Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 2)

Finanzminister befohlen wirb, 150,000 Frcs. 
dem früheren Fürsten Alexander als Zinsen 
seines bei der bulgarischen Regierung stehenden 
Guthabens auszuzahlen. 
Italien. 
Ro«, 27. Decbr. (23. T.) Die auS Tunis 
hier eingegangene Meldung von einer geplanten 
Ausweisung aller italienischen Be 
amten, welche im Dienste des Bey von 
Tunis stehen und nicht Franzosen werden 
wollen, bestätigt sich und macht hier den 
schlimmsten Eindruck. Die „Tribuna" fragt 
entrüstet, ob dies die Antwort Frankreichs auf 
den Friedensappell, der kürzlich von Italien 
aus an Frankreichs Adresse ergangen sei; ob 
man in Frankreich denn glaube, die Italiener 
würden aus purer Friedensliebe dulden, daß 
die Franzosen an ihren (der Italiener) Lands 
leuten ungestraft ihr Müthchen kühlten. 
„Glaubt man, wir verzichteten freiwillig auf 
jeden Einstuß auf das Mittelmeer und aus 
den Kredit im Orient, sowie überhaupt aus 
Ansehen in der Welt?! Das wäre Selbst 
mord!" Die „Opinione" theilt mit, Eng 
land, das in Tunis ganz gleiche Interessen 
besitze, sei bereits mit den Nordmächten in 
Verbindung getreten und habe dieselben über 
den Stand der Angelegenheit orientirt. 
Rom, 28. Decbr. (H. C-) In einem Fort, 
16 Kilometer von Messina entfernt, sind beim 
Herrichten von Granaten durch Explodiren 
einer Granate 20 Personen getödtet worden, 
darunter der zufällig anwesende Hauptmann 
de Manzani mit seiner Gemahlin. Bisher 
sind 16 Leichen aus dem Trümmerschutt hervor 
gezogen worden. 
Oesterreich. 
Budapest, 25. Dec. Zwischen den beiden 
Einjährig-Freiwilligen K. und F. kam es zu 
einem Säb elduell mit blutigem Ausgange. 
K. wurde so schwer verwundet, daß man für 
sein Leben besorgt ist. K., ein eifriger Anti 
semit, hatte F., der Jude ist, mehrmals be 
leidigt, schließlich war es zu Thätlichkeiten 
gekommen und das Duell war die Folge. 
England. 
Aus Malta wird gemeldet, daß im dortigen 
Theater bei der Vorstellung des „Faust" am 
3. d. Mts. ein Zuschauer im Vestibüle, welches 
nach dem Parterre führte, eine kleine Dynamit 
bombe, deren Zündschnur bereits brannte, be 
merkte. Die Zündschnur konnte glücklicher 
Weise, noch bevor die Bombe explodirte, aus 
gelöscht werden. Ans verschiedenen Umständen 
hatte man den russischen Consul in Verdacht, 
der Anstifter dieser Unthat zu sein. Derselbe 
wurde deshalb vor die zuständige Behörde ge 
führt und einem längeren Verhör unterzogen. 
Da jedoch nur indirekte Beweise vorlagen, 
wurde der Consul sogleich wieder in Freiheit 
gesetzt. Der Vorstellung wohnten übrigens 
weder der Gouverneur noch der Herzog oder 
die Herzogin von Edinburgh bei. Die That 
scheint nur einfach ein Act von Bosheit zu sein. 
Inland. 
Berlin, 28. Dec. Die Begnadigung 
des Rittergutsbesitzers Mctzener ist, 
wie eine hiesige Korrespondenz aus zuver 
lässiger Quelle erfahren haben will, auf eine 
warme briefliche Befürwortung der 
Kaiserin Friedrich erfolgt. Damit ist 
dieser Fall, welcher vielfach bemerkt und be 
sprochen wurde, in befriedigendster Weise er 
ledigt. 
behalten, Alles das, was ihn bewege, morgen 
mündlich auszusprechen. 
