Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 2)

hat einen ziemlichen Umfang angenommen. 
Das auf der Friedrichstraße gelegene Lokals 
die „Tonhalle", war schon eine Stunde vor 
Beginn der Versammlung überfüllt, und auf 
der Straße sammelten sich mehrere Tausend 
an, sodaß der Verkehr stockte und nur durch 
zahlreiche Schutzleute zu Fuß und zu Pferde 
einigermaßen aufrecht erhalten werden konnte. 
Singer sprach in längerer Rede gegen den 
Entwurf der Alters- und Invalidenversicherung. 
Als nach ihm ein Redner den Passus einer 
eingebrachten Resolution bekämpfte, der eine 
Forderung an den heutigen Staat stellt und 
dabei sagte: „Halten wir uns nicht mit Dingen 
auf, die blos geeignet sind, die Massen irre 
zu führen. Agitiren wir lieber für unsere 
Prinzipien, damit dieselben so schnell als mög 
lich verwirklicht werden", — erfolgte die Auf 
lösung der Versammlung. Die üblichen Szenen 
entwickelten sich. Die Hochrufe auf Singer 
und die Sozialdemokratie erfüllten den Saal. 
Dann wurde die Audorf'sche Marseillaise an 
gestimmt, und unter dem Gesang entfernten 
sich die Versammelten. Vor dem Lokal machten 
die Sozialdemokraten Halt. Die Schutzleute 
hatten jetzt Mühe, die lärmende und singende 
Menge zu zerstreuen. Es kam hierbei zu 
einigen nicht unerheblichen Zusammenstößen. 
Die berittenen Schutzleute ritten aufs Trottoir 
und nahmen mehrere Verhaftungen vor. Dies 
gab Anlaß zu höhnenden Zurufen und gellen 
den Pfiffen. Irgendwelche Verletzungen sind, 
soweit bekannt geworden, nicht vorgekommen. 
Am Oranienburger Thor, woselbst der Skandal 
von neuem begann, zogen die Schutzleute schließ 
lich blank und nahmen wiederholt Verhaftungen 
vor. Die Arbeiter, die im Osten wohnen, 
ordneten sich im langen Zuge kolonnenmäßig, 
die Arbeitermarseillaise und andere sozialdemo 
kratische Lieder wurden angestimmt, und laut 
erschallte der Gesang durch die Friedrichstraße 
und die Lcipzigerstraße, in welche der eigen 
artige Zug einbog. Schutzleute zu Pferde 
ritten demselben vorauf, begleiteten und schlossen 
ihn. An den Straßenecken machten die Sozial 
demokraten Halt und ließen dann Singer hoch 
leben. Ein Trupp hatte demselben das Geleit 
gegeben. 
Berlin, 1. Dec. Die erste Berathung der 
Alters- und Jnvaliditäts-Versiche- 
rungs-Vorlage im Reichstage beginnt am 
Mittwoch. 
— Ein neuer offiziöser Artikel 
des „Grenzboten" zeichnet sich durch eine 
besonders feindselige Sprache gegen die Cen 
trumspartei und den Papst aus. Die Be 
grüßung des italienischen Königs durch den 
deutschen Kaiser in Rom habe die Unmöglich 
keit der dem Italiener bis in den Tod 
verhaßten politischen Papstw irth- 
schaft der Welt deutlich dargethau. — Er 
zählt wird in dem Artikel unter anderem, daß 
der Kaiser, als er „beim deutschen Gesandten 
am Vatican das Wohl des Papstes aus 
brachte, das Glas erhielt, das einst Karl V. 
benutzt hatte. Das nennt man „mit der 
Faust gewunken"; es wird aber nicht viel 
helfen. Rom bleibt doch die Hauptstadt 
Italiens." 
