Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

desselben. Er sei schon während seiner 
Amtsthätigkeit ein halbvergessener Mann 
Man habe in den politischen Kreisen Deutsch 
lands aufgehört, mit der Persönlichkeit des 
leitenden Ministers zu rechnen. Der Kaiser 
habe mit dem neuen Kurs und seiner ver- 
fehlten Polenpolitik in der Thorner Rede 
gründlich aufgeräumt. Der Kaiser vertritt 
die Hammerpolitik, der neue Kurs des 
Grafen Caprivi willigt in die Ambospo 
litik. Die Rede des Fürsten Bismarck nach 
der Thorner Rede habe die Brücke gebildet 
zwischen dem Monarchen und der „fönig 
lichen Opposition". Der Tag wird kom 
men, wo die Männer, die in Königsberg 
vom Hoflager ferngehalten wurden, vom 
König ebenso eine Genugthuung erhalten 
wie Fürst Bismarck bei seinem Berliner 
Besuch. Die Thorner Rede hat den Unter 
schied zwischen der kaiserlichen Politik und 
der Politik des neuen Kurses des Grafen 
Caprivi offenkundig gemacht. Ein größerer 
Gegensatz sei nicht denkbar. Die Berwir- 
rung in Folge der offenen Preisgabe der 
Caprivischen Polenpolitik habe die Beröf- 
fentlichung der Thorner Rede im „Reichs- 
anzeigen" und durch das Wolff'sche Tele 
graphenbureau verhindert. F ü r st Bis 
marck habe einen vernichtenden 
Stoß gegen den neuen Kurs ge 
richtet. Die Zeit werde nicht mehr 
fern sein, wo sich Räthe und Diener der 
Krone finden, welche mit dieser im Ein 
klang stehen. Die „Opposition gegen den 
neuen Kurs des Grafen Caprivi ist nicht, 
wie man sich bemüht hat, dem Monarchen 
glauben zu machen, eine Opposition gegen 
den König, sondern eine „königliche Oppo- 
fition" im Bismarckschen Sinne. Möge 
der Tag nahe sein, wo Seine Majestät an 
die Spitze dieser Opposition tritt und sie 
zum Kampf für Religion, Sitte und Ord- 
nung führt." Man sieht aus solchen Aus- 
lassungen, wie es in den „oberen Regio- 
nen" gegenwärtig gährt. Zu wessen Nu 
tzen? Um Herrn Miguel die Bahn 
frei zu machen, zugleich Reichskanzler und 
Preußischer Ministerpräsident zu werden. 
Folgende historische Erinnerung an 
den kürzlich verstorbenen General der 
Infanterie Grafen v. Bose, nach 
welchem das 1. Thüringische Infanterie- 
Regiment Nr. 31 fortan den Namen „In- 
fanterie > Regiment Graf v. Bose" trägt, 
wird von einem Offizier, der mit dabei 
gewesen, erzählt. Es war am 6. März 
1871. Auf dem Ehrenhofe der Präfektur 
von Versailles waren die Offiziere der 22. 
