Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

heil anrichtete. In Egense, Svendborg 
Distrikt, wurden sämmtliche Gebäude des 
Hofbesitzers Frederiksen infolge Blitzschlages 
in Asche gelegt. In Kolding zündete der 
Blitz ebenfalls und es wurden auch dort 
mehrere Gebäude zerstört. Auch aus Gre- 
naa wird gemeldet, daß dort durch Blitz 
schlag ein ganzes Gehöft verbrannt, sowie 
ein Theil des Viehbestandes umgekommen 
sei. Ueber Verluste an Menschenleben wird 
nichts gemeldet. 
Wie man aus Kopenhagen berichtet, 
trifft man gegenwärtig am dänischen Hofe 
eifrige Vorbereitungen für die großen 
Feierlichkeiten anläßlich der silbernen Hoch 
zeit des kronprinzlichen Paares. Es steht 
fest, daß sämmtliche mit der dänischen 
Königsfamilie verwandten Höfe bei diesen 
Feierlichkeiten vertreten sein werden, und 
zwar dürften nachfolgende Persönlichkeiten 
gegen den 28. d. Mts. in Kopenhagen 
eintreffen: König Oskar II. von Schweden, 
wahrscheinlich mit einem seiner Söhne; 
König Georg von Griechenland, der Groß 
fürst Thronfolger von Rußland, der aus 
England kommen wird (der Zar kommt 
dagegen nicht), der Prinz und die Prinzessin 
Wales, der Herzog und die Herzogin 'von 
Cumberland. Verschiedene der übrigen 
Höfe dürften zur Darbringung ihrer Glück- 
wünsche an das Kronprinzenpaar besondere 
Missionen nach Kopenhagen entsenden. 
Inland. 
Berlin, 18. Juli. Zum Danke für das 
glückliche Vollbringen des Baues des 
Nord-Ostsee-Kanals wird beabsich 
tigt, an der Ostmündung des Kanals, in 
Holtenau eineKirche zu erbauen. Der 
dem Kaiser bereits vorgelegte Plan 
ist, der „D. W." zufolge, von ihm mit 
Freuden gebilligt worden. Die Bemühun 
gen der höheren Kanalbauten, die zum 
Bau der Kirche erforderlichen Mittel auf 
zubringen, sind von erfreulichem Erfolg 
gekrönt worden, da alle am Kanalbau be 
schäftigten Unternehmer ihre Hilfe und 
rege Unterstützung des Projekts ausgespro 
chen haben. Allem Anschein nach soll die 
Kirche ein Kunstwerk ersten Ranges werden 
und würdig dem zu verkörpernden Gedan 
ken. Jetzt liegt der Plan der kaiserlichen 
Kanalkommiffion zur weiteren Förderung 
vor. Gleichzeitig sind die ersten Schritte 
wegen Lostrennung der Gemeinde Holtenau 
von der Kirchengemeinde in Dänischenhagen 
gethan, da aller Wahrscheinlichkeit nach 
Holtenau sich nach Eröffnung des Kanals 
wohl derart vergrößert, daß es über kurz 
oder lang eine eigene Kirchengemeinde wird 
bilden müssen. 
— Der Landtagsabgeordnete Kammerherr 
von Riepenhausen ist nach der „Kreuz- 
Ztg." unlängst von einem Unfall betroffen 
worden. Beim Passiren des Gerüstes bei 
einem Neubau wurde der Abgeordnete durch 
einen herabfallenden Balken derart verletzt, 
daß in einer Ausdehnung von niehr als 
zwei Zoll die Schädeldecke bloß gelegt war. 
Der raschen ärztlichen Hülfe ist es zu 
danken, daß gegenwärtig von einer Lebens 
gefahr nicht mehr die Rede sein kann. 
— Der Finanzminister Dr. Miguel 
tritt am 20. d. Mts. seinen Urlaub an, 
den er in Schwarzburg in Thüringen zu 
zubringen beabsichtigt. 
