Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

« . -;V ? r&Jk« ; 'v- ; 
Sie sprang empor und durchschritt in ver- 
zweifelter Stimmung das Haus. 
tüchtig von Frau vo 
Hofmarschall erwartet. 
< îîà!'ļMk s- * • ■$ 
imeit' 
jede» 
er« 
über 
dsb> 
ofort 
rten> 
erten 
>chbl. 
und 
thew 
■f. 
abe» 
3. 
ikthk 
1893 
eben, 
rk ein 
N mit 
>hnung 
ş- Erscheint täglich- °Z- 
icide- 
r V —ş 
Bezugspreis: 
vierteljährlich 2 Ji—, frei ins Haus geliefert 
2 Ji 15 c\ 
für Auswärtige, durch die Post bezogen 
' 2 Ji 25 è> 
feci. Postprovision:c., jedoch ohne Bestellgeld. 
Znsertiousprris: pro Petitzeile 15 Ķ 
Aeltestrs und geleftnstrs Klukt im Kreise Rendsburg. 
Anzeigen für die Tagesnummer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten. 
-s-> 87ster Jahrgang. <*s- 
Bei Betriebsstörungen 
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung 
dieses Blattes vorbehalten. 
Als Beilagen 
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das 
Blatt „Mode u. Heim" gratis beigegcbeu. 
3000 Abonnenten. 
Wo. 241. 
Sonnabend, den 
Hctobeŗ 
1894. 
Morgen-Depeschen. 
Berlin, 13. Oktober. Dem „Berliner 
Tageblatt" wird aus St. Petersburg ge 
schrieben: In dortigen ärztlichen Kreisen 
werde vielfach die Befürchtung laut, daß 
dem räthselhaften Nierenleiden des Kaisers 
möglicher Weise ein Krebsschaden zu Grunde 
läge. Man führe für diese Befürchtung 
noch ins Feld, daß im Hause Romanow 
die Krebskrankheit erblich zu sein scheine. 
Vielfach werde geglaubt, daß kurz nach 
der Ankunft des Kaisers auf Korfu ein 
Konsilium derhervorragendstenChirurgen und 
Therapeuten Europas berufen werden dürfte. 
Köln, 13. Oktober. Bei Duisburg stieß 
gestern Abend ein Güterzug mit mehreren 
Rangierwagen zusammen. Der Material^ 
schaden ist ganz bedeutend. Personen 
wurden nicht verletzt. Bei derselben Sta 
tion fand heute Morgen ein Zusammen 
stoß des von Oberhausen kommenden Perl 
sonenzuges mit einem Güterzuge statt. 
Hierbei sind mehrere Pe>fönen theils schwer, 
7 ei P Reicht verletzt worden. Auch hier 
rst der Materialschaden groß. 
Paris, 13. Oktbr. Henri Rochefort be 
spöttelt in geistreicher Weise die Erzählung 
des „Temps", daß der Präsident Casimir- 
Pärier zu Fuß im Bois de Boulogne sich 
bewegt habe. Rochefort sagt: „Wenn der 
Präsident sich in der Oeffcntlichkeit zeigt, 
dann sieht man ihn nicht zu Fuß, sondern 
in einem haushohen Wagen, begleitet von 
sechs Schwadronen Reitern und 300 Gens- 
darmen. Glücklicherweise ist die ganze Ge 
schichte eine Erfindung und wenn die 
ff^che auch auf Wahrheit beruhte, so wäre 
es ein Verbrechen, die Thatsache mitzu- 
therlen, da sie den Nachahmern Caserios 
die erforderlichen Andeutungen geben kann." 
».ondon, 13. Oktober. Wie aus Aoko- 
hama gemeldet wird, hat dort das Ge 
rücht von einer beabsichtigten Intervention 
der europäischen Mächte große Aufregung 
hervorgerufen. Allgemeine Ansicht ist, daß 
Japan die kriegerischen Operationen nicht 
eher einstellen iverde, bis es seine Rechte 
erlangt und die Sicherheit erhalten habe, 
daß von Seiten Chinas eine nochmalige 
Einmischung in die koreanischen Angelegen 
heiten nicht erfolgt. 