Die Geheimräthin fand zwar durch diesen 
Brief die Abwesenheit ihres Sohnes motivirt, 
als. sich Maschknpat nach Belohnung mit 
einem blanken Thaler und empfangener Er 
quickung auf den Heimweg begeben; — allein 
Elsbeth ging nicht davon ab, es für merk 
würdig zu halten, daß Bnrgsdorf die Bibel 
sofort verschlossen, als sei sie von Zucker 
und sie — seine Hausgenossen eine Rotte 
unerzogener Kinder. Der Getadelte verstand 
es übrigens, die berechtigten Bemerkungen der 
Schwester dadurch von dem Gegenstand ab 
zulenken, daß er mit dem übergebenem silbernen 
Schlüssel das auch äußerlich überaus kostbar 
ausgestattete medicinische Besteck erschloß. Eine 
ungeahnte Eleganz bot sich Burgsdorf und 
den Seinen dar. Sämmtliche Instrumente, 
von den großen Zangen des Accoucheurs bis 
zu der kleinsten Sonde des Operateurs, trugen 
den Stempel einer in dieser Branche besonders 
rcnommirten englischen Fabrik und waren in 
der ganzen Ausstattung so kostbar gehalten, 
daß ein Blick genügen mußte, den besonderen 
•— durch die eigenhändige Deckenmalerei der 
Geberin für den Empfänger noch um Vieles 
erhöhten — Werth zu erkennen. 
Auf die Geheimräthin hatten die dem Sohne 
dargebrachten Gaben der Freundschaft und 
— Zur Affaire Morier liegt in der 
„Boss. Ztg." folgendes Londoner Telegramm 
vor: „Nach einer Petersburger Drahtmeldung 
der „Times" hat Morier in höchst nachdrück 
licher Weise erklärt, er habe während des 
französisch-deutschen Krieges weder in einer 
Depesche oder einem Privatbrikfe noch in einem 
Telegramm irgend Jemandem öffentlich oder 
privatim irgend eine erwartete Bewegung der 
deutschen Armee berichtet, aus dem einfachen 
Grunde, weil er niemals eine solche Infor 
mation mitzutheilen hatte und nach der Natur 
der Sache unmöglich Zugang zu derselben 
haben konnte." — Nach dieser kategorischen 
Erklärung des Herrn Morier darf man auf 
die weitere Entwickelung der Angelegenheit um 
so gespannter sein, zumal bekanntlich die 
„Köln. Ztg." erklärt hat, ihre Angaben durch 
Zeugenaussagen erhärten zu können. 
Berlin, 28. Dec. Gestern entstand im 
„Berliner Theater" bei der Aufführung 
von „Julius Cäsar" durch stleberheizung eine 
F e n e r p a n i k. Zahlreiche Besucher verließen 
den Saal, Unfälle wären unvermeidlich ge 
wesen, wenn nicht Barnay durch Geistes 
gegenwart und eine geschickte Ansprache das 
Publikuni beruhigt hätte. Nach kurzer Panse 
wurde die unterbrochene Zeltscene zwischen 
Brutus und Cassius wieder aufgenommen, doch 
war eine empfängliche Stimmung nicht mehr 
herzustellen. 
Halle, 28. Dec. Vorgestern Ilbend hat 
in Eilenburg der Former Braun einen 
auf Urlaub weilenden Soldaten aus Eifer 
sucht ermordet. 
Altenburg, 27. Decbr. (B. T.) Heute 
stürzte sich die angeblich geistesgestörte Gattin 
eines hochgeachteten Bürgers von dem sechzig 
Meter hohen R a t h h a u s t h u r m und 
fand einen jähen Tod. 
Aus Stettin kommt vom Weihnachtsabend 
selbst eine Nachricht, die so recht zur fröhlichen 
Festesstimmung der vergangenen Tage paßt. 