Berlin, 16. Juli. Fürst Bismarck ist 
auf der Fahrt von Schönhansen nach Var- 
zin kurz vor 4 Uhr auf dem hiesigen Stet- 
tiner Bahnhof eingetroffen und wurde leb' 
haft von einigen hundert Personen, darun- 
ter zahlreichen Studenten begrüßt. Der 
Fürst sprach seine besondere Freude über 
den Empfang der Studenten aus und 
sagte dann: „Ich bin ein halber Berliner, 
als ich nach Berlin kam, war ich 7 Jahre 
alt. Jede Oertlichkeit hier ist mir ein Re 
präsentant der Vergangenheit, denn ich war 
in Berlin als ^Schuljunge, als Student, 
als Referendar und als Minister. Ich 
Siebe sein soll, wenn Sie nicht selbst 
doch woran denke ich, welche Bilder gaukelt 
meine erhitzte Phantasie vor meine Seele —? ! 
Gute Nacht, Bertha." - 
Er erhob sich, sic aber zog ihn in den 
Sessel nieder. 
„Nein, so dürfen Sie nicht fortgehen, Sie 
haben das noch nicht überwunden, was ich 
Ihnen eben sagte, und solche halb ausgegohrenen 
Gefühle lassen eine unliebsame Hefe zurück. 
— Sie bleiben; ich habe noch so Vieles mit 
Ihnen zu besprechen." 
- „Sic haben Recht, Sie kluge, gute Frau. 
Ich wußte ja außerdem schon, was Sie mir 
sagten, ich wollte von Ihnen bestätigt hören, 
daß Sie einst wahrhaft liebten. Und sollte 
ich mich dessen als uneigennütziger Freund 
nicht freuen? -— Sollte ich Ihnen dieses 
nachträglich noch durch Eifersucht verkümmern? 
-— Nein Bertha, Sie sollen mich als un 
parteiischen, ruhig denkenden Mann kennen 
lernen. Bei meinen Jahren auch nicht mehr, 
wie Sie verlangen können," setzte er resignirt 
hinzu. 
„Die Jahre und das Herz stehen oft in 
den schreiendsten Widersprüchen. Aber recht 
so, Lorenz!" Sie gab ihm die Hand. — 
Freundschaft — Freundschaft ohne Ende!" 
„Ohne Ende," wiederholte Lorenz leise, den 
Blick auf Bertha geheftet. 
(Fortsetzung folgt.) 
kann sagen, daß ich immer gern in Berlin 
gewesen bin, obwohl ich auf dem Lande 
aufgewachsen und mit vielen Wurzeln im 
Lande lebe. Ich kenne Berlin schon, als 
es noch kein Trottoir hatte und als die 
Friedrichstraße von der Behrenstraße bis 
zur Kochstraße noch keinen einzigen Laden 
besaß. 1836 und 1837 wußte ich so ge 
nau Bescheid, daß ich hätte Droschkenkut- 
scher werden können, was jetzt freilich nicht 
mehr geht. Berlin ist mir jetzt politisch 
und wirthschaftlich über den Kopf gewachsen 
Politisch bin ich mit der Mehrheit der 
Berliner in mancher Beziehung auseinander 
gekommen, aber mein Heimathsgefühl für 
Berlin ist geblieben. Mag das werden, 
wie es will, ich wünsche Berlin Gedeihen 
und Wohlergehen." Nach einer lebhaften 
Unterhaltung des Fürsten mit den Studenten 
trat er um 4 Uhr 5 Minuten die Weiter 
reise an. 
Der bisherige preußische Gesandte in 
Darmstadt, Frhr. v. Plessen, ist zum Ge 
sandten am griechischen Hofe ernannt worden. 
— Das 6. Ulanen-Regiment, zum Ver 
band des XL Armeekorps gehörend, ver 
läßt zum Okiober seine bisherigen Garni 
sonen Langensalza und Mühlhausen und 
bezieht die Garnison Hanau. 
