Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

jeder Beschreibung; auch für den Fall, daß 
die sofort in ärztliche Pflege gegebene 
Kleine dem Leben erhalten sollte, ist eine 
Wiederherstellung ihrer geistigen Gesund 
sundheit kaum zu hoffen. Als Grund für 
die verbrecherische That wird Habsucht be> 
zeichnet. Als nächste Anverwandte ihrer 
ein größeres Vermögen besitzenden kleinen 
Nichte wäre sie nach deren Tod alleinige 
Erbin gewesen, und dieser Umstand scheint 
dem Weibe den Gedanken eingegeben zu 
haben, das Kind dem Hungertode zu über 
liefern. 
England. 
Cowes, 14. Aug. Während der gestrigen 
Parade verlor der Kaiser das Kreuz des 
hohenzollernschen Hausordens, das er am 
der Brust trug. Ein Soldat fand dasselbe 
und überreichte es dem Kaiser. 
London, 14. August. Die „Generalin 
der Heilsarmee Booth hat sich auf „Mode 
machen" verlegt und hat für den Sommer 
den Hut der Heilssoldatinnen einer gründ 
lichen Aenderung unterzogen. Der traditio 
nelle drollige Korb aus blauem Stroh ist 
durch einen weißen Strohhut ersetzt worden, 
der mit weißer Spitze garnirt ist, auf der 
ein rothes Bändchen mit der Inschrift 
„Heilsarmee!" prangt. Diese Neuerung 
ist von den Soldatinnen mit Jubel aufge 
nommen worden; die Damen finden sich 
jetzt trotz der rothen Schleife etwas weniger 
lächerlich als früher. 
Iraņkreich. 
Eine vornehme Räuberband 
ist in Paris verhaftet worden. Sie hatte 
eine gemeinschaftliche Kasse, aus der jedes 
Mitglied monatlich 2500 Fr. erhielt. Die 
Entdeckung geschah in sonderbarster Weise. 
Zwei Mitglieder der Bande, Marchai 
und Char ton, geriethen aus Eifersucht 
in der Wohnung des letztem in Streit. 
Dieser verursachte solchen Lärm, daß die 
Nachbaren die Polizei herbeiriefen, die 
beide abführten. Dies ärgerte Charton 
so sehr, daß er alles ausplauderte und der 
Polizei die Mitglieder der Bande angab 
Das Haupt der Bande, Corbeau, Sohn 
eines höheren Beamten und Lizentiat der 
Philologie, stand eben im Begriff, seinen 
Wagen zu besteigen, um eine Ausfahrt 
ins Bois de Boulogne zu machen, als 
ihn die Polizei verhaftete. „Ihr thut 
wohl daran, mich zu verhaften," sagte er, 
„denn ich stand im Begriffe, Charton um 
zubringen, da er zu dumm ist, um bei 
uns zu bleiben." Corbeau ist zweimal 
zum Tode verurtheilt, aber jedesmal be. 
gnadigt worden. Bor einigen Jahren 
hatte er sich Papiere verschafft, nach wel. 
chen er ein deutscher Reichsangehöriger sein 
sollte, wodurch die Polizei eine zeitlang 
irre geführt wurde. Seine Bande üer 
übte besonders viele Einbruchsdiebstähle in 
den Schlössern und Villen der Pariser 
Umgebung. 
Paris, 14. Aug. Der berühmte schief 
Thurm von Pisa hat seit einigen Tagen 
in der anmuthigen Stadt Saint Cloud 
einen Nebenbuhler gefunden. Der Glocken 
thurm der größten Kirche von Saint Cloud 
hat nämlich infolge einer Erdsenkung sich 
merklich gegen Westen geneigt. Es wurden 
sofort die nothwendigen Vorsichtsmaßregeln 
ergriffen und gegenwärtig schreitet man zum 
Bau eines Gerüstes, welches den Glocken 
thurm während der Ausbesserungsarbeiten 
stützen soll. 
Italien. 
Aus Turin meldet man gerüchtweise den 
Selbstmord eines Bruders Caserio's 
Die neuerdings aus Palermo und Ca 
tania eingetroffenen Nachrichten schildern 
die Erdbebenkatastrophe in den düster 
sten Farben. Sieben Ortschaften sind gänz. 
lich, dreizehn theilweise zerstört, siebzehn 
Menschen wurden getödtet und eine große 
Zahl anderer verwundet. Prof. Romeo, 
der sich als Zeitungsberichterstatter nach 
Triarstagne begeben hatte, wurde durch 
ein herabstürzendes Felsstück schwer verletzt. 
