Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 2)

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Beilage zum Rendsburger Wochenblatt Nr. 179. 
Freitag, den 7. December 1888. 
ZurMoorcultm iuSchleswig-Holsteiu. 
Mit Recht hört man häufig Verwunderung 
und Bedauern darüber aussprechen, daß die 
Cultivirung unserer Moore trotz der glänzen 
den Beispiele zu Bokelholm und Rickling nicht 
raschere Fortschritte macht. Man sollte in 
der That denken, daß der günstige Eindruck, den 
die vielen Besucher der genannten beiden 
Movrwirthschaften alljährlich von dort mit 
nehmen, ein Eindruck, der doch wirksamer 
sein müßte, als alle Empfehlungen in Wort 
und Schrift, eiuen lebhafteren Ansporn zur 
Nachahmung bilden würde. Ueberdies darf 
man doch annehmen, daß die große Bereit 
willigkeit zur Unterstützung derartiger Unter 
nehmungen seitens der Königl. Regierung und 
der Provinzialverwaltung, sowie auch durch 
unsern Haideculturverein, nachgerade allgemein 
bekannt ist. 
Freilich sind die Hindernisse, welche sich 
einer rascheren Ausbreitung der Moorcultur 
entgegenstellen, auch des Oeftercn schon her 
vorgehoben worden. Es sind dies namentlich 
einmal die durchgehends vorhandene Parzel- 
lirung unserer Moore und die Schwierigkeit, 
alle Interessenten für ein gemeinsames Vor 
gehen zu gewinnen, während der Einzelne 
meistens nichts machen kann und dann ferner 
die Furcht vor den immerhin recht erheblichen 
Kosten dieser Melioration, welche in der heu 
tigen, für die Landwirthschaft so ungünstigen 
Zeit doch schwer ins Gewicht fallen. 
Jedenfalls ist die Thatsache da, daß die 
Moorkultur leider nur langsam vorwärts 
schreitet. Glücklicherweise ist aber doch kein 
vollständiger Stillstand zu verzeichnen und nach 
Fertigstellung des Nordstsee-Kanals steht ver 
muthlich dort, wo derselbe große Moorflächen 
durchschneidet, ein Aufschwung in derartigen 
Unternehmungen zu erwarten. Daß die Knl- 
tivirung des Warnitzer Moors bereits 
in Angriff genommen sei, davon ver 
lautet leider nichts. Mit Genugthuung dürfen 
wir dagegen die Herstellung von Moordämmcn 
auf dem Kauzlcigute Kuhlen hervorheben, wo 
die Arbeiten durch die Kolonisten des benach 
barten Rickling ausgeführt sind. 
Eine besonders erfreuliche Meldung in 
Dachen der Moorkultur sind mir aber jetzt in 
ber Lage zu machen. Die sänimtlichen Hufner 
des Dorfes Holebiill im Süden des Kreises 
Apenrade haben nämlich kürzlich ihren Kollegen 
in anderen Dörfern ein sehr rühmliches Beispiel 
von Einigkeit, Thatkraft und Intelligenz gegeben. 
Dieselben haben den Plan gefaßt, ihr gemein 
schaftliches Moor von ca. 70 Hcctar Umfang, 
dessen frühere Verwerthung durch Torfverkauf 
an die vielen Ziegeleien der Flensburger Föhrde 
nicht mehr rentirt, der landwirthschaftlichen 
Kultur zu unterwerfen, falls sich dieses Unter 
nehmen bei sachkundiger Führung als empfeh- 
lenswerth erweist. Der erste Schritt der 
Holebüller in dieser Angelegenheit hat in sehr 
vernünftiger Weise darin bestanden, daß sie sich 
einmal gemeinschaftlich nach Bokelholm auf 
gemacht haben, um sich über das Wesen dee 
neue» Kulturart zu unterrichten und mit eige 
nen Augen zu sehen, was auf dem Moore 
wachsen kann. Dann haben sie sich an den 
Vorstand den Haidekulturvereins um ein Gut 
achten gewendet. 
Bei der Wichtigkeit der Sache ist darauf 
zu vertrauen, daß daß fragliche Unternehmen, 
wenn es sich als lebensfähig herausstellt, die 
erwünschte Förderung von einflußreicher Stelle 
finden wird. (Holst. Cour.) 
können, denn, verzeihen Sie mir, Majestät, 
Sie ähneln meinem alten Onkel, und Leute, 
welche ihm ähnlich sehen, können nur gut sein." 
