Morgen-Depeschen.
Gotha, 25. Aug. Der Oberst des 95.
Regiments Sandes v. Hoffmann ist
heute Nacht gestorben. Das Konzert zum
Genossenschaftstag, bei welchem die Mili
tär-Kapelle spielte, Ivurde deshalb abge
brochen.
Berlin, 25. Aug. Beschlagnahmt wurde
heute Mittag unmittelbar nach ihrem Er
scheinen Nr. 35 des „Sozialist" auf Grund
des § 6 des Preßgesetzes wegen nicht vor
schriftsmäßiger Angabe des Druckers und
Verlegers.
München, 25. Aug. Gestern Morgen
um 7 Uhr wurde bei dem g e f e ch t s -
mäßigen Schießen mit scharfen Pa-
tronen des 2. Bataillons des 2. Infanterie-
Regiments ein sechsjähriger Knabe
erschossen. Die Uebung wurde sofort
abgebrochen.
Graz, 25. Aug. In einer Zündwaaren-
Fabrik in der Moserhofgasse Hierselbst fand
eine Kesselexplosion statt. Zwei Personen
wurden schwer, mehrere leicht verletzt.
London, 25. Aug. Aus Shanghai wird
gemeldet: Behördlichem Befehl zufolge ist
der Eingang zum Arsenal von Kianguan
jedem Fremden verboten, welcher nicht
eine Spezialerlaubniß besitzt. Der Befehl
trifft auch die Schifffahrt; die Schiffe
müssen mitten durch den Fluß fahren und
dürfen sich nicht dem Arsenal nähern.
Nach einem kaiserlichen Beschluß werden
100 000 Mann aus der Provinz Peking
und ver Mandschurei ausgerüstet, Ivelche
die Garnison in der Provinz Pe-Tschili
verstärken sollen. Die Kaiserin-Regentin
stellte 10 Millionen Taels zur Verfügung.
Brüssel, 25. Aug. In einem Hafer
feld bei Lalouviere fanden Arbeiter mehrere
in Zeitungen eingehüllte Dynamitpatronen.
Caracas, 24. Aug. Gestern schleuderte
ein Unbekannter auf der Straße eine
Dynamitbombe gegen den Präsiden
ten von Venezuela. Die Bombe explo-
dirte nicht. Der Attentäter wurde ver
haftet.
Amsterdam, 25. Aug. Ein Denkmal
des holländischen Seehelden de Ru hier
ist am Donnerstag in Vlissingen in Gegen
wart der kleinen Königin von Holland
und ihrer Mutter enthüllt worden. Dabei
erfolgte, als die Salven abgegeben wur
den, im Kohlenraume des Kriegsschiffes
„Stier" eine Explosion. Sieben Ma
trosen wurden tödtlich verletzt.
Newyork, 25. Aug. 25 000 Arbeiter
wurden in Folge der fordauernden Un-
ruhen in den Weberei - Industrien des
Staates Newyork entlassen.
Der Baumwollenspinner - Streik in
Massachus.etS nimmt kolossale Dimensionen
an. 25 000 Arbeiter feiern. Die Fabri
kanten beschlossen sämmtliche Spinnereien
zu schließen.
Ausland.
Außereuropäische Gebiete.
Nach den letzten aus Nicaragua hier
eingelaufenen Nachrichten führten die
Truppen von Nicaragua den britischen
Consul Hatch in Bluefield und acht andere
Ausländer als Gefangene nach Greytown.
Newyork, 22. Aug. In Sandy Hook
fanden gestern Versuche mit pneumati-
schen Geschützen statt. Bei dem ersten
Versuch wurde eine Dynamitladung von
500 Pfund anderthalb Meilen weit ge
schleudert. Die Explosion 'war kolossal.
Eine 100 Fuß hohe Wassersäule wurde
emporgeschleudert. Die nächste Dynamit
ladung von 50 Pfund schlug dreieinhalb
Meilen entfernt ein. Sollten die offiziellen
Untersuchungen weiter ein günstiges Re
sultat ergeben, so wird je eine fünfzehn
und eine achtzöllige Dynamitbatterie den
Eingang des Newyorker Hafens beherrschen.