— Die Kunstbutterdebatte im Reichs 
tage, welche bei Gelegenheit der Etatsbe- 
rathungcn am Freitag sich entspann, hat trotz 
ihrer Kürze wieder ein interessantes Schlag 
licht geworfen auf die Art der Gesetzgeberei 
im gegenwärtigen Reichstag. Von allen 
Seiten wurde zugegeben, daß das am 12. Juni 
1887 von einer großen Mehrheit des Reichs- 
anch am Abend beim Lampenlicht schrieb 
Ellen noch und hatte sich so in ihre Mitthei 
lungen an den Vormund vertieft, daß sie ein 
Klopfen an der Thür überhörte. Erst eine 
Wiederholung ließ sie mit deni Kopf auffahren 
und auf ihr „Herein" mit Spannung dem 
Eintretenden entgegensehen. Die Thür öffnete 
sich und vor ihr stand Burgsdorf, den sie am 
wenigsten erwartete. Während Ellen bei seinem 
Anblick aufgesprungen war, trat Burgsdorf 
nahe zu ihr heran und fragte: „Sie rech 
neten mich wohl längst zu den Toten, Miß 
Ellen, nachdem ich durch die Macht der 
Verhältnisse gezwungen, so schnöde unsern 
Freundschaftsakt gebrochen, und trotz Allem, 
was seit unserm letzten Zusammensein vor 
gegangen, nichts von mir hören und sehen 
ließ!" — Ellen fand noch keine Worte; 
aber jeder Ton in seiner Stimme ließ ihre 
Seele unter den getheiltesten Gefühlen er 
zittern! — 
„Erst heute fand ich Zeit, Miß Ellen, zu 
meiner Freundin zu eilen, um ihr niein Herz 
auszuschütten und zu hören, wie sie von mir 
denkt." 
Ellen erbebte leicht; aber auch in dieser 
Lage betete sie innerlich: „Gott hilf mir" 
und zwang sich mit einer heroischen An 
strengung auf den Sessel neben sich deutend 
— zu fragen: „Wie geht es vor allem 
tags in: Widerspruch mit der freisinnigen 
Partei angenommene Gesetz, betreffend den 
Verkehr mit Ersatzmitteln für Butter, in keiner 
Weise den Erwartungen entsprochen hat, welche 
die Freunde dieses Gesetzes gehegt. — Am 
sonderbarsten aber ist es ergangen mit dem 
§ 2 des Gesetzes, welcher ein Kunst-Product 
der agrarischen Mehrheit dieses Reichstags ist. 
Entgegen der damaligen Regierungsvorlage 
verbietet dieser Paragraph die Vermischung 
von Butter mit Margarine oder anderen 
Speisefetten zum Zweck des Handels mit 
diesen Mischungen. Ausgenommen von diesem 
Verbot soll nur der Zusatz von Butterfett 
sein, „welcher aus der Verwendung von Milch 
oder Rahm bei der Herstellung von Margarine 
herrührt, sofern nicht mehr als 100 Gewichts 
theile Milch oder 10 Gewichtstheile Rahm 
auf 100 Gewichtstheilc der nicht der Milch 
entstammenden Fette in Anwendung komnien." 
Es wurde nun allseitig festgestellt, sagt die 
„F. Z.", daß die Ueberwachung dieser Be 
stimmung schon deshalb ganz unausführbar 
ist, weil die cheinische Wissenschaft gar nicht 
so weit entwickelt ist, um festzustellen, ob 
eine hiernach nnznlässige Vermischung vorge 
kommen ist. — Minister v. Boetticher berief 
sich darauf, daß er ja die Mehrheit gewarnt 
habe, diesen Paragraphen anzunehmen. Nach 
her aber hat der Bundesrath doch mit diesem 
von ihm für unausführbar gehaltenen Para 
graphen das Gesetz genehmigt. Für den 
Bundesrath ist dies deshalb bezeichnend, weil 
er sich sonst, wie beispielsweise in Fragen des 
Arbeiterschutzes keineswegs scheut, ganze große 
Gesetze unter den Tisch fallen zu lassen, wenn 
solche nicht seinen wirthschaftlichen An- 
fchauungen überall entsprechen. 
