Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 2)

Paris, 15. Octbr. Vor bent Beginn der 
heutigen Eröffnungssitzung der Kammer fanden 
stch an den Eingängen zur Deputirtenkammer 
so auf den Straßen bis zum Palais Bour 
bon Maueranschläge, welche die Worte 
„Räuber mit Dieben!" enthielten. Nach 
mittags wurden die Anschläge entfernt. Der 
„Temps" behauptet, das Anheften der Pla 
cate sei von einem boulangistischen Blatte 
bewirkt worden. 
Paris, 15. Okt. Der „Intransigeant" 
verlangt,. daß, nachdem es feststehe, daß es 
der heutige Botschafter Waddingtou als 
Minister des Auswärtigen, welcher das durch 
General Obrutcheff seiner Zeit von Ruß 
land Frankreich gemachte Anerbieten einer 
Allianz dem Fürsten Bismarck verrathen 
habe, ihm (Waddingtou) wie Bazaine der 
Prozeß gemacht werde. Bei der Neigung 
der Franzosen, für Alles einen Sündenbock 
zu suchen, ist eine solche Anregung höchst be 
denklich. Auch die radicalen Blätter halten 
Floquets Revisions-Projekt für 
nicht ausführbar, trösten sich aber damit, daß, 
wenn der Kongreß erst versammelt sein würde, 
die Annahme seines Projektes nicht uner 
läßlich wäre. 
Russland. 
St. Petersburg, 15. Oct. Den „Nowosti" 
zufolge beschloß die Tarifcommission, den Ein 
fuhrzoll für Metallbleche von 20 auf 30 
Kopeken pro Pud zu erhöhen. 
Inland. 
Berlin, 15. Oct. Die Mackenzie'sche 
Schrift wurde auf Requisition der Staats 
anwaltschaft in Duisburg von der Polizei 
confiscirt. — Auf die Begründung dieser 
Maßregel darf man nunmehr gespannt sein. 
In Berlin dauerte der Verkauf der Schrift 
gestern noch unbeanstandet fort, wurde aber 
aber auch in der zwölften Stunde polizeilich 
inhibirt. 
Nach der „Nordd. Allg. Ztg." ist die Be 
schlagnahme wegen Majestätsbeleidigung aus 
gesprochen worden. Die „Frs. Ztg" hat 
auf Erkundigung nach dem Grunde der 
Beschlagnahme bei dem königlichen Polizei 
präsidium keinerlei Bescheid zu erhalten ver 
mocht. Nach § 7 des Paßgesetzes sind aber 
bei der Beschlagnahme die dieselbe veran 
lassenden Stellen der Schrift unter Anführung 
der verletzten Gesetzesparagraphen zu bezeichnen. 
Nur derWiederabdruckder die Beschlag 
nahme veranlassenden Stellen ist 
unstatthaft. Es kann daherbeispielsweise 
der Wiederabdruck aller jener Stellen in der 
Broschüre in keiner Weise polizeilich oder ge 
richtlich beanstandet werden, welche zur Be 
schlagnahme keine Veranlassung gegeben haben 
oder überhaupt auch bei der weitesten Aus 
legung keinerlei Verstoß gegen einen Para 
graphen des Strafgesetzbuchs enthalten. Welche 
Stellen der Broschüre eine Majestätsbelcidi- 
digung enthalten sollen, ist uns völlig uner 
findlich. Die Broschüre mag Beleidigungen 
der Professoren Gerhardt und Bergmann und 
Dr. Schmidt enthalten, dem Hohenzollern- 
hause gereicht die Broschüre durch Mitthei 
lung zahlreicher edler Züge aus dem Leben 
Kaiser Friedrichs, durch die Schilderung der 
Aufopferung der Kaiserin Friedrich nur zur 
Ehre. Selbst in den wenigen Fällen, in 
denen der jetzt regierende Kaiser als Prinz 
Wilhelm erwähnt ist, sei auch nicht entfernt 
etwas zu erkennen, was als Beleidigung 
gedeutet werden könnte. 
Berlin, 15. Oct. Die Berliner städtische 
Vertretung beabsichtigt, dem heimkehrenden 
Kaiser ihre Freude über die Erfolge seiner 
Reise im Interesse des Friedens durch Dar 
bringung eines Huldigungsgeschenkes auszu 
drücken, und zwar in Gestalt eines monu 
mentalen Brunnens, der nach einem 
von Prof. Reinhold Begas im Auftrage des 
Staates gelieferten Modell ausgeführt ist. 
Eine Deputation soll dem Kaiser eine Adresse 
mit der bezüglichen Erklärung überreichen. 