Die „Neue Stett. Ztg." erzählt nämlich, 
unser Kaiser habe bei seiner jüngsten Anwesen 
heit zu einer Deputation von Arbeitern aus 
der Maschinenbangesellschaft „Vulkan", welche 
ihm einen Lorbcerkranz überreichte, die folgenden 
Worte gesprochen: „Ich habe bis jetzt 
noch keinen Lorbeer verdient, möge 
dieser ein solcher des Friedens sein!" 
Dieser Ausspruch wird in allen Kreisen des 
deutschen Volkes und weit über die Grenzen 
des Reiches hinaus freudigen Widerhall wecken. 
Das Streben nach dem „Lorbeer des Friedens", 
zu welchem der Kaiser sich hier so verheißungs 
voll bekennt, steht in erfreulichem Gegensatz 
zu den düsteren Unkenrufen, welche einzelne 
unserer regierungsfreundlichen Organe gerade 
in diesen Tagen haben erklingen lassen. Der 
Lorbeer des Sieges ward dem Großvater wie 
dem Vater unseres Kaisers in so reichem 
Maße zu Theil, daß eS als eine würdige 
Aufgabe für den Nachfolger unserer beiden 
ersten Kaiser erscheint, in ehrlichem Ringen 
nach dem Lorbeer des Friedens zu trachten, 
und der Monarch darf gewiß sein, daß ihm 
auf diesem Wege die Segenswünsche und der 
herzliche Dank aller Staatsbürger nicht fehlen 
werden. 
Würzburg, 26. Dec. Ein in Profes 
sorenkreisen spielendes Borkommniß macht 
hier viel von sich reden. Der Privatdozent 
Dr. Neu decker, bekannt als freisinniger 
Politiker, hatte sich um eine erledigte Philo 
sophie-Professur beworben, erhielt dieselbe jedoch 
nicht, vielmehr wurde ihm ein Dr. V o l k e l t 
Dankbarkeit großen Eindruck gemacht; die 
trübe Stimmung, in welcher sie sich nach dem 
Bruch ihres Sohnes mit Gehcimrath Toll 
kampf meistens befunden, und die heute ihren 
Ausdruck in dem sehr beschränkten Anstausch 
von Gaben gefunden, war einer heiteren, 
zuversichtlichen Laune gewichen. Als die 
Lichter am Baum verlöscht, als Mutter, Sohn 
und Tochter bei einem Glase Punsch um den 
frugalen Abendtisch vereint saßen, gedachte die 
alte Dame der drei freundlichen Geber und 
stieß mit ihren Kindern niit dem Wunsch, 
daß — wie es den Anschein habe — für 
ihren Andreas Segen aus dieser Freund 
schaft erwachsen möge, auf das Wohl der 
selben an. 
(Fortsetzung folgt). . 
Kleine Gedankensplitter. 
Er war ein vielgeplagter Mann, 
War immer und überall vorne d'ran, 
Und wo ihn der kleinste Vortheil rief — 
Gleich war er zur Stelle und bückte sich tief; 
Und wenn er wo einen Fußtritt bekam, 
Man hörte nie, daß er's übel nahm; 
Daß inan von ihm rede, erstrebte er 
Als Höchstes—und mean's auch was Schlechtes wär'. 
Er strebte und strebte Tag und Nacht, 
Das hat ihn denn auch in die Höh' gebracht — 
Und als man ihn endlich gehenkt znm Lohn, 
Da war er schon wieder die Hauptperson. 
vorgezogen. Gegen letzteren erschienen nun 
im „Würzb. Journal" einige scharfe Angriffe. 
Dieselben wurden — ob mit Unrecht oder 
Recht — dem Dr. Neudecker zugeschrieben. 
