Inland.
Berlin, 19. Decbr. Der Kaiser nahm
am Mittwoch die lausenden Vorträge entgegen
und fuhr Nachmittags nach Potsdam, um dort
einer Einladung des Offizierkorps des 1. Garde
regiments z. F. zur Mittagstafel nach dem
Offizierkasino im RegimentShause zu entsprechen.
Nach der „Ostseeztg." wird der Kaiser am
Sonnabend, den 22. d. M., Vormittags, in
Stettin eintreffen, um das Grenadier-Regiment
König Friedrich Wilhelm IV. zu inspiziren
und demselben gleichzeitig die den Garde-
Regimentern bereits verliehenen neuen Fahnen
bänder mit den schwedischen Farben verleihen.
Berlin, 19. Dec. (H. C.) Die Angabe,
daß der Bundcsrath eine Vorlage über die
Sonntagsfeier, und zwar in einer sogar
bis auf Einzelheiten wiedergcgebenen Weise
beschloffen habe, ist offiziös dementirt worden.
Für Unterrichtete war dies durchaus über-
fiüsfig. Wie mir wiederholt mitgetheilt haben,
erachtet der Bundesrath z. Z. diese Frage
durch seine Stellungnahme gegenüber den Er
gebnissen der angestellten Enqußte für völlig
abgeschlossen. Die verbündeten Regierungen
erachten die in den Einzelstaaten bestehenden
Vorschriften zur Aufrechthaltung einer würdigen
Sonntagsfeier für vollkommen ausreichend
und ein etwa herbeizuführendes einheitliches
Verfahren insofern für ausgeschlossen, als bei
der Partikulargesctzgebnng den besonderen
Landesverhältnissen Rechnung getragen werden
mußte.
— Ueber eine dem Kaiser dargebrachte
Monstre-Blechmusik berichtet das „B. T.":
„Gebet her die Pauken, blaset die Posaunen!"
sagt Assaph, der Psalmist. Aus den frühesten
Zeiten wissen wir, daß Gottesdienste und
Königsfcste mit Trompeten und Pauken, den
ältesten Instrumenten, begangen worden sind.
Andere Instrumente haben sie allmälig ver
drängt, und sonderlich die Kunst des Blascns
der alten „Drommeten" ist so ziemlich ver
loren gegangen, seitdem man Ventil-Instru
mente gebraucht. Da der jetzige Kaiser sich
aber für die alten Blas-Jnstrumente intercssirt,
so übte Herr Kosleck mit einer Anzahl von
Kunstgenossen das Blasen auf den sonst nicht
mehr gebräuchlichen langen Trompeten, welche
keine Klappen besitzen und nur die „Natur
töne" hergeben, sammelte noch andere Kunst-
genossen und bot dem Kaiser eine Trompeten
musik als Huldigung an. — So waren denn
am Sonnntag Mittag ans der Bühne. des
Opernhauses 300 Trompeter, Posaunisten,
Hornisten und Pauker zu einem Concert ver
sammelt, dem das Kaiserpaar in der großen
königlichen Loge beiwohnte. Die Einnahme
der Ausführung hat der Kaiser für die Abge
brannten in Hüningen bestimmt. Kaiser Wil
helm nahm den Platz links ein, die Kaiserin
Augusta Victoria rechts neben ihm, und ihr
zur'Seite saß ihr Bruder, der Herzog Günther.
Das gesammte Auditorium erhob sich beim
Erscheinen des Kaiserpaares, und sofort be
gann der „Kaisergruß", von mittelalterlichen
Trompeten und Pauken ausgeführt, ein in
teressantes Stück, hell schmetternd und doch
von angenehmem Klange. Ein darin auf
tretendes Tromba-Solo blies Herr Albert
Schulz. Nun trat, seine Tromba in der
Hand, Herr Königsberg vor, um einen von
F. A. Maercker verfaßten Prolog recht wirk
sam vorzutragen. Bei den Schlußworten:
„Was Wilhelm schuf, wird Wilhelm schön
gestalten" erhob sich das Publikum und wandte
fich der Loge zu, worauf Kaiser und Kaiserin
sich dankend verneigten. Nun durchbrauste,
von Trompeten, Hörnern, Posaunen und
Pauken ausgeführt, der Lutherchoral den
Theatersaal, und die alten Tromben schmet
terten stolz hinein. Besonders bei der Strophe:
„Und wenn die Welt voll Teufel wär'. . . .
