Full text: (Erstes Bändchen)

munter und geduldig finden wir ihn begabt mit 
einer herrlichen Einbildungskraft. In seiner Ju⸗ 
gend schrieb er Lustspiele; als nun sein Vater 
darüber in Zorn gerieth, weil der Sohn die Jura 
nerabsaͤumte, und ihn mit Heftigkeit zurecht sezte, 
foͤrte dieser fromm und —XX 
mit an, nicht aus Gehorsam und Sinneswandel, 
wie der Vater glaubte; nein? Ariost studierte auf⸗ 
merksam seinen Zorn, weil er gerade jezt ein Stuͤck 
in der Feder hatte, in welchem ein aufgebrachter 
zorniget Vater die Hauptrolle spielen sollte. Im 
Cardinal Hippolit von Este fand er einen 
Beschuͤtzer, der ihn uͤbrigens mehr wegen seiner an⸗ 
dern guten Eigenschaften als wegen seiner Dichter⸗ 
gaben schuͤzte. Indessen hielt es Ariost doch lange 
geduldig bey · dem Herzoge aus. Er verheirathete 
sich nie, man weiß von keiner angebeteten Gelieb⸗ 
ten, die er gehabt; dennoch hinterließ er Kinder. 
Im taͤglichen Umgang haͤtte man ihn kaum fuͤr ei⸗ 
nen Dichter gehalten, so ruhig und gewoͤhnlich war 
er. Seine leichte Phantasie sog wie eine fleißige 
Biene Honig aus den alten Maͤhrchen, und flat⸗ 
terte, dem Sommervogel gleich, absichtslos von 
Blume zu Blume.
	        
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