Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

noch nicht eingestellt ist und daß es sich 
nicht mehr gegen Herrn v. Kotze, sondern 
nach anderer Seite hin richten wird. 
— Der alte Jahrgang der Ober 
Feuerwerkerschule ist, wie die „Nat 
Ztg." authentisch bestätigt wird, von der 
zuständigen Behörde zunächst aufgehoben 
worden. Diese Anordnung ist von dem 
Gesichtspunkte aus getroffen, daß die in 
Magdeburg inhaftirten Schüler wahrschein 
lich größtentheils zunächst nach ihrer event 
Entlassung zu ihren Regimentern Zurück 
gesandt werden, da es nicht angehe, mit 
den einzelnen Entlassenen den Unterricht 
sofort wieder zu beginnen. Ausgeschlossen 
wäre nicht, daß bis Neujahr die Unschuld 
einer so großen Zahl sich herausgestellt 
hat, daß eine Fortsetzung des Cursus thun 
lich ist. 
Berlin, 6. Okt. Die „N. A. Z." schreibt: 
Die neuesten Nachrichten vom ostasiatischen 
Kriegsschauplätze rücken die Gefahr 
vor Augen, daß mit dem Ausbruch der 
inneren Unruhen China Leben und 
Eigenthum der dort lebenden Fremden sehr 
bedroht werde. Zu Beginn der ostasiatischen 
Wirren war die deutsche Seemacht durch 
zwei Schiffe vertreten, da dieser Schutz 
Angenügend erschien, wurden weitere drei 
Schiffe dorthin beordert, und es sollen noch 
zwei Schiffe abgehen. Die Aufgabe, die 
das vereinigte Geschwader zu erfüllen hat, 
ist nicht leicht. Wir dürfen aber hoffen, 
daß das möglichst schnelle Aufgebot der 
verfügbaren Kräfte unserer Marine zur 
erfolgreichen Wahrung des deutschen An 
sehens und der deutschen Interessen ge 
nügen werde. 
Berlin, 6. October. Soeben ist eine 
Brochüre von Constantin Rößler, der 
bekanntlich zur Zeit Bismarcks als 
Reichskanzler dessen rechte Hand in Preß 
angelegenheiten war, erschienen. Derselbe 
schlägt inmitten der Wirren unserer Zeit 
nichts Geringeres vor, als für die nächsten 
drei Jahre dem Bundesrath die Dik 
tatur in der Gesetzgebung zu über 
tragen. Was dies für eine Gesetzgebung 
sein soll, weiß Herr Rößler allerdings 
selbst nicht und er findet sich deshalb mit 
einer Phrase ab. Ihm schwebt einzig und 
allein vor die „für das Nationalleben er 
forderlichen harmonischen und sicheren 
Bahnen gesunder Entwickelung"' zu finden. 
Wenn's damit gethan und dem Anarchis 
mus der Boden genommen wäre, hätten 
wir nichts dagegen. Wir meinen dagegen, 
daß nicht eine Diktaturgewalt, sondern 
nur die Wiedergenesung der Nation von 
innen heraus möglich ist. Nur dadurch, 
daß allen Sonderbestrebungen ent 
gegengetreten wird, nur in der Rückkehr 
zur Verinnerlichung des menschlichen 
Denkens und Empfindens ist eine Ge 
sundung aller Verhältnisse anzubahnen 
möglich. 
Berlin, 6. Okt. Die „9t. L. C." schreibt 
„Es wird wohl allgemein den Eindruck 
lichten. Frischer Muth belebte seine Glieder, 
so daß er sich anzuziehen vermochte. Er 
war ein anderer, das fühlte er mit Wonne, 
und sein Blick war wieder froh in die Zu 
kunft gerichtet. 
Nun trat er hinaus, aber da fühlte er 
wieder, wie sich sein Herz zusammenzog, sollte 
er doch den Menschen gegenübcrtreten, welch 
so grausam über den geliebten Vater ihr un 
erbittliches Urtheil fällten. 
