Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 2)

Italien. 
Arm, 23. Nov. Dem „Osservatore Ro 
mano" zufolge könne die Nachricht, der Papst 
würde im Falle eines Krieges, an welchem 
Italien aktiv theilnähme, Rom verlassen, 
weder bestätigt noch dementirt werden. Das 
Richtige dürfte mit der Annahme getroffen 
werden, daß wirklich der Tag kommen könnte, 
wo der Papst, wenngleich mit Bedauern, Rom 
verließe. Dieses würde geschehen, wenn die 
Lage des Papstes sich so gestalten sollte, daß 
demselben keine Freiheit zur Action oder Kom 
munikationen mit der katholischen Welt bleiben 
sollte. 
Rom, 22. Nov. Die Blätter der Haupt 
stadt erkennen den friedlichen Ton der deutschen 
Thronrede an. Die „Tribuna" warnt 
jedoch vor allzu großem Vertrauen in den 
Frieden zu einer Zeit, da überall, besonders 
in Deutschland, neue riesige Militärkredite ver 
langt werden. 
Inland. 
Berlin, 22. Nov. Die heutige Eröff 
nung des Reichstages im Weißen Saal 
deS Schlosses stand an Prachtcntfaltung be 
greiflicher Weise etwas hinter der letzten im 
2uni zurück, an welcher die gesammten Bundes- 
fllrsten theilnahmen. Sie unterschied sich aber 
durch das Aufgebot höfischen Gepränges doch 
noch etwas von denselben Akten unter dem 
verstorbenen Kaiser Wilhelm. Der früher 
nicht übliche Aufmarsch der Schloßgarde 
compagnie unter Führung von etwa einem 
Dutzend Offizieren war von der letzten Er 
öffnung beibehalten worden. Dröhnenden 
Schrittes marschirten diese, nachdem die Mit 
glieder des Reichstages dem Throne gegenüber 
und die des Bundesraths zur linken Seite 
desselben sich gruppirt hatten, in den Saal, 
nahmen an der einen Schmalseite desselben 
Aufstellung und die ungewohnten Kommando 
worte: „Halt! Front! Richt Euch!" erregten 
einiges Aufsehen. Der Kaiser kam sehr 
langsamen Schrittes unter Vorantritt der 
Pagen und des großen Hofdienstes, gefolgt 
von den hier anwesenden Prinzen in den 
Saal, durch ein von dem Vicepräfidenten des 
Reichstages Dr. Buhl ausgebrachtes Hoch 
begrüßt. Der Kaiser, in der Uniform der 
Garde du Corps stieg die Stufen des Thrones 
hinauf, die Prinzen nahmen rechts von ihm 
Aufstellung; in den Hoflogen erschienen die 
Kaiserin, die Prinzessin Albrecht mit ihren 
Söhnen, der Herzog und die Herzogin von 
Aosta. Von den Reichstagsabgeord 
neten waren etwas über hundert anwesend, 
hauptsächlich der konservativen und der national 
liberalen Fraktion angehörig. Die bunten 
Uniformen verschiedenster Art herrschten vor, 
der bürgerliche Frack war in der Minderzahl. 
Vor der Verlesung der Thronrede setzte der 
Kaiser den Helm auf. Er las die Rede in 
kurzen Absätzen in dem ihm eigenen hellen 
Kommandotone. Bei einzelnen Stellen der 
selben machten sich Beifallskundgebungen be 
merkbar. Nach Beendigung der Rede erklärte 
Minister v. Bötticher den Reichstag für 
eröffnet. Die Schloßgardisten nahmen auf 
Kommando Gewehr ab, der Kaiser_ verneigte 
sich vor der Versammlung und verließ, wäh 
rend der bayerische Gesandte Graf Lerchcn- 
feld ein Hoch auf ihn ausbrachte, mit seinem 
Gefolge den Saal. 
— Bei der Ersatzwahl zum Reichstage 
in Jnstcrburg-Gumbinneu ist, wie das 
Wolffsche Telegraphenbureau meldet, der Kan 
didat der Konservativen Ober-Regierungsrath 
Dodillet mit einer Majorität von etwa 1000 
Stimmen gewählt worden. — Dieses Wahl 
ergebniß kennzeichnet auch hier einen starken 
Rückgang der konservativen Stimmen, denn 
im Jahre 1887 siegte der konservative Kan 
didat nnt einer Mehrheit von 6000 Stimmen, 
nämlich 12,241 gegen 6082, über den frei 
sinnigen Kandidaten. 
