Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

fassung bestimmt, daß die Civilliste für die 
ganze Dauer der Regierungszeit durch das 
Gesetz festzustellen ist, so haben sie doch 
den Antrag eingebracht, die 200,000 Fr. 
betragende Jahresdotation des Grafen von 
Flandern, des künftigen Thronfolgers und 
Bruders des Königs, zu streichen. Der 
Graf bezog von 1856 bis 1867 bis zu 
seiner Verheirathung 160,000 Francs, feit. 
dem 200,000 Francs, sodaß er bis heute 
7,434,000 Francs als Dotation erhalten 
hat. Die Rechte wird natürlich den socia- 
Wischen Antrag ablehnen, aber es wird 
bei der Berathung des Dotationsbudgets 
zu sehr peinlichen, für das Königshaus 
mißlichen Erörterungen kommen. Die So- 
cialisten wollen ihrer königsfeindlichen, re 
publikanischen Gesinnung scharfen Ausdruck 
geben, und es bleibt eine nicht zu unter 
schätzende Erscheinung, daß zum ersten 
Male seit _ 60 Jahren in der belgischen 
Kammer offen die Fahne antimonarchischer, 
republikanischer Gesinnung entfaltet wird 
Zum BrandederKerzenfabrik 
von Drouboix in Antwerpen, in der, wie 
bereits gemeldet, am 28. ds. ein großes 
Schadenfeuer ausbrach, wird jetzt noch der 
„K. Z." berichtet: Die Fabrik ist gänz 
lich verloren. Die Flammen schlugen 
thurmhoch, das Fett lief brennend über 
dre anstoßende Wiese. 900 Menschen sind 
Avise des Brandes ohne Arbeit, sowohl 
Männer als Frauen, von denen 450 an 
•ioge und 450 des Nachts arbeiteten. 
Oesterreich. Ungarn. 
Wien, 30. Nov. Der berühmte Photo, 
graph Professor Fritz Luckhardt ist heute 
gestorben. 
^ Aus Wien meldet der „L.-A.": Die 
Sozialdemokraten beabsichtigen 
Montag in 19 Bezirken Wiens Massen- 
Versammlungen abzuhalten und drohen 
Arbeiterdemonstrationen auf dem Ring und 
vor dem Parlamente wegen der Wahl, 
reform an. 
Budapest, 30. Novbr. Der Wandels- 
minister richtete an den Börsenrath der 
Waaren- und Effektenbörse einen Erlaß, 
worin er ersucht, dahin zu wirken, daß in 
Zukunft das Börsenspiel eingeschränkt werde 
und unberufene Elemente der Börse ferne 
zu halten seien. Abgesandte des Börsen- 
raths werden demnächst nach dem Ausland 
reisen, um die dort in diesem Punkte er 
griffenen Maßnahmen zu prüfen und ent 
sprechende gleiche Vorkehrungen zu treffen. 
England. 
London, 30. Nov. Wie aus Shanghai 
gemeldet wird, soll die chinesische Regierung 
beschlossen haben, den Hafen von Nanking 
und den Landungsplatz Hanoi dem Welt- 
Handel zu öffnen. 
Die Vermählung des Prinzen 
Adolphus von Teck mit der Tochter 
des Herzogs von Westminster, Lady Mar 
gareth Grosvenor, ist, wie man 
aus London schreibt, bis zum 12. Dezember 
hinausgeschoben worden. Der Herzog von 
Westminster ist der reichste Grundeigen 
Ihümer Londons. 
Glasgow, 30. Nov. In der heutigen 
Delegirtenversammlung der schot- 
tischen Bergleute wurde bekannt ge- 
geben, sämmtliche Grubenbesitzer hätten die 
Lohnaufbesserung um sechs Pence abgelehnt, 
die Arbeiter aber seien einem neuen Streik 
abgeneigt. Die Delegirten beschlossen, zu 
Gunsten der Forderung einer fünftägigen 
Arbeitszeit in der Woche einzutreten und 
das Verlangen nach einer Lohnerhöhung 
bei der ersten Gelegenheit zu wiederholen. 
Eine Resolution wurde angenommen, die 
den Sekretär anweist, die Grubenbesitzer 
aufzufordern, mit den Arbeitervertretern 
die Bildung eines Versöhnungsamts 
besprechen. 
zu 
Inland. 
