Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

, 
Methusalem seit seinem 20. Lebensjahre 
nur Pflanzenkost genießt. 
Portugal. 
Ein Besitzer von 300 dressirten 
ein allseitig befriedigendes, wenngleich er Tunis, so daß für Europa nur 410 000 
in den letzten beiden Nächten wenig ge 
schlafen hat. 
Berlin, 30. Nov. Der „Reichsanz." 
Ratten wollte dieser Tage von Portugal theilt mit: Das Staatsministerium ließ 
aus mit seinen gelehrten Zöglingen die 
spanische Grenze überschreiten. Die spani 
schen Zollbeamten widersetzten sich der Ein- 
fuhr der Ratten, da solche nicht unter den 
Artikeln des Zolltarifs stgurirten. Dem 
Drängen des Rattenführers nachgebend, 
wandten Erstere schließlich den Tarif für 
wilde Thiere auf die Ratten an, so daß 
für jede derselben 2 Jl Zoll zu errichten 
waren. 
Belgien. 
Brüssel, 29. Novbr. Anfang Dezember 
wird sich der Herzog von Orleans 
in Brüssel niederlassen und seine politischen 
Freunde empfangen. Obwohl dem bel 
gischen König der Aufenthalt des ihm nahe 
verwandten Prinzen in Brüssel sehr Pein- 
lich ist, kann dem Prätendenten der Aufent- 
halt in der belgischen Hauptstadt nicht ver 
sagt werden, so lange er nicht offen gegen 
die französische Republik wühlt. Sollte 
aber die französische Regierung sich bei 
Belgien über die zu erwartenden orleani- 
stischen Zusammenkünfte beschweren, so 
wird damit der belgischen Regierung der 
ihr willkommene Anlaß geboten, den 
Prinzen zum Verlassen Belgiens auffordern 
zu können. 
England. 
Man schreibt aus London: England 
ist das Land der Morde in Europa. 
In den nächsten zwei oder drei Wochen 
werden nicht weniger als sieben Mörder 
hingerichtet werden. Vorgestern wurde in 
Manchester Tames Whitehead gehängt, 
weil er seiner Frau mit einem Rasirmeffer 
den Hals abgeschnitten hatte. Unter den 
englischen Mordthaten bilden leider Frauen 
morde einen großen Theil. 
Serbien. 
Belgrad, 29. Nov. Der serbische Ge 
sandte in Petersburg ist von seinem Posten 
abberufen worden. 
Italien. 
Rom, 29. Nov. Die „Opinione" mel 
det, einem verbürgten Gerücht zufolge sei 
der Prozeß wegen Beseitigung von 
Dokumenten im Banca Romana-Prozeß 
wegen Beweismangel eingestellt. 
Oesterreich Ungarn. 
Troppau, 29. Nov. Der Pfarrer Ka- 
tal in Schwaz erschoß sich im Pfarr- 
Hofe. Die Gründe sind unbekannt. 
Troppau, 29. Nov. Der Bergarbei 
terstreik in Peterswald ist beendet. 
Wien, 28. Nov ‘ 
dem Fürsten Bismarck folgendes Telegramm 
übersenden: 
„Seinem hochverehrten langjährigen Prä 
sidenten sendet den Ausdruck herzlichster 
Theilnahme an dem Hintritt seiner treuen, 
unvergeßlichen Lebensgefährtin 
das Staatsministerium." 
Der Fürst sprach dem Staatsministerium 
telegraphisch seinen verbindlichsten Dank 
aus. 
- Der Bundesrath nahm die Um 
sturzvorlage an. 
— In der gestrigen Vorstandssitzung 
des deutschen Verlegervereins wurde mit 
getheilt, daß die Berathungen der Be 
hörden über den neuen Postzeitungs- 
tarif so wenig vorgeschritten seien, daß 
seine Einbringung in der Session 1894/95 
unmöglich sei. 
