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Wo. 208.
Mittwoch, öen 5. September
1894.
Morgen-Depesche«.
Berlin, 4. Sept. Wie die „Volksztg."
meldet, wird die Untersuchung gegen Kanz
ler Leist und Assessor Wehlau mit großem
Eifer seitens des Auswärtigen Amts ge-
führk. Dieselbe soll soviel belastendes
Material ergeben haben, daß die Anklage
folgen wird.
London, 4. Sevt. Die „Times" melden
telegraphisch aus Chefou, daß die japanische
Flotte in einem Hafen im südlichen Korea
versammelt sei, dessen Einfahrt durch Tor-
pcdos geschützt werde. Im Petschili-Golf
kreuze die chinesische Flotte von Hafen zu
Hafen. Die feindlichen Truppen in Ping-
Uang Verhalten sich vollständig ruhig. In
Chemulpo landete der japanische Marquis
Saionje, um den König von Korea zur
Erlangung seiner Unabhängigkeit zu be<
glückwünschen. Die Provinzen Söul und
Wanghai sowie die Gebiete in der Um
gebung der Bertragshäfen befinden sich im
Besitz der Japaner. Der übrige Theil
von Korea ist im Besitz bewaffneter Kore
ancr und Chinesen. Auf ganz Korea wird
die Stimmung gegen die Japaner im höch
sten Grade feindselig. Ein Guerillakrieg
ist im Entstehen.
Glasgow, 4. Septbr. Da der jüngste
Beschluß der B e r g a r b e i t e r, die Ar
beit wieder aufzunehmen, keine absolute
Majorität erlangte, dauert der Streik fort.
Von 70 000 Bergleuten Schottlands ar
beiten heute nur 400.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete
Capstadt, 15. Aug. Die „Tinies of
Natal" meldet, daß das Denkmal welches
die Königin Victoria dem Prinzen Napo-
leon im Zululand errichten ließ, gestohlen
worden ist.
Wie dem Reutcrschen Bureau aus Tanger
gemeldet wird, haben die Kabylen in
der Nähe von Denmat nördlich von Mar-
rakesch sich empört, plündern Denmat,
Mellah und andere Orte und tödten die
Inden. Die Kabylen von Erhamma, Ze
man und Witanin belagern Marrakesch.
Man befürchtet, daß die Stadt zu schwach
sei, um Widerstand zu leisten.
Nachrichten aus dem südwestafrikanischen
Schutzgebiete zufolge fand in dem Proviant
hause in Windhoek am 26. August ein
Brand, statt wobei 4 eingeboreneFrauen ums
Leben kamen. Der Proviantmeister Gold
ammer wurde nicht unerheblich an Händen
und Beinen verletzt. Der Brand ist in
Folge thatkräftiger Hülfe eingedämmt wor
den, sodaß nur ein geringer Theil des
Gebäudes zerstört wurde. Dagegen ist
eine größere Menge Proviant verbrannt.
Der Gesammtschaden beträgt etwa 60000
Mark. Das Feuer ist durch die Explosion
eines mit Spiritus gefüllten Fasses ent
standen. Die Untersuchung ist eingeleitet.
Ein verwegener Bankraub wurde am
1. d. M. in Tescott, in Kansas, verübt.
Wie dem Reutcrschen Bureau telegraphisch
aus London gemeldet wird, begaben sich
zwei vermunimte Kerle in die Bank und
schossen den Kassirer einfach nieder. Es
gelang ihnen, eine Menge Geld und Werth
papiere zu erbeuten. Dann schwangen sie
sich auf ihre Pferde und ritten ins Land
hinein. Die Leute des Sheriffs setzten
ihnen nach.