Stettin, 14. Juli. Wegen fahrlässigen 
Falsch ei des war vom Landgericht zu 
Stettin der Arbeiter Wolter zu 1 Monat 
Gefängniß verurtheilt worden. Der An 
geklagte war in einer Sache als Zeuge 
geladen und nach seinen Vorstrafen befragt 
worden. Er gab an, daß er verschiedene 
Male wegen Feld- und Forstdiebstahls be 
straft sei, sich aber weitere Vorstrafen nicht 
erinnere. Auf Befragen des Staatsan 
walts, ob er denn nicht mit einer Geld 
strafe belegt worden sei, antwortete der 
Angeklagte, daß ihm dieselbe nicht mehr 
im Gedächtniß sei. Die Acten ergaben, 
daß der Angeklagte nicht weniger als 31 
Mal wegen Feld- und Forstdiebstahls und 
einmal wegen Körperverletzung mit 15 Ji 
Geldstrafe vorbestraft war. Gegen das 
richterliche Erkenntniß legte der Angeklagte 
Revision ein. Das Reichsgericht hob jetzt 
das Urtheil auf und sprach den Angeklagten 
kostenlos frei. 
Aus Görlitz wird telegraphisch ge 
meldet: In Keula bei Sagan wurde der 
Grubenarbeiter Traugott Cameur von 4 
Arbeitern durch Schläge mit Holzpantoffeln 
ermordet und beraubt. Die Mörder sind 
verhaftet. 
Eine jugendlicke Mörderin, ein 
Schulmädchen aus Ziesar im Kreise 
Jerichow, ist in dem Nachbardorfe Zitz 
verhaftet worden. Dem Mädchen waren 
früher in dem Dorfe Carow bei Verwandten 
zwei kleine Kinder zur Beaufsichtigung an 
vertraut worden. Beide Kinder von eins 
bis zwei Jahren starben kurze Zeit nach 
einander. Das Mädchen kam dann nach 
Zitz, ebenfalls zur Pflege eines kleinen 
Kindes. Bald nach dem Anzuge des 
Mädchens zeigten sich bei dem Kinde ganz 
plötzlich auffallende Krankheitserscheinungen. 
Der Arzt stellte alsbald fest, daß ein Versuch 
vorläge das Kind zu ersticken. Der Ver 
dacht der Thäterschaft lenkte sich auf das 
Kindermädchen, das nach einigem Leugnen 
auch eingestand, den Versuch gemacht zu 
haben, das Kind durch Ersticken aus der 
Welt zu schaffen, indem es ihm Nase und 
Mund zuhielt. Es gab auch zu, die 
beiden Kinder in Carow getödtet zu 
haben. Welche Beweggründe das Mädchen 
für seine grausigen Thaten gehabt hat, ist 
unbekannt. 
Soest, 17. Juli. Es passiren doch 
wunderbare Dinge in der Welt. Nun hat 
der „Bund der Landwirthe" hier ein 
Land rathsblatt boycottirt. Abgesehen 
von dem Boycott, der principiell doch in 
ganz gleicher Linie steht mit dem socialistischen 
Bierboykott in Berlin, ist die ganze Ge 
schichte zu drollig um nicht veröffentlicht 
zu werden. Der Landrath des Kreises, 
Herr von Bockum-Dolffs brachte bei 
einem Feste des landwirthschaftlichen Kreis- 
vereins Soest einen Toast aus, in welchem 
er ausführte, „daß es mit der Landwirth 
schaft doch wohl nicht so schlimm stehe, als 
es von verschiedenen Seiten gemacht würde". 
Diese Stelle wurde von dem Landraths 
blatt natürlich ohne weiteres in der Re 
production der Rede mit abgedruckt. 
Daraufhin erfolgte der Boycott, der seine 
Spitze ja vielmehr gegen den Landrath als 
gegen das Blatt richtet. 
Eine Trombe war am Sonnabend 
Nachmittag südlich nahe bei Kölu sichtbar. 