— Der Kämpfer für Recht und Frei 
heit, wie er in der „Neuen Wests. Volks 
zeitung" genannt wird, Herr Stöcker, hat 
am 29. November in Herford vor einer 
Wählerversammlung gesprochen. Herr Stöcker 
raisonnirte weidlich auf alle Parteien, vor allem 
aber auf die Freisinnigen, denen er fälschlich 
Gottesfurcht, Patriotismus und Königstrene 
absprach. Etwas Neues brachte Herr Stöcker 
nicht zu Tage, nur etwas befürwortete Herr 
Stöcker vor jener fast ausschließlich von 
Landleuten besuchten Versammlung, was er 
in Berlin zu vertreten sich bisher gehütet hat 
—- eine Verschärfung der Kornzölle. 
Ein solches Verlangen im gegenwärtigen 
Augenblick beweist, was es mit der Arbeiter 
freundlichkeit auf sich hat, mit der sich Herr- 
Stöcker in der Herforder Versammlung brüstete. 
— Wieder einmal zeigt sich, daß die im 
Sinne einer angeblich nationalen Wirthschafts 
politik rings um Deutschland gezogene hohe 
Schutzzollmauer mit der Zeit von ihren 
Erbauern selbst an einzelnen Stellen nieder 
gelegt werden muß. Die Konventional 
tarife zum deutsch-schweizerischen 
Handelsverträge enthalten betreffs des 
deutschen Zolltarifs eine Reihe erheblicher 
Zollherabsetzungen, ja das Ergebniß 
dieser neuen vertragsmäßigen Abmachungen 
läßt sich dahin zusammenfassen, daß die spe 
ziell gegen die schweizer Konkurrenz gerichteten 
deutschen Zollerhöhnngen des Jahres 1885 
großentheils oder vollständig wieder rückgängig 
gemacht werden. 
— Die Nachrichten über die beab 
sichtigte Erhöhung der Anforderung 
zum einjährig-freiwilligen Militär 
dienst geben immer wieder der Vermuthung 
Raum, daß sie einer weitverbreiteten Ab- 
Alma?" 
„Mit Gottes Hülfe, — zu meiner großen 
Befriedigung und daß ich es gestehe, auch 
Ueberraschnng, so gut als möglich. In der 
Regel pflegen die uns zugeführten Kranken 
während der ersten Tage in Folge der 
Trennung von ihrer Familie und ihren Ver 
hältnissen nur aufgeregter zu werden. Bei 
Frau von Steudten ist dies nicht eingetreten, 
— was ich als günstigen Umstand betrachten 
zu können glaube. Natürlich steht Alles auch 
ferner in Gottes Hand! Wir Aerzte können 
nur vor schädlichen Einflüssen behüten und 
durch geeignetes Verfahren die gesunde, kräftige 
Natur unterstützen! Leider bin ich während 
der Beurlaubung eines jüngeren Collegen 
durch den Dienst in der Anstalt zu sehr in 
Anspruch genommen, um auch nur einen 
Augenblick nach Steudten, unserem gemeinsamen 
Freunde, zu sehen." 
_ (Fortsetzung folgt). 
W. Hamburg. 3. Decbr. 
WetterAussichten 
für den 4. Dezember. 
Auf Grund der Berichte der Hamburger Seewarte. 
lVon unserem meteorologischen Mitarbeiter.) 
Vielfach bedeckt und trübe mit Niederschlügen, 
bei wenig veränderte Temperatur, Nebel oder 
Nebeldunst, zum Theil Aufhellung rmd ziemlich 
klar. Lebhafte, später abnehmende und schwach) 
Winde. Strichweise Nachtfröste. 
*) Nachdruck verboten. 
Neigung der Beruf-Militairs gegen das In 
stitut der Einjährig-Freiwilligen entspringen. 
