Full text: Newspaper volume (1894, Bd. 2)

der, der Kutscher sowohl wie der ihn ver 
folgende Carabinieri und andere Personen 
die ihn gesehen hatten. Die Polizei von 
Livorno verhaftete sofort die Schiffer, 
welche Lucchesi nach Korsika gefahren 
hatten, sowie alle, die nach seiner Verhaf 
tung versucht hatten, das Alibi Lucchesis 
zu bezeugen. 
Inland. 
Berlin, 4. Aug. Die hiesige G a st 
w i r t h e i n n u n g hat sich am vorigen 
Mittwoch mit dem Bierboykott be 
schäftigt. Es wurde beschlossen, sich im 
Bierboykott auch ferner neutral zu ver- 
halten, doch soll an den Verein der 
Brauereien das Ersuchen gerichtet werden, 
den Beschluß aufzuheben, daß keine der 
dem Brauereiverein angehörenden Braue- 
reien einem bisherigen Kunden einer an 
deren boykottirten Brauerei Bier liefern 
darf, bis der Boykott aufgehoben ist. 
Dieser Passus im Vertrage der Brauereien 
sei zur Zeit zwecklos, da sämmtliche 
Brauereien boykottirt sind und somit jede 
Entschädigungsverpflichtung fortfällt und 
deshalb nur geeignet erscheine, die Dis 
Positionsfreiheit der Gastwirthe hinsichtlich 
der Wahl ihrer Biere zu beschränken. — 
Wie die „Nat.-Ztg." auf Grund einer ihr 
vorliegenden Zuschrift mittheilt, liefern die 
Aktienbierbrauerei „Union" und die Aktien 
brauerei vormals Gebüder Angermaun in 
Hos in Baiern allwöchentlich größere Quan 
titäten Bier an die Herren Reichenkron in 
Charlottenburg und Lehmann (Brauerei 
Wilhelmshöhe) hier, deren Biere bekannt 
lich den sozialdemokratischen Genossen tag 
täglich im „Vorwärts" als boykottfrei 
empfohlen werden und die das baierische 
Gebräu zweifellos zur Kompletirung ihrer 
auf die Neige gehenden Vorräthe benutzen 
„Wir glauben annehmen zu können", so 
schreibt das Blatt, „daß diese Hofer 
Brauereien die, wie uns berichtet wird, 
mit der dortigen Sozialdemokratie keinerlei 
Fühlung haben, unbekannt ist, zu welchen 
Zwecken ihr Fabrikat hier benutzt wird 
und es wird daher wohl nur einer An 
regung des Vereins der diesseitigen Braue 
reien bedürfen, um auch diese Quellen für 
die Berliner Sozialdemokratie zu ver 
schließen." — In einer Zuschrift an die 
„Neuesten Nachr." die ihr aus Börsen 
kreisen zugeht, wird gesagt, daß die 
Sozialdemokratie von Börsenleuten unter 
stützt werde, um den Kurs der Brauereiaktien 
zu drücken. Letzteres glauben wir nicht. 
— Die Erprobung des Dowe- 
schen Panzers bei der Jnfanterieschieß- 
schule in Spandau, welche nach verschiedenen 
Mittheilungen die völlige Unbrauchbarkeit 
für militärische Zwecke ergeben hat, ist 
nach einer Darlegung des „Hann. Cour, 
nicht offiziell, sondern auf Dritte von Dowe 
selbst erfolgt. Zunächst wurde mit Gewehren 
d1.88und in der Spandauer Munitionsfabrik 
gefertigten Patronen auf Verlangen Dowes 
gegen einen freihängenden Panzer geschossen 
Nicht sämmtliche Geschosse durchschlugen 
in diesem Falle den Panzer; die Stoß 
ivirkung des Geschosses wurde durch die 
Pendelung des freischwebenden Panzers 
abgeschwächt. Sobald der Panzer aber 
durch Anlehnung gegen eine Holzwand 
oder einen Erdwall festgelegt war, schlugen 
die Geschosse ausnahmslos sowohl auf nahe, 
wie aus weite Entfernung durch. Bei der 
Vorführung seiner Erfindung vor einem 
militärischen Zuschauerkreise im Winter 
garten wurde zwar auch ein Infanterie- 
gewehr M. 88, das von einem hiesigen 
Regiment zur Verfügung gestellt worden 
war, benutzt; die verwendete Munition 
die äußerlich den scharfen Patronen 88 
entsprach, war jedoch von Dowe selbst be 
schafft. Der Wintergartenversuch hatte 
nun bekanntlich ein günstiges Ergebniß 
Den Anwesenden fiel damals bei der Schuß- 
abgabe aber der schwache, matte Knall auf 
während die Detonation in einem ge 
schlossenen Raume stärker sein mußte. 