Bon der Verwegenheit der Eisenbahn
räuber legt folgendes Vorkommniß Zeugniß
ab. Ein einziger maskirter Bandit brachte
in der Nähe der Station Wells in Texas
einen Eisenbahnzug dadurch zum Stehen,
daß er mehrere Schwellen auf dem Geleise
übereinander häufte. Während das Zug
personal und die Reisenden damit beschäf
tigt waren, das Hinderniß zu beseitigen,
krachte plötzlich ein Schuß aus einen: nahen
Gebüsch und streckte einen Reisenden sofort
todt zu Boden. Mit drohendem Anruf
trat der verwegene Räuber aus dem Ge
büsch hervor, rief den Beamten und den
Reisenden zu, sich fern zu halten und
plünderte nun in voller Ruhe die Leiche
des Erschossenen. Nachdem er die goldene
Uhr und Kette, 20 Dollars an Geld und
einen Check für 25 Dollars an sich ge
nommen, zog er unbehelligt von dannen
Rußland.
Eine sechstägige Irrfahrt auf der
O st s e e hat ein 66 Jahre alter ehemaliger
Garde-Unteroffizier aus Helsingfors kürzlich
durchzumachen gehabt. Er war nrit einem
offenen Boote von Helsingfors aus zum
Angeln auf das Meer hinausgefahren, als
er von dem Nordsturm ergriffen wurde.
Alle seine Bemühungen die Küste zu er
reichen, waren fruchtlos. Die Gewalt des
Sturmes riß den vom vergeblichen Kampfe
mit den beständig wachsenden Wogen Er
matteten fort in das Meer, auf dem sein
Boot als leichtes Spielzeug der Wellen
in südlicher Richtung fortgetragen wurde.
Unter dem unausgesetzten dreitägigen Toben
des Sturmes schwanden dem Unglücklichen,
der gar keinen Proviant mehr an Bord
hatte, die Kräfte vollständig. Er stillte
seinen Durst mit dem salzigen Wasser
Als der Sturm sich gelegt, versagten seine
Kräfte den Dienst. Er mußte sich ferner
hin den Wellen überlassen und wurde end
lich nach 6'/2 Tagen am Wichterpalschen
Ufer an den Strand getrieben. Hier, so
schreibt der „Revaler Beob.", fand man
ihn hilflos mit skorbutigen Lippen im
Boote liegen. Bei der sorgsamen Pflege,
die ihm zu Theil wurde, erholte er sick
bald von seinen Strapazen.
Frankreich.
Ein mit vier Pferden bespannter Post
wagen wurde, nach einem Telegramm
aus Toulouse, am Freitag-Abend während
eines Gewitters bei der Ravi-Brücke von
einer Steinlawine umgeschleudert. Bier
Reisende erlitten mehr oder minder schwere
Verletzungen, der fünfte, der 23jähr. Abbö
Daqu«, stürzte in den Wilbach-Pique und
ertrank. Seine Leiche wurde bis jetzt nicht
aufgefunden.
Spanien.
Nach Barcelona sollen, wie die „Pol
Korresp." mehrere europäische Regierungen
Polizeiagenten behufs Ueberwachung von
Anarchisten entsandt haben, welche Barce
lona als Zufluchtsort gewählt haben.
Madrid, 4. Septbr. Auf der Strecke
Arcos-Bordos in der Provinz Cadiz haben
Diebe 23 Telegraphenstangen umgerissen
und sic sammt 600 Metern Telegraphen
draht gestohlen. Infolgedessen ist der tele
graphische Verkehr auf der ganzen Linie
unterbrochen. Auch mit dem Postdienste
ist es in dieser Gegend übel bestellt. Der
Alcalde von Vejer beklagte sich dieser Tage
darüber, daß die für Vejer bestimmte täg
liche Korrespondenz zum großen Theile in
den Straßengossen zu finden sei, noch be
vor sie den Adressaten zugestellt werden
könne; die Postsäcke haben nämlich große
Löcher.
Italien.
Rom, 4. Septbr. Gestern entließ die
Verwaltung des „Credito mobiliare" 300
Beamte gegen dreimonatliche Vergütigung.
England.
