Ankunft in London von Geheimpolizisten in
Empfang genommen, und auch mehrere,
direkt von Deutschland gekommene Kaufleute
mußten ein strenges Verhör bestehen, weil sie
angeblich mit der als Mörder bezeichneten
Persönlichkeit eine auffallende Aehnlichkeit hatten.
London, 21. Nov. Ein Mordversuch
ist an einer Frau heute Vormittag in einem
Zimmer von Georgestreet (Spitalfields) gc-
niacht worden. Die Frau, welcher in den
Hals geschnitten ist, befindet sich noch am
Leben. Der Thäter ist entkommen.
London, 20. Nov. Nach aus Auckland
heute eingetroffenen Nachrichten hißte das
britische Kriegsschiff „Hyacintha" auf den
Herveyinseln die britische Flagge auf.
Bulgarien.
Sofia, 19. Nov. Anläßlich des Jahres
tages der Schlacht von Slivnitza wurde
heute ein feierliches Requiem und Tedeum in
der Kathedrale abgehalten. Auch veranstalteten
die Offiziere des 1. Infanterie-Regiments der
hiesigen Garnison ein Banket, welchem der
Fürst, die Minister und mehrere Deputirte
beiwohnten. Gegen Ende des Diners brachte
Fürst Ferdinand dem „N. W. Tagbl."
zufolge einen Toast auf den Sieger von
Slivnitza aus. Die Offiziere sandten sofort
dem früheren Fürsten, Prinzen Alexander von
Battenberg, ein Glückwunsch-Telegramm aus
Anlaß dieses Festes. Die offiziöse „Swoboda"
widmet dem Exfürsten Alexander einen Leit
artikel, in welchem sie sagt: „An diesem Tag
wird sich jeder Bulgare dessen erinnern, der
unsere tapferen Soldaten bei der Vertheidigung
des Vaterlandes führte. Der Name des
Fürsten Alexander schwebt heute Allen auf
den Lippen. Jeder fragt sich: „Wo ist er?"
Das Volk kann sich nur dessen schämen, daß
der Held dieses Tages außerhalb Bulgariens
weilen muß. Wenn Fürst Alexander für den
Thron todt ist, so soll und wird doch sein
Andenken im Volke leben."
Rußland.
Kronstadt, 21. Nov. (H. C.) Der Sturm
hat nicht, wie erwartet wurde, das Eis aus
einandergerissen, sondern dasselbe zusammen
gestaut und aufgethürmt, wodurch das Fahr
wasser verpackt ist. Demnach ist die Schiff
fahrt hier als geschlossen zu betrachten.
Inland.
Berlin, 21. Nov. In der Denkschrift
und Vorlage betreffs Errichtung eines Denk-
nials für Kaiser Wilhelm wird bemerkt, daß
als Platz für Errichtung desselben nur der
große Straßenzug vom Königlichen Schloß
Unter den Linden nach dem Thiergarten in
Betracht komme. Die Frist für die Einrei
chung der Entwürfe ist auf neun Monate be
stimmt; neun Preise im Betrage von 100,000
Mark sind ausgesetzt.
— Die Aeußerungen des Kaisers
über die Breslauer Wahlen sind sicher ge
eignet, die ernstesten Betrachtungen anzuregen.
Ein sehr weit rechts stehendes Blatt, der
„Hamb. Corr.", spricht sogar offen die tiefen
Bedenken aus, die ihm der Zwischenfall im
Interesse der Krone selbst nahelegt. Es
befürchtet, daß persönliche Aeußerungen
d e s H e r r s ch e r s, wie sie bei der Ueberreichung
des Begasbrunnens und zunächst in Breslau
gethan sind, den Bestrebungen in die Hände
arbeiten, den Herrscher von der hohen Stel
lung über den Parteien herab ins Partei
getriebe zu ziehen."
„Auch zeigen sich (sagt dies Kartellblatts An
läufe, dem Ergebniß der Wahlen die Bedeutung
einer Art von Plebiscits napoleonischen Ange
denkens beizumessen. Roch sind es zum Theil
vielleicht selbst nicht klar bewußte Anfänge, mit
denen man es zu thun hat. Allein bei einem
vom monarchistischen wie konstitutionellen Stand
punkte so gefährlichen Beginnen empfiehlt es
sich, Alles zu vermeiden, was zu einerweiteren
Entwickelung derartiger Tendenzen führen
könnte. Wahrnehinungen dieser Art müssen
den patriotischen Beobachter mit einiger Be-
sorgniß erfüllen."