Daraufhin brachten nun eine Reihe von 
nationalliberalen Blättern plötzlich eine Corre- 
spondenz, welche den Dr. Neudecker in gröb 
lichster Weise beschimpfte und über eine an 
geblich gegen ihn eingeleitete Disziplinar 
untersuchung berichtete. Die betreffende, von 
Unwahrheiten wimmelnde Correspondenz war 
mit „Schmitt" unterzeichnet; in Folg- dessen 
kam der Professor Dr. Schmitt in Würz 
burg in den Verdacht, der Thäter zu sein. 
Es stellte sich indeß heraus, daß eine Namens 
fälschung vorlag; die Vergleichung der Hand 
schrift ergab, daß der Professor der klassischen 
Philologie Dr. Martin Schanz, diese Fäl 
schung begangen hatte, um Dr. Neudecker zu 
schaden. Nachdem er entdeckt war, veröffent 
lichte Herr Schanz denn auch eine Erklärung, 
in welcher er die Fälschung ein gesteht 
und sich mit der jämmerlichen Ausrede her 
auszuhelfen sucht, er habe sein „belletristisches 
Pseudonym" angegeben. Ob gegen Dr. Neu 
decker eine Disziplinaruntersnchung^ wegen 
seiner angeblichen journalistischen Thätigkeit 
im Gange gewesen ist, und wie sie geendet, 
ist uns nicht bekannt. Wir glauben aber, 
viel eher als gegen Dr. Neudecker hätte die 
Universität im Interesse der eigenen Würde 
sich mit Herrn Prof. Schanz und seiner 
sonderbaren Belletristik zu befassen. 
Straßburg, 26. Dec. Dieser Tage spielte 
sich in der Menagerie Berg eine grausige 
Scene ab. Herr Berg hatte den Thier- 
bändiger Batt'y-Hempel, den Sohn des 
ehemaligen bekannten Thierbändigers Batty, 
gewonnen, welcher zwei 14 Monate alte 
Tiger und zwei etwa 2 Jahre alte Löwen, 
die noch keiner Abrichtnng unterworfen waren, 
seit 11 Tagen gezähmt hatte. Gestern Abend 
wollte er die erste öffentliche Probe vor ein 
geladenen Gästen vollziehen. Bisher hatte 
Batty den Käfig von einer bestimmten Seite 
und ohne Kostüm, nur einfach in Hemd- 
ärmeln betreten. Zur Ehre seiner Probe 
leistung aber hatte er sich mit einem Husaren 
kostüm bekleidet. Der Zufall wollte es, daß 
er auch von der entgegengesetzten Seite den 
Käfig der Thiere betrat. Kaum hatte er die 
Thüre zugeschlagen und sich aufgerichtet, als 
auch zuerst wie eine schleichende Katze, dann 
aber mit hastigem sichern Sprunge der große 
Tiger sich auf den Thierbändiger stürzte und 
sich an ihn hing, wild mit den Tatzen nach 
ihm schlagend. Aus dem zahlreichen Publikum 
erschollen laute Hülferufe. Die Wärter und 
Berg suchten mit eisernen Stangen zu helfen, 
aber mitten durch das Getöse erklang der ge 
preßte aber helle Ruf: „Laßt ab, ich werde 
schon fertig!" Der Kampf der Bestie mit 
dem Thierbändiger war grauenhaft anzusehen. 
Plötzlich stürzte Batty auf die Knie, und 
schon schien cs, als sei das Thier seines 
Bändigers Herr geworden und der Ruf nach 
einem Feuerbrand wurde laut, aber wieder 
klang ein „Laßt!" aus dem Käfig hervor 
und in Sekundenschnelle sah man den kleinen 
aber kräftigen Thierbändiger sich emporrichten 
und mit eiserner Faust das wilde, wüthende 
Thier an die Wand drücken und es würgen, 
aber nur wenige Augenblicke, dann jagte ein 
wuchtiger Peitschenhieb den Tiger in die Ecke. 
