Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

Serbien. 
Ein dreizehnjähriger Schüler Milov a 
novic wurde dieser Tage in Aleksinatz in 
Serbien zn 6 Monaten Gefängniß verur 
theilt, weil er einen Soldaten ge 
t ö d t e t hatte. Ein Schulkamerad des 
Angeklagten pflückte Nüsse von einem 
Baume, der zum Garten der dortigen Ka- 
Vallerie-Kaserne gehört, und wurde dafür 
von dem Kavalleristen Borisav Pavlovic 
festgenommen. Um seinen Kameraden zu 
befreien, stach der jugendliche Angeklagte 
mit seinem Taschenmesser nach dem Sol 
daten und traf ihn mit solcher Wucht in 
das Herz, daß er augenblicklich todt nieber- 
sank. 
Spanien. 
In Katalonien mußten vor einigen Ta- 
gen oie Militärmanöver unterbrochen wer- 
den. Der Grund war nach der „Franks. 
Ztg." folgender: Die um Calaf lagernde 
Brigade, die vom General Rivera be' 
fehligt wird, sah sich dem Hungertode 
nahe. Weder die Bäcker noch die Gemein' 
deverwaltung genannter Ortschaft waren 
dazu zu bewegen, dem Militär die nöthigen 
Mundvorräthe zu beschaffen, indem sie vor' 
schützten, der Staat schulde ihnen noch die 
Bezahlung der im Jahre 1879 an die 
Militärverwaltung gemachten Lieferungen 
Oesterreich. 
Triest, 11. Novbr. Vom 5. Dezember 
ab wird in den hiesigen Lagerhäusern am 
ersten Mittwoch jeden Monats öffentliche 
Auktion in Fällen, Häuten, Leder und 
Gerbstoffen nach amerikanischem Muster 
abgehalten. 
Wien, 11. Nov. Polnische Blätter 
drücken ihre Entrüstung über die Ent 
sendung einer jungczechischen 
Deputation zum russischen Botschafter 
aus und drohen, daß es bald zu einer 
dauernden Trennung zwischen Polen und 
Czechen kommen werde. 
Schweiz. 
Eine unheimliche Statistik bringt das 
Central-Berkehrsbureau zu Luzern, wonach 
die Zahl der in diesem verflossenen Som 
mer verungückten Bergfexe sich auf 
73 Todte beläuft, ferner auf 20 erheblich 
Verwundete, von denen noch nicht bekannt 
ist, ob sie je wieder genesen werden, und 
endlich auf 4 Vermißte, von denen bis 
jetzt keinerlei Spur aufzufinden war. Das 
Gros der Betroffenen waren Deutsche. 
Bern, 11. Nov. Der Bundesrath be- 
absichtigt rücksichtlich einer möglichen Kün- 
digung der lateinischen Münzunion in den 
nächsten Jahren die Prägung von 
Goldmünzen höheren Betrages vorzu' 
nehmen. Es sollen im künftigen Jahre 
vorläufig für 4 000 000 Francs Zwanzig 
frankstücke in Gold geprägt werden. 
Inland. 
— Aus süddeutschen informirten Kreisen 
verlautet in Anknüpfung an den Münchener 
Besuch des Kanzlers Hohenlohe, daß 
letzterer wahrscheinlich schon in nächster 
Zeit dem Fürsten Bismarck einen Be- 
such abstatten und dessen Rath und reife 
politische Erfahrung nicht unverwertbet 
lassen werde. Dieser Entschluß des Fürsten 
Hohenlohe soll bereits die Billigung des 
Kaisers empfangen haben. 
— Der Reichskanzler Fürst zu 
Hohenlohe ist in Begleitung seiner Ge- 
mahlin, der Prinzeß Elisabeth und des 
Prinzen Alexander am Bahnhöfe in Straß, 
burg von den Spitzen der Behörden 
empfangen worden. Das Publikum brachte 
dem Reichskanzler lebhafte Ovationen dar. 
— Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: 
Es sind Gerüchte verbreitet, daß Ver- 
änderungen an der Spitze der 
Reichsämter bevorständen, insbesandere 
hat man wissen wollen, daß der Staats- 
sekretär des Reichsamt des Innern, Staats 
minister v. Bo etlicher, aus seinem 
Amte scheide. Sicherem Vernehmen nach 
entbehren diese Angaben der Begründung. 
Berlin, 12. Nov. Der „Reichsanz." 
veröffentlicht die nachgesuchte Amtsentlassung 
des Staatsministers und Ministers für 
in einem Vorort an der Stadtbahn —• sie, 
mein Bruder und ich. Sie ist aber doch so 
kränklich und muß ruhig leben, daß wir in 
folgedessen gar keinen Besuch haben, sonst 
würde ich Sie einladen, uns einmal zu Hause 
zu besuchen." 
„Sie sind sehr freundlich," antwortete Hugo, 
entzückt, daß er von dieser Einladung verschont 
blieb. 
„Ich muß sie pflegen, so oft sie sich kränker 
fühlt, und da das nicht geschieht, wird da 
durch natürlich ein großer Theil meiner Zeit 
in Anspruch genommen, so daß ich oft 
wochenlang nicht nach dem Atelier kommen 
kann. Aber das läßt sich nun einmal nicht 
ändern. jJch würde ihre Pflege sonst Niemand 
anvertrauen, denn sie kann fremde Leute nicht 
ausstehen." 
„Malen Sie nicht zu Hause?" fragte er. 
„Das würde mir unmöglich sein — wenn 
ich unterbrochen und gestört werde, kann ich 
nichts thun." 
„Äst Ähr Bruder auch ein Künstler?" 
„Nein, er versteht gar nichts von der Kunst 
und interessirt sich auch nicht dafür. Er ist 
in einem Bankgeschäft. Möchten Sie noch 
ni-me anderen S izzcn sehen?" 
(Fortsetzung folgt.) 
Landwirthschaft, Domänen und Forsten 
von Heyden unter Belassung des 
Ranges eines Staatsministers, sowie unter 
Verleihung des Großkreuzes des Rothen 
Adler-Ordens mit Eichenlaub, ferner die 
Ernennung des Landes < Direktors der 
Provinz Hannover Freiherrn von Hanmer' 
stein-Loxten zum Staats - Minister und 
Minister für Landwirthschaft, Domänen 
und Forsten. 
Berlin, 12. Nov. Der Verein der 
Weißbierwirthe hat in seiner letzten 
Versammlung eine dem Minister des Innern 
überreichende Resolution einstimmig 
angenommen, die besagt: „In Erwägung, 
daß durch den von den Sozialdemokraten 
hervorgerufenen Boykott die Existenz der 
Berliner Gastwirthe auf's Aeußerste be 
droht ist, den hohen Reichstag zu ersuchen, 
in der beginnenden Session ein Boykott 
gesetz zu erlassen, um ähnlichen Vor 
kommnissen, wie augenblicklich bestehen, 
mit Erfolg begegnen zu können bezw. sie 
unmöglich zu machen. 
Berlin, 11. Novbr. In einer gestrigen 
Versammlung der Christlichsozialen, welcher 
viele Sozialisten und Anarchisten bei 
wohnten, sprach Hofprediger a. D. Stöcker 
über das Thema: „Wie kämpfen wir für 
die Kirche und gegen den Umsturz?" Es 
wurde eine Resolution angenommen, tvelche 
sich auf das Entschiedenste gegen die 
geplante Umsturzgesetzgebung 
ansspricht und soziale Reformen als das 
geeignetste Mittel gegen den Umsturz ver 
langt. 
— In einer Sitzung der Gewerk 
schaftskommission wurde bezüglich des 
Bierboykotts mitgetheilt, daß die 33 Ar 
beiter, welche seiner Zeit Anlaß dazu gaben, 
daß die Aufhebung des Boykotts gescheitert 
ist, nunmehr untergebracht seien. Zu 
unterstützen sind noch 296 Arbeiter. 