Von dem um 3 Uhr Nachmittags zu 
Berg fahrenden Dampfboot ans zeigte sie 
sich in Gestalt eines Hellen Schlauches 
aus dunkeln Wolken in lebhafter 
Rotation; man konnte deutlich erkennen, 
daß die wirbelnden Massen aus der Höhe 
gegen die Erde hinabgedrückt wurden. Das 
Ende schien jedoch den Boden nicht zu 
berühren. Gegen 3 Uhr 10 Min. wurde 
die Erscheinung schwächer, der Wolken 
schlauch erschien jetzt schmaler und dunkler, 
seine untere Spitze wurde etwas in die 
Höhe gebogen und von dort schienen 
schwarze Wölkchen, wie Dämpfe, ausge 
stoßen zu werden. Fünf Minuten später 
zeigte sich die Trombe schmal und wellen 
förmig, wie ein dunkles vom Wind in 
Bewegung gesetztes Band oder ein unge 
heurer Wimpel, auch lag sie nunmehr fast 
horizontal in den Wolken. Nach ihrem 
Verschwinden trat auf dem Rhein ein 
äußerst heftiger Regenguß ein. 
Lüdenscheid, 15. Juli. Der Sohn des 
verstorbenen Abgeordneten vom Heede, 
Paul v. Heede, Prokurist der Firma 
v. H. u. Cie., ist der „Köln. Ztg." zufolge 
gestern gegen Kaution aus der Haft ent' 
laffen worden. 
Mainz, 16. Juli. Ein mächtiges Feuer 
zerstörte heute Mittag die Militär-Heu 
und Stroh-Magazine auf der Eisgrube. 
Der Schaden beträgt über 100,000 Ji. 
Mainz, 17. Juli. Das Feuer in den 
Garnisons-Heu- und Strohmagazinen soll 
durch Selbstentzündung frisch einge 
fahrenen Heues entstanden sein; der Scha 
den beträgt nach zuverlässiger Mittheilung, 
einschließlich des Gebäudeschadens, rund 
150000 Mark; versichert ist überhaupt 
nichts, da der Militärfiskus mit allen 
seinen Gebäulichkeiten nicht versichert ist. ! ? 
Eine cyklonartige Windhose hat, 
wie wir bereits gemeldet^haben, am Sonn 
abend-Nachmittag zwischen 2'/2 und 3 Uhr 
mehrere Ortschaften in Oberbayern schwer 
heimgesucht. Besonders hart sind Forstinding, 
Schwarbnerwegen, Mooshäusel, Förstern 
und Eitersteinering mitgenommen worden. 
200 Bauernanwesen wurden durch den 
Cyklon vollständig zerstört. Das Elend 
der fast obdachlosen Bevölkerung ist unbe 
schreiblich. 100 Pioniere sind zur ersten 
Hülfeleistung hingesandt. In Forstinding 
sind von 150 Wohnhäusern 80 geradezu 
vernichtet. In Förstern riß der Sturm 
den Kirchthum ein, sodaß die Glocken auf 
den Altar fielen, entwurzelte Eichen und 
andere starke Bäume; Schiefer- und Blech 
dächer, Bretter und Balken wurden auf 
weite Strecken hin weggerissen. Die 
Fluren des Marktes Schwaben hat gleich 
zeitig ein gewaltiger Hagelschlag mit Ge- 
Witter vernichtet. 
München, 16. Juli. Die Verwüstung 
im Cyklongebiete ist unbeschreiblich, der 
Schaden unübersehbar, die Noth groß. Bis 
jetzt sind zwei Todte und zahlreiche Ver- 
letzte festgestellt worden. 
Bamberg, 12. Juli. Der hiesige Rechts 
anwalt Heigel, Verfasser der „Spazier 
gänge eines Atheisten" und anderer Schrif 
ten, wurde wegen eines im „Nürnberger 
Anzeiger" veröffentlichten Gedichtes von 
der Anwaltskammer Bamberg zu einer 
Geldstrafe von 500 Ji verurtheilt und ihm 
zugleich ein Verweis ertheilt mit der An 
drohung, daß ein zweiter Verweis die Ent 
ziehung der anwaltlichen Praxis zur Folge 
haben werde. 
