Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

Geschäftsordnung des Reichstages, und weil sie 
vorhanden, müsse das Strafrecht angerufen werden 
Die ganze Debatte hätte man sich' sparen können 
wenn man den Thatbestand nüchtern betrachtet, 
da müsse man anerkennen, daß es sich um eine 
Willensäußerung in Ausübung des M ndats 
gehandelt habe; das schließe die Strafverfolgung 
ans. Er selbst sei auch in den siebziger Jahren 
mindestens ein halbes Dutzend Mal bei einem 
Loch sitzen geblieben, und es sei doch keinem 
Staatsanwalt eingefallen, ihn wegen Majestäts 
beleidigung zu belangen. Die Würde des Reichs 
tags sei mehr verletzt worden durch die Herren 
aui der Rechten, die am 6. Dezbr. nach jenem 
Vorfall „Pfui!" und „Hinaus!" gerufen hätten 
Nirgends sei es Sitte, Jemand zu einer Loyalitäts- 
Bezeugung zu zwingen; wer sich dazu zwingen 
lasse, sei verächtlich in seinen Augen und ver 
diene nicht den Namen Mann. Aus der Rechten 
säßen allerdings Manche, die in den letzten 
Jahren das Hoch auf den Kaiser nicht mit der 
Begeisterung wie sonst ausgenommen hätten 
(Rute links: Sehr richtig! rechts: Zur Ordnung!) 
Präs, von Levetzow erklärt es nicht für zulässig, 
Vorwürfe zu machen, die Redner nicht beweisen 
und vertreten könne. 
Er wisse nicht, durch welche Bestimmung der 
Geschäftsordnung man seine Genossen zu zwingen 
gedenke. Den^ Ausschuß aus dem Hause strebe 
man an, das sei der ganze Zweck des Vorgehens 
Das zeige die Rede des Herrn von Bennigsen. 
Dieser habe auf ven Treueid seiner Genossen in 
den Landtagen hingewiesen. Gewiß hätten sie 
den geschworen, und würde er hier eingeführt, 
so würden sie ihn auch schwören. (Bewegung 
rmd Heiterkeit.) 
Herrn von Bennigsen stehe der Vorwurf per 
sönlich schlecht an, nachdem er einmal dem 
Könige von Hannover, dann dem König von 
Preußen Treue geschworen. (Große Unruhe. 
Zustimmung links.) Die nationalliberale Kölnische 
Zeitung habe außerdem einmal gesagt, Fürst 
Bisniarck habe den großen Verdienst, uns Deutsche 
zu Vernunftmonarchisten gemacht zu haben. (Sehr 
gut! links). Und was war Miguel? Seinerzeit 
der größte Kommunist, Atheist und Organisator 
vo:i Bauernaufständen. (Lebhafte Zustimmung.) 
Man werfe seiner Partei vor, sie wolle Alles 
untergraben. Das sage man, während doch seit 
Jahren in unserem Staat nichts Festes mehr be 
stehe. Alles wackele und Keiner wisse, ob das, 
was man heute sehe, morgen noch bestehe. (Sehr 
gut! links.) Daß in anderen Ländern schärfere 
Disziplinarmittel bestehen, sei richtig, sie kämen 
aber außerordentlich feiten zur Anwendung, weil 
diese Länder aus einem höheren Niveau ständen. 
In Frankreich finde man zum Beispiel garnichts 
darin, daß die Monarchisten bei einem Hoch 
aus die Republik sitzen blieben. Aber wir 
,n Deutschland seien zu den Zeiten des 
Tiberius gekommen. Ein Antrag, wie er das 
Haus heute beschäftige, würde in anderen Ländern 
derart abgewiesen, daß die Minister binnen drei 
Stunden ihren Platz verlassen müßten. Aber die 
deutsche Bedientennatur lasse sich das gefallen. 
(Präsident v. Levetzow rust den Redner wegea 
dieser Beleidigung der deutschen Nation zur 
Ordnung.) Gegen die Sozialdemokratie rufe 
man beständig zur Einigkeit auf, das werde 
aber nicht gelingen, denn die Parteien sorgten 
schon dafür, daß jede etwas Anderes erstrebe. 