Im kleinen Speisesaal begegnete ihm Herr 
von Mäurer. Beide sahen sich erstaunt an. 
Welche Veränderungen waren mit ihnen vor 
gegangen! Sie sahen Beide aus, als wären 
sie von einer schweren Krankheit erstanden. 
Kaum, daß sie sich nach ihrem gegenseitigen 
Befinden erkundigen konnten. Die Worte 
wollten ihnen nicht über die Lippen. Einsilbig 
setzten sie sich endlich zum Frühstück, von den 
Speisen und Getränken kaum etwas berührend. 
Der Förster ließ sich melden, der Hof 
marschall gab ihm einige Anordnungen, dann 
entfernte sich der Mann und beide Herren 
saßen sich zur gegenseitigen Qual wieder 
allein gegenüber. 
Das Rendezvous für die Jäger war an 
der großen Eiche im sogenannten Otterngrund 
bestimmt, dort versammelten sich die Herren 
aus der Nachbarschaft, und der Hofmarschall 
wollte sich mit Heinz kurz nach Ankunft der 
Frau von Römhild und Ellinor anch dort 
hin begeben. 
„Der Wagen!" rief in diesem Augenblick 
Herr von Mäurer, sprang auf und eilte auf 
die Rampe, während Heinz langsam folgte. 
„Da sind wir!" rief Bertha, indem sie 
aus deni Wagen stisg und auf Lorenz zuschritt. 
Der Hofmall ergriff ihre Hand und führte 
sic niit seltsamer Erregung an seine Lippen. 
„Meine liebe, liebe Frau von Römhild, 
meine theure Freundin." 
Diese Worte waren mit seltsamer Innigkeit 
gesprochen. Heinz hörte sie, Heinz gewahrte 
den Zug tiefer Rührung, welcher dabei über 
das Gesicht des Hofmarschalls glitt, und 
wußte Wort und Mienen richtig zu deuten: 
„Du bist unschuldig, Du bist rein, aber 
dennoch bist Du bent Urtheil der Welt ver 
fallen, und ich, Dein treuester Freund, bin 
außer Stande, Dich rein zu waschen." 
Ja, das lag, das stand darin und Heinz 
hatte seinen Gastfreund dafür umarmen mögen. 
— Er zweifelte nicht an ihr — und dennoch 
jammerte sie ihn. 
(Fortsetzung folgt.) 
machen, daß die agrarische Bewegung 
sich neuerdings etwas beruhigt hat. Wir 
möchten daraus nicht den Schluß ziehen 
daß die Lage der Landwirthschaft sich er 
heblich gebessert hat, obwohl für viele 
Gegenden die diesjährige Ernte befriedigend 
war und die Besorgnisse vor einer über 
mäßigen Ueberfluthung des Marktes mit 
ausländischem Korn sich nicht in dem be 
fürchteten Maße erfüllt; auch die Aufhebung 
des Identitätsnachweises wohlthätig gewirkt 
hat. Die Agitation läßt offenbar darum 
nach, weil sich auch den leidenschaftlichen 
Fördern dieser Strömung mehr und 
mehr die Ueberzeugung aufdrängt, daß 
eine durchgreifende Hülfe durch vie Ge 
setzgebung und durch staatliche Hülfs 
mittel unausführbar ist. Die bevor 
stehende Reichstagssession wird agrarischen 
Agitationen, insofern sie nicht gewaltsam 
herbeigezogen werden, wohl ganz verschont 
bleiben. Was die preußische Landtagssession 
betrifft, so wird man abwarten müssen, ob 
die demnächst in Wirksamkeit tretenden 
Landwirthschaftskammern brauchbare Vor 
schlüge liefern werden. Ihre Aufgabe soll 
bekanntlich zunächst in einer Berathung 
über ländliches Erbrecht und über Credit, 
und Verschuldungsverhältnisse bestehen. 