Aus Sachsen, 13. Juli. Auch die 
Einzelheiten mit. Der dortigen Polizeibe 
hörde ging aus Sachsen die Mittheilung 
zu, daß dort an verschiedenen Stellen 
Flugblätter aufregenden Inhalts verbreitet 
worden sind. Die Flugblätter enthielten 
die Aufforderung, keine Autorität anzu 
erkennen, die Gewalten zu vernichten und 
für die anarchistischen Bestrebungen Propa 
ganda zu machen. Alle Anzeichen deuteten 
darauf hin, daß die Verbreitung der Flug 
blätter über ganz Deutschland von hier 
aus ins Werk gesetzt wurde. Diese An 
nähme hat sich in vollem Umfange be- 
stätigt. Die Altonaer Kriminalpolizei ver 
haftete in dem zum Altonaer Polizeibe 
zirk gehörigen Ort Langenfelde zwei 
Porzellanmaler und später einen Tischler- 
gesellen, welche geständigermaßen die Ver 
breitung der Flugblätter bewerkstelligt haben. 
Sie gaben unumwunden zu, Anar- 
chisten zu sein, verweigerten aber auf 
die Frage, ob sie allein oder mit weiteren 
Komplizen die Flugblätter vertheilt, jede 
Auskunft. Die Porzellanmaler sind in 
der Raven'schen Porzellanfabrik in dem 
eine Stunde von hier entfernten Ort 
Eidelstedt beschäftigt gewesen, der eine ist 
aus Berlin, der zweite aus Wien gebürtig, 
während der Tischler in Stettin geboren 
ist. Weitere Einzelheiten in dieser Ange 
legenheit entziehen sich im Interesse der 
Untersuchung vorläufig der Veröffentlichung. 
Zwischen einem Weinhändler und einem 
Zimmermeister in Altona fand ein Wett- 
kegeln statt, bei welchem es sich darum 
handelte, wer in je hundert Würfen, gleich- 
zeitig mit Kugeln kleinster Sorte geloorfen, 
das meiste Holz erzielen würde. In drei 
viertel Stunden war diese Leistung voll 
führt, welche als Resultat ergab, daß der 
Zimmermeister 498, der Weinhändler 551 
Holz geworfen, Letzterer also die Wette ge 
Wonnen hatte. 
Ein Bild von dem Umfang der sozial 
demokratischen Agitationsarbeit giebt ein 
Bericht des „Vorwärts" über die Wahl- 
arbeit im Kreise Pimiebcrg: „Bei der 
Reichstagswahl im Kreise Pinneberg sind 
von der Sozialdemokratie vor der Haupt- 
wahl 105, zwischen Haupt- und Stichwahl 
42, zusammen 147 Wählerversammlungen 
abgehalten worden. Flugblätter wurden 
210000 verbreitet, Laufzettel mit Ver- 
ammlungseinladung 123000. Aufforderun 
gen zur Wahl in Ottensen und Umgegend 
32000, Aufforderungen zur Einsichtnahme 
der Wählerlisten 8000, Aufrufe an die 
Frauen und Mädchen Ottensens zur Be 
theiligung an der Agitation 8000, Be- 
kauntmachung der Bezirzseintheilung und 
der Wahllokale 8000, Exemplare des „Ham 
Flinten werden neuerdings im schönen'burger Echo" 6000, der „Nordwacht" 6000, 
Sachsenlande vor Injurien geschützt. Flugblätter in polnischer Sprache 4000, 
Nach einer Meldung der „Sächs 
Arbeiterztg." beliebte es kürzlich in einer 
'ozialdemokratischenVesammlung im Plauen- 
Flugblätter für Handlungsgehülfen 3000, 
Stimmzettel 400000. An der Agitation 
betheiligt haben sich die Parteigenossen der 
schen Grunde einem Redner, von „Schieß-drei Hamburger Wahlkreise, des achten 
prügeln" zur sprechen. Da erhob sich (Altona), neunten (Segeberg), siebenten 
sofort der überwachende Gendarm und er (Neumünster) und fünften (Kellinghusen) 
suchte, derartige Ausdrücke künftig zu unter- Schleswig-Holsteinischen Wahlkreises." 
lassen. Vielleicht kommt man im gemüth- Lütjcnburg, 14. Juli. Ein trauriges Ge- 
lichen Sachsen noch dazu, die Flinte für 
eine Staatseinrichtung anzusehen, 
deren Verächtlichmachung nach § 131 des 
Strafgesetzbuches mit Gefängniß bis zu 2 
Jahren bestraft werden kann. In Sachsen 
ist bekanntlich kein Ding unmöglich. 
