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aber sie entsagt dadurch auf immer jeder künftigen
Ehe; dal,er ist diese lehre Zuflucht äußerst selten.
Wenn die unruhigen Feierrage vorbei sind, und
das Mädchen Frau ist, so nimmt sie auch den Platz
und die Pflichten der Hausfrau über sich, ausge
nommen, wenn d-e Mutier des Freiers lebt.
i Lie Prediger haben bei den gerauften Grönlän»
der» diese gewaltsamen Braurbewerbungen abge
schafft und selbst das Geschäft keö Brautwerbens
übernommen. Dann kömmt der Freier zum Pre
diger und sagt: Ich will gern eine Frau haben.—
Welche?— Er nennt sie. — Hast Du mit ihr ge
sprochen?— Bisweilen sagen sie: Ja, sie will wohl,
aber Lu kennst die Mädchen; öfter antworten sie
nein.— Warum nicht?— Das ist schwierig, die
Mädchen sind so spröde, rede Du mit ihr.— Nun
läßt der Prediger das Mädchen kommen, und be»
ginnt nach einigen gleichgültigen Fragen die Der
Werbung folgendermaßen: Nun ist es wohl Zeit,
daß Du Dich verheirathrsi.— Ich will mich nicht
cherheirarhen. — Das ist Schade, denn Ich habe
einen Freier für Dich.— Wen? — Der Predi
ger nennt ihn.— Der taugt nichts; ich will ihn
nicht haben.— Nun zählt der Prediger seine Tu
genden auf; er ist jung, erwirbt viel, sitzt schlank
in seinem Kajack (Boote), wirft seinen Pfeil sicher
und mit Kraft, und vor allem , er ist fromm und
liebt Dich.— Sie hört aufmerksam zu, ihre bei
fällige Miene sitmmt «n sein Lob ein, aber dessen
ungeachtet sagt sie noch immer : Ich will Mich nicht
D rheirathen, ich will ihn nicht haben.-— Gleich-
d-l, ich will Dich nicht zwingen, ich finde wohl
«me Frau für den raschen Kerl. — Der Prediger
swweigk nun, als wenn er glaubte, ihr Sinn komme
aus dem Herzen. — Endlich sagt sie sachte mit ei
nem Sensor, oder Thränen im Auge: Wie Dn
willst, Prediger.— Nein, wie Du willst, ich will
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