Bisher ist man in diesen Fragen über 
nebelhafte und verschwommene Ideen, denen 
sich praktische Schwierigkeiten entgegenstellen 
werden, nicht hinausgekommen." 
— Zur Bersch ärfung des Straf- 
g e s e tz e s erwartet der „Wests. Merkur", 
„daß Graf Caprivi nichts zulassen will, 
was der allgemeinen Freiheit der 
politischen Bestrebungen zu nahe tritt, oder 
was bei dem Arbeiterstande das Gefühl 
einer neuen Knebelung durch Ausnahme 
gesetze hervorrufen kann. In erster Linie 
denkt man an die Verschärfung des Straf 
gesetzes zur Verhinderung von frivolen 
Angriffen auf die Grundlagen des Staates 
und der Gesellschaft (Gottesglaube, Religion, 
Ehe, Eigenthum rc.). Wir verkennen nickt 
die Gefahren, die auch eine solche Gesetz 
gebung herbeiführen kann ; aber wir haben 
ichon zu Beginn der Preßerörterungen 
über die Frage bemerkt, daß eine solche 
Verbesserung des Strafrechts sehr disku- 
t i r b a r ist. Für undiskutirbar halten 
wir dagegen die Polizei gesetze, welche 
gegen die allgemeine bürgerliche Frei 
heit angewendet werden können. Hoffent 
lich verschont das Ministerium den Reichs 
tag mit aussichtslosen Anträgen dieser 
Art." Wir schließen uns dieser Ansicht 
völlig an. 
— Aus Anlaß der Geburt der s i e b e n t e n 
Tochter hatte der GastwirtD. in Weißensee 
die Kaiserin um Annahme der Pathen- 
stelle gebeten. Er erhielt aus dem Kabinet 
der Kaiserin mit einem Geschenk von 30 
Mark den Bescheid, daß die Kaiserin nur 
eine Pathenstelle bei persönlicher Bekannt 
schaft mit den Eltern des Täuflings über 
nehme und darum dem Wunsch nicht will 
fahren könne. 
Berlin, 2. Okt. Unter der Ueberschrift 
„Weibliche Denunzianten" berichtet die 
„Volksztg." : Die Wittwe Marie Tschentscher. 
eine kleine bewegliche Greisin mit noch 
beweglicherer Zunge, hatte mit einigen 
Freundinnen einen kleinen Kaffe eklatsch 
abgehalten. Als es niit dem Mokka zu 
Ende war, ging die kleine Gesellschaft zu 
Bier rc. über. Die kleine Damengesell 
schaft kam nun auf das Gebiet der Polit.k 
und als die Tschentscher nicht mehr ganz 
nüchtern war, that die alte redselige Person 
eine höchst abfällige Bemerkung über die 
Person des Kaisers. Zwei Freundinnen 
brachten die Aeußerungen der Tschentscher 
zur Anzeige und gestern wurde die T. bei 
Ausschluß der Öffentlichkeit zu drei 
onaten Gefängniß verurtheilt. Da 
die Beleidigung eine sehr schwere gewesen 
würde die Strafe noch viel höher bemessen 
worden sein, so hieß es in der Urtheils 
begründung, wenn der Gerichtshof nicht 
berücksichtigt hätte, daß die Angeklagte zur 
Zeit der That betrunken gewesen, und 
daß sie trotz ihrer 63 Jahre völlig unbe 
schölten sein. 
Berlin, 6. Okt. Die Untersuchung gegen 
den des Mordes verdächtigen Maurer 
Thiede ist nunmehr abgeschlossen und 
die Anklage erhoben worden. Der Schlosser 
Krause, gegen welchen ebenfalls Momente 
vorlagen, welche ihn des Mordes an der 
Helene Schweichel verdächtig machten, ist 
nach dieser Richtung hin außer Verfolgung 
gesetzt worden, da sich die Verdachts 
Momente nicht als stichhaltig erwiesen. 
