gleich uͤbrigens in Voltaire nichts eigentlich Bos⸗
haftes, sondern im Gegentheil oft etwas Großes
und Gutes war, war doch eine gewisse kalte
Jronie, die mehr aus Eigenliebe als aus Liebe
zu der Sache entspringt, mehr ein unsicheres Spiel
mit den Seifenblasen des Witzes, als ein Fuͤhrer
ded Wchwertes der Wahrheit mit fester Hand, die
Hauptzuge sowol in den Schriften als in den
Sitten dieses ausgezeichneten Mannes.
Rousseau kraͤnkelte auf andere Weise an
demselben Uebel. Obgleich er mit einem tieferen
Gefuͤhl fuͤr Natur und zaͤrtliche Liebe, mit einer
groͤßeren Originalitaͤt, einen augenblicklich staͤrke—
ren Tiefsinn, und mit groͤßerer Kuͤhnheit den Vor—
urtheilen zu trogen begabt war; schadete doch eine
zu große Empfindlichkeit, Eigenliebe, und ein
muͤrrisches Wesen, verbunden mit beredter So—
phisterei stets diesen Eigenschaften, und machten
ihn selbst weniger gerecht, wahr, und zuverlaͤssig,
als den leichtsinnigen Voltaire. Armuth in der
Jugend, versaͤumte Erziehung, Kraͤnklichkeit und
ein großer Hang zur Wollust, der unbefriedigt im