England.
Plymouth, 24. August. Der englische
Dampfer „Dunottar Castle" jstieß bei
dichtem Nebel 5 Uhr Morgens ans den
Eddystonefelsen. Eine Stunde später wurde
er wieder flott; alle Passagiere sind ge
landet. Taucher untersuchen jetzt den be
schädigten Vordertheil.
Aus London meldet das „B. T.": In
Söul fand ein Straßenkampf zwischen
koreanischen Soldaten und Japanern
statt, wobei der japanische Gesandte in Ko
rea, angeblich von seinen Landsleuten, ge-
tödtet wurde.
Die Bartor - Hill - Gruben bei Glasgow
sind durch 2000 Streikende fast voll
ständig zerstört. Das Militär, das mittelst
Extrazuges herbeieilte, schritt ein.
London, 23. Aug. Das Britische Mu
seum hat unlängst eine in seiner Weise
einzig dastehende Reliquie erhalten, die zur
Zeit im assyrischen Departement ausge
stellt ist. Es ist ein altassyrisches
Gewicht. Dasselbe ist aus grünem Dio-
rit hergestellt, ist vier Zoll hoch, an der
Spitze abgerundet und unten flach. Das
Gewicht wurde z. Z. Nebucadnezar's l>.,
605 v. Chr., verfertigt. Die 10 Linien
lange babylonische Inschrift besagt, daß
dies eine genaue Nachbildung des staatlich
anerkannten Gewichtes sei. Es scheint
zweierlei Arten Gewichte in Babylon ge
geben zu haben. Die eine war die „Mana
des Königs", die andere Art Gewicht
wurde besonders zum Wägen von Silber
verwandt.
Eine Altersversorgungsanstalt für
Pferde ist in England jüngst auf die An
regung des Herzogs von Portland hin ge
gründet worden. Die Subskription für
diesen Zweck hat ein glänzendes Ergebniß
geliefert, es wurden 200000 Mk. gezeich-
net. In der Aufforderung zur Subskrip
tion hieß es u. A.: „Das normale Leben
eines Pferdes beträgt 35 Jahre, wenn das
Thier gut gehalten wird. Es ist ungerecht,
alle Pferde um wenigstens zehn Jahre des
Lebens zu bringen; eine Jnvalidenanstalt
wird ihnen in den letzten Lebensjahren die
verdiente Ruhe gewähren." Die Gründung
einer Altersversorgungsanstalt für Pferde
ist sicherlich ein Beweis von Gutherzigkeit;
wäre es aber nicht besser, wenn man auch
in England an die Versorgung der Men
schen dächte, die ihr ganzes Leben lang
schwer gearbeitet haben und deren Alter
dann durch Hunger und Noth getrübt
wird?
Rußland.
Petersburg, 24. Aug. Telegramme der
letzten Tage haben über eine Erkrankung
des Zaren berichtet. Zuerst wurde ge
meldet, daß er an der Influenza leide,
ein anderes Telegramm meldete, Tags
darauf, daß er sich überarbeitet habe und
der Ruhe bedürfe. Diese Verschiedenheit
der Angaben über die Art der Erkrankung
ist nicht unbemerkt geblieben und hat
namentlich im Hinblick auf die Thatsache,
daß die ernste Natur einer Grippe, an
der der Zar vor einiger Zeit gelitten, erst
nach der Wiederherstellung bekannt wurde,
Bedenken erregt. Zuverlässige Peters
burger Nachrichten, die hier eingetroffen
sind, bestätigen indeß, daß der Zustand
des Zaren gefahrlos sei. Nach Mittheilungen
von anderer Seite aus St. Petersburg
Ivurde Prof. Sacharin aus Moskau zum
Zaren berufen. Der Zar leidet haupt
sächlich an den Nachwehen der früheren
Lungenentzündung. Die Aerzte rathen
ihm dringend baldige Luftveränderung an,
weshalb der Zar die Reise nach Kopenhagen
einige Zeit früher als ursprünglich beab
sichtigt antreten wird. Sacharin wird ihn
begleiten.