So fürchten wir uns nicht so sehr" wandten
die Bläser ihr ganzes Forte an. So ge
waltig es auch klang, der Ton blieb edel; die
Menge der Infanterie wirkte keineswegs scharf
oder zu schmetternd. Das Kaiserpaar erhob
sich bei dem Chorale gleich dem Publikum,
Alle blieben auch stehen, als nun vom Bläser
chor „Heil Dir im Siegerkranz" ertönte. Es
folgte ein Chor ans „Iphigenie in Aulis",
dann ein Armeemarsch Friedrichs des Großen,
der so frisch und anregend wirkte, daß er
wiederholt werden mußte. Das war ein
rechtes und echtes Soldatenstücklein. Von
Herrn Koslcck, welcher das Ganze dirigirte,
kam schließlich ein „Deutscher Kaiser-Hymnus"
zur Ausführung, von welchem ebenfalls auf
allgemeinen Wunsch eine Strophe wiederholt
wurde. Kaum drei Viertelstunden hatte die
ganze Aufführung gedauert. — Mit freund
lichem Gruße entfernten sich Kaiser und
Kaiserin.
— Mit dem Genossenschaftsgesetz
beschäftigte sich der am 16. Dezember in
Kaiserslautern stattgehabte Delegirten-
tag des Verbandes pfälzischerland-
wirthschaftlicher Genossenschaften.
Der Vorsitzende Dr. Knecht (Neustadt)
wendete sich in scharfer Weise gegen die §§ 55
und 56 des Entwurfs (betreffend die Be
schränkung der Versammlungsfreiheit und die
Entziehung des Rechts zur Anstellung der
Revisoren). Nachdem sich in gleichem Sinne
Regierungsasscssor Konrad (Speyer) ausge
sprochen, wurde von den anwesenden Ver
tretern von 39 pfälzischen Konsumvereinen
einstimmig eine Resolution angenommen, in
welcher betont wird, „daß in Rücksicht auf
die fast 40-jährige, auf Verbesserung der
wirthschaftlichen Lage, besonders der Unbe
mittelten abzielende, offen zu Tage liegende,
rein wirthschaftliche Thätigkeit der Genossen
schaften, welche für weitere Kreise der Be
völkerung den größten Nutzen bringt, die in
§§ 55 und 56 des dem deutschen Reichstag
vorgelegten Entwurfs getroffenen Bestimmungen
durch nichts gerechtfertigt sind, daß diese Vor
schriften vielmehr geeignet erscheinen, die freie
rein wirthschaftliche wohlthätige Wirksamkeit
der Genossenschaften und ihre Ausbreitung
zu hemmen, sie hoffen daher, daß der deutsche
Reichstag, abgesehen von den sonst noch vor
handenen, von den Genossenschaften in ihrer
großen Mehrheit beanstandeten Bestimmungen,
insbesondere und vor Allem den §§ 55 und
56 seine Zustimmung versagen und diese
§§ 55 und 56 ans dem Gesetz entfernen
werde."
— Die Beziehungen zwischen Deutsch
land und Spanien werden anläßlich des
neulichen Besuches des Kaisers beim Grafen
und der Gräfin Benomar in einem anscheinend
offiziösen Artikel der „Hamb. Nachr." wie
folgt geschildert:
„So wenig es Deutschland beikommen konnte,
Spaniens Beitritt zur Tripelallianz zu betreiben,
wozu übrigens auch die Machtstellung Spaniens
nicht sehr dringend aufgefordert hätte, so wenig
dürfte man jetzt in deustchen maßgeblichen Kreisen
das Bedürfniß empfinden, den castilischen
Hochmuth, der ohnehin sich in demselben Ver
hältniß stärker äußert, in welchem ihm die innern
gierungsbezirk Magdeburg, liegt das Dorf
Neu-Ferchau, dessen Name nach Kuhn
Seel en au bedeutet. (Ferge ist gleich Fähr
mann, von goth. farjan — überführen, über-
schisfen.) An Stelle Neu-Ferchaus lag früher
ein Naberskrog, vom Volke auch Abcrs-
krog genannt. Der Name ist aus Obs-
krog oder Nobiskrug verdreht. Von den
Bewohnern des Hansjochenwinkels in dortiger
Gegend glaubt man, daß sie nach ihrem Tode
nothwendig erst nach dem Nobiskrng
müßten, um dort den in den Sarg gelegten
letzten Sechser zu verzehren, sonst würden
fte nicht zum Himmelreiche eingelassen werden.