London, 13. Oct. Der chinesische Ad 
miral Ting hat, wie aus Peking ge 
meldet wird, einen Bericht über die 
Schlacht am Ialu-Flussc geliefert, worin er 
die Niederlage der Chinesen der größeren 
Ausrüstung der Japaner mit Schnellfeuer- 
kanonen zuschreibt. Hierauf hin wurden 
mitffKrupp Unterhandlungen wegen Liefe- 
rung gleicher Geschütze eingeleitet. Die 
Lieferung soll noch vor dem Winter erfol 
gen. — Die chinesische Regierung hat zwei 
argentinische und zwei chilenische Schiffe 
angekauft. 
London, 13. Oktober. Einer Meldung 
aus Tientsin zufolge schiebt die Bevölker 
ung dem Bizekönig Li-Hung-Chang für- 
alle Niederlagen, welche die Chinesen er 
litten, die Verantwortlichkeit zu. In 
Maueranschlägen wird gegen ihn die An 
schuldigung erhoben, der Armee die allcr- 
nothwendigste Munition nicht geliefert zu 
haben. 
Der Urrfleift unserer jungen 
Juristen. 
„Beim Oberlandesgericht in Naumburg 
unter dem Vorsitz des neuen Oberlandes- 
gerichtspräsidenten vr. fur. Werner haben 
von zusammen sechzehn an vier Tagen ge 
prüften Rechtskandidaten nur vier die 
Prüfung bestanden, während zwölf, also 
75 pCt. durchfielen, darunter vier zum 
zweiten Male", so lautet eine traurige 
Mittheilung. 
Doppelt schwer wiegen angesichts jenes 
so über die Maßen bedauerlichen, ja stau- 
dalösen Mißerfolges die Worte Gneist's 
und Schmoller's an unsere studirende Ju 
gend. Bei dem ungeheuer großen Einfluß, 
den z. Zt. gerade die Juristen auf alle 
Zweige der Verwaltung ausüben, bei der 
Wichtigkeit und Bedeutung, die überall 
ihrem Urtheil, ihrem „weiten Blick" beige 
legt wird, muß die Oeffentlichkeit mit aller 
Entschiedenheit verlangen, daß diese so be- 
vorzugte Kaste sich auch ihrer Pflichten 
voll bewußt wird. „Fachunkenntniß ehrt 
den Juristen", spöttelt man schon seit lan- 
gem in all den Zweigen der Industrie, des 
Handels, überhaupt des öffentlichen Lebens, 
wo junge Juristen leitende Stellungen ein 
nehmen, wenn der junge Nachwuchs aber 
zu seiner Fachunkenntniß auch noch ausge- 
breitete Unkenntniß überhaupt gesellen will, 
so wird er doch rasch den Ast absägen, auf dem 
die doetores juris heute noch behaglich sitzen. 
Wie ein großer Theil unserer Studenten 
schaft, und unter ihm namentlich die Herren, 
die sich angeblich dem „Studium der Rechte" 
widmen, seine Arbeitspflicht auffaßt, ist 
allzu sehr bekannt, als daß noch viele 
Worte daran verschwendet werden müßten. 
So viel scheint klar, daß diese jungen Ge- 
nießlinge, die ihre Zeit zivischen der Kneipe 
dem Fechtboden und anderen, noch viel 
minder entschuldbaren Vergnügungen theilen, 
daß diese Sprößlinge wohlhabender Stände 
sittlich unendlich weit hinter dem jungen 
Handwerker, dem Arbeiter zurückstehen, der 
sich, gleichaltrig mit ihnen, sein Brot Tags 
über durch eigener Hände fleißiges Werk 
erwirbt und doch spät Abends noch genug 
Lust und Freude an der Fortbildung seines 
Geistes verspürt, um Schulen aller Art 
besuchen zu können! Unsere Witzblätter 
wissen sich nicht genug „geistreicher" Scherze, 
darin sie den unfleißigen, trunk- und pump- 
lustigen Studenten sozusagen noch verherr 
lichen; in Wahrheit aber stehen wir hier 
vor einem Abgrund sonder Gleichen. Ge 
rade heute, in einer so ungeheuer erregten 
Zeit, sollten sick die berufenen Führer der 
Nation, die gebildeten Klassen, darauf be 
sinnen, daß sie von jedem ihrer Glieder, 
so jung es auch sein mag, gebieterisch aller- 
strengste Pflichterfüllung verlangen müssen. 
Wenn sie vorbildlich auf die Niederen 
wirken, welche Berechtigung haben sie dann, 
einen Führerposten zu beanspruchen? 
