Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

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-H- 87ster Jahrgang. 
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Morgen-Depeschen. 
Schleswig, 11. Okt. Auster der Kaiserin 
und dem Vertreter des Kaisers, Grafen 
Waldersee, wird auch der Kultusminister 
zur Feier der Einweihung der 
D o m k i r ch e in Schleswig anwesend sein. 
Die Kaiserin begiebt sich unmittelbar nach 
Schluß der Feier zum Besuch ihrer Schwester 
nach Glücksburg. 
Berlin, 11. Okt. Der neuernannte 
Oberpräsident von Schlesien Fürst Hatz 
f e l d t hat in diesen Tagen dem Kaiser 
in Hubertusstock seine Aufwartung gemacht 
und seinen Dank für die auf ihn gefallene 
Wahl ausgesprochen. Gestern hat sich der 
Fürst hier bei den höchsten Reichs- und 
Staatsbehörden in seiner neuen Stellung 
vorgestellt. Er ist heute nach Breslau 
zurückgekehrt. 
Berlin, 11. Okt. Der kommandirende 
General des I. Armeekorps, General der 
Infanterie v. Werder in Königsberg, er 
sucht die „Voss. Ztg.", die über ihn ver. 
breitete Nachricht, er beabsichtige, demnächst 
seinen Abschied nachzusuchen, richtig zu 
stellen. Die Nachricht ist unzutreffend. 
Berlin, 11. Okt. Der „B. B.-C." 
schreibt: Paul Lindau ist zum Intendanten 
des Hoftheaters in Meiningen berufen 
und hat die Stellung angenommen. Auf 
Schloß Schloß Altenflein, wo Lindau so 
eben als Gast des Herzogs von Meiningen 
weilte, sind die Vereinbarungen getroffen 
worden, und am 1. April 1895 wird 
Lindau seine Stellung antreten. 
Köln, 11. Okt. Die „Kölnische Ztg." 
meldet: Die Großmächte sollen sich 
wegen etwaiger Schritte in der koreanischen 
Frage geeinigt haben. Es scheint beab 
sichtigt, dem Vordringen der Japaner auf 
Peking keine Schwierigkeiten zu bereiten. 
Wien, 11. Okt. In voriger Nacht ging 
über Marchegg und Preßburg ein schweres 
Gewitter mit einem heftigen Wolkenbruch 
nieder, wodurch furchtbarerSchaden 
angerichtet würbe. Mehrere Häuser 
wurden weggeschwemmt; zahl 
reiche Thiere sind zu Grunde gegangen. 
Der Eisenbahnverkehr ist streckenweise ganz 
unterbrochen. 
Brüssel, 11. Okt. Der Personenzug 
von Esneux ist bei Lüttich entgleist. Der 
„Etoile" zufolge sind der Maschinist und 
25 Reisende verwundet. Die Locomotive 
ist zertrümmert und der Dienst vollständig 
gestört. Die Herstellung des regelmäßigen 
Verkehrs ist nicht vor morgen Vormittag 
zu erwarten. 
London, 11. Okt. Dem Reuterschen 
Bureau wird aus Shanghai vom heutigen 
Tage gemeldet: Nach einem noch untter 
bürgten, nicht als authentisch zu betrach' 
tenden Gerücht seien 40 000 Mann japanische 
Truppen bei Shan-hai-kwan gelandet und 
sollen die Telegraphendrähte durchschnitten 
haben. Ein anderes Gerücht besagt: Eine 
weitere Streitmacht sei bei Nükwang ge 
landet. Mehrere japanische Kriegsschiffe 
seien in der Nähe des Hafens von Taku 
gesehen worden. 
Ferner wird demselben Bureau aus 
Shanghai gemeldet: Gestern habe zwischen 
den Avantgarden der Japaner und der 
Chinesen nördlich des Jalu-Fluffes ein 
Gefecht stattgefunden. Die Japaner seien 
zurückgeworfen und gezwungen worden, 
wieder über den Fluß zurückzugehen. Die 
Ausbesserung der chinesischen Kriegsschiffe 
in Port Arthur sei vollendet. Die Flotte 
werde heute wieder in See gehen. — Nach 
Meldungen aus Tientsin sind die Gesandten 
Englands nud Rußlands dort eingetroffen 
und iverden sich sofort nach Peking begeben. 
