Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

Parteitages seine Absicht zu ertrotzen und die Besinnung verlor. Als sie wieder er- 
ihn die indischen Kunstverständigen nennen. 
Die Farben sind mattblau, grün, braun 
und gelb. Der Erfinder des Musters ist 
ein Sträfling, welcher wegen Diebstahls 
zu 10 Jahren „strengem Gefängniß" ver- 
urtheilt ist. Die Anfertigung des Tep 
pichs hat trotz der 28 dabei beschäftigten 
Arbeiter 14 Monate gedauert. Zwei klei 
nere Teppiche sind von Agra Anfang des 
Jahres an den deutschen Kaiser abgeschickt 
worden. 
Wie aus London gemeldet wird, über 
bringt der aus Queenstown in Australien 
kommende Postdampfer die Nachricht von 
einem Aufstande unter den Ein 
geborenen auf allen Inseln von 
Neu-Guinea. Allenthalben wurden 
die Europäer ermordet und die Handels 
stationen eingeäschert. 
Rutzland. 
Petersburg, 23. Novbr. Der „Now. 
Wremja" zufolge findet die Beerdigung 
Rubinstein's am 18./30. November statt. 
Türkei. 
Konstantinopel, 23. Nov. Drei fran 
zösische Journalisten, hiesige Korre 
spondenten von Pariser Tagesblättern, sind 
von der türkischen Regierung ausge 
wiesen worden, weil sie die Regierung 
des Sultans scharf kritisirt hatten. 
Inland. 
Berlin, 24. Nov. Die „N. A. Z." be- 
stätigt, daß dem Reichstage zunächst 
nur die Umsturzvorlage zugeht. Der 
Etat würde später gleichzeitig mit dem 
Gesetzentwurf über die Tabakfabrikatsteuer 
eingebracht werden. — Ferner bestätigt 
sie, daß in den nächsten Etat nicht unbe 
trächtliche Summen zur Aufbesserung 
der landwirthschaftlichen Lage, be 
sonders auch in den östlichen Provinzen, 
eingestellt sind. Betreffs der Höhe der 
betreffenden Summe schweben noch Ber- 
Handlungen zwischen den Landwirthschafts- 
und Finanzministerien. 
— Der russische Botschafter Graf 
S ch u w a l o w wird nach den Vcrmäh- 
lungsfeierlichkeiten hierher zurückkehren, um 
dem Kaiser sein neues Beglaubigungs 
schreiben als Botschafter des Zaren Ni 
kolaus zu überreichen. In unterrichteten 
Kreisen glaubt man, wie auch der „Kreuz- 
Ztg." gemeldet wird, daß Graf Schu- 
walow nur kurze Zeit auf seinem hiesigen 
Posten bleiben werde. Er soll die Stelle 
eines Generalgouverneurs von Moskau er 
hallen, die bisher Großfürst Sergius be 
kleidet hat. 
— Die „Kreuz-Ztg." bestätigt, daß die 
konservative Fraktion des Reichstages den 
Antrag aus ein Verbot der Juden- 
Einwanderung sofort wieder ein 
bringen wird. 
— In der sozialdemokratischen „Münch. 
Post" beginnt heute unter dem Titel 
„Bebel's Fahnen-Erhebung" eine 
zweifellos vom Abgeordneten v. Bollmar 
stammende Erwiderung auf Bebel's jüngste 
Rede. Es wird ihm vorgeworfen, daß er 
angesichts der drohenden Umsturzgesetze, 
die die Partei geschlossen finden sollten, 
Zwietracht in die eigenen Reihen trage 
und heute genau in der Weise handle, die 
er an Werner und übrigen „Jungen" in 
Halle, Berlin und Erfurt entschieden ver- 
urtheilt habe. Bebel habe stets geglaubt, 
der Parteitag müsse alle Fragen in seinem 
Sinne entscheiden, und schon in Erfurt 
mit der Entfaltung der Fahne der Re 
bellion gedroht, wenn der Parteitag sich 
zu Gunsten v. Vollmar's entscheide. Nun 
scheine er diese Drohung wahr machen zu 
wollen. Der Versuch, als Mitglied des 
Parteivorstandes gegen den Willen des 
„Weibischer Luxus, alberne Eitelkeit. Diese 
Menge von Bildern und Photographien in 
allen möglichen Kostümen, vertrocknete Kränze 
mit Atlasschleifen und was sonst noch, — 
es sieht ja mehr nach einer Tänzerin als 
nach einem Mann aus, -— schließlich habe 
ich meine Zeit doch wohl vergeudet." 