Daß die Kollegien immer gerade in die 
Frühschoppeustundcn fallen, mag bedauerlich 
sein, und die Frage, wie man die Trunk- 
und Renommirsucht auf den Universitäten 
abschaffen könne, mag dahin b-autlvortet 
werden, daß man die Universitäten ab 
schaffen müsse. Ganz gut. Wer aber mit 
solchen Ansichten ins Studentenleben tritt 
— diesem Studentenleben wünscht ja Nie- 
wand seine Freiheit, Fröhlichkeit und Un- 
gebundenheit zu rauben —, der vergißt 
sich selbst, seinen Beruf, seine Eltern und 
endlich die Allgemeinheit. Es muß ihm 
klar gemacht werden, daß es nicht ferner 
angeht, nach vielen nutzlos verbrachten 
Semestern den „kleinen Quaritsch" vorzu- 
nehmen und durchzubüffeln, bis die Ant 
wort auf die beliebtesten Examenfragen 
mechanisch festsitzt. Dem ist nichts inniger 
zu wünschen, als daß er so ernste und ge 
wissenhafte Prüfer findet, wie die Durch- 
gefallenen von Naumburg. 
Er wird sich gezwungen sehen, endlich 
wirklich zu lernen, was geistige Arbeit ist, 
und das an ihm „statuirte Exempel" wird 
wohlthätig, d. h. schreckend und mahnend 
wirken. Der Andrang zur Juristerei ist 
darum so groß, weil hier die besten Lebens 
stellungen winken, und es scheint deshalb 
durchaus nöthig, gerade hier allerstrengste 
Auswahl zu treffen und die Fleißigsten 
und Befähigtesten aufsteigen zu lassen. 
Sonst müssen wir uns endlich hinter China 
und Japan verstecken. D. W. 
Ausland. 
Außereuropäische Gebiete. 
Eine Heuschreckenplage herrscht im 
Nyaffa - Distrikt. In einigen Gegenden ist 
die Ernte vernichtet. Bei Kikuyu und 
Ukambani war es, als ob sich eine Ueber- 
schwemmung über das Land ergösse. Augen 
zeugen sagen, daß die Felder einer rollen 
den See glichen. Die Erde war dick mit 
den Thieren bedeckt. In den zwischen der 
Küste und Uganda gelegenen Landstrichen 
herrscht in Folge dessen großer Mangel an 
Nahrungsmitteln. Die Karawanen werden 
Mühe haben, in das Innere zu dringen, 
und der Verkehr wird eine Zeit lang stocken. 
Ein gewaltiger Sturm hat, wie be 
reits gemeldet, Dienstag-Nacht über Ncw- 
Aork gewüthet. In der Monroe-Straße 
stürzte, wie telegraphisch berichtet wird, 
ein siebenstöckiges, meistens von Juden be 
wohntes Miethshaus ein. Drei Personen, 
ein Mann, eine Frau und ein Kind, 
wurden getödtet und neun Personen wur 
den verwundet. Als das Gebäude ein 
stürzte, schliefen etwa 50 Männer, Frauen 
und Kinder in demselben. Das Haus war 
erst vor Kurzem vollendet worden. Das 
Dach war sogar erst gestern völlig fertig 
gestellt. Schon während des Baues be 
zweifelten viele die Sicherheit des Hauses. 
Der Sturm hat noch ein anderes Haus 
zur Erde gelegt. Dieser Einsturz hat 
jedoch, obgleich etwa 12 Personen in dem 
selben schliefen, keine Menschenleben ge 
fordert. Mit dem Sturm war starker 
Regen verbunden. Der gestrige Sturm 
hatte eine Geschwindigkeit von 44—74 
englischen Meilen die Stunde. Regen fiel 
1—3 Zoll. Viel Schaden wurde besonders 
unter den schönen Landhäusern der New- 
Aorker, die sich am Hudson und auf Long 
Island befinden, angerichtet. Es sind auch 
eine Menge Schiffe an der Küste gescheitert 
Die Küste vvn Long Island ist mit Schiffs- 
trümmern bedeckt. Ueberall sind die Tele- 
graphendrähte gerissen. In Jersey City 
traten Pferde auf -herabhängende Drähte 
und wurden sofort von der Elektricität 
getödtet. Derselbe Fall ist auch in Newark 
vorgekommen. Am Mittwoch hat sich der 
Sturm in New-Uork gelegt und ist iveiter 
östlich gefahren. 