Nach der „Voss. Ztg." ist man im 
Reichsamte des Innern der Frage näher 
getreten, ob es sich empfehlen würde, die 
durch die sozialpolitische Gesetzgebung ge 
schaffenen Organisationen unter Aufrecht 
erhaltung der Selbstverwaltung zu ver- 
einigen, um so die in den betheiligten 
Kreisen fortwährend erhohenen Klagen, 
daß die Verwaltungen der einzelnen Ver- 
sicherungskreise einen so großen Aufwand 
an Zeit, Arbeit und Geld erforderten, zu 
berücksichtigen. 
Wie jdas in Hannover erscheinende 
Welfenblatt, die „Deutsche Volksztg." aus 
sicherer Quelle wissen will, habe der anti 
semitische Abg. Leuß sein Mandat für 
Eschwege-Schmalkalden niedergelegt, da 
es ihm infolge seiner abermaligen Ver 
haftung unmöglich sei, seine Pflicht als 
Abgeordneter zu erfüllen. Der Prozeß 
werde wahrscheinlich schon in der nächsten 
Schwurgerichtsperiode in den ersten Tagen 
des Dezember zur Verhandlung kommen. 
, Zu welchen Albernheiten der Ber 
liner Bierboykott mitunter führt, 
beweist folgende Geschichte der „Volks-Zei- 
tung": Wegen Verletzung des Berliner 
Bierboykotts wären fastauch Liebknecht 
und Bebel vor das sozialdemokratische 
Strafgericht gezogen worden; denn die so 
Wiener Cafs's besuchen, in denen boykot 
tirtes Bier ausgeschänkt wird, sich der Zu 
Widerhandlung gegen die Vorschriften der heimlich einen Adler auf der Brust ein 
— - Boykott-Kommission schuldig gemacht haben, gestochen und zur Aetzung der Zeichnung 
Im Weichselgebiet in auch wenn sie in solchen Cafe's kein Bier rothe Farbe verwendet. Kurze Zeit ver- 
„.MW,* mtti frmimmt-im sta cx v-t-J - c« spürte er im ganzen Oberkörper ein fort 
bleiben. Von diesen gehen nun noch die 
Pariser berittene Schutzmannschaft, die 
Gendarmerie u. s. w. ab, zusammen an der Fürstin auf dem Sterbebette sind milde 
24 000 Mann 
— Der „Reichsanz." veröffentlicht eine 
Bekanntmachung, wonach vom 1. Dezember 
ab die Gewichtsgrenze für Postpackete im 
Verkehr mit Großbritannien und Irland, 
sowie mit einer großen Anzahl britischer 
Kolonien von 3 kg auf 5 kg erhöht wird. 
Berlin, 30. Nov. Der „Post" zufolge 
stimmte der Bundesrath dem vom 
vorigen Reichstage angenommenen Antrage 
zu, wonach Offizieren und Mannschaften, 
die 1870 71 in Folge einer Verwundung 
der Anrechnung eines zweiten Kriegsjahres 
verlustig gingen, der Pensionsausfall 
erstattet werden soll. Die betreffende 
Novelle zum Pensionsgesetz ist im Kriegs- 
Ministerium ausgearbeitet worden und 
wird dem Reichstage im Laufe der Session 
zugehen. 
Dreihundert Nachtwächter pro- 
zeessiren gegen die Stadt Berlin 
wegen Anspruch auf ihren bisherigen Ge 
halt und Rückzahlung der bisher geleisteten 
Jnvaliditätsbeiträge. Den Riesenprozeß 
für die Wächter, von denen jetzt miede rum 
eine große Zahl, namentlich in der 3. und 
7. Polizeihauptmannschaft, zum 1. Januar 
gekündigt sind, führt der Rechtsanwalt Dr 
Munckel. 
56 Anklagesachen erledigte am Don 
nerstag eine Abtheilung des Berliner 
Schöffengerichts in einem Zeitraum von 
10 bis 1'/, Uhr, also innerhalb 3V 2 
Stunden. Es handelte sich allerdings nur 
um Uebertretungen, jedoch waren immer- 
hin gegen hundert Zeugen zu vereiden 
und zu vernehmen. Es kamen durchschnitt- 
lich auf die Verhandlung noch nicht vier 
Minuten. 