Damit schließt die Diskusion. 
Aba. v. Bennigsen (persönlich) erklärt, er 
habe seinen Treueid dem König von Hannover 
bis zum letzten Moment des Bestandes des 
hannoverschen Staates gehalten. 
, Die Abstimmung über den Kommissionsantrag 
ist aus Antrag des Abg. Frhrn. von Manteuffel 
eine namentliche. 
Der Antrag der Kommision wird mit 168 
Kegen 58 Stimmen angenommen. Dagegen 
stimmen die Konservativen, die Reichspartei und 
Abgeordneter Liebermann von Sonnenberg. 
Die Resolution Adt wird gegen die Stimmen 
Der Sozialdemokraten und Freisinnigen ebenfalls 
angenommen. 
Der Krach in Rom. 
Rom, 15. Dec. Angesichts der heute 
erfolgten Veröffentlichung der Giolittischen 
Geheimdokumente über den Banco Romana- 
Skandal und die dadurch auf das Aeußerste 
gesteigerte Spannung der politischen Situa- 
tion hat Ministerpräsident Crispi in der 
heutigen Sitzung der italienischen Deputir- 
tenkammer nach Voraufgang beispiellos tu- 
multuarischer Szenen die Session soeben 
geschlossen. So lautet die neueste sen 
sationelle Kunde, welche das „Berl. Tgbl." 
aus Rom übermittelt. Die an verblüffen 
den Enthüllungen so reiche Banca Romana 
Affaire ist damit in ihr neuestes Stadium 
eingetreten. 
Das Fascikel seiner Geheimdokumente, 
das der ehemalige Ministerpräsident Gio 
litti auf den Tisch des Hauses der ita 
licnischen Deputirtenkammer in der offen 
kundigen Absicht niedergelegt hat, den 
Sturz seines Amtsnachfolgers Crispi her 
bciznşûhren, ist der Funke gewesen, der das 
Pulverfaß in die Luft gesprengt hat. 
In den Documenten Giolitti's hat sich 
ein angeblicher Kassenausweis der Banca 
Romana über hundertfünftausend 
Franken, die Crispi, und über hun 
der, vierzigtausend Franken, die 
A d r i a n o L e m m i, der Großmeister der 
Freiinaurerei, erhalten, und wovon Letzterer 
zwanzigtausend Lire an eine gewisse 
hochgestellte Dame (die Gemahlin 
Ciiepls?) weitergegeben habe. 
Hinauf kommen Auszüge aus dem 
Kassenbuche des Ger.eralkaffiers der Banca 
Roinai a, Lazzaroni. Darin figuriren un- 
ter Anderen der frühere Schatzminister 
Grimaldi (anläßlich der Diskussion des 
Banlgesetzes) mit zwanzigtausend Franken, 
der Generaldirektor im Handelsministerium 
Monzilli mit siebenundvierzigtausend, der 
Bankkommissar Z a m m a r a n o mit fünf- 
zehntausend, der Abgeordnete Herzog von 
San Donato mit einem verfallenen 
Wechsel von zwölftausend Lire, ferner un 
genannte Personen (Abgeordnete?) mit fo 
lossalen ©ummen, dann eine Anzahl 
Abgeordneter und früherer Minister, die 
unter verschiedenen Vorwänden Geld 
fordern. 
Unter den Papieren befindet sich auch 
ein Brief von Frau Crispi folgenden In- 
alts: „ Seit mein Mann am Staatsruder 
h 
ist, sind wir finanziell ruinirt, ich bete zur 
Madonna, daß sie ihn seiner Familie zu 
rückgebe". 
Es folgt dann eine Liste von fünfzig 
bis sechzig der von der Banca Romana 
suboentionirten Zeitungen und Zeit 
schriften, darunter der inzwischen einge 
gangene „Fracassa", der einmal dreißig 
tausend, ein anderes Mal hundert 
fünfzig tausend Franken erhielt. Sub 
ventionirt wurde auch eine gewisse hochan 
gesehene wissenschaftliche RevueRoms. 
