Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

Kirche führende Troitzky-Brücke sind aus 
gehoben; im finnischen Meerbusen sind 
reichliche Eismengen. Die Temperatur 
sank Abends bis zu 3 Grad Kälte. 
Wie aus Kronstadt telegraphisch ge- 
nieldet wird, steht auf allen Rheden Eis; 
der Dampferverkehr mit Petersburg ist 
eingestellt. Ein Dampfer aus Finland 
traf völlig vereist dort ein; der Kapitän 
sagte aus, das Eis reiche bis zum Tol- 
buchin-Leuchtthurm. Das sogen. Londoner 
Leuchtfeuer ist nicht gelöscht, von See 
wurden noch 7 Dampfer erwartet. 
Oesterreich. 
Da s Dorf Grahovo nächst Fiume be 
findet sich in großer Gefahr, da der Erd 
boden abermals gewaltige Risse mit 
Sekungen aufzuweifen hat. Das Dorf 
zählt 14 Häuser mit 70 Einwohnern, 
die wegen der großen Gefahr ausquartiert 
werden müssen, da auch mehrere Häuser 
bereits Sprünge zeigen. 
Seit zwei Jahren machte eine verwegene 
Diebesbande Laibach und Umgebung un 
sicher. Jetzt entdeckte die Gendarmerie das 
Diebesnest im Hause der 70jährigen Wittwe 
Kasar in Gleinitz bei Laibach. Alle 
Räumlichkeiten waren voll von gestohlenen 
Sachen, Gold- und Silberwaaren, Meß 
gewändern und Gräberschmuck, so daß 
fünfLeiterwagen zum Fortschaffen 
nothwendig waren. Die Wittwe Kasar 
und sechs Mitglieder der Bande wurden 
dem Gerichte eingeliefert. 
Vor einem Wiener Amtsärzte stand 
kürzlich ein blasses, in ein schlechtes Tuch 
gehülltes, fröstelndes Weib. „Also, wann 
haben Sie entbunden?" fragte der Be 
amte. — „Vor acht Tagen, im Eisenbahn- 
koupee, auf der Fahrt von Ostrau nach 
Wien, in einem Koupee dritter Klasse." — 
„Das konnte doch nicht so unbemerkt ge- 
schehen. Waren Sie allein im Koupee?" 
— „Nein, noch zwei Männer sind links 
in der Ecke gewesen. Die haben nichts 
bemerkt ... Ich habe dann das Kind in 
eine Schürze gewickelt und zu einem an 
deren Packet gepackt." — „Aber das Kind 
hat doch gelebt?" — „Nein, es hat nicht 
gelebt." — „Nun, und in Wien?" — 
„In Wien bin ich an demselben Abend 
in den Dienst bei Frau Lempert in der 
Weißgärberstraße Nr. In eingetreten. Und 
das Kind, das im Packet war, habe ich 
im Kasten aufgehoben bis vorgestern. Da 
ist mein Koffer gekommen und ich habe es 
in den Koffer gethan." „Und gestern 
Mittag — ergänzte der Beamte — als 
die Frau sich entfernte und Sie das 
Mittagessen kochten, haben Sie das Kind 
ins Feuer gesteckt . . . Dann kam die 
Frau zurück und glaubte, daß Sie Fetzen 
oder Knochen verbrannt hätten, öffnete das 
Ofenthürchen und fand die verbrannte 
Leiche des Kindes . ." Das schreckliche 
Wesen mit dem so harmlos aussehenden 
Gesichte bestätigte mit stummem sKopfnicken 
die Darstellung. Sie heißt Anna Elzner, 
ist 28 Jahre alt, aus Lojola bei Wado- 
wice geboren. Sie wurde dem Landes 
gerichte eingeliefert. 
England. 