— Das Pariser Blatt „Gaulois" kon 
statirt, daß die aus St. Petersburg zurück 
gekehrten Mitglieder der französischen 
Militär-Deputation entzückt sind von 
der Liebenswürdigkeit des Prinzen 
He i n r i ch, der die französischen Marine, 
offiziere wiederholt besonders ausgezeichnet 
und ihnen viele Complimente über die 
französische Flotte als „Musterflotte" ge 
macht habe. 
Berlin, 30. Nov. In der morgigen 
Nummer des „Kladderadatsch" bringt Re 
dakreur Polstorff eine längere Erklärung 
gegen die Aussagen des Staatssekretärs 
v. Marschall in, Prozesse Kleser-Polstorff 
meist zunächst die Angriffe des Herrn von 
Marichall und des Staatsanwalts gegen 
den „Kladderadatsch" auf das Schroffste 
zurück. Der Kladderadatsch habe nie da 
nach gestrebt, mit allen Mitteln pikant zu 
sein. Er habe nicht Verleumdungen vor 
gebracht, sondern Behauptungen aufgestellt 
und sich Monate hindurch in bestimmtester 
Form bereit erklärt, diese Behauptungen 
zu beweisen. Darauf sei man aber nicht 
eingegangen. Herr v. Marschall hätte nicht 
die Angriffe als Klatsch und Erfindung 
bezeichnen dürfen; vorsichtiger und richtiger 
wäre gewesen, wenn er nur gesagt hätte, 
er wisse von angeblichen Intriguen nichts 
und^ glaube nicht daran. Die Bürg 
schaft dafür, daß sich derartiges hinter 
seinem Rücken abgespielt habe, könne er 
ireilich nicht übernehmen. Herr v. Mar- 
schall spreche immer nur von den Fällen 
Radowitz und Schlözer, obgleich man cm 
Auswärtigen Amt längst gewußt habe, 
daß das Hauptmotiv der Fall Moser sei. 
Außer anderen in die diplomatischen Ver- 
hältnisse eingeweihten höheren Offizieren 
sei auch General v. W. zum Grafen 
Caprivi gekommen und habe ihn aufge. 
fordert, doch die beiden Herren (v. Kiderlen. 
Wächter und v. Holstein) hinauszuwerfen 
Darauf habe Graf Caprivi achselzuckend 
erwidert: „Ja, das können Sie wohl 
sagen!" Diese kleine Geschichte sage mehr, 
als ganze Bände von Erklärungen. Weiter 
erklärt Polstorf nochnals entschieden, er sei 
in dringendster Weise aufgefordert worden, 
doch endlich die Angriffe einzuhalten; man 
denke an keine Anklage, habe schon wegen 
einzelner Bundesstaaten nie daran denken 
können. Es sei Ungehöriges vorgekommen, 
dies habe sich aber nicht ändern lassen. 
— Nach einer aus St. Petersburg dem 
„L. A." zugehenden Mittheilung verläßt 
König Christian von Dänemark am 
Montag Petersburg, er gedenkt sich auf 
der Rückreise einen Tag beim deutschen 
Kaiser in Berlin aufzuhalten. 
— In der Angelegenheit des Cer e> 
monienmeisters von Kotze theilt 
das „Kl. I." noch Folgendes mit: Was 
wir schon im Sommer voraussagten, näm 
lich, daß voraussichtlich gleichzeitig mit der 
Klarstellung der Unschuld des Herrn v. 
Kotze — durch kriegsgerichtlichen Spruch 
— von Seiten des angeklagten Herrn 
gegen die vorgegangen werden wird, welche 
mala fide zu seiner Festnahme indirect oder 
direct beigetragen haben, — das bestätigt 
sich jetzt. Nachdem der Rechtsbeistand des 
Herrn v. Kotze die Akten eingesehen hat, 
ist er nunmehr in der Lage, gegen bestimmte 
Persönlichkeiten in dieser Richtung Schritte 
zu thun. Daß die Angelegenheit der ano 
nymen Briefe mit dem kriegsgerichtlichen 
Freispruch des Herrn von Kotze nicht aus 
der Welt geschafft sein wird, ergiebt sich 
aus dem Gesagten von selbst. 
