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)der
Ausland.
Der Kaiser in Italien.
Rom, 14. Okt. Ueber den Besuch
^ ìser Wilhelms im Vatikan ver
mutet folgendes: Der Kaiser hatte Garde-
u-Korps-Uniform angelegt. Prinz Heinrich
ŗ»g Marineuniform. Der Ausfahrt sah die
mau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen
vn der Prima Loggia des Vatikans ans zu.
^ W Leo kam dem Kaiser bis zur Mitte
et Anticamera Secret« entgegen. Der Kaiser
.^beugte sich zwei Mal, dann wechselten sie
unen dreimaligen Händedruck und gingen
"rch zwei Gemächer in das Schlafzimmer
Papstes. Um 2 Uhr 5 Minuten kam
şi'lnz Heinrich in die Anticamera Secret»
. wurde nach 5 Minuten bei Sr. Heiligkeit
Um 2 Uhr 15 Minuten erfolgte
.^»tt^ìņļassung des Gefolges, welches, einen
V nr*® bildend, vorgestellt wurde. Bei der
^n şiung des Gefolges richtete der Papst
ztzsis?Şselbe sehr freundliche Worte (in fran
sşr-»?^ Sprache) und gab wiederholt seine
in k» E °^über kund, Deutsche hier begrüßen
w .. wo so viel Angehörige der deutschen
s- . îvn, namentlich Gelehrte und Künstler
.. . verdienstvoll gewirkt habe». Die Ver-
Pstchiedung vom Papste trug, wie der Enipfang,
"Nen sehr herzlichen Charakter. Der Papst
^gleitete den Kaiser bis zur Mitte der Anti-
eauiera Secreta, worauf der Kaiser mit zwei
^erbeugungen und dreimaligem Händedruck
,j°ş dap ft Abschied nahm. Stehen bleibend,
Qv ^,ì>as Gefolge vorbei defiliren. Der
den mit şņncm Dienst begleitete
Maggiordomo ^ Sala Clementina. Der
Kais» •""! seinen, Dienst führte den
Ķardinns r~ etn Ģefolge dann hinauf zum
A Staatssekretär Nampolla.
. Unterredung, welche der Kaiser mit
ei ” Papste allein hatte, dauerte etwa 23 Mi
nuten. Als der Oberstkämmerer zurückkam,
Nef Papst Leo ihn und die Geheimkämmerer
Marini und Bisleti in sein Kabinet und dil
ute Beiden die Unterhaltung mit dem Kaiser.
römische Frage wurde, der „Köln. Volks-
kiràZ" zufolge nicht erwähnt, wohl aber die
1 chen Verhältnisse Deutschlands,
liab P ^mischen Meldungen der „Germania"
die Wr Ķaiser befriedigende Erklärungen über
Erhaltung des Friedens und stellte eine
der bisherigen Konzessionen in
avstcht. Wie weiter verlautet, erinnerte der
"pjt den Kaiser an den Besuch Kaiser
Friedrichs und erklärte, er wünsche mit dessen
Nachfolger dieselben freundschaftlichen Bezie
hungen zu unterhalten. Auch sprach er von
der Nothwendigkeit der Freiheit für die Kirche,
hob hervor, was das Papstthum für die Ge
sellschaft sei und wies ans die mißliche Lage
des Papstes hin.
Nach dem Besuche bei dem Heil. Vater
verweilte der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich
und Gefolge noch einige Zeit im Vatican und
besichtigte unter Führung des Kardinals
Rampolla die Petcrskirche, sowie mehrere
Kunstsammlungen. Es war 3 Uhr 40 Min.,
als der Kaiser und Prinz Heinrich den Vatikan
verließen. Bei dem Frühstück, welches der
Gesandte v. Schlözer zu Ehren des Kaisers
gab, trank Kardinal Rampolla auf die Ge
sundheit des Kaisers, worauf der Kaiser auf
das Wohl des Papstes trank. Das Glas,
ivelches der Kaiser benutzte, gehörte ehemals
dem Kaiser Karl V. Nach den, Frühstück
schenkte der Kaiser dem Kardinal Rampolla
ein kostbares mit Edelsteinen besetztes Pektorale.
Kaiser Wilhelm hat am Freitag während
des Besuches beim Papste dem Letzteren eine
Tabatiöre ans Gold, mit Edelsteinen besetzt,
und mit dem Bilde des Kaisers ans den,
Deckel überreicht. Desgleichen hat der Kaiser
dem Msgr. Mocenni eine reich geschmückte
Tabatiöre geschenkt.
