desselben. Er sei schon während seiner
Amtsthätigkeit ein halbvergessener Mann
Man habe in den politischen Kreisen Deutsch
lands aufgehört, mit der Persönlichkeit des
leitenden Ministers zu rechnen. Der Kaiser
habe mit dem neuen Kurs und seiner ver-
fehlten Polenpolitik in der Thorner Rede
gründlich aufgeräumt. Der Kaiser vertritt
die Hammerpolitik, der neue Kurs des
Grafen Caprivi willigt in die Ambospo
litik. Die Rede des Fürsten Bismarck nach
der Thorner Rede habe die Brücke gebildet
zwischen dem Monarchen und der „fönig
lichen Opposition". Der Tag wird kom
men, wo die Männer, die in Königsberg
vom Hoflager ferngehalten wurden, vom
König ebenso eine Genugthuung erhalten
wie Fürst Bismarck bei seinem Berliner
Besuch. Die Thorner Rede hat den Unter
schied zwischen der kaiserlichen Politik und
der Politik des neuen Kurses des Grafen
Caprivi offenkundig gemacht. Ein größerer
Gegensatz sei nicht denkbar. Die Berwir-
rung in Folge der offenen Preisgabe der
Caprivischen Polenpolitik habe die Beröf-
fentlichung der Thorner Rede im „Reichs-
anzeigen" und durch das Wolff'sche Tele
graphenbureau verhindert. F ü r st Bis
marck habe einen vernichtenden
Stoß gegen den neuen Kurs ge
richtet. Die Zeit werde nicht mehr
fern sein, wo sich Räthe und Diener der
Krone finden, welche mit dieser im Ein
klang stehen. Die „Opposition gegen den
neuen Kurs des Grafen Caprivi ist nicht,
wie man sich bemüht hat, dem Monarchen
glauben zu machen, eine Opposition gegen
den König, sondern eine „königliche Oppo-
fition" im Bismarckschen Sinne. Möge
der Tag nahe sein, wo Seine Majestät an
die Spitze dieser Opposition tritt und sie
zum Kampf für Religion, Sitte und Ord-
nung führt." Man sieht aus solchen Aus-
lassungen, wie es in den „oberen Regio-
nen" gegenwärtig gährt. Zu wessen Nu
tzen? Um Herrn Miguel die Bahn
frei zu machen, zugleich Reichskanzler und
Preußischer Ministerpräsident zu werden.
Folgende historische Erinnerung an
den kürzlich verstorbenen General der
Infanterie Grafen v. Bose, nach
welchem das 1. Thüringische Infanterie-
Regiment Nr. 31 fortan den Namen „In-
fanterie > Regiment Graf v. Bose" trägt,
wird von einem Offizier, der mit dabei
gewesen, erzählt. Es war am 6. März
1871. Auf dem Ehrenhofe der Präfektur
von Versailles waren die Offiziere der 22.
Division versammelt, an ihrer Spitze der
kommandirende General des 11. Armee
korps, General der Infanterie v. Bose. In
der Halle des rechten Flügels des Schlosses
stand, zur Abfahrt bereit, der Reisewagen
welcher den Kaiser Wilhelm der Heimath
entgegenführen sollte. Da erscheint der
Kaiser; elastischen Schrittes eilt er am
den ehrfurchtsvoll schweigenden Halbkreis
der Offiziere zu und spricht mit weithin
vernehmlicher, aber von innerer Bewegung
ergriffener Stimme: „Ich habe Sie ver-
sammelt, meine Herren, um Ihnen, als
den hier anwesenden Vertretern der Armee,
in dem Augenblick, wo Ich die Armee
verlasse, mein „Lebewohl!" zu sagen. Ich
kehre nach Deutschland zurück. Der Krieg
ist, dank Ihrer Hingebung und Ausdauer
zum glücklichsten Ende geführt, und
Ich hoffe, daß wir einem langen und
dauerhaften Frieden entgegengehen. Ob
meine Hoffnungen sich erfüllen werden,
hängt freilich zunächst von diesem Lande
ab, welchem wir soeben eine so herbe
Lektion gegeben haben. Sollte Ich aber
auch irren, sollte Ich genöthigt werden,
von Neuem an die Entscheidung der Waffen
zu apelliren, so weiß Ich, auf wen Ich mich
verlassen kann." — Alle waren tief be
wegt. Schweigend reichte der Kaiser dem
General v. Bose die Hand; dann küßte er
ihn und rief: „Das ist für Sie Alle,
meine Herren!" Schnell bestieg der Kaiser
den Wagen, noch einmal winkte er freund
lich grüßend, im Wagen stehend, den Ab
schiedsgruß hinüber und verschwand dann
in der unabsehbaren Reihe der jubelnden,
Spalier bildenden Mannschaften.
