Full text: Newspaper volume (1888, Bd. 2)

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Şt. Petersburg, 31. Oct. (H. C.) Der 
Minister des Kaiserhauses theilt Details über 
die Entgleisung des kaiserlichen Zuges mit. 
Der kaiserliche Zug ging am 17. (29.) October 
Mittags aus Taranowka ab und entgleiste 
zwischen hier und Borki ans einer durch eine 
ziemlich tiefe Schlucht führenden Strecke. 
Während der Entgleisung befanden sich die 
kaiserliche Familie und das Gefolge zum 
Frühstück im Speisewaggon. Als der erste 
Wagen des Zuges entgleiste, entstand ein 
fürchterliches Schwanken. Die folgenden 
Wagen flogen nach beiden Seiten. Der 
Speisewaggon verblieb zwar auf dem Bahn 
damme, erhielt aber eine unerkennbare Gestalt, 
da die Wagenunterlage mit den Rädern heraus 
geschlagen und die Wände plattgedrückt waren. 
Das auf eine Seite gekehrte Dach bedeckte 
die im Waggon Anwesenden. Es war fast 
undenkbar, daß bei solcher Verwüstung Jemand 
unversehrt bleiben konnte; allein Gott schützte 
den Kaiser und die kaiserliche Familie, welche 
den Waggon unverletzt verließen; auch die 
übrigen Insassen wurden gerettet, welche nur 
leichte Stöße und Verletzungen erhielten. Der 
Flügeladjutant Scheremetjew ist mehr als die 
Anderen, aber nicht schwer verletzt. Bedauer 
licher Weise war der Sturz der übrigen zer 
trümmerten Theile des Zuges von Unglücks 
fällen begleitet. Getödtet wurden der Stabs 
kapitän des Feldjägerkorps Bresch, ein Heil 
gehülfe, ein Schreiber, ein Officiant, zwei 
Couriere, ein Kammerkosak, ein Jäger, fünf 
Eisenbahnbedienstete, sechs Soldaten des Eisen 
bahnbataillons; 18 Personen sind verwundet. 
Der Oberinspector der Eisenbahnen, Stjernval, 
erhielt einen starken Stoß. Die Kaiserin 
ordnete persönlich an, wie den Verwundeten 
Hülfe zu leisten sei. Trotz des anhaltenden 
Regens und des schlüpfrigen Bodens stieg der 
Kaiser mehrmals die Böschung zu den Todten 
und Verwundeten und suchte den herbeige 
holten Reservezug erst auf, als der letzte Ver 
wundete im Sanitätstrain untergebracht war, 
der die Verwundeten nach Charkow schaffte. 
Am Entgleisungsorte blieb ein Ofsicier, um 
die Beförderung der Leichen und die Ein 
sammlung der Sachen aus den zerschlagenen 
Wagen zu beaufsichtigen. Der Kaiser ordnete 
die Ueberführnng der Todten nach Petersburg 
sowie die Versorgung der Hinterbliebenen der 
selben an. Wegen der durch die Entgleisung 
verursachten Bahnsperre ging der Zug mit der 
kaiserlichen Familie nach Soivwose zurück, 
wo auf Befehl des Kaisers von der Dorf 
geistlichkeit eine Todtenmesse für die Opfer 
des Bahnunfalles gelesen und ein Dankgottes 
dienst anläßlich der wunderbaren Errettung 
aus großer Gefahr abgehalten wurde. Hierauf 
lud der Kaiser alle im Zuge gewesenen Per 
sonen, einschließlich der Bediensteten, nach dem 
Stationssaale zum Mittagessen ein. Die 
Untersuchung wird den genauen Grund der 
Entgleisung des Zuges aufklären, indessen 
kann kaum von böser Absicht hierbei die 
Rede sein. Von anderer Seite verlautet: 
Der Minister des kaiserlichen Hauses, 
Graf Woronzow - Daschkow, theilt folgende 
Einzelheiten über die Entgleisung des kaiser 
lichen Zuges mit: Der kaiserliche Zug, welcher 
am 17. (a. St.) d. M. Mittags von Tara 
nowka abging, entgleiste zwischen diesem Orte 
und Borki auf einer Strecke, die durch eine 
ziemlich tiefe Schlucht führte. Während der 
Entgleisung befanden sich der Kaiser, sowie 
die gesammte kaiserliche Familie und das Ge 
folge beim Frühstück im Speisewaggon. Als 