Division versammelt, an ihrer Spitze der 
kommandirende General des 11. Armee 
korps, General der Infanterie v. Bose. In 
der Halle des rechten Flügels des Schlosses 
stand, zur Abfahrt bereit, der Reisewagen 
welcher den Kaiser Wilhelm der Heimath 
entgegenführen sollte. Da erscheint der 
Kaiser; elastischen Schrittes eilt er am 
den ehrfurchtsvoll schweigenden Halbkreis 
der Offiziere zu und spricht mit weithin 
vernehmlicher, aber von innerer Bewegung 
ergriffener Stimme: „Ich habe Sie ver- 
sammelt, meine Herren, um Ihnen, als 
den hier anwesenden Vertretern der Armee, 
in dem Augenblick, wo Ich die Armee 
verlasse, mein „Lebewohl!" zu sagen. Ich 
kehre nach Deutschland zurück. Der Krieg 
ist, dank Ihrer Hingebung und Ausdauer 
zum glücklichsten Ende geführt, und 
Ich hoffe, daß wir einem langen und 
dauerhaften Frieden entgegengehen. Ob 
meine Hoffnungen sich erfüllen werden, 
hängt freilich zunächst von diesem Lande 
ab, welchem wir soeben eine so herbe 
Lektion gegeben haben. Sollte Ich aber 
auch irren, sollte Ich genöthigt werden, 
von Neuem an die Entscheidung der Waffen 
zu apelliren, so weiß Ich, auf wen Ich mich 
verlassen kann." — Alle waren tief be 
wegt. Schweigend reichte der Kaiser dem 
General v. Bose die Hand; dann küßte er 
ihn und rief: „Das ist für Sie Alle, 
meine Herren!" Schnell bestieg der Kaiser 
den Wagen, noch einmal winkte er freund 
lich grüßend, im Wagen stehend, den Ab 
schiedsgruß hinüber und verschwand dann 
in der unabsehbaren Reihe der jubelnden, 
Spalier bildenden Mannschaften. 
— Der Ernennung des Fürsten 
Hatzfeldt zum Oberpräs id enten 
von Schlesien ist, wie Abg. Arendt in 
seinem „Deutschen Wochenblatt" erzählt, 
ein heftiger Kampf zwischen dem 
preußischen Staa tsministerium vor 
hergegangen. Es heißt darüber in dem 
genannten Blatt: „Daß das Ministerium 
einen anderen Kandidaten batte und die 
Kandidatur des Fürsten Hatzfeldt nicht 
wünschte, daß sogar Herr v. Seydewitz be 
stimmt wurde, so lange wie möglich auf 
seinem Posten zu bleiben, damit die Er- 
nennung des Fürsten Hatzfeldt noch fern- 
gehalten werden könne, das ist in politi 
schen Kreisen bekannt genug. Aber das 
Ergebniß war doch, daß nicht Graf Zedlitz, 
sondern Fürst Hatzfeldt Oberpräsident wird. 
— Das Ministerium ist eben nicht durch- 
gedrungen." 
— Daß das Hauptübel der schlechten 
Lage der L a n d w i r t h s ch a f t in der 
Ueberschuldung des Grundbesitzes 
liegt, wird nun auch selbst von den eifrig 
sten Vertretern des Großgrundbesitzes zu 
gegeben. Auf den Erfurter Parteitage 
des Bundes der Landwirthe hat der Land- 
tagsabgeordnete Frhr. v. Erfsa in einer 
längeren Rede diesen Gesichtspunkt klar ge 
faßt und seine Verhältnisse aufgerollt. Er 
brachte dabei als Hauptbeweismittel vor, 
daß in den östlichen Provinzen 60 bis 
70 Procent des Reineinkommens durch 
Schuldenzinsen verschlungen würden; aber 
selbst in der gesegneten Provinz Sachsen 
betragen die Schuldenzinscn schon 22 pCt. 
des Einkommens. Allein in Westpreußen 
sind in den Jahren 1886 bis 1892 16 000 
Hektar der Subhastation verfallen, in 
Sachsen 10 000 Hektar. Herr v. Erffa 
erörterte dann das Sinken der Reinerträge 
und den Niedergang der Preise für Ge 
treide, Wolle, Flachs, Spiritus, Vieh usw 
und wirft alles auf die Concurrenz des 
Auslandes. Wir müssen bekennen, daß 
uns dieser letztere Standpunkt nicht ein 
leuchtend ist. Wohl mag dieselbe Einfluß 
ausüben, das ist bei jeder Concurrenz der 
Fall, zur Hauptsache aber ist der Grund 
des Preisrückganges in der starken Depres 
sion des Geschäftsganges zu suchen, in all 
den Dingen, welche wir fortwährend als 
unsittlich rügen, in dem überaus erbitterten 
Jnteressenkampf. Es ist sicher, daß die 
Einkommen überall gesunken sind und 
daß noch gegenwärtig der Charakter des 
parens und Einschränkens überall in der 
Gesellschaft die Regel bildet. So lange 
also diese Degression andauerte, kann von 
einer Besserung der Zustände nicht die 
Rede sein. Während nun die Agrarier 
die Staatshülfe und die Gesetzgebung an 
rufen, dieser Krisis zu begegnen, will die 
Reichsregierung durch Freigabe des Handels 
und Verkehrs zunächst die Industrie zu 
heben suchen, in der wahrscheinlichen Er- 
Wartung, dadurch auch den Consum in 
Produkten der Landwirthschaft zu heben 
und eine bessere Preisstellung herbeizu- 
Ähren. Wir gestehen, daß uns dieser 
letztere Weg der richtigere erscheint. Da 
neben sollten aber die Herren Großgrund 
besitzer auch den Wahlspruch ihrer Väter 
besser beachten: „Bete und arbeite, dann 
hilft Gott!" Mit dem Großthun und 
Wohlleben der Herren Söhne in Berlin 
ist es nicht gethan. 