Keuchend stand der Thierbändiger im Käfig, 
mit seinem Blick die beiden jetzt furchtbar 
aufgeregten Tiger ans ihre Plätze bannend. 
Ruhig entledigte Batty sich seiner Uniform, 
fortwährend durch Rufe aus der Mitte der 
fast erstarrt dastehenden Zuschauer auf den 
immer wieder heranschleichenden großen Tiger 
aufmerksam gemacht, den er mit Peitschenhieben 
immer wieder in die Ecke trieb." Dann 
aber begann Batty mit einer Kaltblütigkeit, 
die ihresgleichen sucht, die Uebungen mit den 
beiden Thieren. Zum Schluß ließ er die 
beiden Löwen in den Käfig, und nun begann 
um ihn herum ein Hasten, eine wilde Jagd, 
die grausenhaft anzusehen war. Batty aber 
stand zwischen den sich beißenden aber immer 
wieder gehorchenden Thieren unerschrocken da. 
Außer einigen Schrammen hat er keine 
Wunden davongetragen, doch zeigte die Uniform 
Spuren des Kampfes. 
Hamburg» 28. Dec. Der Mörder des 
Hausknechts W e r n e r, der Bierführer H e i d e l - 
mann auS Havighorst bei Steinbeck, ist heute 
Morgen 9 Uhr bei einer Razzia auf Vaga- 
bonden in einer Baubude auf der Veddel er 
griffen worden. Er ist der That geständig. 
— Ueber die Ergreifung des Ver 
brechers Heinrich Heidelmann ver 
lauten folgende Einzelheiten. Heidelmann 
trieb sich seit Montag Morgen 5 Uhr auf 
hannoverschem Gebiet zwecklos und planlos 
umher. Er glaubte nicht, daß man ihm so 
leicht auf die Spur kommen werde. Zunächst 
war es ihm nur darum zu thun, einen Hut 
und einen warmen Winterrock wieder zu haben, 
da er ja bekanntlich beide Garderobenstücke 
bei der Flucht zurückgelassen hatte. Wie er 
in den Besitz des Hutes und Rockes gelangt 
ist, darüber macht er widersprechende Angaben. 
Am wahrscheinlichsten dürfte es sein, daß er 
beide Gegenstände gestohlen hat. Bor augen 
blicklicher Noth schützte ihn etwas Geld, das 
er bei sich führte. Nach langem Umherirren 
fand er auf der Veddel eine leerstehende Bude, 
in welcher früher während der Zollanschluß 
bauten eine sog. fliegende Wirthschaft gehalten 
wurde. Er beschloß nun, diese vorläufig als 
Asyl zu benutzen und ließ sich häuslich nieder, 
nachdem er sich im Laufe des Tages mit 
Proviant versehen hatte, den er theils kaufte 
und theils erbettelte. Als heute Morgen die 
Konstabler auf der Veddel patrouillirten, 
nahinen sie sich vor, jedes Versteck sorgfältig 
abzusuchen, da in letzter Zeit vielfach Klagen 
bei dem Bezirksbureau eingelaufen waren 
über die Zudringlichkeit von Bettlern und 
Strolchen in jener Gegend. Bei dieser Ge 
legenheit betraten sie denn auch die einsame 
verlassene Bude, in der sie zu ihrer Ueber- 
raschung den Heidelmann in einem Winkel 
zusammengekauert und fest schlafend auf der 
Erde fanden, zugedeckt mit dem neuen Winter 
rock. Er erwachte bei ihrem Eintreten, bevor 
er sich jedoch ermannen konnte, hatten ne ihm 
schon die Hände fest zusammengeschnürt. 