- Betreffs des Tabak st eueren t- 
wurfs erklärt es der „Hamb. Korresp " 
für zweifelhaft, ob derselbe bis zum Be 
ginne der Reichstagssession fertiggestellt 
werden kann; seine Vorlegung im Bundes- 
steht bevor, ist aber bis jetzt nicht erfolgt. 
Die erste Lesung vor Weihnachten sei ohne 
hin nicht in Aussicht genommen. 
Berlin, 30. Nov. Der s o z i a l d e m o< 
kratische R e i ch s t a g s a b g e o r d - 
nete Stadthagen wurde heute früh 
Uhr im Bette liegend von zwei Krimi 
nalbeamten verhaftet und nach Plötzensee 
gebracht, wo er schon vor 8 Tagen eine vier 
monatliche Gefängniß st rase wegen 
Beleidigung der Richter im Prozeß Pens 
antreten sollte. 
— In der Mittwoch-Sitzung der Ber 
liner Medizinischen Gesellschaft 
unterzog Privatdozent Dr. Hansemann, 
Assistent an dem von Professor Virchow 
geleiteten Pathologischen Institut, die 
Behring'sche Heilserum > Behandlung der 
Diphtherie einer sehr gründlichen Kritik, 
deren schließliches Ergebniß die Ueber 
treibungen über den Werth der neuen 
Methode sehr erheblich herabstimmen dürfte, 
und die vor Allem die Angabe Behrings, 
daß durch seine Entdeckung die „doktri. 
nären" Anschauungen der pathologischen 
Anatomie der letzten 50 Jahre über die 
Diphtherie als überwunden anzusehen seien, 
als durch nichts berechtigt erweist. Der 
außerordentlich interessante Bortrag wandte 
sich gegen die bei dem Serum wieder, 
ebenso wie früher beim Tuberkulin, ohne 
Sammlung wirklich abschließender Er- 
sahrungen schon als wissenschaftlich fest, 
stehend hingestellten Theorien und wies auf 
das Unwissenschaftliche eines solche» Vor 
gehens bin. Auf Grund der bisherigen 
Ergebnisse der Behandlung und an der 
Hand einiger wichtiger Sektionsbesunde 
legte Dr. Hansemann dar, daß die mit 
dem Diphtherieheilserum bis jetzt erzielten 
Resultate noch keineswegs zu den aus 
schweifenden Hoffnungen berechtigen, die 
schon auf das Serum gesetzt sind, ja daß 
dessen spezifische Heilwirkung nichts weniger 
als feststeht, und daß auch betreffs der 
immunisirenden Wirkung der Beweis noch 
durchaus nicht erbracht ist. Andererseits 
aber wurde nachgewiesen, daß das Serum 
keineswegs, wie behauptet, ein ganz un 
schädliches Mittel ist, sondern schwere 
Schädigungen für das Blut und noch 
weit bedenklichere für die Nieren 
zur Folge hat. 
Ein großes Centralgefängniß soll 
in der Umgebung Berlins gebaut werden 
zur dauernden unv nachhaltigeren Entlastung 
der fortgesetzt überfüllten Berliner Gefäng. 
nisse. Die Baupläne sind bereits in Arbeit. 
Als Ort ist dem „L. A." zufolge vorläufig 
die Stadt Oranienburg ausersehen, doch 
ist eine endgültige Bestimmung noch nicht 
getroffen. Wahrscheinlich wird man einen 
Ort mit starker Garnison wählen. 
Vor einigen Tagen erschien in Makoschau 
(Oberschlesien) auf dem Standesamte ein 
Brautpaar mit seinen Zeugen zur Ehe- 
ichließung. Bevor der Beamte jedoch die 
Eintragung vornahm, fragte der Bräutigam 
denselben, ivie alt denn seine Braut 
eigentlich sei. Als ihm darauf die Antwort 
wurde, daß diesclbe 38 Jahre alt wäre, 
erklärte der 25jährige Bräutigam, daß er 
sie in Folge dessen nicht haben wolle. Die 
auf diese Weise verschmähte Braut eröffnete 
nun gegen ihren Bräutigam ein Faust- 
bombardement, und da sich auch der 
Angegriffene den Schlagen widersetzte, wurde 
eine Prügelei in Szene gesetzt, wobei der 
im Zimmer befindliche eiserne Ofen ins 
Wanken kam und umfiel. Nach Verweisung 
aus dem Zimmer wurde der handgreifliche 
Streit bis in's Freie fortgesetzt. Das ent- 
zweite Brautpaar hat sich aber, wie der 
„Oberschl. Anz." versichert, wieder geeinigt 
und hat nun doch die redliche Absicht, die 
Ehe zu schließen. 