Vor den Augen der Mutter er- 
chossen hat sich am Dienstag-Abend der 
vierzehn Jahre alte Barbierlehrling Willi 
Grafunder in Berlin. Er war noch vor 
kurzer Zeit von seinen Eltern zu einem 
Barbier im Centrum der Stadt in die 
Lehre gegeben worden. Am Dienstag- 
Mittag verließ er das Geschäft des Lehr- 
Herrn, kaufte sich, wie er auf einem Zettel 
vermerkt hat, einen Revolver und irrte bis 
zum Abend umher. Um elf Uhr klingelte 
er an der Gitterthür, die zu der elterlichen 
Wohnung führt. Als Frau Grafunder 
daraufhin hinausging und nachsah, wer 
Einlaß begehrte, blitzte in demselben Augen 
blick ein Schuß auf. Der Vater wurde 
nun gerufen, und das Elternpaar fand 
den Sohn als Leiche mit einer Schuß 
wunde in den Schläfen auf. Als Grund 
hat der Lehrling schriftlich hinterlassen 
daß der Gehülfe in dem Geschäft die 
chuld trage. Danach hat der Knabe aus 
gekränktem Ehrgefühl (!) den Tod 
gesucht. 
In einigen Lokalen Berlins besteht eine 
Trinkgeld - Danksage - Ordnung." 
Bei dem Engagement wird den Kellnern 
die Höflichkeit gegen die Gäste zur be 
sonderen Pflicht geniacht und ihnen einge 
schärft, daß sie nach erfolgter Zahlung sich 
vom Gaste durch ein einfaches „Danke" 
zu verabschieden haben. Giebt es füm 
Pfennig Trinkgeld, dann muß ein „Danke 
ergebenst" erfolgen, giebt es zehn Pfennig 
ein „Danke gehorsamst". Der Fall, daß 
ein Gast mehr als zehn Pfennig giebt, ist 
nicht vorgesehen, wahrscheinlich werden die 
Kellner dann eine längere Dankrede 
halten müssen, und bei fünfzig Pfennigen 
dürften Worte nicht mehr ausreichen, es 
tritt dafür vermuthlich Knie fall und 
Handkuß ein. Nun wissen die Gäste, 
wie sie es anzufangen haben, um immer 
„ergebensten" oder „gehorsamsten" Dank 
einstecken zu können. Aber trotzdem wird 
es noch viele Kellner geben, die fünf 
Pfennig Trinkgeld als etwas Selbstver- 
stündliches, also ohne „ergebensten" Dank 
hinnehmen. 
Bekanntlich haben die Vertreter der So- 
zialdemokratie gelegentlich der am 15. d 
Mts. gepflogenen Verhandlungen mit den 
Gastwirthen die Erklärung abgegeben, 
daß eine Aufhebung der Saalsperre für 
ie keinen Werth hätte, wenn nicht zuvor 
eine Einigung mit den Brauereien über 
die Aufhebung des Boycotts erfolgte. 