Berlin, 12. Novbr. Die Gereral- 
Synode beschloß, au den evangelischen 
Oberkirchenrath die dringende Bitte zu 
richten, dahin zu wirken, daß mit allen 
der Kirche zu Gebote stehenden Mitteln 
das Gewissen des evangelischen Volkes be 
treffs der Bedeutung und Heilig 
haltung des Eides überall geschärft 
und gestärkt werde; ferner bei den Reichs- 
und Staatsbehörden vorstellig zu werden, 
daß die Zahl der Eidesleistungen möglichst 
beschränkt, die seelsorgerische Eidesbelehrung 
im Laufe des Prozesses ermöglicht, die 
konfessionelle Eidesformel gesetzlich wieder 
hergestellt, die Vereidigung von Christen 
nur von christlichen Richtern ans dem Ver 
waltungswege ermöglicht und die Eides 
leistung vor Gericht eine der Heiligkeit der 
Sache entsprechende Feierlichkeit gegeben 
werde. 
Ein Soldaten heim ist nunmehr im 
Saale des Evangelischen Vereinshauses 
in der Oranienstraße in Berlin feierlich 
eröffnet worden, und zwar für das dritte 
Garde-Regiment zu Fuß und das Garde' 
Pionier-Bataillon. Die Kommandeure der 
beiden Truppentheile haben die erforder' 
lichen Geldmittel, der Evangelische Verein 
Ar kirchliche Zwecke den Saal zur Ver' 
mgung gestellt. Für die Besucher stehen 
Spiele, Schreibutensilien, Zeitungen, eine 
vom Christlichen Zeitschriften-Verein ge- 
chenkte kleine Soldaten-Bibliothek und dev 
gleichen mehr zur Verfügung. Für Speisen 
und Getränke sorgt die Verwaltung des 
Evangelischen Vereins. Das Soldaten 
heim ist während des Herbstes und Win 
ters sonntäglich von 5 bis 8 Uhr Nach 
mittags geöffnet. 
Bei der Firma Schwarzkopf in Berlin 
ind von der Verwaltung der neuen 
ibirischen Eisenbahn 50 Lokomotiven 
bestellt worden. 
Berlin, 11. Nov. Frau Vilma Parlagay 
wurde durch ministeriellen Erlaß seitens 
der französischen Regierung in Anerkennung 
ihrer künstlerischen Erfolge gelegentlich der 
Ausstellung ihrer Porträts in den Salons 
von 1892—94 zum „Oktirior d’acadámie" 
ernannt. 
Ein falscher Strafgefangener wurde 
am Donnerstag im Rummelsburger Ge 
füngniß entlarvt. Ein Gendarm erschien 
in der Gefängniß-Expedition und ersuchte 
um Vorführung des Arbeiters Städer 
aus Tempelhof, der dort seit dem 1. No 
vember eine vierwöchentliche Gefängniß- 
strafe verbüßen sollte. Nachdem ein Auf 
scher den Mann herbeigeschafft hatte, er 
klärte der Gendarm: „Das ist ja gar 
nicht Städer, das ist ja der Falzer Weiß!" 
Der Gefangene wurde kreidebleich und gab 
nun kleinlaut zu, daß ihn Städer bewogen 
habe, gegen eine Entschädigung von 40 JL 
die vier Wochen an seiner Stelle zu ver 
büßen. Die Strafhast wurde nun jäh 
unterbrochen und die Untersuchungshaft 
trat an deren Stelle. Der echte Städer 
wurde sofort gefänglich eingezogen, und 
beide haben nun ein neues Verfahren 
wegen Betruges zu gewärtigen. 
