Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

Blatt. 
Zweites 
'Arniàrger 
Ho. 841. 
Sonnabend, den 13. October. 
l8V4. 
Ausland. 
Frankreich 
Ein Marseiller Blatt will Beweise da 
für in Händen haben, daß der in Afrika 
gefallene kaiserliche Prinz von 
Frankreich einen legitimen Sohn 
hinterlassen habe. Die Mutter dieses 
Prinzen heiße Watlyns, und sei keineswegs, 
wie man behaupte, eine Näherin oder 
Putzmamsell gewesen, das seien Gerüchte, 
die gewisse hochgestellte Personen in Eng 
land ausgestreut hätten. Das Blatt führt 
u. a. folgende Stellen aus Briefen des 
Prinzen an Miß Watlyns an: „Ich habe 
mich über das von ihnen Gesagte 
sehr gefreut. Ich möchte ein großer 
Mann sein, dann würde ich ans Ihnen 
ein großes Frauchen machen! Jedenfalls 
bete ich, nicht nur Ihren, sondern alles 
dessen würdig zu sein, was die Vorsehung 
mir vorbehält." Derartiges, meint das 
Blatt, schreibe man nicht an ein Arbeiter 
mädchen. Miß Watlyns hätte zuerst die 
Stellung ihres Geliebten nicht gekannt 
und nach einer zufälligen Begegnung des 
Prinzen in der Straße mit Lord Beacons- 
field davon erfahren. Jedenfalls habe eine 
gesetzliche Heirath den Bund besiegelt. Die 
junge Frau sei am Tage des Eintreffens 
der Todesnachricht an der Seite der Gräfin 
Clary, Ehrendame der Kaiserin Eugenie, 
in Chiselhvrst, gewesen. Der jetzt 14jährige 
Knabe lebe unter der Vormundschaft des 
Marquis d'O. in der Nähe von Paris. 
Das Blatt verspricht, nächstens die uukund- 
lichen Beweise für die Heirath beizu- 
bringen. 
Spanien. 
„Guerrita im Gefängnisse", dieser 
Schreckensruf durchbrauste kürzlich aus 
Valladolid: Spaniens berühmtester Stier 
kämpfer war plötzlich auf Befehl des Gou 
verneurs verhaftet und sammt seinen Be 
gleitern ins Gefängniß gebracht ^ worden. 
In Valladolid fand am Montag ein Stier 
gefecht statt, aber da es plötzlich in Strö 
men zu regnen begann, mußte das Schau 
spiel nach dem vierten Gange eingestellt 
werden. Das Publikum verlangte jedoch 
stürmisch „seine Stiere", und der hart be- 
drängte Leiter der „Corrida" gab denn 
auch nach einer kurzen Pause das Zeichen 
zum Wiederbeginn der blutigen Vorstellung. 
Der fünfte Stier wurde in die Arena ge 
führt, aber die „Cuadrilla" war inzwischen 
nach Hause gegangen. Da man nun ohne 
„Toreros" nichts beginnen konnte, mußte 
der Stier wieder eingefangen werden, wo 
bei einer der Kuhhirten einen so gewal- 
tigen Hornstoß bekam, daß er meterweit 
durch die Arena flog. Unterdeß hatte eine 
Deputation den Versuch gemacht, die 
„Cuadrilla" durch Bitten und Drohungen 
zur Rückkehr zu bewegen; aber die Stier 
fechter setzten allem ein entschiedenes „Nein" 
entgegen. Daraufhin fuhr der Leiter der 
Stiergefechte znm Untersuchungsrichter und 
brachte die „Toreros" wegen Ungehorsams 
zur Anzeige. Der Richter suchte den Gou 
verneur auf, und das Ergebniß ihrer 
Unterhaltung war, daß gegen Guerra, ge 
nannt Guerrita, und Genossen ein sofort 
zu vollstreckender Haftbefehl erlassen wurde. 
Von einer großen Polizistenschaar eskvr- 
tirt, fuhr Guerrita im Landauer zum Ge 
fängniß. Auf dem ganzen Wege wurde 
der „berühmte Mann", der noch vor 
einigen Wochen von dem Offizierkorps 
eines Kriegsschiffes durch ein Prunkmahl 
geehrt worden war, von einer drohenden 
Volksmenge empfangen, und einige Fana 
tiker versuchten sogar, einen Steinhagel 
gegen den Landauer zu eröffnen. So 
wandelbar ist die Volksgunst! Mit Gu- 
errita wurde seine ganze „Cuadrilla" in 
Haft genommen, nur der Torero Reverte 
blieb verschont, weil er so schlau gewesen 
war, sich ins Bett zu legen und sich krank 
zu melden. Nach wenigen Stunden war 
übrigens Alles wieder gut. Guerra und 
seine Leute wurden in Freiheit gesetzt, 
nachdem sie versprochen hatten, am folgen 
den Tage gegen sechs gefährliche Stiere 
zu Felde zu ziehen. 