Gleichzeitig wurde seitens der Schießenden 
auch nicht der geringste Rückstoß verspürt 
Diese Wahrnehmungen berechtigten zu den 
Annahmen, daß die zur Verwendung ge 
kommene Munition nicht die volle Ladung 
von 2,75 Gramm Gewehr-Blättchen-Pulver 
enthalten hat. Eine Kontrolle der Muni 
tion hat, da es sich im Wintergarten ledig 
lich um eine Privatvorstellung, nicht aber 
uni einen technischen Versuch handelte, na 
türlich nicht stattgefunden. Unter den vor 
liegenden Umständen ist man militärischer- 
seits über die „Erfindung" des Mann 
heimer Schneidermeisters daher längst zur 
Tagesordnung übergegangen. 
„Reiber", da stehen wirZAlle mang, da können 
Sie uns Schwarz auf Weiß getrost mit nach 
Hause nehmen, wenn Sie nichts Besseres 
nämlich in die Tasche haben. — Man nennt 
mir Schufterle." 
„Sehr angenehm, Herrn Schufterle in 
Civil kennen zu lernen," antwortete Heinz, 
auf den scherzhaften Ton des jungen Mannen 
eingehend. 
„So schlimm, wie mir Schiller jemacht 
gat, bin ick übrigens nich. Sie können sich 
hetrost zwischen mich und Minna von Barn 
helm ihre Kammerzofe setzen. — Rücke zu, 
mein Goldhühnchen." 
(Fortsetzung folgt.) 
— Der Paletotmarder, welcher 
im Berliner Universitätsgebäude längere 
Zeit „hospitirt" hat und' kürzlich gefaßt 
worden ist, hat, Berliner Blättern zufolge 
jetzt eingestanden, mehr als zehn Studenten 
ihres Sommerüberziehers beraubt zu haben. 
Das Leugnen nützte ihm nicht, da bei ihm 
die Pfandscheine über die verletzten Sachen 
vorgefunden wurden. Der erst 20jährige 
Dieb heißt Leopold Baum und stammt 
aus Breslau. Er betrieb das Stehlen 
nur im „Nebengewerbe", denn er war 
Buchdrucker seines Zeichens und befand 
sich noch in Stellung. Bis 12 Uhr pflegte 
er ehrlich zu arbeiten, um dann in der 
Universität seine unerwünschten Gastrollen 
zu geben. Der Sicherheitsbeamte, dem die 
Ergreifung des Paletotsmarders gelungen 
ist, hat von der akademischen Behörde eine 
Belohnung erhalten. 
Danzig, 6. Aug. In dem Wasser der 
todten Weichsel an der Krakauer Kaempe 
ind bakteriologisch Cholerabazillen nach 
gewiesen worden. 