— Nach einem Ministerialrescripte vom 
25. v. M. mehren sich in neuester Zeit die 
Fälle, in welchen die von den überwachenden 
Beamten vorgenommene Auflösung einer 
Versammlung seitens der vorgesetzten Polizei 
behörde hat für ungerechtfertigt erklärt werden 
müssen, und giebt dies dem Herrn Ressort 
minister Veranlassung, darauf hinzuweisen, 
daß seitens der Polizeibehörden bei der Ueber- 
wachung von Versammlungen, für welche 
nach den obwaltenden Umständen ein polizei 
liches Einschreiten ins Auge zu fassen sein 
wird, ausschließlich solche Beamte, welche 
Energie mit Umsicht und Verständniß für 
die zur Berathung gestellten Ange 
legenheiten in sich vereinigen, verwendet 
werden. 
Straßburg i. E., 15. Oct. Der Redak 
teur der klerikalen Zeitung „Lorrain" (Metz), 
Alber Louis, französischer Unterthan, ist aus 
gewiesen worden. 
Hamburg, 18. Oct. Laut Mittheilung 
Hamburger Blätter ist der hiesige Dampfer 
„Emma Sauber", welcher nach Hamburg 
bestimmt war, auf Hohenhörn in der Wester 
till gestrandet. Die Mannschaft ist auf Neu 
werk gelandet. Die Schlepper „Goliath" und 
„Magnet" sind zur Unterstützung an die Un 
fallstelle gefahren. 
Hamburg, 15. Oct. Ein Polizeibeamter 
hat den hiesigen Buchhandlungen mitgetheilt, 
die Mackenzie-Broschüre sei verboten 
und man werde etwaige vorräthige Exemplare 
mit Beschlag belegen. 
Hamburg, 14. Octbr. Das Straßenbild 
Hamburgs machte heute, am letzten Tage 
vor dem Zollanschluß einen eigenthümlichen 
Eindruck, denn die meisten Schaufenster 
waren mit einem Plakat „Wegen Zoll- 
anschluß geschlossen!" versehen und 
manche Hausfrau, welche sich nicht rechtzeitig 
mit Krümerwaaren vorgesehen, kam in Ver 
legenheit. — Selbst die Mehrzahl der Cigarren 
läden hatte ihre Pforten geschlossen zur Auf 
nahme der Inventur. Punkt 12 Uhr wurde 
durch mehr als 5000 Boten, es waren auch 
die Militärs herangezogen mit der Einholung 
der Deklarationen begonnen, und im ganzen 
waren dieselben auch bis 2 Uhr sämmtlich in 
den Nachstcuerbüreaus eingeliefert, wo die 
Zollbeamten und Sachverständigen sofort mit 
der Revision begannen. Man hofft, daß die 
Nachsteuer in 3 Tagen beendet sein wird, 
um den freien Verkehr mit dem Zollanschluß 
herstellen zu können. (F. N.) 
— Die Hamburger waren am Sonntag 
in einer nervösen Aufregung wegen der N a ch- 
versteuerung zum bevorstehenden Zoll 
anschluß, wie wohl kaum je zuvor, denn an 
diesem wurden die Nachversteuerungsdeklara 
tionen von 12 bis 2 Uhr Mittags durch ca. 
5000 Boten abgeholt. Die Nachversteuerung 
hat sich übrigens einfacher vollzogen, als man 
im Publikum besorgte. Es waren an 50 
Nachversteuerungsbureaus eingesetzt, welche 
wieder neben einer Zahl von Zollbeamten mit 
Weit geht der Schimmel so wie so nicht 
mehr," fügte er hinzu, unterbrach sich aber 
im nächsten Moment mit einem jähen „Hilf 
Himmel, da ist doch Jemand im Wagen" 
und sprang zugleich mit einem mächtigen Satz 
hinunter, indem er dem Kutscher zurief „links 
heran!" 
Näher und näher kam während der nächsten 
Sekunden das Berhängniß. Herr von Steudten, 
der den Gummirock mehr vom Leibe gerissen 
wie gezogen, war zwanzig Schritt vorge 
laufen und stand jetzt auf der Seite des hier 
und da bereits leicht schwankenden Schimmels, 
ein schöner, fetten kräftiger Mann, in dem 
knapp anschließenden Wafsenrock seines Re 
giments, alle Muskeln angespannt, wie ein 
Gladiator zum tödtlichen Kampf bereit, 
während Doctor Burdsdorf, dem Beispiel 
folgend, fast vis-à-vis bereit stand. 
„Nun ist sie heran, die wilde Jagd! 
Gott gebe, daß die Zügel halten!" rief 
Steudten als Letztes dem Arzt noch zu. 