Zuletzt werden die nothleidenden Wechsel 
mehrerer Persönlichkeiten von dem Jahre 
1889 an aufgezählt, worunter der später- 
hin wegen Betrug ins Zuchthaus geschickte 
Abgeordnete Fürst Chiara mit neun 
hundertfünfzigtausend Lire figurirt. 
In dem letzten Theile der Broschüre 
wird der Name der Anfangs erwähnten 
Dame (Frau Crispi) wieder mehrfach citirt 
und gewisse unbezahlte Wechselschulden von 
ihr für Toilette und Badereisen 
registrirt. 
Unter diesen Umständen kann es nicht 
überraschen, daß sich in der gestrigen 
Sitzung der italienischen Deputirtenkammer 
die Elektrizität, mit der die Atmosphäre in 
Rom seit geraumer Zeit geladen war, in 
einem furchtbaren Donnerschlage entlud 
Schon ehe die Diskussion begann, wir 
das Haus mit Deputirten überfüllt, die 
erregte Gruppen bildeten. Nach der Er 
öffnung der Sitzung verlangten Jmbriani, 
Cavallotti, Rudini die sofortige Dis 
kussion der Dokumente, worauf Crispi 
in größter Erregung in die Worte aus- 
brach: „Die heute ausgegebene Druckschrift 
ist nichts Anderes als ein Haufen 
von Gemeinheit und Lüge". Furcht- 
barer Lärm übertönte die Worte des Mi- 
nisterpräsidenten, der mit fester Stimme 
wiederholte: „Ja, ein Haufen elender 
Lügen!!" Während ein neues Getöse 
losbricht, ruft der Kammerpräsident 
den Ministerpräsidenten Crispi zur Ord 
nung. Die Kammer beschließt sodann, 
die Diskussion der Dokumente morgen 
wieder aufzunehmen, was nun, nachdem 
Crispi die Session geschlossen hat, nicht 
mehr gut möglich erscheint. 
Die Stimmung in Rom ist tieferregt. 
Ueberall auf dem Korso bilden sich 
Gruppen, welche die in den Blättern ab- 
gedruckten Dokumente verschlingen. 
Crispi und Rudini, welch Letzterer gleich 
falls in den Dokumenten als Stipendiat 
Tanlongos aufgeführt worden ist, haben 
gegen Giolitti Klage angestrengt. 
Giolitti hat also vorläufig gesiegt. Er 
hat seinem Gegner Crispi die Durchführung 
seiner großen finanziellen und politischen 
Reformen auf parlamentarischem Wege un- 
möglich gemacht. Er hat ihn zum Bruch 
in der Deputirtenkammer getrieben, noch 
bevor die parlamentarischen Verhandlungen 
eigentlich begonnen hatten und das Budget 
unter Dach und Fach gebracht ist. Daß 
ein solcher Zustand auch nur für eine 
kurze Dauer völlig unhaltbar ist, leuchtet 
ein. Was soll aber dann werden? Wird 
Crispi im Amte bleiben, oder weichen? 
Und, wenn er fällt, wer wird nach ihm 
kommen? Man sieht, die nächste Zukunft 
Italiens birgt schwierige Räthsel, die der 
Lösung harren. — Einzelne Blätter suchen 
natürlich alles, alles zu beschönigen. 
Aus Rom melden die Morgenblätter: 
Giolitti legte gestern seine Ehrenämter als 
Verwalter des Mauritius- und Lazarus- 
Ordens nieder. Die von Giolitti der 
Kammer vorgelegten Documente betr. Frau 
Crispi sind von ihm dem entlassenen Haus 
meister Crisspi's abgekauft worden. 
Mustand. 
Außereuropäische Gebiete. 
Chicago, 15. Dec. Der Bundesrichker 
verurtheilte Debbs, sowie drei andere 
Führer des Eisenbahnstrikes vom Juli d. 
I. wegen Nichtachtung des gerichtlichen 
Befehls, den Zugverkehr nicht zu behindern, 
zu 3 Monaten Gefängniß. 
England. 