Nachdem sie seine Identität mit dem Gesuchten 
festgestellt hatten, brachten sie ihn nach dem 
Bezirksbureau auf Rothenburgsort und von 
dort zum Stadthause. Nach einem kurzen 
Verhör wurde er der Staatsanwaltschaft zu 
geführt. Der Verbrecher soll, wie verlautet, 
behaupten, nicht die Absicht gehabt zu haben, 
den Werner zu berauben, sondern er wollte 
sich nur an ihm rächen, weil er durch seine 
Schuld keine Anstellung bei Sternberg er 
halten habe. Inwieweit diese Angaben wahr 
sind, wird sich wohl erst durch die Unter 
suchung ergeben. In der Zufluchtsstätte des 
Verbrechers fand man noch mehrere halbe 
Spintbrote, Butter und einige Flaschen Bier. 
Ueber seine Vernehmung vor dem Staats 
anwalt ist noch nichts Bestimmtes bekannt. 
Hamburg, 28. Dec. Die Dampfer 
frachten ab Hamburg haben sich in letzter 
Zeit wesentlich gebessert, und es sind von 
verschiedenen überseeischen Linien selbst für das 
kommende Jahr theilweise so bedeutende feste 
Abschlüsse gemacht worden, daß neue Anmel 
dungen nur ohne Gewähr für rechtzeitige Be 
förderung entgegen genommen werden können. 
Besonders lebhaft gestaltet sich die Nachfrage 
nach Räumen auf den Central- und südameri- 
kanischcn Routen. Die Hamburg-Amerikanische 
Packetfahrt-Gesellschaft hat infolge davon die 
Frachten um V 4 Dollar per Tonne erhöht. 
—- Die Z ollan sch luß baut encommissi on 
hielt kürzlich eine Sitzung ab, in welcher sich 
die Ueberzeugung kund gab, daß die Bauten 
entfernt noch nicht zum Abschluß gekommen 
seien. Denn erst jetzt stellten sich die eigent 
lichen Fehler und Mängel heraus, welche bei 
einem so großen Bau auch bei aller Sorgfalt 
nicht im Voraus übersehen werden konnten. 
Wie die „Fl. N." aus guter Quelle erfahren, 
würden neben den bereits verausgabten Ban 
geldern von 121 Millionen Mark zunächst 
noch weitere 3 Mill. Mark erforderlich sein, 
um die erforderlichen Quaischuppen in weit 
größerem Umfange herzustellen. Aber auch 
selbst die neuerdings beanspruchten 3 Millionen 
werden nach technischem Urtheil entfernt nicht 
ausreichen, dem Verkehrsbedürfnisse zu dienen. 
Schon heute steht wieder das Projekt in öffent 
licher Debatte, eine dritte Brücke vom Stint 
fang über die Elbe nach dem jenseitigen Ufer 
zu erbauen, um den Fuhrwerks- und Pafsage- 
verkehr aufzunehmen, und hierzu werden min 
destens 3 Millionen Mark erforderlich sein. 
— In den nächsten Tagen werden der Bürger 
schaft die endgültigen Vorlagen über die Kosten 
des Zollanschlusses gemacht werden. Es ist 
uns kein Zweifel darüber, daß die Gesammt- 
kosten sich schließlich auf ungefähr 150 Mill. 
Mark belaufen werden. (S. N.) 
Provinzielles. 
Altona, 28. Dec. Dem Vernehmen nach 
werden bald nach Neujahr die Verhandlungen 
wegen Vereinigung der Städte Altona 
und Ottensen wieder aufgenommen wer 
den. Die städtischen Collegien Ottensens sind 
gegen die Vereinigung. 
Ottensen, 27. Decbr. Oberzollinspcktor 
Justizrath von Lützau in Ottensen feiert 
heute sein 50jähriges Dienstjubilänm. Dem 
Jubilar wurde an seinem heutigen Ehrentag 
der ihm vom König verliehene Rothe Adler 
orden 3. Classe mit der Schleife seitens des 
Geheimen Oberfinanzraths, Steuerdircktors 
Krieger überreicht und als Geschenk ein werth 
volles Album mit kunstvoll ausgeführter Wid 
mung von den Oberzoll - Inspektoren von
	        
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