London, 12. Nov. Nach einer Mel 
dung des Konstantinopeler Correspondenten 
der „Daily News" hätte ein furch tba res 
Blutbad unter den Armeniern in der 
Gegend von Rassonn in der Nähe von 
Moosh stattgefunden. Nähere Details 
fehlen. Die türkischen Beamten sprechen 
nur von der Unterdrückung eines kleinen 
Aufstandes von Armeniern, die sich weigerten, 
Steuern zu zahlen. Nach Mittheilungen, 
die Kaufleute aus diesen, um die gegen 
wärtige Jahreszeit schwer zugänglichen 
Gegenden erhalten, wären 22 Dörfer zer 
stört und über 3000 Personen, Männer, 
Frauen und Kinder, getödtet worden. Am 
meisten geglaubt wird, nach einer Meldung 
des „B. T.", die Version, daß Kurden 
in Abwesenheit der Männer die Dörfer 
plünderten, daß die Männer aber zurück- 
und dachte nicht an die Folgen. Aber nun 
sagen Sie mir, was haben Sie entdeckt?" 
„Dies hier," antwortete Gilwaldt, aus 
seinem Taschenbuch ein Stückchen halbmond 
förmiges, fleischfarbenes feines Leder heraus 
nehmend, auf dessen einer Seite weißes Haar 
aufgeklebt war. 
„Was ist das," fragte Hugo verwundert. 
„Ein weißer Schnurrbart." 
„Aber das ist nichts," rief der Künstler 
enttäuscht. 
„Er wurde von dem Manne getragen, den 
wir suchen." 
„Dann haben Sie also eine Spur?" 
„Bis zu einem gewissen Punkte, aber nur, 
um ihn dann wieder aus den Augen zu ver 
lieren — vorläufig wenigstens." 
„Erzählen Sie mir alles," drängte Hugo 
und nahm wieder Platz. 
„Deshalb bin ich hier, Herr von Mark 
wald. Sie wissen, ich reiste direkt nach Monte 
Carlo. Vermuthlich ist Ihnen bekannt, daß die 
Polizisten aller Nationen in der Spielhölle 
sich aufzuhalten pflegen. Ich wandte mich 
direkt an Jules Manceux, meinen Pariser 
Freund, einen wahrhaft genialen Mann. 
Diesmal stellte er einen französischen Marquis 
vor und spielte seine Rolle geradezu bewun- 
dcrungswcrth. Aber ich erkaniiic ihn doch so 
le t. Wie ich erwartete, war er im Stande, 
! erwünschte Auskunft zu geben." 
Fortsetzung folgt.) 
gekehrt, die Räuber verfolgten und ihnen 
die Beute wieder abjagten, worauf die 
türkische Regierung Truppen gegen die 
Armenier sandte, die ihre Dörfer an 
griffen. 
Inland. 
Berlin, 13. Nov. Der „Reichsanz." 
schreibt: „Nachdem die zwischen Vertretern 
des Reichs und der Bundesregierungen 
eingeleiteten Besprechungen über die Vor 
schläge der Börsen-Enquete-Kommission zu 
Ende geführt sind, ist die Ausarbeitung 
eines Gesetzentwurfs betreffend die Reform 
des Börsenwesens im Gange. Nach dem 
Stande der Arbeiten darf angenommen 
werden, daß der Gesetzentwurf dem Bundes 
rath binnen Kurzem wird vorgelegt wer 
den können. 
— Die von einigen Zeitungen gebrachte 
Nachricht, daß die Aufhebung der Inspek 
tion der Jäger und Schützen beabsichtigt 
sei, erklärt der „Reichsanz." für unrichtig. 
— Aeußerem Vernehmen nach darf, wie 
die „Post" meldet, die anderweite Be 
setzung des Justizministeriums als nahe 
bevorstehend betrachtet werden. Es heißt, 
daß die Verhandlungen mit dem Präsiden- 
ten des Oberlandesgericht in Celle, Schön 
stedt, zu dem erwünschten Resultate geführt 
hätten. 