Da öffnete sich plötzlich die Thür nach 
dem Nebenzimmer, und Harold Donati stand 
ihm gegenüber. 
Er war ein breitschulteriger, großer, kräftiger 
Mann, glattrasiert, mit dunkelm Teint, brei 
ter, niedriger Stirn, braunen Augen, vollen, 
schweren Lidern, etwas aufgeworfenen, sinn 
lichen Lippen, viereckigen, stark vorgebautem 
Kinn. 
„Bitte, entschuldigen Sie, daß ich Sie so 
lange warten ließ," begann er mit einer 
wohllautenden tiefen Baßtimme, „aber unser 
eins steht selten früh auf." 
„Das ist nur natürlich." 
„Wollen Sie nicht Platz nehmen? Ich 
beendete eben mein Frühstück, als mir Ihre 
Karte gebracht würde und vergaß sie auf den 
Tisch. Wie ist doch —" 
„Isidor Beschütz," antwortete Gillwaldt, 
die ganze Zeit über das Gesicht des Sängers 
aufmerksam durchforschend. 
„Entschuldigen Sie, mein Gedächtniß für 
Namen ist ziemlich schwach und ich erinnere 
mich wirklich nicht —" 
„Vermuthlich nicht. Zuvörderst muß ich 
Sie um Verzeihung bitten, daß ich Sie durch 
meinen Besuch belästige," unterbrach ihn Gill 
waldt höflich. 
„Q bitte scbr," meinte Donati, sich in 
einen Lehnstuhl niederlassend. 
(Fortsetzung folgt.) 
die Partei zu vergewaltigen, schlage jedem 
demokratischen Gefühl ins Gesicht. 
Köln, 23. Novbr. Die „Köln. Ztg." 
verweist gegenüber den Meldungen der 
„Times" und des „Standard" über ein 
englisch - russisches Bündniß auf die im 
Jahre 1853 zwischen dem Zaren Ni 
kolaus I. und dem damaligen englischen 
Botschafter ausgetauschten Freundschafts 
bezeugungen, deren unmittelbare Folge we- 
nige Monate später der Ausbruch des 
Krimkrieges war. England möge nur 
nicht glauben, daß Alles so glatt ablaufen 
werde: Deutschland ohne Weiteres aus der 
Entscheidung über die ostasiatischen Fragen 
auszuschließen, werde nicht angehen und 
Frankreich werde einen solchen Ausschluß 
sogar als eine direkte Zurückweisung em 
pfinden. Die „Köln. Ztg." versichert 
schließlich, daß die Annäherung Englands 
an Rußland eher bezwecke, Frankreich in 
Rußlands Gunst in die zweite Stelle zu 
verdrängen und zugleich England selbst 
gegen Frankreich den Rücken zu decken. 