In einer nach Doctor Burgsdorf zuge 
neigten Curve stürmten die Rosse, blutigen 
Schaum vor dem Maule daher — ein 
mächtiger, tigerartiger Sprung und Herr von 
Steudten hatte mit der unfehlbaren Sicherheit 
des alten Kavalleristen das Zügelstück un 
mittelbar über dem Mundstück mit eiserner 
Faust umklammert und, zwar geschleift, doch 
in steter schraubenartigcr Drehung die Thiere 
nach links hinübergerissen. 
Die heroische That schien bereits gelungen, 
da — riß, unter einem letzten widerstrebenden 
Ruck des stärkeren Handpferdes der Riemen 
in des Rittmeisters Hand und in dem 
Moment, da der Schimmel zu Tode gehetzt 
zusammenbrach, erfaßte der starke Deichsel 
stumpf den kühnen Mann und warf ihn 
unter die Räder des Wagens, der sich, nach 
dem er das Unglück angerichtet, sofort an 
einem Sand- und Steinhaufen festrannte. 
Burgsdorf war in wenigen Sätzen bei 
Herrn von Steudten, der, mit Blut über 
strömt, in zerfetzter Kleidung, ein anscheinend 
lebloser Körper, im Schmutz der Landstraße lag. 
(Fortsetzung folgt). 
Hamburger Viehmarkt vom 15. Octbr. Der 
Ochsenhandel war flau. Die beste Waare kostete 
48 bis 54 Mk. und flauere war bis z>i 36 Mk. 
herunter. Am Markt waren 1820 Stück, wovon 
374 Stiick Nest blieben. Für den Rhein wurden 
ca. 300 Stiick gekauft. 
Mitgetheilt von dem Agenten des Nordd. 
Llohd II. Klüver, Rendsburg. 
Bremen, 13. October. Der Schnelldampfer 
„Saale", Capt. H. Richter vom Norddeutschen 
Lloyd in Bremen, welcher am 3. October, von 
Bremen und am 4. October, von Southampton 
abgegangen war, ist gestern 2 Uhr Nchm. wohl 
behalten in Newyork angekommen. 
einer Kolonne von erfahrenen Kaufleuten und 
Gewerbetreibenden ausgestattet waren. Das 
Revisionsgeschäft hat sich in schnellerer Weise 
vollzogen, als man dachte. Die größeren 
Geschäfte, Gastwirthschaften, Destillationen, 
Krämereieu rc. wurden speziell auf die De 
klaration hin revidirt und die größeren Ge 
schäfte zeigen bereits heute an, daß sie am 
Sonnabend und Sonntag ihre Lokale gänzlich 
schließen würden. Von einzelnen Großhand 
lungen ist im Voraus ein bedeutender Betrag 
deponirt worden, — wie man mittheilt, 
sind bereits 5 Mill. Mark deponirt — um 
gegen jede Kontravention gesichert zu sein. 
Die großen Firmen haben solche namhaften 
Beträge hinterlegt, da die Auslegung der Zoll 
beamten über die Höhe des Zolles eine sehr 
verschiedene sein kann, wie denn der Begriff, 
ob „inländischen oder ausländischen Ursprungs" 
ein sehr relativer ist. — Man hofft, das 
ganze Nachversteuerungsgeschäft in längstens 
einer Woche beendet zu haben, sodaß spätestens 
am Sonntag, den 21. Oktober der definitive 
Anschluß erfolgen und der Verkehr freigegeben 
lverden kann. Bekanntlich fließt die gesammte 
Nachsteuer in die Hamburgische Staatskasse 
und E dürfte die Einnahme auf verschiedene 
Millionen zu berechnen sein. 
Lübeck, 13. Oct. Der nahe bevorstehende 
Zollanschluß Hamburgs macht sich in 
Lübeck in mannigfacher Weise bemerkbar. In 
erster Linie bieten sich die größeren Hamburger 
Detailgeschäftc durch Zusendungen von Proben 
und Empfehlungen aller Art dem Publikum 
in sehr energischer Weise an. Hauptsächlich 
betheiligeu sich hieran die Manufacturwaaren- 
geschäfte Hamburgs, die sich das Fallen der 
Zollschranke möglichst schnell zu Nutze machen 
wollen und schleunigst in das jetzt von Lübecker- 
Händlern behauptete Absatzgebiet Schleswig- 
Holstein und die mecklenburgische Ostseeküste 
einzudringen beabsichtigen. Dem Lübecker 
Kaufmanu erwächst hieraus eine, allerdings 
längst vorausgesehene, empfindliche Konkurrenz. 
von 14,000 Mk. erstanden. Auch der Besitz 
des Murjahn in Wohlde wurde kürzlich an 
die Herren Knauer und Eckmann auf dem 
selben Wege für 40,000 Mk. verkauft. Die 
jetzigen Besitzer wollen das Gewese jedoch 
wieder verkaufen. 