Aus Schlesien, 2. Aug. Aus Anlaß 
einer in Oberschlesien versuchten Agitation 
mr die in Berlin geplante neue antisemitische 
Zeitung wendet sich die ultramontan 
Oberschlesische Zeitung" schar- 
gegen den Antisemitismus. Sie 
schreibt: „Hinaus mit diesen Prospecten 
und Abonnements > Einladungen, sie zu 
halben Dutzenden in jedem Couvert in 
zahlreiche Häuser geschickt werden. Ein 
wahrer Katholik kann niemals 
Antisemit sein, denn Christus hat es 
das höchste Gebot genannt: Liebe Deinen 
Nächsten wie Dich selbst! und der Nächste 
auch der Jude. 
Zwei Fälle von echtem Aussatz sind 
in den letzten Tagen in Breslau festgestellt 
worden. In der Universitätsklinik für 
Hautkrankheiten ist ein aus dem Kreise 
Memel stammender Arbeiter an dieser 
Krankheit gestorben; ein anderer ebenfalls 
vom Aussatz befallener Arbeiter aus dem- 
-elben Kreise befindet sich gegenwärtig in 
der genannten Klinik in ärztlicher Behand 
lung. Es wurden sofort sorgfältige Maß 
nahmen zur Verhütung der weiteren 
Krankheit getroffen. 
Schmicdcbcrg, 4. Aug. Bei einem Ge 
echtsschießen des zur Zeit in Pretzsch 
und in Schmiedeberg liegenden 72. Jnf.- 
Regts., das auf dem zur Domäne Pretzsch 
gehörigen Buhn abgehalten wird, erhielt 
die Frau des Handarbeiters Höhne zu 
Kleinkorgau einen Schuß, die sich während 
der Schießzeit, da sämmtliche nach dort 
nhrende Wege durch Posten gesperrt waren, 
auf Umwegen durch das Getreide nach 
einem Kartoffelstück geschlichen hatte, um 
Futter zu pflücken. Die Kugel durchbohrte 
den Kopf, und es ist zu verwundern, daß 
die Frau gegen Abend, als sie aufgefunden 
wurde, obwohl sie schon Vormittags ge 
troffen sein muß, noch am Leben war. 
Doch ist sie über Nacht ihrem Schicksal 
erlegen. 
Erfurt, 4. Aug. Vor einiger Zeit wurde 
bekanntlich in Sondershausen der dortige 
Oberförster G e r l a ch sammt seiner Frau 
verhaftet, weil beide dringend verdächtig 
waren, den Tod ihres Dienstmädchens 
durch fortgesetzte barbarische Mißhandlungen 
verschuldet zu haben. Kürzlich hat das 
Ehepaar für seine Freilassung als Kaution 
die Summe von 60000 Mark angeboten 
das Anerbieten wurde aber vom Amtsge 
richt zu Sondershausen wie vom Landge 
richt Erfurt zurückgewiesen. 
Lennep, 5. Aug. Bei der Feier des 
Schützenfestes brach am Dienstag Nach 
mittag in dem Augenblicke die Musik 
tribüne zusam men, als die Musikkapelle 
des 39. Infanterie-Regiments sie besteigen 
wollte. Unter den zahlreichen Verun 
glückten befindet sich ein 6 Jahre alter 
Knabe, dem durch einen Balken der Kop 
zerschmettert wurde, so daß er äugen 
blicklich todt war. Die Militärmasiker 
ind mit geringen Verletzungen davon ge 
kommen. Die Inhaber des ambulanten 
Festzeltes wurden gerichtlich sistirt, da das 
Balkengerüst vollständig morsch gewesen 
-ein soll. Im Laufe des heutigen Tages 
war eine Kommission des Elberfelder 
Landgerichts yier behufs Jnaugenschein 
nähme des Unglücksortes und Einleitung 
der Untersuchung. 
Aus Baden, 4. Aug. In Heiters 
heim wurde dieser Tage ein Italiener 
verhaftet, der in einer Wirthschaft sich an- 
rkennend über die That Caserios ans 
prach und ein Hoch auf die Anarchie aus 
brachte. — In Bruchsal passirte 
einem jungen Ehepärchen das Mal 
heur, daß ihm nach einer Schöffengerichts 
itzung, der es als Zeugen anwohnte, vom 
Steuerkommissär die Zeugengebühren ge 
ofändet wurden. 