In liberalen Kreisen wird der Vorgang,
und zwar nicht etwa nur aus Parteirück
sichten, sondern aus gut monarchischen und
konstitutionellen Gründen, erst recht ernst auf
gefaßt. Man ist aber darum doch sehr weit
davon entfernt, den Muth sinken und sich in
seiner guten Ueberzeugung beirren zu lassen.
Berlin» 21. Nov. Die Wahlperiode
für den Reichstag läuft bekanntlich
erst mit dem 21. Februar 1890 ab.
Soeben aber kündigt eine Berliner Korre
spondenz in den „Hamb, Nachr.", welche von
der Redaktion als „aus gouvernemcnta-
len Kreisen zugehend" bezeichnet wird, die
Vornahme der nächsten Reichstagswahlcn schon
für den kommenden Herbst 1889 an. Es ist
dankenswerth, daß von Seiten der Regierung
diese Absicht einer früheren Vornahme der
Reichstagswahlen schon jetzt offen ausgespro
chen wird. Nunmehr können sich alle Par
teien auf diese Neichstagswahlen einrichten.
— Die „Norddeutsche Allgemeine Ztg." druckt
den Artikel der „Hamb. Nachr." über die
Reichstagswahl im kommenden Herbst ab ohne
Vorbehalt und bestätigt somit diesen Artikel.
Wir meinen dazu: Der Wahlkampf, welcher
diese augenscheinlich tendenziöse Versetzung des
Wahltermins zu Grunde liegt, dürfte leider
an Härte und Schonungslosigkeit alle anderen
vorangegangenen weit in den Schatten stellen.
Berlin, 20. Novbr. In der gestrigen
Bundesrathssitzung wurde beschlossen,
den Anträgen Hitze-Lohren zu dem Gesetz
entwurf, betreffend Abänderungen und Er
gänzungen der Gewerbeordnung (Arbeiter
schutzgesetzgebung), sowie den vom Reichstage
angenommenen Resolutionen, betreffend die
Beschränkung der Kinderarbeit außer
halb der Fabriken und die Veranstaltung einer
Enquete in Betreff des sogenannten Normal
arbeitstages, die Zustimmung zu versagen,
ebenso den Anträgen Lieber und Hitze wegen
Abänderung der Gewerbeordnung betr. Sonn-
taasarbeit.
Baron v. Arnswaldt, der Kandidat
der Deutschhannovcraner in Melle-Diep
holz, ist unlängst in der „Nationalliberalen
Korrespondenz" als Agrarier bezeichnet worden,
während die „Kreuzzeitung" ihn als solchen
nicht anerkennen wollte. Aus den Abstim
mungslisten ergiebt sich, daß Baron v. Arns
waldt gegen die Einführung des Ge
treidezolles und gegen den neuen Zoll
tarif von 1879 im ganzen gestimmt hat.
— In der Behandlung der aus
wärtigen Lage wird von den Offiziösen
wieder abgewiegelt. Die „Köln. Ztg." hat
Auftrag erhalten, zu erklären, daß man an
der Ueberzeugung, daß der Friede auf abseh
bare Zeit gesichert sei, entschieden festhalten
kann. „Niemand wird deshalb, weil Ruß
land im Hinblick auf die ungelöste Orient
frage sich wappnet, den Schluß ziehen, daß
Rußland in einer berechenbaren Zeit über
Oesterreich oder Deutschland herfallen werde;
Rußland bekundet lediglich seine Entschlossen-
Alma's Seele nimmt zu. Abwehrend streckt
sie die Rechte aus und eilt, Ellen mitziehend,
wie von Furien gepeischt davon.
In dem hinteren dunklen Theil des nahe
gelegenen Gartens vom „Restaurant zur
Krone" nimmt sie auf Ellen's inständige
Bitten von Neuem Platz, und hier findet
der Engel von Eisenach auch die Mittel, um
der furchtbaren Nervenerregung bei Frau von
Steudten wirksamer entgegenzutreten. — An
scheinend hat das verabreichte Brausepulver-
wohl gethan, — aber trotz aller Bitten,
hineinzukommen, in das Zimmer der Haus
frau, — verharrt sie wortlos, mehr und
mehr in sich zusanmiensinkend, unter leisem
Kopfschütteln auf ihrem unbequemen Garten
stuhl und hält nur Ellen's Hand fest, als
wolle sie dieselbe nimmer lassen.
„Wie soll das enden," fragte sich Ellen.
