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Sie sprang empor und durchschritt in ver-
zweifelter Stimmung das Haus.
tüchtig von Frau vo
Hofmarschall erwartet.
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1893
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ş- Erscheint täglich- °Z-
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2 Ji 15 c\
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-s-> 87ster Jahrgang. <*s-
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Wo. 241.
Sonnabend, den
Hctobeŗ
1894.
Morgen-Depeschen.
Berlin, 13. Oktober. Dem „Berliner
Tageblatt" wird aus St. Petersburg ge
schrieben: In dortigen ärztlichen Kreisen
werde vielfach die Befürchtung laut, daß
dem räthselhaften Nierenleiden des Kaisers
möglicher Weise ein Krebsschaden zu Grunde
läge. Man führe für diese Befürchtung
noch ins Feld, daß im Hause Romanow
die Krebskrankheit erblich zu sein scheine.
Vielfach werde geglaubt, daß kurz nach
der Ankunft des Kaisers auf Korfu ein
Konsilium derhervorragendstenChirurgen und
Therapeuten Europas berufen werden dürfte.
Köln, 13. Oktober. Bei Duisburg stieß
gestern Abend ein Güterzug mit mehreren
Rangierwagen zusammen. Der Material^
schaden ist ganz bedeutend. Personen
wurden nicht verletzt. Bei derselben Sta
tion fand heute Morgen ein Zusammen
stoß des von Oberhausen kommenden Perl
sonenzuges mit einem Güterzuge statt.
Hierbei sind mehrere Pe>fönen theils schwer,
7 ei P Reicht verletzt worden. Auch hier
rst der Materialschaden groß.
Paris, 13. Oktbr. Henri Rochefort be
spöttelt in geistreicher Weise die Erzählung
des „Temps", daß der Präsident Casimir-
Pärier zu Fuß im Bois de Boulogne sich
bewegt habe. Rochefort sagt: „Wenn der
Präsident sich in der Oeffcntlichkeit zeigt,
dann sieht man ihn nicht zu Fuß, sondern
in einem haushohen Wagen, begleitet von
sechs Schwadronen Reitern und 300 Gens-
darmen. Glücklicherweise ist die ganze Ge
schichte eine Erfindung und wenn die
ff^che auch auf Wahrheit beruhte, so wäre
es ein Verbrechen, die Thatsache mitzu-
therlen, da sie den Nachahmern Caserios
die erforderlichen Andeutungen geben kann."
».ondon, 13. Oktober. Wie aus Aoko-
hama gemeldet wird, hat dort das Ge
rücht von einer beabsichtigten Intervention
der europäischen Mächte große Aufregung
hervorgerufen. Allgemeine Ansicht ist, daß
Japan die kriegerischen Operationen nicht
eher einstellen iverde, bis es seine Rechte
erlangt und die Sicherheit erhalten habe,
daß von Seiten Chinas eine nochmalige
Einmischung in die koreanischen Angelegen
heiten nicht erfolgt.
London, 13. Oct. Der chinesische Ad
miral Ting hat, wie aus Peking ge
meldet wird, einen Bericht über die
Schlacht am Ialu-Flussc geliefert, worin er
die Niederlage der Chinesen der größeren
Ausrüstung der Japaner mit Schnellfeuer-
kanonen zuschreibt. Hierauf hin wurden
mitffKrupp Unterhandlungen wegen Liefe-
rung gleicher Geschütze eingeleitet. Die
Lieferung soll noch vor dem Winter erfol
gen. — Die chinesische Regierung hat zwei
argentinische und zwei chilenische Schiffe
angekauft.
London, 13. Oktober. Einer Meldung
aus Tientsin zufolge schiebt die Bevölker
ung dem Bizekönig Li-Hung-Chang für-
alle Niederlagen, welche die Chinesen er
litten, die Verantwortlichkeit zu. In
Maueranschlägen wird gegen ihn die An
schuldigung erhoben, der Armee die allcr-
nothwendigste Munition nicht geliefert zu
haben.