Aus Lothringen, 12. Nov. Die Firma 
Abt in Forbach hat den Achtstunden- 
t a g nur als praktische Neuerung in Folge 
der eintretenden kurzen Tage eingesührr, 
um die seit Anfang dieses Jahres wegen 
des schlechteren Geschäftsganges gekürzte 
Arbeitszeit besser einzutheilen. Bisher 
war die Arbeit aus fünf Wochentage ver 
theilt, um den Arbeitern zur Bestellung 
von Garien und Feld einen Tag frei zu 
lassen; in den Wintermonaten ist es prak 
tischer, das Tageslicht zu den Arbeiten zu 
verwenden, weshalb die erwähnte acht 
stündige Arbeitszeit eingeführt wurde. Die 
Firma wird bei Eintritt besserer Zeiten 
und flotteren Geschäftsganges den vollen 
lOstündigen Betrieb wieder aufnehmen. 
Für den Aussichtsthurm Jbei Metz 
auf dem Schlachtfelde vom 18. August 1870 
hat der Statthalter den Betrag von 6000 Ji 
bewilligt. Damit kann das Unternehmen 
als gesichert bezeichnet werden. 
Kassel. 10. Nov. Die hiesige Straf 
kammer verurtheilte den Pfarrer Fritz 
Wein rich zu Lüderbach wegen Ver 
brechens gegen § 174., und 176., St.-G.- 
B. zu einer Gefängnißstrafe von drei 
Jahren. W. hatte im vorigen Jahre 
mit einer noch nicht 14jährigen Konfir- 
mantin sich in ein Verhältniß eingelassen, 
welches nicht ohne Folgen geblieben war. 
Karlsruhe, 8. Nov. Gestern starb der 
Landwirth Johann Fischer an einer Blei- 
Vergiftung. Er hatte nach der ,.K. Z." 
eine schadhafte Mostpresse vor etwa drei 
Wochen am Auslauf mit Blei ausschlagen 
lassen und von dem Moste, der durch den 
Auslauf geflossen war, getrunken. 
Gereuth. Der unter dem Verdacht, seine 
Frau ermordet zu haben, in Haft 
befindliche M e s ch b e r g e r, hat nunmehr 
sein Verbrechen voll eingestanden. Er habe 
die Frau mit einem Hammer auf den Kopf 
geschlagen und, als sie noch nicht todt war 
und ihn sogar bat, sie vollends zu tödten, 
mit seinem Gürtel erdrosselt. Auch seine 
früheren Mordversuche hat M. zugegeben. 
Einmal hatte er von außerhalb des Zim- 
mers mit einem Revolver nach der Frau 
geschossen und ihr den Arm verletzt; ein 
anderes Mal hatte er ihr während einer 
kurzen Abwesenheit Gift in den Kaffee ge 
than, was sie jedoch bemerkte. 