In Traunstein (Baiern) hat sich ein 
Verein gegen unlauteren Wettbewerb 
gebildet. In den Statuten heißt es, kein 
Mitglied dürfe einen Juden in sein Haus 
aufnehmen, noch an einen Juden ein Haus 
oder Grundstück verkaufen. Der Verein 
verfolgt also in der Hauptsache antisemi 
tische Tendenzen. Traunstein war be 
kanntlich vor einiger Zeit schon der Schau 
platz der „Antisemiten der That". Vor 
einigen Monaten wurde dort eine mit 
Pulver geladene Blechröhre in ein Haus 
gelegt und zur Explosion gebracht, um den 
Hausbesitzer durch Einschüchterung zu ver 
anlassen, die Vermiethung eines Ladens 
an einen israelitischen Kaufmann rückgän 
gig zu machen. 
Kleinbockenheim. Der reiche Oekonom 
und Branntweinbrenner Johs. Lauer- 
mann, ein in letzter Zeit dem Alkohol 
völlig ergebener Mensch, erschoß, wie 
kurz berichtet, im Wortstreite seine eigene 
Mutter. Häusliche Zwistigkeiten waren 
im Hause an der Tagesordnung. Bei dem 
letzten Streite, am Sonntag um 2 Uhr, 
zwischen Mutter und Sohn, waren Beide 
durch die Zimmerthür getrennt, er im 
Zimmer, sie im Gang. Seine Drohung, 
wenn sie ihr Schimpfen nicht einstelle, 
werde er sie erschießen, führte er in seinem 
Rausche und seiner Erregung aus. Sein 
fünfjähriges (!) Söhnchen mußte ihm das 
Jagdgewehr reichen, das er in unmittel- 
barer Nähe vor der verschlossenen Thüre 
nach dem Gange abdrückte. Die Schrot- 
ladung riß ein faustgroßes Loch durch die 
Thüre und drang der draußen stehenden 
Frau in den Unterleib, so schwere Ver 
letzungen hervorbringend, daß sie bald dar 
nach starb. Noch am Nachmittag wurde 
Lauermann ins Amtsgerichts-Gefängniß 
Grünstadt gebracht. 
Die Stadt Ascherslcben hat dem Kaiser 
die Würde einesEhrenschützen- 
k ö n i g s der dortigen Schützenkorporation 
verliehen, die der Kaiser auch angenommen 
hat. In der Korporation, die bereits im 
Jahre 1847 von Friedrich Wilhelm IV. 
durch Verleihung einer Fahne und eines 
silbernen Humpens ausgezeichnet wurde 
herrscht darüber große Freude, die ihren 
Ausdruck durch einen solennen Commers 
finden wird. 
Forbach i. L., 30. Nov. Der hiesige 
Arzt Dr. Mandl benützte zum Besuch 
seiner auswärtigen Patienten ein Zwei 
r a d. Heute wurde er todt bei seinem 
Belociped auf der Landstraße ausgefunden 
Ein Sturz vom Rad zog ihm einen Genick 
bruch zu, der den Tod herbeiführte. 
In Molmerswende, einem Dörfchen des 
Harzes, in welchem die Wiege des volks- 
thümlichen Dichters Gottfried August 
Bürger stand, hat sich gegenwärtig ein 
Komitee gebildet, welches die Aufgabe ver 
folgt, diesem Dichter an seinem Geburts 
orte ein Denkmal zu errichten. Ob ein 
Standbild, eine Büste oder nur eine Ge 
denktafel hergestellt werden soll, wird von 
der Höhe der Beiträge abhängen, welche 
in Folge des veröffentlichten Aufrufs zu 
sammengebracht werden. 