Mit der Bahn will sie nicht nach Berlin
fahren. Sie sendet nach einem Wagen.
Wie die Minuten kriechen! —_ —
Und dabei ertönen noch immer die Jammer
schreie derer herüber, die Verwandte und
Freunde vermissen, — erschüttern Jubelrufe
die Luft, wo Eltern ihre Kinder, Männer
ihre Frauen, Kinder die Geschwister gerettet
wiederfinden! Bei jedem neuen derartigen
Ruf ringt Alma wie in stummer Verzweiflung
die Hände, — aber kein Ton kommt über
ihre Lippen!! —
Es ist elf, dumpf mahnen die Schläge der
Uhr zur Heimkehr. — Noch immer erscheint
kein Wagen! Da rasselt ein Gefährt in
wahnsinniger Eile daher und biegt nach der
Bahn zu in die Albrechtstraße ein. — Steud
ten ist es, der aufrecht stehend im Wagen von
von tausend Qualen gemartert im wilden
Trabe herangejagt. Ellen stürzt an das
Gitter, — Steudten! Steudten gellt es
durch die Nacht, — ein Satz aus dem Wagen,
ein zweiter über den Zaun, — Wo? —
Wo? — Nun hat er sein Weib die sich
empor gerichtet, und wortlos die Arme aus
breitet am Herzen, — nnd trägt sie ohne
eine Silbe zu sagen, ohne einen Blick rechts
oder links zu werfen, auf seinen Armen zum
Wagen. Nachdem er die stattliche Gestalt,
wie ein kleines Kind in einer Ecke nieder
gelassen und sorgsam in einige Pferdedecken
gehüllt, tritt er zurück, reicht Ellen, die selbst
los neben dem Wagen steht, beide Hände,
und zieht sie, einen Kuß auf ihre Stirn
drückend, an seine Brust und sagt: „Nicht
wahr, von heute bist auch Du mir Schwester!"
Dann hebt er Ellen, die ihm zustimmend die
kleine brave Hand gereicht, an Alma's Seite
in den Wagen, bedeckte sie sorgsam mit seinem
Paletot, springt selbst hinein nnd donnert dem
Kutscher zu „Nach Hause!" (Forts, f.)
heit, in den nächsten Jahren beim etwaigen
Eintreten einer Krisis im Orient seinen In
teressen einen fühlbaren Nachdruck zu verleihen,
wie das ja auch vorher für den Kundigen
kein Geheimniß war." — Damit ist aber der
Friede nach wie vor auf die Spitze der
Bajonette gestellt.
— Die Ernennung des Grafen
Wilhelm Bismarck zum Regierungspräsi
denten in Hannover an Stelle des in den
Ruhestand tretenden Herrn v. Cranach steht
dem „Hann. Cour." zufolge demnächst bevor.
Die Ernennung ist, wie der „Hann. Cour."
hervorzuheben für nöthig hält, bereits von
Herrn von Puttkamer in Aussicht genommen
worden. Jedenfalls wird die Stellung des
Herrn v. Bennigsen dadurch eine eigenthüm
liche, von derjenigen aller anderen Oberpräsi
denten abweichende, daß ihm der Sohn des
vorgesetzten Ministerpräsidenten zur Seite ge
stellt ist.
— Nicht einmal als Feldmarschall
soll dem Kaiser Friedrich irgend ein
Verdienst von unsern Officiösen gegönnt werden.
Die „Post" nimmt aus einem Artikel der
„Vossischen Zeitung": Anlaß zu der Be
hauptung, daß das Verdienst an der be
rühmten Schwenkung, die zum Siege von
Sedan führte, einzig und allein dem Grafen
Mo like und nicht auch, wie die „Vossischc
Zeitung" behauptet hatte, dem Kronprinzen
zusammen mit Moltke und Blumenthal ge
bühre. Ebenso behauptet die „Post", daß der
Kronprinz gar nicht in der Lage gewesen wäre,
Entschließungen zu treffen, über die Beschießung
von Paris; hier habe Roon seine Ansicht
schließlich zur Geltung gebracht. Was diesen
Rechtsabmarsch anbetrifft, so heißt es in dem
Buch von Rennel Rodd: „Im königlichen
Hauptquartier in Barleduc wurde Kriegsrath
gehalten: der Plan, nur die VI. Armee und
die zwei bayerischen Korps von der 111. zur
Verhinderung des Vormarschs von Mac Mahon
zu schicken, wurde vom Kronprinzen bekämpft,
der die Ansicht vertrat, es sei von der aller
höchsten Wichtigkeit, alle verfügbaren Kräfte
zur Führung eines entscheidenden Schlages im
Norden zu verwenden, selbst auf die Gefahr
hin, dadurch den Vormarsch auf Paris zu ver
zögern. Sein Rath, unterstützt durch das
Gewicht der Meinung des Generals von
Blumenthal, drang durch, und so bewerkstelligte
die ganze Ul. Armee im Verein mit der vierten
den Rechtsabmarsch und eilte in forcirten
Märschen nach Norden." — In Ueberein
stimmung damit heißt es in den Anfzeichnungen
des Kronprinzen unter dem 20. August, daß
Moltke entschlossen sei, auf Paris zu gehen.