Dortmuņd, 9. Nov. Die Folgen des 
Bergbaues machen sich nach und nach 
an verschiedenen Stellen im Bezirke bemerk 
bar, indem die Erdoberfläche zu sin 
ken beginnt. Am unangenehmsten zeigt 
sich das bei den Eisenbahnen, deren Ter 
rain verschiedentlich um zwei Meter und 
mehr gesunken ist; so namentlich in der 
Nähe der Ortschaften Dorstfeld, Huckerde 
und Marten. Unter letzterem Orte geht 
der Bergbau der Zeche „Germania" um, 
die seit Jahren allmonatlich größere Be 
träge an die Bahnverwaltung für die Auf 
füllung der gesunkenen Strecken bezahlen 
muß. Mit dem Erdreiche sinken selbstver 
ständlich auch die Gebäulichkeiten; wenn 
dieses gleichmäßig geschieht, ist die Sache 
noch nicht sehr schlimm, anders jedoch, 
einigen Tagen an den Vorsitzenden der 
Strafkammer übersandte. Vor Beginn der 
Verhandlung machte der Vorsitzende den 
Angeklagten darauf aufmerksam, daß es 
sonderbar erscheine, wenn er plötzlich kein 
Deutsch verstehen wolle, da er doch schon 
häufig mit den deutschen Gerichten in 
Konflikt gerathen und sich stets sehr gut 
ohne Vertheidiger verständigt habe. Der 
Angeklagte entgegnete, daß er das Hoch 
deutsche meine, worauf der Vorsitzende im 
schönsten Hamburger Platt erwiderte 
„Datt deit niks, ick spräck ganz Prächtig 
platt, wi Beiden wöllt woll mit enanner torecht 
kamen." Und sie kamen auch Beide sehr 
schön zurecht und der Angeschuldigte am 
18 Monate ins Zuchthaus. 
Provinzielles 
Schleswig-Holstein ist bekanntlich der 
waldärmste Landestheil des ganzen deut 
schen Reichs. Um so erfreulicher ist es 
daß der Forstbestand unserer Provinz, 
Dank den Bemühungen des Staats und 
der Provinz, sowie Privater, in den letzten 
zehn Jahren nicht unbedeutend vergrößert 
worden ist. Während laut der „Jtz. Nachr." 
die gesammte Forstfläche im Jahre 1882 
119 690 Hektar betrug, ist im Jahre 1893 
eine Gesammtfläche von 124 531 Hektar 
ermittelt; der Zuwachs betrug mithin in 
zehn Jahren 4841 Hektar. 
Der König von Preußen hat dem 
Altonaer Stadttheater die bisher gewährte 
Unterstützung von 6000 Mk. jährlich für 
ernere zwei Jahre bewilligt. 
Eine Skandalgeschichte macht z. Z. in 
Wandsbeck von sich reden. Dort war der 
Cigarrenarbeiter K. Kassirer mehrerer 
Krankenkassen, mißbrauchte jedoch das in 
ihn gesetzte Vertrauen, indem er die Ge 
nossenschaftsgelder im Hazardspiel verlor. 
Die Fehlbeträge sollen allein bei einer 
Kasse die Summe von 1000 Jl übersteigen; 
geschädigt sind alle, doch hal das Defizit 
noch nicht hinreichend festgestellt werden 
können. K. hielt sich nach der Entdeckung 
verborgen, wurde jedoch in Hamburg er 
mittelt und verhaftet. 
Vor ca. vier Wochen wurde das Schiff 
des in Elmshorn beheimatheten Schiffers 
Wohlenberg in Stettin mit Eisen nach 
Kopenhagen befrachtet. Schiff und Mann 
chaft sind seitdem verschwunden. 
Preetz, 7. Novbr. Bekanntlich bildete 
ich s. Z. ein Komitee, welches dem ver- 
torbenen Statthalter, Grafen Re- 
v e n t l o u , der hier auf dem Friedhofe 
ruht, in Preetz ein Denkmal errichten 
will. Der bis jetzt angesammelte Fonds 
beträgt 408 JL Vom Komitee wurde be- 
wenn die eine Hälfte eines Hauses mehrj schlossen, in nächster Zeit dem Kloster und 
sinkt, als die andere. Ein solches Gebäude 
ist verloren. Das Bahnhofsgebäude bei 
der Station Marten war ziemlich gleich 
mäßig gesunken, es mußte, wenn nicht 
ganz unleidliche Zustände eintreten sollten, 
gehoben werden. In dieser Beziehung 
haben unsere Techniker etwas von den 
Amerikanern gelernt, sie verstehen es, 
ganze Häuser zu heben. Dieses geschah 
gestern mit dem genannten Bahnhofsge 
bäude, das mittelst Schrauben mit Allem, 
was darin war, um 60 Centimeter gehoben 
wurde. Die Manipulation ging trefflich 
von statten. 
Würzburg, 9. Nov. In das Unter 
suchungsgefängniß wurden die Dienstmagd 
Maria Theresia Müller und deren 
Mutter, beide von Obersfeld bei Arnstein, 
eingeliefert. Die Mutter ist beschuldigt 
und überführt, das unehelich geborene 
Kind der Tochter umgebracht zu haben. 