Der Urrfleift unserer jungen
Juristen.
„Beim Oberlandesgericht in Naumburg
unter dem Vorsitz des neuen Oberlandes-
gerichtspräsidenten vr. fur. Werner haben
von zusammen sechzehn an vier Tagen ge
prüften Rechtskandidaten nur vier die
Prüfung bestanden, während zwölf, also
75 pCt. durchfielen, darunter vier zum
zweiten Male", so lautet eine traurige
Mittheilung.
Doppelt schwer wiegen angesichts jenes
so über die Maßen bedauerlichen, ja stau-
dalösen Mißerfolges die Worte Gneist's
und Schmoller's an unsere studirende Ju
gend. Bei dem ungeheuer großen Einfluß,
den z. Zt. gerade die Juristen auf alle
Zweige der Verwaltung ausüben, bei der
Wichtigkeit und Bedeutung, die überall
ihrem Urtheil, ihrem „weiten Blick" beige
legt wird, muß die Oeffentlichkeit mit aller
Entschiedenheit verlangen, daß diese so be-
vorzugte Kaste sich auch ihrer Pflichten
voll bewußt wird. „Fachunkenntniß ehrt
den Juristen", spöttelt man schon seit lan-
gem in all den Zweigen der Industrie, des
Handels, überhaupt des öffentlichen Lebens,
wo junge Juristen leitende Stellungen ein
nehmen, wenn der junge Nachwuchs aber
zu seiner Fachunkenntniß auch noch ausge-
breitete Unkenntniß überhaupt gesellen will,
so wird er doch rasch den Ast absägen, auf dem
die doetores juris heute noch behaglich sitzen.
Wie ein großer Theil unserer Studenten
schaft, und unter ihm namentlich die Herren,
die sich angeblich dem „Studium der Rechte"
widmen, seine Arbeitspflicht auffaßt, ist
allzu sehr bekannt, als daß noch viele
Worte daran verschwendet werden müßten.
So viel scheint klar, daß diese jungen Ge-
nießlinge, die ihre Zeit zivischen der Kneipe
dem Fechtboden und anderen, noch viel
minder entschuldbaren Vergnügungen theilen,
daß diese Sprößlinge wohlhabender Stände
sittlich unendlich weit hinter dem jungen
Handwerker, dem Arbeiter zurückstehen, der
sich, gleichaltrig mit ihnen, sein Brot Tags
über durch eigener Hände fleißiges Werk
erwirbt und doch spät Abends noch genug
Lust und Freude an der Fortbildung seines
Geistes verspürt, um Schulen aller Art
besuchen zu können! Unsere Witzblätter
wissen sich nicht genug „geistreicher" Scherze,
darin sie den unfleißigen, trunk- und pump-
lustigen Studenten sozusagen noch verherr
lichen; in Wahrheit aber stehen wir hier
vor einem Abgrund sonder Gleichen. Ge
rade heute, in einer so ungeheuer erregten
Zeit, sollten sick die berufenen Führer der
Nation, die gebildeten Klassen, darauf be
sinnen, daß sie von jedem ihrer Glieder,
so jung es auch sein mag, gebieterisch aller-
strengste Pflichterfüllung verlangen müssen.
Wenn sie vorbildlich auf die Niederen
wirken, welche Berechtigung haben sie dann,
einen Führerposten zu beanspruchen?
Daß die Kollegien immer gerade in die
Frühschoppeustundcn fallen, mag bedauerlich
sein, und die Frage, wie man die Trunk-
und Renommirsucht auf den Universitäten
abschaffen könne, mag dahin b-autlvortet
werden, daß man die Universitäten ab
schaffen müsse. Ganz gut. Wer aber mit
solchen Ansichten ins Studentenleben tritt
— diesem Studentenleben wünscht ja Nie-
wand seine Freiheit, Fröhlichkeit und Un-
gebundenheit zu rauben —, der vergißt
sich selbst, seinen Beruf, seine Eltern und
endlich die Allgemeinheit. Es muß ihm
klar gemacht werden, daß es nicht ferner
angeht, nach vielen nutzlos verbrachten
Semestern den „kleinen Quaritsch" vorzu-
nehmen und durchzubüffeln, bis die Ant
wort auf die beliebtesten Examenfragen
mechanisch festsitzt. Dem ist nichts inniger
zu wünschen, als daß er so ernste und ge
wissenhafte Prüfer findet, wie die Durch-
gefallenen von Naumburg.