Eine originelle Sammlung
hat sich ein Geistlicher in Birmingham zu
gelegt. Er hat alle „fremden" Gegen
stände gesammelt die er in der Sammet-
büchse seiner Kirche gefunden hat. Knöpfe
stehen in der Sammlung oben an, sodann
folgten durlochte Geldmünzen, hierauf
Münzen außer Cnrs, danach falsche Münzen,
dann Spielmarken. Aber auch ein Ver
lobungsring, ein Ehering, ein goldenes
Kettchen, ein silbernes Herz und als Haupt-
stück eine Dynamitpatrone prangen in dieser
Sammlung.
Oesterreich.
Wien, 4. Sept. Infolge eines heftigen
Wolkenbruchs gingen gestern Abend von
der Rax-Alpe (Semmering) 2 mächtige
Steinlawinen nieder, welche die Hirsch
wang-Brücke fünf Meter hoch und die
Straße nach Naßwald in einer Ausdehnung
von fünfzig Metern ebenfalls fünf Meter
hoch mit Steingeröll verschütteten. Das
Hotel „Kaiserkrone" ist in Folge dessen
ganz vom Verkehr abgeschnitten. Ob
Menschen bei der Katastrophe verunglückt
sind, hat noch nicht festgestellt werden
können.
Dänemark.
Französische Viehhändler haben in letzterer
Zeit Jütland bereist und zu recht annehm
baren Preisen Schafe und Lämmer aufge-
kaufr. Die erste Sendung, welche per
Schiff von Esbjerg nach Frankreich abge
schickt wurde, bestand aus 1092 Schafen
und Lämmern.
Schweiz.
Vom Bodensee, 3. Sept. Nach einigen
schönen Tagen lagerte heute früh ein
schwerer Nebel über dem ganzen See, dem
eine drückende Schwüle folgte. Gegen zwei
Uhr zogen schwere Wetter herauf, die sich
über der Insel entluden und einen so
furchtbaren Hagelschlag brach
ten, wie man ihn hier noch nicyt erlebt
hat. Eisklumpen von weit über Nußgröße,
zackig und scharf, fielen dicht. Einzelne
davon, die wir aufhoben, wogen bis 61
Gramm. Die Obst- und Traubenernte ist
zu 3 4 vernichtet. Die Bevölkerung ist
geradezu bestürzt, denn ein derartiges Na
turereigniß gehört hier zu den größten
Seltenheiten. Zeitweise war ein Rauschen
und Dröhnen in der Luft, als führe ein
schwerer Güterzug über eine Brücke. Die
Gemeinde Oberzell ist am härtesten betroffen
Inland.
Königsberg i. Pr., 4. Sept. Bei dem
soeben stattgehabten feierlichen Einzuge
Ihrer Majestäten wurde das Kaiserpaar
am Eingänge der Feststraße an der dort
erbauten Ehrenpforte, von oen Spitzen der
städtischen Behörden begrüßt. Hierbei hielt
berbürgermeister Hoffmann eine Ansprache
an dasselbe, in der darauf hingewiesen
wurde, daß in dieser Ostmark des Reiches
jeder Fleck Landes durchs Schwert dem
Deutschthum gewonnen sei. Doch nicht
nur den Kriegsherrn, der für die Schlag
fertigkeit des Heeres sorge, begrüße jubelnd
die Bevölkerung, sondern auch den weisen
Friedensfürsten, der die landesväterliche
Fürsorge mit ausgleichender Gerechtigkeit
der Landlvirthschaft, wie dem Gewerbe,
dem Handel und der Schifffahrt zuwende,
von deren Gedeihen das Wohlbefinden
eines großen Theiles der Bevölkerung
abhänge.
Nach dieser Begrüßungsrede trat aus
dem Kreise der Ehrenjungfrauen die Tochter
des Oberbürgermeisters, Fräulein Hoffmann
an den Wagen der Kaiserin heran, über
reichte ein kostbares Blumen-Bouquet und
sprach ein Gedicht.