Die fünfzehnjährige Martha Bylinski 
ist von Lägerdorf in Holstein am 28. Sep 
tember abgereist, um in Berlin bei 
Bräues, Ruppiner Straße 30, ins Ge- 
chäft einzutreten. Sie ist jedoch dort nicht 
eingetroffen; auch ist über ihren Verbleib 
bisher nichts zu ermitteln gewesen. Martha 
Bylinski ist von schlanker Statur, sie hat 
blaue Augen und hellblondes Haar und 
trug bei ihrer Abreise ein schwarzes Kleid 
mit rosa in grau gestreifter Taille. Da 
ein Verbrechen vermuthet wird, so bittet 
der Rechtskonsulent Hinsche in Lügerdorf 
Jedermann, der über den Verbleib des 
Mädchens etwas weiß, um Benachrichtigung 
womöglich auf telegraphischem Wege. 
Die Frage der Gasverbilligung 
ist in der Sitzung des Berliner Magistrats 
am Freitag zur Sprache gekommen. Eine 
allgemeine Herabsetzung der Gaspreise hältlaber kaum hatte der sonderbare Künstler 
der Magistrat, zumal angesichts der jetzigen einen mächtigen Schluck gethan, als er mit 
Steuerumwälzungen, für unthunlich. Da- lautem Aufschrei zusammenbrach. In weni 
gegen soll, wie verlautet, der Stadtver- gen Augenblicken waren dem Manne Mund 
ordnetenversammlung vorgeschlagen werden, höhle und Schlund angeschwollen, und er 
daß sie sich mit einer größeren Erleichterung litt entsetzliche Schmerzen im Magen. Er 
betreffend die Verwendung von Gas für mußte sofort nach Königsberg in die Klinik 
hauswirthschaftliche Zwecke einverstanden geschafft werden; der Schlund ist vollständig 
erkläre. Es soll hierbei die Praxis der verschwollen, so daß ihm die Speisen durch 
englischen Gaswerke zum Vorbild dienen, eine Röhre zugeführt werden müssen. Der 
Ein aufregender Vorfall spielte Zustand des Kranken ist sehr bedenklich, 
sich in der Nacht zum Freitag in der Die am 1. d. M. geschlossene Jndu 
zwölften Stunde auf dem Bahnhof Frie- strie- und Gewerbeausstellung in 
drichsstraße in Berlin ab. In demselben Erfurt hat ein Defizit von etwa 60000 
Augenblick, als der 12 Uhr 32 Min. in Mark ergeben. 
der Richtung nach Köpenik abgehende Bor- Kahla, 4. Okt. Ein eigenthümlich es 
ortszug, der bereits das Abfahrtssignal er- Hinderniß hat sich dieser Tage der Ehe 
halten, sich in Bewegung gesetzt hatte, Schließung eines Brautpares entgegenge 
stürzte sich ein Offizier auf den Perron stellt. Von dem hiesigen Standesamt war 
und versuchte noch einzusteigen. Bei diesem auf Ersuchen eines auswärtigen Standes. 