— Der Ernennung des Fürsten
Hatzfeldt zum Oberpräs id enten
von Schlesien ist, wie Abg. Arendt in
seinem „Deutschen Wochenblatt" erzählt,
ein heftiger Kampf zwischen dem
preußischen Staa tsministerium vor
hergegangen. Es heißt darüber in dem
genannten Blatt: „Daß das Ministerium
einen anderen Kandidaten batte und die
Kandidatur des Fürsten Hatzfeldt nicht
wünschte, daß sogar Herr v. Seydewitz be
stimmt wurde, so lange wie möglich auf
seinem Posten zu bleiben, damit die Er-
nennung des Fürsten Hatzfeldt noch fern-
gehalten werden könne, das ist in politi
schen Kreisen bekannt genug. Aber das
Ergebniß war doch, daß nicht Graf Zedlitz,
sondern Fürst Hatzfeldt Oberpräsident wird.
— Das Ministerium ist eben nicht durch-
gedrungen."
— Daß das Hauptübel der schlechten
Lage der L a n d w i r t h s ch a f t in der
Ueberschuldung des Grundbesitzes
liegt, wird nun auch selbst von den eifrig
sten Vertretern des Großgrundbesitzes zu
gegeben. Auf den Erfurter Parteitage
des Bundes der Landwirthe hat der Land-
tagsabgeordnete Frhr. v. Erfsa in einer
längeren Rede diesen Gesichtspunkt klar ge
faßt und seine Verhältnisse aufgerollt. Er
brachte dabei als Hauptbeweismittel vor,
daß in den östlichen Provinzen 60 bis
70 Procent des Reineinkommens durch
Schuldenzinsen verschlungen würden; aber
selbst in der gesegneten Provinz Sachsen
betragen die Schuldenzinscn schon 22 pCt.
des Einkommens. Allein in Westpreußen
sind in den Jahren 1886 bis 1892 16 000
Hektar der Subhastation verfallen, in
Sachsen 10 000 Hektar. Herr v. Erffa
erörterte dann das Sinken der Reinerträge
und den Niedergang der Preise für Ge
treide, Wolle, Flachs, Spiritus, Vieh usw
und wirft alles auf die Concurrenz des
Auslandes. Wir müssen bekennen, daß
uns dieser letztere Standpunkt nicht ein
leuchtend ist. Wohl mag dieselbe Einfluß
ausüben, das ist bei jeder Concurrenz der
Fall, zur Hauptsache aber ist der Grund
des Preisrückganges in der starken Depres
sion des Geschäftsganges zu suchen, in all
den Dingen, welche wir fortwährend als
unsittlich rügen, in dem überaus erbitterten
Jnteressenkampf. Es ist sicher, daß die
Einkommen überall gesunken sind und
daß noch gegenwärtig der Charakter des
parens und Einschränkens überall in der
Gesellschaft die Regel bildet. So lange
also diese Degression andauerte, kann von
einer Besserung der Zustände nicht die
Rede sein. Während nun die Agrarier
die Staatshülfe und die Gesetzgebung an
rufen, dieser Krisis zu begegnen, will die
Reichsregierung durch Freigabe des Handels
und Verkehrs zunächst die Industrie zu
heben suchen, in der wahrscheinlichen Er-
Wartung, dadurch auch den Consum in
Produkten der Landwirthschaft zu heben
und eine bessere Preisstellung herbeizu-
Ähren. Wir gestehen, daß uns dieser
letztere Weg der richtigere erscheint. Da
neben sollten aber die Herren Großgrund
besitzer auch den Wahlspruch ihrer Väter
besser beachten: „Bete und arbeite, dann
hilft Gott!" Mit dem Großthun und
Wohlleben der Herren Söhne in Berlin
ist es nicht gethan.