— Der Kaiser hat, so berichtet eine
Potsdamer Lokalkorrespondenz, mit seinem
Gefolge die Nacht zum Sonnabend
auf der Wildparkstation in seinem
Hofzug verbracht. Abends gegen
10 Uhr war der Kaiser mit der Kaiserin
von dem Marmorpalais im Neuen Garten
auf der Wildparkstation eingetroffen, hatte
sich von der Kaiserin, welche die wenigen
Minuten nach dem neuen Palais weiter
fuhr, verabschiedet und sich sodann mit den
Herren seiner Begleitung in den bereit
stehenden Hofzug begeben. Dieser fuhr dann
in der Richtung nach Werder auf ein
Rangirgeleise, wo er bis Morgens 5 Uhr
50 Minuten, um welche Zeit der Kaiser
in das Manöverterrain fuhr, halten blieb.
Schutzleute in Uniform und Civil sowie
eine Anzahl Eisenbahnbeamten hielten
während der Nacht bei dem Hofzug, auf
dem sich sämmtliches Maschinen- und Zug
personal befand, Wache. Um die Nacht
ruhe des Kaisers nicht zu stören, durften
die Züge, welche die Wildparkstation pas-
sirten, keine Signale geben, auch nur
möglichst geräuschlos fahren.
— Seines Amtes plötzlich ent
hoben wurde der Hofrath und Rendant
der königlichen Gärten in Potsdam, Herr
A. Pilch. Wir beschränken uns auf die
Mittheilung der Thatsache und sehen bis
zur Klärung der Angelegenheit davon ab,
von der Darstellung Notiz zu nehmen,
welche sich mit den muthmaßlichen Ur
sachen dieser Aufsehen erregenden Entlassung
beschäftigen.
Betreffs Liebknechts Stuttgarter
Rede erklärt der „Vorwärts" abermals
den Bericht des Korrespondenten der „Nat.
Ztg." für erlogen.
Ma« sagt.
Roman von E. von Wald-Zedtwitz.
,,^;etzt nun gar, Baron, wo die Rosen
blühen, wo der Wald so herrlich belaubt ist
ist ein Spazrergang beim Vollmond um den
Schwanenteich — göttlich!"
„Schnupfenparthie."
„Sie sind •" Cäcilie biß die
Zähne, von denen man nicht genau wußte,
ob sie echt oder falsch waren, auf einander
und ballte das Taschentuch zusammen. Dieser
Mensch war ja heute geradezu impertinent,
Baron de Vendrecourts Blick streifte müde die
leidenschaftlich erregte Frau, belustigte sich in:
Stillen, wie wenig sic sich beherrschen konnte,
und folgten dann rheilnahmslos dem Cercle
des Fürsten. Frau von Schönwolff entging
keine seiner Mienen.
Plötzlich belebten sich seine schlaffen Züge,
in seinen Augen begann ein Flämmchen zu
flackern, welches mehr und mehr zu wachsen
schien, je länger cs aus der stattlichen Frau
ruhte, mit welcher sich der Fürst eben so lange
und freundlich unterhielt.
„Wenn unser lieber Wirth uns heute so
gar durch den Tanz erfreuen sollte, meine
gnädige Frau, dann bitte ich mir die Ehre der
ersten Franxaisc aus," sagte der Fürst eben.
»Mein lieber Maurer, werden Sie das Maß
Ihrer Liebenswürdigkeit voll machen und uns
heute »och tanzen lassen?"
„Ein Wink, Euer Durchlaucht. — Wachs
ìu Höchstdcro Händen."
. „Nun, so winke ich. Ich denke, unsere
jungen Damen werden mir deshalb nicht böse
sein?" ßagtc der Fürst, sich lächelnd im
preise unffchcnd. Aller Augen waren ans dm
huhen Herrn und seine Dame gerichtet.