In der Glasgowcr Gasanstalt ereignete 
sich am Donnerstag eine Explosion, welche 
sieben Arbeiter schwer verwundete. Es 
heißt, daß ein Arbeiter in der Reinigungs 
kammer zufällig mit seiner Schaufel einen 
Kiesel traf. Es entstand ein Funke, der 
das ausströmende Gas in Flammen setzte. 
Ob die Erklärung richtig ist, steht dahin. 
Inland. 
Am Hoftheater in Hannover wurde 
während der Tage der Anwesenheit des Kaisers 
Verdi's „LaTraviata" mitSignora Prevosti 
n der Titelrolle aufgeführt. Nach been 
deter Vorstellung wurde die Künstlerin in 
die Hofloge befohlen, wo sie der Kaiser 
mit freundlichem Händedruck begrüßte und 
chr dankte „für den hohen Genuß", den 
ie ihm bereitet habe. Im weiteren, fran- 
zösch geführten Gespräch erkundigte sich 
der Monarch darnach, wie es Signorina 
Prevosti in Deutschland gefalle, worauf 
ie nur entgegnen konnte, daß sie entzückt 
ei jvon der liebenswürdigen und en 
thusiastischen Aufnahme, die sie überall ge 
linden, daß aber der gestrige Abend, der 
ihr die Ehre gebracht, vor Sr. Majestät 
aufzutreten, sie in höchstem Maße beglücke. 
Der Kaiser berührte in der Unterhaltung 
auch die neueren italienischen Componisten 
und gab bei Verabschiedung von Signora 
Prevosti der Hoffnung Ausdruck, ihr bal- 
digst im Opernhause in Berlin wieder zu 
begegnen. — Am folgenden Tage wurde 
der Künstlerin durch den Intendanten der 
Königlichen Schauspiele im Austrag des 
Monarchen eine werthvolle Broche zuge 
stellt, die den Namenszug des hohen 
Gebers in Brillanten, Rubinen und 
Smaragden zeigt und von der Kaiserkrone 
überragt wird. 
Berlin, 14. Dec. Die Kriminalpolizei 
glaubt in dem 14jährigen Lehrling Wolfs 
heim den Brandstifter ermittelt zu haben, 
der die mehrfachen nicht unbedeutenden 
Brände in dem Hause Friedrichstraße 204 
verursacht hat. 
- Zu einer turbulenten Scene gab 
heute an der Börse ein im gestrigen 
Abendblatt des „Börs.-Couriers" ver- 
öffentlichter Artikel des vereidigten Mak 
lers Oscar Meyer Anlaß. Der Verfasser 
mußte, um lebensgefährlichen Ueberfällen 
aus dem Wege zu gehen, in das Jour- 
nalisterzimmer flüchten, wo 2 Diener zu 
seinem Schutze postirt wurden. Der 
Vorstand des Vereins Vereidigter Makler 
der Berliner Fondsbörse erläßt heute 
folgende Bekanntmachung: „Der in der 
Abend-Ausgabe des „Berl. Börs.-Cour." 
wiedergegebene Aufsatz des vereidigten 
Maklers Oskar Meyer zur Börsenreform 
gibt nur die persönlichen Ansichten des 
Verfassers wieder, ohne daß die Vereint- 
gung der vereidigten Makler bisher Ge- 
legenheit hatte, zu den betreffenden Vor 
schlägen Stellung zu nehmen. 
D Aachen, 14. Dez. Der des Mordes 
an der unverehelichten Maria Schiffers aus 
Tietz bei Jülich angeklagte p. Küppers 
wurde heute, nach viertägiger Verhandlung, 
vom hiesigen Schwurgerichte zum Tode 
verurtheilt. 
In F r e i b e r g i. S. hat eine Massen 
vergiftung durch Frühstücksbrödchen statt- 
gefunden. Gegen 150 Personen sind 
erkrankt, zum Theil schwer; ein Kind ist 
angeblich schon gestorben, der Bäcker und 
seine Familie selbst sind erkrankt. Durch 
eine chemische Privatuntersuchung soll in 
den Backwaaren Arsenik nachgewiesen sein. 
Ob Fahrlässigkeit oder ein Verbrechen vor 
liegt, ist noch nicht bekannt. 