Ein ungetreuer Postbeamter, der auf 
dem Postamt der Potsdamer Eisenbahn 
als Schaffner angestellt war, hat seit län 
gerer Zeit beim Abstempeln und Sortiren 
von Briefen namentlich solche geöffnet, die 
an Soldaten gerichtet waren, den Inhalt 
aber behalten. 
Am 22. d. Mts. feierte der Altsitzer 
Büdner Karl Jon os in Buschow in 
geistiger und körperlicher Frische seinen 
hundertsten Geburtstag. 
gvgvijwi iwiucu, ucuu uic |U‘ yuuuctiļicu cuuuö luy. 
zialdemokratische Bierboykott-Kommission hat Der achtzehnjährige Sohn des Silber- 
die Frage erörtert, ob Genossen, welche Poliers R. in Rixdorf bei Berlin, der eine 
große Vorliebe für Tätowirungen besaß, 
hatte sich, trotz des Verbotes der Eltern, 
der Nähe von Friedberg und Aspang konsumiren. Es handelt sich dabei u. A. 
herrschte gestern starkes Schneegestö b er. um die Personen der Abgeordneten Lieb- 
vT\ t n iY> 7l 74— C, «ft 11VtS S-t D Sïînft s’ 1 ItttS 11 tTT /"1 Vt Xrtvr» 
vom Grafen Herbert von dem Schmerz 
lichen Mittheilung gemacht. 
Aus Varzin wird berichtet: Die Züge 
und verklärt; sie gleicht einer sanft Schla 
senden. — Die Zahl der Beileidskundge- 
bungen aus fast allen Ländern Europas 
und bereits aus anderen Welttheilen schwillt 
ununterbrochen an. — Dem Fürsten wur- 
den von den nach Hunderten zählenden 
Telegrammen nur die von hervoragendster 
Seite vorgelegt. — Das in Barzin herr 
schende Nebelwetter erhöht die Trauerstim 
mung, die bis in die kleinste Hütte einge 
zogen ist. Die Dorfbewohner, an harte 
Arbeit gewöhnt, aber trotzdem sonst nicht 
unfreundlich, gehen jetzt schweigsam die 
Dorfstraße entlang. In der Umgebung des 
Schlosses ist es noch stiller. Außer den 
Depeschenboten, die zur Bestellung der an 
den Fürsten gerichteten Beileidstelegramme 
die halbe Nacht auf den Füßen waren, 
sieht man fast Niemand das Gärtnerhäus- 
chen passiren. Die Durchsicht der Tele- 
gramme versieht ausschließlich Dr. Chry- 
sander. — Die Bevölkerung Varzins em 
pfindet den Tod der Frau Fürstin jeden- 
falls am meisten. — Man glaubt, wie 
man dem „L. A." berichtet, jetzt ganz fest, 
daß der Fürst nicht wieder nach Varzin 
kommen, und daß das Schloß so lange 
verödet bleiben wird, bis es in den Besitz 
f des Grafen Wilhelm, dem es nebst dem 
' umfangreichen Gütercomplex testamentarisch 
zufällt, gelangt ist. Dann, meint man 
auch, würde der Graf aus dem Dienste 
scheiden und sich lediglich der Verwaltung 
dieser schönen großen Herrschaft zuwenden. 
— Für die schlichte Einfachheit der Heim 
gegangenen spricht folgender Vorfall, den 
der Graudenzer „Gesellige" erzählt: Als 
Frau von Bismarck einmal bei Tisch — 
es sind schon viele Jahre her, als Bis- 
niarck noch Graf war — wiederholt „Ex 
cellenz" angeredet wurde, da unterbrach sie 
den Redenden: „Bitte, nennen Sie mich 
nicht Excellenz, das ist ein Titel, den ich 
für mich durchaus nicht hübsch finde. Es 
gibt Leute, die mir, um ihre Sache recht 
gut zu machen, die Excellenz wohl zehn 
mal in einem Athemzuge ins Gesicht wer 
fen. Am liebsten höre ich mich Frau v. 