Sie gaben den Gastwirthen anheim, ihren 
Einfluß auf die Vertreter der Brauereien 
geltend zu machen, augenscheinlich um mit 
ihrer Hülfe zu einem für die Sozialdemo 
kratie annehnibaren Friedensschluß zu ge 
langen. Die Vorstände der Gastwirths- 
Vereine in Berlin haben sich nun dem von 
übernommenen Aufträge gemäß mit den 
Vertretern der Brauereien in Verbindung 
gesetzt. Ueber diese Verhandlungen wurde 
in der letzten Sitzung des „Brauerrings" 
berichtet und gleichzeitig beschlossen, dem 
Wunsche der Gastwirthe, in erneute Ver 
handlungen mit der Boycottkommiffion ein 
zutreten, nachzukommen. Ein Theil der 
Brauereien war übrigens gegen jede Ver 
handlung. weil dabei doch nichts heraus 
käme, und nur die Rücksicht der Gastwirthe 
hat sie veranlaßt, ihren Widerspruch auf 
zugeben. 
Die Geheimnisse der Wurst 
fabrikation enthält folgende Bekannt 
machung des Amtsvorstehers zu Kalkberge 
Rüdersdorf: „Die von den Händlern am 
Knappschaftsfeste entnommenen 29 Wurst 
proben haben durch chemische Untersuchung 
ergeben, daß nur eine Wurst rein und 
gut war, und zwar diejenige des Gast 
wirths Julius Bonnet zu Rüdersdorf. 
Die übrigen Proben wurden theils minder 
werthig, theils verdächtig und von Pferde 
fleisch befunden." 
Einen verwegenen Fluchtversuch 
machte Dienstag Mittag ein Gefangener 
in Kassel. Es war ein junger Kaufmann, 
den der Gefängnißaufseher zur Strafkammer 
führte, wo eine Verhandlung wegen Geld 
Unterschlagung bevorstand. Am Justizge 
bäude gelang es dem Gefangenen, trotz 
der Handfesselung sich loszureißen. Er 
sprang die 50 Fuß hohe Steinmauer des 
Fulda-Ufers hinab und versuchte, in der 
Rückenlage die Fulda zu durchschwimmen 
Durch Sandschiffer wurde er alsbald ein 
geholt und fest genommen. Wunder 
barerweise hat er bei dem Sprunge nur 
geringe Verletzungen davongetragen. 
Mit Ablauf dieses Monats scheidet der 
Regierungspräsident v. D i e st in Merse 
burg aus dem Staatsdienste. Zu seinem 
Nachfolger ist der bisherige Regierungs 
Präsident in Aurich, Graf Konstantin zu 
Stolb erg-Wernigerode, und zum Re 
gierungspräsidenten in Aurich dem Ver 
nehmen nach der Oberpräsidialrath von 
Estorff in Koblenz ausersehen. 
Wiesbaden, 26. Sept. Unter der An 
klage des T o d t s ch l a g s erschien heute 
ein Bürschchen von kaum 16 Jahren, 
der Taglöhner Peter Kropp aus Kiedrich 
im Rheingau vor der Strafkammer. Er 
wurde zu 3 Jahren Gefängniß verurtheilt, 
da seiner Jugend wegen auf eine Zucht- 
hausstrafe nicht erkannt werden konnte. 
Vom Harz, 25. Sept. Nun der Sommer 
zu Ende ist und die Reisesaison vorüber, 
erfreuen sich Manche an den reichen Er 
innerungen ihres Ferienlebens. Viele besuch 
ten auch den lieblichen Harz. Unter den vielen 
Orten desselben, die beachtensloerth sind, 
ist es vor Allem ein reizender Punkt, der 
noch lange nicht genug besucht und ge 
würdigt wird, es ist dies das wunderschön 
gelegene „Hagenthal" bei Gernrode am 
Fuße des Stubenberges. Sowohl Gern 
rod wie Suderode ist beides nur eine halbe 
Stunde vom Hagenthal entfernt. Im 
Hagenthal selbst befindet sich die für 
Fremde so anziehende Pension Hagenthal, 
die auf christlich - gesunder Grundlage er 
richtet, den Zweck hat, weilenden Kurgästen 
und wandernden Touristen das köstliche 
Familienleben auf der Reise wiederfinden 
zu lassen, Reisenden, denen das einförmige 
Hotelleben längst eine Bürde geworden ist, 
und die deshalb sich nach einem freund 
lichen Anschluß und lieber Genossenschaft 
sehnen. Ein jeder, welcher den Harz liebt 
und bereist, sollte nicht versäumen, die 
reizende Waldidylle von Hagenthal mit 
ihrer herrlichen Umgebung zu besuchen und 
in dem gastfreien und verhältnißmäßig 
billigen „Haus Hagenthal" Einkehr für 
kürzere oder längere Zeit zu halten. 