Dresden, 13. Dec. Das Urtheil des 
Schöffengerichts gegen den socialistischen 
Redacteur Gradnauer wurde durch die 
Strafkammer von 10 auf 5 Monate herab 
gesetzt. Gradnauer ist auf freien Fuß gestellt. 
Jena, 15. Ddz. Der Rechtsanwalt 
Zeise ist unter Verdacht der Untreue 
verhaftet. 
Ein Akt furchtbarer Rohheit wurde 
auf der Eiscnbahnfahrt von Kaiserswaldau 
bis Liegnitz von zwei russisch-polnischen 
Arbeitern verübt. Dieselben gerieten im 
Waggon 4. Klasse mit einem deutschen Ar 
beiter aus Neustadt, O.-Schl., in Streit. 
Im Verlaufe der Auseinandersetzungen erfaßten 
Beide ihren Gegner und warfen ihn, während 
ein Dritter inzwischen die Thür geöffnet hatte, 
aus dem in voller Fahrt befindlichen Zuge. 
Der Arbeiter wurde schwer verletzt aufgefunden. 
Auf telegraphische Anfrage faßte man die 
beiden Unholde, Namens Czarninka und 
Rochus Bochun, und behält sie, da sie als 
Ausländer fluchtvcrdächtig sind, in Haft. 
Der gemißhandelte Arbeiter heißt Franz 
Rex, befindet sich in einem beinahe hoffnungs 
losen Zustande im Krankenhause zu Bunzlau 
und ist nicht venehmungsfähig. 
Karlsruhe, 15. Dec. Der Großher 
zog ist von einem Unwohlsein ergriffen, 
das eine gastrische Grundlage hat. Zwar 
ist sein Befinden, wie die „Karlsr. Ztg." 
schreibt, in fortschreitender Besserung be 
griffen, der Fürst bedarf indessen noch be 
sonderet Schonung und Ruhe und muß 
sich für einige Zeit einer von ärztlicher 
Seite geregelten Lebensweise unterziehen. 
Der Großherzog wird deshalb vorerst die 
üblichen Audienztage nicht abhalten können 
und es sich versagen müssen, den mehr 
fachen Einladungen verschiedenster Art zu 
folgen. 
Brovivzietles. 
Kiel, 13. Dez. In der vergangenen 
Woche ist eine wesentliche Veränderung 
im Getreidehandel nicht eingetreten und 
sind daher Preise unverändert zu notiren 
Weizen nach Qual, von 105—125 Jl, 
Roggen nach Qual, von JL 110—120, 
Gerste nach Qual. Jt 95—100, Hafer 
nach Qual, von Jt 95—115. 
Der Bezirksausschuß hat bereits die 
Anleihe in Höhe von 100 000 Mk. für 
den Bahnbau Elmshorn-Barmstedt Ende 
October genehmigt. Nach einer Notiz der 
in Kiel erscheinenden „Volkszeitung" wird 
diese Angelegenheit dahin verdreht, daß 
mau überhaupt nicht geneigt sei, höheren 
Orts dies zu genehmigen. Wir erfahren 
von maßgebender Seite über das Unter 
nehmen, daß mit dem Ausbau im Früh- 
jähr begonnen wird. 
Kreis Rendsburg, 14. Dec. Die in 
diesen Tagen in Hohenwestedt unter dem 
Vorsitz des Direkors Conradi abgehaltene 
Delegirte nversammlung desRends- 
burger landwirthschaftlichenKreis- 
Vereins beschloß, für die Wiederwahl 
des Herrn Hölck als Direktionsmitglied 
des landwirthschaftlichen Generalvereins 
und für Erweiterung der Maschinenhalle 
einzutreten, ferner daß von der Bildung 
einer Sektion für Rindvieh mit Rüsicht 
auf die bevorstehende Einrichtung der 
landwirthschaftskammer vorläufig abzusehen, 
daß die Betheiligung der landwirthschaft 
lichen Vereine an der geplanten Schles- 
wig.Holsteinischen Landes-Ausstellung in 
Kiel 1896 nicht, wohl dagegen an der 
1897 in Hamburg stattfindenden Aus, 
stellung der Deutschen Landwirthschaft an 
zustreben, daß der Antrag der Direktion 
des General-Vereins auf Veranstaltung 
einer Schweine-Ausstellung 1895, sowie 
aus Förderung der Zucht von Ziegen und 
Milchschafen zu unterstützen sei. Ferner 
beschloß man, dem Antrag des Apenrader 
landwirthschaftlichen Vereins, aufregierungs 
seitige Bekämpfung der Tuberkulose zuzu 
stimmen und endlich dahin zu wirken daß 
bei Errichtung der Landwirthschaftskammern 
die Zahl der Vertreter in den einzelnen 
Kreisen von drei auf vier und diejenige 
der Vorstandsmitglieder von 4 auf 6 er 
höht werde. 