— Dem Reichstag werden voraus 
sichtlich wieder zahlreiche Petitionen um 
Abänderung der neuen Vorschrif 
ten über die Sonntagsruhe zugehen 
und wäre es sehr wünschenswerth, wenn 
die Angelegenheit jetzt, nachdem genügend 
praktische Erfahrungen gemacht sind, wie 
der einmal gründlich zur Sprache gebracht 
würde. Die Klagen aus den Kreisen der 
kleinen Gewerbetreibenden nehmen imnier 
mehr zu, in großen Städten weniger, als 
in mittleren und kleineren. In solchen 
Städten war der Sonntag früher der 
beste Geschäftstag, da pflegte die um 
wohnende Landbevölkerung zur Stadt zu 
kommen, um ihre Einkäufe zu machen; in 
der Woche hat sie dazu keine Zeit. Jetzt 
sind die Kaufstunden so eingeschränkt, daß 
sie für diese Zwecke nicht mehr ausreichen. 
Die Folge davon ist, daß die Landbe 
völkerung dem wandernden Hausirerthum 
mit seiner schlechten Waare und vielen 
unreellen Geschäftskniffen mehr als je an 
heimfällt. Es sind fast ausschließlich die 
kleineren Handels- und Gewerbetreiben 
den, die durch die Lähmung des Sonntags- 
Geschäfts geschädigt werden, Leute, die 
selbst und mit ihrer Familie die ganze 
Arbeit zu besorgen pflegen und für die ein 
polizeilicher Zwang zum Feiern ganz un- 
nöthig ist. 
— Ueber Forderungen des nächsten 
Militäretats theilt die „Post" folgen 
des mit: Es wird ein Commandant für 
den Truppenübungsplatz des 4. Armee 
korps verlangt. Die Vergrößerung des 
Artillerie-Schießplatzes auf der Lvckstedter 
Haide zur Gewinnung eines Truppen- 
Uebungsplatzes für das 9. Armeekorps wird 
sehr erheblich sein, es handelt sich um 
etwa 1900 Hektar, die zu den vorhandenen 
370 treten. Die Errichtung einer Gou 
verneurstelle in Thorn hat zur Folge, daß 
die bestehenbleibende Commandantenstelle 
nur noch mit den Competenzen eines Re 
gimentskommandeurs ausgestattet ist. Die 
Commandantur Rastatt geht im nächsten 
Jahre vollständig ein. Dagegen bleiben 
die Commandanturen von Altona und 
Frankfurt a. M. als unentbehrlich weiter 
bestehen, desgleichen soll die Comman 
dantenstelle von Hannover wieder ins Leben 
treten. Die Vermehrung der Meldeämter 
wird demnächst wieder die Anstellung einer 
größeren Zahl von inaktiven Offizieren 
als Bezirksoffiziere zur Folge haben. Im 
diesjährigen Etat figuriren bereits 290 
Hauptleute als solche, zu denen noch vor 
aussichtlich 30 hinzutreten werden. Die 
Inspektion der Jäger und Schützen wird 
auch im nächsten Etatsjahre weiter bestehen. 
— Für den Berliner Wucherproceß 
Treuherz und Genossen sollen neun 
Verhandlungstage vorgesehen und etwa 
300 Zeugen geladen sein. 
— Der neue silberne Offziers 
gürtel, der bei einzelnen Theilen der 
Garde-Jnfanterie versuchsweise in Gebrauch 
genommen war, und der, wie verlautet, 
auch vom Kaiser mährend der letzten großen 
Herbstübungen getragen worden ist, soll 
sich nicht als Praktisch erwiesen haben, so 
daß von seiner allgemeinen Einführung 
>vohl Abstand genommen werden dürfte. 
Berlin, 13. Nov. Die Vereidigung der 
Rekruten des Gardekorps ist nun endgiltig 
auf Dienstag und Mittwoch festgesetzt wor 
den und findet, wie im Vorjahre, unter 
freiem Himmel am Lustgarten statt. Den 
Feierlichkeiten wird der Kaiser beiwohnen. 