— Auf dem Kommers der Harzklub 
Hauptversammlung kam u. A. ein von 
Pastor Eime gedichtetes Lied zum Vortrage 
„Weshalb dem Fürsten Bismarck der Burg 
berg so lieb und der Abschied so sauer 
wurde." Es beziehen sich diese Verse 
dieses nach der Melodie „In einem kühlen 
Grunde" gesungenen Liedes auf die weiteren 
Kreisen uoch wenig bekannte Thatsache, 
daß Fürst Bismarck sich auf dem Burg 
berge mit seiner Gemahlin verlobt hat 
Der Vorsitzende knüpfte an die Bekannt 
gäbe dieses Vorganges ein jubelnd auf 
genommenes Hoch auf den Altreichskanzler. 
Kathreiner's Malzkaffee-Fabrik in Mün 
chen theilen uns mit, daß sie auf der 
Dresdener internationalen Ausstellung für 
Nahrungsmittel, Volksernährung und Ar 
meeverpflegung auf jede Prämiirung ver 
zichtet haben. 
Nürnberg, 25 Sept. Die hiesige Straf 
kanimer verurtheilte heute den antise 
mitischen Agitator und Broschüren 
chreiber R e t t e r s p i tz wegen Beleidigung 
einer Reihe von christlichen Beamten zu 
6 Monaten Gefängniß und ordnete seine 
'ofortige Verhaftung an. 
Hamburg, 26. Septbr. Der Dampfer 
„Persia", von Newyork kommend, wird 
heute Abend hier erwartet; er hat außer 
300 Passagieren 390 lebende Ochsen 
an Bord, die in 2 am Petersenquai be 
reitgehaltenen Eisenbahnwagen nach dem 
Schlachthause überführt werden sollen. 
Ein entsetzlicher Unfall ereignete 
ich in der vorigen Nacht im jüdischen 
Krankenhause zu Hamburg, indem ein dort 
befindliches, schwerkrankes Mädchen in 
einem Fieberanfalle aus einem Fenster des 
oberen Stockwerks sprang und in ein eiser 
nes Gitter fiel, wodurch es sich furchtbare 
Verletzungen zuzog, so daß es in hoffnungs- 
losem Zustande in das Krankenhaus zurück- 
befördert werden mußte. 