Petersburg, 11. Okt. Das Etablisse 
ment der Newski'schen Baum 
wollspinnerei Actiengesellschaft ist 
zum größten Theil niedergebrannt, der 
Schaden beträgt gegen eine halbe Million 
Rubel, einige Fabrikarbeiter werden ver 
mißt. Es liegt, wie die „Post" meldet, 
Brandstiftung vor. 
Petersburg, 11. Okt. Nach einer Mel 
dung der „Pol. Corr." wird der Zar erst 
Ausgangs November nach Korfu reisen. 
Der Thronfolger hat die Regentschaft mit 
der Beschränkung erhalten, daß die wich 
tigsten Angelegenheiten vom Kaiser selbst 
erledigt werden. 
Ausland. 
rkluftecenropäische Gebiete. 
Ein furchtbares Ballon u n > 
glück hat sich in Franklinville, New-Iork, 
zugetragen. Dort stieg die 18jährige Luft- 
schifferin Beatrice Bandreffen am Freitag 
auf. Der Ballon war 1000 Fuß hoch, 
als die Zuschauer das junge Mädchen 
kopfüber zur Erde herabstürzen sahen. Die 
Leiche war furchtbar zermalmt. 
Jokohama, 9. Okt. Es verlautet, die 
japanische Flotte habe Tschifu eingenom 
men. Die Regierung erhielt bis jetzt noch 
keine Meldung darüber. Tschifu ist der 
dominirende Punkt des wichtigen Hafens 
Wei-a-Wei. 
Die auch von uns wiedergegebene Nach 
richt eines Londoner Blattes, daß die 
armenischen Einwohner von Sassun(Erzerum) 
türkischeSoldaten angegriffen 
hätten und letztere 300 Todte und Ver 
mundete verloren hätten, wird von Seiten 
der türkischen Regierung als völlig u N' 
begründet bezeichnet; 
Italien. 
Ueber die E i n f ü h r u n g d e s D i p h- 
theritis-Heilserums inJtalien 
meldet ein Wölfisches Telegramm aus 
Nom: In Folge der wissenschaftlichen 
Nachweise von der Wirksamkeit der Serum 
Behandlung gegen Dyphtherie gestattete 
der Minister des Innern provisorisch die 
Einführung des antidiphtheritischen Serum 
und die Verwendung desselben durch die 
Aerzte behufs weiterer Forschung. Die 
Erlaubniß bezieht sich jedoch nur auf 
Serum, welches unter der Kontrolle der 
Doktoren Behring und Herlich von den 
Höchster Farbwerken oder von Roux in 
Paris hergestellt ist. Serum jedes anderen 
Ursprungs ist ausgeschlossen. 
Rom, 10. Oktober. In Calciano, einem 
kleinen Dorf der Basilicata, ist der Küster 
in der Kirche erschossen worden, allerdings 
nur aus Fahrlässigkeit. Der Küster hatte 
nämlich, um den Urheber wiederholter 
Diebstähle von Kirchengeräth auf der That 
zu fassen, gemeinsam mit einigen Freunden 
einen nächtlichen Wachdienst eingerichtet. 
Als sie jüngst wieder um die Kirche herum 
patrouillirten, glaubte der Küster ein Ge 
räusch aus dem Innern zu vernehmen, 
und indem er sich anschickte, einzutreten, 
gab er den bewaffneten Kameraden Wei 
sung, ihm in einiger Entfernung zu folgen. 
In der Kirche war es finster, und der 
Küster entschwand bald den Blicken der üb- 
rigen, unter denen sich auch des Küsters 
Frau befand. Plötzlich sehen sie vor der 
helleren Fläche des großen Kirchenfeusters 
eine menschliche Gestalt sich bewegen, die 
Frau ruft: Da ist der Dieb, er will durch 
das Fenster entwischen! Sofort fällt ein 
Schuß, und die dunkle Gestalt stürzt her- 
unter. Man hatte im blinden Eifer den 
Küster erschossen, ein Dieb war überhaupt 
nicht dagewesen. Der traurige Vorfall 
hat die Bevölkerung von Calciano in die 
größte Aufregung versetzt, und mancher 
fromme Bauer glaubt steif und fest, der 
Papst selber müsse kommen, um die durch 
unschuldig vergossenes Blut befleckte Kirche 
neu zu weihen. 