Vor den Augen der Mutter er-
chossen hat sich am Dienstag-Abend der
vierzehn Jahre alte Barbierlehrling Willi
Grafunder in Berlin. Er war noch vor
kurzer Zeit von seinen Eltern zu einem
Barbier im Centrum der Stadt in die
Lehre gegeben worden. Am Dienstag-
Mittag verließ er das Geschäft des Lehr-
Herrn, kaufte sich, wie er auf einem Zettel
vermerkt hat, einen Revolver und irrte bis
zum Abend umher. Um elf Uhr klingelte
er an der Gitterthür, die zu der elterlichen
Wohnung führt. Als Frau Grafunder
daraufhin hinausging und nachsah, wer
Einlaß begehrte, blitzte in demselben Augen
blick ein Schuß auf. Der Vater wurde
nun gerufen, und das Elternpaar fand
den Sohn als Leiche mit einer Schuß
wunde in den Schläfen auf. Als Grund
hat der Lehrling schriftlich hinterlassen
daß der Gehülfe in dem Geschäft die
chuld trage. Danach hat der Knabe aus
gekränktem Ehrgefühl (!) den Tod
gesucht.
In einigen Lokalen Berlins besteht eine
Trinkgeld - Danksage - Ordnung."
Bei dem Engagement wird den Kellnern
die Höflichkeit gegen die Gäste zur be
sonderen Pflicht geniacht und ihnen einge
schärft, daß sie nach erfolgter Zahlung sich
vom Gaste durch ein einfaches „Danke"
zu verabschieden haben. Giebt es füm
Pfennig Trinkgeld, dann muß ein „Danke
ergebenst" erfolgen, giebt es zehn Pfennig
ein „Danke gehorsamst". Der Fall, daß
ein Gast mehr als zehn Pfennig giebt, ist
nicht vorgesehen, wahrscheinlich werden die
Kellner dann eine längere Dankrede
halten müssen, und bei fünfzig Pfennigen
dürften Worte nicht mehr ausreichen, es
tritt dafür vermuthlich Knie fall und
Handkuß ein. Nun wissen die Gäste,
wie sie es anzufangen haben, um immer
„ergebensten" oder „gehorsamsten" Dank
einstecken zu können. Aber trotzdem wird
es noch viele Kellner geben, die fünf
Pfennig Trinkgeld als etwas Selbstver-
stündliches, also ohne „ergebensten" Dank
hinnehmen.
Bekanntlich haben die Vertreter der So-
zialdemokratie gelegentlich der am 15. d
Mts. gepflogenen Verhandlungen mit den
Gastwirthen die Erklärung abgegeben,
daß eine Aufhebung der Saalsperre für
ie keinen Werth hätte, wenn nicht zuvor
eine Einigung mit den Brauereien über
die Aufhebung des Boycotts erfolgte.
Sie gaben den Gastwirthen anheim, ihren
Einfluß auf die Vertreter der Brauereien
geltend zu machen, augenscheinlich um mit
ihrer Hülfe zu einem für die Sozialdemo
kratie annehnibaren Friedensschluß zu ge
langen. Die Vorstände der Gastwirths-
Vereine in Berlin haben sich nun dem von
übernommenen Aufträge gemäß mit den
Vertretern der Brauereien in Verbindung
gesetzt. Ueber diese Verhandlungen wurde
in der letzten Sitzung des „Brauerrings"
berichtet und gleichzeitig beschlossen, dem
Wunsche der Gastwirthe, in erneute Ver
handlungen mit der Boycottkommiffion ein
zutreten, nachzukommen. Ein Theil der
Brauereien war übrigens gegen jede Ver
handlung. weil dabei doch nichts heraus
käme, und nur die Rücksicht der Gastwirthe
hat sie veranlaßt, ihren Widerspruch auf
zugeben.
Die Geheimnisse der Wurst
fabrikation enthält folgende Bekannt
machung des Amtsvorstehers zu Kalkberge
Rüdersdorf: „Die von den Händlern am
Knappschaftsfeste entnommenen 29 Wurst
proben haben durch chemische Untersuchung
ergeben, daß nur eine Wurst rein und
gut war, und zwar diejenige des Gast
wirths Julius Bonnet zu Rüdersdorf.
Die übrigen Proben wurden theils minder
werthig, theils verdächtig und von Pferde
fleisch befunden."