Die Tochter soll sich des Verbrechens der 
Theilnahme schuldig gemacht haben. 
Der dieser Tage verstorbene Rentier 
Johann Klein in Salzburg hat die 
Salzburger evangelische Gemeinde in seinem 
Testamente zur Universalerbin seines auf 
rund 200 000 Gulden geschätzten Ver- 
mögens eingesetzt. 
Auf der Elbe bei Dresden v erbr annt e 
ein Elbkahn mit 7000 Centner Petro 
leum. Zwei Schiffer wurden schwer ver 
wundet. 
In tiefe Trauer wurde die Familie des 
Gemeindevorstehers und Standesbeamten 
H. zu St. GeorgSberg versetzt. Der Tochter 
Hochzeitstag sollte gefeiert werden. Die 
Hochzeitsgäste, sowie die Trauzeugen waren 
erschienen und von dem stellvertretenden 
Standesbeamten wurde die Eheschließung 
vollzogen. Bei der Unterschrift der Braut 
leute fühlte sich die Braut plötzlich von 
Unwohlsein ergriffen und mußte nach der 
Handlung sofort das Bett aufsuchen. Der 
Geistliche war unterdessen eingetroffen, 
konnte aber die kirchliche Einsegnung nicht 
mehr vornehmen. Das Brautbett ist der 
unglücklichen Braut zum Sterbebett ge- 
worden, an dem außer den Verwandten der 
unglückliche junge Ehemann trauert. 
Die Auswanderung über Hamburg be- 
trug im vorigen Monat 3626 Personen 
gegen 2909 Personen in demselben Monat 
des Vorjahres. 
„Ich ersuche das verehrliche Gericht um 
einen Vertheidiger, da ich der deutschen 
prache nicht genügend mächtig bin, uni 
mich dem Gerichte zu verständigen", lautete 
der Inhalt eines Briefes, den ein vielfach 
vorbestrafter Arbeiter in Hamburg, da er 
ich wieder gegen eine Anklage wegen 
Diebstahls zu rechtfertigen hatte, vor 
der Stadt Preetz Gelegenheit zu bieten, 
ihre Beiträge für das Reventlou-Tenkmal 
in Preetz zu leisten. Sobald die Samm 
lung beendet ist, wird über die Errichtung 
des Denkmals weiter berichtet werden, 
jedenfalls soll sie zur Feier des 100. Ge 
burtstages des verewigten Grafen Revcnt- 
lou in Ordnung sein. 
Vor einigen Jahren traten in Gettorf 
mehrere Herren zu einem Komitee zusammen, 
um zunächst Gelder zu beschaffen für einen 
hierorts am Eichplatz zu errichtenden Denk 
stein, den verstorbenen Kaisern Wilhelm 
und Friedrich gewidmet. In einer kürz 
lich abgehaltenen Sitzung des Komitees 
konnte der Schatzmeister die Mittheilung 
machen, daß durch Beiträge verschiedener 
hiesiger Vereine, der Sparkasse und durch 
Groschensammlnng bis jetzt eine Summe 
von 1 500 JL zusammengebracht sei. An 
gesichts dieses für unsere Verhältnisse hoch 
erfreulichen Resultats wurde nun beschlossen, 
an’# Werk zu gehen, damit der Denkstein 
am Sedantage 1895 in feierlicher Weise 
enthüllt werden kann 
Neumünster, den 12. Nov. Seit ìem 
12. September hat der hiesige practische 
Arzt Or. Barlach das Diphtherie-Heilserum 
in einer Anzahl von Fällen angewendet. 
Es sind einige der damit behandelten 
Kranken gestorben, in den weitaus meisten 
Fällen ist aber der Erfolg des Heilmittels 
ein befriedigender gewesen. Es ist dabei 
noch zu berücksichtigen, daß das Mittel 
nur in sehr schweren Fällen zur Verwen- 
dung gekommen ist, weil es schwer erhält- 
lich war. In allen Fällen, wo das Heil- 
serum angewendet ist um vorbeugend zu 
wirken, um Immunität zu erzeugen, näm- 
lich in neun Fällen, hat es vorzüglich ge 
wirkt, keine der geimpften Personen ist 
krank geworden. 