Italien.
Das Schwurgericht in Catania verur-
theilte am 18. August auf einen bloßen
Jndicienbeweis hin einen gewissen Seba-
stiano D'Agata wegen Raubmordes zu 30
Jahren Zuchthaus. Als der Angeklagte,
der wiederholt seine Unschuld betheuerte,
den Urtheilsspruch vernahm, schlug er
mehrere Male mit großer Wucht seinen
Kopf gegen die Eisenstäbe des Käfigs, in
welchem er saß, und zerschmetterte sich den
Schädel. Sterbend mußte er aus dem Ge
richtssaal getragen werden. Das Publi
kum, das der Verhandlung beiwohnte, wurde
bei dem schrecklichen Schauspiele von Ent
setzen ergriffen und lief davon.
In den bei Ravenna liegenden Ort
schaften Villa Santo Stefano und Borgo
Carraje hat die Polizei unter militärischem
Beistand ein Dutzend Häuser durchsucht,
eine große Menge Waffen, Munition,
Fahnen und dergleichen beschlagnahmt und
fünf Anarchisten verhaftet.
JfraRkreikv.
Paris, 24. Aug. Mehrere von der Po
lizei signalisirte Anarchisten wurden beim
Betreten des französischen Bodens verhaftet
und den deutschen Gendarmen ausgeliefert.
Paris, 24. Aug. Die antisemitische
Libre Parole veröffentlicht heute einen
wüthenden Hetzartikel gegen den Botschafter
H e r b e t t t e, weil dieser deutsch
sprechende, angeblich des Französischen
unkundige Bedienstete hat.
Gefährlich wie tolle Hunde sollen die
diphtheriekranken Hühner sein, weil die
Diptherie, wie Dr. Debri in einer jüngst
in den französischen Archiven für Kriegs
heilkunde erschienenen Arbeit nachweist, von
den Hühnern auf Menschen übertragen wer
den kann. Im Militärhospital zu Ne
mours befanden sich drei diphtheriekranke
Soldaten, und in einem Nachbarhofe wur
den mehrere Hühner gehalten, welche der
Krankenwärter mit den von den Kranken
übergelassenen Speiseresten fütterte. Zehn
Hühner bekamen darauf die Diphtherie.
Die Besitzerin des Hühnerhofes, die die
kranken Thiere kuriren wollte, wurde gleich
falls diphtheriekrank. Es ist also wahr
scheinlich, wenn nicht gar sicher, meint Dr.
Debri, daß die Hühner als Krankheits
überträger gedient haben. Falls also in
einem Hühuerhofe eine Diphtherie-Epidemie
ausbricht, müssen die kranken Thiere sofort
erbarmungslos hingeschlachtet werden, da
mit die Krankheit sich nicht noch weiter
verbreite. — (Wir geben diese Mittheilung
Wo. 199.
Sonnabend, öen 25. August
1894.
"> Man sagt.
Roman von E. von Wald-Zcdtwitz.
„Ich bewundere Ihren Scharfblick, mein
Fräulein, wieder vergaß er das kleine
Wörtchen „gnädig", worauf sic so viel Ge
wicht legte — »denn ich habe wirklich da
unten in Sumatra mich dieses „von's" ent
ledigt.
„Drückte es Sie?" fragte Anna ironisch.
„Das nicht, denn ich wußte auch dort,
was ich ihm schuldig war — aber, es dünkte
niich passender für einen einfachen Arbeiter,
der in den Kaffeeplantagen durch seine beiden
Hände" — Hartwig hielt seine großen, aber
nicht unschönen Hände in die Höhe ■— »sein
Brot verdiente, wenn man als einfacher Röm-
hild den Spaten und die Hacken führte."
„Kaffeearbeiter sind Sie?"