Damit ist obige Verkennung der Verdienste
Kaiser Friedrichs bei Seite geworfen.
Effen, 19. Nov. Unsere Stadt hat eine
Blüthe des Klassenwahlsystems aufzuweisen,
durch die sie einzig in Preußen dasteht. Sie
besitzt nänilich für die Kommunalwahlen nur
einen Wähler erster Klasse, Herrn
Krupp, der aso ein Drittel des Stadverord-
neten-Collegiums der 70 000 Einwohner
zählenden Gemeinde zu — wählen hat.
Herr Krupp hat sich erst heute wieder dieser
Pflicht unterzogen und fünf Stadtverordnete
gewählt.
Frankfurt a. M., 20. Novbr. Heute
Abend nach 10 Uhr hat sich vor dem
Hauptbahnhof ein größerer Eisenbahn
unfall ereignet. Der um 10 Uhr 15 M.
von Heidelberg hier fällige Personenzug der
Main-Ncckar-Bahn hatte auf der Strecke
etwas Verspätung und mußte überdies vor
der Einfahrt in die Geleise des Hauptbahn-
hofes noch halten, als auch schon der zehn
Minuten später ankommende Schnellzug der
selben Strecke in Sicht kam. Der Führer
des Personenzuges gab sofort stark Dampf,
um dem drohenden Zusammenstoß auszu
weichen, vermochte aber nicht in der kurzen
Frist das Geleise frei zu machen, so daß der
Schnellzug mit voller Fahrge
schwindigkeit in die letzten Wagen
des Personenzuges hineinfuhr. Der
Eilgüterwagen und der hinterste Personen
wagen des letzteren sind über die Böschung
geschleudert und total zertrümmert, der zweite
Personenwagen stark beschädigt worden. Die
Locomotive, sowie die zwei nächsten Wagen
des Schnellzuges sind theils umgestürzt, theils
in Trümmer gegangen. Ob und welcher
Verlust an Menschenleben zu beklagen,
war zur Zeit des Unfalles unbekannt.
Ein Passagier des Pcrsonenzuges beschreibt
den Zusammenstoß in seiner äußeren
Wirkung als derartig, daß sämmtliche Rei
senden von ihren Plätzen und gegeneinander
geschleudert wurden. Von allen Seiten wurde
zugleich um Hülfe gerufen nnd aus den auf
gerissenen Conpeethüren stürzten die Menschen
ins Freie an die eigentliche Unglücksstätte,
wo mehrere Frauen und Kinder aus den
Trümmern unter Klagerufen hcrvvrkrochen.
Die Passagiere beider Züge sind sofort durch
den vom Unfall verschonten Theil des Per
sonenzuges in den Bahnhof befördert worden,
so daß über die Zahl der etwaiger Weise
Verunglückten nichts Sicheres anzugeben war.
Koburg, 20. Nov. Die amtliche „Ko-
burger Zeitung" bringt unterm heutigen
Datum folgende Zeilen: „Erst kürzlich ist an
dieser Stelle die Unzuverlässigkeit des eng
lischen Blattes „Truth" an einem frappanten
Beispiel gekennzeichnet worden. In neuer
dings vom „Truth" gebrachten Mittheilungen
über den Herzog von Edinburg war das
Blatt keineswegs besser informirt. DaS hat
aber nicht den Abdruck in deutschen Blättern
gehindert, und nun läuft wieder die (sonst
doch nur in ereignißstillen Wochen ihr Wesen
treibende) sogenannte „Koburg - Gothaische
Frage" durch die Zeitungen. Wir legen gegen
den Ausdruck Verwahrung ein. Was un
sicher und zweifelhaft ist, kann durch die Dis
kussion gefördert und aufgeklärt werden; muffig
aber ist es, ein unbestrittenes Rechtsverhältniß
erst zur „Frage" aufbauschen zu wollen. Es
existirt keine „ Koburg-Gothaische
Frage."