Chemnitz, 15. Juli. Die hiesige Polizei 
hat dem Chemnitzer Freidenkerverein 
eröffnet, daß sie in Zukunft öffentliche 
Versammlungen desselben verbieten, da in 
der letzten das Dasein Gottes unter Aus 
fällen auf die Geistlichen geleugnet sei 
und man einen, seinen Glauben an Gott 
betonenden Theilnehmer der Versammlung 
verspottet habe. 
13 452 Kreuzottern sind nach einer die 
letzten 5 Jahre umfassenden Statistik allein 
im Bezirke der Amtshauptmannschast 
OclZnitz, Königreich Sachsen, gegen eine 
Prämiensumme von 3670,20 Mk. an die 
Behörde eingeliefert worden. 
Lüneburg, 15. Juli. In der Nacht vom 
14. auf dem 15. d. Mts. hat der auf der 
Breitenwiese vor der Stadt wohnende 
Arbeitsmann Schuster seine Ehefrau in der 
Schlafkammer mit dem Beil erschlagen 
und darauf sich selbst mit einem Rasirmesser 
den Hals durchschnitten. Beide Ehe- 
leute wurden als Leichen vorgefunden; 
die Hülferufe der Frau wollen die Nach 
barn gehört haben. Der Mann sowohl 
wie die Frau waren bereits in höherem 
Lebensalter, die Kinder längst erwachsen 
und nicht mehr im elterlichen Hause. Es 
ist wahrscheinlich, daß der Mann im Zu 
stand momentaner Geisteszerrüttung ge 
handelt habe. 
Ein schrecklicher Unglücksfall ereignete 
sich Sonntag-Morgen in dem Wirthschafts 
lokale „St. Annenhof" in Billwärder. 
Der Wirth war am Abend zuvor von der 
Jagd zurückgekehrt, und hatte ein Jagd 
freund seine Flinte in der Gaststube stehen 
lassen. Der 7jährige Sohn legte scherzend 
auf den Kellner an und erhielt Letzterer 
die volle Ladung in den Kopf, so daß er 
todt zusammenbrach. Der bedauernswerthe 
junge Mann sollte gestern der Hochzeit 
seiner Schwester in Bergedorf beiwohnen. 
BrovinzielleS. 
Zu der bereits telegraphisch gemeldeten 
Verhaftung dreier Anarchisten in 
Altona theilt das „B. T." noch folgende 
schick ereilte den bei dem Wasserwerk auf 
dem Haupthof Panker der Herrschaft Hessen 
stein angestellten 30jährigen Heizer Schmal- 
stig. Von dem Schwungrad der in Betrieb 
befindlichen Dampfmaschine hatte sich der 
Treibriemen gelöst. Um diesen wieder - zu 
befestigen, gab der Heizer etwas Dampf, 
wobei er von dem sich bewegenden Rad ge 
faßt und gegen den Kessel geschleudert wurde. 
Der Bedauerswerthe erlitt derartige innere 
Verletzungen, daß der Tod sofort eintrat. 
Ein Frevler hat dem Hahn und den 
Hühnern des Lehrers Harbeck in Bönebüttel 
die Schwänze abgeschnitten; das Hühner 
volk dreht jetzt immer den Kopf nach 
hinten und rennt sodann wie toll gegen 
Mauern und Wände an. 
Ncumiinster, 16. Juli. Eine große An 
zahl Schützen auswärtiger Vereine hatte 
sich zum heutigen zweiten Festtage des I u- 
biläums - Schützenfestes Hierselbst ein 
gefunden. Die Betheiligung an dem Schie 
ßen war den ganzen Tag über eine rege, 
auch das weitere Publikum betheiligte sich 
wieder in umfangreichem Maße. Am Mit 
tage fand auf dem „Schützenhofe" ein 
Festessen statt. 