Flensburg, 13. Oct. Die Uebernahme der 
Krusauer Kupferfabrik seitens der Anglo- 
Deutschen Bank ist rückgängig gemacht, 
weil Letztere beabsichtigt, in der Nähe Mam 
burgs selbst eine Kupfer- und Messingfabrik 
anzulegen. Der Erfinder des Yellow-Metalls, 
George Dittmanu, soll als Direktor gewonnen 
sein. 
Provinzielles. 
In Altona hausirte dieser Tage ein 
Händler mit Kalendern für das Jahr 1889, 
die sehr viel gekauft wurden. Später stellte 
sich heraus, daß an denselben nur das Titel 
blatt für 1889 vorgeklebt war, der andere 
Theil des Kalenders stammte aus dem 
Jahre 1884. 
In Kiel ließ vor einigen Wochen ein 
Schwindler Inserate in dortige Zeitungen 
rücken, ivonach die Stelle eines Kassenbcamten 
zu vergeben sei und zwar gegen hohes Ge 
halt und Stellung einiger hundert Mark 
Kaution. Der Betrüger wußte nun den 
Reflectanten auf diese Stelle in geschickter 
Weise die Kaution zu entlocken, worauf er 
flüchtig >vurde, um in einer anderen Stadt 
dieselben Manipulationen zu machen. Der 
Schwindler, ein gewisser Schreyber aus Eylau 
wurde dieser Tage auf Requisition der 
Mainzer Staatsanwaltschaft verhaftet. Die 
selben Betrügereien wie in Kiel, hat er in 
Frankfurt a. M., Dresden, Leipzig und 
Mainz gemacht. 
Tönning, 12. Okt. Der Königliche Re- 
gicruugsdampfer „Frigga", welcher unter 
Assistenz von Baggerschuten Versuche zur 
Hebung des Wracks der am 11. v. M. auf 
hiesiger Rhede gesunkenen Schnigge „Anna" 
vorgenommen, hat wegen Eintritt stürmischer 
Witterung varläufig diese Versuche als erfolg 
los aufgeben müssen und ist gestern mit den 
Schuten nach Rendsburg abgegangen. 
(N.-O.-Z.) 
Kellinghusen, 13. Oct. In unserem Orte 
starb gestern der vr. med. Brinkmann. 
Derselbe war mehr als 50 Jahre hier thätig. 
Schleswig, 12. Oct. Das Jdstedt-Denkmal 
mit denr Wärterhaus und der Waffenkammer 
ist nachgerade zu einem Anziehungspunkt für 
die nähere und weitere Umgegend geworden; 
kein Tag vergeht, an km. nicht demselben 
Besuche abgestattet werden. ' Besonders sind 
die Ferien dazu benutzt worden, so waren an 
einem Tage 5 Lehrer aus Flensburg mit 
120 Schülern dort, an einem anderen Tage 
einige Lehrer mit 60 Kindern. Herr Lehrer 
und Organist Wilckens ans Boecklund machte 
mit 60 Schulkindern einen Ausflug dahin. 
Die Kinder marschirten an das Denkmal 
heran und sangen das Schleswig-Holstein- 
Lied, worauf Herr Wilckens denselben in einer 
Ansprache ein Bild der Schlacht bei Jdstedt 
entwarf. Mit der Absinguug der Lieder: 
„Die Wacht am Rhein" und „Heil dir im 
Siegerkranz" war diese improvisirte Feier be 
endet und nachdem noch eine Besichtigung der 
Waffeukammer vorgenommen, trat die muntere 
Schaar den Heimweg an. (S. N.) 
Süderstapel, 16. Oct. Die Südersta- 
peler Spar- und Leihkasse hat kürzlich 
den Besitz des Cl. Haase zu Papenbrook im 
Wege der Zwangsversteigerung für die Summe 
Flensburg, 14. Oct. In unmittelbarer 
Nähe unserer Stadt, ca. '/4 Meile von hier 
entfernt, in dem kleinen Dorfe Langberg, hat 
sich gestern Nacht ein höchst trauriger 
àgļucks.fall ereignet. Zwischen 1 und 
2 Uhr ist m dem Hause eines Arbeiters auf 
noch nicht aufgeklärte Weise Feuer ausqe- 
brochen und hat dasselbe so rasch um sich 
gegriffen, daß die nächsten Nachbarn nichts 
von dem Feuer bemerkten und also nichts für 
das Löschen desselben oder zur Rettung der 
Bewohner etwas thun konnten. Dem ist es 
auch zuzuschreiben, daß die Arbeiterfrau 
mit fünf Kindern den Tod in den 
Flammen gefunden haben. Nur das 
jüngste Kind hat sich gerettet, der Gatte und 
Vater war zur Zeit des Brandes im hieiiqen 
Krankenhause. 
