Landstraße und in den VHuͤhnerhaͤusern u. s. w.
aufmerksam studiert. Sein eignes Wesen war, wie
das der Fabeln: ehrlich und naiv. Da er gut⸗
herzig und schuͤchtern war, und oft in Gedanken
saß, mußte er oft seinen Bekannten, den anderen
Dichtern, zur Zielscheibe dienen, welches der Men⸗
schenkenner Moliere, der alsobald erkannte, was
tief in ihm wohnte, nicht leiden konnte. Er war
der einzige Dichter, welcher keine Wohlthaten von
Ludwig den Vierzehnten genoß, vermuthlich weil
er (wie Tibull in Rom) der einzige war, welcher
nicht schmeichelte. Zwey und zwanzig Jahre lebte
er bey einer Freundin. Als diese einst alle ihre
Leute verabschiedete, sagte sie: ich habe nichts zu⸗
ruͤckbehalten, als meinen Hund, meine Katze und
Lafontaine. Als er in den lezten Zuͤgen lag,
und ein Moͤnch heftig schimpfte und ihn bekehren
wollte, sprach ein Diener von Mitleid geruͤhrt:
Plag ihn nicht, den Armen! Es ist mehr Dumm⸗
beit, als Bosheit. Hieraus sieht man, welche
heilige Einfalt in diesem großen Mann, frey von
aller Eitelkeit, gewohnt hat.