Er wird sich gezwungen sehen, endlich
wirklich zu lernen, was geistige Arbeit ist,
und das an ihm „statuirte Exempel" wird
wohlthätig, d. h. schreckend und mahnend
wirken. Der Andrang zur Juristerei ist
darum so groß, weil hier die besten Lebens
stellungen winken, und es scheint deshalb
durchaus nöthig, gerade hier allerstrengste
Auswahl zu treffen und die Fleißigsten
und Befähigtesten aufsteigen zu lassen.
Sonst müssen wir uns endlich hinter China
und Japan verstecken. D. W.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Eine Heuschreckenplage herrscht im
Nyaffa - Distrikt. In einigen Gegenden ist
die Ernte vernichtet. Bei Kikuyu und
Ukambani war es, als ob sich eine Ueber-
schwemmung über das Land ergösse. Augen
zeugen sagen, daß die Felder einer rollen
den See glichen. Die Erde war dick mit
den Thieren bedeckt. In den zwischen der
Küste und Uganda gelegenen Landstrichen
herrscht in Folge dessen großer Mangel an
Nahrungsmitteln. Die Karawanen werden
Mühe haben, in das Innere zu dringen,
und der Verkehr wird eine Zeit lang stocken.
Ein gewaltiger Sturm hat, wie be
reits gemeldet, Dienstag-Nacht über Ncw-
Aork gewüthet. In der Monroe-Straße
stürzte, wie telegraphisch berichtet wird,
ein siebenstöckiges, meistens von Juden be
wohntes Miethshaus ein. Drei Personen,
ein Mann, eine Frau und ein Kind,
wurden getödtet und neun Personen wur
den verwundet. Als das Gebäude ein
stürzte, schliefen etwa 50 Männer, Frauen
und Kinder in demselben. Das Haus war
erst vor Kurzem vollendet worden. Das
Dach war sogar erst gestern völlig fertig
gestellt. Schon während des Baues be
zweifelten viele die Sicherheit des Hauses.
Der Sturm hat noch ein anderes Haus
zur Erde gelegt. Dieser Einsturz hat
jedoch, obgleich etwa 12 Personen in dem
selben schliefen, keine Menschenleben ge
fordert. Mit dem Sturm war starker
Regen verbunden. Der gestrige Sturm
hatte eine Geschwindigkeit von 44—74
englischen Meilen die Stunde. Regen fiel
1—3 Zoll. Viel Schaden wurde besonders
unter den schönen Landhäusern der New-
Aorker, die sich am Hudson und auf Long
Island befinden, angerichtet. Es sind auch
eine Menge Schiffe an der Küste gescheitert
Die Küste vvn Long Island ist mit Schiffs-
trümmern bedeckt. Ueberall sind die Tele-
graphendrähte gerissen. In Jersey City
traten Pferde auf -herabhängende Drähte
und wurden sofort von der Elektricität
getödtet. Derselbe Fall ist auch in Newark
vorgekommen. Am Mittwoch hat sich der
Sturm in New-Uork gelegt und ist iveiter
östlich gefahren.
Newyork, 10. Okt. Zwei Amerikaner,
Steven Lingard und W. Hanley, wollen
die Reise um die Welt auf dem Zwei-
rade machen, obwohl die Sache ziemlich
gefährlich ist. Bon dem Radfahrer Lenz,
der vor Monaten abgefahren ist, um den-
selben Plan auszuführen, hat man in
letzter Zeit nicht mehr gehört, und man
nimmt an, daß er irgendwo verunglückt ist.
