Full text: Newspaper volume (1817)

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dich nicht mehr überreden. — Nun kommt mit ei 
nem kiesen Seufzer ein Ja und die Sache ist abac- 
macht. Der Freier erwartet nun sein Urtheil. Er 
wird gerufen, erfährt sein Gluck, aber zugleich, 
wie schwer sre zu überreden war. Der Hochzeitsî 
tag, von dem das,Mädchen schon Kescheid weiß 
«m'ö bestimmt. Der Bräutigam erscheint geputzt 
mit seinem Gefolge im Hause des Predigers. Die 
Braut zögert, muß bisweilen geholt ^werden, lind 
tommr endlich mit Gefolge, doch niedergeschlagen, 
ln Alltagskleidern mit ungeschmücklem Haar. Er 
tritt mit Aniiaud vor dem Braukscheinel: ibr mulr 
»er Prediger ibren Platz anzeigen, und sie an der 
Hand hinfuhren. Sie folgt ihm freilich, wendet 
sich aber doch so von dem Bräutigam ab, daß der 
Prediger sie oft drohen muß, um bei der Frage ihre 
Hand in die seinige zu legen. Dies Hinreichen der 
7pa»d und dies Ja in Gegenwart aller Zeuge« fällt 
am schwersten. Meistens antwortet sie nur mir 
den Pugerl/ welches billig für ein Ja angenommen 
Zehen die Vermählten nach dem Hause 
Bräutigams, er froh, sie, wie es scheint, un- 
geiuhrt und kalt. Bald darauf sendet ihnen der 
Prediger e",en Scheffel Erbsen oder einige Stock 
ff che, mit dem. Gruße, sie möchten sich dabei mit 
.hrew Freunden etwas gütlich thun. - Bald kom 
men die Kessel use, die Lampen, die Gäste werden 
eingeladen, plaudern und genießen fröhlich ihr Fici- 
41CÔ Mahl. Die Braut läßt sich zuweilen überre 
den, etwas untzugenießen, aber äußerst selten noch die 
sen Abend in die Brautkammer zu gehen. Doch läuft 
sie nicht wieder fort, wie die heidnischen Bräute 
findet sich nach einigen Tagen recht gut darin, Frau 
zu seyn, und erhält ihre vorige Munterkeit und Ge 
sprächigkeit wieder. Wenn sie als Mädchen dies 
Alles beobachtet hat, «nd die Aeltern sich zugleich 
unbeugsam bei der Einwilligung in die Ehe zeigten.
	        
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