Am meisten sind die Gemeinden Fleri und 
Pisano betroffen, die gänzlich zerstört sind 
Tic Häuser gleichen Trümmerhaufen. Man 
fand dort acht Todte und dreißig Ver. 
mundete. Die Bevölkerung kampirt ver. 
zweifelt im Freien. „Wir haben ein zweites 
Casamicciola!" telegraphirte der Deputirte 
Bonamt an den Ministerpräsidenten Crispi 
Es herrscht grenzenloses Elend und Ver. 
zweiflung, und dabei fehlt es gänzlich an 
Hülfsmitteln. 
mokirte. — Grund genug hatte sie dazu, 
dessen mar Frau von Schönwolff sich wohl 
bewußt. Der judendliche Anzug, der tiefe 
Ausschnitt und dann — stellte dies junge 
Ding vielleicht Betrachtungen darüber an, ob 
dieses kostbare Kleid bezahlt war oder nicht? 
Cäcilie hatte in dieser Beziehung stets ein 
schlechtes Gewissen, denn was konnte in diesen 
engen Verhältnissen verschwiegen bleiben? - 
Daß sie und ihr Gatte schlechte Zahler waren, 
gewiß nicht. 
Aehnliche Gedanken bewegten Fräulein von 
Ehlarn wirklich, dazu machte cs ihr noch 
Vergnügen, zu beobachten, wie Frau von 
Schönwolff den Baron de Bendrecourt, der 
sich hinter ihrem Rücken oft so schmählich 
über sie mokirte, mit den Augen festzuhalten 
versuchte und außerdem bemüht war, bald 
diesen, bald jenen Herrn an sich zu sisseln. 
(Fortsetzung folgt.) 
Serbien. 
Aus Belgrad wird gemeldet: Im Kreis 
von Loznitza ist eine zwölf Mann starke 
Haidukenbande aufgetaucht, als deren Ha 
rambascha ein gewisser Wasa Popovitsch 
fungirt. Unweit Loznitza wurde der reichste 
Bauer der dortigen Gegend an einen Baum 
gefesselt und von fünf Gewehrkugeln durch 
bohrt aufgefunden; darüber war ein Zettel 
angebracht, worauf geschrieben stand: „Wir 
haben den Radosav erschlagen und zogen 
weiter. Der Harambascha Wasa Popo 
vitsch mit elf Kameraden. 
Oesterreich. 
Wie mehrere Morgenblätter aus Fiume 
melden, ist in einem Magazin des dortigen 
Bahnhofes, in dem große Waarenvorräthe 
lagerten, gestern ein Brand ausgebrochen 
Das Feuer theilte sich einem zweiten Ma 
gazin mit und nimmt größeren Umfang an 
Es werden umfassende Rettungsmaßregeln 
getroffen. 
Fiume, 12. Aug. Die gestern Abend in 
Brand gerathenen Magazine sind sammt 
den dort lagernden Waaren vernichtet 
Das Spiritusmagazin wurde gerettet. Die 
zerstörten Magazine waren versichert. 
Aus Prag geht dem „L.-A." folgende 
Meldung zu: Das Kreisgericht in Jung 
Bunzlau verurtheilte von den sechs anar 
chistischen, czechischen Arbeitern die vier 
Hauptschuldigen zu 8 bez. 6 Jahren, resp 
zu 15 und 8 Monaten schweren Kerkers 
Inland. 
zu 
Berlin, 14. Aug. Wie in den Vor 
jähren wird der Kaiser auch in diesem 
Herbste zur Hirschjagd Theerbude besuchen 
und zwar ist der Tag der Ankunft am 
den 25. September festgesetzt. 
Berlin, 13. Aug. Wie hier in wohl 
unterrichteten Kreisen verlautet, gedenkt 
König Alexander von Serbien 
noch im Laufe dieses Jahres zum Besuche 
des deutschen Kaisers nach Berlin 
kommen. 
Berlin, 14. Aug. Bezüglich der gestri 
gen Schießaffäre wird gemeldet 
daß Schemen mit Genossen von Polizei, 
beamten auf der Straße beobachtet wurde 
Als die Beobachteten dies merkten, fingen 
ie mit den Beamten Händel an, wober 
ie den Schlagring gebrauchten. Schemen 
ollte hierauf verhaftet werden, floh aber. 