Schon daß die außerhalb der Kasernen 
wohnenden jungen Leute nicht vollkommen 
unter der militairischen Zucht stehen, ist un 
bequem. Sie plaudern aus der Schule und 
dgl. Da giebt es denn wohl gelegentlich eine 
„Gcneral-Abrüffelnng", wie sie einst 
die Einjährig-Freiwilligen des Garde-Füsilier- 
Regiments, und zwar bald nach dem Re 
gierungsantritt König Wilhelm I. erlebten. 
„Sämmtliche Einjährigen", hieß es, „treten 
um 1 Uhr vor dem Oberst im Exerzierhause 
an!" Es waren ihrer nicht weniger als 75. 
Hier erwartete sie der grimme Oberst von 
Loewenfeld, der nachherige berühmte 
General. Mit rollenden Augen schritt er 
hastig auf und ab, sprach von „Schnüre ab 
schneiden" und „drei Jahre dienen", von 
der Volkszeitnng „nur einen Zug einmal 
führen und noch ganz andere Dummheiten 
machen" u. dgl. m. Natürlich stürmte nach 
diesem Donnerwetter Alles in die nächsten 
Kneipen und fiel über die Volkszeitung her. 
Da stand denn die Bescheerung, von der die 
Meisten noch gar nichts wußten. Lientenant 
v. P., ein richtiger Haudegen, aber sonst ge 
rade kein Licht, hatte Rekruten Freiübungen 
machen lassen: „Rechtes Bein aufwärts 
beugt! Linkes Bein aufwärts beugt! Halt!" 
Und indem er die Front herab sah, hatte er 
gernfen: „Welcher Schafskopf beugt denn die 
beiden Beine aufwärts?" Geschrieben 
hatte es Keiner von den Einjährigen, vielleicht 
nicht einmal weiter erzählt, aber der Verdacht 
hatte sich trotzdem sofort auf die Träger der 
schwarz-weißen Schnüre gelenkt. 
Melle, 2. Dez. Im hiesigen Kreise fielen 
bei der gestern vollzogenen Reichstags- 
Stichwahl bis jetzt auf den Welfen A r n s - 
waldt ca. 3500, auf Sattler (nat.-lib.) 
ca. 1200 Stimmen. 
Stettin, 1. Dec. Soeben fand der 
Stapellauf des ersten Doppel - 
s chrauben-Schnelldampfers der Ham 
burg - Amerikanischen Packetfahrt - Gesellschaft 
auf der Werft des „Vulcan" zu Bredow 
statt. Der Kaiser und die Kaiserin hatten 
die Erlaubniß ertheilt, daß das Schiff den 
Namen „Victoria Augusta" führe. Die 
Taufe vollzog in Stellvertretung des Kaisers 
Fräulein Nissen aus Hamburg, die Tochter 
des Vorsitzenden des Anfsichtraths der Packet- 
fahrt-Gesellschaft. 
Stettin, 1. Dec. (H. C.) Während des 
Festessens verkündigte Tietgens, daß Senator- 
Schurz die Vertretung der Hamburg-Amerika 
nischen Packetfahrt-Aktien-Gescllschaft in Nord 
amerika übernommen habe. Die Nachricht wurde 
von der Versammlung mit Jubel begrüßt. 
Leipzig, 1. Dec. Redacteur Fritzsch 
von der „Antisemitischen Korresp." wurde 
wegen Gotteslästerung und Religionsbeschim 
pfung, enthalten in dem sog. „Antisemiten- 
Katechismus", zu einer Woche Gefäng 
niß verurtheilt. 
Braunschweig, 1. Dec. Staatsminister 
Graf Görtz-Wriöberg reichte sein Ab 
schiedsgesuch ein. 
Nürnberg, 1. Dec. Das Bezirksamt ver 
bot auf Grund des Sozialistengesetzes die 
Abhaltung einer für morgen in der Land 
gemeinde Doos angekündigten Versammlung, 
in welcher der bei dem sozialistischen Reichs- 
tagsabgeordnetcn Grillenberger angestellte 
Buchhalter Oertel über die Alters- und Jn- 
validcnversorgung der Arbeiter sprechen 
wollte. Das Verbot verweist auf Oertels 
Auftreten in einer kürzlich stattgehabten Ver- 
sammlung. 
