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eine kurze Zeit die Einschraͤnkungen des buͤrgerlichen
Lebens erfahren hatte, ploͤtzlich vor der Thuͤre
seines Lebens stand; wo er gleich Aeschilus und
Sophokles selbst einige Zeit die Schauspielerkunst
uͤbte, um durch eigene Erfahrung die Forderung
und natuͤrlichen Gesetze derselben zu lernen. Grade,
munter, tieffuͤhlend und natuͤrlich war er in seinem
Leben wie in seinen Werken. Was er unternahm,
gelang. Seine lyrischen Gedichte, seine epischen,
Venus und Adonis, Tarquin und Lucretia,
zeigen von seiner außerordentlichen Gabe fuͤr alle
Dichtarten. 2Er hat also die dramatische Kunst
aus keinem andern Grunde vorgezogen, als weil er
glaubte, daß diese zugleich alle andern in sich fasse.
Waͤhrend mehrerer Jahre stand er dem schwieri⸗
gen Amte eines Schauspieldirektors vor. Zwar
machte er den Großen nicht den Hof, stand aber
dennoch in großem Ansehen. Auf den Wunsch
der Koͤnigin Elisabeth schrieb er seine lustigen
Werber in Windsor. Koͤnig Jakob nannte
ihn den Genius des Zeitalters. Lord Southampton
schenkte ihm einst tausend Pfund Sterling. Mit⸗
ten im Sommer seines Lebens zog er sich auf
das Land zuruͤck, und brachte seine lezten Tage
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