Heilbronn, 4. Aug. Unser städtischer 
Krieg ist trotz aller Disziplinarverfahren 
eit der Rückkehr des Oberbürgermeisters 
degelmaier wieder aufgelodert. In der 
Spitalkommission stellte Hegelmaier den 
Antrag auf Beseitigung des Chefarztes 
Dr. Mayer aus dem Spitale. Doktor 
Mayerist ein Vetter des Oberbürgermeisters; 
der „Spitalkrieg" war s. Zt. auch mit in 
das bekannte Disziplinarverfahren einbe 
zogen. Da Dr. Mayer nicht ordnungs- 
gemäß geladen war, mußte die Beschluß- 
nach der „Neck. Ztg." vertagt werden. 
® u8 f *“ !,ern ' l: ŅuZ- Emen gräßlichen nicht eingefahren. Ueber die Entstehung! vorgebracht, der dabin geht ein eigenes 
t ş î- -.ààà der 70zahrige des Feuers verlautet nichts Bestimmtes; Schlachthaus auf Aktien zu errichten wovon 
Oekonom Schmid. Er war nach bayrischen man nimmt an, daß es durch Selbstent-die Stadt einen Theil übernehmen soll 
Blattern, damit beschäftigt, dw Ziegelplatten zündung des Heues verursacht worden ist Die zu erhebenden Schlacht- nnS sroJrft- 
K°w°h»ļ d.» Kirch,à. A«,, -d,-j. ,à 
ganzen Sag seme Pfeife zu schmauchen, bände trieb dieser Tage hier ihr Un- verzinsen haben ffinn 2 tf s 
letzte er ste wieder m Brand, als sie ihm wesen. Mehrere Mitglieder drangen, so Unternehmen auf b etet ßfcLÄ ^ 
war. Das noch glimmende erzählt die „Bgdf. Ztg", bei einem Land- Stande kommen werde. Grundlage z„ 
Zündholz Wurf er von sich. Zum Unglück mann am Durchdeich ein und verlangten àrr Emil D et ens in 
fid « durch M D.ch aus -»Hm. i-W«» te Milch. 9M ^ «äTÄÄ&XÄ 
, m S- er, u . Schund Mädchen, welches allein zu Hause war, Mark gemachl. Die Zinsen dieses Kavitals 
wollte die Flamme durch Schlagen aus- lief in ihrer Angst nach der benachbarten sollen alljährlich durch den Magistrat an 
lofchen; als ihmnicht gelang, holte er Wirthschaft des Herrn Albers, um Hülfe bedürftige Wittwen und Waisen vertheilt 
einen Kübel voll Wasser, um es auf das herbeizuholen. Als diese eintraf, waren! werden. 