Bei der Verfolgung wurden 6 Schüsse 
auf den Beamten abgegeben, wodurch zwei 
Beamte leicht verletzt wurden. Schemen 
wurde schließlich gefaßt; seine Genossen 
entkamen. Im Laufe der Nacht wurden 
jedoch verschiedene Verhaftungen vorge. 
nommen. 
867 350 Jl sind nach den bis jetzt er. 
mittelten Resultaten an 15 zur Zwangs 
Versteigerung gekommenen Grundstücken 
Berlins im Monat Juli ausgefallen. Die 
größte Summe dieser ausgefallenen For. 
derungen an einem Grundstücke betrug 
142 500 und die niedrigste 8742 Jl. Die 
anderen Summen variiren zwischen 20000 
Jl. Zur Zwangsversteigerung sind im 
Monat Juli selbstverständlich eine viel 
größere Anzahl Grundstücke in Berlin 
gelangt; die ausgefallenen Forderungen 
würden auch bedeutend höher sein, wenn 
man alle die kleinen Summen hinzurechnen 
wollte, resp. wenn diese Summen alle ein 
zeln zu ermitteln gewesen wären. 
- Die Offizierschärpe soll, wie die 
„Voss. Ztg." auch gegenüber neueren Mit. 
theilungen über den Fortfall der Schärpe 
erfährt, beibehalten, dagegen außerdem für 
Parade- und Garnison-Dienstzwecke zunächst 
die Offiziere der Fußtruppen mit einem 
ilLernen Leibgurt ausgerüstet werden, 
um im Feld Verhältniß daran den Revolver, 
den Feldstecher, sowie die Tasche für Karten 
und Meldepapiere zu tragen. Die damit 
Potsdam angestellten Versuche haben 
ich derartig bewährt, daß die etatsmäßige 
Einführung dieses Ausrüstungsstückes für 
den Herbst bevorsteht. Wie es bei den 
Offizieren der Kavallerie, Artillerie, des 
Trains und den Berittenen der Infanterie, 
die abgesehen vom sog. kleinen Dienst die 
Schärpe zu jedem Dienst anzulegen haben, 
zu halten sein wird, steht noch aus. Jeden 
-alls haben diese dieselben Ausrüstungsstücke 
bei sich zu führen. Was die Schärpe an 
langt, so soll diese in Zukunft noch länger 
als bisher getragen werden, so daß ihre 
Quasten am Saume des Rockes anfangen. 
Zutreffend weist hierzu die „Voss. Z." 
darauf hin, daß sich auf diese Weise die 
Ausrüstung des Offiziers von Jahr zu 
Jahr vertheuert. 
■ Die fortschreitenden Verbesserungen 
im Artillerie wesen und namentlich in 
der Fabrikation der Kanonen haben zur 
Herstellung von Fenerschlünden geführt, 
ie enorme Projectile zu werfen im Stande 
ind. Hauptsächlich sind es die Schiffsge. 
chütze, deren Durchschlagskraft so progressiv 
vermehrt wurde, wie die Stärke des Panzers 
der Kriegsschiffe wuchs. Es ist deshalb 
von Interesse, zu erfahren, was ein Schuß 
aus einer so riesenhaften Kriegsmaschine 
kostet. Aus jedem Schiffsgeschütz von 110 
Tonnen kostet jeder Schuß: Pulver 400 kg 
. 1900Mk.,Projectil 900 kg ca. 2175 Mk., 
Seide für die Patrone ca. 85 Mk., zu- 
ammen 4160 Mk. Diese Ziffern reprä- 
entiren zu 4 pCt. die jährlichen Zinsen 
eines Capitals von 104 000 Mk. Was 
den Gebrauch dieser furchtbaren Zerstörungs-I wurde am Sonntag in Hannover auf der! Eisleben, 10. Aug. Der Besitzer eines 
Werkzeuge noch kostspieliger macht, ist der Rennbahn der Rennvereine ausgefochten. der durch die fortdauernden Erdsenkungen 