Die Leiche eines Soldaten vom 
dritten Garde-Regiment wurde am Montag 
Morgen in einem Erdloch am Erweiterungs 
bau der Kaserne in der Wrangelstraße in 
Berlin gefunden. Der Rekrut Szwad aus 
der Provinz Posen hatte sich mit einem 
Rasirmesser den Hals durchgeschnitten. 
Äteun Monateunschuldig inHaft 
haben der Schiffer Carl Meyer und der 
Former Louis Philipp aus Oranienburg 
zugebracht. Sie standen unter deni Ver< 
vachk der Brandstiftung; eS hal sich jedoch 
Zeugenvernehmungen ihre Unschuld er 
geben. Die Familien der beiden Männer 
haben inzwischen bittere Noth gelitten 
und auch jetzt noch sind ihre Verhältnisse 
recht traurige. 
Glatz, 12. Nov. In den an den Ab 
hängen der Glatzer Gebirge gelegenen 
Ortschaften ist erst jetzt die diesjährige Ge 
treideernte beendet worden. Leider ist 
Roggen und Hafer nicht gut eingebracht 
worden, da diese Feldfrüchte wochenlang 
im kalten regnerischen Wetter draußen 
liegen mußten, ja sogar wiederholt ein 
schneiten. Wann die Kartoffeln eingeern- 
tet werden können, steht noch dahin, da 
das Kraut noch theilweisc grün steht und 
die Knollen leider noch nicht ausgereift 
tnb. Mit größter Mühsal ringt hier der 
Bauer seiner ererbten Scholle das tägliche 
Brot ab; bricht der Winter zu schnell 
herein, so ist die so sehnsüchtig erlvartete 
Kartoffelernte vernichtet, und Hunger und 
Noth droht allda einer großen Anzahl 
Familien. 
Von den erkrankten Soldaten des 
zweiten Bataillons der 58er in Gloqau 
befinden sich nur noch acht im Garnison- 
lazareth, deren Genesung in baldiger Aus- 
icht steht. 
Der 63jährige Wechselmakler find frühere 
Banquier Moritz Füld erschoß sich 
auf dem jüdischen Friedhofe in Frankfurt 
a. M. Nahrungssorgen bilden den Grund 
des Selbstmordes. 
Der Oekonom Joh ann Schlegel von 
Solg hatte als Theilnehmer am Feldzug 
von 1870/71 in der Schlacht bei Wörth 
eine Verletzung an der linken Wange er 
litten, die zwar oberflächlich geheilt wurde, 
aber fortgesetzt dem Betreffenden Schmerzen 
verursachte. Es trat wiederholt heftige 
Geschwulst der linken Kopfseite auf, und 
im September dieses Jahres stellte sich 
Schlegel unter die Behandlung eines 
Arztes. Nachdem die Geschwulst beseitigt, 
gewahrte der Arzt am Kinn, in der Nähe 
des linken Ohres einen Fremdkörper, den 
der Patient für eine Drüse hielt. Zu 
dessen nicht geringem Erstaunen förderte 
der Arzt alsbald eine französische Chassepot 
kugel zu Tage, die der Kriegsvettran 
demnach 24Jahre lang mit sich herum 
getragen hat. 
Strasrburg, 12. Nov. Der Statthalter 
Fürst zu Hohenlohe-Langenburg ist heute 
Nachmittag hier eingetroffen und am 
Bahnhose von dem Prinzen Alexander 
Hohenlohe-Schillingsfürst, dem Staats 
sekretär von Schrant, dem Bürgermeister 
Back und mehreren anderen hochgestellten 
Persönlichkeiten empfangen worden. Nach 
einer kurzen Vorstellung begab sich Fürst 
zu Hohenlohe in das Statthalterpalais. 
Das zahlreich erschienene Publikum be 
grüßte den Statthalter auf das Lebhafteste. 