Einen verwegenen Fluchtversuch
machte Dienstag Mittag ein Gefangener
in Kassel. Es war ein junger Kaufmann,
den der Gefängnißaufseher zur Strafkammer
führte, wo eine Verhandlung wegen Geld
Unterschlagung bevorstand. Am Justizge
bäude gelang es dem Gefangenen, trotz
der Handfesselung sich loszureißen. Er
sprang die 50 Fuß hohe Steinmauer des
Fulda-Ufers hinab und versuchte, in der
Rückenlage die Fulda zu durchschwimmen
Durch Sandschiffer wurde er alsbald ein
geholt und fest genommen. Wunder
barerweise hat er bei dem Sprunge nur
geringe Verletzungen davongetragen.
Mit Ablauf dieses Monats scheidet der
Regierungspräsident v. D i e st in Merse
burg aus dem Staatsdienste. Zu seinem
Nachfolger ist der bisherige Regierungs
Präsident in Aurich, Graf Konstantin zu
Stolb erg-Wernigerode, und zum Re
gierungspräsidenten in Aurich dem Ver
nehmen nach der Oberpräsidialrath von
Estorff in Koblenz ausersehen.
Wiesbaden, 26. Sept. Unter der An
klage des T o d t s ch l a g s erschien heute
ein Bürschchen von kaum 16 Jahren,
der Taglöhner Peter Kropp aus Kiedrich
im Rheingau vor der Strafkammer. Er
wurde zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilt,
da seiner Jugend wegen auf eine Zucht-
hausstrafe nicht erkannt werden konnte.
Vom Harz, 25. Sept. Nun der Sommer
zu Ende ist und die Reisesaison vorüber,
erfreuen sich Manche an den reichen Er
innerungen ihres Ferienlebens. Viele besuch
ten auch den lieblichen Harz. Unter den vielen
Orten desselben, die beachtensloerth sind,
ist es vor Allem ein reizender Punkt, der
noch lange nicht genug besucht und ge
würdigt wird, es ist dies das wunderschön
gelegene „Hagenthal" bei Gernrode am
Fuße des Stubenberges. Sowohl Gern
rod wie Suderode ist beides nur eine halbe
Stunde vom Hagenthal entfernt. Im
Hagenthal selbst befindet sich die für
Fremde so anziehende Pension Hagenthal,
die auf christlich - gesunder Grundlage er
richtet, den Zweck hat, weilenden Kurgästen
und wandernden Touristen das köstliche
Familienleben auf der Reise wiederfinden
zu lassen, Reisenden, denen das einförmige
Hotelleben längst eine Bürde geworden ist,
und die deshalb sich nach einem freund
lichen Anschluß und lieber Genossenschaft
sehnen. Ein jeder, welcher den Harz liebt
und bereist, sollte nicht versäumen, die
reizende Waldidylle von Hagenthal mit
ihrer herrlichen Umgebung zu besuchen und
in dem gastfreien und verhältnißmäßig
billigen „Haus Hagenthal" Einkehr für
kürzere oder längere Zeit zu halten.
— Auf dem Kommers der Harzklub
Hauptversammlung kam u. A. ein von
Pastor Eime gedichtetes Lied zum Vortrage
„Weshalb dem Fürsten Bismarck der Burg
berg so lieb und der Abschied so sauer
wurde." Es beziehen sich diese Verse
dieses nach der Melodie „In einem kühlen
Grunde" gesungenen Liedes auf die weiteren
Kreisen uoch wenig bekannte Thatsache,
daß Fürst Bismarck sich auf dem Burg
berge mit seiner Gemahlin verlobt hat
Der Vorsitzende knüpfte an die Bekannt
gäbe dieses Vorganges ein jubelnd auf
genommenes Hoch auf den Altreichskanzler.
Kathreiner's Malzkaffee-Fabrik in Mün
chen theilen uns mit, daß sie auf der
Dresdener internationalen Ausstellung für
Nahrungsmittel, Volksernährung und Ar
meeverpflegung auf jede Prämiirung ver
zichtet haben.
Nürnberg, 25 Sept. Die hiesige Straf
kanimer verurtheilte heute den antise
mitischen Agitator und Broschüren
chreiber R e t t e r s p i tz wegen Beleidigung
einer Reihe von christlichen Beamten zu
6 Monaten Gefängniß und ordnete seine
'ofortige Verhaftung an.
Hamburg, 26. Septbr. Der Dampfer
„Persia", von Newyork kommend, wird
heute Abend hier erwartet; er hat außer
300 Passagieren 390 lebende Ochsen
an Bord, die in 2 am Petersenquai be
reitgehaltenen Eisenbahnwagen nach dem
Schlachthause überführt werden sollen.