Bismarck nennen, das erinnert mich so 
freundlich an eine stille, frohe Zeit, wo 
Otto und ich als bescheidene Landedelleute 
an der Elbe auf unsern! alten Schönhausen 
Muße hatten, einander unv unseren Dorf 
leuten zu leben —- jetzt gehört mein Mann 
der ganzen Welt an!" — „Liebes Kind", 
nickte Bismarck ihr freundlich lächelnd zu, 
„die Zeiten kehren uns, so Gott will, noch 
Die Poststraße ist verweht und die Post 
muß nun nach Wien über Graz befördert 
werden. Stellenweise liegt der Schnee 
einen Meter hoch. 
Inland. 
— Die Präsidentenwahl im Reichstage 
wird in der zweiten Plenarsitzung vollzogen 
werden. Man ist in maßgebenden par 
lamentarischen Kreisen schon jetzt der An- 
ficht, daß die Wiederwahl des früheren 
Präsidiums (v. Levetzow, Frhr. v. Buol, 
Dr. Bürklin) stattfinden wird. 
— Die „Nat.-Ztg." meldet, Fürst 
Bismarck sei zur Eröffnung des neuen 
Reichstagsgebäudes eingeladen. Infolge 
des Todes der Fürstin sei jedoch seine 
Theilnahme an der Feierlichkeit ausge 
schlossen. Das Befinden des Fürsten ist 
„Daß er das nicht gethan hat, kann ich 
Ihnen schon sagen." 
„Ich möchte mich doch lieber selbst davon 
überzeugen." 
„Und dann?" 
„Dann wünsche ich die Briefe des Herrn 
Donali zu sehen, besonders diejenigen, die 
er in seinem Schreibtisch oder sonstwo ver 
schlossen hat." 
„Aber er trägt den Schlüssel immer bei 
sich, — noch dazu besonders vorsichtig, — 
der Schlüsselring hängt an einem Kettchen, 
welches ani Hosenbund festgenäht ist." 
„Er ist also sehr vorsichtig damit, den 
Schreibtisch verschlossen zu halten? 
„Abtl sehr." 
„Nun, das schadet nichts. Ich hab: Nach 
schlüssel, mit denen ich jedes Schloß zu öff 
nen weiß." 
„Aber wenn er entdeckte oder auch nur 
argwöhnte —" 
„Lassen Sie mich nichts weiter von Aber 
hören. Uebrigens werde ich selber darauf 
bedacht sein, alles genau ebenso ordentlich 
wieder hinzulegen, wie ich es gefunden habe 
Denn mir liegt ebensoviel wie Ihnen daran, 
daß er nichts davon erfährt, wie seine Sachen 
durchsucht und seine Bewegungen beobachtet 
werden. Sie haben mich begriffen?" 
„Ja," erwiderte der Diener voll brennen, 
der Neugier, welcher Sache dieser Kriminal 
kommissar, der im Stande war, für feint 
Hülfe so große Belohnungen aufzuwenden 
wohl nachspüren möchte. 
Gillwaldt ungeduldig 
„Wo?" 
„In dem Zimmer des Herrn Stößer." 
(Fortsetzung folgt.) 
„So, nun bringen Sie eine Lampe, und 
lassen Sic uns die Arbeit beginnen," rief nach Abrechnung der Urlauber und Ab 
echt, Bebel und um andere eine führende 
Stellung einnehmende Genossen. Die Kom- 
mission hat jedoch die Frage nicht weiter 
verfolgt, sondern einstweilen offen gelassen. 
— Bebel veröffentlicht im „Vorwärts" 
einen zweiten spaltenlangen Artikel zur 
Entgegnung gegen Vollmar. Vollmar sei 
zur Hoffnungssäule aller Halben 
in der Partei und aller bürgerlichen Re- 
sormschwärmer außerhalb der Partei ge 
worden von der „Frankfurter Zeitung" bis 
zu den Berliner Geheimräthen. Vollmar 
wandle mit klarer Absicht Wege, die nach 
abwärts führen. „Freilich, wie ich Voll- 
mar kenne, würde er es eines Tages fertig 
bringen, ebenso wie einst, wieder in die 
Trompete des Hyperradikalismus zu blasen, 
wie er jetzt nach der Melodie des „Leise, 
leise, kein Geräusch gemacht", Krethi und 
Plethi als Bagage für die Partei einzu 
fangen trachtet, wenn? . . Ja „Wenn"? 