Monaco. 
In Monte Carlo gab's dieser Tage 
wieder einmal eine aufregende Scene. 
Die schwedische Schönheit Teresa Oxfort 
fälschte mehrere Wechsel und verübte ander 
weitige Betrügereien im Betrage von 
200000 Lire. Sie reiste mit dem Gelde 
nach Monte Carlo, um ihr Glück in der 
Spielbank zu versuchen. Während des 
Setzens wollten Polizisten zu der Verhaftung 
der Betrügerin schreiten. Diese begann 
jedoch zu schreien und zu toben und leistete 
energischen Widerstand. Ein Theil der 
Spieler trat für die Schwedin ein; es ent 
stand eine Schlägerei, bei der internationale 
Diebe die Gelegenheit benutzten, um vom 
Spieltische größere Beträge zu entwenden. 
Nach Beendigung des Skandals waren so 
wohl Schwedin als die Diebe verschwunden. 
England. 
London, 10. Okt. Nach der „Natal 
Times" ist das Denkmal, welches die 
Königin Victoria zum Zeichen ihres Mit 
gefühls für die Kaiserin Eugenie dem ge 
fallenen Prinzen Louis Napoleon 
im Zululande setzen ließ, gestohlen 
worden. Das Denkmal bestand aus einem 
einfachen Kreuz aus weißem Marmor. 
Es wurde genau an der Stelle errichtet, 
wo der Prinz von den im Hinterhalte 
liegenden Zulus niedergeschlagen wurde. 
Auf dem Kreuz befand sich die folgende 
Inschrift: „Dies Kreuz ist von der Königin 
Victoria errichtet worden in freundlichem 
Andenken an Napoleon Eugenie Louis 
Jean Joseph, Prince Imperial, um die 
Stelle zu bezeichnen, wo er auf einer 
Recognoscirung der brittischen Truppen 
von einer Schaar Zulus überfallen wurde 
und, das Antlitz gegen den Feind gewandt, 
fiel." Nahe bei der Stelle, wo das Kreuz 
stand, befanden sich die Gräber zweier eng 
lischer Soldaten, die zugleich mit dem 
Prinzen gctödtet wurden. Um das Denk- 
mal herum haben Bonapartisten Veilchen 
gepflanzt. Als das Kreuz eingeweiht wurde, 
schwor der Zuluhäuptling Geboodo mit 
seinen Unterhäuptlingen feierlich das Kreuz 
und die Gräber zu beschützen. Materillen 
Werth hat das Denkmal absolut nicht, und 
es hält schwer, sich das Motiv des Dieb- 
stahls klar zu machen. Es ist kaum anzu 
nehmen, daß ş die Zulus die Schuldigen 
sind, da sie heillose Angst vor den Geistern 
der Todten besitzen. 
Spanien. 
Man schreibt aus Barcelona: Dieser 
Tage wurde hier in seiner ärmlichen 
Wohnung Don Filieiano Brugado todt 
aufgefunden. Die Nachbarn hatten ihn 
seit mehreren Tagen nicht gesehen und da 
von der Polizei Mittheilung gemacht, wo 
rauf in Gegenwart des Untersuchungs 
richters die Wohnung geöffnet wurde. 
Der Verstorbene hatte stets sehr kärglich 
gelebt und seine Lebensmittel immer selbst 
eingekauft, wobei es regelmäßig zwischen 
ihn und den Händlern zu einem Streit 
kam, entweder wegen angeblich zu hoher 
Preise oder wegen zu geringen Gewichts, 
In zwei alten im Zimmer befindlichen 
Kommoden fanden sich Aktien von Eisen 
bahnen und der Staatsbank, sowie Schuld 
scheine und andere Werthpapiere im Be 
trage von zehn Millionen Pesetas (über 
acht Millionen Mark); außerdem ein Gut 
haben bei einer dortigen Bank in Höhe 
von 90000 Pesetas. Der Mann war bei 
Lebzeiten als Geizhals bekannt. Licht 
z. B. brannte er nie, und sein Abendessen 
pflegte er regelmäßig beim Scheine der 
Straßenlaterne vor seiner Hausthür ein 
zunehmen. 