Duisburg. Die Firma Krupp hat bei 
Rheiuhausen einige Hundert Morgen Land 
angekauft. Es wird vermuthet, daß sie 
dort ein Thomas-Stahlwerk in Verbindung 
mit einer modernen Hochofen-Anlage bauen 
will. — Die Sammlungen für das Kaiser 
Wilhelm-Denkmal auf dem Kaiserberg 
haben bisher die Summe von 90 000 Ji 
ergeben. 
Karlsruhe, 11. Nov. Nach dem „Bad. 
Beob." wird bei den jetzt stattfindenden 
Kontrolloersammlungen auch eine Verfügung 
verlesen, wonach die neuen Schützen 
schnüre auch von den Mannsschasten 
des Beurlaubten st a udes getragen 
werden dürfen, sofern die Schnüre mit 
dem Stempel der Militärbehörde ver 
sehen sind. 
Hochwasser wird aus Kirchheim, 
einer Station an der Main-Weserbahn ge 
meldet. Dort sind einzelne Stadt- 
theile vollständig überschwemmt, 
und zwar in einer solchen Höhe, wie sie 
seit dem schrecklichen Jahre 1862 nicht er 
lebt wurde. Namentlich die Bewohner der 
Mühlengasse haben schwer darunter zu 
leiden. Das Wasser drang in die Keller, 
Küchen, Ställe und Hausflure viele Fuß 
hoch ein und richtete große Verheerungen 
an. Eine bei Schönbach erbaute Schleuse 
hat sich nicht bewährt. 
Man schreibt aus Stuttgart: In Bunk 
hofen wurde der 25jährige Bauernsohn 
Stübe am 10. ds. Mts. plötzlich tob 
süchtig. Er tödtete seinen Vater, indem 
er ihm mit Säbelhieben den Kopf spaltete 
verletzte seine Mutter schwer, stürzte dann 
auf die Straße, tödtete einen Greis mnd 
verletzte drei andere Personen mit Säbel 
hieben. Schließlich wurde er überwältigt 
und gefesselt. 
Zu dem furchtbaren Brandunglück, 
von welchem, wie bereits telegraphisch be 
richtet worden ist, der Ort Schwallungen 
heimgesucht wurde, sind folgende Einzel 
heiten mitzutheilen: Heute ist der Haupt 
theil des Dorfes ein wüster Trümmer- 
Haufen, den die ihrer Habe Beraubten 
jammernd und klagend umstehen. In der 
Nacht gegen 1 Uhr wurden die Einwohner 
durch den Ruf „Fener" aus ihrer Ruhe 
aufgeschreckt. Als die ersten Leute zur 
Brandstälte eilten, fanoen sie einige 
Scheunen in der Nähe der Papierfabrik 
in Flanimen stehen. Ein heftiger Südost 
wind ließ die Flammen über die nächst- 
liegenden, noch vom Feuer verschonten 
Gebäude hinzüugeln, und nicht lange dauerte 
es, da flogen Funken und glimmende 
Brennstoffe, gejagt vom heftigsten Winde, 
in noch mehr beängstigender Weise über 
das ganze Dorf hin. Während die Orts- 
spritze mit Aufbietung aller Kraft am ersten 
Feuerheerd thätig war, trat das Gefürchtete 
nur zu bald ein: auch andere Gebäude 
mitten im Dorfe, fingen Feuer und bald 
war der schöne Ort nur noch ein wogendes 
Flammenmeer, bevor auswärtige Hilfe ein 
traf, war das Schicksal Schwallungens 
entschieden. Es sind 46 Wohnhäuser und 
mehr als 100 Nebengebäude, Scheunen, 
Stallungen re. ein Raub der Flanimen 
geworden; Kirche, Pfarrhaus und Schule 
wurden gerettet. In den Ställen ist viel 
Vieh verbrannt oder erstickt; der Schaden 
sehr groß. Die Gebäude sind zwar ver 
sichert, allein Mobilien, Erntevorräthe, 
Heu nur zum Theil und, was für den 
Tabak bauenden Ort hauptsächlich ins 
Gewicht fällt, der Tabak gar nicht. Nach 
dem bereits in früher Morgenstunde auch 
aus Meiningen Feuerwehr zur Brandstätte 
geeilt war, wurde im Laufe des Vor 
mittags telegraphisch um weitere Hülfe ge 
beten und ein Kommando Militair dorthin 
beordert. In den Mittagsstunden traf 
auch Herzog Georg vom Schlosse Alten 
tein in Schwallungen ein, sprach sein 
tiefstes Bedauern über das schwere Un 
glück aus und ließ zur ersten Hilfe 600 
Mark für besonders Bedürftige zurück. 