der erste Wagen des Zuges entgleiste, entstand 
ein fürchterliches Schwanken. Die folgenden 
Wagen flogen auf beide Seiten. Der Speise 
waggon verblieb zwar ans dem Bahndamm, 
erhielt aber eine unerkennbare Gestalt, 
da die Wagenunterlage mit den Rä 
dern herausgeschlagen und die Wände 
plattgedrückt wurden; das nur auf 
eine Seite gekehrte Dach bedeckte die 
"aggon Anwesenden. Es schien 
im 
undenkbar, daß bei solcher Verwü 
stung Jemand unversehrt bleiben 
könnte; allein Gott schützte den Kaiser und 
seine Familie, dieselben verließen den Waggon 
unverletzt; auch alle übrigen Insassen des 
Wagens retteten sich; dieselben erhielten nur 
leichte Stöße und Verletzungen, außer dem 
Flügeladjutanten Scheremetiew, welcher mehr 
als die Uebrigen, jedoch auch nicht schwer 
verletzt war. Bedauerlicher Weise war der 
Sturz der übrigen zertrümmerten Theile des 
Zuges von Unglücksfällen begleitet. Getödtet 
sind: Der Stabskapitän des Feldjägercorps 
Bresch, ein Heilgehilfe, ein Schreiber, ein 
Offiziant, 2 Kuriere, ein Kammerkosak, ein 
Jäger, 5 Eisenbahnbedienstete und 6 Soldaten 
des Eisenbahnbataillons, 18 Personen wurden 
verwundet. 
Petersburg, 31. Oct. Der verunglückte 
kaiserliche Sonderzug bestand aus 18 Waggons 
und fuhr mit einer Geschwindigkeit von 65 
Werst die Stunde. Der Unfall ereignete sich 
an einer Stelle, wo die Bahnlinie sich erheb 
lich senkt. Drr Bahndamm, das Wagen 
material und die Schwellen sind angeblich in 
Ordnung befunden worden. Man vermuthet 
die Ursache der Entgleisung in einer gesprun 
genen Stahlschiene. Vielleicht war an 
den Locomotiven, deren der Zug zwei hatte, 
etwas nicht in Ordnung. Die eine Locomo 
tive wühlte den Damm auf, die andere wurde 
zertrümmert. Die automatischen Bremsen 
functionirten gut. Die vier vorderen Waggons 
wurden gänzlich zertrümmert, der weit hinten 
im Zuge befindliche Kaiserwaggvn blieb un 
beschädigt. 
Belgien. 
Brüssel, 30. Oct. (B. T.) Der belgische 
Episkopat richtet heute eine Adresse an den 
Papst, in welcher er erklärt, daß es die höchste 
Zeit sei, die Unabhängigkeit des päpstlichen 
Stuhles wieder herzustellen, die katholische 
Kirche in ihre Rechte wieder einzusetzen und 
den Kirchenstaat in seinem vollen Umfange 
zu restamiren. 
Oesterreich. 
— Aus Oesterreich und Frankreich 
werden gleichzeitig nahe bevorstehende weitere 
enorme Steigerungen der Opfer für den 
Militarismus gemeldet. Das den Ver 
tretungskörpern beider österreichischer 
Rcichshälften demnächst vorzulegende neue 
Wehrgesetz erhält die Erhöhung des Re- 
krutencontingentes für das stehende Heer und 
die Landwehr, das Verbot des Studiums 
während des Freiwilligenjahres und die Ver 
längerung des Präsenzdienstes für die Ein 
jahrig-Freiwilligen um ein Jahr bei nicht be 
standener Offiziersprüfung. Die Ersatzreserve 
wird bedeutend erhöht, bei der Landwehr er 
folgt die Verdoppelung des Offiziercorps und 
die Erhöhung der Mannschaft um 10,000 
Mann. Für die Rekruten der Landwehr 
wird eine einjährige Dienstpflicht eingeleitet. 
— In Frankreich verlangt der Civil- 
Kriegsminister Freycinet für die Bestreitung 
von Steudten beim Betreten ihrer Wohnung 
zu begrüßen. 
Reine, heitere Herzensfreude malte sich auf 
des Rittmeisters Zügen, als er, die Gattin 
am Arm, beim Emporsteigen der Treppe 
neben Frau Burgsdorf die beiden lieben 
Menschen erblickte, denen er Alles verdankte. 
Auch die Züge der jungen Frau überzogen 
sich bei Ellen's Anblick mit rosigem Schimmer. 