Lingard und Hanley haben um 10 000
Dollars gewettet, daß sie zur Reise um
die Erde nur 40 Wochen brauchen werden.
Nach Durchquerung der Vereinigten Staaten
wollen sie mit dem Dampfschiff nach Aoko-
hama und von dort quer durch Japan
mit ihrem Rade »ach Nagasaki fahren;
dann geht es über Shanghai nach Hong-
kong, von dort nach Calcutta und Bombay.
Dann wollen sie Aegypten, Arabien und
Griechenland durchqueren, Brindisi be
rühren, nach der Schweiz, nach Deutsch,
land und Frankreich fahren, ihre Reise
über die Meerenge von Calais nach
Liverpool fortsetzen und sich hier nach
Newyork einschiffen.
Ein neuer Erfolg der Japaner
wird aus Korea gemeldet. Nach Mel
dungen Londoner Blätter aus Witsju in
Korea vom 10. d. M. griffen die Japaner
am 8. d. M. Sitsju an und eroberten die
Stadt. Die etwa 2000 Mann starke
chinesische Besetzung zog sich nach schwackem
Widerstand unter einem Verlust von etwa
100 Todten und Verwundeten zurück. Eine
starke chinesische Streitmacht hat am Nord-
ufer des Ialuflusses eine mit acht Batterien
armirte, befestigte Stellung eingenommen.
Ein Schlacht scheint hier unvermeidlich.
Die Japaner rechnen darauf, Mukden in
der ersten November-Woche zu besetzen.
Japan erklärte, wie der „Voss. Ztg."
aus London mitgetheilt wird, daß es keine
Vermittelung einer dritten Macht
annehmen werde, solänge nicht Chinas
Macht zertrümmert sei.
Wie der „Pall-Mall-Gazette" aus Jo
hannesburg gemeldet wird, hätten sich
30000 Eingeborene vor Lourenzo
Marquez versammelt und die Vorstädte
angegriffen und geplündert.
Ein englischer Dampfer .mit einer
Ladung Korinthen im Werthe von
2 Millionen gerieth im Hafen von Phi-
lippcvillc in Flammen. Da dieselben trotz
aller Anstrengungen nicht gelöscht werden
konnten, wurde das Schiff versenkt.
Spanien.
Madrid, 10. Oktober. In demselben
Hause, in welchem sich die Redaktion des
„Correo de Madrid" befindet, starb gestern
in einem elenden, gänzlich unmöblirten
Kämmerchen vor Hunger ein junges Mäd
chen, das mit einer Schwester zusammen-
Maa sagt.
Roman von E. von Wald-Zedtwitz.
26. Kapitel
, -*r hatte es, nachdem Hart
es von Römhild rhr elterliches Haus ver
lassen. nicht mehr ans %cin Zimmer ge
lassen,
duldet.
„Vater! Geliebter Vaterl Damit war sie
zu ihm geeilt und bestürzt stehen geblieben
als sie dessen ernstes Gesicht sah. Aber jetzt
erhob sich Herr von Ehlarn und schloß
in seine Arme.
„Du willst uns verlassen, mein Kind! Und
so weit, weit fortgehen."
„Muß ich denn nicht, Vater?"
.Sie sah ihn innig an, das kecke, über
müthige Mädchen war verschwunden und das
sinnige, liebende Weib an dessen Stelle ge
treten.
„Und Du erlaubst
uns Deinen Segen?"
„Gewiß! Vorausgesetzt, daß Du die
Mutter —"
,,O, die liebe Mutter —." Anna wollte
^ ihr eilen, aber Herr von Ehlarn hielt sie
^och fest.
»Gedulde Dich noch, mein Kind." Und
Vater, Du giebst
Î ihr mit, was er mit Hartwig vcr-
iedete. Anna fand es begreiflich, und nun
M>g sie langsam zur Mutter, uni ihr ihr
^"^s übervolles Herz auszuschütten.
