125
rig verwische, die einfache Schoͤnheit verderbe.
Was soll ich endlich von seinen Psalmen sagen,
in welchen sich die hoͤchste Erhebung, die groͤßte
Ergebung in die Vorsehung ausdruͤckt; entweder
singt er wie ein Held: „Eine feste Burg ist un⸗
set Gott,“ oder er flehet mit Thraͤnen und Reue
wie ein Suͤnder um Verzeihung fuͤr die mensch⸗
lichen Gebrechen.
Grade also wie er von seiner ersten Kind⸗
heit an, als Schulknabe, Student, Philosoph,
Theolog, Musiker und Dichter mit einem schoͤnen
Beyspiel vorangeht, so kann er ferner uns durch
das ganze Leben zur Nachahmung dienen, wit
moͤgen ihn als Streiter fuͤr Gott und Wahrheit,
als Glied des Staats unter seinen Mitbuͤrgern,
als Gesellschafter bey muntetem Gelag, als treuen
Gatten, oder als unwandelbaren Freund betrach⸗
ten. Vertrauungsvoll und stark wie in seiner
Zelle auf der Wartburg, faͤhrt er getrost auf der
Landstraße nach Worms. Nicht fürchtet er den
schreckenvollen Scheiterhaufen, nicht deinen blei⸗
chen Schatten, Johannes Huß! Und waͤren so
biele Teufel dort, als Ziegel auf den Daͤ⸗
chern, er wurde dennoch kommen. Etr kommt!
Rede.
7