Schleswig, 16. Juli. Dem fünfzig 
jährigen Jubelfest des Schles- 
wig-Holstein-Liedes wird auch der 
Bruder des Dichters, der Privatier 
Emil Chemnitz aus Hamburg, bei 
wohnen. Ob auch der andere in Hamburg 
wohnende Bruder Rudolph Chemnitz und 
der Neffe, der Hauptpastor von St. Petri- 
Hamburg, Dr. Rode, theilnehmen werden, 
ist noch nicht sicher, auch über die Hierher 
kunft der in Itzehoe lebenden Tochter des 
Dichters, Eleonore Chemnitz und des drit 
ten noch lebenden Bruders, des Mittel 
schullehrers Chemnitz in Tondern, ist nichts 
bekannt. Das Counts für das Chemnitz- 
Bellmann-Denkmal hat diesmal von einer 
offiziellen Einladung der Verwandten ab 
gesehen, glaubte vielmehr eine solche der 
Enthüllungsfeier des Denkmals, hoffentlich 
am 24. Juli 1895, Vorbehalten zu sollen. 
Zum S ä n g e r f e st in Schleswig 
werden sich aus Altona allein etwa 
100 Sänger begeben. Das Fest findet 
vom 21. bis 23. Juli statt. Die Bethei 
ligung ist, wie aus den Anmeldungen hervor 
geht, eine außerordentlich starke. Fast 
I sämmtliche größeren Städte der Provinz 
werden vertreten sein. 
Kappeln, 16. Juli. (F. N.) Kaum ist 
die Unterschlagung von Postgeldern von 
seiten des Postagenten Sim onsen in 
Steinfeld bekannt geworden, so ist auch 
schon wieder ein neuer Fall zu verzeichnen. 
Der Briefbote K r a a k, bei der Posthülfs- 
stelle Rabenkirchen angestellt, hat sich ver 
schiedene Unterschlagungen, wie es heißt, 
im Betrage von nahezu 1090 Ji nebst 
Urkundenfälschung mehrfacher Art zu Schul 
den kommen lassen. Der größte Betrag 
der unterschlagenen Gelder betrug 700 Ji, 
welche Kraak von dem Müller Carsten- 
sen-Rabenkirchen zur Ablieferung mitbe 
kommen, jedoch nicht ins Postbuch einge 
tragen hatte. Was den Briefboten Kraak 
zu dieser That veranlaßt, ist nicht erklär 
lich, da er selbst 600 Ji. bei der Töstruper 
Sparkasse belegt hat, mithin Nahrungs 
sorgen nicht die Ursache gewesen sein können. 
Wyk, 15. Juli. Wie die „F. N." be- 
richten, waren auf Föhr bis zum 12. d. 
Mts. . 1510 Fremde eingetroffen gegen 
1180 im Vorjahr um diese Zeit. — Am 
letzten Mittwoch erhob sich hier gegen 
Abend ein orkanartiger Sturm, der 
das Wasser zu einer bedeutenden Höhe 
herantrieb. Auf einigen Halligen, wie 
z. B. Oland, ist leider als Folge davon 
viel Heu fortgeschwemmt. Das Heu ist 
bekanntlich der einzige Ernteertrag der 
Halligbewohner. In diesem Jahre hatten 
sie Aussicht auf eine reiche Ernte, da der 
dortige Graswuchs ein vorzüglicher ist. 
Leider hat die Flut diese Hoffnungen mit 
Bezug auf die niedriggelegenen Halligen 
zerstört. — Ein Amrumer Lustkutter, der 
die auf einem Ausflug befindlichen Kinder 
der Uetersumer Schule am Bord hatte, 
konnte des Sturmes halber nicht landen, 
und mußten die Insassen bis zum nächsten 
Morgen sich in dem offenen Boot von den 
Wellen schaukeln lassen. 