Ein entsetzlicher Unfall ereignete
ich in der vorigen Nacht im jüdischen
Krankenhause zu Hamburg, indem ein dort
befindliches, schwerkrankes Mädchen in
einem Fieberanfalle aus einem Fenster des
oberen Stockwerks sprang und in ein eiser
nes Gitter fiel, wodurch es sich furchtbare
Verletzungen zuzog, so daß es in hoffnungs-
losem Zustande in das Krankenhaus zurück-
befördert werden mußte.
Provinzielles
Altona, 25. Septbr. Gelegentlich der
Verhaftung eines Btatrosen
kam es gestern in unserem Hafen zu argen
Aus sch r e i t u n gen gegen die Polizei.IDorf zu Dorf, jeden Pfarrer, Bürgermeister
Der Kaprtan des Fischdampfers 9rnw"i„„s
, ,, „Alster" und Landmann besuchend, bei dem sie
hatte polizeiliche Hilfe requirirt, um einen einiges Prioatvermögen vermuthen. Den
Matrosen der an Bord Lampen zertrüm-Inhalt ihrer Mappe breiten sie geschickt
Tn Ästigen Unfug verübt, zu ver- vor den kleinen Capitalbesitzern aus sie
haften. Mit vieler Muhe gelang es zwei überreden mit bekannter Zungenfertigkeit
Hafenpolizeibeamten, den Tumultuanten, ihre harmlosen Zuhörer daß diese ibre
der heftigen Widerstand leistete, ans Land guten bayrischen
zu schaffen. Die übrige Schiffsmannschaft namentlich auch Pfandbriefe die hohe
nahm jedoch für ihren Genossen Partei Placirungsprovision geben 'umtauschen
und reizte das Publikum auf, und als die Dabei scheuen sich diese „vornehmen"
Beamten ihren Arrestanten fortschaffen Hausirer nicht, den kleinen Geldleuten vor-
wollten wurden sie von einer nach Hunder- zuspiegeln, daß ihre guten Papiere bald
len zahlenden Schaar von Arbeitern um- verloost oder auf einen niedrigeren Zins-
ringt und zu Boden geworfen. Vier an- fuß gebracht würven. Auf diese Weise
deren zur Hilfe herbeigeeilten Polizeibeam- sind in den letzten Jahren in dem Städt-
ten erging es nicht besser, sie wurden hinter- chen Neustadt a. d. Saale allein über
rucks überfallen und schwer mißhandelt, 150 000 Frcs. Griechen unter die Leute
worauf die immer mehr anwachsende Menge gebracht worden. — Soweit das obiae
den Arrestanten befreite. Stets verfolgt Blatt. Dazu fügt das „Landw. Wochenbl."
von dem „^anhagel , gelang es den Poli- für Schleswig-Holstein hinzu: So etwas
zeibeamten schließlich, die nächste Polizei- kann bei uns nicht Vorkommen, dazu ist
station zu erreichen, worauf die Menge man in Schleswig-Holstein zu intelligent
sich langsam zerstreute. Da View der Tu- und zu besonnen, wird mancher Leser
multuanten der Person nach bekannt waren, denken, und wir waren bis vor Kurzem
äJV Laufe des Abends noch, derselben Ansicht. Wir sind jedoch etzt
zwölf derselben festzunehmen. Weitere Ver- in der Lage mittheilen zu können, daß in
Haftungen stehen bevor und wird es gegen einem Theile unserer Provinz ähnliche
die Theftnehmer wahrscheinlich zu einer Geschäfte von Hamburg aus u machen
Landfrledensbruchs konimen. versucht und theils auch wirklich gemacht
Gluckstabt, 25. Sept. In der ges r/ge" werden. Es ist daher die Mahnung zur
gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Vorsicht am Platze Der Landmann
Kollegien wurde über die Neuregelung soll das Börsense nspiel von dem
des städtischen Steuerwesens ver- er in den meisten Fällen doch'nichts ver-
handelt. In Aussicht genommen wurde, steht, anderen Leuten überlassen
die Gebäudesteuer mit 340 pCt., die A 27 _ Sept. Dem heutiaen
Grund- und Gewerbesteuer mit ft 100 pCt. Schwàemarkt waren 274 sog. Wagen-
heranzuziehen und den Rest durch die Em- fer[e , füt)rt- Per Handel nahm einen
kommensteuer zu decken Bestimmend fur langsamen Verlauf, da sich nur wenige
Rese ^atze ist einerseits die Absicht das Hudler eingefunden. Gezahlt wurden für
Gewerbe mög ichst zu schonen und anderer-4^6 Wochen alte Ferkel 9,50-13 00
seits der Umstand gewesen, daß bei emer Mark, in einzelnen Fällen auch weniger.
fooTcT w £““«.» Ģàà etum 7 unb 8 Wochen alte Ferkel 14-18 Mk.