Hamburg» 20. Nov. Der bekannte Afrika
forscher Dr. Henrici aus Berlin, welcher das
Innere von Afrika schon verschiedentlich be
reiste, ist gestern mit dem Dampfer „Ger
trude Woermann" nach dreiviertelähriger Ab
wesenheit vom Togogebiet retournirt, wo er
für die in Berlin gebildete Deutsche Togo-
Gesellschaft große Landankäufe zur Culti-
virung besorgt hat. Herr Dr. Henrici wurde
hier von Mitgliedern der Gesellschaft, welche
zu dem Zwecke von Berlin herübergekommen
waren, am Bord des Schiffes empfangen
und reiste in deren Gesellschaft heute Morgen
nach Berlin. In seiner Begleitung befanden
sich drei Neger, junge Leute, welche ihn drin
gend gebeten hatten, sie mit in seine Heimath
zu den weißen Menschen zu nehmen, von
denen sie so viel Schönes und Rühmliches
gehört hätten. Sie waren verschiedener
Stämme und Farbe. Der eine ältere war
von äußerst schöner, muskulöser Gestalt, die
andern beiden versprechen, ihren Körperformen
nach zu urtheilen, dereinst dem älteren Ge
nossen ähnlich zu werden. Sie waren in
europäische Kleidung, dabei aber im Besitz
ihrer heimathlichen Waffen, wie Speere, Pfeile
u. s. w. So sehr sie auch für die weißen
Menschen und namentlich für europäische Cul
tur eingegommen sind, so wachten sie doch
ängstlich über die mitgebrachten heimathlichen
Insignien. Sie waren recht froh gestimmt;
der europäische Boden schien ihnen gut zu
gefallen, allein das Klima des rauhen Nor
dens durchaus nicht. Wie verlautet, »vollen
sich die jungen Leute in Berlin europäische
Bildung aneignen und ein Handwerk erlernen.
Hamburg, 21. Nov. Eine Dampferlinie
von Hamburg nach Kalkutta ist, wie
die „Hamb. Börsenhalle" aufs Bestimmteste
versichert, im Entstehen begriffen. Einige große
Hamburger Rhedcreifirmen haben 3,700,000
Mark, die Norddeutsche Bank und die Ber
liner Diskontogesellschaft haben 800,000 Mk.
übernommen, so daß das Aktienkapital 4'/r
Millionen beträgt. Später sollen 2 Millionen
Prioritäten ausgegeben werden. Die Fahrt
soll schleunigst, mit 6 Dampfern beginnen.
Da die deutschen Werften von Bestellungen
überfüllt sind, hofft man große Dampfer auf
englischen Märkten zu erwerben.
Hamburg, 20. Nov. Die Praxis des Ge
schäftslebens hat herausgestellt, daß bei den
neuen Berkehrsanlagcn auf den freien Ver
kehr der Binnenschifffahrt mit dem
zollangeschlossenen Hamburg nicht in
dem Umfange Bedacht genommen wurde, wie
die enormen, in diesem Verkehr engagirten
Interessen es bedingen. Ans den hieraus
empfundenen Ucbelständen heraus ist eine, be
reits mit vielen Unterschriften aus der Ham
burger Kaufmannschaft an die Vollzugskom
mission für den Zollanschluß Hamburgs ge
richtete Petition entsprungen, welche dahin
geht, daß baldmöglichst dem öffentlichen Ver
kehr übergeben werden: 1) Lösch- und Lan
dungsplätze im Zollgebiet der Stadt Hamburg
für die Oberelbschifsfahrt und die Schifffahrt
nach den deutschen Seehäfen; 2) Sammel
stellen auf den hiesigen Bahnhöfen für Gütcr
aus der Zollstadt.
Hamburg, 21, Nov. Der Senat erwidert
der Bürgerschaft, auf ihren wiederholten An
trag, ein Asyl für obdachlose Männer zu er
richten, daß er sich nicht dazu verstehen könne
zu diesem Zwecke staatliche Mittel herzugeben.
In Berlin sei allerdings ein solches Asyl «ui
einem Kostenaufwande von einer Mrllwn
Mk. eröffnet worden, indeß seien die dortigen
Verhältnisse weit ungünstiger für Obdachlose,
als 'in Haniburg. Hier brauche sich em solcher
nur bei der nächsten Polizeiwache zu melden
und er finde unbedingt, und unter der schonend-