-u Jevenstedt, 17. Juli. Ein Sohn des 
Arbeiters R. in Schevenbrügge bei 
Kattbeck war gestern mit seinem Vater 
und einer Schwester zum Mähen gegangen 
nach einer Wiese am Luhnstedter Gehege. 
Eben nach Mittag entfernt sich derselbe 
unter irgend einem Vorwände von seinen 
beiden Genossen und badet in einer Mergel- 
grube. Die Schwester sieht bald darauf, 
daß er in der Grube treibt. Sie eilt 
ogleich hin um ihn herauszuziehen, kann 
aber leider, trotzdem sie ihr eigenes Leben 
in Gefahr bringt, nichts ausrichten. Als 
darnach der Vater kommt, ist der Knabe, 
der im Alter von 10 Jahren stand, schon 
ertrunken. — Wir bemerken noch, daß 
es ihm von seinem Vater strenge verboten 
war, zum Baden zu gehen. 
Rendsburg, 18. Juli. Außer im 
Kindergarten ist von Seiten der Stadt 
auch noch an der Weiche in der Eisen 
bahnstraße und am Hafen bei der Unter- 
eider ein öffentlicher Trinkbrunnen einge 
richtet worden. Sowohl an ersterer, als 
auch an letzterer Stelle wird dieses mit 
Freuden begrüßt. Ebenso wichtig aber 
erscheint es, daß namentlich an letzterer 
Stelle eine Bedürfnißanstalt eingerichtet 
werde. Es arbeiten am Hafen zeitweilig 
eine nicht geringe Anzahl von Menschen, 
die das Fehlen einer solchen Anstalt oft 
schwer beklagen. Hoffentlich wird die zu 
ständige Behörde auch bald dafür sorgen, 
daß diesem Uebelstande abgeholfen werde. 
tßF Rendsburg, 18. Juli. Seit einigen 
Tagen ist der Regierungsbagger „Wodan", 
welcher bei Flensburg und Alsen baggerte, 
nach hier zurückgekehrt. Derselbe soll zu 
nächst in der Untereider im Hafen eine 
kleinere Arbeit ausführen, damit die Schiffe 
ordentlich anlegen können. 
O Rendsburg, 18. Juli. Das Abbrechen 
des Mauerwerkes anöden Pfeilern dec 
alten Eisenbahnbrücke ist eine sehr mühe 
volle und wenig zu fördernde Arbeit, da 
das Gemäuer außerordentlich fest ist. Seit 
einigen Tagen ist man wieder damit be 
schäftigt. Es soll nämlich die Ausbagger 
ung des Winterhafens für die Regierungs- 
bagger, Schulen rc. vorgenommen werden; 
doch kann dieses erst geschehen, wenn die 
Pfeiler entfernt sind. 
ş Rendsburg, 18. Juli. Wie wir 
vernehmen, ist die wegen der Hafenanlage 
an der Odereider nothwendige Abtragung 
des Eilandes den Unternehmern Stange 
und Jönk übertragen. 
X. Rendsburg, 18. Juli. Billige Uhren 
wurden heute auf dem Paradeplatze und 
an verschiedenen anderen Stellen in der 
Stadt zum Kauf und Tausch angeboten. 
Namentlich trieb ein angeblich aus Bayern 
gebürtiger Schlachtergeselle das Geschäft- 
Für eine Zugabe von ca. 6 Mk. wurden, 
wie wir hören, goldene Uhren nebst Kette 
gegen silberne vertauscht. Doch bekam die 
Polizei Lust Näheres über den Vortheil 
haften Handel zu erfahren und die Bekannt 
schaft der Händler zu machen. Letztere 
schienen indeß nicht gewillt, mit den Dienern 
der Hermandad Geschäfte zu machen. Doch 
gelang es, einen der Uhrenverkäufer in der 
Nähe der Schleuse zu fassen. Derselbe 
soll wohl die Quelle angeben, aus der die 
billigen Uhren stammen. Wie wir hören, 
vermuthet man, daß dieselben von einem 
großen Uhrendiebstahl herrühren, der in 
Flensburg verübt worden ist. 
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