Umstand, daß solch ein Geschütz nicht über Der amerikanische Prairiereiter Texas Jack geschäoigten Häuser hatte sich, wie dem 
90 Schüsse abgeben kann, ohne bedeutender war mit seiner Truppe in Hannover ein- „Hann. Cour." gemeldet wird, an das 
Reparaturen zu bedürfen oder in den getroffen und hatte eine Herausforderung Ministerium um Hilfe gewandt, erhielt 
meisten Fällen überhaupt nicht mehr ge- an die dortigen Radfahrer ergehen lassen, aber von da einen abschlägigen'Bescheid 
brauchsfähig zu sein. Das Geschütz hat Als Sieger sollte anerkannt werden, wer mit dem gleichzeitigen Bedeuten, daß nur 
dann nur noch den Werth alten Metalles, eine Strecke von 30 km. gleich 60 Touren auf gerichtlichem Wege eventuell eine Ent- 
Da das Geschütz ca. 400 000 Mk. kostet, um die Rennbahn des Radfahrervereines in schädigung erlangt werden könne. Eine 
so kommen zu obiger Summe der Kosten kürzester Zeit zurücklegte. Dabei hatte solche Klage ist nun — zunächst in einem 
eines Schusses noch 444 Mk. Abnutzungs- der amerikanische Reiter sich vorbehalten, Falle „probeweise" — angestellt worden, 
kosten per Schuß hinzu, fodaß also jedesmal zu dem Rennen fünf verschiedene Pferde Von dem Ausgange dieses Prozesses, der 
Ladung und Schuß einen Werth von benutzen zu dürfen. Herr August Niemann sich gegen die Mansfelder Gewerkschaft als 
8604 Mark repräsentiren. vom hannoverschen „Stahlradverein" hatte den vermeintlichen Urheber der Erdsenkungen 
— Zum S ch w ei ch el'schen Morde die Herausforderung angenommen. Angeb- richtet, wird es abhängen, ob dann auch 
berichten Berliner Blätter, daß wieder lich haben zwischen ihm und dem Vorstande die anderen Geschädigten denselben Weg 
n e u e U m st ä n d e zu Tage getreten sind, seines Vereins, resp. des deutschen Rad- beschreiten. 
die dafür zu sprechen scheinen, daß Thiede fahrer-Bundes längere Verhandlungen da- Eisleben, 12. Aug. Wegen des bei 
nicht der Mörder ist. Wenn er von dem rüber stattgefunden, ob es mit Rücksicht uns herrschenden großen Wasser- 
Mordverdachte auch noch nicht befreit ist, auf den jüngsten Beschluß des deutschen m a n g e l s , der so schwer ist, daß die 
so soll sich jetzt die Untersuchung in einer Radfahrtages zulässig sei, daß Herr städtische Wasserleitung fast gar kein Wasser 
ganz anderen Richtung bewegen, und zwar Niemann als Bundesmitglied um den von giebt, hat sich der Magistrat genöthigt ge 
lastet der Verdacht, die Krankenschwester Texas Jack ausgesetzten Geldpreis starten sehen, die Schließung sämmtlicher Haus- 
Helene Schweichel ermordet zu haben, ver- dürfe. Die Sache soll dahin entschieden a n s ch l ü s s e an die Wasserleitung anzu- 
stärkt auf dem Schlosser Heinrich Krause, sein, daß Texas Jack sich bereit erklärt ordnen. Nur die wenigen öffentlichen 
der am 17. Juli bei Friedenau das Kin- hat, den Geldpreis in einen Ehrenpreis um- Wasserständer bleiben der Einwohnerschaft 
dermädchen Elisabeth Moll überfallen hat. zuwandeln. Der Andrang des Publikums noch zur Benutzung übrig. 