—• Die offiziös unterrichtete „Straßb. Post" 
kündigt eine Erhöhung des Tabakszolls 
(nicht der Tabakssteuer) unter gleichzeitiger 
Kontingentirung des einheimischen Tabaks 
baues als Vorbereitung für die Einführung 
des Tabaksmonopols an. 
— Die Deutsch konservativen haben 
am Freitag im Reichstage den Antrag, be 
treffend den Befähigungsnachweis der 
Handwerker, wieder eingebracht. 
— Wenige Tage, nachdem Offiziere und 
Mannschaften des deutschen Kreuzergeschwaders 
in Triest, Fiume und Pola Berbrüderungs- 
feste mit ihren österreichisch - ungarischen 
Kameraden gefeiert haben, an demselben 
Tage, an welchem Kaiser Wilhelm II. 
in Person den deutschen Reichstag er 
öffnet, erscheint in einem kartellpar 
teilichen Berliner Blatte ein „Deutsch 
feindliches aus Oesterreich" betitelter Artikel, 
welcher versteckte aber deutlich erkennbare An 
griffe gegen den Kronprinzen Rudolf von 
Oesterreich schleudert. Angriffe, welche so 
unerhört sind, daß sie unmöglich mit Still 
schweigen übergangen werden können. Kron 
prinz Rudolf, bekanntlich durch die Bande 
innigster Freundschaft mit unserem Kaiser 
verbunden, wird im „Deutschen Tageblatt" 
als deutschfeindlich hingestellt: 
Seitdem es bekannt ist, daß eine sehr hohe 
Person — im Gegensatz zum Kaiser Franz 
Jeseph — eine von Haß und Neid ge 
speiste geradezu krankhafte Abneigung 
gegen den deutschen Kaiser bekundet, 
glaubt eine gewisse Gattung industriöser 
Journalisten in Wien, deren Zahl von Tag zu 
Tag zunimmt, ein gutes Geschäft machen zu 
können, indem sie einen Wechsel, dessen Fällig 
keit die Geschichte bestimmt, schon jetzt discon- 
tiren. In einer Verherrlichung des 
Kronprinzen Rudolf von Oesterreich be 
richtete dieser Tage der Pariser „Figaro" aus 
Wien, wie die Gestalt des Kronprinzen Ru 
dolf sich seit einiger Zeit in Umrissen abhebe, 
welche allerseits Aufmerksamkeit und Sympathie 
wachrufe. Von ihm und mit ihm erwarte 
das österreichische Volk etwas ganz Außeror 
dentliches. Noch sei er fern vom Throne, aber 
ein Factor, mit dem inan zu rechnen habe, 
welcher dereinst auf der Bühne des alten 
Europas eine wichtige Rolle spielen werde. 
Dem Pariser „Figaro" will es scheinen, daß 
die Ueberlieferungen der Regierung Maria 
Theresias in dem Kronprinzen Rudolf einen 
leidenschaftlichen Bewunderer gefunden haben. 
Kronprinz Rudolf sei für den Dualismus ohne 
Vorbehalt, aber er wolle kein Oesterreich, 
das der Vas all sein er Verbündeten sei. 
— Von sozialdemokratischer Seite 
wird, wie man hört, im Reichstag der 
Antrag auf Aufhebung der Getreide 
zölle im Hinblick auf die in neuester Zeit 
eingetretene Steigerung der Brodpreisc gestellt 
werden. Der Antrag wird jedenfalls auch 
von anderer Seite unterstützt werden. Man 
wird wieder einer lebhaften Debatte über die 
Frage der Getreidezölle und ihrer Wirkungen 
entgegensehen dürfen. An einen praktischen 
Erfolg des Antrages wird aber im gegenwär 
tigen Augenblick leider kaum zu denken sein. 
Berlin, 21. Nov. Es wird berichtet, daß 
in der bevorstehenden Reichstagssession 
im Voraus für all' und jede Ausgabe In 
demnität zu bewilligen!" — 
„Bitte, Herr Rittmeister! Wir haben 
unsere festen Bedingungen, und es geschieht 
ohnedies für unsere Pflegebefohlenen Alles, 
was nach Wissenschaft und Erfahrung zulässig 
und wünschenswerth ist." 
Der Ton, mit dem der Geheimrath diese 
Worte sprach, die ablehnende Handbewegnng, 
mit der er gegen Steudten's Zumnthung zu 
protestiren schien, hatten etwas Theatralisches. 
— Verfehlten sie auch, auf Steudten nicht 
den beabsichtigten Eindruck hervorzubringen, 
so erweckten sie doch in Burgsdorf, der die 
Geldgier seines Chefs kannte, zum ersten 
Mal ein unbestimmtes Gefühl des Mißtrauens 
gegen die von jenem stets selbst hervorgehobene 
hohe Ehrenhaftigkeit. 