Man sieht, der Volswitz spielt hier der Sage
-einen Streich. Das Geld ist Brückenzoll
-oder Fährgeld für den Fergen des Ui.ter-
welts- oder Höllenflusscs. Man hielt cs im
Volksglauben früherer Zeit für gefährlich,
wenn es vergessen oder versäumt wurde, den
Todten das Ueberfahrtsgeld in den Sarg zu
legen. Die ohne Fährgeld beerdigte Person
-verweset nicht und wird nicht Nachzehrer, d. h.
zieht alle Verwandten, die nächsten zuerst,
nach sich in's Grab. Jedoch davon ein
anderes Mal mehr. — Die schmale, enge
Brücke, auch die Angst brücke genannt,
liegt, wie Grinlul aus altlatholischen O.llcllen
mittheilt, zwischen Purgatorium (Scelenreini-
giillg) und dem Paradiese. Eine nierkwürdige
Uebereinstimmung gewährt (nach Grimm) eine
muhamedanische Ueberlieferung, nach welcher
alle Seelen mitten in der Hölle (— Unter
welt) über eine Brücke müssen, die dünner
als ein Haar und schärfer als die Schneide
eines Schwertes ist und zu beiden Seiten
mit Dornen und spitzem Gesträuche besetzt
ist. Auch die Juden reden von einer draht
schmalen Höllenbrücke, über die jedoch blos
die Ungläubigen zu wandeln haben. (Grimm
S. 794.) Religiöse Lehren kennen keine na
tionale Grenzen und kann es nicht auffallen,
wenn Grimm muhamedanische nnd jüdische
Ueberlieferungen zur Erklärung der deutschen
heranzieht. So schmal aber hat man sich
bei Rendsburg die Angstbrücke nicht gedacht.
(Fortsetzung folgt).
W. Hamburg, 20. Decbr.
W etterÄuS sichten
für den 21. Dezember.
Meist trübe mit Niederschlägen (vielerwärts
Schneesüllei, stellenweise heiter, bei wenig ver
änderter, später etwas zunehmender Temperatur
und mäßigen bis frischen und starken Winden;
Sturmwarnung für die Küstengebiete.
Kleine Gedankensplitter.
Wenn die Menschheit reif ist zum Untergang,
kann sie ein Strohhalm vernichten so gut wie ein
Blitzstrahl. Aus dem Indischen.
und äußern Gründ« dazu fehlen, dadurch zu be-
stärken, daß man dem Thun oder Lassen der
spanischen Regierung irgend eine Be
deutung bei mißt, die ihm in Wirklichkeit
nicht innewohnt. Im Gegentheil glauben wir
annehmen zu dürfen, daß die Politik des Fürsten
Bismarck eher darauf hinläuft, Spanien bei seinen
europäischen Berechnungen als Nonvaleur
gänzlich bei Seite zu lass en. Fühlt Spanien
trotzdem das Bedürfniß, sich Deutschland und dem
Friedensbunde zu nähern, so wird es nicht zurück
gewiesen werden; aber ganz sicher dürfte man in
Berlin alles vermeiden, was in Madrid die Vor
stellung erwecken könnte, Deutschland lege irgend
welchen besonderen Werth darauf, daß eine solche
Annäherung bald geschehe."
Lanenburg, 19. Decbr. Wie bekannt,
wurde der Rittergutsbesitzer und KreiStags-
deputirte Metzen er auf Niendorf a. d.
Stecknitz in Folge einer Denunziation wegen
eines unachtsamen Ausdruckes über die Kaiserin
Friedrich zu 6 Wochen Festungshaft und
Tragung der Kosten verurtheilt. Nun geht
der „N. O.Ztg." soeben von durchaus ver
trauenswürdiger Seite die Mittheilung zu,
daß Sc. Majestät der Kaiser und König diese
Strafe allergnädigst erlassen nnd auch die
Niederschlagung der erstandenen Gerichtskosten
angeordnet hat.
Provinzielles.
Altona, 18. Dec. Ein neuer Schwindel
wurde von der Kriminalpolizei entdeckt. Ein
sogenannter „Arrangeur", schon mehrfach vor
bestraft, hat kürzlich in Pinneberg ein Sub
skriptionsconcert veranstaltet nnd angekündigt,
daß die Kapelle des 31. Regiments so
wie berühmte Künstler darin mitwirken würden,
u. A. auch Frl. Swoboda-Franck. In Folge
dieser nach recht Biel klingenden Inserate war
der Vorverkauf der Karten ein bedeutend großer;
doch wurde das Publikum am Concertabend
in sehr unangenehmer Weise enttäuscht, denn
anstatt der versprochenen Regimentskapelle
stellte sich ein aus drei Personen be
stehendes Orchester ein; in der angekün
digten Prima-Donna wurde eine Tin gel-
tangeleuse aus St. Pauli erkannt. Der
Arrangeur wurde gestern in Hast genommen.