Provinzielles. 
Kiel, 1. Decbr. Heute Mittag 12 Uhr 
fand auf dem Rathhause die feierliche Ein 
führung des Herrn Bürgermeisters Fuß statt. 
Eckernförde, 30. Nov. Eine schauerliche 
Szene spielte sich in der Eckernförder Bucht 
ab; dort wurden der Händler Jochims und 
der Fischer Mohl vom letzten orkanartigen 
Sturm überrascht. Der Sicherheit halber 
warfen sie den Anker aus; allein das Tau 
riß den Jochims aus dem Boot und zog ihn 
in die Flnthen hinab. Verzwciflungsvoll griff 
der Versinkende nach der ausgestreckten Hand 
seines Begleiters; in Todesangst erfaßte 
er sie und hielt sie mit eisernem 
Griffe fast eine volle Stunde krampf 
haft fest, nachdem der Tod schon längst 
eingetreten war. Nach einer qualvollen 
Stunde wurde dein Ucberlebcnden endlich Hilfe 
zu Theil; er wurde von dem Griff des Todten 
befreit, allein sein Zustand ist ein sehr bedenk 
licher. 
= Kichspiel Nortorf, 1. Dec. Sieben 
Nortvrfer Damen haben sich zu einem Komitee 
zusammengethan und richten an alle Freunde 
des Arbeitshauses die Bitte, sich bei den 
Weihnachtsbcscheerung der alten Alumnen 
durch ein kleines Geschenk zu betheiligen. 
Möchte dieser Aufruf wie früher, so auch in 
diesem Jahre guten Erfolg haben, damit den 
alten Leuten am Weihnachtsfeste auch in die 
ser Beziehung eine Weihnachtsfreude zn Theil 
werden kann. — Am 4. Dec. findet in Nor 
torf die erste dieswinterliche Versammlung im 
landwirthschaftlichen Verein statt. Der Herr 
Wanderlehrer Dr. P l ö n n i s wird einen Vor 
trag halten, über das sehr zeitgemäße Thema 
„Die Fütterung des Rindviehs mit Rücksicht 
auf die schlechtgeborgenen Futtcrvorräthe." — 
Der Herr Schuhmachermeister Todt aus 
Neumünster befand sich kürzlich mit seinem 
Geschäftswagen in Langwedcl. Als Ersterer 
sich in ein Haus begeben hatte, scheuten die 
Pferde und rannten mit dem Wagen längs 
der Dorfstraße, wobei ein Rad auf einen am 
Wege liegenden größeren Stein stieß, so daß 
der Wagen umschlug. Durch Festhalten der 
Pferde wurde einenl noch größeren Unglück 
vorgebeugt. Der Wagen war stark beschädigt. 
II Albersdorf, 1. Dez. Die Beförderung 
und Unterbringung der demnächst eintreffenden 
Materialien und Geräthschaften, welche auf 
der von Herrn Sager übernommenen Strecke 
bei Grünthal beim Ban des Nord-Ostsee- 
Kanals Verwendung finden werden, hat die 
Errichtung einer eigenen Haltestelle dort, welche 
dem Vernehmen nach mit einem Assistenten 
besetzt werden soll, nöthig gemacht/ Seit 
Anfang voriger Woche wird an der Anlage 
der Weichen bereits gearbeitet. 
± Embürcn, 1. Dec. Wegen der hier 
noch immer herrschenden Masernepidemie hat 
man von einer Wiedereröffnung der hiesigen 
Schule bisher noch Abstand nehmen müssen, 
die Krankheit scheint jedoch im Abnehmen be 
griffen zu sein. — Eine definitive Entschei 
dung betr. den Schulbau in Frendenberg 
ist bisher noch, soweit bekannt, nicht gefällt. 