Steudten hatte sich erhoben, um sich zu 
verabschieden. — Ihm war in diesen hohen 
Räumen, als mangelte ihm die Luft, und 
er müsse hinaus in's Freie, um nicht zu 
ersticken. 
Seine Frau im Irrenhaus. Alma geistig 
umnachtet und vielleicht für immer! Ent 
setzlicher Gedanke! — Burgsdorf hatte ihm 
zwar feste Hoffnung gemacht, sie in einigen 
Monaten wieder herzustellen. Aber ihm war 
doch, als müßte er zusammenbrechen! — 
Durfte er seinen Liebling morgen wieder 
sehen? Das mußte er wissen, und er inter- 
pellirte daher über diesen Punkt den Ge 
heimrath. Leider stimmte ihm die Antwort 
des Chefs noch trüber; ein Wiedersehen 
könne er zunächst nicht gestatten, aber, fügte 
er hinzu, „Sie werden ja von Herrn Doctor 
Burgsdorf gern mit Nachrichten versehen 
werden, und auch den Zeitpunkt erfahren, 
wann ich Sie zum ersten Mal zu Ihrer 
Frau Gemahlin führen darf." 
„Frau Professor Doctor Bieberstein läßt 
fragen, ob der Herr Geheimrath zu sprechen 
sind," trat meldend der Diener ein. — 
Steudten benutzte diesen Moment, um sich 
von dem Geheimrath Tollkampf zu verab 
schieden, von Burgsdorf begleitet, wanderte er 
der Bahn zu. Seinen Wagen hatte er nach 
der Ankunft in Friedrichshagen nach Berlin 
zurückgesandt. 
Am Gartenthor lehnte er aber energisch 
die weitere Begleitung Burgsdorfs ab, ergriff 
aber die dargereichte Rechte und fragte noch 
mals mit bebender Stimme: „Werden Sie 
mir bald mein Weib wiedergeben, lieber 
Freund?" 
„Ich hoffe mit Gottes Hülfe das Beste!" 
(Fortsetzung folgt). 
bei der Berathung der alljährlichen Denk 
schrift über die Handhabung des Sozialisten 
gesetzes folgende kuriose Gegenstände auf den 
TischdesHausesnieder gelegt werden 
sollen: ein weiß-schwarz-rothes Taschentuch, 
ein rother Shlips und ein rother Regen 
schirm. Mit diesen Dingen soll es nach 
der „Köln. Ztg." folgende Bewandtniß haben: 
Das weiß-schwarz-rothe Schnupftuch ist durch 
drei sächsische Gerichtserkcnntnisse in allen 
Instanzen für ein „rothes", also im König 
reich Sachsen verbotenes revolutionäres Ab 
zeichen erklärt worden. Die Sozialdemokraten 
dagegen behaupten, das Taschentuch sei weiß- 
schwarz-roth, also nicht revolutionär, und 
wollen zum Beweis dafür das Original- 
Schnupftuch vorlegen. Der Träger des rothen 
Shlipses ist von der Polizeibehörde in Gera 
mit einem Strafmandat von 3 Mark bedacht 
worden, weil er am 21. Oktober d. I., also 
dem Tage des zehnjährigen Jubiläums des 
Sozialistengesetzes, durch das Tragen des 
rothen Shlipses gegen das Sozialistengesetz 
demonstrirt haben soll. Der rothe Regenschirm 
endlich soll seiner Zeit dem früheren sozial 
demokratischen Abgeordneten Geyer aus Sachsen 
gelegentlich eines Ausfluges als revolutionäres 
Abzeichen abgenommen, aber später wieder 
zurückgestellt worden sein. 
— Die freisinnige Partei hat folgende drei 
Anträge im Reichstage eingebracht: 
1. Der Reichstag wolle beschließen, die ver 
bündeten Regierungen zn ersuchen, noch im 
Laufe dieser Session dem Reichstage den Ent 
wurf eines Nachtragsgesetzes zur Gewerbe 
ordnung vorzulegen, betreffend die weitere 
Ausbildung der A r b e i t e r s ch u tz g e s e tz - 
gebung in Ansehung der Frauen- 
und Kinderarbeit. 
2. Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, 
dem Reichstage baldthunlichst den Entwurf 
eines Gesetzes, beereffend die Einführung 
von Gewerbegerichten, vorzulegen, mit 
der Maßgabe, daß die Beisitzer derselben zu 
gleichen Theilen von den Arbeitgebern und 
von den Arbeitern in getrennten Wahlkörpern 
und in unmittelbarer, gleicher und geheimer 
Abstimmung gewählt werden. 