— Vom Radbruche r Wunder 
doktor. In den „Lüneburger Anzeigen" 
findet sich folgendes fettgedrucktes Inserat 
„Zur Steuer der Wahrheit und um zu 
meinem Theile dem zunehmenden Unfuge 
zu steuern, der, wie ich höre, um sich greift 
in Radbruch unter dem Heilung suchenden 
Publikum, bezeuge ich hiermit nach meinen 
persönlichen Erfahrungen, sowie nach den 
mir kundgewordenen Erfahrungen Anderer 
daß die Mittel und Heiltränke des Wun 
derdoktors durchaus keinerlei Erfolg hatten 
Es kann also Jedermann sein Silber oder 
gar Gold und seine Zeit besser anwenden, 
als zu diesem Versuch. Lüneburg, 22. Nov 
Sophie Frederich, Commerzienräthin." 
Der Großherzog von Oldenburg hat 
das Protektorat über die Bereinigung der 
freiwilligen Feuerwehren im Fürstenthum 
Lübeck übernommen. 
Einkommen-, 200 pCt. der Grund- und 
Gebäude- und 150 pCt der Gewerbesteuer 
erhoben werden. Die Einkommen unter 
420 Jl sollen aber steuerfrei bleiben, die 
Einkommen von 420—660 JL nur 150 
pCt. der Staatseinkommensteuer zahlen. 
Kiel, 30. Novbr. Ihre Königl. Ho 
heiten Prinz und Prinzessin Hein 
rich sind heute früh hierher zurückgekehrt. 
Seit einigen Tagen erscheint in Kiel im 
Verlage von Aug. Böckel eine neue Zei 
tung, betitelt „General-Anzeiger für Schles 
wig-Holstein, Tageszeitung für Jedermann". 
Dieses Blatt wird bis Neujahr täglich in 
einer Auflage von 30,000 Exemplaren 
gratis vertheilt. Wie verlautet, wird auch 
die Kieler konservative Partei, deren Organ 
in diesem Herbste eingegangen ist, zu 
Neujahr eine neue Zeitung gründen. 
, In der Schumachcrstraße in Kiel fand 
ein Arbeiter dadurch seinen Tod, daß ihm 
beim Essen ein größerer Fleischbissen im 
Schlunde stecken blieb. Der sofort hinzu 
gerufene Arzr konnte nur den Tod fest 
stellen. 
Von Eckernförde wurde eine größere 
Sendung geräucherter und marinirter Bück 
linge und Sprotten nach Afrika exportirt 
Der Wärter beim Denkmal auf dem 
Schlachtfelde von Jdstedt, der schleswig 
holsteinische Kriegskamerad Jeß, feiert mit 
seiner Frau am Sonntag, den 2. Dezbr., 
das Fest der goldenen Hochzeit. 
Die Diphtheritis, dieser Würgengel un 
serer Kinder, tritt im Dorfe Bredel in 
bösartiger Weise auf. In einer Familie 
lagen 5 Kinder an dieser Krankheit dar 
nieder und 3 von ihnen sind den armen 
Eltern durch den unerbittlichen Tod ent 
rissen worden. Das Heilserum wurde von 
dem konsultirten Arzte Herrn Dr. Poepper- 
ling sofort angewendet, doch kam die Hülfe 
bei den Verstorbenen zu spät. Die noch 
erkrankten Kinder hofft man am Leben zu 
erhalten. 
Am 26. November verstarb in Heide 
der Rentier C. A. Andersen im Alter von 
82 Jahren. Derselbe war 1844 Mit 
begründer der Nortorfer Liedertafel. 
Marne. Das im südöstlichen Theil 
der dithmarscher Bucht zwischen dem Kron 
prinzen- und dem Frederik VII.-Koog be- 
legene Stück Vorland soll eingedeicht 
werden. Mit dem Bau eines vorläufig 
auszuführenden Sommerdeichs wird in 
nächster Zeit begonnen werden. Das da 
durch deni Meer abgewonnene Areal wird 
ca. 700 Hektar des besten Weidelandes 
umfassen. 