„Aber Eure huldvolle Majestät, erlauben 
Sie mir eine Frage: „Wo bleibt da das 
Millitähr Pensionsgesetz von 1871 und die 
daraus hervorgegangenen Mvtifen? Auch das 
Millitähr Ehrenzeichen hatte ich verdient. Aber 
das Gesetz ist seinen Verpflichtungen nicht 
uachgekonunen und aus diesenl Grunde habe 
ich mit meiner zahlreichen Familie den schreck 
lichsten Martertod bis heute erlitten. Und so 
Erlaube mir zu bitten, mir über meine Klage 
zum Recht zu verhelfen, denn cs muß Euer 
Majestät und den königlichen Hoheiten doch 
auch angenehm sein, wenn endlich einmal das 
ewige Correspvntiren in meiner vorherrschenden 
Angelegenheit aufhört." 
Bei Anderen heißt cs: „Erfahrungsmäßig 
stütze ich mich und baue bei Ueberreichung 
dieses Gesuches auf Eure Allerhöchst dieselben 
allbekannte Herzcnsgüte, selbst sogar gegen den 
allergeringsten Unterthan, wessen Geschlecht er 
immer angehören mag." 
„Ja Eure Majestät, wenn Sie wollen, 
können Sie Alles, denn ein Wort meines 
AUergnädigsten Kaisers zertrümmert Berg und 
Thal, wenn sie sich nicht in ordnungsmäßiger 
Lage befinden." 
„Meine werthe Adresse lautet: An den :c." 
Stilblüten aus Bittgesuchen an 
Kaiser Wilhelm I. 
In mehreren Blättern findet sich folgende 
Stilblüte» - Sammlung aus den Immediat 
gesuchen an Kaiser Wilhelm I.: 
„Auf den Märschen in Frankreich habe ich 
eine neue Krankheit erobert." 
Gelegentlich der goldenen Hochzeit des Kai 
sers: „Und so wirft sich der Gnadenflehende 
vor den gnadentriefendcn Stufen des heiligen 
Thrones nieder und bittet an diesem seltenen 
goldenen Hochzeitsfest, welches die Naturge 
schichte bis jetzt noch nicht aufgezeichnet, und 
das noch von Kindeskindern bis ins tausendste 
Glied gesprochen und gelehrt werden wird, 
um Gnade für die Freiheit, die ich mir zu 
erlassen erdreiste." 
»Schrecklich ist mir zwar der Gedanke, wie 
als ein geschossenes Reptil vom Staate todt- 
gefüttert zu werden, aber meine trauernde Lage 
est eine bewußte, indem ich beide Feldzüge 
"'"gemacht habe." 
»Und gleichzeitig sage ich mir, daß Euer 
^mjestät nur ein guter, edler Mann sein 
Vermischtes. 
— Die gefährliche» „Hoppers". Bei 
seinem Besuch in Detmold hatte Kaiser Wil 
helm II. auch, wie die „Magd. Zeit." schreibt, 
ein Dörfchen zu passiren, dessen Bewohner sich 
die größte Mühe gegeben hatten, dem Herrscher 
Deutschlands einen festlichen Empfang zu be 
reiten, als dessen Glanzpunkt ein Feuerwerk 
vorgesehen war, das auf einem freien Platze 
beim Vorbeifahren des Kaisers abgebrannt 
werden sollte. Schon früh am Morgen hatte 
man den Michel, einen besonders zuverlässigen 
und schlauen Bauernknecht, beauftragt, mit 
Hilfe eines Burschen aus dem benachbarten 
Städtchen das gesammte Feuerwerk in zwei 
großen Kiepen herbeizuschaffen. Diese nahmen 
die Sachen in Empfang und machten sich 
Wohlgemuth auf den Rückweg. Unterwegs 
berührten sie ein Wirthshaus in einem Nach 
bardorfe und, um sich zu stärken, traten sie 
in die Wirthsstube, setzte» die Kiepen ab und 
tranken ein Gläschen. In der Stube saßen 
außer dem Wirthe noch einige Bauern. „Na", 
meint der eine, „Watt hett jou denn da mit 
gebracht in de grotcn Kiepen?" — „O, dat 
is dat Füerwerk für den Kaiser sine Ankunft: 
Raketen un Schwärmers un Kanonenschläge 
un HöPPers!" — „Höppers? wat sind denn 
dat eigentlich för Dinger?" — „Ja, wenn 
man die anstickt, denn zischen sie und makcn 
grate Springe von eine Stelle an die andere." 