3. Der Reichstag wolle beschließen: 
mit Rücksicht auf die in den letzten Jahren 
vielfach vorgekommenen Verstöße gegen den 
§ 43 Absatz 3, 4 und 5 der Gewerbeordnung 
für das Deutsche Reich, gegen tz 17 des 
Wahlgesetzes für den deutschen Reichstag vom 
31. Mai 1869, gegen die ZK 9 und 28 des 
Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen 
Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 
21. Oktober 1878 den Herrn Reichskanzler 
zu ersuchen, darauf hinzuwirken, daß die ver 
bündeten Regierungen die Nachgeordneten Be 
hörden mit Instruktion dahin versehen, daß 
die genannten gesetzlichen Vor 
schriften in Zukunft genau be 
obachtet werden. 
Aus Hessen - Darmstadt, 22. Nov. Auf 
einer am Sonntag in Pfungstadt abgehaltenen 
national liberalen Partciversamm- 
lnng erklärte, wie berichtet wird, Oberbürger 
meister Mi quäl von Frankfurt in einer län 
geren Rede u. A.: Er habe nie das Wort 
„Reichsfeind" in den Mund genommen 
und er halte dafür, daß wir nicht eine Partei 
hätten, die nicht die Größe und Macht des 
Vaterlandes wolle. 
Hamburg, 22. Nov. Die Schreckens - 
künde von dem Entspringen meh 
rerer Krokodile im hiesigen Hafen vom 
Bord des Schiffes „City of Lincoln" im ver 
flossenen Sommer lieferte heute noch vor dem 
Gericht ein kleines Nachspiel. Der Kapitän 
der „City of Lincoln", Frederic Frey, hat 
einen gerichtlichen Strafbefehl auf 50 Mark 
erhalten, weil er wilde Thiere, Alligatoren, 
an Bord gehabt hat, ohne die gesetzlichen 
Vorsichtsmaßregeln angewandt zn haben. 
Kapitän Frey, der der deutschen Sprache nicht 
mächtig ist, hat Einspruch erhoben und erklärt, 
daß die in Newyork an Bord genommenen 
46 Alligatoren in einem eigens dazu her 
gerichteten mit Segeltuch überspannten Boot 
untergebracht worden und genügend versichert 
gewesen seien. Die beiden entsprungenen, 
ober wieder eingefangenen Alligatoren seien 
5 Monate alt gewesen und in Folge der am 
Bord herrschenden Hitze erwacht, während die 
sämmtlichen Thiere sonst immer schliefen. 
Das Gericht ist der Ansicht, daß der Kapitän 
die nöthigen Vorsichtsmaßregeln nicht ange 
wandt habe, und verurtheilte ihn zu 30 Mk. 
Geldstrafe event. 6 Tagen Haft. 
Hamburg, 22. Nov. In der hiesigen St. 
Petrikirche vollzog sich gestern eine Hochzeit 
unter seltenem Glanz und Prunk. Dr. Georg 
v. Bleichröder aus Berlin vermählte sich 
mit der Tochter des hiesigen Kommerzienraths 
Alexander. Der Polterabend fand unter 
einer seltenen Pracht von altdeutschen Kostüm 
aufführungen statt. Die Eltern beider Fa 
milieu rechnen bekanntlich zu mehrfachen 
Millionären, und die Mitgift der jungen 
Frau ist eine sehr erhebliche. 
Provinzielles. 
Altona, 24. Nov. Große Noth herrscht 
unter den Verkäufern von Weihnachts- 
büumen. Aus diesem Verkauf war ein 
Gewerbe erwachsen, welches in der schweren 
Winterszeit zahlreichen Familien eine sehr 
willkommene Einnahmequelle eröffnete. Die 
einzelnen Verkäufer hatten mit der Zeit sich 
einen von der Kollegenschaft unbestrittenen 
Standplatz und feste Kundschaft erworben, 
die in mehreren Fällen 25 bis 30 Jahre alt 
waren. Mit einem Schlag hat jetzt die nene 
Straßenpolizeiordnnng diesen Handelszweig 
vernichtet, da sie jedes Feilhalten von Han 
delsartikeln verbietet. Vergebens sind die 
Händler bei dem Polizeichef wegen Abände 
rung der Vorschrift eingekommen. Es wurde 
ihnen mitgetheilt, daß das Verbot nicht zurück 
genommen werden könne. In Folge dessen 
sehen viele Familien einem traurigen Weih 
nachten entgegen. 