Die Steine zum Bau sind schon angefahren, 
ob aber das Haus wieder in Frendenberg zu 
stehen kommt, ist noch fraglich. 
< Hohenwestedt. 30. Nov. Die Zahl der 
Confirmanden aus unserm Kirchspiel beträgt 
in diesem Winter ungefähr 96, davon sind 
ca. 50 Knaben und 46 Mädchen. Die 
größte Anzahl Mädchen stellt Hohenwestedt, 
nämlich 17, die größte Anzahl Knaben Nicn- 
borstel, nämlich 11. 
&& Todenbüttcl, 1. Dec. Zur Zeit ist 
der Handel in Schweinen in unsern Gegcn- 
genden sehr lebhaft, wenn auch die Preise von 
34 Mk. auf 32 Mk. gefallen sind. Daß 
à in diesem Jahre die Schwern-rn-ist..ng 
zurückgeht und nicht in demselben Umfange 
wie sonst betrieben wird, ist, wie man von ver 
schiedenen Seiten hört, mit Rücksicht ans 
die hohen Kornpreise leicht erklärlich. 
SS Wapclfeldt, 1. Dec. Das Project, 
hierorts auch eine Genossenschafts-Meierei zu 
gründen, beziehungsweise sich einer der be 
nachbarten Meiereien anzuschließen, scheint 
vorerst aufgegeben zu sein. 
X. Rendsburg, 3. Dez. In der am 
Sonnabend Abend stattgehabten Kommissions 
sitzung zur Berathung eines Statuts für den 
neu gegründeten „Bürger-Verein" wurde be 
schlossen, von der Einberufung einer Ver 
sammlung behufs Vorlage desselben vor 
Weihnacht Abstand zu nehmen mit Rücksicht 
darauf, daß voraussichtlich viele derjenigen 
Bürger, welche daran theilnehmen möchten, 
durch das Weihnachtsgeschäft daran verhindert 
seien. Auch ist es natürlich, daß die Bor- 
berathung der Statuten ein größeres Maß 
von Zeit verlangt, als im Allgemeinen leicht 
vorausgesetzt wird. 
r Rendsburg, 3. Decbr. Am gestrigen 
Sonntage zogen Haufen von fremden Arbeitern 
durch die Straßen, welche sämmtlich auf der 
Brust und an der Mütze kleine Blechschilder 
trugen. Es waren die in Sehestedt und 
Königsförde stationirten Arbeiter des Nord- 
Ostsee - Kanals, welche nach hier gekommen 
waren, um sich die für den persönlichen Ge 
brauch nothwendigen Sachen einzukaufen, da 
diese Sachen, wie erzählt wurde, in den Ver 
kaufsstellen der Baracken wesentlich theurer sei« 
sollen. Es kam auch vor, daß einige dieses 
Leute von der Polizei angehalten und nach 
ihren Papieren gefragt wurden, mithin wird 
das sichtbar getragene Abzeichen für die Polizc' 
als nicht genügend legitimirend erachtet. 
1 Rendsburg, 3. Dec. Seit einigen Tagen 
treffen ungeheure Ladungen von Schienen" 
Material für die Erdarbeiten zum Nord" 
Ostsee-Kanal auf dem hiesigen Bahnhöfe cin- 
Dasselbe wird sofort auf Schiffe verladen n" 1 
nach Sehestedt und Königsförde zu geheN- 
Eine große Anzahl von den sog. Kippkarren, 
für den Transport der Erde bestimnrt, lagft 
auch bereits am Bahnhöfe, um ebenfalls rşş 
telst Schiffe nach ihrem Bestimmungsort trans- 
portirt zu werden. Am gestrigen Sonntag 
wurde ain Ladnngsplatze gearbeitet damit dl 
günstige Witterung benutzt werden konnte, . da 
Material noch mittelst Schiffe zn transportircn.
	        
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