Ein Fall, nne er glücklicherweise zu den 
größten Seltenheiten gehört, passirte vor 
einigen Tagen in der evangelischen Kirche 
in Neumünster. Der Arbeiter B. wollte 
sich trauen lassen, erschien aber in derart 
angetrunkenem Zustande in der Kirche, daß 
der amtirende Geistliche sich veranlaßt sah, 
ihn sammt Braut, ohne daß der Trauakt 
vollzogen, wieder nach Hause zu schicken. 
Der Dampfer „Steinmann" überlies 
Donnerstag-Abend im Kieler Hafen eine 
Barkasse des Panzers „Württemberg". Die 
Barkasse ist gesunken, die Mannschaft aber 
geretket. 
Dem Sohne des Sattlers Jepsen in 
Lügumkloster wurde das Auge durch einen 
Schuß aus einem Flitzbogen derartig ver 
letzt, daß er vermuthlich zur Operation 
nach Kiel in die Augenklinik gesandt wer 
den muß. 
Eckernförde. In der letzten Sitzung der 
städtischen Kollegien wurde u. A., wie die 
„E. Z." mittheilt, beschlossen, einen Antrag 
des Gutsbesitzers Petersen-Möhlhorst zur 
Betheiligung an der Aktienzeichnung für 
das Bahnprojekt Eckernförde-Owschlag 
einer für diesen Zweck zu wählenden Kom 
mission zur Berichterstattung zu überweisen. 
Sonderburg. Wie bereits in früheren, 
Jahren, so wird man auch in diesem 
Herbst und Winter in unserem Norderholz 
einen Versuch mit der Mästung von 
Schweinen machen. Bereits vor einer 
Woche sind Schweine in die Waldungen 
getrieben, und werden von den Anwohnern 
immer mehr zur Mästung geliefert. Für 
Hüten und Beaufsichtigung der Schweine 
werden pr. Stück 6 Mk. an einen Unter 
nehmer entrichtet. Die Schweine sollen 
mit gewaltigem Eifer dem Sammeln der 
Buchnüsse und Eicheln nachgehen. Dem 
Speck solcher Art gemästeter Borstenthiere 
rühmt man eine besondere Saftigkeit nach, 
was leicht erklärlich erscheint, wenn man 
das Futter in Betracht zieht. 
Die Einwohnerschaft von Gravensteiu 
und diejenige der umliegenden Ortschaften 
hatten schon lange den Wunsch nach Er 
richtung einer Krankenpflegerin-Station ge 
hegt und zu diesem Zweck auf Veranlassung 
und mit Unterstützung Ihrer Hoheit der 
Prinzessin Feodora von Schleswig-Holstein- 
Sonderburg-Augustenburg seit drei Jahren 
etwa 1000 Mk jährlich durch Subskription 
aufgebracht. Die Kaiserin hat nun ge 
legentlich ihres letzten Besuches in Glücks- 
bürg dem Vernehmen nach 4000 Mk. aus 
ihrer Privatschatulle zu dem obigen wohl 
thätigen Werke gespendet. 
Die Gemeinde Westerland aus Sylt hat 
unter gewissen Bedingungen die Zinsgaran 
tie für 200 000 JL zum Bau einer Bahn 
von Hörnum, der Südspitze der Insel 
Sylt, nach Westerland übernommen. Die 
Sparkasse in Scherrebeck hat dem Verneh 
men nach diesen Betrag zur Verfügung gc- 
'tellt. Den Rest der Bausumme, welche 
im Ganzen 380 000 Mk. betragen soll, 
wird von der Amrumer Aktiengesellschaft, 
der Ballinschen Reederei in Hamburg, deren 
Schiffe den Verkehr zwischen Amrum und 
Hörnum vermitteln sollen, und von Pri 
vaten aufgebracht werden. 