Verehrte sie jene doch nicht weniger als 
Steudten selbst. Sie beeilte sich, ihrem 
Gemahl zu folgen, welcher hinaufstürmte und 
nach Frau Burgsdorf auch Miß Cote dankbar 
die Hand küßte. 
Als Ellen nach einer langen und innigen 
Umarmung die schöne, junge Frau freigab, 
stellte der glückstrahlende Gatte diese erst die 
Frau Geheimrath vor, dann ergriff er Burgs 
dorfs Rechte und wandte sich mit den Worten 
an sein von neuem erröthendes Weib: „Sieh, 
Alma, diesem hier, von dem ich Dir so viel 
erzählt, danke ich mein Leben und Du Deinen 
Hellmuth." 
Der Händedruck, mit dem Frau von 
Steudten dem leicht befangenen Arzt beredter, 
als durch viele Worte aussprach, daß sie 
wohl wisse, was sie ihm schulde, beendete die 
improvisirte Bcgrüßungsscene. Trotz der 
dringenden Bitten des jungen Ehepaares ver 
abschiedeten sich die Gäste. Burgsdvrf hatte 
weiterer Festungsbauten an der 
Ost- und Süd ostgrenze als außerordent 
liche Ausgabe die ungeheure Summe von 
1065 Millionen Francs, also mehr als eine 
Milliarde auf einmal. Die Butgetcommission 
setzte zur Prüfung dieser Forderung eine fünf- 
gliederige Subcommission nieder. 
Dänemark. 
Kopenhagen, 31. Okt. Zum Besuch an 
läßlich des bevorstehenden Jubiläums des 
Königs sind offiziell angemeldet: Der Groß 
fürst-Thronfolger von Rußland, Prinz Hein 
rich von Preußen, die Kronprinzen von Oe 
sterreich, Schweden und Griechenland. Auch 
der Prinz von Wales wird erwartet. 
Griechenland. 
31. Octbr. Einhnndertundein 
Athen, 
Kanonenschüsse verkündeten heute Morgen um 
6 Uhr den Beginn der Festlichkeiten anläßlich 
des Regierungsjubiläums des Königs. Das 
Wetter ist prächtig. Eine ungeheure Men 
schenmenge wogt auf den Straßen, welche 
prachtvoll decorirt sind. 
England. 
London, 31. Okt. Nach Meldungen aus 
Sheffield haben die Besitzer der 
Kohlengruben in Yorkshire in einer 
gestern stattgehabten Versammlung beschlossen, 
den F o r d e r u n g e n d e r Kohlengruben 
arbeiter nachzukommen, da die Arbeit 
geber an anderen Orten dieses bereits gethan 
haben. Damit ist die Arbeitseinstellung 
beseitigt. 
London, 26. Octbr. Auf den Borres- 
Wettrennen in Irland kam gestern der außer 
ordentliche Fall vor, daß das Pferd Dainty, 
an dem vor 2 Wochen der Luftröhrenschnitt 
vollzogen worden war, mit einer Metall 
kanüle in der Kehle lief und den Preis 
gewann. Der Luftröhrenschnitt ist seit einiger 
Zeit bei gewissen Zuständen der Pferde Mode 
geworden. 
Austereuropäische Reiche. 
Nkw-Pork, 28. Oct. Wie sich jetzt heraus 
stellt, hat ein Lokalreporter einer Zeitung in 
Los Angeles den Brief an den englischen Ge 
sandten Sackville geschrieben, dessen Beant 
wortung Letzterem so verhängnisvoll geworden 
ist. Lord Sackville ist wegen seines „Reinfalls" 
der Gegenstand ungezählter Witze in der ameri 
kanischen Presse und im Publikum. 
Italien. 
Rom, 31. Okt. (B. T.) Gerade unter 
den Gemächern, welche Kaiser Wilhelm 
im Quirinal bewohnt hat, brach um Mitter 
nacht ein Brand aus, welcher, da er lange 
unbemerkt blieb, das Königsschloß mit ernster 
Gefahr bedrohte. Die Möbelmagazine 
deS Schlosses sind zerstört. Um 2 Uhr 
war der Brand gelöscht. 