şşrûņkreiK. 
Paris, 10 Okt. Casimir-Perier machte 
kürzlich, so erzählt der „Gil Blas", einen 
Spaziergang im Bois de Boulogne. Da 
kam eine Hochzeitsgesellschaft angefahren 
und bemerkte den Präsidenten. Die 
Schwiegermutter entstieg, durch die freund 
liche Erwiderung des Grußes seitens des 
Präsidenten ermuthigt, dem Wagen, ging 
auf Casimir-Perier zu und verlangte, daß 
er sie in aller Namen küsse! „dials 
volontiere,“ antwortete der Staatschef und 
küßte die joviale Dame unter dem Beifalls 
sturm aller Hochzeitsgäste. 
Aus Paris melden die Blätter: Das 
Expeditionskorps für Madagascar, 
8000 Mann stark, steht theils in Toulon, 
theils in Algier zur sofortigen Einschiffung 
bereit. 
Das Zuchtpolizeigericht in Bayonne 
sprach den Direktor der dortigen Stiergefecht- 
Arena, welcher während einer Vorstellung 
fünf Stiere und zehn Pferde tövten ließ, 
von der Uebertretung des Thierschutzgesetzes 
frei. Das Publikum applaudirte bei der 
Verkündigung des Urtheils. 
Eine trunksüchtige Bettlerin Na 
mens Hofmann in Paris tödtete sich 
am Montag mit ihren fünf Kindern 
im Alter von einem bis zu zehn Jahren 
durch Kohlengas. Die sechs Leichen wur 
den nach einem Privattelegramm der „Voss. 
Ztg." von dem heimkehrenden Ehemann 
84) Ma« sagt. 
Roman von E. von Wald.Zcdtwitz. 
25. Kapitel. 
Ueber Schloß Storckwitz lag der Alp des 
Todes; die Jagd, welche so jäh unterbrochen 
wurde, war selbstverständlich nicht fortgesetzt 
worden, inan hatte Heinz Königshofen, nach- 
deni sich die ersten Lebenszeichen bei ihm ein 
gestellt, vorsichtig in das Schloß gebracht. 
Hier lag er auf seinem Bett, zu ftiner 
Rcchtcn hatte Bertha, zu seiner Linken Ellinor 
Platz genommen. Beide Frauen beobachteten 
jedem Athemzug des Verwundeten. Ellinor 
mit jenem freudigen Schimmer auf den lieben 
Zügen, welchen die neuerwachte Hoffnung 
darauf zu zaubern pflegt; Bertha mit stiller, 
verzweifelter Fügung in das unerbittliche 
Schicksal, von welchem sie nichts mehr zu er 
warten hatte. 
Die Herzen der Beiden, der jungen Menschen 
kinder gehörten zusammen, sie war verurthcilt, 
einsam durch's Leben zu gehen. In jenem 
furchtbaren Augenblicke war ihr das klar ge 
worden; wie einen Dolchstoß hatte sie diese 
Wahrheit empfunden, die ihr unfaßbar dünkte. 
„Aber jetzt erschien ihr das Alles so na 
türlich. Mußte sich nicht Jugend zu Jugend 
hingezogen fühlen? Und hatte sic nicht selbst 
ihren Antheil an Liebe, den sie vom Leben er 
warten konnte, längst empfangen? Hatte nicht 
has Herz des Vaters ihr gehört? Mußte 
sie nicht das des Sohnes willig der Tochter 
überlasten? 
„Ja, das will ich," sagte sie zu sich selbst, 
und dabei kam die schmerzliche Wonne der 
Entsagung über sie. 