„War ich — jetzt bin ich Plantagenbesitzcr,
gebiete über einige hundert Meilen fruchtbaren
Landes, viele Hunderte von Arbeitern — nicht
Sklaven, bitte ich gütigst zu bemerken —,
bin ein vielfacher Millionär — und habe bis
jetzt noch nicht daran gedacht, das hier in
Deuffchland so schwer ins Gewicht fallende,
dort so federleichte „von" wiederaufzunehmen."
Hartwig hatte mit würdigem Stolz ge
sprochen und Anna empfand etwas wie Zorn,
daß dieser Mann ihr imponirtc, statt daß cs
umgekehrl der Fall gewesen wäre.
Herr von Maurer war mit Heinz einige
Schritte vorangegangen, blieb jetzt stehen und
sah sich nach Beiden um, welche nur langsam
folgte».
„Das Frühstück wird kalt, meine Herr
schaften!"
„Gleich, gleich, Onkel Maurer, frühstücken
Sic nur imnier, wenn Sie Ihren materiellen
Regungen nicht gebieten können, wir haben
hier erst noch etwas auszufechten, und Sie
wissen ja, daß ich nicht ein Titclchen nachgebe!"
„Auszufcchtcn? — Jetzt schon?" —Kaum
gesehen und —"
„Schon im hellen Kampfe, Excellenz," rief
Herr von Römhild heiterster Stimme. „Die
Ansichten der alten und der neuen Welt Prallen
da haarscharf auf einander."
„Also, um wieder zu unserem Streitobjekt
zu kommen, so scheint mir aus dem Umstande,
daß sie den Adel ablegten, als Sie in dürfti
gen Verhältnissen waren, hervorzugehen, daß
Sie denselben doch gelten lassen?"'
„Gewiß, wenn er wirklich verdienstvollen
Leuten verliehen wird."
, if"" 0 *! udEt . c dw etwas eckigen Schultern
no nachdenkliches Gesicht. „Was
ist fckyvierlger nachzuweisen, als das Verdienst?"
""Ş- à B-lch-m
„Glaubt nicht Jeder, daß seine Vorfahren
ihn mit Fug und Recht erhielten? Sic doch
gewiß auch, Herr Römhild."
„Gewiß," antwortete Hartwig, im Stillen
belächelnd, daß Anna absichtlich das Wörtchen
„von" auslicß. „Dafür habe ich Beweise in
ihren hinterlassenen Werken, in den Ein
richtungen, welche sie auf staatsökonomischem
Gebiete in Württemberg und Bayern trafen.
Die Wiege meiner Ahnen stand nicht in ir
gend einer Raubritterburg, _ sondern in der
Studirstube und dem Amtszimmer.
Anna lächelte ein wenig spöttisch, die Ruhe,
die Selbstverständlichkeit, mit welcher Herr
von Römhild sprach, reizte ihren Widerspruchs
geist, der sich so wie so nur zu leicht in ihr
regte, immer mehr.
„Und dann haben Sie gegen Rang und
Titel eine so unüberwindliche Abneigung?
Die alten gelehrten Herren von Römhild
haben sich doch auch wohl solche gefallen
lassen müssen."
„Wer sagt Ihnen das, mein Fräulein, daß
ich eine unüberwindliche Abneigung dagegen
habe?"
„Wer? Nun, Sie selbst!"
„Gegen die leeren! Wollen Sie das gütigst
anmerken, nur gegen diese. Und ein leerer
Titel würde cs sein, wenn ich mir hier, wo
ich nichts für den Staat, noch für die Per
son des Fürsten, noch für das Allgemeinwohl
geleistet habe, den Kammerjunker verschaffte,
ihn — wie Sie freundlich bemerkten — ein
packte und ihn mit mir über's Meer nähme."
Beide waren auf der steinernen Brücke,
welche über den Schloßgraben führte und mit
blühenden Topfgewächsen anmuthig besetzt war,
stehen geblieben und stritten sich weiter, bis
der Hofmarschall durch ein Machtgebot ein
Ende machte.
Doch setzte sich die Unterhaltung in ähn
licher Weise während des Frühstücks fort, wo
bei Anna ihre gute Laune, welche sie ja eigent
lich nicht verließ, bald wieder fand.