Auf Krause paßt die Beschreibung des war enorm, die Zahl der Besucher wird Eine Wahrsagerin hat kürzlich in 
Mörders besser als auf Thiede. Es ist auf mindestens 12 000 geschätzt. Der Solingen großes Unheil angerichtet. Einer 
erwiesen, daß sich Krause vor und nach Kampf endete mit einem glänzenden Siege Ehefrau, die sich von ihr weissagen ließ, 
dem Morde viel im Grünewald umherge- des Herrn Niemann mit einem Vorsprung hatte sie so viel thörichtes Zeug in den 
trieben hat, und daß er es war, der 14 von etwa 750 m = I V2 Bahnlänge. Kopf gesetzt, daß die Aermste in geistige 
Tage nach dem Schweichel'schen Morde die Nach allgemeiner Ansicht verdarb der Umnachtung fiel und — starb. Der Fall 
Frau Koplin im Grünewald überfallen Amerikaner dadurch seine Chancen, daß er hat aber noch ein weiteres beklagenswerthes 
hat. Dazu kommt noch ein Umstand von nach jeder Tour um die Bahn, also 60 Nachspiel gehabt. Der Mann jener Un- 
Wichtigkeit. Der Mörder der Schweichel Mal, ein anderes Pferd bestieg, wodurch glücklichen nahm sich deren trauriges Ende 
sollte einen braunen Rock getragen haben; natürlich, wenn auch der Pferdewechsel, so zu Herzen, daß er trübsinnig wurde, 
ein solcher grellbrauner Rock ist nun nach der laut Abmachung auf 5 Pferde be- Bor einigen Tagen brachte man ihn, wie 
langem Suchen in Krause's letztem Obdach schränkt blieb, im Galopp erfolgte, verhält-die „Magd. Z." schreibt, nach Bonn in 
n der Plantagenstraße gefunden worden, nißmäßig viel Zeit verloren ging. Der eine Irrenanstalt. Gegen die „Seherin" 
Krause, der bei seinen Vorführungen bis- Amerikaner behauptete bis zur 55. Tour und deren Mann, der ihr bei ihrem Firlefanz 
her stets den schwarzen Rock trug, in dem die Führung, dann aber gewann Niemann Hülfe leisten mußte, schwebt eine Anklage 
er verhaftet und eingeliefert wurde, er- entschiedenen Vorsprung, bis er schließlich wegen Betruges. 
chien am Sonnabend Vormittag mit dem unter donnernden Zurufen des Publikums Die ganze Oberlausitz befindet sich wegen 
chwarzen Rocke auf dem Arme und dem als Sieger durchs Ziel ging. Die Strecke der sogenannten „Kögler-Seherei" in 
braunen Rocke auf dem Leibe vor dem von 30 km wurde von ihm in reichlich Aufregung, denn wo nur jemand mit 
Untersuchungsrichter. In diesem Aufzug einer Stunde zurückgelegt. schwarzem Regenschirm, steifem Hut und 
kann seine Erscheinung mit der Beschrei- Danzig, 14. Aug. Der Polizeidirektor Schnurrbart auftritt, gleich soll es Kögler 
bung des Mörders in Einklang gebracht meldet: Von den in die Quarantäneanstalt sein. Neuerdings ist er wieder in Marsch0- 
werden, zumal er auch das krause Kopf- überführten Angehörigen der in Althof an Witz chei Gablonz gesehen worden. Zwei 
haar trägt, das man an dem Mörder beob-Cholera erkrankten Personen sind zwei Bürgerfrauen vom Bartelberge wurden 
achtet haben will. Der braune Rock zeigt choleraverdächtig erkrankt. Bei einer der- unweit des Kreuzsteines von ihm angefallen; 
an der Brust auch verdächtige Flecken, deren selben wurde asiatische Cholera nachgewiesen, er ergriff aber, als er Leute kommen sah, 
Ursprung der Gerichtschemiker zu ermitteln Der Staatscommiffar meldet: Bei einem die Flucht. In Hinternhermsdorf bei 
haben wird. Arbeiter in Einlage bei Danzig wurde Sebnitz kehrte Köger im Hegerhause ein, 
— Das sch windelhafte Wesen Cholera festgestellt. verweilte einige Zeit in der Gaststube und 
mancher Stellenvermittelungs-Jn- Auf dem Grundstücke Falkenwalderstraße verschwand, als seinem Begehren, über 
titute ist schon oft genug in unserer 20 in Stettin ist der Baugrund für den Nacht bleiben zu wollen, nicht stattgegeben 
Zeit gebrandmarkt worden. Das Wunder- Neubau eines Wohnhauses ausgehoben wurde. Fast sämmtliche Zeitungen Nord 
barste aber ist, daß derartige Institute so- worden. Durch den im Gefolge eines böhmens und der Oberlausitz bringen das 
gar über Anerkennungs-und Dankschreiben Gewitters am Sonnabend niedergegangenen Bild Kögler's; an jedem Tage werden 
rir ihre Thätigkeit verfügen. Wie diese heftigen Regen wurde die tiefe Baugrube! Streifungen im gesammten Grenzbezirk 
aber erworben werden, lehrt folgenderlmit Wasser gefüllt und das Fundament! von Gendarmen, Forstbeamten und Grenz- 
Borfall: Ein Brennereiverwalter wandte des benachbarten, dem Steinsetzmeister Schutzljägern vorgenommen. 