— „Du, kannste uns nich mal sv'n Ding 
wiesen? Ick gebe drei Snäpse, wenn Du 
mal einen losbrennst." —• „Uni Himmels 
willen, bet darf ick nich und denn —" — 
„Blot einen einzigen! Ick gebe fünf Snäpse!" 
„Un ick noch fünfc dazu. Se werden et ja 
nich gleich marken, wenn so einer fehlt von 
de viele." — „Ja, dann will wi aber man 
Alles fest taumaken, damit's kein Minsche nich 
sieht!" — Gesagt, gethan! Die Fensterläden 
werden von außen zugemacht, die Thür sorg 
fältig verschlossen und dann beim Schein eines 
Lichtes kriegt der Michel aus der einen Kiepe 
einen „Höpper" (Frosch), zeigt ihn und zündet 
ihn an der Schnur an, während Alle neu 
gierig herumsitzen. Sissisit! zischt es los, und 
der Höpper macht einen großen Satz. Alle 
schreien: ah! und tvarten voll Spannung, bis 
es von Neuem zischt und der Höpper nach 
der anderen Seite springt, dann zum dritten 
Male und hin und her in der engen Stube. 
Da Plötzlich macht er einen gefährlichen Satz 
und ratsch! — mitten hinein in die Kiepe. 
Michel schreit auf und will zuspringen, aber 
schon giebt es ein noch viel stärkeres und 
heftigeres Zischen und Sausen; eine Fener- 
strahl fliegt gegen die Decke: eine Rakete hat 
sich entzündet, andere folgen, nach allen Seiten 
fliegen die Stücke und immer gefährlicher zischt 
und prasselt es aus der Kiepe. Und die 
Bauern, die nichts mehr sehen können und in 
ihrem Schrecken vergeblich an Thüren und 
Fenstern gerissen haben, werfen sich auf den 
Rath des schlauen Michel Platt auf die Erde. 
So liegen sie da und rühren kein Glied. 
Inzwischen brummt es, als wäre das jüngste 
Gericht gekommen; auch i» die andere Kiepe 
ist das Feuer gefallen, Fenerräder, Flinten 
schüsse, Kanonenschläge entladen sich in der 
niedrigen Stube, das ganze Haus zittert. 
Der fürchterliche Lärm hat inzwischen das 
ganze Dorf zusammengelockt, Alles steht auf 
der Straße vor dem Wirthshause, und denkt, 
der Teufel ist aus der Erde gefahren, um die 
Seele des Wirthes zu holen. Qualm 
steigt aus den Ritzen der Fensterladen, aber 
keiner wagt, sie einzuschlagen. Endlich wird 
es still, die Thür wird eingestoßen, dicker 
Rauch strömt heraus. Als er sich verzieht, 
sieht man die ganze Gesellschaft noch auf der 
Erde liegen. Schon scheint cs, als sei keiner 
mehr am Leben, da endlich steht der Michel 
auf, schwarz im Gesicht, mit angesengtem 
Haar, aber sonst unversehrt, und schaut mit 
Entsetzen in die schwarze leere Tiefe der 
Kiepen. 
— Ingeniöse UankecS. Zwischen Lima 
in Ohio und South Chicago in Illinois, 
zwei Plätzen, die 206 Meilen von einander 
entfernt sind, fließt seit einigen Tagen ein 
Strom von — Petroleum. Diese neue und 
in ihrer Art gewiß einzig dastehende Beför 
derung großer Quantitäten Erdöls verdankt 
ihre Entstehung der „Standard Oil Company" 
in Lima. Bon diesem Platze aus laufen, 
meistens in der Nähe von Bahnkörpern, starke 
und umfangreiche irdene Röhren durch die 
Staaten Ohio, Indiana und Illinois bis 
zum Bestimmungsort, wo der stark fließende 
Strom vermittelst großer Maschinen aufge 
fangen wird. Starke Steigungen auf dem 
206 Meilen langen Wege machen es nöthig, 
das Oel durch Pumpwerke, welche je 50 
Meilen von einander entfernt stationirt sind, 
in Fluß zu halten, während kleine Apparate, 
die den seltsamen Namen „go-devil“ tragen 
und von Stunde zu Stunde in die Röhre 
eingelassen werden, dazu bestimmt sind, die 
Leitung rein und von etwaigen Hindernissen 
frei zu halten. Bon der Quelle bis zum 
Bestimmungsorte hat der Strom neun Tage 
zu laufen; die Lieferung des ersten Tages, 
welche unter großem Jubel empfangen wurde, 
betrug nicht weniger als 8000 Barrels. Die 
gefüllte Leitung umschließt 65 000 Barrels. 