Breslau, 22. Nov. Am 25. August 
hatte sich der Rittergutsbesitzer Julius 
Katz aus Goldschmieden wegen Körper 
verletzung, begangen an einer alten Frau, 
vor dem Schöffengericht zu verantworten 
Die Verhandlung endete damals mit der 
Verurtheilung des Angeklagten zu 3 Wochen 
Gefängniß. Der Vorgang, welcher zur 
Verurtheilung des Angeklagten führte, war 
der, daß Katz eine arme, alte Frau, welche 
er im Verdachte hatte, daß sie von seinem 
Felde Rüben entwendet habe, in nicht 
wiederzugebender Weise beschimpft und 
darauf thätlich schwer mißhandelt 
hatte. Gegen dasUrtheil des Schöffengerichts 
hatten Katz sowohl, wie der Staatsanwalt 
Berufung eingelegt, über welche in ver 
gangener Woche vor der Strafkammer 
Verhandlung anstand. Katz neigt, wie die 
Verhandlung ergab, sehr zu Gewalt 
thätigkeiten, ist er doch bereits mehrfach 
wegen Körperverletzung und Beleidigung 
vorbestraft. Deshalb hatte auch der Amts 
anwalt das vom Schöffengericht gefällte 
Urtheil für zu gering gehalten und die 
Berufung eingelegt, während Katz sich zu 
hart gestraft fühlte. Leider hatte die 
Berufung des letztern in soweit Erfolg, als 
nunmehr statt der Gefängnißstrafe auf eine 
Geldbuße von nur 500 Mk. erkannt wurde. 
— (In England züchtigt man solche 
Burschen, welche wehrlose Frauen thätlich 
angreifen, mit der „neunschwänzigen Katze." 
Die Red.) 
Ein Doppelmord undSelbstmord, 
der in der Nacht zum 19. d. M. in 
Grabow a. Oder bei Stettin verübt worden 
ist, rief dort große Aufregung hervor 
Der Mörder und Selbstmörder ist laut 
,Ostseeztg." der 44 Jahre alte Handels- 
mann Karl Kliewe, seine Opfer sind die 
45 Jahre alte Handelsfrau Wittwe 
Friederike Lemcke und deren 16jährige 
Tochter Auguste Lemcke. Frau Lemcke hatte in 
der Frankenstraße eine Kellerwohnung 
inne und lebte seit mehreren Jahren mit 
Kliewe in wilder Ehe. K. war ein dem 
Trünke ergebener Arbeitsscheuer Mensch, 
der schon vielfach wegen verübter Gewalt 
thätigkeiten bestraft ist. Frau Lemcke da 
gegen wird als eine fleißige, ordentliche 
Frau bezeichnet, die schon wiederholt den 
Versuch gemacht hatte, sich von dem 
Trunkenbold zu trennen, aber aus Furcht 
vor dem jähzornigen Menschen hatte sie 
ihm immer wieder den Ausenthalt in ihrer 
Wohnung gestattet. Am Sonnabend-Abend 
war Kliewe schon frühzeitig schlafen ge- 
gangen. Er hat das Bett später als die 
andern schliefen, wieder verlassen und ist 
dann wahrscheinlich, wie schon so oft, die 
Frau um Geld angegangen. Auf deren 
Weigerung hat er dann ein Beil ergriffen, 
was er bei seinen Drohungen stets zur 
Hand hatte, und hat mit dessen Rückseite 
der im Bett liegenden Frau den Schädel 
eingeschlagen. Die Tochter, von dem 
Wortwechsel erwacht, eilte der Mutter zur 
Hülfe, erhielt aber von dem Mörder gleich 
falls einen Schlag und zwar mit der 
scharfen Seite des Beiles, dessen Spitze 
über dem linken Ohr tief in den Kopf 
eindrang. Das junge Mädchen brach in 
einer Ecke des Sophas zusanimen. Ein 
anderes junges Mädchen, Elise Matz, war 
zwar in der Kammer infolge des lauten 
Stöhnens und Röchelns gleichfalls erwacht, 
da sie aber annahm, daß Frau Lemcke 
wieder von Zahnschmerzen heimgesucht 
worden sei, legte sie dem Geräuch keine 
weitere Bedeutung bei. Sie hörte Kliewe 
noch in der Stube rumoren, bis er Plötz 
lich in der Kammer erschien und die Frage 
an das Mädchen richtete, wo die Alte ihr 
Geld habe. Er fuhr dann, als die M. 