Das Bild eines seiner Genossen ziert schon
Jahre lang das Verbrecher-Album, der als
Bauernfänger wiederholt bestraft ist.
Schleswig, 19. Dec. Vor einiger Zeit,
bei Gelegenheit der Fischerei im Selker
Noor, fand der Fischcrältermann Nanz am
User im Reih liegend ein sehr schön er
haltenes Stück Hirschgeweih. Das
selbe, offenbar die Krone vom Geweih, hat
einen Durchmesser von ca. 3 Zoll und ist
auf eine Länge von etwa 2 Zoll abgesägt.
Die Stelle, wo der Fund gemacht wurde,
gehört zu dem Lande, welches von jenem ur
alten Wall, „die Olenburg" genannt, um
schlossen wird, welcher bekanntlich nach dem
Selker Noor offen, im Halbkreis ein ziemlich
großes Areal umfaßt. (S. N.)
52 Von der Eider, 19. Decbr. Die re-
monstrantische Gemeinde in Friedrichstadt,
welche ein bedeutendes Kirchenvermögen besitzt,
erzielt aus letzterem alljährlich ein Einkommen,
welches nicht zur Deckung der Kirchen-, Schnl-
und Armen-Lasten der Gemeinde ausreicht,
sondern noch erhebliche Ueberschüsse ergeben.
Letztere werden zum größten Theile alljährlich
zu Weihnachten an die erwachsenen Gemeinde-
mitglieder vertheilt. Diesjährig betrug die
zur Vertheilnng gelangende Rate 80 Mark
à Person. Die Zahl der Empfangsberechtigten
beträgt ca. 50.
Flensburg. 19. Decbr. Wegen Belästigung
anderer Arbeiter sind, der „K. Z." zufolge,
zehn Former und ein Nieter verhaftet worden.
Danach scheint der hiesige Strike in ein
ernsteres Stadium einzutreten.
— Kirchspiel Nortors, 10. Dczbr. Der
Chausseebau von Nortors nach Bargstedt ist
jetzt vollendet. Die Borgstedtec haben Ur
sache, sich zu freuen, daß sie statt des früher
oft unergründlichen Fahrweges eine schöne
Kunststraße besitzen. Wenn auch die genannte
Chaussee in der ersten Zeit nach ihrer Fertig
stellung noch nicht so schön zu befahren ist,
so wird doch dieser Uebclstand in Bälde durch
die tägliche Benutzung der Strecke beseitigt
werden. — Herr Seminarist Schniidt in
Ütersen ist vom diesseitigen Schulvisitatorium
zum Lehrer an der Distriktsschute zu Warder
ernannt und wird mit dem Beginn des neuen
Jahres sein Antt antreten. — Die kürzlich
in der Gemarkung Dätgen abgehaltene Treib
jagd lieferte 20 Hasen. Bei der in Schön-
bcck stattgehabten Treibjagd wurden 27 Hasen
erlegt. Die Klage über das seltene Vorkommen
der Hasen ist allgemein. — Das am letzt-
verflossenen Sonntag im „Schützenhof" zu
Nortors znm Besten der Nortorfer Arbcits-
alumnen vom dortigen Gesangverein veran
staltete Concert erfreute sich eines zahlreichen
Besuches und erzielte eine Einnahme von
150 Mk. — In der am Voorder Bahnhof
belegenen Meierei sprang kürzlich der Dampf
kessel. - ~
Kleine Mittheilungen a. d. Provinz re.
Als Stadtverordneter in Husum wurde
gestern der Wciuhändlcr Amandus Kay mit
109 Stimmen gewählt. Der Königl. Baurath
Trecdc erhielt 39, der Kornhändler Ions
33 Stimmen. Im Ganzen wurden 181
Stimmen abgegeben. — Der Hofbesitzer
Georg Groth-Poppcnmurth verkaufte seinen
12 Morgen umfassenden Hof für 38 000 Mk.
an den Hofbesitzer Klans Rolfs-Tiebensee.
Das Land, arrondirt belegen, ist von bester
Beschaffenheit. — Die Herren Landräthe zu
Apenrade und Husum haben ebenfalls,
wie Herr v. Harbou in Itzehoe, um ihre
Entlassung zum 1. April 1889 nachgesucht.