Feuer zu gießen. Dabei glitt er aus und die Zigeuner unter Mitnahme verschiedener Lehrer Rathje in Koldenbüttel hat in 
stürzte auf den brennenden Heustock hinab. Sachen verschwunden. Bei dem Gemüse- seinem Garten ein leeres Petroleumtaß 
seme Hilferufe wurden nicht gehört bis gärtner Herrn Meyns erschien eine Zigeunerin liegen, welches, seit zwei Jahren dort 
dle emporstelgende Rauch aule die auf den. und sprach um eine Gabe an. Frau M. lagernd, in diesem Sommer von einem 
Felde beschäftigten Dorfbewohner herbeirief, gab ihr ein Fünfpfennigstück. Hiermit Bienenschwarm bezogen ist Die Thiere 
Der Mann lebte noch als dm Leute an- nicht zufrieden, erklärte die Zigeunerin, arbeiten emsig an der Füllung des Fasses 
kamen. A s man ihn hervorziehen wollte daß Frau M. an einem schlimmen Uebel Pastor Fries in Heiligenstedten be- 
und zu diesem Zwecke eme^ Planke von der leide, sie hiervon zu befreien, liege in der kannter Redner und Schriftsteller, ist ge- 
Wand losriß, schlug das Feuer plötzlich m Macht der Zigeuner. Als Frau M. nun starben. ^ ’ 3 
Schwalle auf daß^ es un- sagte, sie möge ihrer Wege gehen, wollte Wegen versuchten Vergehens gegen die 
möglich war, einzudringen. Die Yammer- die Zigeunerm einen kühnen Griff nach Sittlichkeit verübt an der fünfjährigen 
rufe des Unglücklichen wurden vom Prasseln dem Gelde der Frau M. machen, wurde Tochter eines Bürgers wurde der früb 
des Feuers erstickt Als das Gebäude bis jedoch durch ihr Hülferufen hiervon abge- Kellner, jetzige Arbà Hà kaus 
auf den Grund niedergebrannt war, fand halten und mußte ohne Beute abziehen, fürt a. O. am Sonnabend - Abend in 
man nur noch wenige Knochenreste von dem Hiernach statteten die Zigeuner eineimSchleswig verhaftet. 
Ģreise. Ş Garten einen Besuch ab und plünderte n, Bei der Predigerwahl in St. Mickiaelis- 
Von emem verlassenen Känguruh da es gerade zur Mittagszeit war und donn wurde Pastor via. Brandt aus 
wird aus München berichtet. Vorige demzufolge keine Leute in den Gärten be- Lütjenburg mit 88 Stimmen gewäült 
Woche sandte ein Unternehmer em Känguruh schäftigt waren, die Stachel- und Johannis- Kiel, 7. Aug. Der angedrohte Bar- 
in Begleitung emes Wärters von Köln beersträucher. Als der Besitzer des Gartens bier-Bo ykott ist nunmehr definitiv Die 
nach München, wo das Känguruh fur nach geraumer Zeit der Zigeuner ansichtig hiesige Boykottkommissiou verhängte über 
einige Zeit m emem Vergnugungslokale wurde, flohen diese und da weitere Hülfe 29 Kieler uno 2 Gaardener Barbier- 
vorgestellt werden sollte. Der Wärter nicht gleich zur Stelle, mußte man eine und Friseur-Geschäfte durch Antcklaa und 
gab in Köln das Thier als Passagiergut, Verfolgung der Flüchtlinge aufgeben. Anzeigen den Boykott, 
in einer Kiste verwahrt, nach München Hamburg, 7. Aug. Ein neuer Schwin- Aus Nordschleswig, 5. Aug. (F.N.) Herr 
auf, woselbst das arme Thier bis Dienstag del wird jetzt wieder hier aufgeführt. Ein Kaufmann Karl Petersen-Rothenkrug, der 
volle 5 Tage! — im Kofferträgerlokal Mann tritt in einen Laden, kauft eine auch ein sehr bedeutendes Butteraeschäft 
tehen blieb, ohne daß sich lfniand als Kleinigkeit und legt ein 20-Markstück auf treibt — er erhält die Butter von 17 
Eigenthümer des Thieres meldete. Recher- den Ladentisch. Wenn dann von dem Meiereien, darunter solche, die wöchentlich 
chen ließen nun den Eigenthümer m Graz Verkäufer auf das Geldstück herausgegeben 40 Drittel liefern —, versandte Donners 
auffinden ; er kam nach München und wird, streicht der Käufer das Geld sammt tag eine Waggonladung Butter nach über 
mußte zu seinem Schrecken erfahren, daß dem 20-Markstück ein und verschwindet se ei sch en Ländern Das Meiereivro- 
der Wärter welcher hier Produktionen eiligst. Bis jetzt ist es noch nicht gelun- dukt, prima Waare, war größtentheils für 
mit dem Riesen-Kanguruh geben sollte, nnt gen desselben habhaft zu werden. unsere Landsleute in Ostafrika bestimmt. 