In der letzten Fleckensverordnetensitzung 
Rortorf hat das Fleckensstatut eine we 
tN 
Provinzielles 
Neumünster, 30-. Novbr. Gestern Abend 
beriethen die hiesigen städtischen Collegien 
über die Einführung einer Clavier 
st e u e r. Die Vorlage ist angenommen. 
Die Steuer soll für jedes Instrument jähr 
lich 12 Jl betragen. Es wird auf einen 
Ertrag von rund 6000 Jl im Jahr aus 
dieser Steuer gehofft. Gleichzeitig ist eine 
ganz erhebliche allgemeinere und zum Theil 
auch höhere Besteuerung von Lustbarkeiten 
aller Art beschlossen, wie ferner, die Jm- 
mobilien-Umsatzsteuer nicht, wie vor kurzem 
bestimmt ist, mit pCt., sondern mit 1 
pCt. einzuführen. Trotz der Einkommen 
aus den indirekten Steuern, Gebühren 
usw. müssen hier im nächsten Rechnungs 
jahre dock noch 210 pCt. der staatlichen 
sentliche Abänderung erfahren. An der 
Spitze der Verwaltung steht ein auf zwölf 
Jahre gewählter, mit Pensionsberechtigung 
angestellter Bürgermeister, dem zur Unter 
stützung zwei unbesoldete Rathmänner bei 
gegeben sind. Das Fleckenskollegium besteht 
aus dem Bürgermeister und sechs Fleckens 
verordneten. Der Bürgermeister genießt 
ein pensionsfähiges Gehalt von 1000 Jl 
sowie 300 Jl Wohnungsgeldzuschuß und 
1200 Jl Dienstaufwands - Entschädigung. 
Von der Einkommensteuer wird 200, von 
der Grundsteuer ebenfalls 200, von der 
Gebäudesteuer 180 und von der Gewerbe 
steuer 100 Prozent zur Deckung der Kom 
munalabgaben gehoben. — Die Bürger 
meisterwahl ist auf den 17. Dezember ds. 
Js. angesetzt. 
Cģb Kronsburg, 30. Nov. Bei der 
gestrigen, auf hiesiger Feldmark abgehaltenen 
Treibjagd wurden erlegt: 68 Hasen, 1 Fuchs 
und 1 Rebhuhn. Die Zahl der betheiligten 
Schützen betrug 18. 
-i- Rendsburg, 1. Dez. An der Ver 
tiefung des Bassins, welches als Winter 
hafen für die Bagger und Schuten vom 
alten Kanal dienen soll, arbeitet z. Zt. der 
Bagger Wodan. Hierbei stößt man immer 
noch auf Eisentheile, deren Entfernung mit 
erheblichen Schwierigkeiten verbunden ist. 
Gestern war an dieser Stelle ein Taucher 
beschäftigt, da sich in den letzten Tagen 
die Sache besonders schwierig gestaltete. 
□ Rendsburg, 1. Dezbr. Der heutige 
Wochenmarkt war nur schwach von Land- 
leuten besucht. Der Handel aber war, 
wenigstens auf dem Ferkelmarkte, recht 
lebhaft. — Es wurden für Ferkel 
12 18 Jl bezahlt, letzterer Preis jedoch 
nur für ausnahmsweis starke Thiere. Die 
Butter kostete auf dem Altstädter Markt 
1,05—1,10 JL das Pfund. Eier sind reich 
licher als sonst um diese Jahreszeit. Es 
mag dies wohl seinen Grund in der milden 
Witterung haben. Trotzdem beträgt der 
Preis für Eier immer noch 1,40—1,50 JL 
das Stieg. Fleisch kostet noch 60—70 Pf., 
wenn auch sehr vereinzelt einmal billigere 
Waare geboten wird. Speck wird mit 
75—-80 Pf. bezahlt, verschiedene Wurst 
waaren kosten von 80—120 Pf. das Pfd. 
Gänse loerden jetzt schon spärlicher an den 
Markt gebracht und je nach Güte mit 
60—65 Pf. das Psd. bezahlt. Hasen koste- 
ten durchschnittlich 3 „M das Stück, Enten 
bis zu 4 Jl. Die Kartoffeln fallen im 
Preise. Gute gelbe Eßkartoffeln kosten 
kaum 6 jl pr. Tonne. Torf kosteten wie 
immer 4—5 Jl pr. tausend Soden. 