— In dem Dorfe Lebüll aufAlsen wollte
ein 17jähr. Dienstknecht anläßlich einer Hoch
zeit i»i Dorfe einen Schuß abfeuern. Er
ladet sein Gewehr in der Wohnstube seines
Dienstherrn, setzt ein Zündhütchen auf und
hält dabei das Gewehr in wagcrechter Rich
tung. Der Schuß geht durch unvorsichtige
Handtirung los und trifft ein drei Schritt
entfernt sitzendes Mädchen in die Brust. Ob
gleich nur Pulver mit einem Pfropfen in der
Flinte war, muß doch die Wirkung des aus
unmittelbarer Nähe abgegebenen Schusses eine
furchtbare gewesen sein, denn nach 10 Minuten
war das Mädchen eine Leiche. — Im Dage-
büller Schuldistrikt sind innerhalb Monats
frist die Masern fast in allen Häusern einge
kehrt und sind augenblicklich fast 20 Prozent
der Einwohnerzahl, Erwachsene und Kinder,
von dieser Krankheit ergriffen. — In den
Avctoftcr See sind in diesen Tagen durch den
Tondernschcn Fischereiverein für 60 Mk.
junge Sander ausgesetzt worden. Dieselben
waren von der Hohenwestedter Brut
anstalt bezogen. — Die Arbeiter der königl.
Eisenbahnwcrkstatt in Flensburg, annähernd
200, werden demnächst fast alle nach Neu-
münster übersiedeln, wo bekanntlich eine be
deutende Vergrößerung der dortigen Hanpt-
werkstelle stattgefunden hat. Um der dadurch
drohenden Wohnnngsnoth in Neumünster mög
lichst zu wehren, hat die Eisenbahndirektion
mit dem Rentier Sager daselbst Verhandlungen
wegen Erbauung von 50 Arbeiterwohnhäusern
auf dessen Grundstück angeknüpft. ^
l I Rendsburg, 20. Dec. Gestern Nach
mittag wurden die sterblichen Ucbcrreste des
auf so schreckliche Weise ums Leben gekommenen
Studenten Kliudt zur letzten Ruhe gebettet.
Der in der Kapelle des Altstädter Kirchhofes
aufgebahrte Sarg war über nnd über nnt
Kränzen und Blumen bedeckt. Es hatte sich
eine so große Zahl Leidtragender eingesunden,
daß die Kapelle kaum im Stande war, die
Menge aufzunehmen. Unter denselben be
fanden sich auch eine große Zahl früherer
Studiengenossen des Verblichenen, welche v»"
Kiel herübergekommen waren/ um ihre«"
Commilitonen die letzte Ehre zu erweisen-
Bon den verschiedenen studentischen Verbin
dungen, waren Kränze und Palmenwedel auf
den Sarg niedergelegt worden. In der Kapelle
hielt Herr Pastor Heß eine ergreifende An
sprache an die Versammelten und versuchte
durch Worte des Trostes die so schwer be
troffenen Angehörigen und vor Allem die
tiefgebeugte Mutter des so jäh ans dem Leben
Geschiedenen, aufzurichten. — Ein Gleiches
versuchte Herr Hauptpastor Hansen am Grabe;
an welchem er in tief empfundenen Worten
dem Schmerze nnd der Trauer Ausdruck gab-
Mit einem Segenswünsche wurde der Sarg
in die Gruft gesenkt und erschüttert verließen
die Leidtragenden die Stätte des Todes;
hatten sie hier doch vor einem neuen Räthst
der Menschennatur gestanden.
Rendsburg. 20. Decbr. Es wird de»
Lesern dieses Blattes erinnerlich sein, daß des
Herr Hauptpastor Dr. Stoessiger im Jul>
1885 Hierselbst sein 25jährigcs Amtsjubiläui"
feierte. Er begann seine Amtsthätigkeit
5. Juli 1860 in Kopenhagen an der dortige"
Fricdrichskirche. Zum Hauptpastorate in Ne")
werk am 17. Novbr. 1863 berufen, trat {C
dasselbe am 4. Advent s. I. an. Es ! 1 " 5
somit am heutigen Tage iviederuin 25 Jab")
verflossen, in welchem er dem Seelsorgers'"^
an der hies. Christkirchc vorstand. Die
meindc hat auch diesen Tag nicht unbcşş,
vorüber gehen lassen wollen nnd wurden,11V,
Jubilar zahlreiche Glückwünsche mit reicht,.
etil'
Spenden der Aufmerksamkeit zu Theil, na»' .
lich wurden ihm viele Blnmengaben überreif^
Mögen sie ihm für den Lebensabend vo» 1
freundlichsten Vorbedeutung sein. Die Pn»'"
straße hat Flaggenschmuck angelegt.
locales.
— Zwei hiesige Ehefrauen, von denen -
eine einer Waschfrau ein Militärhcmd 11 ‘