Versuch trat er fehl, stolperte, sprang aber annes ein Aufgebot zur Eheschließung in 
sofort wieder auf und versuchte, sich an dem Amtskasten ausgehängt worden. Als 
den Wagengriffen festzuhalten. Nun nach Ablauf der 14-tägigen Frist der 
erhielt er von dem Trittbrett einen der- Standesbeamte die Bekanntmachung her 
artigen Stoß, daß er auf den Perron ge- ausnehmen wollte, war das Schriftstück 
schleudert wurde. Er kam dabei mit dem spurlos verschwunden; nur die vier Ecken, 
Oberkörper auf den Perron selbst zu liegen, an denen es befestigt gewesen, waren noch 
blieb aber, obgleich noch die Trittbretter zu sehen, der Haupttheil aber wahrscheinlich 
von drei Wagen über ihn hinweggingen, mittelst eines Stockes oder ähnlichen Gegen 
vollständig unverletzt, nur die Uniform standes losgerissen und durch das Gitter 
hatte Schaden genommen. des verschlossenen Kastens herausgeangelt 
Eine aufregende Scene spielte sich worden. Die Folge davon war, daß vom 
dieser Tage im Sitzungssaale der 8. Straf- hiesigen Standesamt eine Bescheinigung, 
kammer des Landgerichts I zu Berlin ab. daß das Aufgebot die gesetzliche Frist von 
Ein übelbeleumundcter Angeklagter, der 14 Tagen in vorgeschriebener Weise ausge 
Schlachter Schulz hatte sich wegen Kuppelei hangen habe, nicht ertheilt werden konnte, 
zu verantworten, nachdem er erst kürzlich Die Trauung mußte wohl oder übel ver 
wegen desselben Vergehens zu acht Monaten schoben werden, und der Aushang noch 
Gefängniß verurtheilt worden war. Der einmal erfolgen. Trotz amtlicher Bekannt 
Gerichtshof verhängte über ihn eine Zusatz- machung unter Zusicherung einer erheblichen 
träfe von einem Jahre Gefängniß. Un> Belohnung hat der Thäter bis jetzt nicht 
mittelbar nach der Verkündigung des Ur- ermittelt werden können, 
theils blinkte plötzlich ein Messer in der Siegen, 5. Oktbr. Der K r e i s - A u s 
Hand des Angeklagten und dieser versuchte s ch u ß bewilligte der „Köln. Volksztg." 
ich die Pulsadern aufzuschneiden. Der zufolge die Geldmittel zur unverzüglichen 
Gerichtsdiener bestrebte sich energisch, ihn Anschaffung des Diphtheritis - Heilserums 
an der Ausführung dieses Planes zu ver- für alle Aerzte des Kreises und die unent- 
hindern, der Angeklagte bedrohte ihn aber zeitliche Anwendung bei armen Familien, 
mit dem Messer, mit welchem er wüthend sowie die Anwendung in allen Fällen, 
umherfuchelte. Erst ein Schutzmann, der Leipzig, 6. Okt. Heute Vormittag Ver 
den Angeklagten mit seinem Säbel über sammelte sich unter dem Vorsitz des Herrn 
die Hand schlug, gelang es, ihn kämpf- von Schenkendorff der Vorstand des deutschen 
unfähig zu machen. Das Messer, welches Centralausschusses für Jugend- 
zur Erde fiel, war ein kurzes, scharfes spiele. Nachmittags fand eine gemein- 
Messer, wie es im Untersuchungsgefängniß sameSitzungmitdemneugebildetentechnischen 
zum Kartoffelschälen benutzt wird. Wie es Ausschuß behufs Berathung der allgemeinen 
in den Besitz des Angeklagten gekommen und besonderen Ausgaben statt. Beide 
ff und wie dieser es vor der Comrole ver- Körperschaften waren vollzählig anwesend, 
borgen hat, hat sich nicht aufklären lassen. Morgen werden von den Turnern und 
Der Angeklagte hat sich, wie Berliner Gymnasiasten auf dem Eilenburger Rode- 
Blätter melden, ernstliche Verletzungen nicht lande Spiele vorgeführt, an die sich Nach- 
beigebracht, er ist nur dazu gekommen, sich! mittags eine besondere Sitzung des technischen 
die Sehnen am Handgelenk bloßzulegen,!Ausschusses unter dem Vorsitz des Gym-iFörster Hrn. Kühl zu Hoffeld ist von dem 
dagegen hat er in der Aufregung die Puls- nasialdirektors Eitner-Görlitz anschließen Minister für Landwirthschaft, Domänen 
adern nicht getroffen soll. 