200 PCt. der Staatssteuer, die Einkorn- L r0 Stück. Jungschweine waren nicht
mensteuer bis zu einer ungewöhnlichen L m Markt. Der Markt wurde nicht ganz
Hohe herangezogen werden mußte.
In Glückstadt herrscht augenblicklich ^ ^ 0 ~ _ .. ,
großer Wohnungsmangel, so daß viele Fa-ft- ‘ n $ c & en s 4e H 27 Sept. Die Eheleute
mitten, welche zum 1. Oktober ihre Woh- ® ^ rQU hies- werden
nung verlassen müssen, nicht wissen, wo ^ nächstfolgenden Sonntag beim Gastwirth
ie nach vorgenanntem Tage ihr müdes e *^ re S^ene Hochzeit feiern. —
Haupt hinlegen sollen. on «F n , ^°""tag 7. Octbr. soll in
In Neumünster wird eine Besteuerung Mr Kirche unser diesjähriges Er nie
der Ja gdscheine empfohlen. Wirglauben, ankfest stattfinden,
daß diese Besteuerung den anderen Vor- x - Rendsburg, 28. Sept. Dem Ver
schlügen über Klavier-, Bier-, Fahrrad-, nehmen nach soll die Fährprajh mange-
Schaufenster- rc. Besteuerung immer noch legenheit bei Nobiskrug nunmehr dahin
vorzuziehen wäre. Wer hat das Zeug geregelt sein, daß zu Zeiten muthmaßlich
dazu und erfindet noch ein neues Steuer- stärkeren Verkehrs zwei Fährprähme in
objekt? Wie manche glauben, dürfte näch- Betrieb gesetzt werden. Ob nunmehr
[ten§ eine Prämiirung für Entdeckung diese°Einrichtung den Ansprüchen des Ver-
neuer Steuerobjekte in Aussicht genommen ş kehrs genügt, muß die Zeit lehren,
werden. I -H- Rendsburg, 28. Sept. Der Herbst.
Neninünster, 25. Sept. Dem hiesigen markt ist vorüber; die Landleute haben ge>
Verein „Arbeiterbund" ist seitens des erntet und an den Markttagen auch die
Vorstandes der Jnvaliditäts- und Alters- Geschäftsleute unserer Stadt. Nun kommt
Versicherungs-Anstalt Schleswig > Holsteinl für beide, für die Landleute und für die
die Mittheilung zugegangen, daß ihm aus Städter, das Erntedankfest. Am
den Mitteln des letzteren zur Herstel> Sonntag-Vormittag werden in den Kirchen
lung von Arbeiterwohnnngen ein unserer Stadt Festfeiern stattfinden; die
ferneres Darlehen im Betrage von Altarplätze werden in sinniger Weise wieder
35000 Mark bewilligt worden, welches mit allerlei Früchten des Feldes sich
mit 3 >/2 Prozent zu verzinsen ist. Am schmücken; einzelne Kirchenchöre üben be-
1. November kommt das Darlehen zur reits längere Zeit, um durch den Gesang
Auszahlung. von Motetten den Gottesdienst zu ver-
Die von der Brustseuche befallenen schönern, und die Predigten, wie Schrift-
Pferde des in Altona garnisonirenden Ar- Vorlesungen und Gebete werden zu auf-
tillerie-Regiments Nr. 24 sind in einem richtigem Danke mit Herz, Mund und Hand
auf dem Exerzierplatz bei Bahrenfeld eigens für den Erntesegen auffordern. Nun,
erbauten Feldzelt untergebracht; dieses hat mögen recht viele unserer Stadt am Sonn-
Raum für 50 Pferde. tag-Vormittag auch wirklich den Weg zum
Herr Gymnasiallehrer Dr. Poltert in Gotteshause finden und die Glocken nicht
Flensburg wird bei den am 5. und 6. umsonst rufen! Dann wird auch am Nach-
Oktober in Tönning zu veranstaltenden Mittage die Erntefreude in den richtigen
Aufführungen von „Erlkönigs Tochter" Grenzen bleiben,. unb kein Ernteball oder
und „Schön Ellen" die Baßsoloparthien Erntetrunk mit einem Mißton endigen,
übernehmen. x. Rendsburg, 28. Sept. Wie wir er-
Bei der in den letzten Tagen im Re- fahren, wird Herr Direktor Peters,
gierungsgebäude in Schleswig abgehaltenen dessen Gesellschaft uns aus dem vorigen
Prüfung für Einjährig-Freiwillige erhielten ftchhre noch in gutem Andenken steht und
von 14 Geprüften neun den Berechtigungs- deren Leistungen ausnahmslos befriedigten,
chein. "P Okt. seine erste Vorstellung geben.