Lohe. Der Aufseher F. Eckelmann 
von hier hatte eine Kaiserkrone be- 
tehend aus 507 Hölzern Weiden und 
einem Kiefernholz verfertigt und solches 
dem Kaiser übersandt. Als Anerkennung 
und Gnadengeschenk ist ihm die Summe 
von 30 Mk. aus der Privats chatulle des 
Kaisers überwiesen worden. Eckelmann 
hat daran drei Monate gearbeitet. 
Elberfeld. Auf dem hiesigen Güter 
bahnhofe wurden am 9. ds. dem Auflade- 
arbeiter Klas beide Beine abgefahren; er 
tarb bald darauf. 
Chemnitz, 12. Nov. Die hiesige große 
Schloßbrauerei hat seit voriger 
Woche die Arbeitszeit ihrer Arbeiter 
um zwei Stunden täglich, bei gleichem 
Lohn, verkürzt. Die „Feldschlößchen- 
brauerei" ließ eine kleine Lohnerhöhung 
eintreten. Von der Arbeiterschaft wird 
dieses unverlangte Entgegenkommen der 
beiden Brauereien auf den Sieg der 
Dresdener Arbeiterschaft über die „Wald- 
chlößchenbrauerei" und auf den Eindruck 
mehrfacher Braugehülsen > Versammlungen 
zurückgeführt, die in letzter Zeit hier statt 
fanden. 
Der Landwirth Genzel in Albersroda 
bei Freyburg a. U. hat sechs Söhne, 
die gegenwärtig sämmtlich beim Mili 
tär stehen; fünf davon sind Kapitulanten. 
Da der Vater gern einmal „seine Söhne 
des Mars" beisammen sehen wollte, richtete 
er ein Bittgesuch an den Kaiser, der auch 
die Kommandeure der betreffenden Truppen- 
theile anwies, den Brüdern in einer be 
stimmten Zeit zehn Tage Urlaub zu ge 
währen. Dies ist nun geschehen und es 
wurde im Genzelschen Hause ein freudiges 
Familienfest gefeiert, zu dessen Ehren 
auch ein fettes Borstenthier sein Dasein 
opfern mußte. 
Bei Trabuhn im Kreise Lüchow ist ein 
Braunkohlenlager gefunden, das sich 
auf einen Flächeninhalt von 2 189 000 
Quadratmetern vertheilt, und in welchem 
das Königl. Oberbergamt zu Klausthal dem 
Zimmermeister Pijas-Trabuhn, A. Krenzlin- 
Seehausen und O. Kruse-Schmenskau be 
reits das Bergwerkseigenthum zur Ge 
winnung von Braunkohlen verliehen hat. 
Lübeck, 12. Nov. In zahlreich be 
suchter Versammlung erfolgte gestern Mittag 
die endgültige Bildung des Comitees für 
die „Deutsch-Nordische Handels- und ^n- 
dustrie-Ausstellung in Lübeck von 1895". 
Der Garantiesonds von 300 000 Mk. 
wurde bedeutend überzeichnet. 