Dithmarschen. Die Getreidepreisc sinken 
in hiesiger Gegend in letzter Zeit immer 
mehr, wozu die Einfuhr von Weizen in 
die dithmarsischen Nordseehäfen besonders 
beiträgt. Der importirte Weizen hat zum 
größten Theile eine sehr gute Beschaffen- 
heit und können die Landwirthe den von 
ihnen gebauten sehr schwer absetzen. Da 
der Preis in manchen Gegenden schon bis 
auf 10 Mk. pro 100 Kg. gesunken ist, so 
werden die Landwirthe den Weizen im 
kommenden Winter vielfach als Viehfutter 
verwenden. 
X Heide, 12. Nov. Die 3 Haupt, 
vereine für Obst- und Gartenbau in den 
Kreisen Eiderstedt, Norderdithmarschen und 
Süderdithmarschen haben für diesen Winter 
eine Konkurrenz in Winterbirnen geplant. 
Von den genannten Vereinen sind nämlich 
'ür die besten Taselbirnen und Wirthschafts 
birnen, welche am 4. Februar eingeliefert 
werden, folgende Preise ausgesetzt: Für 
Taselbirnen ein I. Preis von 15, ein II. 
von 10, ein HI. von 5 Mark; für Wirth- 
ichaftsbirnen ein I. Preis von 10, ein II. 
von 6, ein III. von 3 Mark. Die Birnen, 
ind in Heide im „Landschastl. Hause" bis 
zum Abend des oben genannten Tages ein 
zuliefern. Von dem Einsender wird ver 
langt, daß er die Antwort auf folgende 
Fragen bei der Einsendung beilegt: a. Wie 
heißt die Sorte? d. Welche Form besitzt 
der Baum ? (hoch-, hochstämmig, Pyramide, 
Spalier), c Ist der Baum gesund? d. Ist 
der Baum fruchtbar? e. Steht der Baum 
frei oder geschützt? f. Wächst der Baum 
auf Geest oder auf Marschboden? g. Wie 
t die Frucht aufbewahrt? — Von jedem 
der drei Vereine wird ein Preisrichter ge 
sellt, welcher eventuell noch einen hinzu 
ziehen kann. Die Beurtheilung der Birnen 
ludet am 5. Februar 1895 statt, an 
welchem Tage auch die Preise vertheilt 
werden. Diese Thätigkeit der genannten 
Vereine ist mjt Freuden zu begrüßen, da 
cs an guten Winterbirnen immer noch 
mangelt. Das Bestreben der Obstzüchter 
muß dahin gehen, solche Birnen zu er 
zeugen, die lange Zeit haltbar sind. Die 
meisten der angebauten Birnen kommen 
wegen ihrer frühzeitigen Lagerreife nicht 
genügend zu Nutze. Sie müssen zeitig ge 
gessen werden und häufig macht der spar- 
ame Birnenesser, wenn er die etwas an- 
egangenen Birnen aus Sparsamkeitsrück- 
chten zuerst nimmt, die Erfahrung, daß 
er die schönen gesunden Birnen gar nicht 
zum Genusse erhält, weil die Fäulniß- 
Prozesse so schnell vor sich gehen, daß nicht 
dagegen anzuessen ist. Wir selbst haben, 
durch ähnliche Erfahrungen gereift, den 
wichtigen Beschluß gefaßt, für künftig von 
Birnen immer die besten zuerst zn essen- 
eine Methode, die man sonst für nicht 
weise halten will, doch: 
Es kommen Fälle vor im Menschenleben, 
Wo's Weisheil ist, nicht allzu weise '"N. 
Ein räuberischer Ueberfall ist am Mitt 
woch Abend zwischen 8 und 9 Uhr auf 
dem Wege zwischen Krogaspe und Groß' 
stover gegen den Selterwafferfabrikanten 
Haine: 
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