Das ist das große Fragezeichen, dessen 
Beantwortung ich vorläufig unterlasse." 
In einer so rasch sich vergrößernden Par 
tei, wie der sozialdemokratischen, in der 
ein großer Haufe sich sozialdemokratisch 
nennt, ohne nähere Kenntniß von den 
Zielen der Partei zu haben, nothwendig, 
daß eine zielbewußte Kritik vorhanden ist, 
um ein Versumpfen, ein Laxwerden zu 
verhüten. So lange Vollmar nicht be 
weisen könne, daß er, Bebel, irgendwo ge 
sagt habe, er werde sich den vom Partei- 
lag gefaßten Beschlüssen nicht fügen, müsse 
er solche Behauptungen als wissentlich ver- 
breitete Unwahrheiten bezeichnen. 
In Folge des Hannoverschen 
Spieler-Prozesses sind bekanntlich 
mehrere Offiziere verabschiedet worden. 
Einerderselben, ein Baron W. v. Betten 
dorf, welcher als Premierlieutenant dem 
22. Dragoner-Regiment angehört hatte, ist 
nach der „Volksztg " in der Armee, und 
zwar als Reserve-Offizier im 14. Ulanen- 
Regiment wieder eingestellt worden. 
Nach Ablauf derselben wird er voraus 
sichtlich als aktiver Offizier wieder ange 
stellt werden. 
— Einen Vergleich zwischen dem deut 
schen und dem französischen Heer hat der 
Berichterstatter des „Corps lègislatiş", 
Jules Roche, über den Militäretat in seinem 
Bericht aufgestellt, wobei er zu folgenden 
Schlüssen kommt: Seit 1887 hat Deutsch 
land 900 Millionen mehr für sein Heer 
ausgegeben als Frankreich. Es hat jetzt 
wesenden, 540 000 Mann auf den Beinen. 
Frankreich aber zählt, bei gleicher jAb- 
lkchnung, nur 466 000 Mann unter den 
Waffen, ivovvn 56 000 in Algier und 
-r -- ~~ - T >--- einst wieder, wenn wir alt sind und die 
währendes Prickeln und hinterher stellten Welt uns nicht mehr brauchen kann." 
sich zeitweise convulsivische Zuckungen in Der Majoratsherr Frhr. Rudolf von 
der linken Gesichtshälfte ein. Dieser Zustand S ch li chting, Mitglied des Herrenhauses, 
verschlimmerte sich binnen Kurzem derartig, ist auf seinem Rittergute Gurschen bei 
daß der junge R. vor Schmerzen in völlige Schlichtingsheim sanft entschlafen. Er 
Raserei verfiel und seine Umgebung in der war nach der „Kreuzztg.", 1816 geboren 
gefährlichsten Weise bedrohte, sodaß er und auf Präsentation des Verbandes des 
isolirt werden mußte. Herr R. veranlaßte alten und des befestigten Grundbesitzes im 
nun demzufolge die schleunige Neberführung Landschaftsbezirke Fürstenthum Liegnitz und 
seines Sohnes nach der Klinik. Hier Wohlau 1855 aus Lebenszeit ins Herren- 
stellten die Aerzte eine höchstgefährliche haus berufen. 