erklärte, dies nicht zu wissen, fort: „Die 
Alte und Guste habe ich eben todtgeschlagen, 
steh' auf und sieh' sie Dir an, sie liegen 
beide in der Stube." Das Mädchen ge 
horchte zitternd dem Befehl des drohend 
mit dem Beil in der Hand vor ihm stehenden 
Menschen. Gleich darauf hieß er chern 
Mädchen, sich wieder ins Bett zu legen, 
und als es dieser Weisung nachkommen 
wollte, rief er: „Nein, nicht in das Bett, 
dort will ich mich aufhängen, geh in das 
andere Bell!" Das geängstigte Mädchen 
gehorchte und zog die Decke über den 
Kopf, ivorauf sie vor Angst und Schrecken 
wachte, sah sie Kliewe neben ihrem Bett 
an einer Zuckerschnur an der Wand hängend, 
sie eilte nun mit dem kleinen Knaben auf 
die Straße und schlug dort Lärm. Die 
Nachbarn eilten zusammen, es wurde 
Polizei und ein Arzt geholt, der letztere 
konnte aber nur noch bei allen drei Per 
sonen den bereits eingetretenen Tod fest 
stellen. 
lin, 22. Nov. Seit Donnerstag. 
Abend war der Lieutenant Kupfer von 
der 12. Kompagnie des hiesigen Bataillons 
verschwunden. Seine Leiche, in Civil ge 
kleidet, wurde gestern, wie die „N. Stett. 
Ztg." mittheilt, bei Pleußhagen unweit 
Kolberg von der See aus ans Land ge 
spült. Der junge Mann war in die See 
gegangen und hatte sichdurchden Kopf 
ges chossen 
In Kulm ist der Vorschußverein 
wie bereits mitgetheilt, durch Betrug und 
Unterschlagung des Kassirers um 300,000 
Mark geschädigt worden. Ein Komitee, 
bestehend aus dem Bürgermeister und den 
Stadtverordneten der Stadt, fordert nun 
in einem Aufruf zu Beiträgen auf, um 
den dadurch hervorgerufenen schweren Noth 
stand in der Bürgerschaft zu lindern durch 
Uebersendung von Gaben an den Rechts 
anwalt und Notar Schultz zu Kulm a. d 
Weichsel. 
Mainz, 23. Nov. Der Finanzausschuß 
des elften deutschen Bundesschießens hat 
über das Gesammtresultat des so glanz 
voll verlaufenen Festes berichtet: es wurde 
ein Ueberschuß von 49,164 Mark 
59 Pfennig erzielt. Dazu kommen die 
Zinsen, so daß der Ueberschuß über 50,000 
Mark beträgt. Wie wir hören, beabsichtigt 
der Centralausschuß aus dem Ueberschuß 
ein monumentales Denkmal, 
das immer an das Fest erinnern soll, zu 
schaffen. 
Mainz, 23. Nov. Der städtische Finanz 
ausschuß hat in Gemeinschaft mit der 
Schulkommission beschlossen, einen Heil 
kursus für Kinder mit Sprach 
gebrechen zu errichten; der Kursus 
soll 120—130 Lehrstunden umfassen und 
von einem hiesigen Lehrer geleitet werden. 
In dem Nachlaß eines in Bonn verstor 
benen, allgemein als bedürftig betrachteten 
Handwerkers fand man ein Packet mit der 
Aufschrift „Gift" und mit mehreren Todten 
köpfen bemalt. Bei näherem Zusehen stellte 
sich heraus, daß dasselbe mehrere Tau 
send Mark in Papiergeld enthielt. 
Die G e r l a ch'schen Eheleute, die 
sich jetzt im Gefängniß zu Erfurt befinden, 
haben bis jetzt noch keinen Antrag auf 
Revision des Urtheils eingereicht. Ihre 
Vertheidiger haben ihnen als aussichtlos 
davon abgerathen. Das Gerlach'sche Ver 
mögen, das einige Hunderttausend Mark 
betragen soll, ist vorläufig behördlich be 
schlagnahmt worden. Der ganze Prozeß 
hat- an 10,000 JL. gekostet, an 2000 Jt 
erhielten allein die Vertheidiger. Die Ver 
pflegung während der Strafzeit der Ver- 
urtheilten wird sich auf 5000 Ji belaufen. 