□ Rendsburg, 17. Dec. Zu der Wahl 
eines Archidiakonus, welche gestern in der 
Altstädter St. Marienkirche abgehalten 
wurde, waren nur die Herren Pastor 
Liefland-Brügge und Pastor Jacobj-Halle a 
d. S. erschienen. Der mit präsentirte 
Herr P. Sieveking-Schleswig hatte in letzter 
Stunde seine Bewerbung zurückgezogen, 
da er in Schleswig bleibt. Die Betheili 
gung an der Wahl war eine recht schwache. 
Bon ca. 700 Wählern gaben nur 131 
ihre Stimme ab. Es erhielt Herr Pastor 
Liefland 88, Herr Jacobj 43 Stimmen. 
Herr Pastor Liefland ist also gewählt. 
— Es fiel allgemein auf, daß es, wie 
diesmal geschehen, Bewerbern gesetzlich ge 
taktet sei, noch binnen kaum 24 Stunden 
vor der Wahl zurückzutreten. Wäre vor 
her seitens eines oder mehrerer Gemeinde- 
mitglieder Einspruch gegen die Vornahme 
der Wahl geschehen, so hätte dieselbe nicht 
tatlfinden können, vielmehr wäre sie einem 
päteren neuen Termin dann vorbehalten 
geblieben. Ferner fiel es auf, daß die 
Wähler bei der Wahlhandlung nach dem 
Register einzeln aufgerufen werden und 
nicht, wie bei den Stadtverordnetenwahlen, 
zum Wahltisch treten und so ihre Stimmen 
abgeben können. Das letztere Verfahren 
würde die Wahlhandlung verkürzen. 
iff Rendsburg, 18. Dec. Das Weih 
nachtsgeschäft läßt sich in Folge des 
schlechten Geschäftsganges in fast allen 
Industriezweigen in diesem Jahre recht 
lau an; fast sämmtliche Geschäftsleute 
klagen, und nur vereinzelt hört man hier 
und da den Ausdruck der Zufriedenheit 
über das Weihnachtsgeschäft. Leider kommt 
für unsere Stadt noch hinzu, daß trotz der 
in jeder Beziehung mit großstädtischen 
Läden konkurrirenden hiesigen Geschäfte es 
immer noch eine Anzahl Einwohner gibt, 
die ihren Bedarf an Weihnachtssachen 
nicht hier am Ort decken, sondern Aus 
wärts. Die Mahnung an das kaufende 
Publikum kann deshalb nicht oft genug 
wiederholt werden: „Kauft hier am Ort, 
unsere Geschäftsleute bieten Euch in Aus 
wähl und Qualität dasselbe, wie die Groß 
städter, und nur ein unberechtigtes Vorur 
theil ist es, zu glauben, daß man in der 
Großstadt billiger und besser bedient wird, 
als hier!" Warum denn in die Ferne 
schweifen, wenn das Gute nahe liegt. Es 
geben sich doch auch hier viele Geschäfts 
leute die erdenklichste Mühe vorwärts zu 
kommen. 
A Rendsburg, 17. Dec. Das Königl. 