Durch diese neue, ingeniöse Einrichtung, deren 
Schöpfung mit verhältnißmäßig geringen 
Kosten stattfand, spart die Gesellschaft viele 
Tausende von Dollars, die jährlich für Fracht 
und Barrels verausgabt wurden. Der Hanpt- 
verschisfungsplatz ist dadurch auch von Lima 
nach dem günstiger gelegenen South Chicago 
verlegt, von wo die Beförderung vorläufig 
noch per Eisenbahnwagen an die konsumircnden 
Städte geschehen muß, doch sollen bereits 
große Pläne für die Legung ungeheuer aus 
gedehnter Leitungen vorhanden sein, falls diese 
erste sich gut bewährt. 
— Eine Reihenfolge romanhafter Bor- 
gänge fand vor Kurzem in Odessa durch 
die Taufe einer jungen Türkin und ihre darauf 
folgende Trauung mit einem Serben einen 
effectvollen Abschluß. Zur Zeit des Krim 
kriegs hatte ein vornehmer Türke aus einem 
rumelischcn Dorfe die schöne Tochter eines 
Bulgaren entführt und sie in Konstantinopel 
zu seiner Frau gemacht, das heißt, einfach 
seinem Harem einverleibt, in welchem schon 
drei andere Frauen vorhanden und bereit 
waren, der neuen Rivalin mit vereinten 
Kräften die Augen auszukratzen. Die Bulgarin 
haßte das Leben im Harem und den, der sie 
dahin gebracht: die Geburt einer Tochter 
änderte nichts an ihren Empfindungen. Die 
letztere war das einzige Kind des Türken ge 
blieben, sie sollte das Werkzeug der mütter 
lichen Rache werden. Ans Dringen der 
Mutter kam das Mädchen in ein französisches 
Pensionat in Konstantinopel, um dort euro 
päische Bildung zu erlernen. Dort lernt sie 
einen jungen serbischen Osficier kennen und 
lieben, der bei Siret mit Auszeichnung ge 
fochten. Die Mutter wird Mitwisserin des 
Geheimnisses und Anstifterin der Pläne, wo 
nach der Serbe sich eines Tages mit Braut 
und Schwiegermama und sämmtlichen Schätzen, 
deren man habhaft werden konnte, während 
der Gatte der letzteren, welche es mit der 
Zeit zum Range eines Pascha gebracht hatte, 
sich auf einer Jnspectionsreise in Anatolien 
befand, auf den russischen Dampfer Olga 
flüchtete. Das Schiff führte sie nach Odessa, 
wo die junge Braut mit großem Gepränge 
dem Glauben ihrer Mutter und ihres Ge 
liebten zugeführt wurde. Vom Taufbecken 
ging der Weg direct zum Altar und in den 
Ehestand hinein. 
— Giebt e« Schutzengel? Ein gereifter 
Mann erzählt folgendes Erlebniß aus seiner 
Kindheit: „Es mag in der Mitte der 40er 
Jahre und ich ein Knabe von 10—12 Jahren 
gewesen sein, als ich in der Schulstube meines 
Vaters — derselbe war Rektor in einer kleinen 
Provinzialstadt — in der unmittelbaren Nähe 
des Ofens auf einer Schulbank saß und irgend 
etwas auswendig lernte. Die Schulstube lag 
eine Treppe hoch und letztere mündete in einen 
Hausflur, in welchem sich die elterliche Küche 
befand. Indem ich nun so eifrig lernte, hörte 
ich plötzlich die Stimme meiner Mutter, welche 
mich „Paul" rief. Ich eilte auf den oberen 
Treppenflur und frug hinunter, ob ich etwas 
holen sollte, erhielt aber keine Antwort, und 
da ich meine Mutter auch nicht hantiren hörte, 
so war ich überzeugt, daß ich mich getäuscht 
hatte, kehrte an meinen Platz zurück und lernte 
weiter. Kaum hatte ich mich jedoch hingesetzt, 
so hörte ich abermals ganz deutlich „Paul" 
rufen und lief nun schnell nach der parterre 
gelegenen Wohnstube, in der ich meine Mutter 
sowie den Vater und die Geschwister antraf. 
