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nnb hingerichtet. Der Hauptverbrccher hingegen for
derte .'Begnadigung, und überdies noch die verspro
chene Belohnung für die Entdeckung des Mörders.
Nacd dem Grundsätze, daß mau sich strenge an
den Buchstaben des Gesetzes halten müsse, wurde ihm
beides zugestanden.
2.
Da unter der Negierung des Kaisers Joseph Is-
viele Kassenbedienren die ihnen anvertrauten Gelder
angriffen, so setzte der Kaiser für denjenigen eine Be
lohnung aus, der einen solchen Kassendefekt anzeigen
würde.
Der Lieutenant B . . . , dessen Vater eine öffent
liche Kasse verwaltete, verlangte oft von dem letzter»
Geldunterstützungen, weil sein Sold nicht zureiche.
Der nachsichtige Vater unterstützte ihn nach Krass
len, aber der ausschweifende Sohn hatte so viele
Bedürfnisse, daß der Vater sie nicht befriedigen konnte.
Einst forderte er von ihm sechshundert Gulden,
unter dem Vorwände, wenn er sie nicht auf der Stelle
erhielte, so wäre er um seine Ehre und scineitPosten.
Der Vater versicherte, er sey nicht im Stande, sie
ihm augenblicklich zu geben; aber der Sohn bestürmte
den schwachen Greis so lange mit Flehen, daß dieser
das Geld aus der ihm anvertrauten Kasse nahm-
„Da," sagte er, „nimm dies, um dich zu retten."
Der Lieutenant nahm das Geld, und der Vater
legte vorläufig über die genommene Summe einen
Schuldschein an deren Stelle.
Der Lieutenant eilte gleich darauf zu dem Kaiser.
Er trat diesen mit den Worten an:
„Ew. Majestät haben geheiligtere Rechte an mich,
als selbst mein Vater. Dies zwingt mich, fein An
geber wegen einer Unvorsichtigkeit zu werden; er har