Der Radfahrer Pinckert aus Ham- Die Butter wurde in Blechdosen, die 
öbsucht und das arme Thier seinem bürg suchte am 23. v. Mts. in seinem hübsch ausgestattet und eigens für den 
Schicksale überlasten hatte. , Wasser-Fahrrad über den englischen Kanal überseeischen Transport hergestellt sind, 
Em galanter Postbote hatte tn zu setzen. Er fuhr von Kap Gris Nez versandt. Jede Blechdose, die' 9 Pfund 
Şurzburg einen Brief aus München mit ab und kam neun englische Meilen weit; Butter enthält, ist zu diesem Zwecke tust* 
Adresse: „An "le schone Elise in doch las ihn in der Nacht ein Boulogner dicht verschlossen und verlöthet. Die Butter 
Würzburg, Kalserstraße , zu bestellen. Fischerboot auf. Pinckert ist seekrank ge- kann sich in solchen Dosen reichlich 1 Jahr 
Der Postbote gab sich alle Muhe, die worden und konnte sich in Folge dessen frisch halten. 
Adressatin zu entdecken, schließllch mußte nicht rühren. Sein Fahrrad soll sich aber Rendsburg, 6. Aug. Der Monat 
er doch den Brief als unbestellbar zurück- bewährt haben. August ist reich an Gedenktagen der glor- 
gehen lasten mit dem Vermerk: „Elisen Fräulein Oeeana Renz, die bekannte reichen Waffenthaten, welche in den Jahren 
giebt es in der Kalserstraße mehrere ; über- Schulreiterin, ist nunmehr definitiv aus 1870/71 durch die vereinigten Deutschen 
J tn ^ ļàc alle Damen rn Würzburg dem Verbände des Cirkus Renz ge- vollbracht worden ,sind. Am Sonnabend 
l£ ^° n - schieden und hat sich nach Ouchy am Genferlwar der Tag der Schlacht bei Weißenburg, 
Seit einiger Zeit weilt in Wörishöfen 
Professor Dr. Koch. Es spricht für die 
Unbefangenheit des „Bazillenfängers", daß 
er aus eigener Anschauung bei Pfarrer 
Kneipp ein Heilverfahren kennen lernen 
will, das mit seinen wissenschaftlichen Ueber 
zeugungen schwerlich im Einklang steht. 
Vielleicht lernt Herr Professor Koch auch 
noch die Wahrheit des Sprichwortes: Pro 
biren geht über Studiren. 
Durchgebrannt ist der Direktor der 
Privatpost Hansa in Straßburg i. E. nach 
einmonatlicher„Wirksamkeit". DieKantionen 
der von ihm engagirten Angestellten hat 
er mitgenommen, dagegen hat er vergessen, 
ihnen Lohn zu zahlen. Die betrogenen 
Angestellten führen jetzt die Post auf eigene 
Rechnung weiter. 
Stade, 4. August. Gestern Nachmittag 
gegen 5 Uhr brach in dem aus Fachwerk 
gebauten, mit Strohdach gedeckten Wohn 
hause des Sprenger'schen Geweses in der 
Salzthorsvorstadt Feuer aus, welches in 
den auf dem Dielen-Boden lagernden Heu- 
und Strohvorräthen reichliche Nahrung 
sand und sich in kurzer Frist über das 
ganze Gebäude verbreitete. Die daneben 
tehende, ebenfalls mit Strohdach versehene 
Scheune ging auch bald in Flammen auf; 
ebenso geriethen ein mit Ziegeln gedeckter 
Stall mit Anbau, ein Strohschuppen und 
das Kegelhaus in Brand. Trotz des Ein 
greifens der hiesigen freiwilligen Feuerwehr 
brannten die Gebäude vollständig nieder 
Das wogende Flammenmeer bot einen 
grausig.schönen Anblick dar, den auch die 
Tageshelle in seiner Furchtbarkeit nicht zu 
mildern vermochte. Bon Mobiliar, Kleidungs 
tücken, Hausgeräth konnte fast nichts und 
von Wirthschafts - Inventar und Wagen 
nur wenig gerettet iverden. Ein Verlust 
an Pferden und Rindvieh ist nicht zu be 
klagen; ebenso konnten die Schweine in 
Sicherheit gebracht werden, obgleich sie 
wiederholt Miene machten, wieder in den 
brennenden Stall zurückzukehren. Inter 
essant war es, die rauben zu beobachten, 
welche, durch das entfesselte Element ihrer 
Heimstätte beraubt, unaufhörlich das 
Flammenmeer umkreisten und sich schließ 
lich ermüdet auf den hohen Bäumen des 
Hofes niederließen. Versichert sind die 
Gebäude mit 19 100 JL bei der vereinigten 
landschaftlichen Brandkasse in Hannover, 
das Mobiliar und Wirthschaftsinventar rc. 