Aus dem Neuen Steinwege in Hamburg 
ereignete sich ein blutiger Auftritt. Mehrere 
aus einem Wirthshaus kommende Personen 
geriethen miteinander in Streit, wobei 
einer eine Dame ohrfeigte. Der Schläger 
erhiel darauf von einem andern Faust- 
hiebe auf den Kopf, sodaß er besinnungs 
los niederstürzte und gegen ein eisernes 
Gitter fiel. Er ist den Verwundungen er 
legen; der Thäter wurde festgenommen. 
BrovinZelles. 
Ein trauriger Unglücksfall ereignete sich 
in der Lohmühlenstraße in Altona. Ein 
etwa 3jähr. Kind riß mit dem Tischtuch 
eine Lampe vom Tische, welche explodierte 
und die Mobilien in Brand setzte. Bei 
den Löschversuchen erlitten beide Eltern 
schwere Brandwunden, so daß sie ins 
Krankenhaus befördert werden mußten, 
während das Kind wunderbarerweise un 
verletzt blieb. 
Wandsbek. Ein Forstbeamter erlegte im 
Gehege Fohlcnkoppel zwei Damhirsche von 
je 150 Pfd. Gewicht, von denen der eine 
ein Vierzehnender, mit einer Schaufel, ver 
andere, ein Sechzehnender, mit zwei Schau 
feln versehen war. 
Ein recht kurioser Tauschhandel wurde 
in Bargteheide abgeschlossen. Als am 
Montag-Abend drei dortige Handelsleute 
auf einem Reisewagen vom Bergstedter 
Markt kamen, wurde bei einem derselben, 
welcher in Bargteheide seinen Wohnsitz hat, 
ein Handel dahin abgeschlossen, daß der 
selbe sein Wagenpferd für 9 Gänse und 
3 Enten vertauschte, der dritte als Ver 
mittler verdiente eine Ente dabei, wofür 
er aber sämmtliches Federvieh in seinem 
Stalle übernachten lassen mußte. 
Vor einigen Tagen kam in dem Guts 
bezirk Fresenburg der gewiß seltene Fall 
vor, daß zwei Ehepaare daselbst, die gleich' 
zeitig vor 50 Jahren in einer und der 
selben Kirche von einem und demselben 
Pastor in Oldesloe getraut wurden, das 
Fest ihrer goldenen Hochzeit begingen; es 
waren dies Lehrer ewer. Asmussen und 
Frau zu Wolkenweher-Mühle und Arbeiter 
Kröger und Frau in Poggensee. Den Ehe- 
jubilaren wurde im Auftrage des Kaisers 
die Ehejubiläumsmedaille und vom Kirchen- 
vorstand eine Familienbibel überreicht. 
Kiel, 12. Nov. Prinz Heinrich 
wird für die Reise nach Rußland nicht, 
wie ursprünglich bestimmt, das Panzer 
schiff „Wörth", sondern die Eisenbahn be 
nutzen, da die Eisverhältniffe bei Kronstadt 
die Möglichkeit des Landens fraglich 
machen. 
Kiel, 12. Nov. Der Zahnarzt Kattein 
aus Gaarden ist Nachts in unserer Föhrde 
ertrunken. Der junge Mann wollte von 
hier aus die Ueberfahrt nach Gaarden 
antreten. In der Dunkelheit hat er muth- 
maßlich einen Fehltritt gemacht und ist ins 
Wasser gestürzt. Trotz aller Bemühungen 
ist die Leiche des Verunglückten bis zur 
Stunde nicht gefunden worden. 
Die Schlußsteine für die Levcnsauer 
Hochbrücke des Nord-Ostsee-Kanals befinden 
sich zu Zeiten in der Fertigstellung und 
dürften in nächster Zeit zur Verwendung 
kommen. Dieselben werden aus rothem, 
schwedischem Granit hergestellt und tragen 
in 3 om erhabener Schrift die Worte „Er 
baut im Jahre 1894". Jeder Stein wiegt 
etwa 3000 Pfund. Die beiden Steine 
werden dem großen Bogen des gewaltigen 
Werkes an jeder Seite eingefügt und den 
Passanten in stolzer Höhe das Jahr der 
Erbauung zurufen. 