— Zu der Meldung der „Köln. Volks- Hamburg, 6. Okt. Gegen den entflohenen 
ztg.", die Eheschließung von Mili- sozialistischen Agitator Franz Lauf, 
tärpersonen betreffend, ist noch nach- kötter, der sich, wie kürzlich gemeldet, 
zutragen: 1) Die Anmeldung zur kirch- als Leiter der „Verein-Bäckerei" Verun 
lichen Trauung und die Nachsuchung des treuungen zu schulden kommen ließ, ist 
kirchlichen Aufgebots hat bei dem zuständi- jetzt vom Nntersuchungsgericht ein Steck 
gen Pfarrer zu geschehen, und sind hierbei brief erlassen worden, und zwar „wegen 
die beiderseitigen Taufscheine, sowie der Vergehens gegen das Genossenschaftsgesetz." 
Heiraths - Erlaubnißschein — beziehungs- L. ist am 2. November 1857 zu Alten 
weise beglaubigte Abschrift derselben — decken geboren. 
vorzulegen. Zuständig ist derjenige Mili- Auch Hamburg hat jetzt sein „Cafö 
tär-Geistliche bezw. der mit der Militär- Bauer", welche heute in schönster Gegend 
Seelsorge betraute Civilgeistliche, zu dessen am Jungfernstieg, dem Alsterbecken gegen- 
Militär-Kirchengemeinde der Bräutigam über, eröffnet wurde. Das neue Etablisse- 
gehört. 2) Falls ein anderer Geistlicher ment, aus Parterre und Etage bestehend, 
auch der Pfarrer der Braut — die ist sehr elegant eingerichtet und eine Zierde 
Trauung vollziehen soll, so ist mindestens der City. 
vierzehn Tage zuvor das erforderliche Di- In Hamburg kommt für die Firma Reimers 
missoriale, welches unentgeltlich ertheilt Ende dieser Woche ein Dampfer mit 160 
wird, bei dem zuständigen Geistlichen nach- Rindern aus Nebraska an. Unter 
zusuchen. Glaubt Letzterer dasselbe aus den Thieren befinden sich Häupter von 
kirchlichen Gründen nicht ertheilen zu 1100 Pfd. Fleischgewicht, und sind dieselben 
können, so ertheilt er dem Bräutigam eine speziell für Deutschland gezüchtet. Da die 
Bescheinigung über die erfolgte Nachsuchung Mast mit Mais ein Fleisch von zu weich- 
des Dimissoriale. 3) Diese Vorschriften lichem Geschmack ergab, wurde von den 
sind auch bei den gemischten Ehen inne zu amerikanischen Züchtern ausschließlich mit 
halten. Hartkorn gemästet. 
Aachen, 4. Oktober. Seit einiger Zeit In total berauschtem Zustande tau 
herrschte in hiesigen Kreisen eine gewisse melte gestern Nachmittag am Neuen Pferde. 
Aufregung über die angebliche w i d e r < markt in Hamburg ein etwa dreizehn 
rechtliche Einsperrung zweier jähriges Mädchen umher. Ein Herr 
Geistlichen als Geisteskranke im hiesigen inachte einen Schutzmann hierauf aufmerk- 
Alexianerkloster. Die Behörde hatte sam, der das Kind auf die Wache führte 
die Sache in die Hand genommen und der Nachdem es dort eine Tasse starken schwär. 
Staatsanwalt hat nunmehr den Betheilig- zen Kaffee getrunken und etwas geschlafen 
ten mitgetheilt, daß die Untersuchung wegen hatte, wurde es in die in der Nähe des 
widerrechtlicher Einsperrung aufgehoben sei, Neuen Pferdemarktes belegene Wohnung 
jedoch nehme die Untersuchung wegen Miß- der Eltern geleitet. 