Butter-Bericht 
aun Ahlinann & Bansen in Hamburg 
Hamburg, den 30. Nov. 1894 
Butler. Notirung der Noiirungs-Commissiou 
vereinigter Butterkaufleute der Hamburger Börse. 
Brutto-Verkaufsvreiie. Hof- und Meiereibutter 
frische wöchentliche Lieferungen: 
, , (tftn Skklts-»ewtchi> 
l. Clahe feinste pr. 50 Kilogr. JL 95—120 
II „ feine do. „ 80— 90 
Tendenz: „flau." 
Ferner Privainotirungen: pr. 50 Ko. JL 
bestandene Parthien Hofbutter 65— 75 
vchlesw.-Holst. u. äbnliche Bauerbutter 60— 70 
Livländische Meierei-Butter . .unverzollt 70—95 
Böhmische, Galizische u. ähnliche I „ ( 70— 80 
Finnländischc Sommer- I 5 I 70 82 
Schmier- u alte Butter aller Art (o ) 30— 50 
Amerikanische u.Außralische Butter J ~ ( 40— 70 
Unser Butterhandel war in dieser Woche so 
schlecht, wie wir es kaum je erlebt haben, es ist, 
als ob die ganze Welt sich den Benutz von 
Butter versagt; die Zufuhren nehmen zu, und 
der Konsum nimmt ab, sodaß als Resultat volle, 
verlustbringende Läger vorhanden sind. Dabei 
wird von allen Seiten Butter nach Hamburg 
konsigniert, von Bayern, Hessen, Westfalen, Ol 
denburg, selbst aus Sachsen sind Sendungen 
angekommen, wovon allerdings ein großer Theil, 
weil hier unverkäuflich, zurückgesandt wurde, es 
beweist dieses aber, daß in ganz Deutschland ein 
Ueberfluß von Butter herrscht, was bei den fast 
täglich sich mehrenden Genossenschaftsmeiereien, 
welche alle ein feines Produkt erzielen wollen, 
auch nicht zu verwundern ist. Unsere Preise 
müßten auf ein solches Niveau heruntergedrückt 
werden, daß Butter auch der ärmeren Klasse, 
welche jetzt säst nur Margarine genießt, wieder 
zugänglich wird. Das Quantum Standbutter, 
welche^ augenblicklich in Hamburg auf ca. 
°oo/ 3 T. zu schätzen sein dürste, verringert sich 
kaum, und wird den Besitzern, seien es Kaufleute 
oder Produzenten, große Verluste bringen. Frische 
fehlerhafte Butter ist garnicht unterzubringen, 
unsere Preisnotirungen hierfür sind ganz nominell. 
— Die Notirung werde um 8 Mark ermäßigt, 
wollen wir hoffen, daß dieser Fall etwas mehr 
Geschäft bringen wird, sonst werden wir es er 
leben, daß wir im Dezember mit dem ersten 
Preise noch unter IM Mark kommen. 
M't’tsdjf SMwerke. 
Mit den Heller'schen Spielwerken wird die 
Musik in die ganze Welt getragen, auf daß sie 
überall die Freude der Glücklichen erhöhe, die 
Unglücklichen tröste und allen Fernweilenden durch 
ihre Melodien herzbewegende Grüße aus der 
Heimath sende. In Hoteis, Restaurationen usw. 
ersetzen sie ein Orchester und erweisen sich als 
bestes Zugmittel; für obige empfehlen sich noch 
besonders die automatischen Werke, die beim 
Einwerfen eines Geldstückes spielen, wodurch die 
Ausgabe in kurzer Veit gedeckt wird. 
Die Repertoirs sind mit großem Verständniß 
zusammengestellt und enthalten die beliebtesten 
Melodien auf dem Gebiete der Opern-, Operetten- 
und Tanzmusik, der Lieder und Choräle. That 
sache ist ferner, daß der Fabrikant auf allen 
Ausstellungen mit ersten Preisen ausgezeichnet, 
Lieferant aller europäischen Höfe ist und ihm 
jährlich Tausende von Anerkennungsschreiben 
zugehen. 