Kürzlich wurden sie von ihrer Tochter im 
Gefängniß besucht, die erste Frage der G. 
ging nach dem neuen Blatte an der Palme 
zu Hause. 
Einen furchtbaren Doppelmord hat 
in Gera die Frau des Schneidermeisters 
Jensik an ihren Kindern in Abwesenheit 
ihres Mannes begangen. Sie toar sehr 
leidend und sah ihren Tod vor Augen. 
Wahrscheinlich in einem Anfalle von Geistes 
störung ertränkte sie ihr acht W ochen 
altes Kindchen in einem Waschbecken und 
ihr zweites drei Jahre altes Kindchen in 
einem Wassereimer. Ein um den Hals 
der Frau festgeschlungenes Band läßt auf 
einen Selbstmordversuch schließen. Die 
Unglückliche wurde sofort dem Kranken 
hause übergeben. 
Court bei Dortmund, 19. Nov. Ein 
entsetzlicher Unglücksfall ereignete 
sich auf der hiesigen Zeche Court. An 
einem bis zu bedeutender Höhe gebrachten 
chornstein sollten drei Arbeiter im 
Kübel herabgelassen werden. Hierbei 
riß das Seil und der Kübel stürzte mit 
den Leuten herab. Zwei derselben waren 
lofort todt, einer wurde schwer verletzt, 
so daß an seinem Aufkommen gezwepelt 
wird. 
Sekonde-Lientenant v. B r a n d e n st e in 
stürzte vor dem Neuthor in Münster von 
seinem scheuenden Pferde, blieb mit dem 
Fuß im Steigbügel hängen und wurde, 
mit dem Kopfe fortwährend auf das Pflaster 
aufschlagend, eine Strecke von dem rasen 
den Thiere fortgeschleift. Aerztliche Hilfe 
konnte dem Verunglückten nicht mehr 
helfen; er starb bald nachher. 
Einen F l u ch t v e r s u ch aus dem Zucht 
hause in Waldheim (Sachsen) versuchte 
letzten Montag ein mit 5Jahren Zucht 
haus bedachter Sträfling zu machen. Der 
Wachtposten machte hierbei von seiner 
Schußioaffe Gebrauch und verwundete den 
Entfliehenden so schwer, daß dieser nach 
kurzer Zeit seinen Wunden erlegen ist. 
Delitzsch. Ein 17 Jahre alter Schneider 
lehrling schoß mit einem Revolver auf ein 
16jähriges Mädchen, seine frühere Geliebte. 
Er lra, das um lückliche Mädchen unter- 
halb des Auges, welches sofort heraus- 
irar. Die Verwundeke lebt noch, den 
Burschen fand man einen Tag nach seiner 
That erhängt auf. 
Lübeck, 19. Novbr. Der Nagel 
resser, der im Monat August etwa 
125 Drahtstifte zu sich genommen hatte 
und von dem dirigirenden Arzte des all 
gemeinen Krankenhauses operirt wurde, 
konnte vor etwa vier Wochen als völlig 
geheilt entlassen werden. Jetzt hat der- 
ielbe Mann dem Krankenhause abermals 
zugeführt werden müssen, um sich einer 
chweren Operation zu unterziehen. Der 
sonderbare Eßkünstler, ein Insasse des 
Zwangsarbeitshauses, hat es nicht ver 
schmäht, noch einmal eine größere Menge 
dieser unverdaulichen „Kost" zu sich zu 
nehmen. Während bei der ersten Opera- 
tion Nägel bis zu vier Zoll Länge vorge 
funden sind, hat es der Nägelfresser nun 
mehr mit noch längeren Drahtstiften ver 
sucht. Wie verlautet, liegt der Mann dies- 
mal sehr schwer darnieder und hat unter 
den entsetzlichsten Schmerzen zu leiden. 