Seeamt in Tönning verhandelte in seiner 
letzten Sitzung über den im Hafen von 
Wyk erfolgten Seeunfall, betreffend den 
Tod des Schiffszimmermanns S. Sörnsen 
aus Wyk. Der Spruch des Seeamts lau 
tete: Der Schiffer Simon Sörnsen aus 
Wyk ist am 19. Oktober 1894 im Hafen 
von Wyk todt aufgefunden. Soweit er 
mittelt, ist derselbe beim Anlandgehen von 
seinem hinter dem Leichter „Heinrich Wil 
helm" und dem Ewer „Therese" liegenden 
Fahrzeuge „Die Welle" ins Wasser ge- 
fallen und ertrunken. Das Seeamt hat 
Veranlassung genommen, auszusprechen, 
daß es zehr wünschenswerth ist, daß die 
Hafenpolizeibeamten berechtigt und ver- 
pflichtet werden, darauf zu halten, daß die 
am Bollwerk liegenden Seefahrzeuge einen 
ordnungsmäßigen Landgang haben. 
Was wunzchk sich meine Frau zu Weih 
nachten 7 - Eine Nähmaschine. — Bei der 
Wahl der zum bevorstehenden Weihnachtsseste 
für Frau und Kinder zu kaufenden Geschenke heißt 
es für die Mehrzahl aller Familien wieder „das 
Nützliche mit dem Angenehmen verbinden" unv fie 
so einzurichten, daß sie nicht nur Freude bereiten, 
sondern auch für den Beschenkten selbst oder den 
allgemeinen Gebrauch im Hause nützlich und 
praktisch stud. Ein Geschenk nun, das wie kein 
anderes stets die ganz besondere Freude aller 
weiblichen Familienmitglieder hervorrufen wird, 
ist — die Nähmaschine, dieses heutzutage fü- 
jeden Hausstand, groß wie klein, schon geradezu 
unentbehrlich gewordene Hausgerüth. Wie viel 
Geld erspart die sorgsame 'Hausfrau nicht, indem 
sie mit Hülfe der Nähmaschine so vieles für ihre 
Lieben und den Hausstand Nöthiges im Lause 
selbst anfertigt, anstatt eZ im Laden zu kaufen. 'Bon 
den Hemdchen für Baby, von der Wäsche für 
Küche und Kammer bis zu der — ach so oft — 
des Ausbefferns bedürftigen Kleidung der heran 
wachsenden Kinder und ivohl auch noch das eine 
oder andere Stück für den Gatten selbst wird 
Alles von der emsigen Hausfrau am haltbarsten 
und billigsten mit der Nähmaschine im Hause 
selbst gemacht. Das für die Nähmaschine'ver 
ausgabte Geld trägt goldene Zinsen und in 
einem Jahre mag wohl im Hauswesen erspart 
werden, was die ganze Maschine kostet. 
Ln Vielseitigkeit der Leistungen, Einfachheit 
und Dauer der Construktion und Eleganz des 
Aeußeren stehen die Original-Singer-Näh- 
maschinen des Herrn G Neidlinger, Schleif 
mühlenstraße 16/17, von allen unerreicht da. Sie 
find in jeder Hinsicht das Best, was auf dem 
Gebiete der Nähmaschinenindustrie bisher erzeugt 
worden ist, sie sind über den ganzen Erdball 
verbreitet, in allen Ländern bekannt, auf allen 
Ausstellungen prämiirt. Aus der Ausstellung in 
Chicago, wo die Singer Co. 194 ihrer Näh 
maschinen für alle erdenklichen Zwecke ausgestellt 
hatte, von denen auch nicht zwei einander gleich 
waren, sind ihr wieder 54 erste Preise zuerkannt 
worden, die höchste Auszeichnung die verliehen 
wurde Die Original Singer Nähmaschinen 
wurden hierdurch von Neuem als die Beste» der 
Welt anerkannt und — das Beste ist immer auch 
das Billigste. 
Es sei noch darauf hingewiesen, daß die 
wöchentlichen und monatlichen Zahlungsraten der 
Firma G. Neidlinger neuerdings wesentlich er 
mäßigt worden sind. Die Bedingungen sind jetzt so 
günstig, daß jeder Familie der Erwerb einer 
wiginal Singer Nähmaschine ermöglicht ist. 