„Mein Gott, gnädigste Baronin, wer ist
denn dieses Götterwcib?" wandte sich Baron
de Vendreconrt jetzt an Frau von Schönwolff
welche zornsprühenden Auges zu ihn: aufsah
während er sich in seiner ganzen Größe empor
reckte und sein Gesicht sich vollständig Per
änderte.
„Diese — diese — da!"
„Ja, meine theure Baronin, die, an welcher
unser hoher Herr cbm seinen vorzüglichen Ge
schmack bewährte!"
»Ich weiß es nicht! Da müssen Sie Ihre
Neugier durch Jemanden Anderes befriedigen
ufsm, antwortete Cäcilie mit schwankender
:mme, indem sie sich ziemlich ungenirt an
m C r !? ( etl ÖDt '^ e ’ drängte und einen anderen
Platz wählte.
s -"--jfà^Echc Person," dachte de Vendreconrt
belnsügt. „mm gerade. Ich werde mich doch
mcht ewig an den Triun:ph>vaqen dieser alten
Kokette spannen lassen." ^ 1
„$aS ist die Baronin von Römhild " flüsterte
ein Herr, der die Frage des Barons und Cä
ciliens Antwort gehört hatte, Ersterem zu.
„Danke gehorsamst. Süperbe Erscheinung. '
„Das will ich meinen."
Herr de Vendreconrt nahm sich vor, die
junge schöne Frau nicht aus dm Augen zu
verlieren.
„Nun, und ihr Mann?"
„Wittwe."
„Ah soooo -"
Cäcilie, ganz und gar m der Gesellschaft
bekannt, wußte ganz genau, daß diese schöne,
so sichtlich ausgezeichnete Dame nur Frau
von Römhild sein konnte.
Sie vergrub ihre Blicke wahrhaft in die
Züge derselben und niit handgreiflicher Deut
lichkeit trat deren Bild aus früheren Zeiten
wieder vor ihre Seele. Hatte sie sich bei
dm Erzählungen Anna von Ehlarn's des
Namens nur dunkel erinnert, so entsann sie
sich jetzt genau, diese Frau an der Seite ihres
alten Gatten vor vielen Jahren in Meran
gesehen zu haben, wo sie sich zuweilen an
der Wirthstafel und aus Spaziergängen ge
troffen hatten.
Frau von Schönwolff's Gedanken wurden
von Frau von Römhild abgelenkt und richteten
sich ans derm Tochter, mit welcher eben die
Fürstin in der huldvollsten Weise sprach. —
Hübsch war sie, das mußte sich Cäcilie cin-
gestehm, viel hübscher, als ihre Tochter Fanny
In diesen: Augenblick bemerkte Cäcilie
unter dm jungen Infanterie-Offizieren, welche
ihr gegenüberstanden, auch dm Lieutenant
Mohrberg und gewahrte, wie er sich auf den
Fußspitzen in die Höhe hob, um besser über
die vor ihm stehenden Kameraden hinwegsehen
zu können,
„Neugieriger Mensch," dachte sic bei sich.
Und wie selbstgefällig er lächelt. Jetzt er
laubt er sich sogar, Jemandem zuzunicken."
Frau von Schönwolff wandte dm Kopf,
um dm Gegenstand seiner Gcgrüßung zu
erspähen und — sie glaubte, der Schag sollte
sie rühren -— gewahrte, wie ihre eigene
Tochter Fanny die Zudringlichkeiten des jungen
Lieutenants durch ein verschmitztes Lächeln
und strahlende Augen erwiderte.
„Bitte sehr um Entschuldigung," dainit
drängte sich Cäcilie jetzt wieder auf ihren
alten Platz und im nächsten Augenblick fühlte
Fanny einen cisenfesten, verstohlenen Stoß
von den spitzen Ellenbogen ihrer Mutter, der
erbeben ließ und ihr das Blut in die
Wangen trieb.
„Fanny, ich bitte mir aus -— noch eine!
solche Taktlosigkeit, und ich schicke Dich auf
Dein Zimmer."