Die Heller'schen Spielwerke sind ihrer Vor 
züglichkeit wegen als passendes Festgeschenk zu 
Weihnachten, Geburts- und Namenstagen, außer 
dem für Seelsorger, Lehrer und Kranke, wie 
überhaupt jedermann, der noch kein solches besitzt, 
auf's Wärmste zu empfehlen. 
Man wende sich direkt nach Bern, selbst bei 
kleinen Aufträgen, da die Fabrik keine Niederlagen 
hat. Reparaturen, auch solche von fremden 
Werken, werden auf's Beste besorgt. Auf Wunsch 
werden Theilzahlungen bewilligt und illustrirte 
Preislisten franko zugesandt. 
„lieber Land und Meer" schrieb in Nr. II 
des Jahrgangs 1892,93 bei einer Besprechung 
von Weihnachtsgeschenken über Richters Anker- 
Steinbaukasten Folgendes: „In erster Linie haben 
wir die Anker-Stcinb anlasten von F. Ad. 
Richter u. Cie. in Rudolstadt (Thüringen) aus 
unsre Geschenksliste gesetzt. Diese sind in der 
That eine wirklich gediegene, prächtige Weihnachts 
gabe, deren innerer Gehalt in der Familie erst 
nach Gebrauch so recht sich kundgiebt. Bald 
wird sich da, wir sprechen aus eigener Erfahrung, 
die Mutter, wie der Vater den Häuser unv 
Schläger bauenden Kindern zugesellen, und mit 
deren Theilnahme wächst auch in den Augen der 
Kleinen die Lust uud Freude, wie das Jrtc reffe 
an der zum Denken anregenden, das Schönheits 
gefühl in hohem Maße weckenden, wechselvollen 
Beschäftigung. Wir wüßten in der That kein 
Spiel, das so anziehend ist, wie diese Sleinbau- 
kasten mit ihrem bunten, soliden, reichen, korrekt 
geformten Material und den hübschen Vorlagen, 
wonach in überraschender Naturtreue die wunder 
barsten Bauten aufgestellt werden können. Es ist 
eine geradezu unerschöpfliche Quelle unter 
haltendster Belehrung, ein Spiel, dem 
rzieherischem Werth kein zweites an die Seite 
gestellt werden kann. Ungemein fesselnd, neu 
und eigenartig sind auch die erstaunlich billigen 
,,Geduldspiele" von der gleichen Firma: inter 
essant und unterhaltend auch für Denjenigen, der 
an ernstere Beschäftigung gewöhnt ist, auch sie 
verdienen warme Empfehlung." 
Wir schließen uns dem Urtheil von „Ueber 
Land und Meer" gern und vollständig an: 
Richters Anker-Steinbaukasten sind in der That 
das beste Festgeschenk für Kinder. 
Anzeigen. 
Religiöse Vorträge 
im Saale der apostolischen Gemeinde, 
Mühlenstraße 109/5. 
Sonntags 6 Uhr. Donnerstags 8 Uhr. 
Thema: 
Wer sind die Cngel mit hellen 
Posaunen ‘i 
Zutritt frei. 
Danksagung. 
Für die so vielfach erwiesene Theilnahme und 
Kranzspende bei der Beerdigung meines lieben 
Mannes und unseres Vaters, sagen Allen, ins 
besondere dem Herrn Hauptpastor Hess für die 
trostreichen Worte am Sarge,unsern innigsten Dank. 
A»»i« Schröder, geb. Kellermann 
unv Kinder. 
Bekanntmachung. 
Diejenigen Gewerbetreibenden, welche für 
das Jahr 1895. für sich selbst oder ihre 
Reisenden Lcgltimativuskarteu zum Auf 
suchen von Waarenbestellungen rc. recht 
zeitig zu erhalten wünschen, loerden hier 
durch aufgefordert, die Ausfertigung der 
Karten bis zum 15. December ds. Js. im 
Magistratsbureau zu beantragen. 
Rendsburg, den 15. November 1894. 
Der Magistrat 
l Bl 
Unter 
Rend 
Bahn 
dor d 
cichts 
tverdc 
Dc 
0,04, 
Nutzn 
lagt, 
glaub 
etwas 
stück 
sonde: 
Geric 
richts 
All 
die m 
gehen 
oder 
Zeit 
derme 
derari 
tviede: 
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