Handlung gegen gewisse Brüder ver Alexi- Provinzielles. 
aner-Anstalt ihren Fortgang. Außerdem Altona, 6. Oktober. Ein merkwürdiger 
chwebt noch ein Verleumdungsprozeß, den Vorfall ereignete sich heute Vormittag 
)er Vorstand der Anstalt gegen den Ver- im Justizgebäude. Der Justizrath Sieve- 
usser einer Flugschrift angestrengt hat, in king hatte den Proceß des früheren Restan 
ter die angeblichen Vorgänge in der An- rateurs Schink zu führen. Der Gegner 
kalt in sensationeller Weise dargestellt gewann den Proceß. Sch., ein exaltirter, 
waren. Bei der ganzen Affaire scheint zu Gewaltthätigkeiten neigender Mensch, 
viel Kulturkämpferei im Spiele zu sein. brauste darüber in leidenschaftlicher Weise 
Welche wahnsinnigen Wetten in der auf und überhäufte seinen Rechtsbeistand 
Bierlaune zu Stande kommen, zeigt folgen- mit Vorwürfen, ging dem Anwalt mit 
der Fall, der aus Kadgiehnen berichtet einem dicken Knittel zu Leibe, und 
wird: Bei dem Besitzer F. fand dieser wurde gegen den ob dieses plötzlichen An- 
Tage eine kleine Festlichkeit statt. Einer griffs völlig Bestürzten in rohester Weise 
der Gäste rühmte sich, daß er im Stande thätlich. Es warfen sich sofort Zeugen 
ei, kochendes Wasser zu genießen, ohne des Vorfalles auf den Rasenden, entwand- 
ich Schaden zuzufügen. Daran wollte ten ihm den Knittel und brachten ihn vor 
natürlich Niemand glauben, worauf der den Untersuchungsrichter. Selbstverständlich 
leichtfertige junge Mann sofort eine Wette stellte der verletzte Anwalt Strafantrag, 
einging. In der Küche wurde nun aus Der gewaltthätige Mensch wurde verhaftet 
einem Kessel das kochende Wasser geschöpft,!und sofort dem Gerichts-Gefängniß zuge 
führt. Der Vorfall rief nicht geringe Auf 
regung im Justiz-Gebäude hervor. 
In Kappeln ist eine Jagdkartensteuer 
von 5 Ji in Vorschlag gebracht worden, 
welche die hohe Summe von 35 Ji ein 
bringen wird. 
Bei der Feststellung der durch die 
Manöver im Kreise Scgeberg verursachten 
Flurschäden machte u. a. auch ein Käthner 
aus der Umgegend Bramstedts Anspruch 
auf Entschädigung für eine zweitägige Be 
triebsstörung seines Gespannes geltend; es 
stellte sich jedoch heraus, daß der Mann 
gar kein Gespann besitzt. 
Plön, 6. Okt. Als eine derjenigen Per 
sönlichkeiten, die für die Wahl eines Nach 
folgers des gegen Ende dieses Jahres aus 
scheidenden Herrn Landesdirektors 
von Ahlefeld in Betracht kommen sollten, 
ist wiederholt der Landrath des Kreises 
Plön, Herr Graf Rantzau zu Rastorff, 
genannt worden. Mit Bezug darauf 
brachte das „Plöner Wochenblatt" folgende 
Notiz: „Wir wissen aus authentischer 
Quelle, daß der Herr Graf eine eventuell 
auf ihn entfallende Wahl zum Landes 
direktor nicht annehmen würde, da 
er in seinem jetzigen Amte zu verbleiben 
wünscht." 
Die in Oldenburg und Selent zum 
Ausbruch gekommene Schweineseuche 
scheint sich leider weiter auszubreiten. Beim 
Bäcker Niclas in Oldenburg ist ein Schwein 
an der Seuche krepiert. 