Blutvergiftung fest, welche durch die Schneidemühl. Beim Gute Koschütz ist 
rothe Farbe, die Anilin enthalten hatte, in einem Gebüsch der Stellenbesitzer Schott 
verursacht worden war. Der junge Mann, ermordet aufgefunden worden. Die 
der allmählig das Bewußtsein verlor und Leiche war halbnackt; vom Raubmörder 
sich nur noch in tvirren Fieberphantasien ist keine Spur vorhanden, 
erging, ist unter den gräßlichsten Qualen Liegnitz, 28. Novbr. Die Familie 
gestorben. des wegen Raubanfalls auf den Geldbrief- 
In Köpenick wurde kürzlich ein Mann träger Hübner verhafteten Malers T e - 
wegen Bettelns verhaftet, der sich als s ch e r t versuchte sich aus Verzweiflung 
Pfarrer ausgab. Wie sich herausge- durch Gift und Kohlengas zu tobten. Die 
stellt hat, ist er wirklich Geistlicher in den Wiederbelebungsversuche waren zwar er- 
englischen Kolonien gewesen und wieder folgreich, doch sind Mutter und Kinder 
auf freien Fuß gesetzt worden. Da der schwerkrank. 
erst dreißigjährige Mann sich auch als ver Die schwer zu qualifizireude Art, in 
Sohn eines deutschen Pfarrers ausweisen welcher die Nothlage der Schulamtskandi- 
konnte und im Uebrigen auf die Köpenicker daten ausgenützt wird, kennzeichnet ein 
Gerichtsbeamten einen guten Eindruck Inserat, durch welches eine Dame in 
machte, veranstalteten diese eine Kollekte, Neisse für ihre beiden Söhne einen Haus- 
die einen Betrag von 38 Mark ergab, lehrer sucht „gegen freie Station und 
Der Bedauernswerthe ist sofort nach seiner Wäsche!" 
Heimath. Schlesien, abgereist. Die Genovevakirche in Mülhausen i. E. 
— Ueber die Krankheit der Für- befindet sich schon seit Jahren im Bau 
st in Bismarck berichtet ein Varziner und ihr Thurm fängt schon an, sich zu 
Berichterstatter der „Volksr.": Das ver- neigen. Die Arbeiten werden nämlich 
altete Asthmaleiden machte bei zunehmenvem durch zwei. Prozesse unterbrochen, von 
Alter ihr immer mehr Beschwerden. Bald denen der eine nunmehr entschieden ist. 
nach der Uebersiedelung nach Varzin von Eine Dame hatte der Stadt Mülhausen 
Influenza befallen, erholte sich die Fürstin 160 000 Ji ffl r ļj en ļg ÛU e j ner Kjrchx 
recht langsam. Zu Anfang September hinterlassen, die auch den Truppen zur 
wurde sie von einem schweren Asthma-An- Verfügung stehen sollte. Der Militärfiskus 
fall betroffen, und es dauerte recht lange, steuerte deshalb einen Betrag von 26 000 ju 
bis sie die gewohnten Ausfahrten wieder zum Bau der Kirche bei. Als diese 
aufnehmen konnte. In den letzten Wochen Sunime aber noch nicht genügte, wollte 
schien es, als ob eine Besserung eintreten die Stadt Mülhausen den Bau der Kirche 
sollte. Sie konnte bei gutem Wetter ihre aufgeben. Auf die Klage der Heeresver- 
Nachmittagsausfahrten machen. Dann traten waltung wurde sie aber verurtheilt, binnen 
Zeichen beginnender Wassersucht, leichte Jahresfrist die Kirche fertigstellen zu lassen. 
Fußschwellungen auf. Am vergangenen Nun haben sich aber die Säulen im 
Freitag hatte sie am Vormittag einen leich- Innern der Kirche gesenkt, so daß der 
ten Ohnmachtsanfall, konnte aber noch am Thurm anfängt, eine bedenklich schiefe 
Nachmittag eine Ausfahrt unternehmen. Stellung zu nehmen. Da weder die Stadt, 
Seit Sonnabend lag die Fürstin auf dem noch der Unternehmer, noch der Architekt 
Krankenlager. Die Nächte waren unruhig dafür verantwortlich sein will, wird das 
und schlaflos, der Appetit lag sehr dar- Gericht nächstens hierüber zu entscheiden 
nieder. Am Sonntag stellte sich hochgra- haben. 