Erstere behauptete, mich nicht gerufen zu haben; 
ebensowenig war dies von anderer Seite ge 
schehen und man wunderte sich über die Be 
stimmtheit, mit welcher ich behauptete, ich sei 
von der Mutter zweimal gerufen worden. In 
diesem Augenblick ertönte ein donnerähnliches 
Krachen, und als mein Vater und wir alle 
hinterher nach dem Flur kamen, war derselbe 
mit einer Staubwolke angefüllt. Als der 
Vater nach der Schulstube kam, sah er, daß 
die Decke in der Nähe des Ofens eingestürzt 
war und die Bank zerschmettert hatte, und 
als ich dazu kam, sagte ich ihm, ich hätte 
gerade an dieser Stelle gesessen, wie dies auch 
selbstverständlich war, da nur an dieser ein 
zigen Stelle eine Schulbank unmittelbar an 
den Ofen grenzte. Ist hierin nicht Gottes 
Hand zu erkennen?" 
— Seltsame Ehe. Aus Newport wird der „ Fk. 
Z." geschrieben: Gleich einer epidemischen Krank 
heit greift die Verherrlichung von Ver 
brechen und die Bewunderung von Ver 
brechern seitens eines großen Theiles unserer 
jüngeren Damenwelt immer weiter um sich 
— und die schwärzesten Bösewichter, Räuber, 
Einbrecher und Gattenmörder, sind in ihren 
Zellen nicht mehr sicher vor Briefen voll 
enthusiastischer Bewunderung, vor Gedichten 
von zarter Hand und sogar vor Liebeser 
klärungen und Heirathsanträgen. Es wird 
mit dem Verbrechen und seinen verdammens 
tvürdigen Priestern geradezu ein Kultus ge 
trieben und es nützt nichts, daß die demselben 
huldigenden „Damen" von der öffentlichen 
Meinung als „Cranks", als Närrinnen be 
zeichnet werden, wenn andererseits die krank 
hafte Sucht nach Alliirung mit dem Ver 
brecherthum immer schamlosere Formen an 
nimmt. Heirathen von weiblichen Gliedern 
ganz angesehener und reicher Familien mit 
Mördern und Einbrechern, die sich in Unter 
suchungshaft befinden oder schon verurtheilt 
sind, werden immer häufiger. In der ver 
gangenen Woche sind nicht weniger als drei 
zu registriren, die sich unter den charakteristi 
schen Merkmalen vollzogen. Im Gefängniß 
zu Camden, N. I., fand eine Doppelheirath 
statt. John Barnes und James Quinn, 
zwei wegen eines schauderhaften Verbrechens 
zu je 10 Jahren Zuchthaus verurtheilte Ver 
brecher, verheiratheten sich mit zwei Dämchen 
von 17 resp. 18 Jahren, welche aus reichen 
Familien stammen, die Verbrecher seit lange 
heimlich besuchten und sie mit Geld unter 
stützt hatten, um sich dieselben in dem Momente 
heimlich antrauen zu lassen, als sir nach 
Trenton zur Verbüßung ihrer Strafe trans- 
portirt werden sollten. — In San Francisco 
ließ sich eine Frau, Kate Kean, von ihrem 
jungen Manne scheiden, um den Mörder John 
Mac-Nulty, der in drei Wochen gehängt wer 
den wird, zu heirathen. Die Ehe ist wirklich 
zu Stande gekommen und die junge Gattin 
will den Gouverneur fußfällig anflehen, die 
Todesstrafe des Mörders in lebenslängliche 
Gefangenschaft umzuwandeln. Die Heirath 
fand in der „Mörderzelle" des Gefängnisses 
statt, wo es der jungen Frau auch gestattet 
wurde, einige Stunden bei ihrem Manne zu 
zubringen. — „Bill Nhe", der berühmte 
Newyorker Humorist, sagt nicht mit Unrecht: 
Der Mann müsse heute erst eine Strafthat 
begehen, um die Achtung des „zarten" Ge 
schlechts zu erobern. 
— Ueber eine Prachtvolle Himmels- 
crscheinung, welche am Abend des 27. d. M. 
— also am Sternschnuppenabend — von 
mehreren Personen wahrgenommen worden 
ist, berichtet Herr Hen sch el in Warten- 
b u rg in O stp reu ß en: „Der Zufall machte 
mich Ş gestern zum Zeugen einer schönen 
meteorischen Erscheinung, die auch wohl in 
anderen Orten beobachtet worden sein dürfte. 
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