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dachte der Anstiftung dieser gefährlichen Meutereien
und Ausbruche des Fanatismus um so größeres
Unrecht gethan, jemehr seinem gesunden, nüchter
nen Verstände alle Schwärmerei und Ueberfpan-
nung lebenslang fremd und zuwider war. Mit
der Ruhe eines festen und bedachtsamen Mannes,
der wohl weiß was er will, gab er daher vott
1526 bis 1529 unter Autorität des Kurfürsten,
mit Hülfe Melanchtöns und anderer Freunde, der
Kirche in Sachsen eine neue, der Lehre des Evan
geliums entsprechende Ordnung, und vom höchsten
Gewichte war das Verdienst, das er sich durch die
Abfassung des großen und kleinen Katechismus
um den Schulunterricht erwarb. Nur mit Schmer;
kann man dagegen der Jnrolleranz und Harte ge
denken, die Luther um dieselbe Zeit und noch wei
ter hinaus sich gegen die schweizerische» Reforma
toren, wegen ihrer abweichenden Ansicht in der
Abendmahlslehre, zu Schulde» komnlen ließ.
Es ist unstreitig daß er dadurch eine Haupkursache
jener Scheidung wurde, welche die Reformirten
und evangelisch Lutherischen von einander trennt;
aber dabei läßt sich auch nicht làugncn, daß er
ohne die,r Nnbiegsainkeil in Sachen des Glaubens
schwerlich ein Werk vollbracht haben wurde, zu
dessen Vereitelung List und Gemalt unaufhörlich
geschäftigt war. Die seit dem öffentlichen Vor
trage der Confessio» de^ Protestanten, auf
dem Reichstage zu Lşiigsburg 1530 immer
weiter fortschreitende Ausbreitung und Be
festigung der Reformntton benahm nun zwar de»
pàbfilichen und kaiserliche» Edicten gegen Luther»
alle Kraft; aber desto mehr mußte er gegen die
Versuche der schlauen Papisten, »hm durch Unter
handlungen von der gewonnenen Wahrheit etwas
abziidingeii, auf seiner Hut senn, und es bedurfte'
grade dieses, „ich, selten an Trotz und Starrsinn