dige Wassersucht ein. Die Herzthätigkeit Karlsruhe, 27. Nov. Vorgestern ent- 
war gering. Am Montag verschlimmerte ferme sich die 27jährige Anna Ries, die 
sich ihr Zustand derartig, daß wenig Hoff- gemeinschaftlich mit ihrem Bruder ein 
nung blieb. So ist sie denn Dienstag früh Bürstengejchäft inne hatte, mit ihren, 
gegen fünf Ubr ihren Leiden erlegen. Dem Hunde von zu Hause; sie ivurde gestern 
Fürsten wurde erst Morgens gegen 10 Uhr im Hardtwalde als Leiche aufgefunden 
Durch den Hund, der seine Herrin auch 
im Tode nicht verließ und heftig zu bellen 
anfing, sobald sich Jemand in der Nähe 
zeigte, wurde die Aufmerksamkeit der 
Passanten auf jene Stelle gelenkt und die 
Leiche entdeckt. Auf einem Zettel gab die 
Unglückliche nach der „K. Z." Lebens 
überdruß als Motiv ihres Selbst 
mordes an. 
Hof, 29. Nov. Theaterdirektor Schmidt 
wurde nach dem „B. T." wegen Sittlichkeits 
verbrechens verhaftet. Die Verhaftung 
geschah auf Requisition der Staatsanwalt 
schaft in Plauen' 
Mainz, 29. Nov. Der Schiffer Pabst 
von Nierstein und sein Bruderssohn sind 
heute Nacht durch Ausströmen von K o tz- 
len g a s auf ihrem Schiffe e r st i ck t. 
Darmstadt, 29. Nov. Der Großherzog 
ist heute Nachmittag von Petersburg hier 
wieder eingetroffen. 
Um die Genehmigung zur Anlage einer 
Petroleummotor-Bahn zwischen 
dem Müggelschlößchen bei Friedrichshagen 
und Grünau, am Ufer des Müggelsees 
entlang bis zum Langen See, ist ein 
Berliner Unternehmer beim Köpeniker 
Magistrat eingekommen. Das berührteForst- 
land ist Eigenthum der Stadt Köpenick. 
Im Dorfe Kleinbockeņheim hat der Land- 
Wirth Johannes Lau ermann seine 
Mutter erschossen. Der Thäter ist 
verhaftet. 
In einer in Nürnberg am Mittwoch- 
Abend abgehaltenen bis nach Mitternacht 
dauernde Versammlung hielt Grillen- 
b e r g e r eine mehr als zweistündige Rede, 
in der er sich nochmals über den Streit 
mit Bebel äußerte. Bebel sei zur Kritik 
gewiß berechtigt, aber er habe sich zum 
Splitterrichter und zum Diktator ausge 
worfen, der einen Verstoß gegen den Par 
teitag beabsichtigte. Der schlimmste Parti 
kularismus sei der preußische, namentlich 
der Berliner. Grillenberger drohte mit 
Niederlegung seiner sämmtlichen 
Mandate, wenn die bayerischen Partei 
genossen nicht durch einen Protest gegen 
Bebel seine Ehre wieder herstellten. Oertel 
beantragte eine mildernde Resolution. 
Schließlich wurde die Versammlung auf 
Sonntag vertagt. 
Bamberg, 29. Novbr. Bezüglich der 
gemeldeten Verhaftung der Gärtnerswittwe 
Eva Schwinn wegen Verdachts, einen 
Giftmord an ihrem Gatten im März 
d. Js. vollführt zu haben, wird nachträg 
lich noch bekannt, daß bei der Untersuchung 
im Landgerichtsgefängniß 10,000 Jt. in 
Papieren und ein ansehnlicher Betrag von 
Silbergeld in ihrer Jacke eingenäht vor 
gefunden wurden. Die Beweise bezüglich 
ihrer Schuldbarkeit sind so belastend, daß 
die Verhaftete zweiffellos vor das nächste 
Schwurgericht gestellt werden wird. 
Schweinsurt. In der Nacht zum 27. ds. 
hausten hier zwei starke Gewitter, 
denen bald ein orkanartiger Sturin 
folgte, der Dächer abdeckte und Bäume 
entwurzelte. Auch verspürte man morgens 
gegen 5 Uhr einige leichte Erdstöße. 
