dluͤhend war, machte er kein Gluͤck bey dem schoͤ⸗
nen Geschlecht. Er warf dem Ariost vor, daß
seinem Werke Komposition, Charakterzeichnung
und tiefes Gefuͤhl mangele. Dadurch bekam er
er alle Bewunderer jenes Dichters auf den Hals,
und ward mit ihnen in einen langen und bittern
Federkrieg verwickelt, in dem er viel aushalten
mußte, und durch welchen er auch dahin gebracht
wurde, auf einen Augenblick an seinem eignen Genie
zu zweifeln. Bey dem Herzog von Ferrara
schrieb er sein befreyetes Jerusalem; da
stuͤrzte ihn die, obgleich aͤußerst unschuldige und
zuruͤckhaltende, Liebe zu des Herzogs Schwester
ins Elend. Diesen tragischen Vorfall hat Goethe
in seiner Tragoͤdie vortrefflich behandelt. Die
Folge jener augenblicklichen Unbesonnenheit war,
daß der Herzog! Tasso sechs Jahre lang in ein
Narrenhaus einsperren ließ, obgleich er bewies,
daß ihm bis auf jene Liebe nichts fehle. Seine lezten
Tage verlebte er in Trauer und Armuth. Um ihn
in etwas auszumuntern, hatte Cardinal Cintio
Aldobrandini auf dem Capitol zu Rom ein Fest
veranstaltet, wo Tasso mit Lorbeern bekraͤnzt wer⸗
den sollte. Allein auch diese Freude sollte er nicht