Kiel, 26. Septbr. Wie man hört, soll Eine starke Abonnementsbetheiligung ist
das konservative Partei-Organ, das „Kieler dringend erwünscht, auch schon aus dem
Tageblatt", demnächst aufhören zu existiren. Grunde, damit dadurch der Plan, hier ein
An seiner Stelle wird ein Blaft erscheinen, eigenes Theater zu errichten, als ersichtlich
das besonders die religiösen Bestrebungen nothwendig gefördert werde.
Egidy-Lehmami beruĢftigen wird. /X Rendsburg, 28. Sept. Wie uns mit-
Şept- In den letzten Tagen getheilt wird, ist dem Konditor F. Knaack
unserer Stadt m der Königstraße jetzt die volle Wirth-
ïSfi f u socialdemokratischen schafts-Konzession zum Ausschank von Wein,
Sch eswig-Holsteimschen V 0 l k s z e i t u n g" Biel rc. bewilligt worden.
M?a?str^?b seinem Artikel: „Der >< Rendsburg, 28. Sept. In der gestrigen
m der Stadt Kiel und die Sitzung unserer städtischen Kollegien theilte der
âŗ0eitslosigkeit" scharfe Angriffe gegen Herr Vorsitzende mit, daß der Chef der Ab-
den Magistrat richtet theilung für das Schulwesen, Herr Ober-Reg.-
I» („ b d-n Wt .in«
-neige von Jahren dort wohnenden Ge- die Besoldung der hies. Volksschullehrer beiwohnen
richtssekretär a. D. S. in seiner Wohnung "erde. Hierauf wurde in die Tagesordnung ein-
erhänqt. Der alte Herr welcker rum 1 getreten und zunächst über ein von Herrn Buch-
nfi-nW ^ o> ch r binder Albers gemachtes Angebot betr. Pachtung
Oktober nach der Provinz Schlesien ju k er Anschlagsvorrichtungen verhandelt. Derselbe
einer dort verheiratheten Tochter dauernd ist bereit, das Anlagekapital mit 12 pCt. zu ver-
überzusiedeln gedachte, soll in letzter Zeit Zinsen und zwar aus 10 Jahre. Die Kollegien
Spuren von einem umnachteten Geist ge- "1?™ 1'
.: iY .. . !Bedingungen ein und oeichnetzen aleichreitia die
zeigt haben. So soll er mitunter stunden- Herstellung von 4 weiteren Anschlagsäulen und
lang am Grabe seiner verstorbenen Frau einer Anschlagstasel auf städtische Kosten. Der
weinend gesessen haben. Man vermuthet, Eintritt von Bürgen in bestehende Pachtverhält-
daß ihm die Trennung von dort schwer '"Ä.L^igl„desgleichen die von Herrn
geworden sei und daß er deshalb in einem beantragte *Hufae
Anfall von Schwermuth die That voll- streifens von 4 m Breite hinter seinem Grunv-
bracht habe. stück. Auf Antrag der Direktion der Neuen
Wie die Zeitschrift „Das Land" mit-!Dampfer-Kompagnie wird die bisher gewährte
tbeilt reisen in Nnterfronken oemisşel^"dventlon au, die fernere Zeit bis zum 31.
theilt, reisen in Untcrsranken gewisse März 1896 bewilligt unter der Bedingung, daß
Bankiers mit Werthpapieren vonldie Fähre nach Büdelsdorf und die Listie Rends-
ļur,
der'
gistr
führ
Geh
wies
den
Nichi
solch
Verb
nun
schüs
Vor-
Best
lich
habe
Regl
zu 5
auch
gene
die
Pla:
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Frac
regn
trag
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here
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den
Sitz
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aus.
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Hand
giere
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