„Aber — Mama — ich — ich —.
»Kein Wort, cs bleibt dabei, Du kennst
diesen Grünschnabel nicht, verstehst Du mich."
Fanny schwieg, aber ihr Gesichtchm drückte
nichts weniger als Ergebung in dm Willen
ihrer erzürnten Mutter aus, die in diesem
Augenblick um Jahre gealtert schien und im
Stillen verwünschte, hierher gegangen zu sein
Es war zuviel des Unangenehmen, was a:tt
sie einstürmte: die Ungeschicklichkeit ihres
Gatten; die spöttischen Gasichter der Gäste;
die höchste Auszeichnung, welche Frau von
Römhild erfahren hatte, und die sic durch
ihre Schönheit so sehr überstrahlte, daß Baron
de Bmdrccourt ja ganz begeistert von ihr
schien, während er sie — Cäcilie — geradezu
empörend vernachlässigte, und dazu noch das
Erscheinen dieses dreisten Lieutenants Habe
nichts,
Bon den jungen Herren des Militärs und
Civils kannte Frau von Schönwolff eine
große Anzahl nicht und war jetzt nicht in
der Stimnmng, sie einer eingehenden Musterung
u unterwerfen; so entging ihr auch Heinz
Königshofens hübsche Erscheinung, was sicher
nicht der Fall gewesen wäre, hätte sie sich
in besserer Laune befunden.
Dazu kam, das Letzterer sich möglichst dm
Blicken der Anderen dadurch zu entziehen
suchte, daß er sich soviel als anging verdeckt
aufstellte und in's Leere starrte.
Wo sollte er hinsehen? Seine Lage war
unbehaglich. Dort stand Anna von Ehlarn,
nicht weit von ihr Frau von Römhild und
einige Schritte weiter Ellinor.
„Gott sei Dank!" entschlüpfte cs seinen
Lippen. Der Cercle war beendet, die Flügel
thüren zu dm Speisesälcn wurden aufgerissen,
der Hof schritt voran nnd die übrigen Herr
schaften folgten. Nur für die höchsten Herr
schaften wurde das Frühstück sitzend gereicht,
während für die anderen Geladenen ein niächti-
gcs, reich besetztes Büffet aufgeschlagen war.
„Du bleibst mir und gehst nicht von meiner
Seite," raunte Frau von Schönwolff ihrer
Tochter zu, deren Gesicht sich unter diesem
strmgmütterlichm Befehle um ein Beträchtliches
verlängerte.
Fanny, dm: Weinen nahe, wünschte nichts
sehnlicher, als eine Gelegenheit herbei, um ihrer
Mutter zu entschlüpfen. — Sie hätte vor
Wonne aufschreien mögen, denn eben kam
Baron de Vendreconrt und reichte Frau von
Schönwolff dm Arm. „Meine — Gnä —
dig — sie — mir ist der Bor — zug ge-
wor — bei: — Sic zur Fürstmtafcl zu
mhrm." ,
„Gott sei Dank —," entschlüpfte es Fanny.
„Gott sei Dank?" ließ sich in diesem
Augenblick Mohrberg hören, wobei sich Fanny's
cbm stoch so betrübtes Gesicht mit einem
Zauberschlage erhellte.
Ja, daß ich Mama's Gängelbande ent
wisch: bin."
„Für Backfische ein ganz nützliches Jnstru-
mmt," spotten Hans.
„Ich — ich mag nichts von Dir wissen."
„Aber Fanny!"
„Ich will —- ich will das nicht mehr hören,
oder es ist aus mit uns."
Aus?" fragte Hans, ohne eigentlich zu
wissen, ob er mehr über Fanny's Zornes-
ansbriich oder über seine Frage erschrocken
war. Wenn etwas „aus" sein sollte, so setzte
dies doch voraus, daß bis jetzt überhaupt et
was bestanden hatte. Sollte dies „aus" sich