Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

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14. November fünf weitere Päckchen Anti- 
pyrin verkaufte, unter denen sich zwei Päckchen 
Sublimat befanden. Die Staatsanwaltschaft 
erließ sofort in sänimtlichen hiesigen Blättern 
eine Warnung vor dem Gebrauch dieses 
vermeintlichen Antipyrins. Der Umstand, 
daß bis jetzt kein weiterer Vergiftungsfall 
vorkam, läßt annehmen, daß die Warnung 
noch rechtzeitig erfolgte. 
Auch seitdem das Tischrücken nicht 
mehr Mode ist, und die Hypnose in das 
helle Licht der Wissenschaft gerückt wurde, 
giebt es sogar in den bestunterrichteten 
Gesellschaftskreisen noch immer Leute genug, 
die ohne das mystische Dunkel von Geheim 
lehren nicht auskommen zu können glauben. 
Zu dem Vortrage, den ein Graf zu 
Leiningen am Donnerstag Abend über 
Theosophie und Mystik hielt, war in 
München der Museumssaal dichtgedrängt 
von einem eigenartigen, durchweg den besser- 
situirten Ständen angehörigen Herren- und 
Damenpublikum besetzt. Neuerdings sind 
in München und Berlin Zweigvereine 
jener 1875 gegründeten „Theosophischen 
Gesellschaft" entstanden, die ihre Thätig 
keit bisher vorwiegend in London, New- 
Jork und Skandinavien entfaltet hatte. 
Begründerin der eigenartigen Schwärmerei 
war eine hysterische Deutsch-Russin, Frau 
Blavatsky, die Ende der 50er Jahre in 
Tibet von dortigen Weisen, den sogenann 
ten Mahatmas, tiefsinnige Geheimlehren 
und auf ihren Seefahrten von unsichtbaren 
Händen werthvolle Schriften empfangen 
haben wollte. Nach dem 1891 zu London 
erfolgten Tode der Blavatsky setzten ein 
nach Indien übergesiedelter amerikanischer 
Oberst Namens Olcott in London und eine 
Frau Annie Besant deren Wirken fort, 
das im Wesentlichen auf eine Wieder 
belebung der indischen Seelenwanderungs 
lehre herausläuft, allerdings mit dem 
unserm civilisirten Zeitalter besser ent 
sprechenden Unterschied, daß es keine Rück 
schritte giebt und der Mensch wohl noch 
mehrmals Mensch, aber niemals Thier 
werden kann. Obwohl die Theosophische 
Gesellschaft, wahrscheinlich um Reibungen 
mit den anerkannten Religionsgenossen 
schaften zu vermeiden, von einer Menschen- 
Verbrüderung ohne Glaubensunterschied" 
sprechen läßt, handelt es sich doch in Wahr 
heit um ein aus indischen, christlichen und 
phisosophischenBrocken zusammengeschweißtes 
Religionssystem, dessen schwärmerische An- 
Hänger und Anhängerinnen sogar des Fa 
natismus nicht entbehren. Bezeichnend für 
diese modernen Schwärmgeister ist die 
tödtliche Sicherheit, mit der sie alle bisher 
ungelösten Räthsel der Natur zu erklären 
und über die weiteren Schicksale dieses 
oder jenes Individuums nach dem Tode 
bis in alle Einzelheiten hinein Bescheid zu 
geben wissen. Nichts einfacher als die 
Erklärung des Grafen zu Leiningen: „Geist 
ist verpflüchtigte Materie und eine Ma- 
terie verdichteter Geist." Ob Frau Bla 
vatsky eine Betrügerin gewesen, meinte 
der Vortragende, sei für das Wissen der 
dem Materialismus entgegenarbeitenden 
Theosophie gleichgiltig. 
München, 20. Novbr. Den „Münch. 
Neuest. Nachr." zufolge hat sich der in 
Ingolstadt garnisoniren.de Bataillonscom- 
mandeur Graf Benzel-Sternau in einem 
Anfalle von Geistesstörung in der Nähe 
von Günzburg erschossen. 
Vermischtes. 
Advent, Der Name Advent, obgleich 
lateinisch, hat für uns Deutsche einen be 
sonders feierlichen und doch zugleich an- 
heimelnden Klang. Mit der jährlichen 
Adventszeit naht ja Weihnachten. Sie 
mahnt an die Zeit, in welcher die Völker 
aus den verheißenen Weltheiland harrten, 
der in der „Fülle der Zeit" im Fleisch 
erschien, und sie will noch heute in den 
Menschenherzen die Stätte bereiten, in 
welche derselbe aufs Nene seinen Einzug 
halten kann. Darum steht auch das 
Evangelium von dem Einzug Christi in 
Jerusalem am Eingang der Adventszeit 
und geht der alte Heroldruf durch alle 
Christenlande: Machet die Thore hoch 
und die Thüren in der Welt weit, daß 
der König der Ehren einziehe! Wenn in 
diesen Wochen die äußerliche Rüstung auf 
das Weihnachtsfest wieder alle Hände be 
schäftigt und auch im Gewerbsleben alle 
Kräfte in Anspruch nimmt, will Advent 
uns mahnen, über den äußeren Vorbe 
reitungen die innere Herzensbereitung nicht 
zu vergessen und unter der Vielgeschäftig 
keit weihnachtlicher Arbeiten das Eine 
nicht zu versäumen, das noth thut; näm 
lich unser Menschenherz zu einer Behausung 
zu machen, in welche der König der Ehren 
aufs Neue einziehen, zu einer Krippe, in 
der der Heiland aufs Neue Wohnung 
machen kann. Mit dem Advent beginnt 
zugleich das neue Kirchenjahr. Aus dem 
dunklen Hintergrund der Novembertage 
aufsteigend, erscheinr es wie ein junger 
Sonnenaufgang deS Heils über die er 
lösungsbedürftige Menschheit, und es ist 
ein feines Taktgefühl der alten christlichen 
Kirche gewesen, die als die Losung für 
dieses christliche Neujahr das schöne Epistel 
wort gewählt hat: Weil wir die Zeit 
wissen, daß die Stunde da ist, aufzustehen 
vom Schlaf, sintemal unser Heil jetzt nahe 
ist, die Nacht ist vergangen, der Tag ist 
herbeigekommen, so laßt uns ablegen die 
Werke der Finsterniß und anlegen die 
Waffen des Lichts und läßt uns ehrbar 
st ch wandeln als am Tage. 