£ Gegen Abend hielt sie es nicht mehr zu
>vn şib uiußte sich, wie sic cs so gern that,
şich Herz und Gemüth in lebhaftcr
dcr ^"6 befanden, in der Natur ergehen,
fp.i/ê sdbst jetzt im Winter nicht an sausten
^«zcn fehlte.
Ņber sic hatte kaum den Fuß auf die
Straße gesetzt, so schritt Fanny von Schön-
wolff eilig aus sie zu.
„Anna, um Gotteswillen, hast Du es
gehört? JuStorckwitz ist ein Unglück geschehen."
Anna stand fast das Herz still, ihrer Be
rechnung nach mußte Hartwig doch längst
angekommen sein; war ihm vielleicht etwas
begegnet?
„Heinz Königshofen ist auf der Jagd er
schossen worden, oder er hat cs selbst gethan."
O, mein Gott, die arme, arme Ellinor!"
Beide Mädchen, im innigsten Mitgefühl
für Heinz und ihre Freundin, gingen schleunigst
weiter und suchten in der Stadt Näheres zu
^7"bren. Die Nachrichten drängten sich;
° ""tele so, die andere so; die Theilnahme
nm bic verschiedensten Bcrmuthun-
neigten sich" di?Äs 016
àahme zu daß Königs m sich
Et das Leben genommen und daß d esc
kntsctzUche TIM mil >„„„
Zusammenhange stände.
Wie mit einem Schlage war die Stimmunq
verändert, man bedauerte Frau von Römhild
und ihre Tochter, und konnte nicht umhin,
eine gewisse Schuld auf Frau von Schön-
wolff und Baron de Vendrccourt zu schieben,
von denen man wohl wußte, daß sie, an
scheinend zwar ganz absichtslos, aber dennoch
mit einer gewissen Beflissenheit jenen Annah
men eine möglichst große Verbreitung ver
schafften. Ihr Verfahren wurde zum mindesten
als ein unvorsichtiges bezeichnet.
„Da kommt Lieutenant Mohrberg!" rief
Fanny jetzt, „der wird gewiß etwas Näheres
wissen."
„Ja, den laß uns fragen!" sagte Anna,
und Beide eilten ans ihn zu.
Hans stand da, wie versteinert.
„Ich weiß noch kein Wort," stammelte er,
indem Thränen seine Augen füllten. „Ich
werde aber sofort an Herrn von Mäurer
tclegraphiren." Alle Drei begaben sich an'
das Telegraphenamt.
Als sic wieder heraustraten, begegnete ihnen
Frau von Schönwolff mit Herrn de Vendre-
conrt, wobei Erstere ihre Tochter mit stra
fendem Blicke musterte, welchen Fanny nur
zu out verstand. Aber Anna ließ ihr keine
Zeit, ihrem Unwillen, Fanny in Begleitung
des ihr verhaßten Offiziers zu haben, Aus
druck zu geben.
„Wir haben eben telegraphisch bei Herrn
von Maurer angefragt, gnädige Frau, ob
Herr Königshofen lebt, oder ob er todt ist."
„Lebt?! — Todt ist?!" Cäcilie brachte
die wenigen Worte kaum über ihre Lippen,
und hörte mit stillem Grauen dem zu, was
Anna, Fanny und Hans, sich gegenseitig
unterbrechend und sich überstürzend, berichteten.
„Das ist ja sehr traurig," brachte sic
endlich mühsam hervor, und sich kurz gegen
die Drei verneigend, gab sic Herrn de Vcn-
drecourt ein stummes Zeichen, mit ihr wcitcr
zu gehen.
„Nun, was sagen Sic dazu?" wandte
ff., llch endlich, als sie sich außerhalb der
Horwcite der Anderen befanden, an ihren
Begleiter.
Herr de Vendrccourt ließ den Klemnicr
gewandt von der Nase fallen und sah sic
gleichgültig an.
Es^ ist eben ein beklagenswerther Unglücks
all, wie er schon oft im Leben vorgekommen
ist und auch noch oft vorkommen wird.