In Klein-Schmalkalden äscherte ein 
Feuer fünf Gebäude und Scheunen ein- 
Eine Frau ist in den Flammen umgekommen. 
Königshütte. Im hiesigen Parkhotel 
wurde der Bahnarbeiter Dziura mit 
eingeschlagenem Schädel als Leiche 
aufgefunden. Dziura ging einem Stuben 
mädchen nach, das auch von einem An- 
deren geliebt wurde, und vermuthet man 
in dem Nebenbuhler seinen Mörder. 
Der Gesangverein „Liederhayn" in My 
lau wurde wegen Betheiligung am Criin- 
mitschauer Sängertag aufgelöst. Der 
neu errichtete Gesangverein „Fortuna" 
aber wurde als Fortsetzung des aufgelösten 
Vereins angesehen und ebenfalls verboten- 
Braunschweig. Der Inhaber der „Rê' 
stauration zur Eule", Heinrich Aßmann, 
hier, ein strebsamer Mensch von 27 Iah' 
ren, Vater von einem Kind, gewahrte aiN 
24. d. Mts., Abends gegen 11 Uhr, daß 
mehrere seiner Gäste, säst ausschließlich 
Bauhandwerker, Hazard, 17 und 4, spiel' 
ten. Als seiner Aufforderung, das Spiel 
zu unterlassen, keine Folge gegeben wurde, 
nahm er schließlich den Spielern die Kar> 
ten weg. Darüber wurde einer der Be' 
theiligten, der Steinträger E. Beck, so er' 
regt, daß er mehrere Doppelschoppen zw 
sammenraffte und sie dem zum Büffet 
gehenden Aßmann nachschleuderte. Einet 
der Schoppen traf A. oberhalb der rechte» 
Schläfe und verursachte ihm eine 6 «o> 
lange und 4 cm liefe Wunde. Zwei Hel' 
bcigeholte Nachtwächter nahmen den Thätet, 
der sich heftig zur Wehre setzte, fest, wäh' 
rend der Verwundete zur Polizei und vo» 
da nach einem Arzt ging, der ihm dit 
tiefe Wunde zunähte. Als am 25. ds- 
früh die ahnungslose Frau erwachte, lag 
ihr Mann entseelt vorm Bette. Die gl' 
jährliche Verletzung hatte noch währet 
der Nacht, jedenfalls infolge eines hinzuş 
lretcnen Hiritschlags, den Tod herbeigeführt 
Dieser Tage wurden zur Nachtzeit a«* 
der Kirche in Wilhelmsburg zwei vor ve>» 
Altar liegende Teppiche ge stöhle»^ 
Trotz eifriger Recherchen ist es bis he» 
nicht gelungen, den Dieb zu ermitiem 
Es liegt übrigens die Möglichkeit vor, 5 » 
man es in diesem Falle weniger auf ei» 
Diebftabl, als vielmehr auf eine Freve 
Mittt 
und 
3 52i 
den. 
trage 
arbei 
werd 
gung 
Nt 
gen I 
fahrt 
Dehl 
tretu 
Mite 
partc 
S 
lich 
drei 
in « 
posit 
D 
Schl 
Frül 
weft 
ereil 
dort 
A 
dem 
243 
Han 
räun 
Ferk 
etwa 
15- 
pro 
18- 
Stü 
und 
Rot 
heut 
hüh: 
mit 
Gen 
diese 
diese 
Pre: 
liefe 
er 
von 
184 
anft 
210 
säm: 
Soll 
Wei! 
Meis 
Kap 
gute 
in d 
abw, 
diele 
gesch 
freut 
Ren, 
her l 
such 
zu b 
die s 
stelln 
Gegc 
ein o 
bestr 
sten 
Freu 
sich 
Aus' 
zusch 
woch 
klub 
Saa 
gnüg 
der 
bewi 
zuwe 
»>err 
Die 
dlnte 
selbe 
Man 
so g 
Mach
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.