— In einer Anklagesache wider die Be- 
triebsdirection der Flensburg-Ekensunder und 
Sonderburger Dampfschiffsfahrt - Gesellschaft 
wegen verspäteten Abgang des Kieler Schiffes 
stand am 10. d. M. vor dem Königlichen 
Schöffengericht in Sonderburg Termin 
au. Die Vertheidigung führte der Rechtsan 
walt W. Grimm. Derselbe führte aus, daß 
eine bereits entschiedene Sache vorliege. Das 
Kgl. Landgericht in Flensburg habe erklärt, 
daß die Polizeiverordnung der Kgl. Reqierunq 
vom 26. Oct. 1885 vernünftigerweise nicht 
könne anordnen wollen, (was erfahrungsge 
mäß schlechterdings auch unausführbar sei), 
daß der Fahrplan auch dann innegehalten 
werden müsse, wenn Wind, Wetter und außer 
gewöhnliche Zufälle, wie großer Andrang von 
Personen und Gütern auf den Zwischeu- 
stationeu hindernd in den Weg treten sollten. 
Letzteres sei aber in den in Rede stehenden 
Fällen der Fall gewesen. Sodann machte 
der Vertheidiger geltend, daß die Polizewer- 
ordming vom 26. October 1885 im Punkte 
der pünktlichen Jnnehaltung der Abgangszeit 
nicht zu Recht bestehen könne. Auf alle Fälle 
aber seien die Verspätungen nicht zu vermeiden 
gewesen und müsse daher auf Freisprechung 
erkannt werden. Das Gericht theilte diese 
Ansicht nicht und verurtheilte die Betriebs- 
direction in eine Geldstrafe von 15 Mark 
event. 3 Tage Haft, indem es davon aus 
ging, daß die Verspätungen des Abgangs, 
wenn sie auch als nicht zu vermeidende an 
erkannt werden müßten, keine Ausnahme 
sondern die Regel bildeten und hierin eine 
willkürliche Beiseitesetzung des Fahrplans er 
blickt werden müsse. Wie die „S. Ztg." 
erfährt ist gegen das Erkenntniß die Berufung 
eingelegt worden. 
-4— Schenefeld, 13. Octbr. Unsere an 
Alterthümern so reiche Gegend hat schon 
manchen Fund geliefert, welcher betn Kieler- 
Museum für Alterthümer einverleibt ist. Im 
Laufe der vorigen Woche sind im nahege 
legenen Drager Forstbezirk unter Leitung des 
Assistenten vom Kieler Museum, des Herrn 
Lehrers Spliet 2 Grabhügel bloß gelegt 
und sind im ersten Hügel, in welchem man 
die Spuren eines Holzsarges, sowie die Reste 
einer Leiche, wahrscheinlich Frauenleiche fand 
mehrere Ringe, (1 Beinring, 2 Armenrinqe) 
Dolch, Gürtel, Äronceşpiralen und andere 
Schliiuckgegenstände, vorgefunden. — In dem 
daran stoßenden Grabe, Münnergrab, fand 
man Schwert und Speer aus Bronce. Im 
oberen -Theile des Grabhügels standen zwei 
Urnen mit Ueberreften von verbrannten Ge 
beinen. 
< Hohenwestedt, 15. Octbr. Der heute 
hrer abgehaltene Herbstvieh- und Krammarkt 
>var sehr reichlich mit Vieh beschickt und waren 
ca. 120 Kühe zum Verkaufe gestellt. Da 
mit dem Morgenzuge aus Heide recht viele 
fremde Händler erschienen waren, so gestaltete 
sich schon frühe der Handel recht flott. Be 
gehrt war gute Waare, welche bei zufrieden 
stellenden Preisen willige Abnehmer fand. 
Starken wurden mit 120 bis 150 Mark 
bezahlt. Schwere Milchkühe sehr gesucht, be 
dangen 260 bis 300 Mk., während Weniger 
gute Waare ca. 200 bis 240 Mk. kostete. 
Bon einem Pferdehandel war kaum die Rede. 
Buden waren ca. 40 am Platze und war der 
Krammarkt recht besucht. Das Wetter war 
günstig.
	        
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