„Wann wird wohl Frau von Römhild
eintreffen?" wandte sich Lorenz nach Auf
hebung der Tafel an Hartwig.
„Sie hat es ganz ungewiß gelassen, Ex
cellenz."
„Nun, Sie ist mir zu jeder Stunde will
kommen. — Rauchen wir eine Cigarre, nach
her schlage ich, wenn uns unsere Amazone
wieder durch ihre Gegenwart erfreut, einen Gang
durch den Garten vor."
Anna ließ nicht lange auf sich warten.
„So, da bin ich!" sagte sie, ging mit
Hartwig Römhild voraus, während Heinz mit
dem Hofmarschall folgte.
„Sagen Sie mir nur, Herr von Römhild,
wie Sie eigentlich nach Sumatra kamen? So
wild schen Sie doch garnicht aus, als daß
ich Ihnen eine besondere Passion nach jenem
unwirthlichcn Lande zutraute," begann Anna
das Gespräch, während sie die Brücke wieder
überschritten.
„So wild also nicht? Etwas aber doch?"
scherzte Hartwig dagegen. „Nun, ich will
Ihnen die Erklärung geben, doch ist es noth
wendig, daß ich Ihnen erst eine Frage stelle!"
„Nun?"
„Warum fanden Sie vorher den Entschluß
des jungen Herrn — vorausgesetzt, daß er
Talent hat — zur Bühne zu gehen, so absurd?"
„Nun, weil er dadurch seine Stellung in
der Gesellschaft doch gewissermaßen unniöglich
macht. Einzelne Schauspieler sind ja aus
genommen, doch das sind daun eben Sterne
ersten Ranges, die meisten aber sind doch
nicht in der Gesellschaft.
„So? Nun, ich theilte früher dieselben
Ansichten. — Ich war noch sehr jung. Der
Gedanke, daß niein seliger Vater damals
eine Schauspielerin heirathcte, war mir un
erträglich, so daß ich mich mit ihm überwarf;
andere kleine Umstände kamen hinzu, und
eines schönen Tages ging ich auf und davon
und segelte in die weite Welt."
„So kamen Sic nach Sumatra?"
„Eigentlich ja."
„Und haben dort Ihr Glück gemacht?
„Gewiß."
„Und haben es nie zu bereuen gehabt?"
.„Nein, denn ich habe mir mein Brot sauer
verdient, was mir hier leicht und ohne die
Freude der Arbeit zugefallen wäre, und vor
hier wieder, ohne beurtheilen zu könne«,
wie weit diese These Berechtigung haben
mag. Hier müßten noch sorgfältige und
umfangreichere Beobachtungen von Fach
männern angestellt werden, ehe sich ein
einigermaßen sicheres Urtheil fällen läßt.
D. Red.)
Spanien.
Der berühmte Stierfechter Guerrita,
der zur Zeit in Sau Sebastian gastirt,
wird dort, wie gewöhnlich, von aller Welt
festlich bewirthet. Der Kapitän des spani
schen Kriegsschiffes „Conde de Benadilo",
ein leidenschaftlicher Liebhaber von Stier
gefechten, lud den Torrero aufs Schiff ein
und gab ihm zu Ehren ein Gastmahl. Die
Offiziere des Schiffes weigerten sich jedoch,
sich mit dem Stiertödter an einenZTisch
zu setzen, und der Kapitän hat sich veran
laßt gesehen, seine Entlassung nachzusuchen.
Oesterreich.
Fiume, 24. Aug. Trotz der unausge-
setzten Löscharbeiten des Rettungsdampfers
„Gigant" und der Feuerwehr wüthet der
Brand im Hafen unausgesetzt fort.
Serbien.
Im Dorfe Bobrova im Resavaer Kreis
in Serbien sollte ein schönes Mädchen einen
Mann heirathen, welchen sie nicht liebte.
Die Trauung wurde auch vollzogen, doch
nach der Hochzeit verschwand die hübsche
Rufcha spurlos. Die Nachforschungen ihrer
Verwandten blieben lange Zeit vergeblich.