bei der Kölnischen Feuerversicherungs-Ge- 
'ellschaft „Colonia" mit 24 656 J(. Der 
Jmm obiliar-Schaden ist ein totaler, während 
der Verlust an Mobiliar, Wirthschaft^ 
Inventar und Futtervorräthen sich auf 
etwas über 15 000 Jt beziffern dürfte. 
Die Roggenernte war glücklicherweise noch 
See begeben. Die beliebte Schulreiterin 
die bei aller Anmuth und Vornehmheit 
ihrer Erscheinung eine schneidige und ver 
wegene Reiterin war, hat sich mit Herrn 
v. Lepel in Hamburg verlobt. Die beiden 
Brautleute gedenken schon im Herbst d. I. 
vor den Altar zu treten. Fräulein Oceana 
Renz ist eine Enkelin des verstorbenen 
Altmeisters und eine Nichte des Direktors 
Franz Renz. 
_ Hamburg, 6. August. Der Senat hat 
die Eingabe der Hamburger Schlachter be 
treffend die Aufhebung der obligatorischen 
Fleischschau abgelehnt. 
Ein kurzes heftiges Gewitter, verbunden 
mit starkem Regen, zog am Sonnabend 
Abend gegen 6 Uhr über Bergcdorf. Ein 
Donnerschlag war so heftig, daß Spazier 
gänger beim Gehölz zur Erde ge 
worfen und durch die Gewalt des Luft 
drucks Fensterscheiben an einem Hause her 
ausgedrückt worden sind. 
Die Hamburg-Amerika-Linie hat 
in der Sonnabend abgehaltenen Sitzung 
beschlossen, angesichts des Erfolges der 
Norolandsreise der „Augusta Victoria" 
iolchen Reisen alljährlich in Werk zu setzen. 
Für den nächsten Sommer sind zunächst 
drei solche Nordland-Expeditionen in den 
Fahrplan aufgenommen worden, wovon 
eine wieder durch die „Augusta Victoria" 
und zwei zu billigeren Fahrpreisen durch 
Postdampfer der Gesellschaft ausgeführt 
werden sollen. Die Gesellschaft hat außer 
dem Einrichtungen getroffen, welche dahin- 
gehen, in Zukunft alle Ueberlandstvuren 
per Eisenbahn oder Wagen_ selbst zn 
arrangieren, so daß diese sämmtlichen Neben- 
pesen für die Zukunft in die Fahrpreise 
eingeschlossen werden können, eine große 
Annehmlichkeit für . die Reisenden. Für 
den Winter sind zwei Orientfahrten in Ans 
icht genommen, die erste geht am 8. 
Februar mit der „Augusta Victoria" von 
Genua ab und ist am 26. März in Hamburg 
beendet, während die zweite Tour vom 
„Fürst Bismarck" unternommen wird und 
zwar vom 15. Februar ab Genua, wohin 
auch der Dampfer nach Beendigung der 
Orientreise zurückkehrt, um von dort direkt 
nach Newyork zu fahren, da dieser Schnell- 
dampfer hauptsächlich für die Beförderung 
der amerikanischen Teilnehmer dienen soll. 
