Full text: Newspaper volume (1817)

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Bewerbungsgebräuche der Grönländer. 
Von Egcde Sandby. 
> -- V 
§)er Anstand gemietet bei den Grönländern, daß 
ein Mädchen sich nicht verheirachen will, und die 
Aeltern nicht'm ihre Verheiralhuiig willigen; da, 
her bemächtigen sich die jungen Lenke ihrer Geliebr 
len mit Gewalt Einige Leute folgen dem Freier, 
dringen in das Haus oder Zelt, und ergreifen 
das Mädchen ohne Umstände, selbst in Gegenwart 
der Aeltern. Ost weiß sie nichrs von der Liebe des 
Freiers; wenn dies aber auch der Fall ist, so muß 
sie doch allen möglichen Widerstand leisten, welches 
oft so weit geht, daß sie sich bei den Haadm fort, 
schleppen läßt, nnd wbnn sie bei ihrer. Gegenwehr 
beharret, bisweilen tüchtige Schläge ins Gesicht 
erhält. Ist sie endlich in das Haus des Freiers 
gelangt, so sitzt sie betrübt da mir fließenden Haa, 
ren, und paßt die erste Gelegenheit ab, um zu ent, 
laufen; sie wstd eingeholt, laust wieder weg, und 
wird aufs neue eingefangen. Ist ihr Unwille nur 
verstellt, so trauert sie wohl ein paar Tage, aber 
ergiebt sich dann; kann sie aber den Freier nicht 
leiden, so laust sie immer wieder fort, bis er end, 
lich das Einsangen unterläßt, oder so rasend per, 
liebt ist, daß er Gewalt braucht. J„ älteren Zei, 
ten schnitt er ihr ohne Umstände die Fußsohlen ent, 
zwei, und war ziemlich gewiß, daß sie capilulirte, 
ehe sie wieder gehen konnte. Nun braucht man zwar 
nicht mehr diele plumpe Art, um ein Mädchen zu 
gewinnen, doch ist dem Verfasser noch ein Beispiel 
besannt, wo das Mädchen mit dieser Strafe dedror 
hec ward. Hat das Mädchen wirklichen Abscheu 
vor der Ehe, so schneidet es in dieser Noth sein 
langes Haar ab rmd flüchtet sich in die Felsen,
	        
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