Inland. 
seiner Mutter den Arni gereicht und man 
war bereits im Hausflur angelangt, als von 
oben herab Frau von Steudten noch einmal: 
„Ellen, Ellen," rief. Einen Augenblick darauf 
stand das junge, schöne Weib schon bei den 
Dreien und drückte, während Steudten oben 
an der Treppe erschien, in einer neuen Um 
armung einen stürmischen Kuß auf die Lippen 
ihrer jungen Freundin und flüsterte mit 
Thränen in den Augen: „Du bist wirklich 
ein Engel." Damit war sie rasch wie sie 
herabgekommen, nach oben geeilt. Burgsdorf 
verließ mit den Damen das Haus, konnte 
sich aber mit einer gewissen Hartnäckigkeit int 
Ausdruck nicht enthalten zu sagen: „Sehen 
Sie, Fräulein Ellen, Frau von Steudten 
denkt und sagt genau dasselbe, wie ich, be 
kommt aber keine Strafpredigt!" 
„Ja, Doctorchen, das ist auch etwas 
Anderes." 
(Fortsetzung folgt.) 
Rheinisch-Westsälische 4 Pro;. Renteubriefe. 
Die nächste Ziehung findet im November statt. 
Gegen den Coursverlust von ca. 5'/, Proz. 
bei der Ausloosung übernimmt das Bankhaus 
Carl Neuburger, Berlin, Französische Straße 
13, die Versicherung für eine Prämie von 
12 Pf. pro 100 Mk. Die Rendsburger Cre 
ditbank vermittelt die Versicherung. 
Berlin, 31. Okt. Der Kaiser ist gestern 
Abend von seiner Reise nach Hamburg und 
FriedrichSruh zurückgekehrt und nebst seinem 
Gefolge um 8 Uhr 10 Minuten in Potsdam 
eingetroffen. Vom Bahnhof aus begab sich 
Se. Majestät sogleich nach dem Marmor 
palais. 
Leipzig, 31. Okt. Heute Mittag kurz vor 
12 Uhr trafen Se. Majestät der König 
Albert und Prinz Georg mit hohem Ge 
folge hier ein und wurden von den Spitzen 
der Civil- und Militärbehörden am Bahnhof 
empfangen. Der König, sowie Prinz Georg 
begaben sich in das Königszimmer und er 
warteten daselbst die Ankunft des kaiserlichen 
Extrazuges, der eine Viertelstunde später ein 
traf. Der Kaiser stand am Fenster des 
Salonwagens und begrüßte den König bereits 
von hier aus. Nachdem Se. Majestät dem 
Wagen entstiegen war, küßten und umarmten 
sich beide Monarchen auf das Herzlichste und 
begaben sich darauf in das Königszimmer, 
wo die Begrüßung durch die Spitzen der 
Civil- und Militärbehörden erfolgte. Auf 
die Bewillkonlmnungsansprache deS Ober 
bürgermeisters Dr. Georgi erwiederte Se. 
Majestät der Kaiser mit huldvollen DankcS- 
worten. Die Majestäten verließen darauf 
den Bahnhof, schritten die Front der außer 
halb desselben aufgestellten Ehrenkompagnie 
ab und bestiegen die bereit stehenden Hof- 
equipagen. Die brausenden Jubelrufe einer 
unabsehbaren Menschenmenge geleiteten den 
Zug durch die überaus reich geschmückten 
Straßen bis zum Festplatz. Das Wetter- 
ist prächtig. 
— Die „Kreuzztg." schreibt anläßlich der 
Verhandlungen wegen Errichtung einer- 
diplomatischen Vertretung Rußlands bei dem 
Vatikan: „Wir zweifeln keinen Augenblick 
daran, daß, wenn zwischen Rußland und der 
Kurie ein Frieden zu Stande kommt, es 
feindselige Absichten gegenDeutsch- 
land sind, welche die russischen Konzessionen 
veranlassen. Dieses Achtzigmillionenreich hat 
die 7 bis 8 Millionen Katholiken schon seit 
Dezennien ungestraft drangsalirt, und thut es 
heute noch. Die russische Staatsmaxime, daß 
die Ausbreitung des orthodoxen Staatskirchen 
thums zu den Hauptaufgaben der Verwaltung 
gehöre, steht heute mehr in Geltung als je 
mals. Und wenn nun die russische Regierung 
glaubt, die Katholiken und Polen in gute 
Laune versetzen zu müssen, so ist doch schwer 
anzunehmen, daß sie etwas anderes als die 
Möglichkeit eines Krieges im Auge 
haben sollte. Nach allen unseren Nachrichten 
wird diese Meinung auch in den Kreisen ge 
theilt, mit denen Rußland in dieser Beziehung 
unterhandelt, so zwar, daß man dort der 
Ansicht ist, das Friedensbarometer sinke 
genau um so viel tiefer, als die 
russischen Angebote höher steigen." 