Die großen Hochzeiten, wie sie vor 40 
bis 50 Jahren auch in Schleswig-Holstein 
noch vereinzelt vorkamen, sind jenseits der 
Elbe noch gang und gäbe. So fand im 
Dorfe Hohenkrug in der Nähe Harburgs 
dieser Tage eine Bauernhochzeit statt, zu 
welcher nicht weniger als 350 Personen 
geladen und auch größtentheils erschienen 
waren. Die Feier umfaßte 2 Tage und 
erforderte die Kleinigkeit von 3 geschlach 
teten Ochsen, 3 Schweinen, 6 Kälbern, 50 
Hühnern, 16 Tonnen Bier und 400 Fla 
scheu Wein, zudem noch ein großes Quarr 
tum Schnaps und Rum. Eine ähnliche 
Hochzeit fand in einem andern Dorfe vor 
etwa 14 Tagen statt. 
Die Verkäuferin der Firma H. Nie 
mann in Hamburg am Grimm sollte ge 
stern für den Prinzipal 2500 Jl nach der 
Volksbank tragen. Die junge Dame zog 
es aber vor, mit dem Gelde in Gemein 
schaft mit einem Galan zu entfliehen. 
Prov nzieUkS 
Der Errichtung von Renten 
gütern wird jetzt auch im Kreise Stor- 
marn näher getreten. Auf dem Bars 
bütteler Hofe sind bereits eine Anzahl 
Rentengüter gebildet worden und solche 
auch in Willinghusen geplant. 
In den zum adeligen Gute Fresenburg 
bei Oldesloe gehörigen kleinen Dorfe 
Wolkenwehe fielen in kurzer Zeit der Diph 
theritis nicht weniger als 13 Kinder zum 
Opfer. Die Schule daselbst ist auf behörd 
liche Anordnung hin schon seit längerer 
Zeit geschlossen. 
In Groß-Wcsenberg ist das Wohnhaus 
und die Scheune des Hufners David durch 
Feuer zerstöit. Die Schweine kamen in 
den Flammen um, während das übrige 
Vieh gerettet worden ist. 
Segeberg. Die Feuerwehr hiesiger 
.tadt sollte einer Inspektion unterzogen 
werden und war zu dem Zweck der Hornist, 
chleifereibesitzer Henniges, mit dem Alarm- 
blasen beauftragt. Als er das Horn an 
die Lippen setzte, brach er plötzlich zusam- 
men und gab infolge eines Herzschlages 
auf der Stelle seinen Geist auf. 
(Zur Mordaffaire in Rentzcl bei Pinne- 
bergj können wir noch mittheilen, daß der 
muthmaßliche Mörder des Arbeiters 
Müller, Stiebet (nicht Stieber), welcher 
übrigens beim Leugnen der Thar verharrt, 
in's Altonaer Gerichtsgefängniß überführt 
wird. Die Obduktion der Leiche hat er- 
geben, daß die Schußwaffe mit grobem 
Schrot geladen gewesen, welcher Umstand 
mit dem Befund der Siebel'schen Flinte 
übereinstimmend ist. Anch hat der ver 
storbene Müller kurz vor seinem Tode 
dem Arzt gegenüber die Aeußerung gemacht, 
daß Stiebet der Thäter sei. 
Die städtischen Collegien Gluck,tadts er- 
theilen jut Ģtûnìmng einet cun 1. ^unuûr 
1895 zu eröffnenden städtischen Spar- und 
Leihkasse ihre Zustimmung. 
Kiel, 23. Novbr. Der Curator unserer 
Universität, Consistorialpräsident Dr. Chaly- 
baeus überreichte der „Kieler Ztg." zu 
folge am Dienstag im Auftrage des Kaisers 
Prof. Klaus Groth eine goldene 
Medaille für Kunst und Wissenschaft. 