^ Briefkasten der Redaktion. 
»Zur Felsenburg." Er wird gleich hingerichtet. 
Die Zusatzstrafe ist nur formell 
Berlin, 17. Dezbr. Vor auffallend 
chtvach besuchtem Hause (die Abge 
ordneten schienen gegen die ausge- 
zwungene vorweihnachtliche Bera 
thung zu demonstriren) begründete 
dee Staatssekretär Nieberding ein- 
gehend die Umsturzvorlage, welche nur 
den Auswüchsen und Ausschreitungen 
entgegentreten, jedoch kein verkapptes 
Sozialistengesetz sein soll. Ohne eine 
solche Aenderung des gemeinen Rechts 
glaubt der Reichskanzler die Berant- 
Wörtlichkeit für die Aufrechterhaltung 
der Ordnung und Sitte nicht tragen 
zu können. Singer zweifelte an der Be- 
'chlustfähigteitdes Hauses, dienament- 
siche Abstimmung ergab 180 Anwe- 
ende. Das Haus ist bis zum 8. Jan 
vertagt. 
Todesanzeige. 
(Statt jeder besonderen Meldung ) 
Heute Nachmittag 3 Uhr entschlief saust 
und ruhig unsere vielgeliebte Mutter, 
Schwiegermutter u. Großmutter, die Wittwe 
Frau Margaret,« Zeidler, 
geb. .4.1iren(l», 
im 85. Lebensjahre. Tief betrauert von 
den Ihrigen. 
Rendsburg, den 16. Dezember 1894. 
Im Namen der Familie: 
Paul Todten. 
Die Beerdigung findet Mittwoch-Nachm. 
2 Uhr, vom Sterbehnuse, vorm Neuthor 717 
aus, nach dem Neuwerkcr Kirchhof statt. 
Danksagung. 
Allen Denen, die meinen lieben Mann und 
unseren guten Vater zur letzten Ruhestätte geleiteten, 
sowie für die vielfache Theilnahme und Kranz 
spende, sagen Allen unsern tiefgefühlten Dauk. 
Rendsburg, den 17. November 1894. 
Wwe. und Familie 
♦ i » 
Große 
Am Mittwoch, dm 19. December 
ds. Js., und falls erforderlich am 
Donnerstag, den 20. December d. I., 
Bormittags von 9% Uhr und Nach 
mittags von 2'/2 Uhr an, sollen im 
„Colosseum" in Rcudsdnrg, im Auf 
trage des Konkursverwalters, die znr 
Konkursmasse des Tischlermeisters 
)errn Brücker in Büdelsoorf ge 
lingen Gegenstände, als: 
11 Kleiderschränke, 11 Servis 
schränke, 1 Silberschrank, 3 Spiegel 
schränke, 6 Küchenschränke mit Glas- 
thüren, 4 Sopha- und 3 Eßtische, 
2 Waschtische, 2 Nähtische, 3 Küchen 
tische, 8 Commoden, 1 Wasch- 
commode, 22 große Spiegel, 1 
Plüsch-Garnitur, bestehend aus 
Sopha, Sessel und Stühlen, 166 
Stück Wiener Rohr- und andere 
Stühle, 2 Lehnstühle, 17 Bett 
stellen mit und ohne Matratzen, 
25 Stück Gardinenkasten, 9 Hand 
koffer, 4 Reisekoffer, 19 Tornister, 
6 Bilder, 3 Hobelbänke, Hobel, 
eine große Parthie Möbelripse und 
-Damaste, eine Parthie Leinen- 
und Bettdrillich, 33 Ballen Sprung 
federn, 1 Ballen Krollhaare und 
eine große Parthie anderes Polster 
material, 1 Zupfmaschine und an 
dere Sachen mehr 
öffentlich an den Meistbietenden 
gegen gleich baare Zahlung ver 
weigert werden. 
Sämmtliche Sachen sind vollständig 
neu, Nnßbaum oder Mahagoni, stehen 
im Colosseum znr Ansicht und findet 
der Verkauf bestimmt statt. 
Der Gerichtsvollzieher 
Hcwcmanu.
	        
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