ich an ein derartiges Institut, das sich gehörigen Hauses Nr. 21 derartig unter- Wie aus Biberach gemeldet wird, drang 
fleichzeitig mit der Ausbildung von Leuten spült, daß das Gemäuer sich senkte ein Schlossergeselle Namens Tobias Dob- 
iir landwirthschaftliche Fabrikbetriebe be- und an der freistehenden Giebelseite sich maier gestern Abend in die Wohnung der 
üßt. Er mußte eine vorläufige Wer- bedenkliche Risse zeigten, wie auch der gerade beim Abendessen sitzenden Familie 
mittelungsgebühr von 150. Ji erlegen. Erdboden seitlich des Giebels einen großen des Orgelbauers Scheffold ein und feuerte 
Es vergingen 7 bis 8 Monate, ohne daß Spalt aufwies. Es war hierdurch die Ge- auf diese sechs Revolvcrschüsse ab. Er 
der Mann etwas zu hören bekam. Als fahr eines baldigen Einsturzes des verwundete die Frau und die Tochter des 
er dann persönlich vorsprach, empfing er Hauses eingetreten. Die Polizei sperrte Orgelbauers; eine Kugel prallte am Corset 
zwar Vertröstungen, aber keine Stelle, sogleich die Umgebung des gefährdeten des Dienstmädchens ab. Verschmähte Liebe 
Dagegen wurde dem armen Teufel eröffnet, Hauses ab und veranlaßte, daß die Be- soll das Motiv des Verbrechens gewesen 
er könne sein Geld wieder haben, wenn wohner es sofort verließen; es konnte ihnen sein. 
er dem Institute ein Anerkennungsschreiben nicht einmal gestattet werden, ihre Wohnungen Heidelberg, 11. Aug. Als in der letzten 
ausstelle. Da er sein Geld sehr nöthig auszuräumen, da jeden Augenblick der Nacht vier Corps st udenten wegen 
brauchte, so verstand er sich dazu und das Einsturz erfolgen konnte. Der Versuch, Ruhestörung durch die Polizei verhaftet 
Institut hatte seine — Anerkennung. den Giebel durch Balken abzusteifen, mußte werden sollten, stürmten fünf Kommilitonen 
Eine romantische Geschichte hat, der „Neuen Stett. Ztg." zufolge, schließlich mit dem Rufe: „Burschen heraus!" auf 
dem „Anz. f. d. Havell." zufolge, unlängst vor der Hand aufgegeben werden, weil bei der die Polizeibeamten ein und suchten die 
in Spandau ihren Abschluß gefunden. Unter Ausführung dieser Arbeiten die dabei be- Verhafteten zu befreien. Es gelang der 
dem Personal einer Singspielhalle befand schäftigten Leute gefährdet waren, da sich Polizei, die Oberhand zu gewinnen und 
eit einiger Zeit ein junges Mädchen als die Anzeichen eines Einsturzes vermehrten, „alle Neune" in Haft zu bringen. Sie 
Kupletsängerin, die sich vor ihren Kollegin- Gegen 9 Uhr wurde die Feuerwehr mit werden unter Anklage gestellt, 
nen durch ihre ungewöhnliche Bildung aus-einer Dampfspritze herbeigeholt, die das in Der wegen großer Unterschla- : 
zeichnete. Ueber ihre Herkunft wußte man der Baugrube angesammelte Wasser aus- g un gen verfolgte Prediger Johann 
nichts; die Sängerin sprach sich hierüber pumpte. Wie verlautet, soll die Senkung P a r t i s ch aus Oldenburg ist nach dem 
nie aus. Eines Tages besuchte ein aus- der Giebelmauer dadurch veranlaßt worden „Berl. Tagebl. in Venedig verhaftet 
wärtiger Geschäftsreisender das Lokal: als sein, daß die Baugrube des Grundstücks worden.^ 
er des jungen Mädchens ansichtig wurde, Nr. 20 tiefer, etwa um V/ 2 Fuß, ausge- Ern gelterer Vorfall wurde am 
glaubte er in ihm die Tochter eines Hotel- hoben ist alsdas Fundament des Hauses 21, gestrigen Meßsonntage in Braunschweig 
besitzers einer süddeutschen Stadt wieder- wodurch die Unterspülung des letzteren ml den Besuchern einer Schaubude geboten, 
zuerkennen. Er richtete an die Sängerin Folge des gewaltigen Wafferandranges her- Auf dem Kl. Leonhardsplatze war ein 
