Alter vornehmen. Dabei gab sie ihnen dem, nach
ihrer Art auch manche gute Lehre. „Sehr, Kin
derchen, (sprach sie oft,) wenn ihr recht fleißig
seyd, so könnt ihr euch euer Schulgeld wol selbst
verdienen. Da lernt ihr denn vom Christenthum
so viel, um zufrieden leben und ruhig sterben zn
können. Ich bin letzt alt und schwach und kann
nichts mehr erwerben; doch weiß ich noch manchen
Trvstsprnch, den ich in der Schule lernte, und manche
gute Lehre, die mich durch gute und böse Tage be
gleitete, und nun im Alter lnir noch Trost und
Freude if " , „ _
Die Töchter folgten den Ermahnungen is,rer from
men Mutter. Sie konnten bald our-rh kleine Hand
arbeiten sich etwas erwerben, sparten es zusam
men und bezahlten damit ihren Lehrer. Dabei
lernten sie denn auch reckt fleißig, weil sie ihr selbst
verdientes Schulgeld nicht umsonst hingeben woll
ten, und der Lehrer hatte seine herzliche Freude an
seinen braven Schülerinnen.
Einst fand die Mutter aufder Straße eine Börse
voll Geld. Sie sah um sich; Niemand war in der
Nähe, sie hatte sie unbemerkt aufhebe», und ihre
letzten Lebenslage nun ohne Nahrnngssorqen ver
leben können. Dock sie war ehrlich durch ihr gan
zes Leben gewesen, sollte sie nahe am Schlüge des
selben erst anfangen, es nicht mehr zu ft»n, und
ein böses Gewissen mit ins Grab nehmen?
Ungefähr zwanzig Schritt vor ihr erblickte sie
«inen reich gekleideten Herrn, der schnell seinen
Weg fortsetzte. Gewiß hat dieser Herr die Börse
unversehens fallen lassen, dachte die ehrliche F an,
ries ihm aus allen Kräften nach, er möchte warten,
und hinkte selbst, so schnell sie konnte, hinter ihm
war