Wie klerikale Blätter melden, hat der
Papst, unmittelbar nachdem Kaiser Wil
helms Besuch beendet war, die Unter
redung, die er mit demselben gehabt, zur
Aufbewahrung im Archiv dictirt.
Rom, 13. Oct. Zur Galatafel beim Könige
waren 120 Einladungen ergangen. Kaiser Wil
helm und König Humbert saß in der Mitte der
Tafel. Zur Rechten des Kaisers saß die
Königin und Prinz Heinrich, zur Linken des
Königs die Herzogin von Aosta und der
Kronprinz. Gegenüber dem Kaiser und dem
König ķ saßen der Herzog von Aosta, die
Herzogin-Wittwe von Genua, der Herzog und
die Herzogin von Genua, Graf Bismarck.
Nach der Tafel fand Cercle statt, welcher bis
10 V, Uhr dauerte. Etwa eine Stunde vor
Beginn der Galatafel hatte der Kaiser den
Ministerpräsidenten Crispi zu längerer Audienz
berufen lassen, an deren Schluß er ihm mit
huldvollen Worten den Schwarzen Adlerorden
verlieh.
Rom» 13. Octbr. Der Kaiser stellte den
Kronprinzen von Italien als Lieutenant
à la suite des ersten hessischen Husaren
regiments Nr. 13 vor, dessen Chef König
Humbert ist.
Neapel, 13. Oct. Die aus 22 Schiffen
bestehende, vom Admiral Acton befehligte
italienische Flotte, über welche Kaiser Wilhelm
und König Humbert Revue abhalten werden,
7 Sşisalswege.
n ätoci Abtheilungen von Lothe von preffenlin.
au ĢĢelnd schaute er hinaus in den Garten,
Weise» C T?' e ‘ ne Grasmücke ihre süßen
kehrts ließ und die Wuth in ihn,
er gtfu' r ■ zurück bei dem Gedanken, daß
verdös " ' eine . Sache nur durch Uebercilung
Mes ^ • Die Perspektive seiner Zukunft
'°°s ei»« uiehr auf, als das widerliche
Mann gj heruntergekommenen, von Jcdcr-
„Evtvin Achsel angesehenen Edelmannes.
Melte xx / strenge Deinen Kopf an, mur
ine wüthend, „siehst Du tvirklich
ststchkeit?" Die brennenden, düsteren
r tU( che bisher fast haßsprühcnd auf
Nst», J" gefiederten Sänger unten geruht
Şeite, 77^ sich plötzlich und blickten in's
7'! ^ie trat ein Zug eiserner Energie
($f? 01 ! en ' àas schlaffen Züge, um
"î.cheņ o, ,U"i>en später einem hohnvoll-tenf-
7* sei» ^u Platz zu machen, welches ihn
^^teu Uon den Händen durchwühlten
üb^hrend Mephisto erscheinen ließ.
, 5 ..* "r Don Polen in seinem Zimmer
^şştete, und unmöglichen Pläne
5't'n,elfter ;» Amerikanerinnen und der
Goth». «^Ņm Coupä zweiter Klasse
ro. Este, welche anscheinend
nicht ungern die Annäherung des Herrn von
Steudten an ihre -Tochter bemerkte, machte
sich durchaus kein Gewissen daraus, den ge
wohnten kleinen Nachmittagsschlaf im Coupö
nachzuholen.
Miß Ellen schien einen solchen Moment
ersehnt zu haben; sic gab Herrn von Steudten
errathend den Brief, welchen er ihr gestern
eingehändigt, mit den Worten zurück: „Es
wird Sie nie gereuen, der Tochter meines
Vaters vertraut zu haben; denn mein theurer
Vater hat mich zu einer zuverlässigen Freundin
erzogen."
Gern hätte der Rittmeister mehr von Miß
Ellen gehört; aber der Zug hielt plötzlich,
— man war in Fraedstadt angekommen und
eine einsteigende Gesellschaft machte ein weiteres
Eingehen auf das berührte Thema unmöglich.
Der Zufall oder das Pech des Herrn von
Steudten fügte es auch, daß er nach diesem
sehr heiter und angenehm mit den beiden
Damen in Gotha verbrachten Abend Miß
Ellen während der nächsten Tage garnicht zu
sehen, noch weniger allein zu sprechen bekam,
da sich eine tüchtige Grippe als Errungenschaft
der Parthie nach der hohen Sonne bei ihr
eingestellt und sie zwang, das Bett zu hüten.
Der lebenslustigen Mrs. Cote war dieses
Kranksein ihres Kindes in hohem Grade
ist gestern Abend in Castellamarc angekommen.