einige Fragen und fand seine Vermuthung beigeführt wurde. . Wachsfigurenkabinet aufgestellt, das auch 
bestätigt. Er wußte, daß ihre Eltern seit Daß einer Schießübung wegen ein das „Naturwunder" eine „Dame ohne 
3 oder 4 Jahren um den Verlust einer Gehöft vollständig geräumt werden Unterleib" sehen ließ. Ein altes Ehepaar 
Tochter trauerten, die, damals von einem muß, dürfte wohl nicht oft vorkommen, vom Lande, welches sich den Meßtrubel 
Schauspieler verleitet, auf und davon ge- Am 15. d. M. soll sine Batterie des in ansah, gelangte auch zu diesem Wachs 
gangen war, um sich „der Bühne zu Frankfurt a. O. garnisonirenden Feld-Art.- sigurenkabinet. Da bleibt plötzlich der 
widmen". Der Reisende äußerte nichts der Regiments General - Feldzeugmeister (2. Blick der Frau starr auf der „Dame ohne 
Sängerin gegenüber: er setzte aber von Brandenburgisches) Nr. 19 bei Ranzig im Unterleib" haften, mit einem Schrei stürzt 
seinem Erlebniß den ihm seit Jahren be- Kreise Beeskow eine Schießübung abhalten sie darauf zu und fordert sie auf, sofort 
kannten Hotelbesitzer in Kenntniß. Als die und um 9 Uhr in der Richtung nach dem mit nach Hause zu gehen. Das Mutter- 
Sängerin einige Tage später wieder die Großen Coffenblatter See mit scharfer äuge hatte die 18jährige eigene Tochter 
Bühne betrat, um ihre Kunst hören zu Munition schießen. Hierzu wird das erkannt, welche vor zwei Jahren daselter 
lassen, blieben ihre Augen plötzlich unver- Regiment von 8—10 Uhr das gefährdete liche Haus verlassen und seitdem kein 
wandt auf einer Dame haften, die in einer Gelände durch Patrouillen absperren lassen. Lebenszeichen von sich gegeben hatte. Als 
Ecke des nicht großen Saales Platz ge- Das Gehöft der „Hungrige Wolf" aber die „Dame ohne Unterleib" der mütter- 
nommen hatte. Die Blicke beider Personen mußte laut Verfügung des Regiments-lrchen Aufforderung nicht gleich Folge 
begegneten sich, und mit einem Aufschrei Kommandos während dieser Zeit „von leistete, wurde ein Polizeibeamter heran- 
brach die Sängerin auf der Bühne ohn- Mensch und Thier geräumt" sein, so be- geholt, und in seiner Begleitung trat die 
mächtig zusammen. Die Fremde war, wie richtet die „Berl. Presse". „Dame" den Gang nach dem Heimaths- 
sich bald herausstellte, ihre ältere Schwester, In Johannisburg in Ostpreußen er- dorse an. 
die in Berlin verheiratet ist und auf Ver-krankten in voriger Woche 45 Personen Vom Rostocker Bahnhöfe aus telegraphirte 
anlaffung der Eltern diesen Schritt unter- angeblich in Folge des Genusses von ver-ein Reisender an einen Fuhrmann wegen 
nommen hatte. Die Wiedergefundene ver- dorbenen Heringen. Die eingeleitete schleuniger Zusendung eines leichten 
ließ am nächsten Tage die Stätte ihres!Untersuchung ergab jedoch asiatischeWagens nach dem Lande. Was für 
Wirkens; sie gestand der Schwester, daß Cholera; 18 der Erkrankten sind bereits Augen machte er, als ein Leichen- 
ie ihre Flucht aus dem Elternhause schon gestorben. Der Oberpräsident von Ost- w a g e n vorgefahren kam! Es war näm- 
lange bereut hätte; aus Scham habe sie Preußen hat sich nach Johannisburg be< lich beim telegraphiren das t fortgelassen 
aber freiwillig nicht zurückkehren wollen, geben, um sich von dem Stande der Epidemie! worden. 
Ein interessanter Wettkampf zwischen zu überzeugen und die zur Abwehrder Seuche? 
nem Reiter und einem Radfahrerleingeleiteten Maßnahmen zu inspiciren., I
	        
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