Nach Aufhebung der Schule in Neu- 
Königsförde wurden die Kinder nach der 
südlich von dem alten Kanal gelegenen 
Ortschaft Krummwisch überwiesen. Da 
nun, abgesehen von der Weite der Wege, 
dieselben wenigstens in der nassen Zeit des 
Jahres nahezu unpassirbar sind, so wird 
beabsichtigt, mit Hinlegung des Gutes 
Kleinkönigsförde, falls der Besitzer einver- 
standen, zu den Schullasten entsprechend 
beizutragen, in Neu-Köuigsförde von neuem 
eine Schule einzurichten. 
Dem Holzhändler Otto Tüxen in 
Schleswig wurde gestern in Anerkennung 
seiner auf der im Mai in Friedrichstadt 
abgehaltenen großen Geflügelausstellung 
des Provinzialverbandes schleswig-holstein. 
Geflügelzuchtvereine zu Tage getretenen 
Leistungen ans dem Gebiele der Tauben 
zucht von dem landwirthschaftlichen 
Ministerium in Berlin die silberne 
M e d a i l l e mit der Inschrift „Für leistungs- 
fähige Züchtung" verliehen. 
Der große Fischzug im GUickSdurger 
Schloßteich ergab die Ausbeute von ca. 
4000 Pfund Karpfen, sowie Hechte und 
chleie. Ein großer Theil der Fische 
wurde an Ort und Stelle verkauft; für 
Karpfen wurden 80 Pfg. pr. Pfd. erzielt. 
Namhafte Schenkungen sind kürzlich dem 
Unterstützungsverein „Alterstrost" in Apen 
rade zugewendet; durch letztwillige Ver- 
mgung des verstorbenen Agenten Middel- 
heus wurde dem Verein ein Legat von 
12 500 Mk. und von dem früheren In 
haber der dortigen Löwenapotheke, dem 
verstorbenen Apotheker Stiisgaard, eine 
Schenkung in Höhe von 500 Kronen aus 
gesetzt. 
Ein Nachahmungswerthes Beispiel hat 
der vor Kurzem verstorbene Rentier Peter 
Petersen zu Feldstedt gegeben. Bon seinem 
Vermögen, welches auf 100 000 Jl ver 
anschlagt wird, hat er ein Legat im Betrage 
von 10000 JL für die Armen des Kirch 
spiels gestiftet. Der Verstorbene war 1817 
geboren und besaß einen Hof; seinen 
Schuldnern hat er noch vor seinem Tode 
ihre sämmtlichen Schuldenbeträge geschenkt. 
Der aus Hadersleben erhobene Protest 
gegen eine Erhöhung des Bürger 
meistergehalts daselbst auf 6000 JL 
ist jetzt durch den Schleswig-Holsteinischen 
Bezirksausschuß dahin erledigt, daß künf 
tig, wie auch Hadersleben gewünscht, nur 
ein Gehalt von 5000 JL pro Jahr gezahlt 
werden soll. 
Die städtischen Collegien in Tondern 
haben die Anschaffung von 5 Flaschen 
„Heilserum" beschlossen. Unbemittelten 
soll das Heilmittel unentgeltlich überlassen 
werden. 
A. Husum, 22. Nov. In einer heute 
im Handwerkervereinshaus stattgefundenen 
Versammlung von Handel- und Gewerbe 
treibenden wurde einstimmig die Einführung 
der halbjährigen Rechnungs - Regulierung 
beschlossen. Die beiden kaufmännischen 
Vereine, sowie fast alle Innungen hatten 
sich zustimmend zu der am 25. October 
gefaßtenResolution geäußert. Die Rechnungen 
werden hier demnach künftig am 1. Mai 
und 1. November ausgestellt werden und 
zwar schon vom nächsten Jahre an. — 
In Anregung gebracht wurde auch die 
Vertagung der Umzugstermine. Nach dein 
hier üblichen Terminen — 12. Mai und 
12. October — umfaßt das Sommerhalb 
jahr 5 und das Winterhalbjahr 7 Monate, 
was mancherlei Unzuträglichkeilen im Gefolge 
hat. Die Direktion des Handwerkervereins 
wurde beauftragt, die Stadtvertretung zu 
ersuchen, bei dem nächsten Städtetage eine 
einheitliche Regelung der Umzugstermine 
innerhalb der Provinz zu beantragen. 