Provinzielles 
Altona, 25. Septbr. Gelegentlich der 
Verhaftung eines Btatrosen 
kam es gestern in unserem Hafen zu argen 
Aus sch r e i t u n gen gegen die Polizei.IDorf zu Dorf, jeden Pfarrer, Bürgermeister 
Der Kaprtan des Fischdampfers 9rnw"i„„s 
, ,, „Alster" und Landmann besuchend, bei dem sie 
hatte polizeiliche Hilfe requirirt, um einen einiges Prioatvermögen vermuthen. Den 
Matrosen der an Bord Lampen zertrüm-Inhalt ihrer Mappe breiten sie geschickt 
Tn Ästigen Unfug verübt, zu ver- vor den kleinen Capitalbesitzern aus sie 
haften. Mit vieler Muhe gelang es zwei überreden mit bekannter Zungenfertigkeit 
Hafenpolizeibeamten, den Tumultuanten, ihre harmlosen Zuhörer daß diese ibre 
der heftigen Widerstand leistete, ans Land guten bayrischen 
zu schaffen. Die übrige Schiffsmannschaft namentlich auch Pfandbriefe die hohe 
nahm jedoch für ihren Genossen Partei Placirungsprovision geben 'umtauschen 
und reizte das Publikum auf, und als die Dabei scheuen sich diese „vornehmen" 
Beamten ihren Arrestanten fortschaffen Hausirer nicht, den kleinen Geldleuten vor- 
wollten wurden sie von einer nach Hunder- zuspiegeln, daß ihre guten Papiere bald 
len zahlenden Schaar von Arbeitern um- verloost oder auf einen niedrigeren Zins- 
ringt und zu Boden geworfen. Vier an- fuß gebracht würven. Auf diese Weise 
deren zur Hilfe herbeigeeilten Polizeibeam- sind in den letzten Jahren in dem Städt- 
ten erging es nicht besser, sie wurden hinter- chen Neustadt a. d. Saale allein über 
rucks überfallen und schwer mißhandelt, 150 000 Frcs. Griechen unter die Leute 
worauf die immer mehr anwachsende Menge gebracht worden. — Soweit das obiae 
den Arrestanten befreite. Stets verfolgt Blatt. Dazu fügt das „Landw. Wochenbl." 
von dem „^anhagel , gelang es den Poli- für Schleswig-Holstein hinzu: So etwas 
zeibeamten schließlich, die nächste Polizei- kann bei uns nicht Vorkommen, dazu ist 
station zu erreichen, worauf die Menge man in Schleswig-Holstein zu intelligent 
sich langsam zerstreute. Da View der Tu- und zu besonnen, wird mancher Leser 
multuanten der Person nach bekannt waren, denken, und wir waren bis vor Kurzem 
äJV Laufe des Abends noch, derselben Ansicht. Wir sind jedoch etzt 
zwölf derselben festzunehmen. Weitere Ver- in der Lage mittheilen zu können, daß in 
Haftungen stehen bevor und wird es gegen einem Theile unserer Provinz ähnliche 
die Theftnehmer wahrscheinlich zu einer Geschäfte von Hamburg aus u machen 
Landfrledensbruchs konimen. versucht und theils auch wirklich gemacht 
Gluckstabt, 25. Sept. In der ges r/ge" werden. Es ist daher die Mahnung zur 
gemeinschaftlichen Sitzung der städtischen Vorsicht am Platze Der Landmann 
Kollegien wurde über die Neuregelung soll das Börsense nspiel von dem 
des städtischen Steuerwesens ver- er in den meisten Fällen doch'nichts ver- 
handelt. In Aussicht genommen wurde, steht, anderen Leuten überlassen 
die Gebäudesteuer mit 340 pCt., die A 27 _ Sept. Dem heutiaen 
Grund- und Gewerbesteuer mit ft 100 pCt. Schwàemarkt waren 274 sog. Wagen- 
heranzuziehen und den Rest durch die Em- fer[e , füt)rt- Per Handel nahm einen 
kommensteuer zu decken Bestimmend fur langsamen Verlauf, da sich nur wenige 
Rese ^atze ist einerseits die Absicht das Hudler eingefunden. Gezahlt wurden für 
Gewerbe mög ichst zu schonen und anderer-4^6 Wochen alte Ferkel 9,50-13 00 
seits der Umstand gewesen, daß bei emer Mark, in einzelnen Fällen auch weniger. 
fooTcT w £““«.» Ģàà etum 7 unb 8 Wochen alte Ferkel 14-18 Mk. 
200 PCt. der Staatssteuer, die Einkorn- L r0 Stück. Jungschweine waren nicht 
mensteuer bis zu einer ungewöhnlichen L m Markt. Der Markt wurde nicht ganz 
Hohe herangezogen werden mußte. 