ProVinzieUeS. 
Altona, 5. Aug. Die hiesige Schlachter- 
Innung ist bekanntlich einer Benutzung 
des Hamburger Schlachthauses wenig ge 
neigt und die Stadt Altona ist anderer 
seits nicht für die Erbauung eines eigenen 
Schlachthauses auf Kosten der Stadt zu 
erwärmen. Es wird nun in den Kreisen 
der Schlachter ein vermittelnder Vorschlag 
während gestern vor 24 Jahren der ruhm 
reiche Sieg von Wörth erfochten wurde. 
Am 16. August ist der Gedenktag der 
Schlacht von Mars-La-Tour, welcher auch 
in unserem benachbarten I even ste dt bei 
Herrn Gastwirth Th ode durch den Krieger 
verein festlich begangen wird. 
-t- Rendsburg, 7. Aug. Gestern kaufte 
Herr Christian Delfs aus Hamburg 
das am Paradeplatz belegene Simon'sche 
Gewese, „Die Börsenhalle", für die Summe 
von 32 000 Mark. Der Antritt erfolgt 
nach der Konzessionsertheilnng. 
Rendsburg, 6. Aug. Laut Bekannt 
machung des Bezirks-Ausschusses im Re- 
gierungs-Amtsblatt ist der Beginn der 
Hasenjagd auf den 15. September fest 
gesetzt. 
X Rendsburg, 7. Aug. Die Garnison 
verwaltung hat sich in letzter Zeit mehr- 
ach darüber beschwert, daß die militärfis 
kalischen Gebäude, Anlagen u. s. m. in 
böswilliger Weise beschädigt worden sind 
und ist es in einzelnen Fällen auch gelun 
gen, den oder die Uebelthäter zu ermitteln. 
Es find meistens Schüler oder junge eben 
konfirmirte Burschen, welche theils aus 
Unachtsamkeit, theils aber auch aus Bos- 
s 6 « şi^-r^â^Eges zu Schulden kommen 
lassen.^ Die Garnisonverwaltung wird in 
Zukunft mit aller Strenge derartigen Vor 
kommnissen entgegentreten und es liegt z 
daher im eigenen Interesse des Publikums, 
wenn es sich von dem Betreten des durch 
Warnungstafeln kenntlich gemachten mili 
tärfiskalischen Terrains hütet. Bei dieser 
Gelegenheit möchten wir auch die so hübsch 
in Ordnung gesetzten städtischen Anlagen 
beim früheren Pionier-Uebungsplatz dem 
ganz besonderen Schutze des Publikums 
empfohlen haben, resp. die löbliche Polizei 
behörde darauf aufmerksam machen, daß 
diese Anlagen sich seit einiger Zeit in ! 
einem Zustande befinden, der einem an 
ständigen Publikum den Aufenthalt in den 
selben nahezu unmöglich macht. Hoffent 
lich bedarf es nur dieses Hinweises um 
zu erwirken, daß einem thatsächlich vor 
handenen Uebelstande rasch abgeholfen werde. 
Jchts'PttsaWliiiig 
des schlà-hŞ». PhstoģŞ-Ktlà 
Rendsburg, 6. August. 
Die von ca. 50 Theilnehmern besuchte Ver- 
e um . 11 Uhr durch den Vorsitzen- 
afmä lm Bahnhofshotel eröffnet. 
2l«s bem Ge,chastsbericht des Vorstandes ist zu 
erwähnen, daß der Verein im Ilufblühen be 
griffen ist und demselben auch im letzten Jahre 
wieder zahlreiche neue Mitglieder beitraten. Den 
üagenberlcht erstattete Petersen-Kiel und betrugen 
demselben die Einnahmen im letzten Jahre 
675 M., die Ausgaben 355 Mk., so daß ein
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.