Zerbrochene Klosetscheiben. Die 
„Berliner Volkszeitung" schreibt: Folgende 
Verfügung erläßt, wie wir dnrch Zufall 
erfahren, der Vorsteher eines hiesigen Post 
amtes : 
Abschrift. 
Nr. 7503. Sofort. Berlin, 13. Novbr. 1894. 
Vorzuzeigen bei den Herren Vorstehern der 
Stellen 1 bis 9. Die betreffenden Herren 
Stellenvorsteher haben den zur Stelle gehören 
den Beamten und Unterbeamten entsprechende 
Kenntniß zu geben. Ein unvernünftiger Mensch, 
der leider auch zu dem Personal des Postamts 
gehört, hat heute zwischen 12 und 1 Uhr Nach 
mittags die unteren Fenster im Klosetraum, 
welche um 8 Vormittags, wie der Amtsvor 
steher festgestellt hatte, 'geschlossen waren und 
welche zwischen 11 und 12 Uhr Vormittags 
vom Amtsvorsteher persönlich geschlossen wur 
den, weil sie inzwischen von unbefugter Hand 
geöffnet worden waren, trotz des herrschenden 
Sturmes in ganz unberechtigter Weise wiederum 
geöffnet und außerdem beim Verlassen des 
Klosetraumes auch die Thür nicht zugemacht 
bezw. geschlossen. Durch den infolgedessen bei 
dem herrschenden starken Winde entstandenen 
gewaltigen Zug sind die Fenster zugeschlagen 
und zwei Scheiben zertrümmert worden. Da 
ein Verschulden des Postpersonals vorliegt, so 
ist der Hauswirth bezw. Verniiether zur Tragung 
der Kosten für die Erneuerung der Scheiben 
nicht verpflichtet; ebensowenig können unter 
diesen Umständen die Kosten auf die Postkasse 
übernommen werden. Wenn daher der Schul 
dig-- sich, vielleicht aus Feigheit, nicht selbst 
meldet, so erübrigt nur, daß die Kosten für 
die Erneuerung der Scheiben gleichmäßig auf 
diejenigen Beamten und Unterbeamten vertheilt 
werden, welche sich heule zwischen 12 und 1 
Uhr Nachmittags in den Räumen des Post 
amts anwesend befanden und unter denen der 
Schuldige zu suchen ist. Der Amtsvorsteher 
hofft, daß die Betheiligten unter den vorliegen 
den Umständen den Beitrag, welcher bei der 
großen Anzahl nur gering sein wird, gerne 
geben werden, zumal auch der Amtsvorsteher 
Aus dem Setzkasten. 
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Das ist der schöne Fridolin, 
Ein Dutzend Mädchen lieben ihn. 
Doch er — wie böse und wie bieder! — 
Er liebt daß Dutzend nicht mal wieder. 
Nur eine hat er — welcher Jammer! — 
Geschlossen in seine Herzenskammer. 
Und daß auch diese Sie6' bracht' Kummer, 
Soll zeigen unsere zweite Nummer. 
Das ist die Kathi von der Alni, 
Sie sitzt bei Tag' im Küchenqualm, 
Daher sie auch so rund und blaß 
Als wie das Heidelberger Faß. 
Der Fridolin, der saub're Kund', 
Der in der ersten Nummer stund, 
Hat schmachvoll sie im Stich gelassen 
Und sich gewandt zu andern Rassen. 
Die Kathi drob mit derbem Fluch 
Erläßt hiermit ein Heirathsg'such. 
sich von der Betheiligung nicht ausschließen 
wird. Sollte der-.Schuldiger noch genügend 
Ehrgefühl besitzen, so erwartet das Postamt, 
daß er sich alsbald selbst meldet und zum Er 
satz der Kosten bereit erklärt. Andernfalls möge 
er sich hierdurch gleichzeitig seiner Feigheit und 
Erbärmlichkeit voll bewußt werden. 
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unter Verwerthung alter Wollsachen, jStoff- und 
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nisse erbeten) gesucht von 
R. EieSüiiaiin, BckHck i ö. 
NähmaschinenbesHzer! 
Zum Schmieren der Maschinen gebraucht das 
Beste; es ist das Billigste! Die dem Petroleum 
ähnlichen Vaselineöle haben keinen ölenden Fett 
gehalt und ruiniren die Maschine. Klauenöl 
ist das beste Nähmaschinenöl, es besitzt größte 
Schmierfähigkeit und harzt nicht. Lianen«!, 
prüparirt für Nähmaschinen rc. von Möbius 
& Sohn, Hannover, ist zu haben in allen 
besseren Handlungen in Flaschen à 60 Pf. bei Herrn 
Amandus Reinhold, J. 1). Sievers, 
Robert Theuer. 
Habe einige Hundert Paar 
Hvlzschnhe 
wegen Aufgabe dieses Artikels, 
billig zu verkaufen. 
F. Seligmann, Thorstr. 268. 
Druck und Verlag von dem veranworttlichen Herausgeber H. Möller (H. Gütllein Nachf.), Rendsburg, Mühlenstraße 18. 
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