Newyork, 10. Okt. Zwei Amerikaner, 
Steven Lingard und W. Hanley, wollen 
die Reise um die Welt auf dem Zwei- 
rade machen, obwohl die Sache ziemlich 
gefährlich ist. Bon dem Radfahrer Lenz, 
der vor Monaten abgefahren ist, um den- 
selben Plan auszuführen, hat man in 
letzter Zeit nicht mehr gehört, und man 
nimmt an, daß er irgendwo verunglückt ist. 
Lingard und Hanley haben um 10 000 
Dollars gewettet, daß sie zur Reise um 
die Erde nur 40 Wochen brauchen werden. 
Nach Durchquerung der Vereinigten Staaten 
wollen sie mit dem Dampfschiff nach Aoko- 
hama und von dort quer durch Japan 
mit ihrem Rade »ach Nagasaki fahren; 
dann geht es über Shanghai nach Hong- 
kong, von dort nach Calcutta und Bombay. 
Dann wollen sie Aegypten, Arabien und 
Griechenland durchqueren, Brindisi be 
rühren, nach der Schweiz, nach Deutsch, 
land und Frankreich fahren, ihre Reise 
über die Meerenge von Calais nach 
Liverpool fortsetzen und sich hier nach 
Newyork einschiffen. 
Ein neuer Erfolg der Japaner 
wird aus Korea gemeldet. Nach Mel 
dungen Londoner Blätter aus Witsju in 
Korea vom 10. d. M. griffen die Japaner 
am 8. d. M. Sitsju an und eroberten die 
Stadt. Die etwa 2000 Mann starke 
chinesische Besetzung zog sich nach schwackem 
Widerstand unter einem Verlust von etwa 
100 Todten und Verwundeten zurück. Eine 
starke chinesische Streitmacht hat am Nord- 
ufer des Ialuflusses eine mit acht Batterien 
armirte, befestigte Stellung eingenommen. 
Ein Schlacht scheint hier unvermeidlich. 
Die Japaner rechnen darauf, Mukden in 
der ersten November-Woche zu besetzen. 
Japan erklärte, wie der „Voss. Ztg." 
aus London mitgetheilt wird, daß es keine 
Vermittelung einer dritten Macht 
annehmen werde, solänge nicht Chinas 
Macht zertrümmert sei. 
Wie der „Pall-Mall-Gazette" aus Jo 
hannesburg gemeldet wird, hätten sich 
30000 Eingeborene vor Lourenzo 
Marquez versammelt und die Vorstädte 
angegriffen und geplündert. 
Ein englischer Dampfer .mit einer 
Ladung Korinthen im Werthe von 
2 Millionen gerieth im Hafen von Phi- 
lippcvillc in Flammen. Da dieselben trotz 
aller Anstrengungen nicht gelöscht werden 
konnten, wurde das Schiff versenkt. 
Spanien. 
Madrid, 10. Oktober. In demselben 
Hause, in welchem sich die Redaktion des 
„Correo de Madrid" befindet, starb gestern 
in einem elenden, gänzlich unmöblirten 
Kämmerchen vor Hunger ein junges Mäd 
chen, das mit einer Schwester zusammen- 
Maa sagt. 
Roman von E. von Wald-Zedtwitz. 
26. Kapitel 
, -*r hatte es, nachdem Hart 
es von Römhild rhr elterliches Haus ver 
lassen. nicht mehr ans %cin Zimmer ge 
lassen, 
duldet. 
„Vater! Geliebter Vaterl Damit war sie 
zu ihm geeilt und bestürzt stehen geblieben 
als sie dessen ernstes Gesicht sah. Aber jetzt 
erhob sich Herr von Ehlarn und schloß 
in seine Arme. 
„Du willst uns verlassen, mein Kind! Und 
so weit, weit fortgehen." 
„Muß ich denn nicht, Vater?" 
.Sie sah ihn innig an, das kecke, über 
müthige Mädchen war verschwunden und das 
sinnige, liebende Weib an dessen Stelle ge 
treten. 
„Und Du erlaubst 
uns Deinen Segen?" 
„Gewiß! Vorausgesetzt, daß Du die 
Mutter —" 
,,O, die liebe Mutter —." Anna wollte 
^ ihr eilen, aber Herr von Ehlarn hielt sie 
^och fest. 