Ein Blick des Jammers aus ihren ticf- 
UNlschatlcten Augen fiel auf Heinz. Er halle 
um 
m 
keinen anderen Ausweg gewußt, als seinem 
Leben ei» Ende, zu machen. Ein Zufall 
leitete nicht die verderbliche Kugel, dessen war 
sich Bertha bewußt. Jetzt schlug sie die 
Hände in stummer Verzweiflung vor das 
Gesicht. Zu welchen imgeheuerltchcn Gedanken 
halte sie ihr erster wahnsinniger Schmerz 
hingerissen! Beschuldigte sie nicht, wenn auch 
nicht durch Worte, so doch durch den Blick, 
durch ihr geheimstes Denken ihren besten, 
ältesten Freund, den ehrenfesten, stets um sie 
besorgten Hofmarschall, dieser blutigen That? 
Senie Freundschaft war ihr zugleich mit der 
Ltebe verloren gegangen. 
.şâe sie ertragen? So namenlos 
gehen?" 0 em şâe sic fortan durchs Leben 
'U "bûbên'ģs??"^' 'ch muß leben — 
? ? ^ ' J Q 9 tc sie zu sich selbst. Und i 
iS,/'!!“ ?’ Gefühle, mit dem festen 
Vorsatz , wenn der liebe Gott Heinz Königs- 
hvsen das Leben echelte, das Glück bicfev 
sungm Menschenkinder zu begründen und 
soweit es in ihren Kräften stand, zu erbalten' 
betheiligte sie sich jetzt werkthätig an die 
Pflege des Verwundeten. 
Bertha's Blick und das einzige Wort 
„Maurer", welches ihr bei dem Anblicke des 
blutüberströmten Königshofen entschlüpft war, 
hatte einen Augenblick das Herz des Hof 
marschalls still stehen lassen. Was hatten 
beide bedeutet? Lag nicht eine Beschuldigung 
für ihn darin, so himmelschreiend, daß es 
garnicht auszudenken war? 
Aber nein, sein empfindsames, schmcrzcr- 
regtcs Gemüth hatte ihn irre geleitet. . Liebte 
ihn auch Bertha nicht, so wußte sie doch 
ganz genau, daß sie ihn selbst in der wildesten 
Eifersucht einer solchen That nicht fähig hielt. 
Aerzte waren herbeigeholt und alle Vorsichts 
maßregeln, welche die Wissenschaft zur Ver 
füguiig hat, beobachtet worden; nun mußte 
man Gott das Weitere anheimgeben und sein 
Walten durch treue Pflege unterstützen. 
„Meine süße Bertha," sagte Lorenz sanft, 
als er sich niit ihr allein am Krankenlager 
befand, „diese Stunden sind schwer für.Sie, 
aber sehen Sie getrost in die Zukunft, bauen 
Sie auf den Höchsten, er wird Ihnen tragen 
helfen, und die Entsagung leicht machen." 
„Maurer!" flüsterte sie leise. 
„Ich weiß es, Bertha, Sie lieben ihn." 
„Ja, Lorenz, und wenn ich cs Niemandem 
gestände, aber Ihnen muß ich es sagen: Ich 
liebe ihn, wie ich den Vater schon liebte!" 
„Den Vater? — Sie kannten ihn also?" 
„Ja!" — Ein Schauder durchlief Bertha's 
Glieder und sie senkte den Kopf tief ans die 
Brust. „Und weil ich ihn liebte, weil ich 
fühlte, daß die Liebe zu dem Sohne, gegen die 
ich mit übermenschlichen Kräften kämpfte, mich 
trotzdem umgarnte, schwieg ich. Es war 
etwas in mir, was das Wort des Bekennt 
nisses, so oft es mir auf den Lippen schwebte, 
stets wieder zurückdrängte. — Mein weibliches 
Zartgefühl lehnte sich dagegen auf und den 
noch — dennoch —." 
Loņnz umfaßte sie sanft. „Ich begreife 
es, Bertha, aber vielleicht wäre es doch besser 
gewesen, Sie hätten gesprochen." 
„Das wäre cs." 
„Ich will es, und jetzt wird mir das, 
was mir noch bis gestern unmöglich dünkte, 
leicht werden — jetzt, da Entsagung mein 
Loos ist." 