Das junge Weib war in eine andere Ge
gend entflohen, sie ließ sich die langen
Haare schneiden und zog Männerkleider an,
worauf sie als Knecht einen Dienst suchte
und auch bald fand. Drei Jahre hindurch
diente das junge Weib als schmucker Bursche
bei einem Landwirthe, ohne daß ihr Ge
schlecht erkannt wurde, und verrichtete zur
vollen Zufriedenheit alle Männerarbeiten.
Ihr Dienstgeber nahm nun den vermeint
lichen Knecht kürzlich auf den Markt nach
Soilajnac mit, wohin zufälliger Weise auch
der Vater und die Mutter kamen; dieselben
erkannten nun trotz der Verkleidung in dem
jungen Knechte ihre Tochter und forderten
sie auf, mit ihnen nach Hause zurückzukehren.
Der Knecht leugnete indessen, das gesuchte
Weib zu sein, und erst vor dem Ortsrichter
gestand die gezweifelte Person zu, daß sie
die entflohene Tochter sei, und willigte nach
längerem Sträuben ein, nach Hause zurück
zukehren. Ihre Eltern mußten ihr aber
versprechen, daß sie nicht zu ihrem verhaß
ten Manne gehen müsse, sondern von ihm
geschieden werde, und daß man ihr erlaube,
allen Dingen habe ich gelernt, daß keine Arbeit,
wenn sie nur ehrlich ist und ordentlich be-
trieben wird, den Menschen schändet, ihn im
Gegentheil ehrt,"
„Aber immer können Sie doch nicht in
Sumatra bleiben?"
„Warum nicht?"
„Nun, wenn Sie einmal heirathen wollten?"
„Warum ginge das nicht in Sumatra?"
„Aber Sic können eine gebildete Frau doch
nicht nach Sumatra bringen?"
„Wenn sic mich liebte, und nur einer
solchen würde ich meine Hand bieten, würde
sie mir auch folgen. — Gesellschaften, Bälle,
Theater giebt es dort freilich nicht. Dafür
aber trauliche Zusammenkünfte mit lieben
Nachbarn, gute Bücher — und — was die
Hauptsache ist, das Glück im Hause blüht
dort, wo Mann und Weib vereint, auf sich
angewiesen sind, mehr als in der großen
Welt, meist noch mehr als hier, wo eben die
leidige Gesellschaft so viele, oft recht geist-
tödtende, ermüdende und zeitraubende An
forderungen an uns stellt."
„Nein, nein •— nach Sumatra brächten
mich keine zehn Pferde, und wenn ich noch
so rasend in einen Suniatrajesen — oder wie
sich diese Herren sonst nennen mögen — ver
liebt wäre!" rief Anna voller Uebermuth.
„Wenn Sic nur verliebt in ihn wären,
wohl nicht — aber wenn Sie ihn — liebten,
wäre es wohl anders. Verlieben und lieben
— ist ein gewaltiger Unterschied."
Herr von Römhild hatte jetzt auffallend
ernst gesprochen, so daß Anna dies Alleinsein
mit ihm wie eine Beängstigung empfand.
„Herr Königshofen!" Anna drehte sich
nach ihm um, den Fächer wie einen Kom-
niandostab schwingend.
Bezugspreis:
Vierteljährlich 2 Jl.—, frei ins Haus geliefert
2 Jt 15 f
für Auswärtige, durch die Post bezogen
2 Jl 25 b
fed. Postprovision je., jedoch ohne Bestellgeld.
JnscrtionsprciS: pro Petitzeile 15
Bei Betriebsstörungen
irgend welcher Art ist die regelmäßige Lieferung
dieses Blattes vorbehalten.
Als Beilagen
werden dem Blatt „Der Landwirth" sowie das
Blatt „Mode u. Heim" gratis beigegebm.
3000 Abonnenten.
weitestes und gelesenstes Klatt im Kreise Rendsburg.
Anzeigen für die Tagesnununer werden bis 12 Uhr Mittags erbeten.
87ster Jahrgang. hM-