Es wird in Husum jetzt bei der Straßen 
beleuchtung ein Versuch mit dem Gasglüh 
licht gemacht, der sehr günstig ausgefallen 
sein soll. 
Nach der jetzt definitiv festgestellten Ab 
rechnung über die Weidefettviehausstellung 
in Husum hat dieselbe einen Ueberschuß 
von3079Mk.83Psg. erzielt. Die Einnahme 
belief sich auf 11,428 Mk. 90 Pfg. und 
die Ausgabe auf 8349 Mk. 07 Pfg. 
Norderdithmarschen. Die Wintersaat 
leidet an einigen Stellen durch die Acker- 
schnecke, ein gefährlicher Feind junger 
Pflanzen. Man soll dieselben nach dein 
„Heid. Anz." mit umhergestreuten Kürbis 
stücken, an welchen sie sich gern anhäufen, 
einsammeln können. Im übrigen aber 
müssen wohl Hühner, Enten, Tauben, 
Krähen, Elstern, Stare und Maulwürfe 
ihr bestes thun, um den Feind zu vertilgen. 
I) Heide, 20. Novbr. Die landwirth- 
schaftliche Schule hier hat in diesem Winter 
dieselbe Schülcrzahl wie im vorigen Jahre. 
Die Gesammtzahl beträgt 37. Die Zahl 
der in Heide logirenden Schüler hat sich 
in den letzten 3 Jahren von 2 auf 29 
vermehrt. 
In Meldorf soll die Nachtwächterknarre 
abgeschafft werden. 
Itzehoe. Die Unterstützungs-Kasse für 
Lehrerwittwen- und Waisen in den Kreisen 
tcinburg-Pinneberg, welche seit 1886 be 
steht, hat bereits ein Vermögen von 21,000 
,ÄUnterstützt werden zur Zeil zehn 
Wittwen und neun Waisen mit 1470 Ji 
jährlich. 
GD Duvenstedt, 24. Novbr. Vor einiger 
Zeit verkaufte der Gastwirth Hans Ohlsen 
seinen Landbesitz (ft^-Hufe) an den Land 
mann Claus Müller Hierselbst für kauiN 
1400 JL Allgemein wird der Handel für 
den Käuier als ein günstiger bezeichnet. 
< Rendsburg, 24. Nov. Die von der» 
Herrn Brunnenbohrer W. Thöl auf der 
Schleswiger Gasanstalt gemachten Bohr- 
versuche huben ein vorzügliches Resultat 
ergeben. Der daselbst angelegte Brunnen 
liefert bei einer Tiefe von 75 m in 2» 
Stunden ca. 120,000 Liter schönes, klares 
Wasser. 
X Rendsburg, 24. Nov. Der heutige 
Wochenmarkt war von Landleuten star' 
besucht. Die Ferkelpreise scheinen wieder 
allmählich in die Höhe zu gehen. Bezahlt 
wurden Ferkel heute mit 13—17 M-- 
ausnahmsweisc auch mit 18 Mk. Buttes 
kostete pr. Pfd. 1,20 Mk. Eier war 
veU 
mit 1,50—1,60 Mk. das Stieg bezahl^ 
Hasen kosteten 3— 3,50 Mk., Enten 3—4 M ' 
das Stück, Gänse wurden mit 65 Pşģ. 
das Pfd. verkauft. Feit- und Wurstwaare 
kosteten die gewohnten Preise. Kartoffel 
wurden mit 5—7 Mk. die Tonne bezav . 
Torf kostete wie gewöhnlich 4—5 A 
pr. 1000 Soden. 
Leipzil 
sinder 
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