Rom, 14. Oct. Ueber neue deutsch
feindliche Kundgebungen wird dem
„Berl. Tagebl." noch folgendes berichtet:
Nachdein Kaiser Wilhelm am Freitag auf
der Fahrt in den Vatikan die Engelsbrücke
passirt hatte, wurden wieder» m rothe
Zettel mit Beschimpfungen der
Tripelallianz und mit Hochrufen auf
Frankreich und Elsaß-Lothringen in den
Wagen hinabgeschleudert. Die Polizei ver
haftete bisher 17 Mitglieder eines revolutio
nären Clubs, zumeist jugendliche Schreier.
Rom, 13. Octbr. Nach der „Riforma"
wurden heute in Ventimiglia sechs Kilo
kleiner Zettel beschlagnahmt, welche
einen ähnlichen Inhalt hatten, wie die am
Donnerstag in Rom bei der Ankunft des
Kaisers geworfenen. Dieselben stammen aus
Marseille und sollten nach Neapel ge
schickt tverdcn, um am Tage der Ankunft des
Kaisers daselbst vertheilt zu werden.
Rom, 13. Oct. Bei der heutigen Pa
rade machten die Regimenter des Nordens
einen guten Eindruck, die Bersaglieri und die
Artillerie erwiesen sich als vortrefflich geschult,
die Kavallerie fiel dagegen ab. K a i s e r
Wilhelm äußert sich gegenüber seiner Um
gebung über den ihm hier werdenden Empfang
mit steigender Zufriedenheit. Auf franzosen-
frenndliche Demonstrationen war man gefaßt
und man ist angenehm berührt, daß sie sich
bis jetzt auf das Werfen jener rothen Zettel
beschränkten.
— An der Truppenrevuc nahmen
28,000 Mann Theil. Beim Frontabreiten
ritt der Kaiser zur Rechten des Königs, der
etwa um Schrittlänge voraus war. Der
Vorbeimarsch gejchah in musterhafter Ordnung.
Gegen hunderttausend Zuschauer begrüßten
die Monarchen enthusiastisch. Bei der Rück
kehr bediente man sich bis Casilino der Pferde,
sodann bis zum Ouirinal.der Wagen. Auf
dem ganzen Wege ertönten begeisterte Evvivas.
Rom, 14. Oct. Kurz vor dem gestrigen
Empfang auf dem Kapitol, wo der Kaiser,
Prinz Heinrich und Gefolge anwesend war
und der ohne bemerkenswerthes Vorkommniß
unter starker Betheiligung der diplomatischen,
politischen und militärischen Kreise verlief,
empfing der Papst den Grafen Herbert
Bisniarck zu einer recht langen Besprechung.
Außereuropäische Reiche.
Valparaiso, 13. Oct. Laut Nachrichten
aus Potosi vom 10. Oct. wurde jüngst in
Bolivia durch den unterlegenen Mitbewerber
des gegenwärtigen Präsidenten ein Revo-
lutio ns versuch gemacht, der jedoch miß
lang. Die Bevölkerung zeigte sich der Be
wegung durchaus abhold.
Nelvyork, 11.Oct. Im Amphitheater zu
Quincy, Illinois, hatten sich gestern Abend
gegen 5000 Zuschauer eingefunden, um einen
das „Bombardement von London" veran
schaulichenden Feuerwerwerk beizuwohnen.
Plötzlich stürzte die vollbesetzte große Tri
büne ein, infolge dessen gegen 150 Personen
verletzt wurden, einige so erheblich, daß ihr
Wiederaufkommen bezweifelt wird.
Oesterreich.
Wien, 14. Oct. Der bekannte Ultraczeche,
Graf Schönborn ist zum Justizmini-
ster ernannt.
Wien, 13. Oct. Die Veränderungen im
Kabinet Taaffe wurden heute von der „Wiener
Zeitung" offiziell publizirt. Der Rücktritt
Zie mi allow ski's und die Ernennung Za-
lewski's ist nicht die einzige Veränderung.
Baron Prazak, welcher seit 1881 als Leiter
des Justizministeriums fungirte, tvurde dieses
Arntes enthoben und tvird in Zukunft den,
Kabinet wieder nur als Minister ohne Por
tefeuille angehören.
Diese stattgehabte Veränderung wird als
Schwenkung des Kabinets nach
rechts bezeichnet. Namentlich die Be
rufung Schönborns wirkte überraschend.