»Gedulde Dich noch, mein Kind." Und 
Vater, Du giebst 
Î ihr mit, was er mit Hartwig vcr- 
iedete. Anna fand es begreiflich, und nun 
M>g sie langsam zur Mutter, uni ihr ihr 
^"^s übervolles Herz auszuschütten. 
£ Gegen Abend hielt sie es nicht mehr zu 
>vn şib uiußte sich, wie sic cs so gern that, 
şich Herz und Gemüth in lebhaftcr 
dcr ^"6 befanden, in der Natur ergehen, 
fp.i/ê sdbst jetzt im Winter nicht an sausten 
^«zcn fehlte. 
Ņber sic hatte kaum den Fuß auf die 
Straße gesetzt, so schritt Fanny von Schön- 
wolff eilig aus sie zu. 
„Anna, um Gotteswillen, hast Du es 
gehört? JuStorckwitz ist ein Unglück geschehen." 
Anna stand fast das Herz still, ihrer Be 
rechnung nach mußte Hartwig doch längst 
angekommen sein; war ihm vielleicht etwas 
begegnet? 
„Heinz Königshofen ist auf der Jagd er 
schossen worden, oder er hat cs selbst gethan." 
O, mein Gott, die arme, arme Ellinor!" 
Beide Mädchen, im innigsten Mitgefühl 
für Heinz und ihre Freundin, gingen schleunigst 
weiter und suchten in der Stadt Näheres zu 
^7"bren. Die Nachrichten drängten sich; 
° ""tele so, die andere so; die Theilnahme 
nm bic verschiedensten Bcrmuthun- 
neigten sich" di?Äs 016 
àahme zu daß Königs m sich 
Et das Leben genommen und daß d esc 
kntsctzUche TIM mil >„„„ 
Zusammenhange stände. 
Wie mit einem Schlage war die Stimmunq 
verändert, man bedauerte Frau von Römhild 
und ihre Tochter, und konnte nicht umhin, 
eine gewisse Schuld auf Frau von Schön- 
wolff und Baron de Vendrccourt zu schieben, 
von denen man wohl wußte, daß sie, an 
scheinend zwar ganz absichtslos, aber dennoch 
mit einer gewissen Beflissenheit jenen Annah 
men eine möglichst große Verbreitung ver 
schafften. Ihr Verfahren wurde zum mindesten 
als ein unvorsichtiges bezeichnet. 
„Da kommt Lieutenant Mohrberg!" rief 
Fanny jetzt, „der wird gewiß etwas Näheres 
wissen." 
„Ja, den laß uns fragen!" sagte Anna, 
und Beide eilten ans ihn zu. 
Hans stand da, wie versteinert. 
„Ich weiß noch kein Wort," stammelte er, 
indem Thränen seine Augen füllten. „Ich 
werde aber sofort an Herrn von Mäurer 
tclegraphiren." Alle Drei begaben sich an' 
das Telegraphenamt. 
Als sic wieder heraustraten, begegnete ihnen 
Frau von Schönwolff mit Herrn de Vendre- 
conrt, wobei Erstere ihre Tochter mit stra 
fendem Blicke musterte, welchen Fanny nur 
zu out verstand. Aber Anna ließ ihr keine 
Zeit, ihrem Unwillen, Fanny in Begleitung 
des ihr verhaßten Offiziers zu haben, Aus 
druck zu geben. 
„Wir haben eben telegraphisch bei Herrn 
von Maurer angefragt, gnädige Frau, ob 
Herr Königshofen lebt, oder ob er todt ist." 
„Lebt?! — Todt ist?!" Cäcilie brachte 
die wenigen Worte kaum über ihre Lippen, 
und hörte mit stillem Grauen dem zu, was 
Anna, Fanny und Hans, sich gegenseitig 
unterbrechend und sich überstürzend, berichteten. 
„Das ist ja sehr traurig," brachte sic 
endlich mühsam hervor, und sich kurz gegen 
die Drei verneigend, gab sic Herrn de Vcn- 
drecourt ein stummes Zeichen, mit ihr wcitcr 
zu gehen. 
„Nun, was sagen Sic dazu?" wandte 
ff., llch endlich, als sie sich außerhalb der 
Horwcite der Anderen befanden, an ihren 
Begleiter. 