In Glückstadt herrscht augenblicklich ^ ^ 0 ~ _ .. , 
großer Wohnungsmangel, so daß viele Fa-ft- ‘ n $ c & en s 4e H 27 Sept. Die Eheleute 
mitten, welche zum 1. Oktober ihre Woh- ® ^ rQU hies- werden 
nung verlassen müssen, nicht wissen, wo ^ nächstfolgenden Sonntag beim Gastwirth 
ie nach vorgenanntem Tage ihr müdes e *^ re S^ene Hochzeit feiern. — 
Haupt hinlegen sollen. on «F n , ^°""tag 7. Octbr. soll in 
In Neumünster wird eine Besteuerung Mr Kirche unser diesjähriges Er nie 
der Ja gdscheine empfohlen. Wirglauben, ankfest stattfinden, 
daß diese Besteuerung den anderen Vor- x - Rendsburg, 28. Sept. Dem Ver 
schlügen über Klavier-, Bier-, Fahrrad-, nehmen nach soll die Fährprajh mange- 
Schaufenster- rc. Besteuerung immer noch legenheit bei Nobiskrug nunmehr dahin 
vorzuziehen wäre. Wer hat das Zeug geregelt sein, daß zu Zeiten muthmaßlich 
dazu und erfindet noch ein neues Steuer- stärkeren Verkehrs zwei Fährprähme in 
objekt? Wie manche glauben, dürfte näch- Betrieb gesetzt werden. Ob nunmehr 
[ten§ eine Prämiirung für Entdeckung diese°Einrichtung den Ansprüchen des Ver- 
neuer Steuerobjekte in Aussicht genommen ş kehrs genügt, muß die Zeit lehren, 
werden. I -H- Rendsburg, 28. Sept. Der Herbst. 
Neninünster, 25. Sept. Dem hiesigen markt ist vorüber; die Landleute haben ge> 
Verein „Arbeiterbund" ist seitens des erntet und an den Markttagen auch die 
Vorstandes der Jnvaliditäts- und Alters- Geschäftsleute unserer Stadt. Nun kommt 
Versicherungs-Anstalt Schleswig > Holsteinl für beide, für die Landleute und für die 
die Mittheilung zugegangen, daß ihm aus Städter, das Erntedankfest. Am 
den Mitteln des letzteren zur Herstel> Sonntag-Vormittag werden in den Kirchen 
lung von Arbeiterwohnnngen ein unserer Stadt Festfeiern stattfinden; die 
ferneres Darlehen im Betrage von Altarplätze werden in sinniger Weise wieder 
35000 Mark bewilligt worden, welches mit allerlei Früchten des Feldes sich 
mit 3 >/2 Prozent zu verzinsen ist. Am schmücken; einzelne Kirchenchöre üben be- 
1. November kommt das Darlehen zur reits längere Zeit, um durch den Gesang 
Auszahlung. von Motetten den Gottesdienst zu ver- 
Die von der Brustseuche befallenen schönern, und die Predigten, wie Schrift- 
Pferde des in Altona garnisonirenden Ar- Vorlesungen und Gebete werden zu auf- 
tillerie-Regiments Nr. 24 sind in einem richtigem Danke mit Herz, Mund und Hand 
auf dem Exerzierplatz bei Bahrenfeld eigens für den Erntesegen auffordern. Nun, 
erbauten Feldzelt untergebracht; dieses hat mögen recht viele unserer Stadt am Sonn- 
Raum für 50 Pferde. tag-Vormittag auch wirklich den Weg zum 
Herr Gymnasiallehrer Dr. Poltert in Gotteshause finden und die Glocken nicht 
Flensburg wird bei den am 5. und 6. umsonst rufen! Dann wird auch am Nach- 
Oktober in Tönning zu veranstaltenden Mittage die Erntefreude in den richtigen 
Aufführungen von „Erlkönigs Tochter" Grenzen bleiben,. unb kein Ernteball oder 
und „Schön Ellen" die Baßsoloparthien Erntetrunk mit einem Mißton endigen, 
übernehmen. x. Rendsburg, 28. Sept. Wie wir er- 
Bei der in den letzten Tagen im Re- fahren, wird Herr Direktor Peters, 
gierungsgebäude in Schleswig abgehaltenen dessen Gesellschaft uns aus dem vorigen 
Prüfung für Einjährig-Freiwillige erhielten ftchhre noch in gutem Andenken steht und 
von 14 Geprüften neun den Berechtigungs- deren Leistungen ausnahmslos befriedigten, 
chein. "P Okt. seine erste Vorstellung geben. 
