurden,
wie wir hören, goldene Uhren nebst Kette
gegen silberne vertauscht. Doch bekam die
Polizei Lust Näheres über den Vortheil
haften Handel zu erfahren und die Bekannt
schaft der Händler zu machen. Letztere
schienen indeß nicht gewillt, mit den Dienern
der Hermandad Geschäfte zu machen. Doch
gelang es, einen der Uhrenverkäufer in der
Nähe der Schleuse zu fassen. Derselbe
soll wohl die Quelle angeben, aus der die
billigen Uhren stammen. Wie wir hören,
vermuthet man, daß dieselben von einem
großen Uhrendiebstahl herrühren, der in
Flensburg verübt worden ist.
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bal
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