Die Czechen jubeln natürlich, auch die
Ultramontanen sind hochbefricdigt. In
den deutschen Kreisen wird eine weitere
Verschärfung der inneren Kämpfe vorausge
sehen. Ungemein bezeichnend für den Eindruck
des Ministerwechsels ist es, daß das officiösc
„Fremdcnblatt", bekanntlich das Organ des
Auswärtigen Amtes, die Berufung Schön
borns eine Transformation des KabinetS nennt
und sagt, wenn der neue Justizminister seine
kirchlichen und politischen Ideen sollte ver
wirklichen wollen, werde er entschlossenem
Wed erstände begegnen, den zu brechen auch
seme Macht nicht ausreichen werde.
Inland.
Berlin, 12. Oct. Von einem Landwirth,
der kürzlich die Provinz und das Königreich
Sachsen nach langen Jahren wieder bereist
hat, wird dem „Reichsfreund" geschrieben,
daß er sehr erstaunt gewesen sei, wie schnell
die Bauernhöfe von den großen Gü
tern aufgesaugt würden. Diese Erschei
nungen treten nach den Beobachtungen dcö
Gewährsmannes hauptsächlich da hervor, wo
die betreffenden großen Güter großen Brenne
reibetrieb haben, oder wo dieselben an Zuckcr-
lä>tig; und als Doctor Bnrgsdorf bei dem
vorhandenen Fieber energisch erklärte, daß
vor Ablauf der Woche an ein Ausgehen bei
Miß Ellen nicht zu denken, klagte sie exaltirt
das Geschick an, welches Stadt und Land
durch einen unaufhörlichen Regen in ein
graues, melancholisches Gewand hüllte. Drei
Tage lang ertrug Mrs. Cote diese ihr von
Jupiter pluvius beschiedene Prüfung, nachdem
sie allerdings schon am ersten Tage wegen
der vom Arzt erwähnten Ansteckungsgefahr
das bisher. gemeinsame Schlafzimmer ihrer
Tochter allein überlassen. Ellen hatte von
ihrer Mutter auch am Tage wenig mehr ge
sehen und gehört, als ihre kaum unterbrochenen
Jeremiadcn nebenan über die Thorheit der
Tochter, nach Eisenach gezogen zu sein. —
„Hierher nach Eisenach, wo sich der Mensch
zu Tode langweilen muß, >venn er sich nicht
die Schwindsucht an den Hals laufen will,"
rief die Mutter, als sic plötzlich kurz ent
schlossen den Salon verließ und bald darauf
mit Schirm und im Regenrock, zunr Aus
gehen bereit, ihrer Tochter dnrch die halb
geöffnete Thür zurief, daß sie jetzt ausgehen
werde. Sie müsse Luft schöpfen, mindestens
Menschen sehen, wenn sie nicht vor langer
Weile umkommen solle.
Der Spaziergang von einer Stunde schien
Mrs. Cote in der That wunderbar beleb^
und, bei ihren leicht wechselnden Stimmungen
übrigens nichts Ungewöhnliches, in die heiterste
Laune versetzt zu haben. Trotz ihrer Furcht
bor Ansteckung trat sie unter dem sichtbaren
Einfluß einer sie erregenden Idee in das
Zimmer ihrer Tochter und ließ sich wie er
schöpft auf einen Stuhl am Fenster fallen,
fächelte sich mit dem duftenden Batisttnch
Luft zu und überraschte Ellen durch die Er
klärung, daß sie sich auf Vorschlag des Herrn
von Potcn und seiner Verwandten, denen sie
begegnet, entschlossen habe, mit nach Sal
zungen zu fahren, um dort dem glänzend
vorbereiteten Sängerfest beizuwohnen.
„Natürlich wollte ich Deinetwegen um
keinen Preis mitfahren; als aber der Zufall
die alte Miß Black, die fanatische Gefährtin
auf Deinen Wegen der Barmherzigkeit, herbei
führte, — welche trotz des Wetters, mit
einer großen, schwarzen Tasche am Arm,
irgendwo von einer Wöchnerin ans der Vor
stadt herkam, — ließ ich mich durch die
vereinten Bitten überreden, die Parthie niit-
zumachen! Ich bin seit Jahren daran ge
wöhnt, Deinetwegen mein Leben in einer fort
laufenden Kette von Entsagungen verlaufen
zu sehen; ich würde Dich also, unwohl wie
Du bist, auch in diesem Fall nimmer hier
«bvllllkmentSpreiS:
'krteljiihrlich 2 Ji — frei ins Haus geliefert
2 Jt 15
Auswärtige, die das Blatt durch die Post
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Elfter
ütfo. 133
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15. October.
1888.