„Wir theilen sie zusamnien, Bcriha, sie 
trägt sich dann leichter." 
„So sei cs, Lorenz, unsere Freundschaft 
niöge uns dabei helfen." 
Den Kopf an seine Brust gelehnt, weinte 
sie lange. 
Ellinor war unterdessen flüchtigen Fußes 
durch den Park geeilt. Alles in ihr rang 
nach Lust, wild hervorbrechender Kummer 
und himmelhoch jauchzende Hoffnungen tobten 
in ihrer Brust. Heinz schwebte am Rande 
des Todes, das fühlte sic mit Grausen, aber 
ebenso fest stand es in ihrem Innern, daß 
er dennoch leben, und für sie leben würde. 
Während sie dahinging, stiegen ihre Gebete 
zum Herrn über den Wolken, denn gab cs 
wohl ein besseres Heilmittel, als die Fürbitte 
eines reinen Herzens? 
Plötzlich blieb sic stehen. Durste sie denn 
ihren Augen trauen? Nahte sich da nicht ihr 
guter, geliebter Bruder Hartwig? Ja! er war 
es; schon flog sie ihm entgegen, schon lag sic 
an scineinHalsc und berichtete mitthränenerstickter 
Stimme, was sich zugetragen hatte. 
Hartwig glaubte nicht recht zu hören. 
Hing das mit den dumpfen Gerüchten zw 
sanimcn, ivelchc er aufklären wollte. Die 
nächste Stunde sollte das Geheimniß lüften. 
So traurig dies Alles war, so barg es doch 
etwas in sich, was das Bruderherz mit 
Freude erfüllte. 
„Und Du liebst Heinz Königshofen, Elli- 
ncr?" 
„Ja! Ja! Ich liebe ihn, und werde ihn 
ewig lieben." 
„Und Gott wird gnädig sein und Du 
den Geliebten erhalten, tröstete Hartwig, in 
dem er Hand in Hand mit ihr zum Schlosse 
'chritt. 
Herr von Maurer hatte Bertha verlassen; 
nach dem, was sie soeben besprochen, mußte 
sic allein sein, das fühlte er. Aber auch er 
hatte dieses Bedürfniß, die Ereignisse des 
Tages waren zu stürmisch über ihn herein 
gebrochen. 
Wohl hatte cs ihn auf den Lippen ge 
schwebt, Bertha mitzutheilen, was man von 
ihr sagte, aber ihrer empfindsamen Seele, 
ihren körperlichen Kräften war heute schon 
genug zugemuthet worden, und so verschob 
Lorenz diese Mittheilung auf einen anderen 
Tag. 
In diesem Augenblick klopfte es an seine 
Thür und zu seinem freudigen Erstaunen er 
schien Hartwig von Römhild im Rahmen 
derselben, während sich Ellinor an das Kranken 
bett Heinz Königshofens zurückbegeben hatte. 
„Hartwig Römhild, Sie sind da? O, wie 
danke ich Ihnen! So ist also die Kunde 
dieses traurigen Vorfalls schon bis zur Resi 
denz gedrungen?" So empfing ihn Excellenz 
Maurer. 
„Nein," entgcgnetc Hartwig, davon höre 
ich eben von Ellinor das erste Wort; es ist 
etwas anderes, was mich zu meiner Mutter 
führt, was ich dringend aufklären muß. 
„Ich weiß es, Hartwig." 
„Und Sie, Excellenz, als treuester Freund 
unseres Hauses, ließen diese schändlichen Ge 
rüchte unbehindert um sich greifen, ohne ihnen 
energisch entgegenzutreten?" fragte Römhild 
mißbilligenden Staunens. 
„Sic hätten ein Recht, so zu sprechen, 
aber mir wurde erst gestern Kenntniß davon." 
„Dann entschuldigen Sie, und darf ich 
fragen, woher dieselbe stammt?" 
„Herr von Ehlarn sagte mir das, was 
eben alle Welt sagt, und hoffe von Ihnen, 
lieber Römhild, daß Sie diesen würdigen 
Herrn dafür nicht verantwortlich machen."
	        
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