— Bordesholm, 6. Okt. Auf Veran 
lassung des Herrn Pastor Giese hat sich 
in dieser Woche im hies. Orte ein Frauen- 
verein begründet. Demselben sind bis jetzt 
47 Frauen aus Bordesholm und dem un 
mittelbar daran liegenden Dorfe Eiderstede 
beigetreten. Der Zweck des Vereins ist 
Hülfeleistung bei besonderer Hülfsbedürftig- 
keit, namentlich bei Krankheit. Es soll für 
Kranke abwechselnd von den Mitgliedern 
Krankenessen gekocht werden; auch will der 
Verein, soweit es möglich ist, für die Be- 
dürfnisse der Kranken, z. B. Krankenweiu, 
Verband, Luftkissen usw. sorgen. Womög 
lich wird der Verein auch eine Weihnachts- 
bescheerung für Kinder bedürftiger Eltern 
veranstalten. Der Vorstand besteht aus 7 
Mitgliedern, von denen 4 in Bordesholm 
und 3 in Eiderstede wohnen müssen. — 
Morgen findet im Saale des „Alten Haid 
krugs" eine kirchliche Feier statt, bei wel 
cher Herr Pastor Biernatzky - Neumünster 
einen Bortrag über innere Mission halten 
wird, woran sich eine freie Besprechung 
der Teilnehmer schließt. Der Posaunen 
chor des hiesigen Jünglingsvereins wird 
das Eingangs- und Schlußlied begleiten 
und einige Stücke vortragen. — Dem kgl. 
und Forsten das goldene Ehrenportepee 
verliehen worden. — Dem Bildschnitzer- 
Max Wittmaack, Sohn des Organisten 
Wittmaack Hierselbst, der die Lehrwerkstatt 
für Bildschnitzer des Herrn Direktors 
Sauermann in Flensburg 3 '/ 2 Jahre be 
suchte, ist in Folge der hervorragenden 
Leistungen im Schnitzen u. s. w. die Be 
rechtigung für den „Einjährig-Freiwilligen- 
dienst" zuerkannt. 
Eiö Bon der Eider, 4. Oktober. Dem 
gestrigen Süderstapeler Vieh- und Pferde 
markt waren ca. 1000 Pferde und 650 
Stück Hornvieh zugeführt. Während der 
Pferdehandel schleppend verlief, wickelte sich 
das Geschäft in Hornvieh flott ab. Am 
Pferdemarkt blieb etwa die Hälfte unver 
kauft, während in Hornvieh nur ein sehr 
geringer Ueberstand verblieb. Bezahlt 
wurde für 2'/2jährige Pferde 550 bis 800 
Mark, für 1'/2jährige 350 bis 550 Mark 
und für Saugfüllen 200 bis 300 Mk. pro 
Stück. Trächtige Kühe, die sehr gefragt 
waren, bedangen 250—450 Mk., Stallvieh 
200—300 Mk. und darüber. Der Markt 
war sehr gut besucht. 
22 Friedrichstadt, 6. Okt. Heute feiert 
Herr Kantor und Ober-Knabenlehrer Jo- 
hannsen Hierselbst sein 25jähr. Jubiläum 
als Lehrer an unserer lutherischen Schule, 
in welcher Veranlassung demselben viele 
Glückwünsche und ehrende Auszeichnungen 
zu theil wurden. Das Schulkollegium 
der lutherischen Gemeinde schenkte dem Ju 
bilar einen hübschen Schreibtisch. Von 
Seiten zweier Gesangvereine wurden dem 
Jubilar Ständchen gebracht. 
ş Husum, 7. Okt. Heute fand hier 
der diesjährige Herbstgautag des Rad 
fahrergaues 31 statt. Außer den geschäft 
lichen Sachen stand auf der Tagesordnung: 
Erhöhung der Preistouren. In Folge der 
in diesem Jahre im Gau 31 außergewöhn 
lich viel ausgefahrenen Medaillen mußte 
der Erhöhung der Preistouren näher ge 
treten werden, umsomehr, da die für die 
Medaillen ausgesetzte Summe bereits weit 
überschritten ist. Nach längerer Verhand 
lung wurde beschlossen, daß die Touren 
von 126 km auf 135 km 
„ 126,5 „ „ 150 „ 
210 „ „ 230 „ 
240 „ „ 260 „ 
" 0 360 ,, 400 „ 
" 3911 " ,, 450 „ 
erhöht werden. 
In Folge dieser Erhöhung genießt der 
Gau 31 den Vorzug, von allen Gauen 
derjenige zu sein, welcher an seine Mit 
glieder bezüglich Erlangung von Me-
	        
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