Neumünster, 22. Nov. Die sämmtlichen 
Provinzialvereine der akademisch gebildeten 
Lehrer in Preußen fertigen Anciennetätslisten 
an, bezw. haben es schon gethan. Die „An- 
ciennetätsliste der akademisch gebildeten Lehrer 
an den schleswig-holsteinischen höheren Lehr 
anstalten" ist dieser Tage vollendet und den 
Vereinsmitgliedern zugestellt worden. Den 
Vorstand des Provinzialvereins bilden zur 
Zeit Director Prof. Dr. Wallichs-Rends- 
burg, Director Dr. Müller-Flensburg, Ober 
lehrer Dr. Schnlthes-Rendsburg, or- 
dentl. Lehrer Knüppel-Rendsburg und 
Rector Ostendorf-Neumünster. 
Wyk a. Föhr, 23. Nov. Gestrandet ist 
ans Sylt das Schiff „Annemaude", Kapt. 
Williams, mit Schiefer von Bangor (Wales) 
nach Hamburg bestimmt. 
C3 Rendsburg, 23. Nov. Vor einiger 
Zeit wurde bei den hiesigen Volksschullehrern 
angefragt, ob Jemand geneigt wäre, im nächsten 
Sommer einen Kursus im Handfertigkeits 
unterricht in Leipzig durchzumachen. Wir wir 
erfahren, haben sich mehrere Lehrer bereit er 
klärt, unter gewissen Bedingungen diesen Kursus 
durchzumachen. In maßgebenden Kreisen be 
schäftigt man sich also augenscheinlich mit dieser 
Angelegenheit. Wenn auch nicht zu verkennen 
ist, daß sich der Einführung dieses Unterrichts 
für unsere Stadt manche Schwierigkeiten ent 
gegenstellen werden, wäre doch die Ueberwin 
dung derselben gewiß wünschenswerth. Hierbei 
kommt es vor allen Dingen darauf an, eine 
geeignete Persönlichkeit für die Ertheilung 
dieses Unterrichts ausbilden zu lassen. Zur 
weiteren Orientirung in dieser Sache wird 
von einem Lehrer aus Schleswig demnächst 
im Arbeiterverein ein Vortrag über den Hand 
fertigkeitsunterricht gehalten werden. 
=4=: Rendsburg, 24. Nov. Nachdem wir 
in dieser Woche fortwährend Weststürme hatten, 
welche das Wasser der Eider so hoch auf 
stauten, daß die Ufer und niedrig gelegenen 
Deiche überflutheten und das ganze Wiesen 
terrain eine einzige Wasserfläche bildete, ist 
der Schiffs- und Dampfschiffsverkehr selbst 
verständlich behindert gewesen. Seit heute 
Nacht weht ein Generalsturm ebenfalls aus 
West und hat das Wasser noch um mehrere 
Fuß höher getrieben. Unser Hafenbassin, 
Mühlen- und Stegengrabcn laufen bereits 
über und einige Stellen am Schiffbrückenplatz 
sowie der tvestlichcn Schleuskuhle sind unter 
Wasser gesetzt. Seit 1881 (angeblich am 
19. Nov.) ist eine so hohe Sturmfluth hier 
nicht bemerkt worden. Zahlreiche Nachrichten 
von Schiffsnnfällen laufen ein und man muß 
leider befürchten, daß der augenblicklich noch 
andauernde Sturm weitere Opfer erfordern 
werde. — Das hier beheimathete Schiss 
„Maria", dessen Unglücksfall in diesem Blatte 
bereits gedacht worden, hatte mit einer Ladung 
Scheffelkies von Frankreich nach England eine 
Serie von Stürmen abzuhalten, wurde leck 
und mußte auf offener See verlassen werden 
Die Mannschaft wurde von englischen Fisches 
leuten gerettet und ist, nachdem dieselbe »ns 
der „Humber" gelandet worden, gestern hier 
eingetroffen. 
Mittheilungen aus dem Publiknin- 
Die Redaction stellt die Benutzung dieser Rubrik, sow/si 
cS der Raum gestattet, dem Publikum jitr Besprecht« 
von Angelegenheiten allgemeinen Interesses zur .-«eil 
§ ung, verwahrt sich aber ausdrücklich dagegen, mit u 
snhalt identificirt zn werden und übernimmt dal 
keinerlei Verantwortung. 
Eingesandt. 
Ist es aus Sparsamkeitsrücksichten, o°e 
aus Vernachlässigung, daß die Betvohner 
Altstädter-Gärten in den letzten Tagen °k 
Abends im Dunkeln den Weg von der Sta° 
nach ihren Wohnungen Passiren müssen ^ 
Passanten der letzten Abende werden bezeu 
gen, daß man auf dem ganzen Wege no
	        
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