Ein tragi-komischer Vorfall beschäftigte 
in dieser Zeit den Schleswiger Handels 
verein. Derselbe hat nämlich seine alte 
Fahne verloren und weiß nicht, wo sie 
teckt. Bei dem Begräbniß des Herzogs 
Friedrich zu Louisenlund ist die Fahne, 
welche das Handelswappen zeigt, zum 
letzten Male gebraucht und seit 9 Jahren 
nicht mehr gesehen. Ein Komitee soll jetzt 
Nachsuchungen anstellen. 
Schleswig, 12. Novbr. Für die hiers. 
geplante Anlage einer großen Baum 
schule hat unsere Stadt ein Landareal 
von reichlich sechs Tonnen a 2000 Ji ver 
kauft, um die Vorarbeiten für die Anlage 
alsbald zu ermöglichen. Es wird beab 
sichtigt, wetterharte Zier- nnd Nutzpflanzen 
zu züchten und einen Transport nach Nord- 
Deutschland und Skandinavien ins Leben 
zu rufen. 
Bei Kappeln brannte die Gastwirthschaft 
im Wassermühlenholz vollständig nieder. 
Die Fleckebyer Meierei hat während 
ihres siebenjährigen Bestehens so gute 
Geschäfte gemacht, daß dieselbe mit dem 
1. Oktober ihre sämmtlichen Schulden ge 
tilgt hat. 
Mehrere Landleute aus Bredebro und 
den umliegenden Ortschaften beabsichtigen 
eine gemeinsame Schweineschlachterei zu 
errichten, um durch die Ausfuhr des 
Schweinefleisches bessere Preise zu erzielen. 
Beim Pflügen auf einem Acker in Feld- 
stcdtholz wurde am 6. d. Mts. eine Grab 
kammer entdeckt und bloßgelegt, die an den 
Seiten und Enden mit Steinen belegt, aber 
ohne Deckstein war. In der Kammer wur 
den ein hübscher steinerner Hammer, sowie 
einige flache Flintsteine und eine zerbrochene 
firne aufgefunden. 
Mit Rücksicht auf die bevorstehende Aus 
schreibung des vakanten Hauptpastorats zU 
Tönning hat das dortige Kirchenkollegium 
ein Gesuch an das Konsistorium zu Kiel 
um Aufhebung des Diakonats gerichtet 
In Voraussetzuug der Genehmigung des 
Gesuchs soll dann das Hauptpastorat mit 
einem pensionsfähigen Diensteinkommen von 
4500 JI ausgeschrieben werden. 
Als auf Fehmarn ein Arbeiter das 
Pferd von einem Einspännerfuhrwerk aus 
spannte, schlug dasselbe ihn so heftig vor 
die Brust, daß er besinnungslos nieder 
stürzte und am anderen Tage an den er 
littenen inneren Verletzungen verstarb. 
Vor einigen Tagen holte ein Hofbesitzer 
aus Karolinenkovg Arbeiter aus Wessel 
buren ab. Einer derselben starb unter 
wegs auf dem Wagen, so daß der Ar 
beitgeber mit der Leiche auf dem Hose 
ankam. 
In der Köster'schen Dampssägerei in 
Heide ist der 65jährige Heizer Hinr. Decken, 
ein jahrelang in der Fabrik beschäftigter 
Arbeiter, von einer Maschine erfaßt n»d 
furchtbar verstümmelt worden. Der Ver 
unglückte, ein 48er Kamvfgenosse, soll den 
erlittenen schweren Verletzungen bereits er 
legen sein. 
In landwirthschaftlicheii Kreisen in Süder- 
dithmarschen wird jetzt wieder der bereits 
früher angeregten Frage, betr. Gründung 
eines Versicherungsvereins gegen Fros- 
schäden, näher getreten. 
Die armen Spähen! Einem frühere 
Beschlusse der Stadtvertretung in Mtldorf
	        
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