Full text: Newspaper volume (1817)

Alter vornehmen. Dabei gab sie ihnen dem, nach 
ihrer Art auch manche gute Lehre. „Sehr, Kin 
derchen, (sprach sie oft,) wenn ihr recht fleißig 
seyd, so könnt ihr euch euer Schulgeld wol selbst 
verdienen. Da lernt ihr denn vom Christenthum 
so viel, um zufrieden leben und ruhig sterben zn 
können. Ich bin letzt alt und schwach und kann 
nichts mehr erwerben; doch weiß ich noch manchen 
Trvstsprnch, den ich in der Schule lernte, und manche 
gute Lehre, die mich durch gute und böse Tage be 
gleitete, und nun im Alter lnir noch Trost und 
Freude if " , „ _ 
Die Töchter folgten den Ermahnungen is,rer from 
men Mutter. Sie konnten bald our-rh kleine Hand 
arbeiten sich etwas erwerben, sparten es zusam 
men und bezahlten damit ihren Lehrer. Dabei 
lernten sie denn auch reckt fleißig, weil sie ihr selbst 
verdientes Schulgeld nicht umsonst hingeben woll 
ten, und der Lehrer hatte seine herzliche Freude an 
seinen braven Schülerinnen. 
Einst fand die Mutter aufder Straße eine Börse 
voll Geld. Sie sah um sich; Niemand war in der 
Nähe, sie hatte sie unbemerkt aufhebe», und ihre 
letzten Lebenslage nun ohne Nahrnngssorqen ver 
leben können. Dock sie war ehrlich durch ihr gan 
zes Leben gewesen, sollte sie nahe am Schlüge des 
selben erst anfangen, es nicht mehr zu ft»n, und 
ein böses Gewissen mit ins Grab nehmen? 
Ungefähr zwanzig Schritt vor ihr erblickte sie 
«inen reich gekleideten Herrn, der schnell seinen 
Weg fortsetzte. Gewiß hat dieser Herr die Börse 
unversehens fallen lassen, dachte die ehrliche F an, 
ries ihm aus allen Kräften nach, er möchte warten, 
und hinkte selbst, so schnell sie konnte, hinter ihm 
war
	        
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