Sonntagsjäger sollen eben nicht auf die Jagd
gehen."
„Und fühlen Sie gar keine Gcwissensqualen
dabei?" fuhr Cäcilie gereizt auf.
Vendrecourt sah sie an, als ob
ihrem Verstände zweifelte.
„Ich? Ja, was soll ich denn damit zu
thun haben?"
Cäcilie schleuderte ihm einen ihrer giftigsten
Blicke zu.
„Glauben Sie dabei an einen Zufall?
Wie? Wer ließ die Meraner Kurliste kommen,
wer legte diesem Artikel die Bedeutung unter?"
„Ich doch nicht etwa, gnädige Frau?"
„So wollen Sie die Schuld wohl auf
mich schieben?"
„Die Höflichkeit verbietet mir, Ihnen hier
auf die gebührende Antwort zu geben."
Herr de Vendrecourt lüftete den glänzenden
Cylinder und empfahl sich kurz.
Die Höflichkeit!?" zischte Frau von
Schönwolff, und ging, von Gewissensqualen,
Wuth und Acrgcr zugleich erfüllt, fest über
zeugt, daß Heinz Königshofen selbst Hand an
sich gelegt, nach Hause. War sie nicht, mehr
und mehr angereizt durch Baron de Vendre-
court, die mittelbare Veranlassung zu dieser
That? War das Benehmen dieses Mannes
nicht empörend? War durch den Tod Hein^
Königshofens nicht ihre Tochter des zukünfti
gen Gatten und sie des wohlhabenden
Schwiegersohnes beraubt, auf welchen sic so
große Hoffnungen gebaut hatte? In düsterstcr
Stinimung warf sie sich auf das Lager, nach
dem sie die Thür ihres Zimmers verschlossen
hatte, um heute keinen Menschen mehr zu
'ehe». Aber die Gcwisseuspcin ließ sie nicht
ruhen; wenn sie diesen Tod verschuldet hätte,
cs wäre entsetzlich!
Mehr als einmal sah sic zum Fenster hin
aus, unwillkürlich in der Hoffnung, den ihr
so verhaßten Lieutenant Mohrberg zu sehen,
welcher Nachrichten über Heinz Königshofen
bringen sollte. Und er kam wirklich! Freudi
gen Schrittes nahte er, schon vom Weitem
in der Hand die Depesche schwenkend.
„Kommen Sic herauf, Herr Lieutenant,
kommen Sie." Damit eilte sic vom Fenster,
ohne dasselbe zu schließen, und ging ihm bis
an die Treppe entgegen. Wer ihr das noch
vor wenigen Stunden gesagt hätte!
„Nun?!"
„Er lebt! Gewehr hat sich bei der Jagd
selbst entladen, Lebensgefahr ausgeschlossen,"
las Hans mit freudig bewegter Stimme.
Ehe Mohrberg cs eigentlich selbst wußte,
faß er seiner ausgesprochenen Widersacherin
in deren Zimmer gegenüber, wobei das Ge-
präch nach und nach eine harmlose Wendung
annahm.
Fanny wollte, als sie zurückkehrte und Hans
bei ihrer Mutter traf, kaum ihren Augen
trauen. Aber sie nahm sich zusammen, be
gegnete Mohrberg kühl, gab ihrer Freude über
dic günstigen Nachrichten dagegen einen so
beredten Ausdruck, daß Frau von Schönwolff
von Neuem hoffte.
Hartwig von Römhild traf gegen Mitter
nacht in dem Landhause seiner Mutter ein und
fand ohne Mühe jene von ihr so genau be
zeichneten Papiere. Wie wunderbar war cs
ihm, als er sie in der Hand hielt! Welche
Eröffnungen sollten ihm morgen daraus
werden! Daß es wichtige waren, davon war
cr überzeugt. Nach ruhig verbrachter Nacht
fuhr er nach Storckwitz zurück; gleich schn-
îït.r
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