Kiel, 26. Septbr. Wie man hört, soll Eine starke Abonnementsbetheiligung ist 
das konservative Partei-Organ, das „Kieler dringend erwünscht, auch schon aus dem 
Tageblatt", demnächst aufhören zu existiren. Grunde, damit dadurch der Plan, hier ein 
An seiner Stelle wird ein Blaft erscheinen, eigenes Theater zu errichten, als ersichtlich 
das besonders die religiösen Bestrebungen nothwendig gefördert werde. 
Egidy-Lehmami beruĢftigen wird. /X Rendsburg, 28. Sept. Wie uns mit- 
Şept- In den letzten Tagen getheilt wird, ist dem Konditor F. Knaack 
unserer Stadt m der Königstraße jetzt die volle Wirth- 
ïSfi f u socialdemokratischen schafts-Konzession zum Ausschank von Wein, 
Sch eswig-Holsteimschen V 0 l k s z e i t u n g" Biel rc. bewilligt worden. 
M?a?str^?b seinem Artikel: „Der >< Rendsburg, 28. Sept. In der gestrigen 
m der Stadt Kiel und die Sitzung unserer städtischen Kollegien theilte der 
âŗ0eitslosigkeit" scharfe Angriffe gegen Herr Vorsitzende mit, daß der Chef der Ab- 
den Magistrat richtet theilung für das Schulwesen, Herr Ober-Reg.- 
I» („ b d-n Wt .in« 
-neige von Jahren dort wohnenden Ge- die Besoldung der hies. Volksschullehrer beiwohnen 
richtssekretär a. D. S. in seiner Wohnung "erde. Hierauf wurde in die Tagesordnung ein- 
erhänqt. Der alte Herr welcker rum 1 getreten und zunächst über ein von Herrn Buch- 
nfi-nW ^ o> ch r binder Albers gemachtes Angebot betr. Pachtung 
Oktober nach der Provinz Schlesien ju k er Anschlagsvorrichtungen verhandelt. Derselbe 
einer dort verheiratheten Tochter dauernd ist bereit, das Anlagekapital mit 12 pCt. zu ver- 
überzusiedeln gedachte, soll in letzter Zeit Zinsen und zwar aus 10 Jahre. Die Kollegien 
Spuren von einem umnachteten Geist ge- "1?™ 1' 
.: iY .. . !Bedingungen ein und oeichnetzen aleichreitia die 
zeigt haben. So soll er mitunter stunden- Herstellung von 4 weiteren Anschlagsäulen und 
lang am Grabe seiner verstorbenen Frau einer Anschlagstasel auf städtische Kosten. Der 
weinend gesessen haben. Man vermuthet, Eintritt von Bürgen in bestehende Pachtverhält- 
daß ihm die Trennung von dort schwer '"Ä.L^igl„desgleichen die von Herrn 
geworden sei und daß er deshalb in einem beantragte *Hufae 
Anfall von Schwermuth die That voll- streifens von 4 m Breite hinter seinem Grunv- 
bracht habe. stück. Auf Antrag der Direktion der Neuen 
Wie die Zeitschrift „Das Land" mit-!Dampfer-Kompagnie wird die bisher gewährte 
tbeilt reisen in Nnterfronken oemisşel^"dventlon au, die fernere Zeit bis zum 31. 
theilt, reisen in Untcrsranken gewisse März 1896 bewilligt unter der Bedingung, daß 
Bankiers mit Werthpapieren vonldie Fähre nach Büdelsdorf und die Listie Rends- 
ļur, 
der' 
gistr 
führ 
Geh 
wies 
den 
Nichi 
solch 
Verb 
nun 
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Vor- 
Best 
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