— Unter dem allgemeinen gleichen und 
direkten Wahlrecht betheiligten sich bei den 
letzten Reichstagswahlen 77,3 pCt. der Wahl 
berechtigten. Annähernd dieselbe Betheiligung 
hätte man unter demselben Wahlrecht auch 
bei den Landtagswahlen erwarten dürfen nach 
den großen politischen Ereignissen der letzten 
Monate. Aber überall aus dem Lande kommt 
übereinstimmend die Nachricht, daß die Wahl 
betheiligung hinter derjenigen von 1885 eher 
zurückgeblieben ist, als daß sie dieselbe über 
troffen hat. Im Durchschnitt deS 
ganzen Landes dürsten sich schwer 
lich mehr als zwölf Prozent der 
Wahlberechtigten an der Wahl be 
theiligt haben. Also noch nicht ein 
Sechstel derjenigen Wähler, welche sich an den 
Reichstagswahlen unter dem allgemeinen glei 
chen und direkten Wahlrecht betheiligten, hat 
sich veranlaßt gesehen, bei den Landtagswahlen 
die Stimme abzugeben. Das neugewählte 
Abgeordnetenhaus wird demnach noch mehr 
wie früher nur die Vertretung einer kleinen 
Minorität des Volkes darstellen. 
„Wer die Wirkungen des preußischen Drei 
klassenwahlsystems und die Konstellationen, die 
es im Lande schafft, etwas in der Nähe be 
trachtet hat, muß sagen, ein widersinni 
geres, elenderes Wahlgesetz ist 
nicht in irgend einem Staate aus- 
gedacht worden." s**"' 
Also Fürst Bismarck am »».AM 
1867 im Reichstage. 
— Die Bildung einer konservativ 
freikonservativen Mehrheit im neue» 
Abgeordnetenhause kann nach dem vor 
liegenden Wahlergebniß noch durchaus nicht 
als ausgeschlossen angesehen werden. Bekannt 
lich fehlten bisher nur 15 Stimmen an solcher 
Mehrheit. Der Feldzug, welchen die National 
liberalen in 30 Kreisen gegen die Konserva 
tiven eröffneten, um ein solches Ergebniß z» 
verhindern, hat anscheinend nirgendwo Erfolg 
gehabt. 
Leipzig» 30. Oct. Sonntag Abend wurden 
zehn Socialdemokraten auf dem Wege 
von Konnewitz nach Leipzig verhaftet. Der 
Grund der Verhaftung und sonstige Einzel 
heiten werden streng geheimgehalten. 
Hünfeld, 31. Oct. Vom B r a n d c liegen 
heute folgende Nachrichten vor: Am Dienstag 
gelang es endlich, des Feuers Herr zu werden. 
Nach amtlicher Feststellung sind 117 Einzel- 
brandstätten mit mehr als der Doppelzahl 
Gebäude eingeäschert. Der Brandschaden an 
Häusern beträgt 990 000 Mark. Leider sind 
auch Menschen verunglückt, es sollen bereits 
vier Todte gefunden worden sein. — Dein 
„Hann. Cour." schreibt man über die Ent 
stehung : Ş Das Feuer entstand morgens uw 
6 Uhr in der Scheune des Gasthofs zur 
Krone, griff mit rasender Schnelligkeit bei 
Südwestwind um sich und bald brannte über 
die Hälfte der Stadt, Katasteramt, Post, 
Untersteneramt, Rathhaus, Sparkasse, sowie 
300 Privatgebäude. Das LandrathSanck 
wurde durch seine freie Lage gerettet. Inner 
halb 6 Stunden war Alles ein Flammen 
meer. Die meisten Häuser bestanden aus 
Lehmfachwerk mit Brettcrbeschlag. Gerettet 
ist verhältnißmäßig wenig, nur einige Wagen 
voll Möbel. Viele der Abgebrannten 
obdachlos geworden und sind in die umlie 
genden Orte gebracht (Fulda, Hersfeld rc.)- 
Von dort trafen auch schon Sendungen von 
Lebensmitteln u. s. w. ein, die sehr now 
thun. Tritt ungünstiges Wetter ein, r 
wird die Noth sich rasch steigern. ® !' 
der bessere Theil der Stadt, der in 
gelegt ist. 
Hamburg, 30. Okt. Der Kaiser hat beM 
Verlassen des Dammthorbahnhoses dem Bürg" 
meister Dr. Versmann gesagt, daß er 
Neapel und Rom durch den großartig 
Empfang etwas verwöhnt sei, aber er Ģ >
	        
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