Herr de Vendrccourt ließ den Klemnicr 
gewandt von der Nase fallen und sah sic 
gleichgültig an. 
Es^ ist eben ein beklagenswerther Unglücks 
all, wie er schon oft im Leben vorgekommen 
ist und auch noch oft vorkommen wird. 
Sonntagsjäger sollen eben nicht auf die Jagd 
gehen." 
„Und fühlen Sie gar keine Gcwissensqualen 
dabei?" fuhr Cäcilie gereizt auf. 
Vendrecourt sah sie an, als ob 
ihrem Verstände zweifelte. 
„Ich? Ja, was soll ich denn damit zu 
thun haben?" 
Cäcilie schleuderte ihm einen ihrer giftigsten 
Blicke zu. 
„Glauben Sie dabei an einen Zufall? 
Wie? Wer ließ die Meraner Kurliste kommen, 
wer legte diesem Artikel die Bedeutung unter?" 
„Ich doch nicht etwa, gnädige Frau?" 
„So wollen Sie die Schuld wohl auf 
mich schieben?" 
„Die Höflichkeit verbietet mir, Ihnen hier 
auf die gebührende Antwort zu geben." 
Herr de Vendrecourt lüftete den glänzenden 
Cylinder und empfahl sich kurz. 
Die Höflichkeit!?" zischte Frau von 
Schönwolff, und ging, von Gewissensqualen, 
Wuth und Acrgcr zugleich erfüllt, fest über 
zeugt, daß Heinz Königshofen selbst Hand an 
sich gelegt, nach Hause. War sie nicht, mehr 
und mehr angereizt durch Baron de Vendre- 
court, die mittelbare Veranlassung zu dieser 
That? War das Benehmen dieses Mannes 
nicht empörend? War durch den Tod Hein^ 
Königshofens nicht ihre Tochter des zukünfti 
gen Gatten und sie des wohlhabenden 
Schwiegersohnes beraubt, auf welchen sic so 
große Hoffnungen gebaut hatte? In düsterstcr 
Stinimung warf sie sich auf das Lager, nach 
dem sie die Thür ihres Zimmers verschlossen 
hatte, um heute keinen Menschen mehr zu 
'ehe». Aber die Gcwisseuspcin ließ sie nicht 
ruhen; wenn sie diesen Tod verschuldet hätte, 
cs wäre entsetzlich! 
Mehr als einmal sah sic zum Fenster hin 
aus, unwillkürlich in der Hoffnung, den ihr 
so verhaßten Lieutenant Mohrberg zu sehen, 
welcher Nachrichten über Heinz Königshofen 
bringen sollte. Und er kam wirklich! Freudi 
gen Schrittes nahte er, schon vom Weitem 
in der Hand die Depesche schwenkend. 
„Kommen Sic herauf, Herr Lieutenant, 
kommen Sie." Damit eilte sic vom Fenster, 
ohne dasselbe zu schließen, und ging ihm bis 
an die Treppe entgegen. Wer ihr das noch 
vor wenigen Stunden gesagt hätte! 
„Nun?!" 
„Er lebt! Gewehr hat sich bei der Jagd 
selbst entladen, Lebensgefahr ausgeschlossen," 
las Hans mit freudig bewegter Stimme. 
Ehe Mohrberg cs eigentlich selbst wußte, 
faß er seiner ausgesprochenen Widersacherin 
in deren Zimmer gegenüber, wobei das Ge- 
präch nach und nach eine harmlose Wendung 
annahm. 
Fanny wollte, als sie zurückkehrte und Hans 
bei ihrer Mutter traf, kaum ihren Augen 
trauen. Aber sie nahm sich zusammen, be 
gegnete Mohrberg kühl, gab ihrer Freude über 
dic günstigen Nachrichten dagegen einen so 
beredten Ausdruck, daß Frau von Schönwolff 
von Neuem hoffte. 
Hartwig von Römhild traf gegen Mitter 
nacht in dem Landhause seiner Mutter ein und 
fand ohne Mühe jene von ihr so genau be 
zeichneten Papiere. Wie wunderbar war cs 
ihm, als er sie in der Hand hielt! Welche 
Eröffnungen sollten ihm morgen daraus 
werden! Daß es wichtige waren, davon war 
cr überzeugt. Nach ruhig verbrachter Nacht 
fuhr er nach Storckwitz zurück; gleich schn- 
îït.r 
V
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.