§' 
Im Bette verbrannt ist in der 
Nacht zum Montag ein junges Mädchen 
in Rixdorf. Die 18jährige Tochter des 
Kommissionärs G. hatie, wie die „Rixd. 
Ztg." berichtet, schon wiederholt seit einigen 
Nächten trotz mütterlichen Verboten heim 
lich einen Schauerroman, durch den sie 
Tags über schon die Wirthschaft. und Ar 
beit vernachlässigte, bei offenem Licht weiter 
gelesen. Das Mädchen war nun beirn 
Lesen eingeschlafen und hatte dabei das 
Licht, daß auf einem Stuhle stand, um 
gestoßen, so daß es auf das Bett fiel und 
dieses sofort in hellen Flammen stand. 
Obwohl die Unglückliche sofort erwachte 
und die Flammen durch Auswerfen von 
Decken erstickt wurden, hatte sie doch schon 
solche Brandwunden erlitten, daß sie bald 
nach der Einlieferung im Krankenhause 
verstarb. 
Straßbnrg, 9. Oct. Zehn Soldaten 
des hiesigen Infanterie-Regiments Nr. 105 
befinden sich am T y p h u s erkrankt 
im Lazareth. 
Ueber einen A b st u r z i m Harz wird 
aus Trescdurg gemelvet: In der Nähe 
von Treseburg hatte ein junges Mädchen 
aus Hannover das Unglück, beim Betreten 
eines erst Tags zuvor provisorisch an einer 
Felswand eingehauenen Weges, gegenüber 
dem Bodethalwege, im Umklettern einer 
abgerutschten Stelle abzustürzen. Durch 
Zufall blieb sie am steilen Felsen hängen, 
aus welcher Lage sie auf ihre Hilferufe 
von einem Förster aus Treseburg erlöst 
wurde, der durch die Bode ging und es 
wagte, den Felsen in einer Höhe von 100 
Meter zu ersteigen, um die Unglückliche 
zu retten. 
Ein schreckliches Drama spielte sich 
letzten Freitag in dem bei Schasfhausen 
gelegenen badischen Dorfe Büsingen (Amt 
Konstanz) ab. Ein verheiratheter Schuh 
macher Namens Gottlieb Geß hatte mit 
einem 16jährigen Nachbarmädchen, das zur 
Aushilfe bei den Hausgeschäften täglich in 
sein Haus kam, ein Verhältniß begonnen, 
tveshalb es zu Auftritten mit seiner Frau 
kam. Am Freitag nun, als die Frau Geß 
sich von Hause entfernt hatte, um in Schaff 
hausen im Taglohn zu arbeiten, brach 
plötzlich im Hause des Geß Feuer aus. 
Als man zu Hilfe eilen Ivollte, fand man 
alle Zugänge zum Hause verschlossen und 
mußte die Thüre erbrechen. Beim Eintritt 
ins brennende Haus bot sich ein entsetz 
licher Anblick: das erwähnte Mädchen lag 
mit gespaltenen! Schädel in brennende 
Kissen eingehüllt auf dem Dachboden, Geß 
selbst hatte sich am Dachsparren erhängt 
und war beim Abbrennen des Dachstuhls 
in die Scheuer heruntergefallen. Ohne 
Zweifel hat Geß das Mädchen in der 
Küche ermordet und ihre Leiche auf den 
Speicher getragen, dann in der Scheuer 
den Brand gelegt und zuletzt sich selbst 
das Leben genommen. Das Anwesen ist 
vollständig niedergebrannt. 
Ein Prozeß, der großes Aufsehen 
erregte, spielte sich dieser Tage vor der 
Strafkammer des Landgerichts in Leipzig 
ab. Fanny Schrön, die Tochter des ver 
storbenen Bürgermeisters im benachbarten 
Städtchen Makranstädt, die unter der An 
klage des Diebstahls stand, hatte schon ein 
mal vor wenigen Jahren die Gemüther 
der Leipziger in gewaltige Aufregung ver 
setzt. Damals hatte sie sich vor den Ge 
schworenen unter der furchtbaren Anklage 
zu verantworten, ihre Eltern, den Bürger 
meister Julius Schrön und seine Frau 
vergiftet zu haben, wurde aber nach 
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Thieren ein Aussehen giebt, wie es durch 
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